Flamen Magnus Solis Alamariani Damian

Name: Flamen Magnus Solis Alamariani Damian aus Voranenburg

Alter: 30

Rasse: Mensch

Geburtsort: Voranenburg

Familie: Sohn von Gräfin Katharina und Graf Heinrich, Bruder von Rutger, Gerlach, Irmgard und Agnes

erlernter Beruf: Alamarpriester und engonischer Gesandter

derzeitige Tätigkeit: Alamarpriester

Beschreibung: Damian ist ein typischer Priester Alamars. Wenig kompromissbereit gegenüber Lügen, Verrat und dunklem Gezücht und ehrenhaft und ehrlich zu Freunden wie Feinden. Daneben hat er aus seiner Zeit als Senatsgesandter einiges an Erfahrung mitgenommen, was ihm auch schon gerne mal geholfen hat. Das Amt als Senatsgesandter verlor er mit der Machtergreifung Konars. Seinen Adelstitel und sein Erbrecht gab er freiwillig auf, als er seine Priesterweihe erhielt. Nach seiner Priesterweihe kämpfte er aktiv gegen Barad Konar und war einer der Priester, die mit dem Feuerschwur den Pilgerzug gründeten.

Wo er auch mit guten Freunden schon aneinandergeraten ist, zuletzt nach der Belagerung von Brega, ist seine absolute Treue zum Gesetz. Hiermit zeigt er klar, dass jede Loyalität unter Sterblichen für ihn unterhalb der Loyalität zu seinem Gott und dessen Idealen liegt.

Damian hatte es trotz Bürgerkrieg und Feindseligkeit geschafft, seinen Familie auf Seiten des Widerstands zu ziehen. Sein Tagebuch und den Brief zum Abschluss findet ihr unten. Auch der Postillenartikel ist hier zu finden.

Nach den Ereignissen um Tiefensee und dem ersten Knollenfest wurde er Flamen Magnus, Hohepriester. Der entsprechende Bericht ist ebenfalls unten zu finden.

Als Hohepriester war Damian bei vielen Ereignissen dabei. Er wurde Zeuge des Todes von Barad Konar und der Eroberung Engonias. Er löste mit den anderen Priestern offiziell den Pilgerzug auf. Er war dabei, als der schwarze Mond endgültig vernichtet wurde. Seit dem Wiedererstarken der Alamarinquisition im Jahre 262 n.J. kümmert er sich zunehmend um den internen Kampf gegen diese Fraktion. Allerdings konnte ihn das nicht an einen kurzen Besuch in Condra hindern, wo er es schaffte, einen Gesandten von Hydracor zu treffen und beinahe einen Religionskrieg zu verursachen. Zuletzt verschwand er für einige Wochen in der Nähe des Waldes von Arden. Gerüchten zufolge wurde er von Schergen des finsteren Gottes Szivar entführt und gefoltert und nur durch die Hilfe langjähriger Weggefährten befreit.

Zitate:

