Krieg in Andarra

 

Die Belagerung Caer Conways

 

Die Führung in Caer Conway

  • Tannjew von Norngard, Lordprotektor und Wojwode von Andarra
  • Robert McManahugh, rechte Hand des Wojwoden und Feldmarschall der Truppen
  • Jelena Jakovljeva, Kämmerin des Lordprotektors

 

Weitere Mitglieder des Rates:

  • Drei Kommandanten der Reichsgarde: Stephanus, Jereos und Darian (Andarra, Caldrien und Silvanaja?)
  • Die Andarranischen Ris (Ri = Stammesfürst):
    • Delwyn, Ri der Torana
    • Fryderyk, Ri der Kogar
    • Korryan, Ri der Skaldir
    • Zolthan, Ri der Majaren
    • Gawain, Ri der Bergonen
  • Temporär: Sir Gregory of Dragon’s Deep aus Lodrien

 

 

 

 

Ereignisse im Laufe der Bürgerkrieges in Andarra

Die folgenden Texte sind aus dem Forum zusammen kopiert und in eine chronologische Reihenfolge gebracht worden. Teilweise habe ich irrelevante Passagen gestrichen oder erläuterende Ergänzungen vorgenommen. Es besteht keine Garantie auf Vollständigkeit, da die Postings teilweise mit in-time Datum versehen, aber über die verschiedensten Threads verteilt waren.

 

Tangara Postille – Extrablatt vom 5. Tag des 6. Mondes 256 n.J.

 

Tannjew von Wiesenquell ein Vatermörder!

Tannjew von Wiesenquell wird des Mordes aus niederen Beweggründen an seinem Vater Bergolf von Norngard beschuldigt. Zeuge der abscheulichen Mordtat ist kein geringerer als der erst kürzlich wieder erschienene Baron Barad Konar von Salmar (die Postille berichtete).

„Wir saßen gemeinsan in gedrückter Stimmung an der herrschaftlichen Tafel meines Vasallen Bergolf und gedachten zu speisen, als dieser dreckige Bastard mit wutverzerrtem Gesicht aufsprang und seinem eigenen Vater die Fleischgabel durch den Schädel rammte! Ehe ich aufstehen und meine Waffe ziehen konnte war er schon aus der Halle geeilt und nutzte die allgemeine Verwirrung zur Flucht. Bergolf war nicht mehr zu helfen. Mit seinen letzten Worten forderte er Rache in Tiors Namen. Ich drückte ihm noch eine Goldmünze für den Fährmann in die Hand, bevor er starb. Nun ist er an Tiors Ketten und wird helfen den Wolf zu entfesseln.“

Wie Barad Konar noch weiter berichtete ging dieser Bluttat ein heftiger Streit zwischen Vater und Sohn voraus, der Tannjew sehr erzürnt hätte. Demnach habe Bergolf seinem einzigen noch verbliebenen Sohn (die Postille berichtete über den Tod von Alaron von Norngard) deutlich gemacht, daß er seine Besitztümer und Ländereien niemals einem Diener eines anderen Gottes als Tior vererben würde. Es sei eine Schande, daß Tannjew dem Gott Alamar den Vorzug gebe, denn damit würde er die Tradition der Familie, die seit der Besiedelung Caldriens Tior treu ergeben sei, mit Füßen treten. Tannjew soll dagegen gehalten haben, daß nicht die Menschen den Göttern dienen sollten, sondern es an den einzelnen Menschen sei, sich zu Göttern zu erheben, und forderte im gleichen Atemzuge seinen Vater auf, ihm auf der Stelle Titel, Lehen und Besitz zu übertragen, der sich aber standhaft weigerte und damit drohte, seinen Sohn mit Ablauf eines Mondes zu enterben, sofern er seinen Götterfrevel nicht mit einer tiorsgefälligen Tat sühne und sich zu Tior bekehren ließe.

Barad Konar läßt verlautbaren, daß er Tannjew von Wiesenquell all seiner Rechte und seines Ritterstandes beraubt und nun mehrere Einheiten des Lupus Umbra dessen Fährte aufgenommen hätten, die wiederum zum Einsatz aller Mittel für ihren Auftrag berechtigt worden seien. Für Tannjews Ergreifung und Auslieferung ist eine Belohnung in Höhe von 3 Goldstücken ausgesetzt.

Der aktuelle Aufenthaltsort des Gesuchten ist unbekannt. Es ist jedoch wahrscheinlich, daß er sich nach Caer Conway in Andarra durchschlägt, dort soll er unter anderem auch in der Reichsgarde und im städtischen Rat zahlreiche Handlanger und Unterstützer besitzen.

Auf eine Stellungnahme des Ordens des heiligen Jeldrik zu Ahrnburg, in dem der Beschuldigte Mitglied im Rang eines Ritters war, warteten wir bis zum Druck dieses Extrablattes vergeblich. Andere Stimmen des caldrischen Adels äußerten sich entsetzt über dieses Verbrechen, niemand hätte dem sonst so ruhigen und besonnenen Mann, der bis vor kurzem das Amt des engonischen Botschafters für das Fürstentum Lodrien bekleidete, eine solche Abscheulichkeit zugetraut.

Wie werden den weiteren Verlauf der Geschehnisse verfolgen und in der kommenden regulären Ausgabe der Tangara Postille über den neuesten Stand in der Aufklärung dieses Verbrechens berichten.

 

Tannjew flüchtete zuerst nach Caer Conway, wo er sich mit der Reichsgarde austauschte. Hier fand er Schreiben seines alten Freundes Richard Brin von Fingara vor. Über Silvanaja reiste er nach Taga und Tangara, wo er sich mit Richard Brin traf. Anschließend ging er ins Exil nach Lodrien, wo er am Hofe des Fürsten von Dragon’s Deep, Sir Gregory, unterkam.

 

 

Tangara Postille – Sommerausgabe 256 n.J.

 

Mörder weiterhin auf der Flucht!

Der ehemalige Adlige und nun für vogelfrei erklärte Tannjew aus Norngard konnte immer noch nicht gefasst werden. Zahlreiche Einheiten des Lupus Umbra sind auf der Suche nach dem gejagten Vatermörder. Neue Zeugen für die Tat (die Postille berichtete in einem Extrablatt) konnten nicht ermittelt werden. „Vermutlich wird ihm durch zwielichtige Elemente innerhalb des caldrischen Adelsstandes Schutz vor der Strafverfolgung gewährt. Diesen Menschen sollte klar sein, daß wir auch im Sinne Alamars handeln, wenn wir diesen Tannjew zur Strecke bringen!“, so ein Offizier des Lupus Umbra.

 

 

Tangara Postille – Winterausgabe 256 n.J.

 

Kaiserliches Edikt

Seine Kaiserliche Majestät Barad Konar, Auserwählter Sohn Tiors und Imperator Caldriens, erlässt das folgende Edikt an den Adel und an das Volk:

  1. Das neue Staatswappen ist Schwarz- Blau geviertelt, die Herzfarbe ist Blau. Darauf der Wolfskopf zu Ehren Tiors.
  2. Der Lupus Umbra nimmt ab sofort die Stellung der Kaiserlichen Reichsgarde zum Schutze der inneren Sicherheit und der Grenzen ein. Allen Angehörigen der bisherigen Reichsgarde steht es offen, dem Orden des Lupus Umbra beizutreten oder die Waffen niederzulegen und in Ehren in ein bürgerliches Leben zurückzukehren.

III. Dem alten Wappen Kaiser Jeldriks ist die Ehre und Würde zuteil werden zu lassen, die ihm gebührt. Nichtsdestotrotz ist mit sofortiger Gültigkeit das Tragen der alten Reichsfarben in Verbindung mit dem Pegasus in der Öffentlichkeit unter Strafe gestellt.

  1. Alle Adligen der Provinzen Caldrien und Andarra sowie alle Würdenträger der Provinzen Tangara und Silvanaja haben bis zum Ablauf des ersten Quartales des Jahres 1 nach Barad Konar seiner Kaiserlichen Majestät ausnahmslos die Treue zu schwören.
  2. Das Jahr 257 n.J. wird mit dem Jahr 1 n.BK. gleichgesetzt. Die neue Datierung ist für das gesamte Kaiserreich verbindlich.
  3. Der Glauben an den Gott Szivár ist verboten. Wer sich öffentlich zum Glauben an den Gott Szivár bekennt wird mit der Reichsacht belegt.

 

Bürgermeister von Caer Conway besorgt

Nicht nur die tangaranischen Händler sind ob der neuen politischen Lage besorgt, auch die gerade erblühenden Händlerdynastien Andarras erkennen den wirtschaftsschädigenden Einfluss des Lodrienkonfliktes, haben sie doch am stärksten von den neuen Handelspartnern im Osten profitiert. Ein weiterer Handel mit Lodrien wäre nicht nur ein Verstoß gegen engonisches Recht sondern birgt auch das Risiko eines Einbruchs der Nachfrage engonischer Waren auf lodrischen Märkten, gesetz dem Fall, der lodrische Kronrat verhängt nicht auch ein Embargo auf unsere Waren. So könnte es sein, dass die neue Handelsstraße wieder in die Bedeutungslosigkeit versinkt, mit verheerenden Folgen für die andarranischen Händler, die voll auf die Märkte im Osten ausgerichtet waren.

Den Bürgermeister von Caer Conway, der zeitgleich auch eine Art König des Stammes der Bergonen ist, plagt aber auch eine weitere Sorge: Sein Sohn Gwythinn wurde als Ersatz für den gesuchten Tannjew als Botschafter des Engonischen Kaiserreiches im Fürstentum Lodrien eingesetzt. Welchen Anfeindungen muss ein engonischer Botschafter ausgesetzt sein, wenn in Lodrien sogar von Göttern erwählte Kaiser auf schändlichste geschmäht werden?

 

Oberkommandant der Provinz Andarra verschwunden!

Offensichtlich befand sich der Oberkommandierende Renwyk zu Beginn des zwölften Mondes in Geleitung von vier Reichsgardisten auf dem Weg nach Tangara. An der südcaldrischen Grenze verliert sich seine Spur an einer Brücke den Fluss Memoria überquerend im Fürstentum Middenfelz. Über seinen Verbleib und sein Fernbleiben der vergangenen Senatssitzung gibt es wüsteste Spekulationen. Auch über den Verbleib der vier Reichsgardisten, die ihn begleitet haben, gibt es keine Auskunft. Ob dem tapferen Oberkommandierenden der andarranischen Reichsgarde und seinen Kameraden ein Naturunglück, ein Überfall oder ein anderer Grund zum Verhängniss wurde bleibt bis auf weiteres ungeklärt. Umgehend wurden Reichsgardisten mit der Untersuchung des Vorfalls beauftragt und Soldaten des Fürsten von Middenfelz suchen die Flußufer nach Hinweisen ab.

 

 

  1. Tag des 5. Mondes 257 n.J.

 

Tannjew führt den Widerstand in Caer Conway und erfährt, dass die Valkensteiner Einheiten „den Kampfstoff“ (die Pocken) in den Japalsümpfen freigesetzt haben. Dies geschah auf Vorschlag der Valkensteiner und mit Tannjews Wissen und zögerlichem Einverständnis.

 

 

Tangara Postille – Sommerausgabe 257 n.J.

 

Kaiserliches Edikt „ob der Ungehörigkeit des Widerstandes“ verkündet

Nach langen Tagen des Wartens hat sich das Kaiserhaus nun in einer öffentlichen Bekanntmachung zu den untragbaren Zuständen im Reiche geäußert.

In dieser Verlautbarung, gegeben durch seine Majestät Kaiser Barad Konar, Imperator zu Caldrien, vertreten und gefertigt durch sein höchsteigenes Scriptorium, lässt der Kaiser verkünden, dass der Widerstand gegen ihn und seinen rechtmäßigen Anspruch auf den Kaiserthron als nichts anderes denn als Hochverrat gegenüber dem Reiche zu werten ist! Jeder Bürger, der den Widerstand unterstützt, macht sich des Vergehens des Hochverrats schuldig, ein Vergehen, das umgehend mit dem Tode durch den Strang geahndet wird! Allen voran nennt der Kaiser die Namen Loenna von Donnerheim, Richard Brin von Fingara, Tannjew von Wiesenquell und Ralf von Krähenbroich, die als Köpfe des Widerstands umgehend zu inhaftieren und nach Engonia zu deportieren sind! Vielmehr lässt er verkünden, dass diesen jegliche Titel, Ländereien und Kommandanturen mit sofortiger Wirkung entzogen sind! Sowie, dass jeder, der einer oder beiden Personen Zuflucht gewährt, ebenfalls als Hochverräter abzuurteilen ist!

Diese Reaktion des Kaiserhauses war lange überfällig und so verwundert es nicht, wenn zu diesem Zeitpunkt bereits die kaiserlichen Meldereiter in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen, um der Reichsgarde, wie auch dem Volke selbst, die Neuigkeiten zu verkünden.

Wie unsere Informanten berichten sollen außerdem weitere Truppenaushebungen in Salmar, Finsterfelz, Brega und Hanekamp durchgeführt werden. Dies deutet auf eine große Offensive der Kaiserlichen hin, die wohl noch vor dem Einbruch des Winters die Situation im Lande wieder unter Kontrolle bringen wollen!

 

Krieg in Andarra

Zuverlässige Quellen berichten, dass Truppen des Lupus Umbra seit einigen Wochen schon den Vorstoß nach Andarra versuchen. Sie stoßen dabei in den Sümpfen östlich von Salmar auf erheblichen Widerstand. Andarranischen Stammeskrieger gelang es bis zur Drucklegung dieser Ausgabe, die salmarschen Ritter an einer Durchquerung der Sümpfe zu hindern. Deren Ziel ist es vermutlich, den Widerstand der andarranischen Völker, die Barad Konar nicht als Kaiser anerkennen wollen und offen rebellieren, zu brechen und somit die Provinz wieder zur Ordnung zu rufen. Angeführt werden die Andarraner vom Jeldriken Tannjew, der von Barad Konar des Vatermordes bezichtigt wird und deswegen vom Kaiser für vogelfrei erklärt worden ist. Unterstützung erhält Tannjew von ausländischen Söldnern. Die Rede ist von hunderten schwer bewaffneten Partisanen und Freischärlern aus aller Herren Länder, mit deren Hilfe Tannjew mutmaßlich Norngard, das Lehen seiner Ahnungen, erobern möchte. Mittlerweile hat der Orden des Lupus Umbra auf Befehl des Kaiser eine massive Offensive in die Japalsümpfe begonnen.

 

Seuche in Falkenrücken ausgebrochen

Im Handelsposten Falkenrücken ist kurz vor Ende des fünften Mondlaufs eine Seuche ausgebrochen. Diesem Ausbruch sind Teile der Dorfbevölkerung zum Opfer gefallen. Andere überlebten, weil sie die Flucht vor der Krankheit ergriffen haben, bei der es sich den Beschreibungen der Flüchtlinge nach um die Pocken handeln könnte. Das dort stationierte Banner von Rittern des Lupus Umbra, das Falkenrücken als Nachschubposten für den Feldzug ihres Kaisers gegen die aufständischen Andarraner besetzt hatte, hat fast die Hälfte seiner Männer an die Krankheit verloren, vermutlich deshalb, weil sie den strikten Befehl haben, den Ort um jeden Preis zu halten.

Falkenrücken, das südlich des Ottersees im Hügelmeer liegt, dürfte jenen Händlern bekannt sein, die Waren mit Lodrien handelten und dafür die Route über Andarra gewählt hatten. Aufgrund des Handelsembargos gegen lodrische Waren hat Falkenrücken stark an Bedeutung verloren, bis es erst kürzlich von der Reichsgarde besetzt worden war.

 

 

  1. Tag des 7. Mondes 257 n.J.Nachdem die direkten Kriegshandlungen zwischen Rittern des Lupus Umbra und Rebellen aus Andarra innerhalb der Japalsümpfe größtenteils zum Erliegen gekommen sind, scheinen die Truppen des Kaisers weitere Unterstützung zu erhalten.Wie wir aus gut unterrichteter Quelle erfuhren, wurden mehrere Einheiten schwarz-blau gewandeter Soldaten in Middenheim gesichtet, die von dort aus mit Flussbarken bis zum Südostufer des Memoria Sees eingeschifft wurden. Dort angelandet, marschierten die Truppen zügig weiter Richtung Norden. Die wahrscheinlichste Schlussfolgerung wäre, dass sie sich mit der von Westen vorstoßenden Armee vereinigen Wollen, um den Widerstand auf einen Schlag zu zerfetzen! Komme es wie es wolle, doch sollte Andarra nicht bald der Winter ereilen, steht es schlecht um den Verräter Tannjew und seine Mannen!

 

 

  1. Tag des 8. Mondes 257 n.J. Wie bereits berichtet, befindet sich der Lupus Umbra erneut in Marsch. Gerüchte besagen, dass die Truppen des Kaisers in jedem Dorf, an dem sie vorüberkommen standrechtliche Exekutionen an Partisanen und Widerstandskämpfern vornehmen! Niemand scheint sich der gerechten Faust der kaiserlichen Macht widersetzen zu können.
    Mittlerweile sollten die Entsatzkräfte des Lupus Umbra das Dorf Falkenrücken erreicht haben, wo sich vor nicht allzu langer Zeit eine schreckliche Katastrophe in Form einer Pockenepidemie ereignet hat, der ein Großteil der Bewohner, samt der örtlichen Garnison kaiserlichen Truppen zum Opfer fielen.

