Die freie Stadt Uld

Die Stadt Uld ist eine der kleineren Städte Tangaras und liegt nah am Rande des berüchtigten Wald von Arden. Der herrschende Bürgermeister von Uld gilt als der skrupelloseste Bürgermeister im Fünfstädtebund. In Uld gibt es keine selbstständigen Handwerker, Händler und Gilden, denn jeder Bürger muss sich einem der bestehenden Häuser von Uld anschließen. So kommt es auch, dass sich die Häuser um die besten Handwerker, Händler und Gelehrten mit allen erdenklichen Mitteln streiten. Über die Generationen hat es sich etabliert, dass einige Häuser nun Monopole auf bestimmte Berufszweige besitzen, z.B. gehören alle Tuchmacher und Färber dem ersten Haus von Uld an.

Uld hat keine nennenswerten Rohstoffe in der Nähe und niemand käme auf den Gedanken, Holzfäller in den Wald von Arden zu schicken. Der Boden in der näheren Umgebung von Uld gibt nicht viel her, weshalb hier überwiegend Viehzucht betrieben wird und Uld abhängig von Kornlieferungen ist. Auch diese Höfe gehören überwiegend schon den Handelshäusern von Uld.

Eine Besonderheit in Uld ist es, dass es keine Markplätze gibt. Jeglicher Handel muss innerhalb eines Hauses abgeschlossen werden, was wohl einer der Gründe ist, weshalb man den Händlern von Uls Geheimniskrämerei und Verschlagenheit nachsagt. Zwischen den Häusern Ulds gibt es wichtige und geheime Regeln, die das Miteinander und den Handel bestimmen. Nichteingeweihten sind diese Regeln nicht bekannt, doch die Häuser Ulds meinen es sehr ernst damit. Schon manches Haus wurde für eine Übertretung dieser Regeln schwer bestraft, einige auch vollkommen ausgelöscht.

Uld vor der Blutnacht

Uld ist seit zwei Jahren vom Lupus Umbra besetzt, aber es hat erst einmal ein „Fest von Licht und Schatten“ gegeben. Dieses sog. „Fest von Licht und Schatten“ ist eine magische Nacht, einem Samhain, Halloween, Beltane oder Hexennacht Fest nicht unähnlich. Es wird gesagt an diesem Feiertag wird die Grenze zwischen den Welten durchlässig und die Geister der Toten würden zu uns reden.
Fakt ist, dass das letzte Fest trotz großer Proteste verboten wurde. Die Besatzer des Lupus Umbra fürchteten (teilweise zurecht) die Einflüsse von dunkler Magie, Dämonen usw. an diesem Tage. Doch durch das Verbot ist es noch schlimmer geworden, als es eh schon war. Es gab Aufstände und die zahlreichen privaten Feierlichkeiten endeten meist in Alkohol- und sonstigen drogengegeschwängerten Auseinandersetzungen mit der Obrigkeit. Die blutige Bilanz war ein halbes Duzend toter Soldaten, mehrere Duzend toter Bürger und mehr blutige Nasen und Verletzungen als irgendjemand zählen konnte.
Dieses Jahr steht pünktlich zum „Fest von Licht und Schatten“ auch noch eine Belagerung ins Haus. Die Truppen des Engonischen Widerstandes marschieren auf die Stadt und die Soldaten des Lupus Umbra haben sich zur Belagerung bereit gemacht. Diesmal will der Kommandant das Fest nicht verbieten, weil er keinen Aufruhr in der Stadt gebrauchen kann und sich mit dieser Geste der Verbrüderung die Unterstützung der Ulder Bevölkerung in der kommenden Belagerung sichern will.

Die Häuser


  • Zwei Häuser waren–gleich an Würdigkeit–
    Hier in Verona, wo die Handlung steckt,
    Durch alten Groll zu neuem Kampf bereit,
    Wo Bürgerblut die Bürgerhand befleckt.

Aus Romeo & Julia


  • 1.) Haus Monteleone: Das Haus Monteleone ist das erste, wichtigste und mächtigste der Häuser von Uld. Sie halten durch die Seidenproduktion, Weberei und Färbung ihre Position und bauen sie kontinuierlich weiter aus. Sie haben vor 40 Jahren das nun letzte Haus von der erlauchten ersten Position gestoßen und behaupten diese seit ehedem.

