Der Pilgerzug

Die Statuten des Pilgerzuges

Dies sind die Statuten zur Pilgerfahrt gegen den Ursupator Barad Konar und den Orden des Lupus Umbra, festgelegt im Namen Tiors, Alamars, Lavinias, Nadurias und Aines, im Jahre 260 nach Jeldrik. Der Name des Täuschers soll nicht über diesem heiligen Zuge stehen.

Die Götter haben eine Vision einer großen Fahrt in ihrem Namen mit der Königin Caldriens, ihrer Majestät Dame Loenna von Donnerheim, an ihrer Spitze geschickt. Das Ziel ihrer Fahrt soll sein, das götterfürchtige Volk des Kaiserreiches Engonien vom Joche des Ursupators zu befreien, mit Wort und Waffe.

Dieser Vision folgend hat die Priesterschaft der Sechs, mit Ausnahme der Diener des Täuschers, alle gottesfürchtigen Engonier dazu aufgerufen, sich dieser Fahrt anzuschließen. Um diese heilige Vision der Götter zu erfüllen, haben die Priester die nun genannten Statuten aufgestellt.

Erster Artikel

Ein jeder Pilger soll sich, unabhängig jedweder anderer Loyalität, dem Befehl der Königin Loenna von Donnerheim unterwerfen. So er dies nicht tut oder einen Befehl verweigert, verwirkt er sein weiteres Recht an der Teilnahme dieser Fahrt. Denn die Königin handelt im Namen der Götter und das Wort der Götter darf nicht angezweifelt werden.

Zweiter Artikel

Ein jeder Pilger soll ein Zeichen der Götter tragen. Tut er dies nicht, so soll er nicht an der Fahrt teilnehmen. Diejenigen Pilger, die sich unserem Lande verbunden fühlen, sollen ein Zeichen ihrer eigenen Götter tragen, so denn ihre Ideale nicht den Idealen unserer Götter widersprechen.

Dritter Artikel

Ein jeder Pilger soll sich nicht an Zwist oder Händel beteiligen, solange er an der Fahrt teilnimmt. Die Waffen sollen nur gezogen werden gegen diejenigen, die sich gegen die Fahrt stellen oder gar andere Pilger angreifen. Alter Streit soll ruhen und neuer Streit soll nicht begonnen werden.

Vierter Artikel

Ein jeder Pilger soll nicht schänden, plündern, brandschatzen oder rauben. Die Fahrt findet statt im Namen der Götter und ihr Name soll nicht beschmutzt werden durch schändliche Taten. Die Pilger sollen durch Spenden des Volkes und das Geld der Oberen der Fahrt versorgt sein. Beutegut von Gegnern der Fahrt wird durch die Königin nach dem Willen der Götter verteilt.

Eine Chronik der Ereignisse

257 n.J.

7. Monat

Nachdem die direkten Kriegshandlungen in Andarra zwischen Rittern des Lupus Umbra und Rebellen innerhalb der Japalsümpfe größtenteils zum Erliegen gekommen sind, scheinen die Truppen des Kaisers weitere Unterstützung zu erhalten.

Mehrere Einheiten schwarz-blau gewandeter Soldaten wurden in Middenheim gesichtet, die von dort aus mit Flussbarken bis zum Südostufer des Memoria-Sees eingeschifft wurden. Dort angelandet, marschieren die Truppen zügig weiter Richtung Norden. Zielsetzung dieses Entsatzes ist die Vereinigung mit der von Westen vorstoßenden Armee des Lupus, um den Widerstand auf einen Schlag zu zerfetzen. Tannjew von Wiesenquell und seine Männer steht eine harte Zeit bevor, sollte nicht bald der Winter einbrechen und eine Waffenruhe erzwingen.

8. Monat

Der Lupus Umbra zieht durch Andarra und knüpft unterwegs jeden Partisanen und Widerständler auf, der gefunden werden kann. Mann, Frau und Kind. Die Entsatzkräfte des Lupus Umbra erreichen das Dorf Falkenrücken, wo sich vor nicht allzu langer Zeit eine schreckliche Katastrophe in Form einer Pockenepidemie ereignet hat, der ein Großteil der Bewohner, samt der örtlichen Garnison kaiserlichen Truppen zum Opfer gefallen ist.

Nachdem die Entsatztruppen Konars die befestigte Garnison in der Nähe des Dorfes Falkenrücken nach einigen kleineren Scharmützeln besetzt haben, ereignet sich dort eine erneute Katastrophe. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit bemerkten in der Gegend ansässige Bauern mehrere große grüne Flammensäulen, die sich in der Ferne empor schraubten. Außerdem bestätigten Zeugen, dass ein Grollen wie bei einem Gewitter in der Luft lag, obwohl der Himmel wolkenlos gewesen war. Als Tags darauf mehrere Bauern den Ort der Flammen aufsuchten, standen sie vor den Trümmern von dem, was einstmals Falkenrücken gewesen war, wovon nun jedoch nur noch glimmende Überreste und merkwürdig geschmolzener Stein zeugten. Besonders die befestigte Garnison war ein einziges Trümmerfeld! Was auch immer sich hier ereignet hat, kann nicht natürlichen Ursprungs sein! Die kaiserlichen Truppen mussten nur geringe Verluste hinnehmen, da lediglich ein Bruchteil der Entsatzkräfte in Falkenrücken verblieben war, während der Rest weiter in Richtung Westen marschiert ist.