 

 

  1. Tag des 8. Mondes 257 n.J.Nachdem die Entsatztruppen seiner Majestät des Kaisers, die befestigte Garnison in der Nähe des Dorfes Falkenrücken nach einigen kleineren Scharmützeln besetzt haben, ereignete sich dort eine erneute Katastrophe!
    Kurz nach Einbruch der Dunkelheit bemerkten in der Gegend ansässige Bauern mehrere große grüne Flammensäulen, die sich in der Ferne empor schraubten. Außerdem bestätigten Zeugen, dass ein Grollen wie bei einem Gewitter in der Luft lag, obwohl der Himmel wolkenlos gewesen war. Als Tags darauf mehrere Bauern den Ort der Flammen aufsuchten, standen sie vor den Trümmern von dem, was einstmals Falkenrücken gewesen war, wovon nun jedoch nur noch glimmende Überreste und merkwürdig geschmolzener Stein zeugten. Besonders die befestigte Garnison war ein einziges Trümmerfeld! Was auch immer sich hier ereignet hatte, kann nicht natürlichen Ursprungs sein! Glücklicherweise mussten unsere verehrten kaiserlichen Truppen nur geringe Verluste hinnehmen, da lediglich ein Bruchteil der Entsatzkräfte in Falkenrücken verblieben war, während der Rest weiter in Richtung Westen marschiert ist.

 

 

  1. Tag des 8. Mondes 257 n.J.Mika Silberpfeil trifft in Caer Conway ein. Sie ist nach der Zerstörung des Tempels der Roten Hirsche aus Norngard geflohen und durch die Land geirrt, bis sie sich Robert McManahugh anschloss, der auf dem Rückweg nach Caer Conway war Dort wollte sie den Nedra-Tempel in Caer Conway besetzen und sich auf Rache sinnend dem Widerstand anschließen. Aus den Ruinen des Tempels der Roten Hirsche gelang es ihr den Zögling der großen Esche zu retten, eine Reliquie Nedras, sowie ein Fläschchen mit 10 Tropfen von Nedras Blut.

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 257 n.J.Robert McManahugh unterrichtet die lodrischen Verbündeten von einem von valkensteiner Strategen ersonnenen Plan mit der Bezeichnung „Operation Steinschlag“, um die Flüchtlingskrise in Caer Conway zu bewältigen. In den Ausläufern des Turalgebirges befindet sich eine uralte verlassene und längst vergessene Festung namens Karakash die groß genug sei, die Alten, Frauen und Kinder zu beherbergen und die mit wenigen Soldaten gehalten werden könnte, sollte es zu einer Belagerung kommen. Es sollte aber lange Zeit nur bei einem Plan bleiben, da die Strecke zu weit und gefährlich schien und auf niemanden verzichtet werden konnte, um die Flüchtlinge und Schwachen dorthin zu geleiten – also aus den gleichen Gründen, weshalb eine Überführung der Flüchtlinge und Schwachen durch die große Einöde nach Lodrien nicht gangbar war.

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 257 n.J.Reichsgardisten in ihren strahlenden blau-gelben Waffenröcken wanderten durch die Straßen Caer Conway und verkündeten mit kräftiger Stimme, dass ab sofort das Kriegsrecht für Caer Conway gelte.
    Die Aufgaben des Stadtrates würden bis auf weiteres vom Stab der Reichsgarde unter Führung des Tannjew von Norngard übernommen werden. Das Tragen von Waffen sei allen, die keine Genehmigung durch die Reichsgarde erhalten hätten, bei Strafe verboten. Ab der zehnten Stunde nach Mittag gelte eine Ausgangssperre bis zum Morgengrauen.
    In der Taverne zum Silbernen Bären wurde auch der Wirt darauf angewiesen, dies seinen Gästen mitzuteilen, wohlweislich, dass Aushänge keinen Sinn machen würden, da nur die allerwenigsten Andarraner des Lesens mächtig waren.

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 257 n.J.

 

Tannjews Truppenzählung ergibt folgendes Bild:

  • zwei Dutzend Valkensteiner Sturmgrenadiere im Feld für Kommandoaktionen
  • Zwei Fähnlein, d.h. 28 lodrische Dragoons im Feld für Kommandoaktionen
  • 350 treue Reichsgardisten (nach Machtergreifung Barad Konars zogen sich viele der überlebenden Reichsgardisten nach Caer Conway zurück, um hier den Widerstand zu unterstützen) in Caer Conway als schwere Infantrie zur Verteidigung der Stadt und Aufrechterhaltung der Ordnung innerhalb der Stadt (Lage ist angespannt wegen der Flüchtlingsmassen)
  • [nicht definierte Anzahl] andarranischer Stammeskrieger, teils Alte und Heranwachsende: „Ich brauche weiterhin die Dragoons zur Ausbildung der Andarraner. Die Skaldir sind furchtlose Kämpfer, jedoch ohne Disziplin. Die Majaren mit ihren flinken Ponies eignen sich als herausragende Kundschafter, jedoch, sie wissen nicht die Stärke eines Feindes einzuschätzen. Alle anderen, die Bergonen, Torana und Kogar, sie können mit Speer und Bogen umgehen, doch  nur als Jagdwaffen, nicht um Menschen damit zu töten.“
  • Unterwegs aus Lodrien: zwei lodrische Banner (144 Mann)

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 257 n.J.

Jelena und Mika kehren von einer Mission zurück, die sie zum Ort Tiefensee geführt hat. Dort fanden sie im Grab des Ritters Walter von Sangenwalde nicht dessen sterbliche Überreste, sondern Maranwe, das Familienschwert der Norngarder, sowie die Bestätigung, dass Mika die Tochter von Walter von Sangenwalde sowie Tannjews Mutter ist.

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 257 n.J.

Aus Richtung Süden nähert sich eine größere Karawane der Stadt.
Man kann aber rasch erkennen – das sind keine Feinde!

Schon bald erkennt man die Farben und die Banner Lodriens.
Vorneweg eine große Gruppe Reiter unter dem Banner mit den gekreuzten Schwertern mit den Sternen des Fürstentumes.
Dahinter große Gruppen Infanterie, sie flankieren einen langen Wagenzug aus Wagen voller Nahrung, Zelten, Decken….
Rüstungen glitzern in der Sonne, Waffen klirren an der Seite, gut gedrillte Hände tragen Piken und Schwert.
Die rot-goldenen Röcke der Soldaten strahlen in der Herbstsonne, die Banner flattern im Wind.
Am Ende des Zuges und an den Flanken weitere Reiterei, zusammen mit der Infanterie sicher fast 300 Kopf Soldaten und Reiterei.
Als die Lodrier die Stadt erreichen teilt sich der Zug. Die Wagen und einige der Soldaten ziehen in Richtung der Magazine der Stadt, der Großteil der Truppen zieht in die Quartiere, die Gruppe Reiter aber hält auf die Kommandantur zu.

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 257 n.J.Tannjew saß im Zimmer Renwyks, des alten Oberkommandanten der andarranischen Reichsgarde und grübelte. Der gestrige Abend hatte gezeigt, dass viele seine Entscheidung für die Tat eines Wahnsinnigen hielten, der das eine Übel gegen das andere getauscht hatte. Er wusste es jedoch besser. Wie konnte sich ein Sterblicher gegen das Schicksal auflehnen? Die Karten der Zigeunerin hatten es ihm vor drei Mondläufen gesagt: Such dir Verbündete, sicher dir die Gunst deiner Göttin, stell dich deinem Bruder entgegen! Das hatte er getan. Er betrachtete noch einmal den Brief, den er dem Großherzog von Valkenstein geschrieben hatte.Hochverehrter Großherzog von Valkenstein,
    Euer Majestät,
    ich sende Euch dieses Schreiben in dunklen Zeiten. Wie Euer Majestät bereits weiß, hat der Usurpator Barad Konar den Thron unseres geliebten Kaiserreichs Engonien, Eurer südlichen Nachbarn, auf infame Weise an sich gerissen! Doch nicht nur diese Tat scheint ihn in seiner Machtgier befriedigt zu haben, hat er doch auch verlangt, dass Ihr, Euer Majestät, Euch ihm unterwerfen sollet! Eine Beleidigung Eurer Stellung und Eures stolzen Reiches, wie sie in der Geschichte Engoniens noch nicht vorgekommen sein mag! –

    Daher, und mit dem einzigen Zweck, das Kaiserreich wieder in dem Glanze erstrahlen zu lassen, den es einst besaß, möchte ich Seine Majestät ersuchen, in Treue und Verbundenheit zu einer gemeinsamen Sache, meine folgende Bitte zu bedenken:

    Ich, Tannjew von Norngard zu Wiesenquell, verfüge hiermit die Loslösung der Provinz Andarra aus dem Reichsverbund des Engonischen Kaiserreichs, bis die legitime Autorität des einzig wahren Kaisers Jeldrik und des Engonischen Senats wiederhergestellt sind!
    Ferner, soll die Provinz Andarra solange als nötig souverän verbleiben, wie der Krieg in den Grenzen Engoniens andauert, auf dass das ohnehin schon zu viel Blut und Leben gegebene Volk wieder den Frieden findet, den es so schmerzlich zu missen hat!
    Aus diesem und keinem anderen Grunde, übernehme ich, Tannjew von Norngard zu Wiesenquell die schwere Bürde, Träger dieser Göttergegebenen Verantwortung zu sein, mein Volk vor allem Unbill zu schützen und Recht und Gesetz in den Grenzen Andarras wiederherzustellen!

    Doch wie Euer Majestät gewiss selbst erkennen, wird die Restitution von Recht und Gesetz im Lande Andarras, wie auch in den Grenzen des Kaiserreich Engoniens, eine schwierige Aufgabe werden, denn ein Feind steht uns entgegen, dessen plündernde und brandschatzende Armeen nicht ohne weiteres zurückweichen werden.

    Daher ersuche ich, Tannjew von Norngard zu Wiesenquell, Kraft der mir durch die Götter und meinen Eid gegenüber dem einzig wahren Kaiser Jeldrik gegebenen Autorität Euer Majestät um umgehende Intervention in den Krieg um Andarra!

    Ferner bitte ich um die Gunst, die Provinz Andarra fortan, bis zum Ende des Krieges, unter die Protektion des ehrwürdigen Großherzogtums Valkenstein zu stellen, auf daß wir gemeinsam gegen den Feind stehen mögen, der unser aller Leben und das unserer Frauen und Kindern bedroht.

    In Erwartung Eurer Majestäts baldigen Antwort verbleibe ich in stetiger Hoffnung,

    Herr Tannjew von Norngard zu Wiesenquell

    Valkensteins Antwort ließ nicht lange auf sich warten, und nun hielt er sie in den Händen. Tannjew rückte den Kerzenständer näher, um den Brief des Großherzogs besser lesen zu können.

    Geschätzter Sir Tannjew,

    Herr von Norngard zu Wiesenquell und Ritter seiner Majestät Kaiser Jeldriks,

    mit Bedauern haben Wir euer Sendschreiben studieren müssen. Lange haben Wir Uns mit Unseren Beratern zurückgezogen, um in dieser entscheidenden Phase des schändlichen Krieges, der das Land Unserer Vorfahren heimsucht, zu entscheiden.
    Wisset, daß Unsere Entscheidung schweren Herzens getroffen wurde, denn genau wie ihr, haben auch Wir uns um ein Volk zu sorgen, wenngleich es dem Unsrigen an Kampfeswillen kaum fehlen mag, so sagt denn eine alte Weisheit hier droben im Norden, daß ein jedes Kind eine Waffe führen können muss, noch ehe es Lesen und Schreiben lernen mag.
    Doch genug davon! So höret nun, Sir Tannjew, Unsere Großherzogliche Entscheidung:

    Im Namen Tormentors und der Götter des Nordens! Kraft der Uns, Großherzog Theodor II. von Valkenstein, durch Unsere Ahnen gegebenen Vollmachten und in Übereinstimmung mit den heiligen Gesetzen des Codex Iuris, sei hiermit verkündet, daß die Provinz Andarra, samt und sonders, von diesem Tage an, dem 01. Tag des 10. Mondes 257. n.J., unter den hoheitlichen Schutz des Großherzogtums Valkenstein gestellt wird!
    Jeder Angriff auf das Gebiet, welches vormals als Provinz Andarra bekannt war und das von diesem Tage an die Bezeichnung Protektorat Andarra tragen solle, wird als ein Angriff auf die Souveränität des Großherzogtums höchstselbst gewertet und mit allen seiner Majestät zur Verfügung stehenden Mitteln aufs Schärfste vergolten werden!
    Die Truppen des Ordens des Lupus Umbra, ebenso die rekrutierten Gardeeinheiten, welche weiterhin wünschen Barad Konar die Treue zu halten, sind hiermit angehalten die Grenzen des Protektorats Andarra binnen einer Woche zu verlassen! Einen Zuwiderhandlung gegen diesen ausdrücklichen Befehl Unserer Majestät, wird als kriegerischer Akt angesehen und entsprechend gewürdigt werden!
    Zudem setzen Wir, Theodor II. von Valkenstein, Kraft Unserer Majestäts Vollmachten, den ehrenwerten Ritter Jeldriks, Sir Tannjew von Norngard zu Wiesenquell, mit sofortiger Wirkung als Unseren Vertreter in den Grenzen des Protektorats Andarra ein! Fortan soll dieser, gemäß den Gesetzen Unserer verehrten Vorfahren, den Titel des Wojwoden tragen, des Lordprotektors von Andarra, mit allen Rechte und Pflichten, die dieses ehrenvolle Amt mit sich bringt!
    Wisset, daß Tannjew von Norngard zu Wiesenquell, somit ab sofort und bis dieser Krieg vorüber sein mag oder Wir ihn aus Unseren Diensten entlassen, Unser wachendes Auge, Unsere gerechte Faust und ebenso Unsere Stimme im Lande Andarras sein möge!

    Viele mögen sich fragen, was Uns dazu bewogen haben mag, diesen schweren und steinigen Pfad zu begehen?! Doch steht für Uns im Vordergrund, daß Wir es als Unsere Pflicht ansehen, Unseren Brüdern und Schwestern, jenseits der südlichen Grenze Valkensteins zu Hilfe zu eilen, ob der alten Bündnisse und Eide, die Uns dazu verpflichten!
    Auch können Wir es nicht zulassen, daß die Barbarei eines unrechtmäßigen Kaisers und seiner mordgierigen Räuberbande, die er eine Armee zu nennen wagt, ungestraft bleibt!
    Viel zu lange schon wird das leidende Volk in den Mühlen des Krieges zerrieben!
    Viel zu lange schon vergeht das Land im Feuer des Kampfes!
    Viel zu lange schon haben Wir geschwiegen und zugeschaut!
    Es herrscht Krieg! Und Valkenstein hat seine Seite gewählt!

    In Erwartung eurer Antwort verbleiben Wir in Freundschaft,

    Theodor II.
    Großherzog von Valkenstein,
    Stadthalter von Weißenthurm
    und hoher Protektor der Reichsgarde

    Der erste Schritt war getan. Nicht nur das. In diesem Augenblick waren auch Soldaten aus Lodrien auf dem Weg, um seinen Kampf gegen Alaron und den Lupus Umbra zu unterstützen.
    Tannjew legte den Brief weg und griff nach dem Amulett um seinem Hals. Nun war klar, weshalb Mika das gleiche Amulett besaß. Ihr unerwartetes Erscheinen, die verblüffende Enthüllung, das waren Zeichen des Schicksals, Zeichen der Götter, Zeichen, die sich verdichteten, denn weitere Novizinnen Nedras folgten ihr. Die Karten hatten davon gesprochen, dass er sich göttlicher Hilfe versichern sollte. Es stand nun außer Frage, dass damit Nedra gemeint war.
    Er stand auf und ging zum schmalen Fenster, dass eher eine Schießscharte glich. Hinter den Mauern der Stadt brannten abertausende Lagerfeuer, von den Flüchtlingen entzündet, um die Kälte zu vertreiben und ein karges Mahl zu erwärmen. Die Alten, Schwachen, Frauen und Kinder würden zu den Turalbergen gebracht. Die kampffähigen Männer würden bleiben müssen. Und starben. Das hatten die Karten der Zigeunerin am gestrigen Abend gezeigt. Das war der Preis der Freiheit.

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 257 n.J.Während eines ausgelassenen Abends im Dorfkrug entkommt Tannjew nur dank dem schnellen und beherzten eingreifen der anwesenden Heiler einem Mordanschlag mit einem vergiftete Dolch. Es stellte sich später heraus, dass das Gift eine Variante der Pocken war, die von den Valkensteinern und mit Billigung Tannjews in den Japalsümpfen ausgebracht wurde, um die Lupus Umbra aufzuhalten.

Seit diesem Mordanschlag leidet Tannjew unregelmäßig unter heftigen und gefährlichen Fieberschüben, die nur mit einer von Jelena hergestellten übelschmeckenden Medizin in Schach gehalten werden kann.

 

 

  1. Tag des 11. Mondes 257 n.J.
    Victor von Greifstedt, Inquisitor seiner Eminenz des erhabenen Iudex Superior zu Valkenstein, trifft auf direktem Befehl seiner Eminenz und in Übereinkunft mit den Weisungen seiner Majestät Theodor II. von Valkenstein in Caer Conway ein, um die Gesetze des Großherzogtums innerhalb der Grenzen des Protektorats durchzusetzen.

 

 

  1. Tag des 11. Mondes 257 n.J.
    Tannjew bittet seine Freunde um ihre Meinung und verliest den Brief, den Mika und Jelena im vermeintlichen Grab des Rittervaters Walter von Sangenwalde gefunden und bei ihrer Ankunft vor wenigen Tagen mitgebracht hatten.