„Alamar in der Höhe, erhöre mich!“

„In Nomine Alamaris, nomen eius erit lux…“

„Für die Götter!“

Schriften, Briefe und Anderes

Tagebuch aus Voranenburg

29. Tag des 3. Monats, im Jahre 260 n.J.

Heute sind wir in Tiefensee angekommen. Während Kadegar seine Truppen zusammensammelt und sich auf den langen Marsch nach Brega macht, habe ich die Gelegenheit genutzt, noch einmal in mich zu gehen. An diesem uralten, gesegnetem Ort kann man sich wunderbar konzentrieren. Ich muss meine Gedanken sammeln, denn Konar wird sicher keine dummen Jungen an den Hof meines Vaters gesandt haben. Selbst wenn ich Gehör finde, so muss ich mich trotzdem im Streitgespräch mich ihnen stellen. Was also weiss ich? Was habe ich von wem erfahren? Wie sicher kann ich mir dieser Sachen sein? Ich habe von Tannjew erfahren, unter Alamars Auge, dass er Augenzeuge dabei war, wie Atorn von Hanekamp von einem Tiorsnovizen Konars umgebracht wurde. Und dass Konar davon wusste und statt der Wahrheit eine Lüge über mörderische Nekaner erzählt hat. Diese Geschichte wird gestützt durch Schriftstücke, die von einem verstorbenen Diener Konars stammen. Und von Leachim, der wohl den Menschen Konar, wie er vor seiner Wiedergeburt war, kannte. Doch kann ich mir all dessen sicher sein? Der Augenzeuge ist in der Gefangenschaft des Herzogs, die Schriftstücke in Fanada. Und Leachim ebenfalls nicht verfügbar. Also bleibt nur mein Wort über die Unterhaltung mit Tannjew, ein Mann, der angeblich seinen Vater getötet hat, eine Geschichte, die in Konarstreuen Gegenden immer noch erzählt wird. Ob das genug sein wird? Was kann ich noch bringen? Was könnte ihn überzeugen? Wird er akzeptieren, dass er Simon und damit dem Widerstand etwas schuldet, weil diese seinen Sohn wieder ins Leben zurückgeholt haben? Mit dieser Tatsache ist noch etwas Zweites verbunden: Konar ist nicht der einzige Mensch seit Jeldrik, der von den Toten zurückgekehrt ist. Was also ist sein Anspruch auf die Kaiserswürde wert? Es läuft letztlich auf Eines hinaus: Wird mein Wort als Alamarpriester und Sohn genug sein, um meinen Vater zu überzeugen? Ich hoffe ja. Ich bete zu Alamar und seinen Brüdern und Schwestern, dass es genug sein wird.

30. Tag des 3. Monats, im Jahre 260 n.J.

Ich werde in wenigen Minuten aufbrechen. Ich habe mich kurz mit Kadegar unterhalten und mit seiner Hilfe eine Möglichkeit gefunden, diese Berichte weiterzuschreiben, auch wenn ich bereits in der Burg bin. Während ich diese Zeilen schreibe, marschieren bereits Truppen aus Tiefensee, um vor Brega zu kämpfen und ein alter Jäger, den ich noch kenne, wartet ungeduldig darauf, dass wir losmarschieren. Er kennt einige Schleichwege, die schwergerüstete Lupus Umbra sicher nicht nehmen werden.

3. Tag des 4. Monats, im Jahre 260 n.J.

Nach einigen Tagen anstrengender Reise haben wir es geschafft. Auf Kadegars Spezialpapier schreibe ich diese Zeilen und sehe, wie sie langsam verblassen und hoffentlich bei ihm ankommen. Leonard wird mich nachher verlassen, aber hier kenne ich mich aus. Und hier sind auch keine reinen Patrouillen des Lupus Umbra mehr unterwegs, die Gardisten meines Vaters werden mich sicher erkennen und zu ihm bringen. Hoffentlich.

6. Tag des 4. Monats, im Jahre 260 n.J.

Ich hoffe, Kadegar und wer auch immer ihn begleitet, hat sich nicht zu sehr gesorgt. Ja, die Gardisten haben mich nicht getötet. Aber ihre Lupus Umbra-Begleiter hätten es beinahe getan. Zum Glück hat man mir meine Sachen gelassen, nachdem ich versprochen habe, nicht zu flüchten, ehe mein Vater über mich gerichtet hat. Deswegen kann ich nun wieder schreiben. Meine kleine Schwester Agnes war heute morgen hier. Offensichtlich ist die ganze Familie gerade in der Burg, sogar Irmgard mit ihrem Mann, einem Offizier und Ritter in Konars Diensten. Das wird ja ein lustiges Zusammentreffen. Ich höre gerade meine Mutter mit der Wache diskutieren! Meine Mutter war da. Mein Vater hat verkündet, dass er übermorgen mit mir reden will. Aber er wird morgen abend vorbeikommen und will erst privat mit mir reden. Sie hat geweint. Offensichtlich hat dieser schleimige Bastard von einem Schwager bereits verkündet, dass der ‚Kaiser‘ meinen Kopf will und jeder kaisertreue Bürger dem nachkommt. Dieser Bursche soll sich in Acht nehmen. Ich habe immer noch einiges an Kampfeslust in mir.