258 n.J.

10. Monat

Nachdem Caer Conway gefallen ist und vollständig niedergebrannt wurde, entkommt ein kleiner Flüchtlingszug aus den Ruinen der Stadt, darunter spätere Anführer und Mitglieder des Pilgerzuges. Die Geschwister Agathe und Johann von Steinbach, eine Flamina und ein Jeldrike, geben ihr Leben, um die Flucht zu ermöglichen.

259 n.J.

10.Monat

Der Tag des Wolfes

In der dunkelsten Stunde des Widerstandes sieht sich Fanada, verteidigt durch eine Handvoll Reichsgardisten, vollgestopft bis zu letzten Kammer mit Flüchtlingen, einem tausende Mannen starkem Heer des Lupus gegenüber. Doch die Stadt wird gehalten, ein Wendepunkt im Krieg gegen Konar.

260 n. J.

4. Monat

Nach dem Tag des Wolfes und der Befreiung von Uld haut Simon de Bourvis auf den Tisch und verkündet, dass er notfalls alleine Brega angreift. Alle Freunde des Widerstandes schliessen sich ihm an und gemeinsam kann Brega erobert werden. Dabei wird ein Großteil Bregas zerstört. Das Tagebuch des ehemaligen Knappen Barad Konars taucht auf. Damian von Voranenburg kann seinen Vater, den Grafen Heinrich von Voranenburg von Konars Verderbtheit überzeugen. Er wendet sich offen gegen Konar.

Auf der zwei Wochen später stattfindenden Feier zur Eroberung Bregas wird den anwesenden Priestern eine Vision vom Pilgerzug geschickt – es kommt zum Feuerschwur und zur Verkündigung der Statuten.

5. Monat

Nach längerer Vorbereitung kommt es zur Schlacht um Ahrnburg, die zugunsten des Pilgerzuges entschieden wird. Die entkräfteten Truppen ziehen nach Ahrnburg, wo der schwelende Konflikt zwischen Reichsgarde und Pilgerzug eskaliert, als es zu einem Scharmützel zwischen Gardisten und Pilgerzüglern kommt. Der befehlshabende Gardist, William McKilkenny, wird gefangen gesetzt und zur Ordensburg der Jeldriken verbracht. Die Priester, die den Pilgerzug ausriefen, verkünden ihre Abkehr von der Reichsgarde.

Die Königin stößt zum Pilgerzug und übernimmt die weltliche Führung.

6. Monat

Eine Fehlinformation führt zu dem Verschwinden diverser führender Personen des Pilgerzuges, die erst später wieder zum Zug dazustoßen. Der Pilgerzug konsolidiert sich und beginnt stark anzuwachsen.

7. Monat

Die Königin proklamiert das Caldrische Imperium (s.u.). Alle Führer des Widerstandes treffen sich zu politischen Verhandlungen und der weiteren Planung des Krieges. Richard Brin nennt die Königin und alle, die ihr folgen, Verräter an Kaiser Jeldrik und verlässt die Verhandlungen. Die Reichsgarde wird nicht mehr an den Kriegshandlungen teilnehmen. Die Jeldriken begleitet den Pilgerzug im Gegensatz dazu weiterhin, auch wenn sie sich nicht den Statuten oder der Königin/Imperatorin unterwerfen, weil diese nicht alle sechs engonischen Götter annerkennt.

8. Monat

Durch die Heldentaten einiger Pilgerzügler gelingt es, den Herzog von Hanekamp mithilfe des Tagebuches des Knappen, von der Falschheit Konars zu überzeugen und er stellt sich auf die Seite des Widerstandes. Tannjew von Wisenquell gesteht seinen Mord an Athorn von Hanekamp im Auftrag des damaligen Ritters Barad Konar und unterwirft sich dem Herzog. Aufgrund der Proklamation ist der Herzog allerdings nicht bereit, sich der Königin zu unterwerfen und bleibt dem Pilgerzug als Ganzem fern. Erzieht lediglich seine Truppen zurück und lässt den Pilgerzug frei nach Engonia passieren, wo dieser nun allein dem Lupus Umbra entgegensteht.

9. Monat

Der Pilgerzug schickt eine Abordnung nach Tiefensee, um szivarische Umtriebe zu verhindern. Dabei werden die Sturmrufer vernichtet.

10. Monat

Wegen des kommenden Winters wird die Belagerung Engonias nicht begonnen, sondern nur vorbereitet. Grenzbrueck erkennt die Ansprüche der Impearotrin an und schickt Ritter, die den Pilgerzug unterstützen.

12. Monat

Auf den Tagen des Lernens in der Akademie Ayd’Owl doziert Kanzler Stauffer über die magische Verteidigung Engonias.

261 n.J.

3. Monat

Nach langer Vorbereitung ist es endlich soweit: Mit condrianischer Hilfe wird ein kleines Anwesen vor Engonia befreit und von dort aus ein Teil der (magischen) Verteidigung Engonias angegriffen und erfolgreich erobert. Der Pilgerzug und die Jeldriken greift mit aller Macht Engonia an und erobert es. Barad Konar wird von einer großen Gruppe von Helden angegriffen und umgebracht. Der Lupus Umbra zieht sich zurück, hinter die Alva.