 

„Fremder, der du diese Zeilen liest:

Bist du ein guter Mensch, so verbringe diesen Brief zu einem Priester des gleißenden Alamar, denn Unrecht wird mir wiederfahren sein! Bist du jedoch ein Scherge Savart Wolfsheims, so soll dich mein Fluch treffen!

Ich, Walter von Sangenwalde, Ritter des Barons Ethelgart von Sangenwalde, klage Savart Wolfsheim der Paktiererei mit finsteren Mächten an!
Dieser Bastard, verdammt soll er sein, hat sich mit Schlangenzungen das Vertrauen des Barons von Salmar erschlichen. Seine unheiligen Diener waren es, die mir meinen Knappen nahmen! Nur mühsam entkam ich ihren Nachstellungen, doch Gram packt mich, denn ich konnte ihn nicht retten. Schlimmer noch: Ich kann meine Anschuldigungen nicht beweisen. Daher werden es Beweise sein, die ich suchen muss, um diesen Ketzer anzuklagen. Derweil, sollte mir etwas zustoßen schreibe ich vorsorglich dieses Manifest über die Dinge, derer ich Savart anklage.
Denn Savart Wolfsheim, kein Diener Tiors, für den er sich ausgibt, betreibt im Geheimen finstere Forschungen. Seine schmeichelnden Worte waren es, die den jungen Baron Barad Konar dazu trieben einen Kriegerorden zu Ehren Tiors zu gründen. Seine spinnengleichen Finger waren es, die jene seltsamen Säulen innig berührten, um deren Geheimnisse zu ergründen. Seine Häscher sind es, die außerhalb der Blicke seines Herrn unschuldige Kinder in seine Katakomben tief unter Burg Salmar schaffen, aus denen sie nicht mehr wiederkehren. Doch wisset, er ist nicht allein. Der Diener des Widersachers sind viele. Von mindestens einem in Condra weiß ich, der Savart regelmäßig Nachrichten schickt. Ein weiterer ist, so steht es zu vermuten, doch fehlt der Beweis, der Kommandant Richard der tangaranischen Reichsgarde. Viele weitere soll es in Uld geben, aber auch in den großen Städten Caldriens. Jedoch, die Spinne in der Mitte des Netzes, zu der alle Fäden führen, scheint Savart Wolfsheim zu sein.
So werde ich erneut nach Salmar reisen müssen, im Geheimen und alles zurücklassend, was mir lieb und teuer ist oder mich verraten könnte. Vielleicht wird es mir gelingen dieses schändliche Treiben aufzuhalten und meinen Knappen zu retten. Möge dieser Versuch mich von meinen Sünden reinwaschen. So bitte ich Dich, Jeldrik, schütze mich!

Walter von Sangenwalde“

 

Dieses Schreiben nährt trotz seines Alters die Zweifel an Richard Brin von Fingara, dessen zögerliches Verhalten den Verdacht nährt, dass er persönliche Ziele vor denen des Widerstandes stellt. Niemand vermag einzuschätzen, ob Richard Brin besondere Pläne hat, um dem Lupus Umbra entgegen zu treten, oder ob er zögert, weil seine Mutter in Gefangenschaft Barad Konars ist, oder ob er tatsächlich als Diener Szivárs bewusst zögerlich handelt, um den Krieg zu verschlimmern.

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 257 n.J.

 

Die Stadt ist total überfüllt. Hunderte von Menschen quetschen sich durch die Gassen, die eindeutig nicht für so viele gebaut wurden.
Vielleicht 1000 Menschen hatte hier gelebt, als die Stadt vor einigen Jahren nach der Entdeckung der Handelsroute nach Lodrien zur Drehscheibe des Handels nach Osten geworden war. Jetzt waren es 5, wenn nicht 10 mal so viele. Sie alle flohen vor den Truppen des Lupus Umbra, soweit sie konnten und Caer Conway war eben die letzte Stadt vor der Einöde. Von hier ging es nicht weiter.
Bis jetzt war der Herbst noch ganz sonnig gewesen und die Menschen litten nicht allzu sehr, aber die kalten Nächte gaben schon mal einen Eindruck, was ihnen in Kürze bevorstehen würde.
Tagsüber versuchten sie so gut es ging Holz zu schlagen und sich kleine Hütten vor den Toren der Stadt zu bauen, denn innerhalb der Mauern war schon lange kein Platz mehr. Die Reichsgardisten verteilten Essen an die Bedürftigsten, aber viel war es nicht. Trotzdem traute sich niemand betteln zu gehen, denn das Kriegsrecht war ausgerufen worden und die Reichsgarde griff hart durch.

 

 

  1. Tag des 11. Mondes 257 n.J.
    Hilfslieferungen aus Lodrien treffen ein. Dies umfasst insbesondere Lebensmittel, um die steigende Anzahl an Flüchtlingen zu versorgen.

 

 

  1. Tag des 11. Mondes 257 n.J.
    Die Askarier, die Tannjew und seiner Sache die Treue geschworen haben, werden mit dem Segen Tannjews nach Tangara entlassen. Dort sollen sie einerseits den Widerstand von Tangara aus unterstützen und andererseits den dortigen Anführer des Widerstandes, Richard Brin von Fingara, überwachen. Seit einiger Zeit hängen Gerüchte im Raum, dass Richard Brin ein Szivár Paktierer sein könnten – unter anderem aufgrund eines Briefes, der im Grab von Walter von Sangenwalde gefunden worden war, in dem dieser seinen einstigen Knappen eindringlich vor einem Richard im Dienste Szivárs warnte. Für die Askarier bietet die Verlegung den Vorteil, dass sie dort den Ausbau des Tempels im Totenpass überwachen können.

 

 

  1. Tag des 11. Mondes 257 n.J.
    Über die lodrische Versorgungslinie treffen jetzt sogar Hilfslieferungen aus dem fernen anderen Ländern ein, in denen Tannjew Freunde hat: Gute Wolle vom Clan der McSlaughter, herausragende Bögen aus Aranien, Pfeile aus Argeste. Um die lodrischen Helfer zu beschäftigen wird zwischen Tannjew und Sir Gregory vereinbart, dass diese bei der Befestigung der Stadt helfen sollen.

 

 

  1. Tag des 11. Mondes 257 n.J.
    Tannjew erhält eine Botschaft aus Donnerheim. Königin Loenna von Caldrien fordert Tannjew auf im Büßergewand zum königlichen Palaste zu reisen und sich dort vor dem versammelten Hofe für sein eigenmächtiges Handeln (Aufbau des Widerstandes in Andarra, Einbeziehung der Valkensteiner, Unabhängigkeitserklärung Andarras und Erhebung zum Lordprotektor Andarras) zu entschuldigen. Im Gegenzug verspricht sie ihm die Absolution und das Lehen Norngard.

 

 

  1. Tag des 11. Mondes 257 n.J.
    Tannjew bittet Jelena darum, die Schatzmeisterin/ Kämmerin des Protektorats Andarra zu werden. Inoffiziell wird sie zudem dazu ermächtigt eine Art Geheimdienst aufzubauen.

Sie rät Tannjew zudem dazu, die Verträge mit dem Großherzog von Valkenstein, die valkensteiner Unterstützungstruppen betreffend, im Detail auszuformulieren, da sie befürchtet, dass die Valkensteiner sonst auch nach Kriegsende in Andarra verbleiben werden. Zudem empfiehlt sie ihm dringend die Einladung der Königin anzunehmen, nach Donnerheim zu reisen und seinen Lehnseid ihr gegenüber zu erneuern.

 

 

  1. Tag des 11. Mondes 257 n.J.
    Seit Ende des 11ten Mondes sieht man auf und an den Mauern lodrische Pioniere die mit Hilfe lodrischer Soldaten dabei sind, die Befestigungen von Caer Conway zu inspizieren und herzurichten.
    Sie folgen den Anweisungen von Gawain und arbeiten, daß muß dieser feststellen, fleißig und gründlich.
    Nach der „Anweisung“ durch Tannjew die Mauern und Wehranlagen herzurichten haben sich die Lodrier rasch ans Werk gemacht, freudig, endlich etwas tun zu können.

 

 

  1. Tag des 12. Mondes 257 n.J.Am heutigen Tage, dem 13. des 12. Mondes 257 n.J., geschehen große Dinge in den Landen Andarras. Nachdem die Berichte über Lupus Verbände bestätigt wurden, die dabei sind wider Erwarten die Beransader im Norden zu überqueren, hat seine Ehrwürdigkeit, Tannjew von Wiesenquell, Wojwode Andarras, die Mobilmachung angeordnet. Heute, kurz vor Sonnenaufgang öffneten sich die Tore der Stadt und entließen unter Jubel und Segenswünschen der verbliebenen Bevölkerung, ein großes Heer des Widerstands und seiner Verbündeten, das schon bald den Lupus stellen und zu einem letzten Gefecht zwingen wird. An der Spitze des Heeres, unter den Bannern Valkensteins, Engoniens, Lodriens, Andarras, Norngards und vieler weiterer, reitet Tannjew mit seinem Stab und seinen Freunden voran, gen Norden, um seinem Land, seiner Heimat, endlich den Frieden zurückzugeben!

 

 

  1. Tag des 12. Mondes 257 n.J.Nach harten Kämpfen mit den vor Ort operierenden Kundschaftern des Widerstands, hat ein Großteil der Lupus Umbra Armee gegen Abend des 14. Tages des 12. Mondes 1 n.K. die Beransader überquert und beginnt noch in diesen Stunden damit die errichteten Brückenköpfe zu befestigen. Die sporadischen Angriffe der verbliebenen Attentäter des Widerstands, bestehend aus schlecht ausgerüsteten Wilden, werden, so ein Vertreter der Generalität, binnen der kommenden Nacht versiegt sein! Nunmehr steht kein Hindernis mehr zwischen der gerechten Faust des Kaisers und der Verräterstadt Caer Conway!

 

 

  1. Tag des 12. Mondes 257 n.J.Ein halbes Dutzend Botenreiter unter der Parlamentärsflagge in Blau-Schwarz erreichten die neuen Mauern der Stadt Caer Conway. Als deutlich gemacht wurde, dass man nicht auf sie schießen würde, näherte sich einer der ihren der Mauer bis auf Rufreichweite und verlas wiederholt ein Dekret, jeweils einmal vor dem West- und dem Osttor:“Im Namen seiner Majestät des Kaisers von Engonien und Imperator Caldriens sei hiermit kundgetan! Caer Conway, die Stadt, eine welche durch finstere Machenschaften ihrer vermeintlichen Herren, unverschuldet dem Verbrecher und Hochverräter Tannjew von Wiesenquell anheim gefallen ist, möge sich erheben und das Joch ihrer fremden Unterdrücker abwerfen! Binnen weniger Tage schon, wird das ehrenwerte Heer seiner Majestät die Stadt erreichen und im Namen der Götter und allem was Recht und Ordnung heißt, befreien! Der Bevölkerung jedoch, sofern sie gewillt ist, sich seiner Majestät zu beugen, die Verräter auszuliefern und die Tore zu öffnen, soll verschont werden! Vielmehr noch! Sie soll belohnt werden, für ihren Mut, ihre Ehrenhaftigkeit und ihre Treue zu der einzigen souveränen, gottgegebenen Macht, die das Recht besitzt über sie zu herrschen! Sollte sich das Volk dennoch in all seiner Verblendung dazu entscheiden, weiterhin das verbrecherische Treiben der angeblichen Widerständler zu unterstützen, so wisset, dass von der Stadt, ihrer Bevölkerung und dem nahen Umlande nichts übrigbleiben wird, außer verbrannter Erde!“Gegeben und verkündet im Namen seiner Majestät Barad Konars an diesem Tage, dem 1. des 12. Mondes 1. n.K.

 

 

  1. Tag des 12. Mondes 257 n.J.Ein entscheidender Tag für die Zukunft Andarras ist angebrochen, denn seit Sonnenaufgang tobt die Schlacht zwischen der kaiserlichen Armee und dem Haufen Widerständler aus Caer Conway.
    Es ist davon auszugehen, dass die Schlacht nur von kurzer Dauer sein wird, mit einem glorreichen Sieg für die Truppen des Kaisers!
    Obwohl fremdländische Einheiten der Rebellen präzische Schläge gegen die Versorgungslinie des Lupus Umbra ausgeführt haben ließ sich die Armee des Kaisers nicht davon stoppen. Ohne Unterlass wurden dessen Truppen über die Beransader übergesetzt, und das, wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, schon seit mehreren Tagen. Wie das möglich ist bleibt wohl ein Geheimnis, ist die Beransader um diese Jahreszeit doch ein reißender Fluss von mehreren Hundert Schritt Breite. Es ist jedoch bekannt, dass der Wolfslord sich die Unterstützung der Ältesten vom Volksstamm der Ipek gesichert hat. Ob allein durch den bedrohlichen Anblick der gigantischen Streitmacht des Lupus Umbra oder mit Hilfe anderer Mittel wird wohl ein Geheimnis bleiben.

 

 

  1. Tag des 12. Mondes 257 n.J.Es ist eingetreten, was der Wolfslord des Ostens (Alaron von Norngard) prophezeit hatte: Das Ende des jämmerlichen Widerstandes der Andarraner ist auf dem Schlachtfelde besiegelt worden! Genau in diesem Augenblicke treibt die Armee des Kaisers die zusammengewürfelten Rebelleneinheiten Tannjews und seiner Verbündeten vor sich her. Der Wendepunkt trat knapp eine Stunde vor Sonnenuntergang des vergangenen Tages ein. Der zusammengewürftelte Haufen aus andarranischen Barbaren und fremdländischen Besatzungstruppen, geführt von Mördern und Verbrechern, hatte seit dem Morgengrauen hartnäckig Widerstand geleistet, erkauft mit einem Blutzoll, der seinesgleichen sucht.
    Schlussendlich entschied der Wolfslord, dass die Zeit für das Ende des Widerstandes gekommen war und er schickte die Ordensritter des Lupus Umbra ins Feld. Chaos brach in den Reihen der Rebellen aus, als diese versuchten in einem geordnetem Rückzug die Flucht zu ergreifen, was nur wenigen gelang.
    Die verbliebenen Rebelleneinheiten mitsamt ihrer Führung werden in diesem Augenblicke von der nachsetzenden kaiserlichen Armee gen Norden getrieben. So möge dieser Sieg ein abschreckendes Beispiel dafür sein, welches Ende einen jeden Rebellen erwartet!

 

 

  1. Tag des 12. Mondes 257 n.J.Unglaubliche Kunde hört man aus dem Norden Andarras: Die fliehenden Rebellen haben sich bei der Bucht von Timara dem Feind zu einem letzten Gefecht gestellt und einen grandiosen Sieg davongetragen!Die gesamte vergangene Nacht und den halben heutigen Tag war die verbliebene Rebellenarmee vor den nachsetzenden kaiserlichen Truppen gen Norden geflohen – in diese Richtung getrieben, nahm man an. Doch wie es scheint steckte ein Plan dahinter, denn hier an der Küste der Bucht von Timara vereinten sich die verbliebenen Kräfte von Tannjews Streitmacht mit fremdländischen Truppen, die noch gerade zur rechten Zeit hier anlandeten, und bereiteten dem Lupus Umbra einen gebührenden Empfang. Nun waren es die Truppen des Kaisers, die bis zur ihrem Brückenkopf zurück getrieben wurden, wo ihre Verteidigungslinien unter dem Druck der vereinten Banner des Widerstandes zusammenbrachen. Nur wenigen Teilen der kaiserlichen Armee gelang die Flucht in die Sicherheit jenseits der Beransader, wohin die Rebellen sie nicht mehr verfolgen konnte, da das Eis des zugefrorenen Flusses hinter den fliehenden Lupus Umbra plötzlich taute und aufbrach.Ein Tag der Freude und des Sieges, der den Widerstand in Andarra bis zum kommenden Frühjahr rettet. Doch lasst uns lesen, was Robert McManahugh, die rechte Hand des Wojwoden und Rebellenführers Tannjew von Norngard, in seinem Tagebuch über diese Schlacht schreibt:

 

Letzter Eintrag im Kapitel Andarra:

„Wie werden uns die zukünftigen Generationen dieses Landes wohl sehen? Was werden sie von uns denken? Von all denen, die in diesem Krieg gekämpft, geblutet und gestritten haben? –

Die Chronisten sagen, der Sieger würde die Geschichte schreiben, so dass wir wohl darauf hoffen können nicht allzu schlecht bei den Geschehnissen wegzukommen.
Wir alle, die wir in diesen Krieg verwickelt sind, haben große Schuld auf uns geladen. Wir haben gute Freunde und Kameraden verloren. Wir haben Dinge getan, die wir nicht hätten tun sollen, doch am Ende haben die Götter uns offensichtlich von der Schuld freigesprochen, die auf uns liegt, denn an diesem einen schicksalhaften Tag im Jahre 257 n.J. schenkten sie uns den Sieg! –

Alles begann damit, dass der Lupus wider erwartend eine große Streitmacht über die Beransader gesetzt hatte, die unsere unvorbereiteten Vorposten binnen weniger Stunden hinwegfegten. Aus strategischer Sicht ein wirklich genialer Zug, das muss selbst ich ihnen zugestehen. Wir hätten mit vielem gerechnet, doch dass sie uns über den Fluss hinweg angreifen würden, hätten wir nicht gedacht. Hierzu benötigten sie Hilfe! Hilfe von denen, die in diesem Gebiet leben und die es schon bald bereuen werden, sich für die falsche Seite entschieden zu haben!