8. Tag des 4. Monats, im Jahre 260 n.J.

Das erste Treffen vor dem versammelten Hof lief nicht gut. Viel zu viele Lupus Umbra und mein Vater hat offensichtlich Drohungen erhalten. Anders kann ich mir sein verkniffenes Gesicht nicht erklären. Am Abend vorher war er zwar kurz angebunden, so hatte er mich ja auch jahrelang nicht gesehen, aber er schien meinen Argumenten gegenüber zuträglich zu sein. Ich konnte meine Anschuldigungen nicht vorbringen, sondern musste mich gegen eine Reihe von Anklagen selber wehren. Haltlos und nicht zutreffend, aber zum Teil sehr verletzend. Besonders getroffen hat mich der Teil, wo mir vorgeworfen wird, ich hätte Simons Knappin geschändet. Offensichtlich sah man aber meine Wut, denn mein Vater beeilte sich sehr, danach die Audienz zu beenden.

9. Tag des 4. Monats, im Jahre 260 n.J.

Es wird interessant. Mein Bruder Rutger, Erbe meines Vaters, war eben hier. Offensichtlich hat mein Schwager sich laut gefragt, warum mein Vater noch nicht meine Hinrichtung beschlossen hat. Mein Vater hat daraufhin einen Tobsuchtsanfall bekommen und ihn ob seiner Unverschämtheit mitsamt aller Lupus Umbra der Burg verwiesen. Ich hoffe nur, er bereut es nicht.

Alamar hat mir ein Wunder geschenkt, anders kann ich es nicht ausdrücken. Mein Vater gab heute abend noch ein Bankett. Vorgeblich, um eine Entschuldigung auszusprechen, darum waren die Offiziere des Lupus Umbra eingeladen. Aber gleichzeitig hatte man mir ein Bad und gereinigte Kleidung zur Verfügung gestellt und der alte Flamen meines Vaters hat mich gebeten, mit ihm zusammen den Segen über das Bankett zu sprechen. Danach saß ich dann an dem Platz, der mir als Grafensohn gebührt, näher an meinem Vater als mein vermaldeiter Schwager. Merkwürdigerweise fehlte mein Bruder Gerlach. Die Stimmung war dementsprechend eisig. Nach dem Bankett verkündete mein Vater, dass morgen die nächste Anhörung stattfindet. Natürlich würde er dafür wieder den Lupus Umbra einladen.

10. Tag des 4. Monats, im Jahre 260 n.J.

Ich habe Angst um meine Familie. Ich habe heute nacht gesehen, wie mein Bruder einen grossen Trupp Waffenmänner in die Burg führte. Meine Schwestern und meine Mutter sind krank, sagte mir der Wachmann, sie haben sich ins Turmgemach zurückgezogen. Wenn ich gleich die grosse Halle betrete, werde ich, so bin ich mir fast sicher, meine Brüder und meinen Vater in Rüstung sehen. Ich habe eben um Alamars Segen gebetet. In meiner Hand halte ich die Gebetsrollen für Alamars Feuer. Und in der anderen Hand mein Gebetsbuch und Rollen für eine Heilung in Alamars Namen. Ich rechne mit dem Schlimmsten. Ich weiss nicht, ob ich den heutigen Tag überlebe. Meine Gedanken sind bei Alamar. Und bei einer jungen Frau. Für Alamar und Jeldrik!

Der Brief aus Voranenburg

Hochverehrte Freunde und Weggefährten!