4. Monat

Das einjährige Jubiläum der Eroberung Bregas wird gefeiert, in Brega. Dabei ist ein offizieller Vertreter des Lupus Umbra zu Gast, der Friedensverhandlungen führt. Der Lupus Umbra hat keinen Einfluss westlich der Alva und keinen Kaiser mehr. Es wird ein Waffenstillstand ausgehandelt, der Monate später zu einem Friedensvertrag werden wird. Die Priester lösen beim Fest in Brega den Pilgerzug offiziell auf, da das Ziel Barad Konar zu stürzen erfüllt ist.

Die Proklamation der Königin

„Freunde! Bürger! Engonier! Heute wenden wir uns in einer uns das Herz schwermachenden Sache an das ganze Land, an alle, die sich Engonier nennen, ob sie blau und gold oder blau und schwarz tragen, ob sie aus Tangara, Andarra, Silvanaja oder Caldrien kommen, ob sie ins siebente Glied Engonier sind oder aus fremden Ländern zu uns gekommen sind. Stets waren wir besorgt um das Land, welches wir alle Engonien nennen. Das Kaiserreich, erbaut von einem Mann ohne Fehl und Tadel, erschaffen durch seine göttergelenkte Hand. Natürlich sprechen wir von niemand Anderem als den ewigen Kaiser Jeldrik, die Götter mögen ihre Hand über ihn halten, wo auch immer er sei. Niemand kann es hoffen oder soll es wagen, ihn zu ersetzen oder gar sein Andenken auch nur um das Iota eines Iota zu beschmutzen, so schwören wir, die Königin von Caldrien.

Dieses unser aller Land, dem wir als Senatorin schon lange gedient haben, musste lange Zeit unter der Knute des grausamen und ungerechten Fürsten Barad Konar, der sich unrechtmässig Kaiser nennt leiden. Mit blutendem Herzen mussten wir mit ansehen, wie unsere treuen Ritter an der Droor ihr Leben liessen, wie sogar die prächtigen Städte Donnerheim, Fanada und Caer Conway von ihm angegriffen wurden. Wie sehr litten wir, als die einst so stolze Stadt Caer Conway vor dem dunklen Tiorssturm des Lupus Umbra fiel und wie sehr frohlockten wir, als die vielen Freunde unseren tapferen Landes es schafften, die so lange frei gebliebene Stadt Fanada am Tag des Wolfes vor dem Ursupator zu bewahren. Doch nichts Böses kann je von Bestand sein, nichts Unrechtmässiges kann im Lichte der Götter bestehen. So wand sich Tior selbst gegen seinen einstigen Kämpen Barad Konar und auch die übrigen Götter schickten ihre Kinder und Gläubigen in den Kampf. Und in aller Herrlichkeit reichten fünfe der Götter uns Menschen ihre Hand und beschenkten ihre Priester mit einem Bild. Im Lichte Alamars, mit der Liebe Lavinias, unter der klugen Führung Aines, mit der Unbarmherzigkeit Nadurias und dem Kampfgeist Tiors sollten die Menschen sich einem Pilgerzug anschliessen, der für alle Zeiten den falschen Kaiser Barad Konar vom Throne Jeldriks hinwegfegen sollte. Und in ihrer unendlichen Weisheit setzten die Götter mich, Königin Loenna von Donnerheim, als diejenige ein, die die Geschicke dieses Pilgerzugs lenken sollte.

Doch unser aller Leiden soll kein Ende haben. Allerorten erhebt der Unfrieden weiterhin sein hässliches Haupt und auch diejenigen, die gegen Konar standen, sind sich nicht einig. Mit grossen Bedauern stellten wir fest, dass auch die, die für die Götter, die Jeldrik eingesetzt haben, streiten sollten, sich ob der Tatsache, dass der Gott der Lügen und des Verrats, des Mordes und der Zwietracht, nicht seine Stimme mit erhob, sich diesem göttlichem Rufe verwehrten. Mit Unverständnis nahmen wir dies zur Kenntnis, denn im Geiste Jeldriks kann dies nicht sein! Also gingen wir lange im Gebete in uns, haben die Orakel und die versammelten Priester der Götter befragt. Und letztlich, nach vielen durchwachten Nächten und im Fasten verbrachten Tagen, in denen wir uns selbst mit der Frage geisselten, ob wir selbst an diesem Unfrieden schuld sein könnten, sandten die Götter uns die Erleuchtung.

Die Götter selbst sprachen zu uns und mit tiefer Ehrfurcht lauschten wir. Die Erkenntnis, die uns durchspülte, die uns erfüllte mit der Wahrheits Alamars, der Güte Lavinias, der Weisheit Aines, der Selbstverständlichkeit Nadurias und dem Stolze Tiors, konnte uns nur zu einem Schluss führen.

Nicht weiter darf ein Senat dieses Land führen. Der alte Senat, in dem wir so lange versuchten, treu den Göttern, Kaiser Jeldrik und dem Land zu dienen, war vergiftet durch die Saat Szivars. Aus einem solchen Machwerk konnte nichts Gutes erwachsen und selbst diejenigen der Senatoren, die mit aller Kraft sich dieser Dunkelheit entgegenstemmten, waren letztlich machtlos gegen den Verrat und die Gewalt Barad Konars. Und so kamen wir zu der Erkenntnis, dass das Kaiserreich Engonien nur einen Herrscher haben kann, den einen Mann, der es verstand, Szivars Macht zu nutzen und den Frieden herbeizuführen, den einzig wahren Kaiser Jeldrik! Doch zu unser Trauer und der Trauer aller Engonier ist Jeldrik verschollen und niemand kann sagen, wo er sein mag. Doch er wird zurückkehren, dass versprechen die Orakel und daher wird für ihn der Thron beschützt, ob vor Eroberung oder Verrat, dass schwören wir bei unserem Haus und unserer Ehre!