Unsere Kundschafter berichteten uns, dass der Lupus allein zwei Tage beschäftigt war, lediglich seine Infanterie über den vereisten Fluss zu schaffen! Wir müssen daher annehmen, dass die feindliche Armee, der wir uns stellen müssen, um einiges größer ist, als wir annahmen. Sofort erteilte ich in Übereinkunft mit Tannjew unserer Vorhut den Befehl die Nachschublinien des Feindes zu attackieren. Unser Ziel war es, ihn dazu zu bewegen, sich festzusetzen, bis er sicher sein konnte, genügend Mann und Material auf der Ostseite der Beransader stehen zu haben, um einen Marsch nach Caer Conway wagen zu können. Dies gelang uns jedoch erst nach Tagen. Schließlich legten wir den Tross der feindlichen Armee soweit lahm, dass sie gezwungen war, ein befestigtes Lager zu errichten und sich einzugraben. Dies bot uns die Zeit, ein Heer aufzustellen, das wir ihnen entgegen werfen konnten.

So kam es dann am 22. Tag des 12. Mondes 257 n.J. zur Schlacht nahe der Beranheide. Der Lupus hatte mittlerweile den Vorteil eines befestigten Brückenkopfes, doch die Stammeskrieger Andarras schmälerten diesen Vorteil dank ihrer Ortskenntnisse beträchtlich. Trotzdem erschütterte unsere Soldaten der Anblick der feindlichen Stellungen in hohem Maße! Selbst Tannjew und mir lief ein Schauer über den Rücken, als wir sahen, welche Macht der Lupus hier aufgeboten hatte! Reihe um Reihe schwer gerüsteter Infanterie, die Flanken geschützt durch eine beachtliche Zahl Kavalleristen. Das eigentliche Problem jedoch, war der Brückenkopf selbst, dessen hölzerne Wehrgänge von Bogenschützen und Ballisten wimmelten, und in dessen Mitte sich die Silhouetten großer Belagerungsmaschinen vor dem Dämmerungsschweren Himmel abzeichneten.
Wie sollten wir gegen eine solche Macht bestehen? Tannjew, die anderen Kommandeure und ich überlegten fieberhaft, welche Möglichkeiten uns offen standen. Doch schließlich mussten wir zu dem Schluss kommen, dass diese Schlacht nur mit Hilfe der Götter gewonnen werden würde. Eine Tatsache, die nicht unbedingt dadurch besser wurde, dass der Schutzpatron des Feindes der Engonische Kriegsgott war!

Der Kriegsrat wogte hin und her. Tannjew drängte darauf nach Caer Conway zurückzumarschieren, unsere Truppen dort aufzustocken, zu sammeln und uns auf eine Belagerung vorzubereiten. Harte Worte fielen, nicht zuletzt von mir, und schließlich konnte ich Tannjew davon überzeugen, dass ein Kampf, hier und jetzt, unsere einzige Option darstellte, diesen Krieg vor Einbruch des Winters zu beenden. Daraufhin unterband Tannjew alle weiteren Debatten und schwor uns mit grimmigem, doch von Erkenntnis geprägtem Blick, darauf ein, auf diesem Feld entweder zu siegen oder zu sterben. Ein Schwur, den wir alle nur zu gerne leisteten! Auch die Männer unter unserem Kommando schlossen sich dem Schwur an und während Tannjew und ich die Reihen unserer Soldaten abschritten, sahen wir nichts als Entschlossenheit in ihren Gesichtern. Mit Stolz kann ich behaupten, niemals tapfere und bessere Männer in die Schlacht geführt zu haben. Trotz der Aussicht des sicheren Todes gab es kein Verzagen, kein Wehklagen oder Feigheit! Nur der sichtliche Drang dem Feind entgegenzustürmen und ihn kalten, blanken Stahl schmecken zu lassen! Kein dreckiges Salmar Blech, sondern guten, ehrlichen Andarranischen Stahl!

Da waren die Lodrier in ihren gelb-roten Uniformen und polierten Panzern! Neben ihnen Reihe um Reihe Andarranischer Stammeskrieger in den traditionellen Rüstungen ihrer Heimat. Und meine eigenen Landsleute. Drei volle Regimenter Valkensteiner Reichsgarde, die im Zentrum der Armee dafür Sorge tragen würde, dass kein Lupus Umbra unsere Formationen aufbricht. Besonders stolz machte mich der entschlossene Ausdruck in den Gesichtern des Jugendcorps, dessen Männer und Frauen heute endlich die Gelegenheit bekommen würden, sich im Feuer der Schlacht ihre Sporen zu verdienen um vollwertige Reichsgardisten zu werden.

Die Nacht unserer Ankunft nahe der Beransader ließ uns ein letztes Mal die trügerische Ruhe des Friedens verspüren, während es lediglich nahe der Befestigungen zu kleineren Scharmützeln zwischen Kundschaftergruppen und Lupus Wächtern gab. Kurz vor Sonnenaufgang marschierten wir schließlich los. Nun würde sich das Schicksal Andarras entscheiden! Ebenso wie das Unsrige!

Der Lupus reagierte schnell und schickte uns, kaum dass unsere Truppen in Sicht waren, eine Armee entgegen, die der unsrigen mindestens vier zu eins überlegen war. Offensichtlich erhoffte sich der Wolfslord einen schnellen Prestigeträchtigen Sieg.

Kurz nach Sonnenaufgang prallten unsere Formationen dann aufeinander. Tannjew und ich standen im Zentrum und kommandierten den Hauptstoß. Sasha und Miguel hielten die rechte Flanke zusammen und Sir Ralf führte die Reiterei, die in einer Zangenbewegung den Feind umgehen und von hinten aufreiben sollte. Sir Simon marschierte mit seinen Truppen auf der linken Flanke auf und würde dafür sorgen, dass dort kein feindlicher Soldat unsere Reihen durchbricht. Zu unserem Glück reagierte der Lupus genau so, wie er immer reagiert, wenn er bedroht wird, ein großer Pulk schwer gerüsteter Infanteristen und Reiter im Zentrum und die in den Dienst gepressten Landsknechte auf den Flanken. Hinter ihren Reihen hatten sie die schwere Artillerie stationiert, Steinschleudern, Triböcke und Ballisten, die aus der Sicherheit ihrer befestigten Stellungen heraus den eigenen Vormarsch decken sollten.
Der Kampf wogte hin und her, doch schließlich setzten sich unsere disziplinierten Formationen durch. Die Offiziere des Lupus erkannten, dass sie uns mit einer bloßen Sturm-Strategie nicht ohne weiteres zerschmettern konnten. Also zogen sie die Gardisten wieder zurück in die Sicherheit der eigenen Befestigungen, während sie die eigentlichen Krieger des Lupus Umbra in der Schlacht beließen, damit diese den Regimentern die Zeit erkauften, einen geordneten Rückzug durchzuführen. Wobei ich mir sehr sicher bin, dass der Großteil der Krieger sich vielmehr weigerte sich zurückzuziehen. So überstanden wir diese erste Konfrontation. Aber unsere Reihen hatten bereits schwere Verluste hinnehmen müssen und im Gegensatz zum Lupus kam uns ein jeder tote Soldat teuer zu stehen.

In den folgenden Stunden der Schlacht blieb uns nicht viel mehr zu tun, als die Köpfe einzuziehen und zu den Göttern zu beten, während die steinernen Geschosse der Triböcke unsere Reihen beharkten. Es erscheint mir noch immer wie ein Wunder, dass wir keine größeren Verluste erlitten und unsere Reihen hielten. Ein Umstand. der nicht zuletzt der guten Mika zu verdanken ist, die schnellen Schrittes durch unsere Stellungen ging und scheinbar überall zugleich den Andarranischen Stammeskriegern mit Worten der Nedra Trost und Hoffnung spendete.

Dann schwiegen plötzlich die Geschütze und durch den seichten Nebel konnten wir erneut die Reihen der blau-schwarz gewandeten Krieger erspähen, die schnellen Schrittes auf uns zustürmten. Die wirkliche Schlacht hatte begonnen! –

Ich weiß nicht wie lange wir kämpften oder wie viele Male wir an diesem Tag beinahe gestorben wären. Nur die Standhaftigkeit unserer Leute und die Verzweiflung ob eines Sieges des Lupus ließ uns ausharren. Nach Stunden des Blutvergießens erkannte ich jedoch, dass ein Fortsetzen der Kampfhandlungen hier und jetzt einem Massaker gleichkommen würde. Also empfahl ich Tannjew mit einiger Dringlichkeit, dass wir unsere verbliebenen Soldaten schnellstmöglich sammeln und in einem geordneten Rückzug nach Norden ausweichen müssten. Zuerst wollte er von einem Rückzug nichts hören, doch mit einigem Nachdruck meinerseits, für den ich mich wohl noch vor einem Kriegsgericht zu verantworten haben werde, erließ er schließlich den Befehl zum Rückzug. Erneut schlug er vor die Truppen nach Caer Conway zurückzuziehen, um sich dort für den Rest des Winters zu verschanzen, aber nach einem weiteren heftigen Disput zwischen uns, gelang es mir, ihn davon zu überzeugen, dass es sinnvoller war nach Norden zurückzuweichen, die Beranheide als Deckung zu nutzen und die Truppen des Lupus soweit auszudünnen, dass wir die Möglichkeit erhielten, an den Schwachstellen der Front durchzubrechen.

Während sich also unsere erfahrenen Regimenter schnell auf den geordneten Rückzug einstellten, riss unsere Formation zumeist an den Stellen, an denen die nur rudimentär ausgebildeten Andarraner stationiert waren, vor allem die Stammeskrieger der Kogar, Bregonen und Torana erlitten furchtbare Verluste, als ihre Formationen in sich zusammenbrachen. Ebenso erlitten die Krieger der Skaldir schwere Verluste, doch nicht etwa durch Verwirrung, sondern aufgrund der Tatsache, dass sie sich viel zu lange weigerten ihre gegen eine deutliche Übermacht erkämpfte Stellung wieder preis zugeben. Ihr Mut in dieser Situation weiterzukämpfen ist beachtlich, allerdings hätte er uns auch beinah der völligen Vernichtung anheim fallen lassen. Nur dank der Hilfe Mikas, der es mit eindringlichen Worten gelang, den Anführer der Skaldir umzustimmen, konnte dieses Schicksal abgewendet werden. Es kostete uns viel zu viel Zeit und eine große Menge Leben, bis dass die Armee erneut ausgerichtet war.

Der Feind erkannte schnell unsere neue Strategie, so dass aus unserem geordneten Rückzug schon bald eine unkoordinierte Flucht wurde. Schlussendlich waren es nicht mehr wir, die zurückwichen, sondern der Feind, der unsere Truppen immer weiter nach Norden in Richtung der Bucht von Timara zurückdrängte. Wohl wissend, dass seine zahlenmäßige Überlegenheit uns spätestens dort, mit der See im Rücken, zerschmettern werde.

Der Tag verging in blutigen Scharmützeln. Als die Nacht hereinbrach konnten wir gerade einmal noch ein Drittel unserer einstigen Streitmacht um unser Banner scharen. Der Lupus hingegen schien über eine nahezu endlose Zahl von Soldaten zu verfügen. Hunderte hatten wir heute schon getötet und für jeden unserer Gefallenen hatten ein halbes Dutzend Lupus Krieger ihr Leben gelassen. Auch während der Nacht wurden wir weiter in Richtung Küste getrieben. Gegen Mitternacht gelang es uns mit einigen Sturmgrenadieren, Dragoons und zwei Andarranischen Kundschaftern die Vorhut der Lupus Armee anzugreifen und aufzureiben, woraufhin der Haupttross des Feinds damit Zeit vergeudete im nahen Umland nach weiteren Truppen zu suchen, die ihm womöglich auflauern würden. Mittlerweile hatte unsere Armee einen kleinen, aber wichtigen Vorsprung herausgeholt, der unseren geschundenen Soldaten erlaubte, eine kurze Rast einzulegen.

Der Anblick der Soldaten die dort im Dunkeln verharrten war erschreckend. Alles war voller Blut und Dreck. Kaum einer hatte noch Wasser oder Verbände. Und trotzdem schienen alle gewillt zu sein, diesen Kampf bis aufs Letzte weiterzukämpfen. Es gab niemanden in den Überresten unserer Armee, der am heutigen Tage nicht Freunde, Bekannte, vielleicht sogar Familie verloren hatte, doch allen war vor allem eines gemeinsam, der Durst nach Rache!

Mit den ersten Sonnenstrahlen zogen wir weiter, stets auf der Suche nach einem geeigneten Terrain, das uns eine Verteidigung und vielleicht sogar einen Gegenangriff erlauben würde. Vergeblich!

Schließlich erreichten wir die Ausläufer der Bucht von Timara. Hier ließen wir das Heer halten und bereiteten uns auf das unausweichliche Ende dieser Schlacht vor. Viele Götter wurden in diesen Stunden angerufen, letzte Grüße und hoffnungsvolle Wünsche geteilt, Hände geschüttelt, salutiert und auf Schultern geklopft.

Gegen Mittag meldeten uns die verbliebenen Kundschafter, dass der Feind nur noch wenige Kilometer entfernt sei. Ein Raunen ging durch unsere Soldaten als die Armee des Lupus in Sichtweite kam. Erst jetzt erkannten wir, dass sie noch immer eine riesige Streitmacht war, die kaum merklich von ihrer Schlagkraft eingebüßt hat. All das Blutvergießen, der Kampf und das Schlachten erschien uns nun, als hätte eine Mücke versucht einen Sylvanaischen Löwen niederzuringen.

Erneut kam es zur Schlacht. Erneut rechnete der Wolfslord, der dieses Mal seine Armee selbst befehligte, auf einen schnellen Sieg. Woge um Woge blau-schwarzer Soldaten prallte auf unsere Schilde, die nach und nach unter dem Sturm nachgeben mussten.

Doch dann, es muss bereits später Nachmittag gewesen sein, während die Reste unserer wankenden Armee zu einem letzten verzweifelten Gefecht sammelten, als plötzlich neue Hoffnung am Horizont erschien.

Jenseits der Küste, doch nah genug, als dass wir ihrer gewahr wurden, tauchten Schiffe auf. Erst wenige, dann immer mehr, eine Armada, angeführt von zwei schweren Valkensteiner Kreuzern, deren schwarze Segel sich im Wind blähten. Zwischen ihnen erschienen schlanke Trieren mit den Flammen Ignis’, deren schmale Schiffskörper mit hoher Geschwindigkeit auf den Strand zuhielten. Weitere Schiffe unterschiedlichster Bauart näherten sich der Bucht, darunter selbst einige Fregatten mit dem goldenen Wappen Askalons, die sich um ein weiteres Schlachtschiff scharten.

Dann brach die Hölle los. Ein mächtiges Horn ertönte an Bord des führenden Kreuzers und im nächsten Moment flogen auch schon Hunderte Geschosse über unsere Köpfe hinweg und landeten inmitten des in vollem Marsch befindlichen Lupus. Feuer walzte durch dessen Reihen und ganze Armeeblöcke wurden unter riesigen Stahl- und Steinblöcken zerquetscht. Doch auch in unseren Reihen schlugen Geschosse ein, als eines der nahenden Kriegsschiffe durch eine Unaufmerksamkeit seiner Besatzung auf Grund lief und in Schräglage geriet.

Tannjew und ich sahen die Gunst der Stunde. Sofort riefen wir einen Melder heran, der den Schiffen signalisierte, wo wir uns befanden und wo sie anlanden sollten.
Währenddessen erholte sich der Lupus von seiner anfänglichen Überraschung und ließ sich geordnet zu seiner Nachhut zurückfallen. Als auch schon die ersten Rümpfe der Trieren auf dem Sand des Strandes anlandeten und ihre Fracht entließen.
Reihe um Reihe Soldaten marschierte aus den hölzernen Schiffskörpern und nahm Schlachtformation ein.

Tannjew und ich kamen gerade rechtzeitig am Strand der Bucht an, als ein halbes Dutzend dunkelrot lackierter Landungsboote das Festland erreichten und ihre Sturmrampen niederfuhren. Sofort erkannte ich, wer da auf mich zu gestapft kam, als würde er gemächlichen Schrittes durch den Park einer alten Jungfer spazieren. Sir Cormack hatte sein Versprechen gehalten. Mit einem kurzen Salut begrüßten wir ihn und wiesen ihn dann umgehend in die aktuelle Situation ein. Weitere Askalonier erschienen währenddessen am Strand und begannen sofort damit ihre Boote zu vertäuen um einen provisorischen Brückenkopf zu erschaffen an dem kurz darauf einer der behäbigen Valkensteiner Kreuzer anlegte, um ebenfalls seine Fracht zu entlassen.

Endlich hatte sich das Blatt zu unseren Gunsten gewendet. Nun war es der Lupus, der sich eiligst unter schwerem Feuer nach Süden in Richtung seines Brückenkopfes zurückziehen musste. Nachdem wir die frisch eingetroffenen Truppen in Formation gebracht hatten, verloren wir keine Zeit und rückten dem Lupus eiligen Marsches hinterher.

Schon hatten wir den ersten feindlichen Brückenkopf erreicht, als auch die Artillerie des Lupus damit begann uns nun ihrerseits unter Feuer zu nehmen. Die Geschütze der Schiffe konnten uns nun nicht mehr helfen und unsere Reihen zahlten einen hohen Blutzoll. Doch die Götter waren auf unserer Seite und mit der Unterstützung der neu formierten Kavallerie, der Entsatztruppen und der Veteranen, die sich geweigert hatten, sich in ein Lazarett jenseits der Front zurückzuziehen, gelang es uns schließlich die Verteidigungsanlagen des Feindes zu brechen und bis in seine Artilleriestellungen vorzudringen. Dort kämpfte der Lupus weiterhin verbissen um jeden Meter Boden, aber nachdem die meisten ihrer Landsknechte tot oder geflohen waren, konnten sie der nun gegen sie gerichteten Übermacht nicht standhalten.