Wie ihr seht, bin ich in der Lage, euch einen Brief zu schreiben und mir sicher zu sein, dass er ankommt. Ich bin mir sicher, dass Kadegar euch mein Reisetagebuch überbracht habt und ihr wisst, wie es in Voranenburg bis heute morgen aussah. Nun, die Lage hat sich verändert. Ich versuche es euch, minutiös darzustellen.

Ich wurde nur wenige Minuten nach meinem letzten Eintrag auf Kadegars Papier zu meinem Vater gebracht. Ich stand in der grossen Halle der uralten, noch aus vorjeldrikischer Zeit stammenden Grafenburg. Mein Vater stand vor seinem Thron, hinter diesem die Banner von Voranenburg, Hanekamp und des Lupus Umbra. Wie befürchtet war er und meine Brüder, die links und rechts von ihm standen, in vollem Harnisch und bewaffnet. Vornehm zurück hielten sich drei Knappen, die ihre Schilde bereit hielten. Mein Schwager Georg war aber auch nicht alleine gekommen, seine Adjutanten waren bei ihm und alle gerüstet. Die Spannung, die in der Luft lag, war fühlbar.

An die genauen Worte meines Vaters kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiss nur noch, dass er lange über die Pflichten eines jeden Lehnsherren sprach, über die Pflicht eines Vasallen und über die Pflicht des Adels allgemein. Unruhe machte sich unter den Lupus Umbra breit, denn immer wieder kam mein Vater auf Alamar zurück und nicht auf Tior. Der entscheidende Moment war, als er ein kleines Zeichen gab und hinter ihm die Banner von Hanekamp und Konar fielen. Noch bevor sie auf den Boden fielen, erschienen überall auf der Galerie Armbrustschützen und zielten auf den Lupus Umbra. An die folgenden Worte kann ich mich noch sehr genau erinnern: ‚Das Zeugnis des Flamen Solis Almariani Damian aus Voranenburg sei uns genug. Konar hat seine Pflichten als Lehnsherr aufs Schändlichste verletzt und nichts und niemand kann das wiedergutmachen als die Götter selbst. Hiermit erklärt das Haus von Voranenburg, seit vorjeldrikischer Zeit Lehnsherr der gesamten Grafschaft Voranenburg, dass es Waffen aufnimmt gegen Barad Konar, Fürst von Middenfelz und Baron von Salmar. Wir eklären seinen Herrschaftsanspruch als Kaiser für ungültig. Alle Verpflichtungen gegenüber unserem Lehnsherr, dem Herzog von Hanekamp, werden ruhen, bis dieser nicht mehr der falschen Flagge folgt. Alle Truppen des Fürsten Konar haben binnen eines Tages unsere Grafschaft zu verlassen, tun sie es nicht, sind sie des Todes. Des weiteren erklären wir die Hochzeit zwischen unserer Tochter Irmgard und dem Ritter des Lupus Umbra Georg für ungültig, da sie unter Zwang geschah und nur den unlauteren Zweck einer Geiselnahme hatte.‘

Der Tumult, der nun losbrach, war ohrenbetäubend und die Wut der Lupus Umbra mehr als deutlich. Aber sie mussten gewusst haben, sie keine Chance hätten. Auch ihrem Anführer muss das klargewesen sein. Um so überraschender für uns alle war es, als sie wie Wahnsinnige auf mich und meine Familie losstürmten. Sofort wurden sie von Bolzen eingedeckt und Georg warf ich mit Alamars Feuer zu Boden. Aber genügend kamen durch und mein Vater und meine Brüder stellten sich ihnen. Als ein Lupus Umbra zu Boden fiel, nahm ich mir sein Schwert und warf mich in den Gegner und stritt Seite an Seite mit meinen Brüdern, ein Gefühl, was ich schon glaubte, nie mehr erleben zu können. Letztlich haben wir gesiegt. Einer meiner Brüder liegt noch darnieder auf dem Krankenbett, er wird wohl seinen Schildarm verlieren. Meinen Vater musste ich heilen und es war mehr als knapp. Mein ehemaliger Schwager aber hat seine Strafe erhalten. Er wird in Ketten im Verlies gehalten, als Unterpfand für die Königin. Und seine Soldaten und Knechte sind lieber geflüchtet, als denselben tiorschen Fanatismus zu zeigen. Mein Vater hatte schon vorher Boten ausgeschickt, die unseren Truppen im Norden und in Ahrnburg Bescheid geben sollen. Rutger wird sich nach Donnerheim bringen lassen, notfalls unter irgendeinem Vorwand, um der Königin unsere Entscheidung zu unterbringen und ihr mitzuteilen, dass wir bis zur Erneuerung des Lehnseides an den Herzog ihr zur Verfügung stehen.