Viele unserer Berater wiesen uns nun darauf hin, dass dann dieses Land ohne Führung sei und es erst recht in szivarisches Chaos untergehen würde. Auch das konnten wir nicht zulassen, als Königin von Caldrien haben wir eine Verantwortung für unsere Lehensmänner und als eine der Senatoren, die den Schwur gegenüber Kaiser Jeldrik ernstnehmen, eine Verantwortung gegenüber jedem Engonier! Also zogen wir uns wieder zurück, fasteten und berieten uns mit den Orakeln und den Priestern. Und erneut zeigten uns die Götter die Lösung, eine Lösung, die weder einfach, noch jedem gefällig ist, aber die einzige Möglichkeit des Friedens darstellt.

Wir mussten den Titel des caldrischen Imperators wieder annehmen, den Titel, der unter der weisen und gerechten Herrschaft Jeldriks obsolet geworden war. Ein Titel, den viele unserer Freunde und Mitengonier sicher mit gemischten Gefühlen sehen werden. Lange haderten wir mit dieser Lösung und baten die Götter doch um einen anderen Weg, doch keiner wurde uns offenbart. Und so nahm ich in aller Demut erneut den Urteilsspruch der Götter an und erneut übernahm ich die Verantwortung, die die Götter höchstselbst mir übertragen haben.

So verkünden wir mit dem heutigen Tage, dass wir als caldrische Imperatorin für das Gebiet des alten caldrischen Imperiums die Verantwortung übernehmen und es beherrschen werden, bis zu dem Tage, an dem Jeldrik wiederkehrt und erneut die Kaiserkrone annimmt oder die Götter höchstselbst uns von dieser Pflicht befreien.

Doch wollen wir nicht in Blut und Gewalt diesen Frieden bringen, sondern bitten alle die Engonier, die sich in ihren Herzen und Köpfen nach Frieden sehnen, sich uns anzuschliessen und diese Herrschaft anzunehmen, auf dass Frieden einkehre im Land. Wir werden jeden Mann und jede Frau freudig begrüssen und ihn seiner Stellung gemäss behandeln. So werden die Bürgermeister und Gildenmeister Tangaras, auch in der Zeit, in der sie selber die Orakel und Tempel um Rat befragen, wie lange dieser auch immer dauern mag, an unserem Hofe begrüsst werden wie Barone und Ritter, und auch ihren Kindern und Nachfolgern sollen entsprechende Privilegien zugestanden werden. Unsere freiheitsliebenden Freunde aus Andarra seien versichert, auch ihnen wollen wir alle Zeit lassen, die Götter und Druiden um Rat zu fragen und reichen ihnen dieselbe Hand wie den Tangarianern und erwarten den Rat ihrer Ältesten mit tiefster Ehrfurcht vor ihrer Weisheit und Erfahrung. Und nicht zuletzt geht unser Gedanke an die, die nie Teil des Imperiums waren. Auch ihr, tapfere Männer und Frauen aus Silvanaja, seid willkommen! Eure Häuptlinge können sich mit den Tapfersten und Stärksten messen und so wie diese an unserem Hofe willkommen sind, so seid ihr auch ihr willkommen.

Doch wisse, Volk von Engonien, all ihr treuen Anhänger Jeldriks, wir werden nicht tatenlos zusehen, wie Blut vergossen wird! Wer das Andenken Jeldriks beschmutzt und Tod und Verderben in dem Reiche unseres geliebten und verehrten Kaisers bringt, den wird unser Zorn treffen und die Macht des caldrischen Imperiums wird ihn hinwegfegen. Unser Arm ist der Arm Jeldriks und unsere göttliche Pflicht ist der Frieden in seinem Land. Und dieser Pflicht werden wir, die Imperatorin Loenna von Caldrien, uns nicht entziehen. Der Dienst an den Göttern ist ein heiliger Dienst und egal wieviele Steine auf diesem uns vorgezeichneten Weg liegen oder wieviele sich gegen uns erheben, wir werden diesen Dienst erfüllen.

Im Namen der Götter Alamar, Aine, Lavinia, Naduria und Tior, im Namen des Kaisers Jeldrik und des Kaiserreichs Engonien, im Namen des Friedens, des Volkes und des caldrischen Imperiums, so sei es!“

Der Beginn des Pilgerzugs: Der Tag des Wolfes

Der Tag des Wolfes meint die Schlacht um Fanada im Herbst 259 n.J.

Das Standhalten der Stadt ermöglichte dem Widerstand, sich erstmals als Armee zu formieren. Außerdem gab der Sieg den Menschen Engoniens wieder neue Hoffnung, gegen den Lupus Umbra, die Faust Konars, standhalten zu können.

Der genaue Schlachtverlauf kann den folgenden Texten entnommen werden:

Bericht von Abacast, Magister der Ayd’Owl zu Fanada

Mein Name ist Magister Abacast von der Akademie zu Ayd’Owl. Ich werde hier und an dieser Stelle vom Tag des Wolfes berichten, wie es dazu gekommen ist und was daraus wurde.