Wenn ihr jemals gesehen habt, wie ein stählerner Hammer ein Stück Metall auf dem Amboss zerschmettert, dann wisst ihr, wie es dem Lupus erging, der seine eigenen Befestigungen, samt der Beransader im Rücken hatte und von der Armee Andarras, der Armee des Widerstands – Tannjews Armee, zerquetscht wurde.

Gegen Abend war es dann soweit. Die Reste der einstmaligen Lupus Armee flohen über die vereiste Beransader. Der Wolfslord, der bis zuletzt gegen uns gekämpft hatte, lag erschlagen inmitten eines riesigen Haufens toter Soldaten. Und wir… –

Wir sammelten die verbliebenen Soldaten um unsere Standarte und begannen langsam zu verstehen, dass wir gesiegt hatten! Doch der Sieg hatte einen fahlen Beigeschmack!

Kein Jubel war zu hören, kein freudiges Lachen! Überall um uns herum lagen Leichen, tote und sterbende Soldaten! Das ganze Gelände, ein einziger, dreckiger, von Unrat und den Überresten der einstmals stolzen Armeen bedeckter Flecken Erde! Krähen und anderes Getier kam zum Vorschein und begann ihren Teil des Sieges einzufordern!

Langsam streiften wir durch die Überreste der Befestigungen. Nach und nach fanden wir uns alle wieder zusammen. Cormack, Galoria, Mika, Miguel, Sasha, Gorix, Tannjew, Simon, Ralf, Gregory und viele andere Kameraden und Freunde, Brüder und Schwestern im Kampfe, zusammengeschweißt im Feuer der Schlacht. Niemand sprach, niemand grinste, ein jeder nickte dem Anderen lediglich zu. Man nahm zur Kenntnis, dass man noch lebte!

…und während wir unsere Blicke noch über Tod und Verwüstung schweifen ließen, fiel plötzlich der erste Schnee und binnen kurzer Zeit bedeckte ein weißer, friedlich wirkender Schleier das Elend, das sich hier zugetragen hatte!“

 

Einschub: was zu dieser Zeit nicht festgehalten wurde ist, dass Tannjew mit Robert McManahugh als Leibwächter auf einem der Schiffe der unerwarteten Verbündeten nach Donnerheim reiste, um im Büßergewand vor die Königin zu treten.

 

 

  1. Tag des 1. Mondes 258 n.J.

 

Während Tannjew und die anderen militärischen Führer in Folge des Kriegszuges zur Beransheide abwesend sind kommt es zu einem Konflikt, an dessen Ende die lodrischen Unterstützer das Widerstandsbündnis verlassen werden. Einige gefangen gesetzte Lupus Umbra werden am Stadttor von lodrischen Dragoons in Empfang genommen und in die Kaserne der Lodrier gebracht, wo sie verpflegt werden.

Reichsgardisten, die die Gefangenen auf Befehl der Kämmerin Jelena in die Gefängnisse Caer Conways überführen möchten stoßen auf Widerstand, da der lodrische Offizier die Autorität der Reichsgardisten und der Kämmerin nicht. In Folge dessen schaukelt sich die Situation auf, da die Lodrier nach Ansicht der Reichsgardisten niemals die Befugnis hatten Gefangene an den Stadttoren entgegen zu nehmen. Als Valkensteiner Offiziere von dem Vorfall hören ziehen diese ihre Truppen rund um die lodrischen Gebäude zusammen und eskalieren den Konflikt damit weiter.

 

 

  1. Tag des 1. Mondes 258 n.J.

 

Jelena erfährt von einem ihrer Spione, dass sich die Ipek der Invasionsarmee Barad Konars aus freien Stücken angeschlossen haben. Für welche Gegenleistung ist nicht ganz klar, es handelt sich offenbar um einen ihnen heiligen Gegenstand. Und nur dank der Hilfe der Ipek war es dem Lupus Umbra gelungen, so rasch über die reißende Beransader überzusetzen.

 

 

  1. Tag des 1. Mondes 258 n.J.Zur Mittagsstunde kam ein Majare zum Tor geritten. Der Späher berichtete, dass ein weiterer Pulk Rückkehrer aus der Schlacht auf dem Weg war und in wenigen Stunden in Caer Conway eintreffen würde. Und tatsächlich, knapp zwei Stunden später tauchten sie am Horizon auf: All jene erschöpften Krieger aus Valkenstein, Lodrien und Engonien, die nicht zur Beobachtung der Front an der Beransader zurückgelassen worden waren.

 

Die zwei Stunden vergingen schnell, während ganz Caer Conway sich bereit machte, den Helden der Beransader gebührend zu empfangen. Hauptmann Stephanus führte persönlich eine große Gardeeinheit vor die Tore der Stadt und ließ diese ein Spalier bilden, gefolgt von einer Kompanie Valkensteiner Reichsgarde und weiteren Abordnungen der Repräsentanten aller in Caer Conway befindlichen Verbündeten. Doch auch das einfache Volk wollte sich seine Chance nicht nehmen lassen, die Heimkehrer zu begrüßen und so waren alle Straßen, die vom Haupttor bis hinauf zur Feste führten mit Fackeltragenden Menschen verstopft. Selbst die Verwundeten verließen zu Großen Teilen die Lazarette, um die Rückkehrer zu begrüßen.

Es sah aus, als wäre ein riesiger glühender Drache in Caer Conway erwacht, der die Nacht zum Tage machte.

 

Schließlich war es soweit, der Troß kam in Sichtweite und die Menge begann zu jubeln. Angeführt von Tannjew, hoch erhoben auf seinem Streitross, und eingerahmt von den Standarten des Widerstands näherte sich die Armee zügigen Schrittes der Stadt. Die Soldaten marschierten in lockerer Formation und trotz ihres kriegsgezeichneten Aussehens waren sie frohen Mutes.

 

Einige Hundert Meter vor der Stadt ließ Robert, der neben Tannjew ritt den Troß halten. Dann stiegen Tannjew, dessen Leibgarde und er selbst vom Pferd und marschierten auf die wartende Menge zu. Als sie diese erreichten, ergriff Tannjew das Wort, während ganz Caer Conway scheinbar den Atem anhielt:

 

„Nicht als Eroberer kehre ich heim! Nicht als Held und nicht als Feldherr! Vielmehr kehre ich heim, als einer von Euch! Einer, der mit euch geblutet hat! Der mit euch gekämpft hat! Keinem von uns gebührt dieser Sieg mehr als den tapferen Männern und Frauen, die auf dem Schlachtfeld ihr Leben gegeben haben für unsere gemeinsame Sache! Und im Namen Jeldriks sage ich euch: Wir haben die Schlacht gewonnen! Und den Krieg werden wir ebenso gewinnen!“

 

Die ganze Stadt begann zu jubeln. Nur die Gardeeinheiten vor den Toren hielten ihre Formation bei, wenngleich sich auch in ihre Gesichter ein stolzes Lächeln schmuggelte. Dann marschierten Tannjew und sein Getreuen weiter, vorbei an den Gardisten, die Spalier standen, vorbei an den Menschen, die die Straßen säumten und vorbei an den Verwundeten und Krüppeln, die ihnen trotz ihres Zustands in den Jubel mit einstimmten.

 

 

  1. Tag des 1. Mondes 258 n.J.

 

Die Weigerung der Lodrier und die Dickköpfigkeit der Engonier eskaliert weiter. Die Kommandantur der Reichsgarde in Caer Conway lässt dem Kommandanten der Lodrier die Nachricht überbringen, dass alle Lodrier mit sofortiger Wirkung von sämtlichen Wachdiensten abgezogen werden und sich nicht mehr in bewaffneten Gruppen größer als zehn Mann durch die Stadt bewegen dürfen.

Wenige Stunden später stellen alle lodrischen Handkwerker und Arbeiter die Arbeiten zur Ausbesserung und den Aufbau der Verteidigungsanlagen der Stadt ein.

 

 

  1. Tag des 1. Mondes 258 n.J.Tannjew gelingt es nicht die Wogen zu glätten und die Lodrier zum Verbleib in Caer Conway zu überzeugen. Das Gespräch zwischen Tannjew und Sir Gregory:

 

Tannjew schaute seinen Freund erstaunt an. „Es freut mich auch dich wohlbehalten wieder zu sehen.“

 

„Ja, mich auch……“ erwiedert Gregory nur knapp, schaut dann auf die Papiere.

 

„Ich hatte gehofft, der Papierkram bliebe mir zumindest bis nach dem Bade erspart.“ Er betrachtete kurz das Schreiben und das Siegel. „Nun, was möchtest du hören?“

 

„Deine Meinung, einen Kommentar irgendwas….“

 

„Ich hatte noch keine Zeit mich näher mit diesem Vorfall auseinander zu setzen. Ich vertraue aber dem Urteilsvermögen der Kommandanten der Reichsgarde voll und ganz und bin daher überzeugt, dass sie für ihre Entscheidung ihren Grund gehabt haben.“

 

„Und du hälst diese Enscheidung für angemessen und einzig richtige?“

 

„Auf die Gefahr hin, das ich mich wiederhole: Ich habe die Stadt gerade betreten und habe noch keinen Überblick über das, was geschehen ist. Aber wenn du auf eine Antwort bestehst, dann vertraue ich den Kommandanten der Reichsgarde so weit, das ich hinter jeder Entscheidung stehe, die sie getroffen haben.“

 

„Hmm, dann wäre es sehr nett, wenn du dir einen zügig einen Überblick verschaffst. Die Sache ist ernst…..“

 

„Gut. Ich werde mich dann gleich mit den Kommandanten besprechen und dann treffen wir uns zur fünften Stunde im Ratssaal.“

 

„Gut, aber ich möchte das erstmal alles mit dir alleine – wirklich alleine – besprechen!“

 

Tannjew legte den Kopf schief. „Ich glaube, wir werden nicht umhin kommen die Sache gemeinsam mit allen Beteiligten zu klären. Ich kann dir bloß anbieten, dass wir uns nochmal hier in einer Stunde alleine treffen, ehe wir zum Ratssaal gehen.“

 

„Ja, bitte, daß wäre mir sehr wichtig.“

 

„Gut, so soll es dann sein.“ Tannjew geleitete Gregory zur Tür und verabschiedete ihn.

 

 

Eine Stunde später klopft Gregory erneut.

 

Tannjew rief seinen Freund herein.

 

„Tritt ein.“ Tannjew lächelte, doch war es kein heiteres Lächeln.

 

Gregory tritt ein, schließt die Türe hinter sich und nimmt Platz.

 

„Schilder mir die Situation aus deiner Sicht.“

 

„Nun ja, ich finde das Verhalten wie auch die Reaktion der Andarrer Garde überzogen und, entschuldige, dumm weil kurzsichtig.

Als gäbe es nicht schon genug Situationen, wo wir merken, daß wir unerwünscht sind… Schau doch auf diese Reaktion, die Ablenhung von Hilfe durch die Kämmerin, und von den Valkensteinern will ich gar nicht reden. Tannjew, mit solchem Verhalten droht Andarra, Lodrien als Verbündetetn zu verlieren.“

 

„Dies ist keine aranische Hofhaltung sondern Kriegsgebiet, Gregory, und nicht umsonst habe ich das Kriegsrecht über die Stadt verhängt. In jeder ordentlichen Armee ist die Befehlskette klar und darf nicht durchbrochen oder umgangen werden. Ich finde es bedauerlich, dass diese nicht allen lodrischen Offizieren bekannt ist. Wer für diese Verfehlung verantwortlich ist wirst du am besten wissen müssen. Letztendlich stellt das Verhalten dieses von Hohenstein nichts anderes als Befehlsverweigerung dar. Die Ahndung dessen im Kriegszustand hätte für diesen Offizier äußerst drastisch ausfallen können. Ich zumindest bin froh, dass die Kommandanten zu keiner härteren Sanktion gegriffen haben und für ihre Rücksichtnahme dankbar. Mag sein, dass es den lodrischen Soldaten unangenehm ist zur Zeit von ihrer Aufgabe entbunden zu sein, doch muss man verstehen, dass das Verhalten des von Hohenstein in den Augen der Kommandanten arge Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der lodrischen Soldaten aufgeworfen hat.

Um ehrlich zu sein fällt es mir manchmal schwer euch Lodrier zu verstehen. Ihr seid Menschen von edler Gesinnung, tugendhaft und gebildet, doch in manchen Dingen scheint es euch an Verständnis zu mangeln, was ihr mit Sturheit aufwiegt. Wir könnt ihr erwarten, dass ein Volk, das seine Freiheit als höchstes Gut schätzt, mit Freuden Almosen annimmt? Den Andarranern ist es bitter genug, militärische Hilfe annehmen zu müssen. Wie könnt ihr da noch böse sein, wenn die Stammesfürsten wenigstens für die Hilfsgüter aufkommen wollen? Kann das wirklich ein Grund zur Ärgernis sein? Oder liegt es an der Person der Kämmerin, die euch diese Entscheidung mitgeteilt hat?“

 

Bei den letzten Worten sieht Gregory fast zornig aus, nur für einen Moment. „Tannjew, du solltest mich gut genug kennen, um zu wissen, daß das kein Grund ist. Und der Hauptmann hat sich an die Kette gehalten, denn er hat den Befehlen eines Ritters Folge geleistet vor denen einer Verwalterin. Und wenn Kämmerin ein militärischer Rang in Andarra ist, dann ist auch mir das neu! Und erzähl mir nicht von…“

Er besinnst sich, wirkt auf einmal müde.

„Du verstehst es wirklich nicht, oder? Du… siehst nicht, wo das hinführen kann, oder? Das Hilfe, die abgelehnt wird brüskiert? Das Soldaten, die vom Dienst, von Arbeit, ja sogar von Sitzungen des Rates ausgeschlossen werden, den Glauben an die Sache verlieren? Das Verbündete sie am liebsten sofort aus der Stadt hätten… Tannjew, es gibt so viele Dinge, die geschehen sind, daß hier ist nur das letzte. Tannjew, wir müssen etwas tun, sonst zerbricht diese Allianz…“

 

Jetzt schien Tannjew brüskiert. „Gregory, ohne die großen Verdienste der Lodrier in Frage zu stellen, aber was soll ich ausrichten, wenn ihr die Kommandostruktur hier nicht versteht oder nicht verstehen wollt und auch nicht zu den Ratssitzungen erscheint? Um ganz ehrlich zu sein: In dieser gefährlichen Situation, in der wir uns befinden, mit einem feindlichen Heer von erschreckender Größe und Effizienz nur wenige Tagesreisen entfernt brauchen wir Zuverlässigkeit und Einigkeit in unseren Reihen und nicht Trotz und Selbstgerechtigkeit. Um es kurz zu sagen: Du bist der Heerführer der Lodrier und an dir liegt es, die bedingungslose Einsatzbereitschaft deiner Männer aufrecht zu erhalten. Wenn dir das nicht gelingt sag das lieber jetzt, ehe ihr uns alle in Todesgefahr bringt. Mir ist bewusst, dass die meisten deiner Männer Freiwillige und Zivilisten sind, aber wir müssen uns dennoch auf euch verlassen können.“

 

Gregorys Miene wird kalt, versteinert. „Ich bin weder über die Umstände der Kommandostrukturänderungen noch über Sitzungen des Rates informiert worden, ich hatte ja nicht einmal freien Zugang zu den Karten.“ Seine Stimme wird kälter, er versucht sichtlich, sich zu beherrschen, aber Tannjew kennt ihn gut genug um zu sehen, wie sehr er mit seiner Fassung ringt.

„Werter Herr Lordprotektor, ich bitte um Vergebung, wenn Fehler begangen wurden, und ich bitte euch um eine Erläuterung bezüglich der Kommandostruktur. Und ich bitte um Entschuldigung, wenn Treue und Loyalität als Trotz und Selbstgerechtigkeit erschienen sind…“

Er scheint noch etwas sagen zu wollen, aber den Rest verschluckt er.

 

Tannjew lächelte. „Natürlich bist du über Sitzungen des Rates informiert worden und natürlich hattest du freien Zugang zu den Karten, so wie du auch freien Zugang hier bei mir hattest und hast. Dein Schuldeingeständnis nehme ich gerne an, womit wir diesen Vorfall endlich Beiseite legen können… nach dem Gespräch im Ratssaal. Im Anschluss werde ich die Kommandanten der Reichsgarde bitten dir einen Reichsgardisten zur Seite zu stellen, der dich über die hiesigen Umstände aufklärt und immer auf den neuesten Stand hält.“

 

Gregory schaut ihn mit offenem Mund an. „Du….hast du mir zugehört? Hast du das… nein… Du hast das als Schuldeingeständnis verstanden….? Und was soll ich vor dem Rat? Was soll ich bei dem Rat? Du… und du hälst das für einen Vorfall, den wir einfach so auf Seite legen können? Und beim nächsten Mal…?“ Er schaut ihn ziemlich entgeistert an, so als könne er kaum glauben, was er da hört.

 

„Wähl einen geeigneteren Hauptmann bei deiner nächsten Abwesenheit aus und es dürfte keinen Zwischenfall mehr geben. Und nun sollten wir zum Rat gehen, denn die Kommandanten würden gerne auch hören, dass derartiges nicht erneut vorfallen wird.“

 

Gregory schaut mit einer Mischung aus Erstaunen und Verärgerung an. „Ich bin sicher, daß so etwas nicht wieder passieren wird, Tannjew….“ Sprachlos schüttelt er den Kopf.