Ich selbst werde in wenigen Tagen nach Fanda aufbrechen. Ich denke, ich werde dort nicht mehr rechtzeitig zu den Feierlichkeiten ankommen, muss ich doch an Brega und Uld vorbei. Euch schicke ich diesen Brief über Ahrnburg und dann weiter per Kurier, je nachdem ob ihr noch vor eurem Ziel seid oder irgendwo sonst in Fanada. In Kopien an Robert, Simon, Kadegar, Sasha, Hegen. Verbreitet die frohe Kunde: Voranenburg ist wieder frei!

In Alamars Namen und unter seinem Schutz, Flamen Solis Alamariani Damian aus Voranenburg, Sohn des Grafen von Voranenburg

Der Postillenartikel über die Befreiung Voranenburgs

Verräter oder ehrenhafter Mann? – Eine kritische Betrachtung des Grafen Heinrich von Voranenburg

Wie unsere Leser ja sicher schon mehrfach gehört haben, ist die Grafschaft Voranenburg ungefähr zur selben Zeit wie Brega von den Truppen des unsäglichen Unterdrückers Barad Konar befreit wurden. Während aber diese Befreiung in Brega – trotz des Opfers der Reichsgarde – nur unter hohen Verlusten in der Zivilbevölkerung gelang, fiel Voranenburg nahezu widerstandslos an die jeldrikstreuen Kräfte. So mancher mag den Bericht des Alamarpriesters und Grafensohnes Damian gehört haben, in dem er von seiner besonderen Rolle spricht. Nun, auch wenn ein Flamen Solis Alamariani gemeinhin nicht lügt, so wird seine Sicht der Dinge doch eher auf den klerikalen Aspekt gelenkt sein. Die politische Wahrheit sieht sicherlich anders aus. Wie jeder gute Tangarianer weiss, gibt es immer eine politisch-wirtschaftliche Seite, die für uns, dem Erdboden verhafteten Menschen, deutlich interessanter und relevanter ist als die geistig in anderen Sphären wurzelnde Sichtweise der Priester. Zuallererst einmal ist die Verflechtung der unseligen Lehensschaft in Caldrien zu betrachten. Dem geneigten Leser aus Tangara mag dieses Machwerk als überkommen erscheinen, aber unsere Nachbarn und Freunde legen auf ihre Tradition sehr viel Wert. Einem Flamen Damian zuhörend mag man glauben, dass sein Vater seine Lehenstreue nicht gebrochen hat, sondern dessen Lehensherr schon bereits vorher den Bruch herbeiführte. Ein juristischer Winkelzug, für den man auch hier in Fanada den guten Graf Heinrich bewundert! Aber man sollte nicht vergessen, dass hinter dem ‚einfachen‘ Flamen Damian eine grosse Macht steht. So ist bekanntermassen ebenjener Damian gut freund mit einem Herrn Simon de Bourvis, einem Ritter, der von Seiten der Königin oft als Bote benutzt wird. Auch eine Freundschaft zu einer Rebellengruppe in der Grafschaft seines Vaters ist nicht unbekannt. Politisch gesehen ist auch ein nicht unbeträchtliches Kapital aus der Behauptung zu schlagen, dass ebenjener Simon de Bourvis ebenjenen Grafensohn aus dem Jenseits zurückgeholt hat. Zu beweisen ist diese Behauptung natürlich nicht. Alles in Allem stand der Graf unter einem hohen Druck und man muss ihn zu seiner politischen Weitsicht gratulieren, dass er sich, allen Anzeichen zum Trotz, auf die Seite geschlagen hat, die nun scheinbar neuen Elan gewonnen hat. Wirtschaftlich gesehen ist der Schachzug des Grafen Heinrich ebenfalls brilliant. Im