Alles begann damit, dass im Herbst des Jahres 259 nach Jeldrik Engoninen fast zur Gänze in den Händen des Lupus Umbra lag. Lediglich Fanada im Süden, Ahrnburg im Norden und Donnerheim, die Stadt der Königin waren frei. Eine riesige Armee marschierte unter der Führung des Wolfs des Südens auf Fanada zu um sie zu erobern. Wie wir später erfahren haben wahren es wohl um die 6000 Kämpfer, aber es hätten zu dem Zeitpunkt in unseren schlimmsten Alpträumen nicht mehr sein können. Zu diesem Zeitpunkt war Fanada überfüllt mit Flüchtlingen. Alle, die aus Andarra oder Tangara vor dem Lupus Umbra geflohen waren, hatten sich in der „goldenen Stadt“ angesammelt, weil sie schlicht und einfach nicht weiter fliehen konnten. Hinter Fanada gab es nur noch die Gebirgspässe und dann war mit Engonien Schluss. Das war die Grenze und dahinter begann die Fremde. Daher kann man die Verzweiflung der Flüchtlinge gut verstehen, als sie von der herannahenden Armee hörten. Sie standen mit dem Rücken zur Wand und es gab keinen Ausweg.

Niemand kannte einen Ausweg aus der Misere, bis der Kommandant der tangarianischen Reichsgarde Richard Brin von Fingara alle auf dem Marktplatz versammeln lies und zu ihnen sprach. Er sprach von der Armee des Lupus Umbra und von den Kapitulationsbedingungen und die Situation schien noch schlimmer, als man sich es ausgemalt hatte. Doch er gab uns allen wieder Hoffnung. Er sagte zwar, das wir uns selber Hoffnung geben sollten und das er das nicht könnte, aber trotzdem hat er es getan. Er hat der Stadt die Wahl gelassen entweder zu kapitulieren, oder zu kämpfen. Er sagte, dass wir nicht die Reichsgarde oder sonstwen bitten könnten für uns zu kämpfen, sondern, dass wir das nur selber machen könnten. Wir sollten mit leuchtenden Kerzen zum Marktplatz kommen, wenn wir kämpfenwollten, oder die Stadt dunkel lassen, wenn wir kapitulieren wollten. Die Stadt wurde hell wie am Tage und überall und in allen Gassen und auf allen Hausdächern waren Menschen unterwegs und riefen „für Jeldrik“ und „für Engonien“.

So kahm es, dass alle, die eine Waffe tragen konnten sich eine besorgten. Das Zeughaus der Reichgarde offenbahrte zwar unermessliche Mengen als Waffen und Rüstungen, aber selbst diese enormen Mengen waren zu wenig um jeden auszurüsten, der kämpfen wollte. Jedes Messer, jedes Fleischerbei in der Stadt wurde an eine Holzlatte gebunden. Pflüge wurden angespitzt und zu improvisierten Hellebarden umfunktioniert. Kerzenleuchter, Türschaniere, Spitzen von Gartenzäunen und Fahnenmasten. Alles was auch nur irgendwie angespitzt und als Speerkopf benutzt werden konnte wurde zu einer Waffe.

Und dann begann das Warten. Die Reichsgardisten und Valkensteiner taten ihr bestes um das Volk einzuteilen, zu organisieren und zu drillen einfache Befehle auszuführen. Die Grenzbruecker Truppen marschierten durch die Straßen und sie nur anzusehen erfüllte die Herzen der Einwohner mit Hoffnung. Aber immer, wenn sich die Nacht über die Stadt senkte war die Stille des Wartens auf das Unvermeidliche so schrecklich zu ertragen, wie ich mir nur wenig vorstellen kann. Fünf Nächte mussten wir warten, dann waren sie da. Eine Armee so groß, wie ich sie in den großen Festen und Turnieren in Donnerheim nicht gesehen habe. Trompeten und Fanfaren bliesen und alle trugen das Wappen des Ursupators. Den silbernen Wolf auf blau und schwarz. Außer Schußweite schlossen sie die Stadt ein. Die Lupus Umbra bildeten einen Ring, noch während der Troß die Zelte und das Lager aufbaute und eine Gesandtschaft zu Verhandlungen vor die Tormauern ritt.

Doch noch bevor diese die Mauern erreichen konnten wurde sie beschossen und fast alle getötet. Die Andarraner, die daran schuld waren die Diplomaten getötet zu haben sagten nachher aus sie wollten nicht mit dem Ursupator verhandeln und das auch für alle anderen deutlich machen. Die kommenden Tage waren von bangem Warten und mühevoll unterdrückten Aggressivität überall geprägt. Alle liefen aufgehetzt und nervös umher und die Reichsgarde hatte alle Hände voll zu tun nur etwas Ordnung in die Reihen zubekommen. Vorallem die Tiorsanhänger in der Stadt von denen es von Tag zu Tag mehr zu geben schien wahren kaum noch zu zügeln.

Währenddessen bauten der Lupus Umbra Belagerungsgeschütze, Schildkröten und Pavesen aus dem Holz der Nadelbäume an den Wänden der Talkessel. Dies ging mit einer atemberaubenden Geschwindigkeit von statten und am Abend des achten Tages flogen die ersten Geschosse von riesigen Trebuches geschleudert in Richtung der Stadtmauern. Noch wahren es Testschüsse, aber die Menschen bekahmen eine erste Kostprobe davon, was bald kommen sollte und allen war klar, dass am nächsten Morgen der Sturm bevorstehen würde.