Sie gelten innerhalb von Uld als geradezu machtbesessen und gierig, was vorallem aus der Zeit herrührt, in der sie sich skrupellos an die Spitze der Hierarchie gebracht haben. Eigentlich ist das gar nicht mehr so wahr und die neue Generation, die in dem Komfort und der Sicherheit der ersten Position aufwuchs, legt mehr Wert darauf ein würdevolles herrschaftliches Bild zu vermitteln. Sie stehen am offensivsten dem Besatzer der Stadt, dem Lupus Umbra, gegenüber, da sie (zurecht) um ihre Machtposition fürchten. Dennoch wissen sie, dass Aktionen, die auf sie zurückfallen oder gar offener Widerstand gegenüber der Militärmacht direkt zum Scheitern verurteilt wären.

  • 2.) Das Haus Falcone: Das Haus Falcone ist gut und solide aufgestellt und sie verdienen ihr Geld hauptsächlich mit dem Herstellen und Benutzen von Farben und Parfüms. Sie haben ein Faible für bunte Gegenstände und Kleidung, was sich auch in ihrer Hausfarbe, dem Rot widerspiegelt. Sie sind alle eher vergnügliche Zeitgenossen, aber trotzdem fest entschlossen ihre Stadt zu retten.

Das Haus Falcone mischt sich selten in die hohe Politik der Stadt ein und die Mitglieder genießen ihr Leben. Dennoch wäre ein solches Verhalten in Uld direkt zum Tode verdammt, wenn es nicht ein paar wenige im Haus geben würde, die alle Hebel in Bewegung setzen würden um das Haus an seiner Stelle zu halten. Diese Wenigen und die bedingungslose Loyalität der restlichen zu ihrem Haus und den wenigen Führern ist es zu verdanken, dass sie heute noch dort sind, wo sie schon immer waren, denn wahre Loyalität ist in Uld ein seltenes Gut.
Die Mitglieder des Hauses Falcone haben sich mit den Besatzern dem Lupus Umbra arrangiert und wirken so als Pol der Stabilität in der Stadt. Sie haben durch die Besatzung zwar ein wenig an Freiheit verloren, aber auch Sicherheit gewonnen, was eigentlich ganz in ihrem Interesse liegt.

  • 3.) Das Haus Binomi: Haus Binomi war bis vor 40 Jahren das erste und wichtigste Haus der Stadt, bis es von Haus Monteleone vom Thron gestoßen wurde. Der Fall war hart und tief und es hat lange Zeit gedauert, bis sie sich langsam Schritt für Schritt wieder zu der Position hocharbeiten konnten, die sie heute inne haben. Traditionell wird der Bürgermeister von Uld vom 9nt stärksten Haus gestellt, was ihnen momentan, da sie sich an neunter Stelle befinden einen guten Vorsprung einräumt.

Ein paar wenige vermissen noch den Glanz und die Glorie, die sie als erstes Haus am Platze hatten, aber die meisten haben sich mit der rauen Realität am Fuße der Hackordnung arrangiert. Einige arbeiten härter, skrupelloser und willensstärker als je daran wieder nach Oben zu kommen, während andere dagegen schon resigniert und sich mit der neuen Realität abgefunden haben und versuchen einfach nur zu überleben.
Die Skrupellosen paktieren mit dem Lupus Umbra, spielen ihnen Informationen über die Monteleones in die Finger und bedienen sich diesem neuen Verbündeten um endlich ihre Rache zu bekommen.

  • Die Lupus Umbra: Die Lupus Umbra sind nun seit gut zwei Jahren in Uld stationiert und sie haben sich gut etabliert. Der Kommandant steht auf gutem Fuße mit dem Bürgermeister und man hat ein gutes Auskommen. Dieses gute Leben hätte lange so weitergehen können, wäre nicht der Widerstand kurz vor seinem Ende plötzlich wieder erstarkt. Nun muss man tatsächlich wieder kämpfen und den Pakt mit Uld auf ihre erste Probe stellen. Die Lupus Umbra versuchen auf jeden Fall Vorkommnisse, wie bei der Blutnacht im letzten Jahr zu vermeiden und sich mit den Bürgern zu arrangieren und mit ihnen konstruktiv zusammen zu arbeiten.

Sie wissen, dass viele Bewohner, wie z.B. das Haus Monteleone nicht wirklich auf ihrer Seite steht und sie sich auf dünnem Eis bewegen, aber um eine Belagerung nicht drumherumkommen. Die Stadt aufzugeben ist keine Option.