Gegensatz zu Ahrnburg stand er nicht unter Belagerung und hat daher abgesehen von der Umgebung von Tiefensee keinerlei Plünderungen oder Hungersnöte erlitten. So mancher Ritter mag gestorben sein an der Droor und auch aus Engonia sind sicher einige Forderungen an ihn herangetragen worden. Aber im Grossen und Ganzen steht Voranenburg gut da. Und jetzt, wo die Rückeroberung beginnt und sich der Pilgerzug durch die konarschen Länder bewegt, jetzt ist Voranenburg plötzlich auf unserer Seite? Des Grafen Ritter kampferprobt und seine Lagerhäuser voll? Na, wenn das nicht bewunderswert klug war! Aus dem Berichte des Flamen Damian ist zu lesen, dass die Forderungen der Lupus Umbra am Hofe seines Vaters impertinent waren. Das in die Gerichtsbarkeit seines Vaters eingegriffen wurde. Jedem Leser mag auffallen, dass solche Forderungen gemeinhin typisch sind für einen Herrscher, der unter Druck geraten ist. Jetzt sieht ein hochintelligenter, geschickter Mann diesen Druck und plötzlich kommt sein Sohn mit wilden Geschichten über Atorn von Hanekamp und mit noch wilderen Forderungen. Aber gleichzeitig mit der Lösung. Man entzieht sich dem Druck des aktuellen Herrschers, wird mit offenen Armen im gegnerischen Lager begrüsst, vermeidet Plünderung und Brandschatzen. Das Ganze kann man noch erklären mit einer Erleuchtung durch die Götter und erscheint also als frommer, gerechter Mann. Wer von uns hätte nicht so gehandelt? Um also den Titel wieder aufzugreifen: Keine der beiden Beschreibungen wird dem Grafen Heinrich von Voranenburg gerecht. Er ist ein Mann, der mit den besten Händlern auf einer Stufe stehen kann, ein intelligenter, scharfsinniger Herrscher. Ein Mann, der sich nicht zu fein ist, die Naivität seines Sohnes auszunutzen und sich auf die Gewinnerseite schlägt. Nach Meinung dieses Autors bleibt also nur zu sagen: Bravo, Graf Heinrich! Adelig mögt ihr von Geburt an sein, aber Händler seid ihr vom Herzen her!

Bericht über die Weihe zum Flamen Magnus

Damian wachte in dem kleinen Zimmer auf, dass er in der Nähe des halb wieder aufgebauten Alamartempels gemietet hatte. Draussen herrschte noch Dämmerung und er gähnte. Diese kurzen Nächte, die solche Abende wie der gestrige gebaren, waren im Winter wirklich besser zu ertragen. Als er zur Waschschüssel griff, kam ihm die Erinnerung an einen angenehmen Traum des Nachts, an den er sich nur schemenhaft erinnern konnte. Er spritzte sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht und zog sich an, um sein Morgengeben zu halten, in einem festen Tempel. Eine Gnade, die ihn in letzter Zeit nur selten ereilte.

Im Tempel wachte Flamen Gerion, Vorsteher des Breganer Alamartempels auf. Im Gegensatz zu seinem Glaubensbruder Damian war er deutlich hektischer in seinen Bewegungen und sein lauter Ruf weckte den Novizen in der nächsten Kammer. Er liess sich in aller Eile ankleiden und schickte dann den Novizen, den Hauptraum vorzubereiten, als ob ein hoher Würdenträger empfangen werden sollte. Danach liess er die übrigen Flamines rufen und berichtete ihnen von der Botschaft, die Alamar ihm geschickt hatte.