„Morgen werden die lodrischen Soldaten Caer Conway verlassen. Bitte unterrichte die anderen Herren und Damen, daß morgen früh über 800 Lodrier gemeinsam und bewaffnet durch die Stadt marschieren und Andarra verlassen werden. Ich hoffe, daß wird kein Problem sein, auch für die Verbündeten?“

Und er ergänzt noch. „Natürlich werden weiter die Nahrungsmittel geliefert, die gebraucht werden…“

 

„Nun, euren Abmarsch finde ich sehr bedauerlich, aber ich kann euch nicht aufhalten. Für die Nahrungsmittellieferungen bin ich dir sehr dankbar. Aber nun bitte ich dich zu gehen – du hast sicherlich Vorbereitungen zu treffen. Wenn die Götter es so wollen sehen wir uns dereinst unter besseren Umständen wieder. Jeldriks Hand über dich, Gregory.“

 

Gregory schaut ihn einen Moment verwirrt an. Dann antwortet er.

„Mögen die Götter dir Weisheit und Stärke schenken, Tannjew. Und vergiß nicht, daß du in mir trotzdem immer einen Freund haben wirst…..“

Er dreht sich um und geht, ohne sich noch einmal umzwenden.

 

 

  1. Tag des 2. Mondes 258 n.J.Wegen interner Streitigkeiten hat Lodrien sich dazu entschlossen ohne Frist alle seine Soldaten aus der Hauptstadt Andarras abzuziehen! Caer Conway, dessen Verteidiger nun auf 800 Mann verzichten müssen, sieht sich im kommenden Frühjahr einer grausamen Offensive seitens des Lupus Umbra ausgesetzt, der es nun mit einer um ein Drittel reduzierten Mannschaft trotzen muss.Auf die Frage, wie es zu dem Zerwürfnis mit den Verbündeten kommen konnte, immerhin sind die Lodrier durch eine vehemente Ablehnung des neuen Kaisers und diverse Racheschwüre in Erscheinung getreten, konnte nur weniges in Erfahrung gebracht werden: Es heißt, sie waren nicht bereit sich den Befehlen der Reichsgarde zu beugen. Wehe Andarra! Hast du an der Beransader gesiegt, nur um durch den Rückzug von Verbündeten zu fallen?

 

 

  1. Tag des 2. Mondes 258 n.J.Der Rat der Stadt trifft sich, um die Optionen nach Abzug der Lodrier zu besprechen. Viele Optionen stehen zur Wahl, unter anderem die vollständige Verlegung der Front an die Beransader, der vollständige Rückzug nach Caer Conway und zuletzt die Verlegung aller Einheiten zur caldrischen Front an die Droor, um den Krieg dorthin zu verlagern und die dortige Front zu Gunsten des Widerstandes zu einem Sieg zu führen.

 

Robert McManahugh fasste die Lage wie folgt zusammen:

 

„Nun, die Lage ist die, dass wir auf einem verdammten Pulverfass sitzen, dessen Lunte gerade in Engonia angezündet wird! Der Abzug der Lodrier wirft unsere strategischen Pläne vollkommen über den Haufen! Die Schanzanlagen der Stadt sind nur zu einem Drittel fertiggestellt, die Straßen sind überfüllt von Flüchtlingen und Kriegsversehrten, und wie mir unsere Kundschafter berichteten, streunen derzeit eine Handvoll Überlebende des Lupus durch die Provinz, so dass wir annehmen müssen, dass es bald zu Gewaltakten kommen wird. In Zusammenarbeit mit seiner Exzellenz, Inquisitior von Greifstedt, haben wir bereits ein Liquidationskommando entsandt, dass sie hoffentlich bald aufspüren wird. Die Lage an der Beransader scheint derzeit einigermaßen stabil. Zumindest gab es bisher keinen Versuch des Feindes, den Flusslauf erneut zu überqueren. Was den Stamm von Verrätern angeht, die dort hausen, so haben sich diese bisher nicht gezeigt, wenngleich ich an dieser Stelle auch empfehlen möchte eine Strafexpedition gegen diese in Betracht zu ziehen!“

 

Robert hielt einen Moment inne und schaut Tannjew musternd an.

 

„Die Vorbereitungen für die Operation Steinschlag sind praktisch abgeschlossen! Ich erwarte noch diese Woche die endgültige Fertigstellung!“

 

Erneut hält er kurz inne, bevor er in angespanntem Ton fortfährt:

 

„Fakt ist, dass unsere Verluste an der Beransader und der feige Rückzug der Lodrier uns mehr kosten, als bisher erwartet. Die Aufrechterhaltung der Versorgungslinie zu den Befestigungen an der Beransader, bei gleichzeitiger Befestigung Caer Conways ist unmöglich. Die wenigen Soldaten die wir noch besitzen leisten jetzt bereits die Arbeit, die normalerweise von der dreifachen Anzahl bewältigt wird! Ich sage es ungern, aber wir werden uns entscheiden müssen! Entweder wir befestigen die Beransader, darauf hoffend, dass uns das dortige Terrain einen Vorteil bietet oder wir ziehen uns nach Caer Conway zurück.“

 

Es folgt eine kurze Pause.

 

„Oder… – Wir starten eine Invasion! Sofern die Caldrier mitziehen und Richard endlich aufhört sich seinen Hintern platt zu sitzen, könnten wir es schaffen, diesen Krieg im kommenden Jahr zu beenden. Ich will euch keine Illusionen machen! Hauptmann Stephanus‘ Stab und der Unsrige haben lange über diesen Punkt debattiert, doch am Ende kamen wir zu dem immer gleichen Ergebnis. Andarra ist auf Dauer nicht zu halten!“

 

Zudem unterrichtet Robert McManahugh den Rat auf Tannjews Wunsch über die Details der Operation Steinschlag, die Überführung der Zivilbevölkerung in die alte Minenfeste im Turalgebirge.

 

 

  1. Tag des 2. Mondes 258 n.J.Der verstorbene Flamen Damian wird von seinen Freunden in Rahmen einer geheimen Zeremonie aus dem Totenreich zurück unter die Lebenden geführt. Dieses Wunder nährt nach dessen Rückkehr in Caer Conway die Hoffnung in den Herzen der Flüchtlinge.

 

 

Tangara Postille – Sommer/Winterausgabe vom 5. Tag des 4. Mondes 258

 

Valkensteiner Ansichten

Nach langen Bemühungen seitens unseres Herausgebers, gelang es uns endlich ein kurzes Gespräch mit Hauptmann Robert McManahugh, dem Kommandanten des Valkensteinschen II. Sturmgrenadier- regiments und Stellvertreter des Herrn Tannjew von Wiesenquell und Norngard zu bekommen. Wir trafen uns daher am vergangenen Tag im Ratssaal der Stadt. Auf die Frage, wie die derzeitige Lage im Lande Andarra und darüber hinaus zu bewerten sei, reagierte Hauptmann McManahugh mit eisiger Zurückhaltung. Er gab hierzu lediglich preis, dass die Lage zwar ernst sei, aber im Moment stabil! Der Lupus wurde durch das ehrenwerte Opfer der Truppen des Widerstands bis in sein eigenes Territorium zurückgedrängt. Dort ist der Feind nun dabei seine Wunden zu lecken und sich neu zu formieren. Ein erneuter Angriff sei in den nächsten Monaten nicht zu erwarten. Trotzdem ist der Krieg noch nicht gewonnen, sagte McManahugh, und es ist absolut notwendig für den letztendlichen Sieg, dass sich die Bevölkerung über diesen Faktor bewusst ist und die Bedingungen und Notwendigkeiten des Kriegsrechts akzeptiert! In diesem Zusammenhang ließen wir uns zu der Frage hinreißen, ob Hauptmann McManahugh etwas zu der drastisch gestiegenen Zahl von Verurteilungen und Exekutionen sagen möchte, die für einigen Wirbel in der Bevölkerung gesorgt hätten. Hierzu meinte er: „Es ist vollkommen normal, dass in der Phase der Gewöhnung an die strikten Regeln des Kriegsrechts einige Bevölkerungsgruppen ein erhöhtes Potenzial an Verlusten erleiden. Allen voran sind dies Diebe, Räuber, Schwarzmarkthändler und andere potenziell schlimmere Verbrecher. Diese gilt es auszusondern und ihrer Strafe zuzuführen. Die Tatsache, dass dies nun effizienter geschehe, liegt an den kürzeren Prozesswegen durch den verstärkten Einsatz von Feldgerichten.“ Wir fragten daher weiter nach, ob dies auch an den härteren Gesetzen des Codex Iuris ad Valcorum liegen könnte, der gerade erst als offizielles Rechtsdokument in Andarra eingeführt wurde und ob dieser Schritt wirklich notwendig war. Darauf McManahugh: „Der Codex ist das Gesetz Valkensteins! Und somit auch bindend für ein jedes Protektorat. Natürlich gestehen unsere Rechtsvertreter, allen voran seine Eminenz der Inquisitor, der Bevölkerung eine gewisse Eingewöhnungszeit zu. Ich denke, dass die größte Schwierigkeit der Bevölkerung darin begründet liegt, dass in Valkenstein erst ein Urteil gesprochen wird und der Delinquent dann die Möglichkeit erhält, sich dagegen zu verteidigen. Ein ungemein effizienteres System, als das der bisherigen Stammesgerichtsbarkeit, wenn sie mich fragen.“ An dieser Stelle wurde unser Gespräch leider durch einen Boten der Kommandantur unterbrochen, der Hauptmann McManahugh daran erinnerte, dass er noch einen Unterredung mit Hauptmann Stephanus von der Garde habe. Es gelang uns jedoch eine letzte Frage zu stellen, nämlich, was der Hauptmann dem Usurpator Konar gern mitteilen würde, sollte er ihn nun hören können. Hierauf antwortete McManahugh: „Eigentlich nicht viel. Ich würde den Bastardwolf nur bitten demnächst nicht so zu wimmern wie der letzte Wolfslord, dem ich begegnet bin, wenn ich ihm meinen Stiefelabsatz in seinen verranzten Nacken setze und ihm genussvoll den Hals breche!“

Mit diesen Worten verabschiedete sich Hauptmann McManahugh und verließ den Saal. In einer unserer nächsten Ausgaben hoffen wir, ihnen weitere ehrenwerte Mitglieder des Widerstands präsentieren zu können.

Für uns steht jedenfalls fest, und darin wurden wir wieder bestätigt, dass mit Leuten wie Herrn Tannjew von Norngard und Wiesenquell, Herrn Simon de Bourvis und Hauptmann Robert McManahugh an der Spitze des Widerstands der Sieg gegen den Usurpator Konar nur noch eine Frage der Zeit ist!

 

Königin Loenna rehabilitiert Tannjew

Königin Loenna von Donnerheim, Barad Konars erbittertste Widersacherin in Caldrien, hatte zum Ende des vergangenen Jahres den Rebellen Tannjew an ihren Hof zitiert, auf das er die Gelegenheit erhalte, sich für seine eigenmächtige Unterstellung der Provinz Andarra unter valkensteinisches Protektorat zu erklären. Tannjew machte sich tatsächlich zu Beginn des Jahres im Büßergewand auf den weiten und gefahrvollen Weg von Caer Conway nach Donnerheim und entschuldigte sich auf Knien für sein unrechtmäßiges Verhalten. Er erklärte, dass er „einzig zum Wohle des Reiches und im Dienste des Widerstandes“ so entschieden und gehandelt hätte.

Ihre Hoheit honorierte die ehrlichen Worte des Jeldriken und sprach ihn frei von allen Vorwürfen und Verbrechen, die Kaiser Barad Konar ihm anlastete, zu förderst des Vatermordes und Reichsverrates, und hob weiterhin die über ihn verhängte Reichsacht des Kaisers auf. Damit bekräftige sie indirekt auch seinen Anspruch auf den Titel und die Ländereien von Norngard. Zuletzt ernannte sie ihn zu ihrem Ritter.

Beobachter der caldrischen Höfe über- raschte dies wenig, warteten sie doch schon lange auf einen Angriff der Königin gegen den Kaiser auf dem politischen Parkett. Wir sind nun auf die nächste Handlung Barad Konars gespannt und werden in der nächsten Ausgabe der Postille berichten.

 

Rebellion in Andarra ungebrochen

Nur wenige, teilweise widersprüchliche Berichte erreichen uns in diesen Tagen aus dem Osten Andarras, wo sich die Rebellen bis heute tapfer gegen die Armeen des Kaisers gehalten haben.

Zum Ende des vergangenen Jahres fand eine große Schlacht nördlich der Beranberge statt, in deren Verlauf nur die in der letzten Minute eingetroffenen verbündeten Truppen des Widerstandes einen Sieg der kaiserlichen Armee und damit die Niederschlagung der Rebellion in Andarra verhinderten. Die Verluste auf beiden Seiten waren jedoch enorm und zwangen beide Armeen dazu, den Winter zur Restrukturierung ihrer Kräfte zu nutzen. Während der Lupus Umbra einen Brückenkopf am Westufer der Beransader mit Unterstützung der Ipek, einem ominösen andarranischen Volksstamm, errichtet hat, setzen die Rebellen auf Befehl Tannjews von Norngard ihre Bemühungen fort, sich auf die im Frühjahr drohenden Offensive der kaiserlichen Armee vorzubereiten, um einen nennenswerten Widerstand entgegen setzen zu können. Dies wird jedoch durch die Tatsache sichtlich erschwert, dass die verbündeten lodrischen Truppen auf Befehl des Herzogs von Drachenfurt, Sir Gregory of Dragon’s Deep, Andarra überraschend verließen. Gerüchten zufolge ist das auf die Forderung des Barons Baernhelm Salazar von Argeste zu Husen zurückzuführen, der diesen Truppenabzug von seinem Schwager Sir Gregory verlangte, da Tannjew von Norngard sich schändlicher weise mit dessen Gemahlin eingelassen habe. Es ist abzusehen, dass durch diesen Abzug der Lodrier die Armee der andarranischen Rebellen dermaßen geschwächt ist, dass ein Sieg bei einer direkten Auseinandersetzung

beider Armeen aussichtslos erscheint. Sollten diese Gerüchte stimmen wäre das ein erneuter Beweis dafür, dass Ehrlosigkeit ins Verderben führt!

 

Hilfsleistungen für die Andarraner werden ausgeweitet!

Die stetigen Bemühungen der Andarranischen Schutzmacht wirken sich nun auch direkt auf die durch Krieg und Flucht bedrängte Zivilbevölkerung aus. Innerhalb der Mauern Caer Conways und dem weiteren Umland wurden auf Bestreben der ‚Valkensteiner Kommission Seiner Großherzoglichen Majestäts Mutter zur Bereicherung des kulturellen Austauschs mit den Kolonien’ viele weitere Armenspeisungen und Sammellager eingerichtet, die den drohenden Nachwirkungen des Krieges Einhalt gebieten sollen. Nach der schändlichen Flucht der Lodrier gibt es nun wieder Hoffnung in der Bevölkerung, welche die verstärkten Bemühungen „unserer Brüder und Schwestern aus dem Norden“, wie einer unserer Gesprächspartner die Valkensteiner betitelte, äußerst wohlwollend annahmen. Doch damit nicht genug! Während sich einstige Verbündete von Feigheit getrieben in ihr eigenes Territorium zurückgezogen haben, um sich dort in ihrer vermeintlichen Rudelsicherheit zusammenzurotten, sorgte seine Eminenz Inquisitor Victor von Greifstedt in Übereinkunft mit Ritter Tannjew von Wiesenquell und Norngard persönlich für die Einrichtung eines großräumigen Waisenhauses auf dem Gelände der Valkensteiner Botschaft. Dort sollen fortan bis zu Einhundert Kinder, denen die Schrecken des Krieges die nächsten Verwandten geraubt haben aufgenommen, versorgt und ausgebildet werden, damit sie dereinst ihren rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft wieder einnehmen können.

 

Flamen Damian – Eine Wiederkehr?

Wie im Artikel zum Lorinan zu lesen ist, ist Flamen Solis Alamariani Damian aus Voranenburg, dritter Sohn des Grafen von Voranenburg und ehemaliger Gesandter des engonischen Senates, dort umgekommen. Bis kurz vor Drucklegung sollte nun an dieser Stelle ein Nachruf auf sein Leben und sein Wirken und eine politische Betrachtung der Auswirkungen seines Todes stehen. Aber ein auch für uns nahezu unglaubliches Ereignis hat sich ergeben: Ebenjener Flamen Damian wirkt seit einem Monat erneut in Caer Conway!

Ein großer Aufruhr begleitete seine plötzliche Rückkehr eines Abends, insbesondere da er scheinbar die Tatsache seiner wundersamen Rückkehr übersah. Er kehrte im Gasthaus zum Silbernen Bären ein, wo er mit mehr als einem alten Gefährten konfrontiert wurde und erklärte dort, dass er durch die Gnade der Götter und die Tapferkeit einiger guter Freunde und Kämpfer für den Widerstand ins Reich der Lebenden zurückgeholt worden sei. Diese wundersame Rückkehr scheint eng verknüpft mit dem Tod des Adeptus Talon Himmelssturm vom Bund zu Ayd’Owl. Flamen Damian konnte mehrfach gehört werden, wie er tiefe Dankbarkeit für das Opfer des Adeptus ausdrückte. Noch am selben Abend erklärte er seine Absicht die Schuld, die sein Vater nun gegenüber dem Widerstand hat, einzufordern. Ebenfalls am selben Abend nahm er sofort seine Pflichten als Flamen wahr und nahm an einem Standesgericht teil. Weitere Informationen finden sie im Artikel ‚Firngard verzweifelt?‘. In den vergangenen Wochen scheint Flamen Damian seine Zeit vor allem darauf verwendet zu haben, sich der Horden von Bittstellern und Pilgern zu widmen, die Caer Conway und den dortigen Alamarschrein belagern. Besorgte Stimmen aus der Stadtführung sind zu hören. Man denkt dort laut über Möglichkeiten zur Beendigung der ‚religiösen Hysterie‘ nach.