Kaum einer hatte geschlafen und die ganze Stadt war auf den Beinen, als am Morgen des neunten Tages die Trommeln und Schlachtenhörner der Tiorsmessen des Lupus Umbra erhallten. Nun setzte ein Dauerbeschuss der Katapulte ein und Mannshohe Felsbrocken schmetterten gegen die Mauern der Stadt und in die Häuser dahinter. Das Feuer konzentriete sich auf die Mauern an der Straße der Gerber und einen Abschnitt bei den Lagerhallen am südlichen Ende. Offensichtlich wollte der Lupus Umbra dort jeweils eine Breche in die Mauern schlagen, wo keine Türme vorhanden wahren. Als wollten sie uns verspotten griffen die blauschwarzen noch nicht an, sondern zelebrierten weiterhin ihre Tiorsmessen, während wir unter dem Katapultbeschuss litten. Für uns eine Ewigkeit später formierten sie sich erst in ordentlichen Reihen und Abteilungen und bemannten die Rammen, Pavesen und Schildkröten. Zu unserem Entsetzen fächerten sie sich extrem weit auf, so als wollten sie von überall her die Mauern erstürmen. Vor den beiden Mauerstücken, die von den Katapulten beschossen wurden versammelten sich die Truppen der neuen Reichsgarde und alle nicht zerstörten Mauerabschnitte sollten von den Bauermelizen erstürmt werden. Nur eine Einheit von ungefähr 500 Lupus Umbra blieb zurück um als Reserve zu dienen. Offensichtlich sollte sie auch die umliegenden Berge im Blick behalten und die Armee vor Angriffen in den Rücken schützen, was auch unsere letzte Hoffnung zunichte machte, dass uns noch Truppen zu Hilfe kommen konnten.

Dem konzentrierten Beschuss hielten die Mauern nicht lange Stand und bald brachen sie unter der Last des Angriffs zusammen. Dies schien das Signal zum Angriff gewesen zu sein, den nun setzen sie sich von überall her in Bewegung und marschierten unter unserem einsetzenden Pfeifbeschuss auf die Stadt zu. Unsere Bogenschützen bekahmen den Befehl, sich erst gar nicht mit den gut gerüsteten Lupus Umbra aufzuhalten, sondern die leicht, oder gar nicht gepanzerten Bürgermelizen unter Beschuss zu nehmen. Auch wenn ich diesen Befehl durchaus verstehen kann tat mir jeder Sterbensschrei dieser armen caldrischen Bauern in der Seele weh und von diesen Sterbensschreien gab es viele. Unsere Andarrianischen Bogenschützen waren gut, gut und tödlich. Doch auch wenn sie jeden Schritt auf die Mauern mit viel Blut bezahlten, so hielt es sie nicht auf und sie näherten sich unaufhaltsam. Als sie auf wenige Schritt heranwahren und den Sturm begannen passierten so viele Dinge gelichzeitig, dass ich sie damals nicht alle wahrnehmen konnte. Lediglich aus Erzählungen und Berichten weiß ich heute, was passiert ist. An einer der Brechen wurden Grenzbruecker Banner erthüllt und ein furchtbares Donnern hallte durch den Talkessen, als wie wir glaubten, die mysteriösen Donnerkanonen aus Grenzbrueck ihre blutige Arbeit verrichteten. Heute weiß ich, dass nicht wirklich viele Angreifer diesem alchemistischen Wunderwerk zum Opfer fiehlen, und dass es gar keine Grenzbruecker Kanonen dort gab, aber für die Attakierenden muss es schrecklich ausgesehen haben, als die schwerst gepanzerten Grenzbruecker Elitesoldaten aus dem Pulverdampf ihrer Wunderwaffen traten um die Breche zu halten. Gleichzeitig, als die südliche Breche erreicht wurde, trafen die Soldaten dort nicht auf eine verängstigte Meliz von Bürgern, die mit Piken und Speeren versuchte die Breche zu halten, sondern eine wilde Meute Tiorskrieger, Novizen und die Anhänger des neuen Weges griffen mit wallenden Tiorsbannern, Blut auf den Lippen und Mordlust in den Augen ihrerseits die Angreifer an. Ebenfalls zur selbenZeit bekahmen ich und die anderen Magier der Akademie zu Ayd‘ Owl die Order unseren Plan in die Wirklichkeit umzusetzen und wir riefen, den großen Feuerelementar, den wir Tags zuvor beschwohren hatten zu Hilfe. In Form eines riesigen brennenden Auges manifestierte es sich auf der Stadtmauer und ließ Feuer, Tod und Verderben auf die Angreifen herniedergehen. Für viele der Bauermilizionäre war dies schon zu viel und sie wandten sich zur Flucht, doch ihre Lupsu Umbra Hauptmänner brachten die meisten wieder auf Linie.