In der Küche des Hauses, dass Damian beherbergte, war die Witwe bereits aufgestanden und hatte dem Flamen ein kleines Frühstück bereitgestellt. Sie war stolz drauf, dass ein solch bekannter und hochgestellter Mann bei ihr untergekommen war und nahm das Silberstück Damians mit Freuden an. Damian dankte ihr herzlich und aß und trank mit Genuss. In einem festen Bett zu schlafen und in einer warmen und bequemen Küche zu essen war ein Luxus, den es im Pilgerzug noch nicht einmal für die Imperatorin gab.

Die Novizen des Tempels waren inzwischen in hellster Aufregung. Gerüchte hatten sich im gesamten Haus verbreitet und hinter vorgehaltener Hand flüsterte man darüber, was denn der Grund für die Hektik war. Unter dem strengen Blick der Flamines wurden Kultgegenstände noch schnell poliert und die Tempelgardisten inspiziert. Schliesslich trat Flamen Gerion vor die versammelten Tempelmitglieder und berichtete auch ihnen von dem besonderen Ereignis des heutigen Tages.

Während bereits die ersten Breganer auf den Strassen waren, noch vor dem ersten Sonnenstrahl, wanderte Damian in Gedanken versunken zum Alamartempel. Ihn ließ der Traum nicht los, den er gehabt hatte und er bekam das Gefühl, dass die Erinnerungsfetzen dichter wurden. Kurz bevor die Sonne den Horizont berührte, bog er um die Ecke und sah den Alamartempel. Irritiert sah er die gerade hereinwuselnden Novizen und die strammstehenden Tempelgardisten. Sehr viel Aufregung für die frühe Stunde, dachte er sich.

Flamen Gerion, die übrigen Flamines hinter ihm aufgestellt und dahinter die Novizen des Breganer Tempels standen aufgereiht im Hauptraum, als draussen ein zackiges Stiefelknallen zu hören war und die Türflügel durch die Gardisten geöffnet wurden. Herein trat Flamen Solis Alamariani Damian und ein Raunen ging durch die Menge.

Damian trat durch die Flügel, noch stärker irritiert durch das Verhalten der Gardisten und betrat den grossen, bereits reparierten Hauptraum des Breganer Alamartempels. Dort sah er die aufgereihten Flamines und auf seinem Gesicht zeigte sich für einen Moment offene Verwunderung. In diesem Moment trafen die ersten Sonnenstrahlen auf die grosse Alamarstele in der Mitte des Raumes und die geweihten Kristalle verteilten das Licht im gesamten Raum. Und gleichzeitig verflog der Schatten in Damians Geist und mit unglaublicher Klarheit konnte er sich an seinen Traum erinnern.

Die Tempelangehörigen sahen Damians verwundertes Gesicht und als das Licht in den Tempel fiel, stimmten sie im vielstimmigen Choral das Lied zur Begrüssung des Morgens an. Als Damian auf die Knie fiel und mit voller Stimme anfing, Alamar zu danken, erfüllte dieses wechselseitige Gebet den gesamten Raum mit einer wohltönenden Lobpreisung des mächtigen Herrn Alamars.

Als der Choral verebbte, trat Flamen Gerion nach vorne und sprach mit einer wohltönenden, durch lange Jahre des Gesangs geformte Stimme: „Sehet, ihr Diener Alamars! Sehet, die ihr ihm euer Leben weiht! Sehet und seid Zeugen! Vor ihm kniet sein Diener Damian! Vor ihm fällt nieder dieser Flamen Solis Alamariani! Vor ihm beugt dieser Mann sein Haupt! Und Alamars Gnade erhebt ihn! Und Alamars Licht erfüllt ihn! Und Alamars Glanz krönt ihn! Alle mögen es sehen und bezeugen, dass er nun ist Flamen Magnus Solis Alamariani Damian! Preiset den Herrn Alamar! Alamar in der Höhe, wir preisen dich! Alamar in der Höhe, wir preisen dich! Alamar in der Höhe, gewaltiger Herr, wir preisen dich!“