Politisch gesehen war diese Wiederbelebung ein schwerer Schlag für den Kaiser. Der Herrschaftsanspruch Barad Konars resultiert zuvorderst aus seiner Rückkehr von den Toten durch göttlichen Willen und diese Besonderheit teilt er nun nicht mehr nur mit dem heiligen Jeldrik, sondern auch mit einem gleichzeitig wirkenden Widerständler. Die Implikationen sind vielfältig. So ist wahrscheinlich mit einem Rückgang der religiös motivierten Neu- zugänge im Lupus Umbra zu rechnen, was ihm auf lange Sicht sehr wohl schaden wird. Ob dies aber kurzfristig bereits Folgen hat, ist noch nicht abzusehen. Flamen Damian scheint selbst kein Interesse daran zu haben seine Wiederbelebung militärisch auszu- nutzen. Auch auf politischer Ebene hat er bisher nur von der Ehrenschuld seines Vaters gesprochen. Es steht zu vermuten, dass den Flamen seine persönlichen Überzeugungen von politischen Winkel- zügen abhalten und zum Wohle des Widerstands bleibt zu hoffen, dass andere weniger Skrupel haben.

Andernorts melden sich erste Zweifler, ob es sich bei dieser Person tatsächlich um den verstorbenen Flamen Damian handelt. Sollte es sich bei diesem Priester Alamars um den Flamen Damian handeln wäre dies ein großes Wunder Alamars. Flamen Augustus aus Fanada, den wir zu diesem Vorfall befragten, meint: „Sofern der Höchste tatsächlich in all seiner uner- messlichen Weisheit und Güte entschieden hat, Flamen Solis Alamariani Damian zu den Sterblichen zu entsenden, so müssen wir es als Fingerzeig Seines Willens betrachten, dass Er Seinen Diener nach Caer Conway entsandt hat. Möge dieses Wunder den Emporkömmling Tannjew von Norngard zu Vernunft bringen, auf dass Andarra sich wieder dem geordneten Gefüge des heiligen engonischen Kaiser- reiches anschließe.“

 

 

Tangara Postille – Ausgabe vom 20. Tag des 9. Mondes 258 n.J.

 

Schwerer Stand in Caer Conway

Die Gerüchte um einen unumgänglichen Rückzug aus Caer Conway häufen sich. Die Stadt gilt als nicht mehr zu halten. Seine Exzellenz Sir Tannjew von Norngard zu Wiesenquell (Anm. d. Red. Erst kürzlich von der Königin Leonna rehabilitiert vom Vatermord und Reichsverrat, wir berichteten), Robert McManahugh (Kommandierender der Valkensteiner Entsatzkorps in Andarra) und die verschmähte Verlobte des Kaisers und neuerdings Waisenmatrone, Ariann Adbargsdottir (Anm. d. Red. Auch hier berichten wir selbst in aktueller Ausgabe neues), kämpfen auf verlorenem Posten. Immer mehr Stimmen werden laut, die die Führungsriege des Krieges kritisieren. Warum sind die Stämme noch nicht wieder geeint? Haben die führenden Köpfe die Zügel verloren und lassen sie sich jetzt von den wilden Stämmen Andarras deren Doktrinen aufzwingen? Welchen Sinn macht es dieses Gebiet noch zu halten, da immer mehr Menschen flüchten oder sich den verschiedenen Stämmen anschließen um ihre Haut zu retten? Wie lange wird der Widerstand noch bestehen können? Steht nicht zu befürchten, daß sich die Leute in den Krisenregionen zusammen rotten und sich dem Kaiser anschließen? Es kann nicht mehr lange dauern, bis die nächste große Offensive des Wolfslords startet und die letzten tapferen Krieger überrennen wird. Warten wir es ab.

Auch hier danken wir Lyria Lilienlied für Ihren Beitrag und bitten die Änderungen zu Entschuldigen.

 

Das Leiden in Andarra nimmt kein Ende !

Manch ein braver Bürger fragt sich auf den Straßen Andarras bereits, ob die Götter diesen Flecken Erde bereits verlassen haben? – Nach der siegreichen, aber auch verlustreichen Schlacht gegen den Lupus Umbra ist nun eine weitere Plage über das Land hereingebrochen. – Die Pocken! Vielerorts wurden Fälle von pockenartigen Krankheiten gemeldet, deren Opfer in erster Linie die Kranken und Schwachen sind. Bisher hat die Krankheit die Mauern Caer Conways noch nicht überwunden, aber wie wir aus gut unterrichteter Quelle erfahren haben, scheint dies nur noch eine Frage der Zeit zu sein.

 

Zum Kriege in Andarra…

Die Lage unserer Truppen an der Front scheint sich weiter zu verschärfen. Nachdem immer wieder Berichte über große Truppenbewegungen des Lupus Umbra bis nach Caer Conway dringen, scheinen die örtlichen Befehlshaber langsam aber sicher die Kontrolle über die Grenzgebiete Andarras einzubüßen. Von Infiltratoren der Kaisertreuen und vermehrter verdeckten Operationen jenseits des Schlachtfeldes ist die Rede. Auf unsere Nachfrage hin verweigerten sowohl der Lordprotektor, Seine Exzellenz Sir Tannjew von Norngard zu Wiesenquell, wie auch der Oberbefehlshaber der Truppen, Robert McManahugh, eine Aussage. Fakt ist jedoch, dass sich auch innerhalb der Mauern Caer Conways, wie auch im angrenzenden Umland einiges bewegt. – Schanzen werden ausgehoben, die Mauern und Tore verstärkt und Lebensmittel und Vorräte in die Stadt geschafft. Außerdem gibt es Gerüchte, dass ein starkes Heerbanner, samt einem außergewöhnlich großen Tross aus Zivilisten Richtung Norden aufgebrochen ist. Wohin dieser Exodus marschiert konnte bisher nicht eindeutig geklärt werden. – Es bleibt nur zu hoffen, dass sich unsere Verbündeten weiterhin dafür einsetzen, dass Andarra die Freiheit verteidigen kann, die es mit dem Blut seines Volkes so teuer erkauft hat!

 

 

  1. Tag des 9. Mondes 258 n.J.Am heutigen Tage, dem 21. Tag des 09. Monats 258 n.J., wurde ein weiterer großer Flüchtlingstroß gesichtet, der sich von Caer Conway aus offenbar in Richtung Norden bewegt. Viele Frauen, Kinder und Alte sind Teil des Trosses, aber auch ein Kontingent schwer bewaffneter Soldaten soll gesichtet worden sein.
    Gerüchten zufolge soll außerdem Lady Ariann von Gutenböckig, die ehemalige Verlobte Seiner Majestät des Kaisers, Teil des Trosses sein. – Das Ziel ihres langen Marsches ist unbekannt, allerdings lassen Richtung und Zusammenstellung des Trosses darauf schließen, dass sie versuchen werden schnellstmöglich die Küste zu erreichen. – Welche Rettung sie sich dadurch versprechen bleibt ebenfalls ungewiss. Fakt ist aber, dass sie einen schwierigen Marsch vor sich haben; – umringt von marodierenden Horden des Lupus Umbra, den Witterungen des Landes schutzlos ausgeliefert, werden sie letztlich wohl nur mit Hilfe der Götter ihr Ziel erreichen können.Verschärfung des Kriegsrechts!
    Nach Berichten unseres in Caer Conway verbliebenen Gesandten, wurde heute, am 21. Tag des 09. Monats 258 n.J. nur wenige Stunden nach dem Abmarsch der letzten Flüchtlinge eine Ausgangssperre über die Stadt verhängt. Sämtliche Tore und Zugänge zu Caer Conway wurden geschlossen und verbarrikadiert. Die Straßenzüge werden von Soldaten patrouilliert und Haus für Haus wird zur Schanze umgebaut. Es gehen Gerüchte um, dass die verbliebene Bevölkerung die Auflage erhalten wird schnellstmöglich zu bewaffnen, um auf die kommende Schlacht vorbereitet zu sein. Caer Conway gleicht einem Hexenkessel und niemand weiß, was die nächsten Tage bringen werden.

 

 

  1. Tag des 9. Mondes 258 n.J.„Auf Geheiß des Feldherren der Vereinigten Heere Andarras, Hptm. Robert McManahugh und in Übereinkunft mit Seiner Exzellenz, Herr Tannjew von Norngard zu Wiesenquell, sei dem Volke Caer Conways hiermit kundgetan, dass von diesem Tage an, dem 22. Tag des 09. Monats im Jahre 258 n.J., ein jeder Mann, eine Frau und ein jedes Kind, dass sich noch in den Mauern Caer Conways aufhält, umgehend, binnen zweier Tage, in der Kommandantur der Reichsgarde oder der Valkensteiner Botschaft zum Zwecke der Musterung, Bewaffnung und Verwendungszuweisung vorzustellen hat! –
    Die Zuwiderhandlung gegen diesen ausdrücklichen Befehl wird als Hochverrat gewertet und entsprechend bestraft!“Gegeben und verkündet am 22. Tage des 09. Monats 258 n.J.

 

 

  1. Tag des 9. Mondes 258 n.J.Der Krieg nimmt kein Ende! Chaos in Caer Conway!
    Die Gerüchte um die Bewaffnung der verbliebenen Bevölkerung Caer Conways haben sich zu unserem Entsetzen bestätigt! Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind wird seit dem gestrigen Tage, dem 22. Tag des 09. Monats 258. n.J., mit Waffen und Ausrüstung versehen, um ein letztes Gefecht gegen den Lupus zu ermöglichen. Scharen von Bürgern haben nach der Bekanntgabe der jüngsten Verordnung versucht die Stadt durch das Haupttor zu verlassen. Sie wurden jedoch, noch bevor sie das Tor erreicht hatten, von Soldaten der Reichsgarde zurückgedrängt. Die Rädelsführer der Bewegung konnten ausgemacht werden und wurden umgehend durch ein Standgericht zum Tode durch den Strang verurteilt. – Die Kommandantur weigert sich beharrlich unserem Gesandten Rede und Antwort zu stehen. Die Lage auf den Straßen scheint mittlerweile einigermaßen unter Kontrolle zu sein. Die meisten Bürger sind bereits ihren verschiedenen Einheiten zugewiesen worden. Viele von ihnen begrüßen die Möglichkeit dem Lupus etwas von dem heimzuzahlen, dass er ihrer Heimat angetan hat, doch ist auch klar, dass sie das abweisende Verhalten der hohen Herren der Kommandantur nicht vergessen werden!24. Tag des 9. Mondes 258 n.J.Der Wolf steht vor dem Tore!
    Nun ist es offiziell! Erste Einheiten des Lupus Umbra sind bei Einbruch der Nacht am 23. Tag des 09. Mondes 258. n.J., in Sichtweite der Befestigungsanlagen erschienen! Die verbliebenen Truppen in Caer Conway bereiten sich auf ein letztes heroisches Gefecht vor. Keiner von ihnen erwartet, dass er die kommende Schlacht überlebt. Trotzdem zeigen die Gesichter dieser tapferen Männer und Frauen mehr Stolz als Angst. Wenn der Lupus kommt um diese Stadt zu überrennen, dann wird er dafür bluten müssen! – Auch die örtliche Führungsriege hat ihre Kommandantur verlassen. Immer wieder sieht man Hauptmann McManahugh und Sir Tannjew von Nornard die Reihen ihrer Leute abschreiten. Hier und da tauschen sie einige Worte mit alten und neuen Bekannten aus, spenden Mut und lassen die Männer und Frauen, das freie Volk Andarras, wieder an die gemeinsame Sache Glauben!

    25. Tag des 9. Mondes 258 n.J.

    Die Belagerung beginnt!
    Nach der weitestgehenden Verheerung des Umlands der Stadt, beginnt der Lupus am heutigen Tage, dem 25. Tag des 09. Mondes 258 n.J., den Belagerungsring um die Stadt Caer Conway zu schließen. Welle um Welle lässt der Wolfslord seine Truppen gegen die Mauern anrennen, die nur von einer Handvoll Verteidiger gehalten wird. Dann kommen die Belagerungsmaschinen ins Spiel! Feuer regnet auf den geschundenen Corpus der Stadt nieder und ein mächtiger Rammbock beginnt das Tor entzwei zu schlagen. Auch die stetigen Ausfälle der Reichsgarde, unterstützt von Kommandos der Valkensteiner Sturmgrenadiere und anderer Veteranen, wird den letztendlichen Ausgang des Kampfes nicht verhindern können. Die Situation innerhalb der Stadt ist chaotisch! Die verbliebenen Soldaten und Offiziere versuchen Ordnung in die Reihen der verängstigten Milizen zu bringen und zugleich die Verteidigung aufrecht zu erhalten. Durch einen schrecklichen Glückstreffer gelang es einem der Katapulte das Lazarett nahe der Stadtmauer zu treffen. Noch ist nicht klar, wie viele Verwundete und Personal dort den Tod gefunden haben.

 

 

  1. Tag des 9. Mondes 258 n.J.

 

Der Wolf ist in der Stadt!
Nach nunmehr drei Tagen des fortwährenden Kampfes um den äußeren Wall, gelang es dem Lupus heute eine große Bresche zu schlagen, die von den wenigen Soldaten Caer Conways nicht länger gehalten werden konnte. Die Kommandantur befahl daraufhin den Rückzug von den Mauern und die Verlegung aller verbliebenen Truppen ins Innere der Stadt. Hier besetzen die Verteidiger die genau zu diesem Zwecke angelegten Schanzen und Bollwerke, um dem Feind den Einmarsch so schwer wie nur irgend möglich zu machen. – Doch jedem in der Stadt ist bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit sein wird, bis der Lupus auch dieser Linien überrannt haben wird.

 

 

  1. Tag des 9. Mondes 258 n.J.

 

Der innere Wall ist gefallen!
Nach dem Eintreffen weiterer Verbände des Lupus Umbra gelang es diesem nun auch in einer groß angelegten Offensive die letzten Verteidigungsstellungen der Verteidiger zu überwinden! – Ein wahres Gemetzel folgte, als die verbliebenen Soldaten gemeinsam mit ihren Offizieren, unter ihnen angeblich auch Hptm. McManahugh und Sir Tannjew, den Lupus auf dem Vorhof der Kommandantur erwarteten und zu einem finalen Kampf stellten!
Keiner der heroischen Verteidiger überlebte! – Der Lupus metzelte alles und jeden nieder, deren er habhaft werden konnte! – Ein dunkler Tag ist für Andarra angebrochen! – Doch es gibt noch Hoffnung. Denn kurz bevor der Lupus die Kommandantur überrannte soll Gerüchten zufolge eine kleine Gruppe unter der Führung der Askarier die Stadt auf geheimen Wege verlassen haben. Mit sich sollen sie die städtischen Reliquien geführt haben, um sie den Klauen des Wolfs zu entreißen.

 

 

  1. Tag des 10. Mondes 258 n.J.

    Das dunkle Schicksal, welches sich bereits vor langer Zeit am Horizont abzeichnete ist nun Realität geworden. Die einstmals stolze Stadt Caer Conway, eines der Wahrzeichen des Widerstands ist gefallen! Die Mauern sind geschliffen und die meisten Gebäude zerstört. Nur die schwelenden Überreste der Kommandantur der Stadt stehen weiterhin als ausgebranntes Mahnmal für die Schrecken des Krieges, die diesen gottverlassenen Landstrich heimgesucht haben! Auf großen Scheiterhaufen lässt der Lupus die Standarten und sonstigen Überreste des Feindes verbrennen. Die letzten Überlebenden, wenn man bei den geschundenen Körpern noch von so etwas sprechen kann, werden zusammengetrieben und als Hochverräter exekutiert.Der Lupus herrscht nun auch in Andarra und es bleibt abzuwarten welche weiteren Schrecken dieser Sieg heraufbeschwören mag!

 

 

Tangara Postille – Sommerausgabe 259 n.J.

 

Königin Loenna rehabilitiert Tannjew

Königin Loenna von Donnerheim, Barad Konars erbittertste Widersacherin in Caldrien, hatte zum Ende des vergangenen Jahres den Rebellen Tannjew an ihren Hof zitiert, auf das er die Gelegenheit erhalte, sich für seine eigenmächtige Unterstellung der Provinz Andarra unter valkensteinisches Protektorat zu erklären. Tannjew machte sich tatsächlich zu Beginn des Jahres im Büßergewand auf den weiten und gefahrvollen Weg von Caer Conway nach Donnerheim und entschuldigte sich auf Knien für sein unrechtmäßiges Verhalten. Er erklärte, dass er „einzig zum Wohle des Reiches und im Dienste des Widerstandes“ so entschieden und gehandelt hätte.