Dann geschah das, was mir für immer im Gedächniss bleiben wird, denn ich konnte es selber von den Stadtmauern aus beobachten. Langsam, wie zäher Honig schählten sich Krieger, Bewaffnete und Bannerträger aus den umliegenden Bergen und flossen auf die Stadt zu um dem Lupus Umbra in den Rücken zu fallen. Zuerst dachte ich, wie hoffnungslos diese Geste doch sei, den die Askarier, Sturmrufer und Wächter des schwarzen Mondes würden wohl von den 500 Lupus Umbra, die der voraussichtige Kommandant der Truppen Barad Konars in Reserve gehalten hatte wohl schnell niedergemacht werden, doch ich sollte mich irren. Denn die Kämpfer, die aus den Bergen kahmen wurde mehr und immer mehr. Hier und dort sah ich eine Wolfs-Standarte der Askarier oder das gelb/rot der Sturmrufer oder das gelb/schwarz der Wächter, aber die meisten trugen die blau/gelben Wappenröcke der alten Reichsgarde unter Leder und Fellen, die sie um ihre Schultern geschlungen hatten. Sie führten das Pegasusbanner, wahren schwer gerüstet und trugen fast alle ausnahmlos Äxte oder ähnliche brachiale Waffen. Ihnen voran lief ein Hühne in Rüstung und Ornat eines Kommandanten der Reichsgarde und sein langer Bart und die langen Haare wehten im Wind. Silvanaja war gekommen und über 800 vollbärtige Barbaren und hartgesottene Riesen prallten voller Kampfeswut in die Reserve des Lupus Umbra. Dies war ein harter Kampf, wenn ich jemals einen gesehen habe, denn leicht kleinzukriegen waren die Lupus Umbra Veteranen aus Andara sicher nicht, doch letztendlich hatten sie gegen die Wildheit und ungezügelte Kraft der silvanaischen Reichsgarde und ihrer Verbündeten keine Chance.

Während die Reserve aufgerieben wurde brach der Kampf um die Stadt erst richtig los. Überall kletterten Angreifer mit Leitern oder Kletterhaken über die Mauern, die mit Flüchtlingen und Bürgern nur notdürftig besetzt waren. Überall hieben und stachen Bürger und Andarrianer auf Angreifer ein und kippten Leitern wieder herunter. Gleichzeitig hielt die westliche Breche stand. Die schwere Infanterie der Grenzbruecker, die in ihrer Heimat wohl Warzenschweine genannt werden wichen keinen Fingerbreit zurück und die erfahrenen Lupsu Umbra prallten an ihren Schilden ab, wie warmer Sommerregen. So diszipliniert der Kampf dort auch war, so wild und chaotisch war er an der südlichen Breche. Die Tiorsanhänger aus der Stadt und die Lupus Umbra sütrzten sich wie wilde Wölfe aufeinander und färbten den Boden und die Steine der eingestürzten Mauer rot.

Ebanfalls zur selben Zeit nahmen die Lupus Umbra das Haupttor ein und zerbrachen es unter der Wucht des angreifenden Rammbocks. Ein schwerer Kampf entbrannte unter ihnen und den Flüchtlingen und Bürgern, die dort stationiert wahren, bis von der Hauptstrasse, die vom Tor zum Marktplatz ging wildes Hufgeklapper und Hornstöße zu hören wahren. Die Reichsgarde von Tangara, die bis jetzt nicht zu sehen gewesen war kahm in kompletter Stärke und voll beritten in wildem Sturm vom Marktplatz her mitten in den Kampf geritten, an ihrer Spitze Richard Brin und die anderen Ritter der Garde, die Kriegslanzen im Anschlag. Wie ein Sturm des Todes fegten sie über die Angreifer hinweg und zertrampelten sie unter den Hufen ihrer Pferde zu Tode. Vom Schwung getragen stürmeten sie durch und über die Überreste des zerschlagenen Tores auf das Schlachtfeld vor den Mauern um sich dort dem Kampf ihrer Brüder aus Silvanaja anzuschießen.

Was danach passierte kann ich beim besten Willen nicht mehr beschreiben. Ich denke nicht, dass irgend jemand, außer Tior, dem Herr der Schlachten, alles gesehen hat, was auf diesen Feldern vonstatten ging. Lediglich einige Gegebenheiten kann ich berichten, die man mir in den Tagen danach zugetragen hatten. Die berittenen Reichsgardisten sind wohl aus dem Haupttor herausgeprescht und haben das schwach bewachte bewachte Feldlager der Lupus Umbra eingenommen und ihre Kriegsmaschinen zum Schweigen gebracht. Dort haben sich dann, während die Banner des falschen Kaisers eingeholt wurden, Gwenwyck Alfheri, der Kommandant der Silvanaischen Reichsgarde und Richard Brin getroffen und einen Kommandoposten eingerichtet. Die Tangarianische Reichsgarde hat dann die Lupus Umbra an der Westlichen Breche von hinten angegriffen, die seit Beginn der Schlacht mit den Warzenschweinen Schildwall an Schildwall kämpfe und sich dort festgebissen hatte. Die Lupus Umbra waren der überschweren Grenzbruecker Infanterie zwar zahlenmäßig zehn zu eins überlegen, aber das nutzen ihnen in der kleinen Breche gar nichts und wurden sie hingehalten, bis die Kavallerie ihnen in den Rücken fiel. Die silvanaische Reichsgarde stürmte in den Kampf der Tiorsanhänger mit den andarrianischen Veteranen an der Südbreche und verwandelten die blutige Schlacht dort in ein Gemetzel, wie es seit dem ersten Brüderkrieg in Engonien kein zweites mehr gegeben hat.