Die Etikette von Uld

Uld ist eine Händlerstadt. Ihr Wohlstand gründet sich auf den Handel und Weiterverarbeitung von Wahren. Webereien, Färbereien, Schneidereien, Pafümöre, Alchemisten, Feinschmiede, Gerber und Kürschnerer bestimmen das Bild der Stadt.
Regiert wird die Stadt, wie alle anderen Städte Tangaras auch von einem Bürgermeister und einem Stadtrat. Wie dieser bestimmt wird ist jedoch in Uld recht speziell. Alle Bürger sind in Häusern organisiert. Die meisten Mitglieder sind untereinander mindestens wage verwandt, aber auch Angestellte und Personal gehören mit zum Haushalt und damit zum Haus. In Uld gibt es nur sehr wenige Personen, die nicht zu einem Haus gehören und diese führen das Leben von Aussetzigen und Ausgestoßenen.
Es herrscht ein reger Konkurrenzkampf zwischen den Häusern. Wandernde Handwerker, die sich niederlassen wollen werden umgarnt, bestochen oder bedroht, damit sie sich einem Haus anschließen und es dadurch stärken. Anders, als in anderen Tangarianischen Städten sind die Häuser nach einer strengen Hierarchie, ihrer Macht entsprechend, aufgelistet. Die neun mächtigsten Häuser stellen jeweils einen Abgesandten für den Stadtrat und das neunte Haus stellt den Bürgermeister. Machtkämpfte unter den Häusern um ihre Position auf dieser Leiter sind an der Tagesordnung und werden von der Gesellschaft unterstützt und gefördert.

Gleichzeitig ist der Umgang der Häuser untereinander strengen Richtlinien und Gepflogenheiten unterworfen. Eine zwanglose Kommunikation oder gar Freundschaft zwischen Angehörigen verschiedenen Häuser ist nicht gewollt und absolut verboten. Für Handelsbeziehungen, geschäftliche Gespräche, temporäre Allianzen usw. gibt es Verhaltensrichtlinien, die zum Teil schon fast die Dimension ausgewachsener Rituale annehmen. Temporäre Allianzen werden oft mit einer Heirat besiegelt um frisches Blut in die Familien zu bringen, aber seltenst halten Allianzen länger als ein paar Monate, oder ein Jahr.

Abseits ihrer eigenen Regeln ist Uld recht tolerant, was das kokketieren oder brechen von Allgemeinen Anstands- oder Verhaltensregeln angeht, solange es bewusst gemacht wird. Eine Frau in Männerkleidung oder ein Mann im Kleid, eine uneheliche, oder gleichgeschlechtliche Beziehung wird zwar Aufsehen erregen und man wird sich das Maul darüber zerreißen, aber ernsthafte Konsequenzen haben solche Verhaltensweisen in der Regel nicht zur Folge.

Der übernatürliche Schiedsrichter

Das Leben in Uld wird sehr stark durch den finstren Wald von Arden und dessen Dunklen Herren bestimmt. Szivar ist der Gott der Dunkelheit und des Bösen und er herrscht über den Wald von Arden, ein großes, fast kreisrundes Waldgebiet, dass an Uld grenzt. Wenige würden offen diesen Gott anbeten oder ihn um Hilfe bitten, denn seine Praktiken sind zum Gründen und aufrechterhalten einer Gesellschaft hochgradig schädlich. Trotzdem fürchtet man ihn (zurecht) und muss sich irgendwie mit ihm arrangieren. Das System der Häuser und Bürgermeister wird von ihm unterstützt und am Rathaus findet man eine große Uhr, die der dunkle Herr selbst gemacht haben soll und die jederzeit den Status der einzelnen Häuser auf übernatürliche Weise anzeigt.
So befinden sich alle Bürger stets auf einer Gradwanderung zwischen Angst, Furcht, Ablehnung, Anziehung und Anbetung oder Zusammenarbeit mit dem Wald von Arden und dem großen Täuscher.

Ein gutes Beispielt dafür, wie diese übernatürlichen Dinge zwar nicht ins Alltagsleben eingreifen, aber immer unterschwellig präsent sind ist das Fest von Licht & Schatten. Das Fest ist ein normales Fest für und mit normalen Menschen, wie ein großer Karneval. Trotzdem greifen gerade an dieser Nacht die dunklen Finger nach Uld und jeder Bürger findet sich seltsam fasziniert von der Dunkelheit und gleichzeitig abgestoßen vor den zerstörerischen Elementen, die in den Schatten lungern.
Ähnlich einer Hexennnacht werden diese dunklen Elemente eingeladen und herbeigesehnt und gleichzeitig gefürchtet.