Wie durch einen Schleier sah Damian, wie Gerion zu sprechen anhob und wie durch Wolle hörte er dessen Stimme. Doch alles war umgeben vom Lichte Alamars und dem tosenden Lied seiner Macht. Er spürte, wie Alamars Hand ihn berührte und in seinem Innersten sein Herz berührte. Er fühlte den herrlichen Glanz der Sonne in seinem Inneren und erhob die Stimme, um mit Gerion seinen Gott Alamar zu lobpreisen.

Und im Lichte der aufgehenden Sonne wurde Damian neu geboren im Schein Alamrs und neu gesegnet durch die Hand seines Gottes. Und als er die Flamines und Novizen durch das Morgengebet führte, war die Anwesenheit Alamars im gesamten Tempel zu spüren.

Damian blieb noch bis zum nächsten Tag im Tempel und leitete noch die übrigen Zeremonien des Tages, um dann einen Tag später als geplant zurück zum Pilgerzug zu reisen. Den Tag über kamen viele Breganer in den Tempel, die von dem Segen Alamars gehört hatten. So mancher Breganer fasste aufgrund der hoffnungsvollen Worte Damians wieder Vertrauen in die Gnade der Götter und mehr als einem verzweifeltem, durch die Ereignisse zutief getroffenem, Bürger der Stadt wurde wieder froh ums Herz.

Als Damian Brega verließ und sich zurück zum Pilgerzug aufmachte, war sein Schritt beschwingt und froh. Er freute sich bereits auf die Rückkehr und sogar die Aussicht auf die lange Belagerung konnte sein Herz nicht trüben, denn nun würde der letzte Zweifel über die Frage verfliegen, auf wessen Seite die Götter denn nun stünden.

Offizielle Stellungnahme des Tempels zur Weihe in der Postille

Offizielle Stellungnahme des Alamartempels

Kurz nach dem Knollenfest erreichte uns eine Schrift des Alamartempels, die wir hier ungekürzt abdrücken: „Ihr Söhne und Töchter des Herren Alamar und aller Götter! Hiermit wollen wir ein freudiges Ereignis kundtun: Die Sonne selbst hat auf den Breganer Tempel geschienen und dort den Diener Alamars Damian erleuchtet. Nach Prüfung der Ereignisse sei Folgendes kundgetan: Flamen Solis Alamariani Damian bekämpfte nur kurze Zeit vorher in der Nähe des Ortes Tiefensee Kultisten und Priester des Szivar. Dabei trat er im Einzelkampf gegen eine Priesterin des finsteren Gottes an, die sich so sehr der Dunkelheit hingegeben hatte, dass sie schon nicht mehr menschlich zu nennen war und einem gewöhnlichen Manne weit überlegen war. Er rief den Herrn des Lichtes an und dieser gewährte ihm den Sieg und zeigte dies mit einem gewaltigen Lichte, das in der bereits eingebrochenen Nacht weithin sichtbar war. Dieses Wunder ist ein wichtiges Zeichen Alamars. Zusätzlich prüfte er die Seele und Hingabe des Flamen Damian in aller Gründlichkeit und befand ihn für würdig. Und so freuen wir uns, unserem Bruder zu gratulieren. Alamar gewährte ihm ein Wunder, Alamar prüfte ihn und Alamar erleuchtete ihn und so soll er fürderhin Flamen Magnus Solis Alamariani Damian genannt werden!

Geschrieben von Flamen Gerion, Vorsteher des Breganer Tempels, Flamen Ildien, Vorsteher des Fanader Tempels, Flamen Magnus Henus, Vorsteher des Tempels zu Barbury“

Zur Information für den geneigten Leser: Flamen Magnus ist ein seltener Titel, der mächtigen und verdienten Alamargeweihten zusteht.