Ihre Hoheit honorierte die ehrlichen Worte des Jeldriken und sprach ihn frei von allen Vorwürfen und Verbrechen, die Kaiser Barad Konar ihm anlastete, zu förderst des Vatermordes und Reichsverrates, und hob weiterhin die über ihn verhängte Reichsacht des Kaisers auf. Sie bekräftigte jedoch nicht seinen Anspruch auf den Titel und die Ländereien von Norngard. Dies stehe einzig und allein dem Fürsten von Middenfelz zu, auch wenn es sich bei diesem um Barad Konar handele. Damit dürfe er sich fortan nur noch Tannjew von Wiesenquell nennen. Beobachter der caldrischen Höfe über- raschte dies wenig, warteten sie doch schon lange auf einen Angriff der Königin gegen den Kaiser auf dem politischen Parkett. Wir sind nun auf die nächste Handlung Barad Konars gespannt und werden in der nächsten Ausgabe der Postille berichten.

 

Verworrene Lage in Andarra

Seit dem die Stadt Caer Conway als letzte Bastion des Widerstandes in Andarra gefallen ist erhält die Redaktion der Tangara Postille nur noch vereinzelte Meldungen mit wenig Aussagekraft, die sich häufig auch noch widersprechen. Es darf als bestätigt gelten, dass der Befehlshaber der kaiserlichen Armee in Andarra die Stadt bis auf den letzten Stein hat schleifen lassen. Selbst vor den Tempeln und Schreinen der Götter sollen die Soldaten des Kaisers kein Halt gemacht haben!

Damit enden aber auch die gesicherten Informationen aus Andarra. So sollen sich, glaubt man einer Quelle, die kaiserlichen Soldaten wieder nach Westen bis zur Beransader zurückgezogen habe. Truppenverlegungen hätten auch nach Otterbach stattgefunden. Das weite Land östlich der Beransader und der Beranberge, Schauplatz der blutigen Schlachten des vergangenen Jahreslaufes, seien somit einsam und verlassen. Gerüchten zufolge soll es noch Widerstandsnester auf diesem Gebiet Andarras geben, doch darf man diese Meldungen kaum ernst nehmen, da sie sich wohl eher auf letzte Überlebende Sippen der aufsässigen Klans der Bergonen, Majaren und Skaldir beziehen, die nicht an der Schlacht an der Beransader teilgenommen und somit das Massaker überlebt haben. Auch über die Anzahl der entkommenen Widerständler gibt es keine gesicherten Zahlen. Während einer der kaiserlichen Kommandanten, ein Mitglied des Ordens der Lupus Umbra, tönte, man habe „keinen der aufsässigen Bastarde am Leben gelassen, ob caldrischer Verräter, andarranischer Barbar oder valkensteiner Eindringling“ ist es doch mittlerweile weithin bekannt, dass zumindest einige Führungspersönlichkeiten des andarranischen Widerstandes, nämlich Herr Tannjew von Norngard und Herr Robert aus Valkenstein, sich mehr oder weniger frei auf engonischem Grund und Boden bewegen.

Ebenso flammen immer wieder Gerüchte über einen unbekannten Rückzugsort in Andarra auf, in dem sich viele der Flüchtlinge aus Caer Conway vor den Truppen des Kaisers versteckt halten sollen. Allerdings steht viel mehr zu befürchten, dass die Flüchtlinge den Tod durch die Schwerter der kaiserlichen Armee gefunden haben.

 

 

Verlautbarung der Königin zu Tannjews Buße

 

Hiermit sey folgendes kundt und zu wissen!

 

Wir / Loenna zu Donnerheym / von der Goetter wohlwollenden Guete Koenigin zu Caldrien / rechtmaeßige Erbin des Caldrischen Imperiums und Behueterin des Reyches / sindt zu dem Schluß gekommen / dass Tannjew von Wiesenquell / Ritter Caldriens und des Ordens des heyligen Jedrik zu Ahrnburg / von jedwedem Verdachte des Vatermordes freygesprochen sey! Wir haben den demuetigen Bueßer wieder in Unseren Reyhen willkommen geheyßen und seynen Lehenseydt empfangen.

 

Fuerderhin sey bekannt / dass Wir ihm als Zeychen unseres Vertrauens all solche Privilegien / Freyheyten und Gnaden / die dem Stammvater des Vorgenannten gegeben waren / leyhen und dazu gehoerendt das in der Baronie Salmar gelegene Landtgut / welches da Norngardt sey / das er von Uns und dem Reyche zum Lehen haben soll.

 

Seyn Handeln in Andarra erkennen Wir als Offenbahrung im Sinne Kayser Jeldriks und somit von den Goettern gerechtfertigt / die durch ihn zum Wohle Engoniens handeln. Daher erhaelt der Vorgenannte / fuerderhin Tannjew von Norngardt / die Unterstuetzung und das Vertrauen Donnerheyms. Zu diesem Zwecke bitten wir die Kirche des heyligen Alamar eynen Inquisitor an seyne Seyte zu stellen / auf das seyne weyteren Entscheydungen vom Lichte Alamars durchdrungen seyen und zum Wohle des engonischen Volkes gereychen.

 

Um dieser Unserer Uebertragung feste und unerschuetterliche Dauer zu verleyhen haben Wir befohlen / diese durch Unsere eygene Hand bekraeftigte Urkunde / durch das Eyndruecken Unserer koeniglichen Majestaet Insignie zu unterzeychnen.

 

Gegeben im nach Jeldriks Auferstehung zweyhundertstem Jahr / danach im achtundfuenfzigsten Jahre.

 

Kaemmerer Edwin von Stejark hat geprueft

 

Die Baronin von Goldbach über Tannjew und den andarranischen Widerstand

 

Ein Gespräch zwischen der Baronin von Goldbach, Isabeau Lioncoeur, und dem jungen Ritter Bernard de Muraille

 

„Herr Tannjew ist der jüngere Sohn des Herrn von Norngard, eines Rittergutes in Barad Konars eigener Baronie Salmar. Sein Vater und Bruder waren Tiorsanhänger und Allaron war Ritter des Lupus Umbra, als es noch ein exklusiver Orden Tiorsgläubiger unter der Führung Barad Konars war.“

Isabeau verstummte, als würde sie genau überlegen welche Worte sie wählen sollte.

„Tannjew fand seine Berufung nicht dort, sondern wurde Ritter im Orden des heiligen Jeldrik und erhielt ein kleines Gut namens Wiesenquell. Er distanzierte sich von seiner Familie… bis Barad Konar den Thron bestieg. Sein Bruder war gefallen und er damit der Erbe Norngards. Bei einem Besuch zu Hause starb sein Vater und Barad Konar, damals noch Baron von Salmar und seit neuestem der Erbe von Middenfels, beschuldigte ihn, seinen eigenen Vater getötet zu haben. Dies veranlasste Tannjew zur Flucht und wir hörten lange nichts von ihm. Er kehrte zurück, als der Usurpator den Thron bestieg und scharrte den Widerstand um sich. Er ist ein Mann, dem es leicht fällt Loyalitäten auf sich zu zentrieren.“

Sie schwieg wieder und führte Bernard zu einer windschiefen Bank unter einem Apfelbaum.

„Es ist wichtig, das ihr gut zuhört und euch merkt, was ich euch erzähle, denn ihr werdet auf diese Männer treffen und müsst wissen, wie ihr sie einschätzen müsst.“

Sie wartete ein zustimmendes Nicken ab und fuhr fort:

„Tannjew tat etwas, was im Nachhinein sowohl brilliant als auch grenzwertig zu sehen ist. Er holte die Valkensteiner ins Land. Er stellte Andarra unter das Protektorat des Herzogs von Valkenstein und wurde damit zum Wojwoden von Andarra. Er schuf damit eine Barad Konar entgegengesetzte Macht als Gleichgewicht, die in der Schlacht an der Beransader einen großen Sieg errang und uns allen damit ein ganzes Jahr schenkte. Allerdings brach er damit aber auch alle Lehenseide und die Königin ließ ihn für vogelfrei erklären.“

Isabeau seufzte:

„Es war eine schwierige Situation, die Königin musste ihr Gesicht wahren und da war noch die Sache mit dem Mord an seinem Vater. Also ließ sie verlautbaren, dass Tannjew sich an ihrem Hofe zeigen solle um Stellung zu den Vorwürfen zu nehmen. Und wieder einmal überraschte er uns mit einer brillianten Ausführung… Er machte sich von Caer Conway aus nach Donnerheim auf, allerdings im Büßergewand! Er trug Sack und Asche und ging unbewaffnet, jeder Wegelagerer hätte Hand an ihn legen können! Begleitet wurde er nur von diesem impertinenten Zwerg, der die Funktion eines Leibwächters erfüllte. Er klopfte damals an die Tore Goldbachs und ich gewährte ihm Gastrecht…“

 

„und seitdem ist er unter unserem Geleit? Dieser Mann scheint vor allem Selbstlos zu sein.. Zumal er viel verlor, bevor er den Rest für Engoniens Wohl opferte.“

 

Trotzdem schüttelte er den Kopf

 

„Doch trotz allem, stellt solch ein Marsch allein die Ehre eines Mannes wieder her? Oder ist auch Dies Teil unseres Anliegens, sobald wir zu Hahnekamp vorgetreten sind?“

 

„Nein, die Dinge, die ich berichte sind vor über zwei Jahren geschehen. Tannjew erreichte Donnerheim und die Königin ließ nicht nur Gnade walten, sondern setzte ihn offiziell als Herrn von Norngard ein, um seinen Erbanspruch zu bekräftigen und damit zu zeigen, dass sie den Anschuldigungen, die durch Barad Konar verbreitet wurden, keinen Glauben schenkte. Sie nutzte diese Gelegenheit um in Verhandlungen mit Valkenstein direkt zu treten. Das Andarra unter der Regentschaft Tannjews hielt bis zum Winter 258, als Caer Conway geschliffen wurde und fast gesamt Andarra unter die Herrschaft des Lupus fiel. Anschließend habe ich seine Spur verloren. Er ist wohl mit den Hauptleuten des Widerstandes nach Tangara gezogen, aber das nächste Mal, das ich etwas von ihm vernommen habe, war nach dem Tag des Wolfes in Fanada. Es hieß, er sitze im Kerker des Herzogs von Hanekamp. Wieso und wie er dahin gekommen ist…“

Isabeau breitete die Hände aus und zuckte mit den Achseln.

„Es sind Gerüchte aufgekommen, wonach Tannjew Informationen über den Tod von Hanekamps Sohn habe… offenbar war Barad Konar nicht nur damals dabei gewesen, als 251 n. Jeldrik Athorn von Hanekamp in Condra starb, sondern hatte maßgeblich damit zu tun! Du wirst sowohl auf Tannjew, wie auch auf den Herzog von Hanekamp treffen. Wenn der Punkt richtig gewählt wird, dann könnte der Wunsch des Vaters nach Rache seine Loyalität gegenüber Barad Konar aushebeln.“

 

 

Schreiben des lodrischen Offiziers bezüglich der Streitfalls mit den LU Gefangenen

 

Kommandantur zu Caer Conway

Kommandierender Offizier

Hauptman Leomar von Hohenstein,

 

gegeben zu Beginn des 1sten Mondes

 

 

zu Händen

Seiner Gnaden

Sir Gregory

Herzog zu Drachenfurt

Reichsritter Lodriens

Kommadant in Engonien

Erneute Zwischenfälle in Engonien

Hoher Herr,

leider ist es zu einem weiteren Zwischenfall gekommen den ich Euch, Herr, leider nicht vorenthalten kann da er die Soldaten sehr berührt hat. Nach der Feldschlacht kam der Hohe Herr Ralf von Krähenbroich u.a. mit Gefangenen aus dem Felde. Wir übernahmen die Gefangenen am Tor und behandelten sie, wie es die Ehre und der Anstand gebühren. Wenige Stunden später kamen Gardisten der Engonier und verlangen nach den Gefangenen. Den allgemeinen Befehlen folgend, und auch der Tatsache, das die Gefangenen uns übergeben waren, versagte der Wachhabende die Übergabe freundlich, aber bestimmt. Zudem war er verwirrt, da der Weibel angab, auf Befehl der Kämmerin zu handeln. Wie gesagt, Herr, den allgemeinen Befehlen folgend versagte er die Herausgabe und wunderte sich darüber, daß eine Kämmerin militärische Befugnisse haben sollte. An dieser Stelle kam ich hinzu und kann daher aus meinen eigenen Erfahrungen berichten und ich gebe alles nach bestem Wissen und gewissen wieder, Herr Gregory, darauf gebe ich mein Wort.

Der Soldat der Engonier antwortet flappsig, daß es ihn nicht wundere und wir auch gar keine Befugnisse hatten, die Gefangenen zu übernehmen. Ich war anderer Ansicht, Herr, da sie der Torwache übergeben wurden und versagte, als wachhabender Kommandant, die Übergabe erneut mit freundlichen Worten. Doch der engonische Offizier meinte nur, auf Lodrischem Boden hätte ich sicher Autorität, aber lies keinen Zweifel daran, daß er sich nicht darum schere, so wie er „auf lodrischem Boden“ gradezu ausspie. Verzeiht, Herr, aber so war es. Ihr kennt mich und wißt, ich bin ein rationaler Mann, doch ist es alleine Sir Ralf von Krähenbroich zu verdanken, daß es nicht noch weiter eskalierte, denn der Engonier gab sich damit nicht zufrieden, er drohte auch offen. Seine genauen Worte waren, obwohl ein Ritter der Jeldriken schon vor ihm stand:  „Mir ist es vollkommen egal, wer Euch aus welchen Gründen diese Befehle gegeben hat. So soll die Arbeit an Euch hängen bleiben: Bringt die Gefangenen bis zu den Abendstunden zur Kommanantur der Reichsgarde oder spürt die Konsequenzen!“ Wie er mit einem Hohen Herrn und jeldrikischen ritter redete möchte ich hier nicht wiederholen, Herr, da es nichts zur Sache tut. Wir haben dann die Gefangenen an Sir Ralf übergeben, doch bin ich nicht sicher, ob sie bei den Engoniern, so sie übergeben werden, so behandelt werden wie es angemessen wäre.

Herr, mein Herzog, bitte mißdeutet nicht meine Worte, aber ich hab eSorge, wie das Verhalten der Engonier und auch der Valkensteiner an Arroganz und Feindlichkeit zunimmt. Ich sehe nicht, daß wir erwünscht sind oder wir oder unser Beitrag anerkannt oder angenommen werden. Herr, Die Männer und Frauen bluten und sterben Seite an Seite mit den Engoniern, aber sie behandeln uns wie Störenfriede und, ja, fast Eindringlinge. Die Soldaten spüren es, Herr, und dich auch. Natürlich versuche ich wo es geht die Lage zu beruhigen und meinen Zorn über die Arroganz und die Wut über die Ablehung zu vergessen, wie es sich für einen Offizier gehört. Aber ihr selbst kennt die Geschichten aus der Stadt, aus der Kämmerei und den Straßen.

Ich hoffe, ihr kommt bald zurück, mein Herr, denn ihr werdet dringend gebraucht.

Ich habe Sorge um die Moral der Soldaten und das zerbrechliche Bündnis.

 

Mit aller höchster Achtung

 

Leomar von Hohenstein

 

Kommandierender Offizier

Wissenswerte Hintergründe

Tannjew führt zwar den Widerstand in Andarra, das aber nur von der Reichsgarde Gnaden. Die Andarraner vertrauen eigentlich nur der Reichsgarde, die immer schon in Andarra stationiert war, denn sie wurde von Jeldrik, der selber ein Andarraner war, erschaffen und darauf sind sie auch ein kleines bisschen stolz. Tannjew dagegen ist Caldrier und Norngarder. Letzteres bedeutet für die einen, dass seine Vorfahren Andarraner waren, für die anderen, dass seine Vorfahren Andarraner waren die sich den Caldriern unterworfen haben. Das einzige, das ihn als Caldrier hervorhebt ist, dass er auch Jeldrike ist. Auf der anderen Seite steht Tannjews Bruder Alaron von Norngard als Wolfslord und Befehlshabe der Lupus Umbra Invasion in Andarra

Zur Reichsgarde: Nach Barad Konars Machtergreifung hielt die Reichsgarde alles zusammen und gründete den Widerstand in Andarra unter Leitung des Oberkommandierenden Renwyk. Renwyk, ein geachteter und beliebter Mann, machte sich im Kriegsverlauf auf den Weg nach Fanada, um seinen Widerstand mit seinem Kameraden Richard Brin zu koordinieren. Allerdings wurde er von Lupus Umbra abgefangen, ermordet und sein Leichnam in die Memoria geworfen.

Ohne Renwyk fehlte dem Widerstand in Andarra eine Führungspersönlichkeit. Die drei anderen Kommandanten Stephanus, Darian und Jereos sind nur Soldaten und Befehlsempfänger und leider nicht dazu in der Lage jemanden zu führen. Tannjew war allerdings bei den Bergonen beliebt, weil er durch den geschaffenen Handel mit Lodrien den Reichtum nach Ost-Andarra gebracht hat. Bei den Reichsgardisten war er beliebt, weil er sich vor dem Senat offen für eine Verstärkung und bessere Unterstützung ihrer Reihen ausgesprochen hatte und er als Mitglied im Orden der Jeldriken genauso wie die Reichsgarde fest hinter der alten Ordnung steht. Weiterhin war er bekannt als erbitterter Gegner von Barad Konar. Kurzum, die drei Kommandanten besprachen sich mit Tannjew und er wurde kurzerhand an erster Stelle der Befehlsstruktur in Andarra eingesetzt. Und zwar, da sind wir wieder beim Anfang, von der Reichsgarde Gnaden. Die Herausforderung war es an dem Punkt, die andarranischen Stämme zu einen und in die Lage zu versetzen gegen die Lupus Umbra Arme, bestehend ausgebildete Berufssoldaten, zu bestehen. Dazu war es erforderlich Verbündete zu finden – womit die Valkensteiner ins Spiel kamen.