Die disziplinierten, kampflustigen und erfahrenen Soldaten des Lupu Umbra machten ihrem Grundsatz alle Ehre. „Sieg oder Niederlage“ hieß es für sie und alle starben, bis auf den letzten Mann. Die Bauernmilizen kahmen überall teilweise über die Mauern und konnten nur an wenigen Stellen wirklich von den Verteidigern restlos zurückgehalten werden. Ein Drittel wurde von den Mauern und den Verteidigern abgewehrt, ein Drittel starb bei dem Versuch über die Mauer zu kommen und ein weiteres Drittel schaffte es in die Stadt einzudringen. Diejenigen, die nicht in die Stadt hereingekommen waren flohen noch vor Sonnenuntergang, als sie mitbekamen, wie die Lupus Umbra vernichtet und das Feldlager eingenommen wurde. Die, die in die Stadt hereingekommen waren ließen sich von ihren Kommandanten nicht mehr zügeln und folgten ihren tiefsten Instikten nach Blutlust und Gier und liefen marodierend durch die Straßen der goldenen Stadt.

Erst als die Dunkelheit wieder hereinbrach und die Schlacht auf den Feldern vor der Stadt für den Widerstand gewonnen war kamen die Reichagardisten zurück in die Stadt und organisierten die Verteidiger so, dass man den Plünderern Einhalt gebieten konnte. Die ganze Nacht hindurch wurden noch Briganten, einzelne Lupus Umbra, Milizonäre und Deserteure gejagt, bis dann endlich, die Schlacht in den frühen Morgenstunden, als gewonnen gewertet werden konnte.

Als der Morgen des 10ten Tages anbracht patroillierten Truppen der Reichsgarde und der Warzenschweine, unterstützt von Widerständlern durch die Stadt und sorgten für Sicherheit, während rings um uns herum die Zerstörung die diese Katastrophe erst angerichtet hatte offenbar wurde. Etliche Gebäude waren verstört, oder schwer beschädigt und die Straßen und Hausflure waren über und über voll Verwundeter, Sterbender oder Toter. Niemand konnte sich um so viele kümmern und die wneigsten, selbst die gesunden konnten sich noch auf den Beinen halten. Die meisten, die das Gemetzel überlebt hatten waren in der Nacht irgendwo eingenickt oder weggedöst, wo sie gerade standen, oder zum Liegen gekommen waren und kamen nun langsam wieder zu sich nur um den Horror zu erblicken, der um sie herum herrschte. Die Mutigen und entschlossensten von ihnen begannen zu helfen, wo sie konnten. Sie suchten Reichsgardisten, Priester, oder sonstwen, der ihenn sagen konnte, was sie tun konnten um zu helfen und fingen an. Ihrem Beispiel folgten andere und dann wieder weitere und langsam gegen Mittag war die ganze Stadt irgendwie beschäftigt. Jeder, der sich noch auf den Beinen halten konnte tat irgendwas, suchte nach Angehörigen oder Bekannten. Viele waren tot oder starben gerade, aber wenig Schwerzensschreie waren zu hören. Als ich durch die Straßen ging hörte man nur von überall her Wimmern, Flehen, Betteln, Weienen, Schlurzen oder Gebete. Sie starben leise, nur wenige wagten es ihr Leid und ihres Verlust hinauszuschreien, denn der Schock und die Angst waren noch zu groß.

Nach dem Tag des Wolfes, an dem Tior über diese Stadt geherrscht hatte, kämpften nun Szivar und Lavinia um die Herrschaft des darauffolgenden Tages. Tod, Verderben und Hoffnungslosigkeit in den Straßen kämpften mit Mitgefühl, Hilfsbereitschaft und Nähchstenliebe genauso hart, wie tags zuvor die Krieger. Niemand, der am Tag des Wolfes in Fanada gewesen war wird diesen Tag je wieder vergessen. Deswegen und weil mir die Worte fehlen dieses Leid und diese Hilfsbereitschaft zu beschreiben, die ich hier gesehen habe will ich auch gar nicht weiter davon berichten, denn keine Worte könnten es je fassen. Stattdessen will ich über die weiteren Kriegsgeschehnisse berichten. Nachdem der Widerstand den Sieg davon getragen hatte kontrollierten Widerständler die Stadt und das Gebiet drum herum. Alle Pferde die zu finden waren wurden gesattelt und Reichsgardisten verfolgten die fliehenden Bauernmilizen und Lupus Umbra nach Norden. Ziel der Kommandatur, so sagte man mir später, sei es dabei gewesen die fliehenden Milizen davon abzuhalten sich neu zu formieren und soweit ich erfahren habe wurde das auch zu großen Teilen geschafft. Die Reste des Lupus Umbra konnte sich zwar nach Uld zurückziehen und einige hundert Milizionäre tauchten jeweils in den anderen Städten Tangaras auf, aber ein signifikanter Teil wurde wirklich zersprengt, so dass man davon ausgehen konnte ihnen so bald nicht wieder auf dem Schlachtfeld gegenüber treten zu müssen.

Das ehemalige Feldlager des Lupus Umbra wurde zur neuen Kommandatur der Reichsgarde und der Armee des Widerstands, wie sich die überlebenden Flüchtlinge nun nannten. Aus den Veteranen des Tages des Wolfes formte sich eine funktionierende Armee mit Anführern und einer Struktur nach dem Vorbild der Reichsgarde. Man nähte die ersten Wappen und gab sich Namen, denn gut die Hälfte der Überlebenden wollte nun weiterkämpfen und ganz Engonien befreien und nicht nur bei Fanada halt machen. Ausrüstung hatte man den toten und gefangenen Lupus Umbra genug abnehmen können und so erblickte nach der größten Schlacht auf engonischem Boden seit dem Brüderkrieg eine neue Armee das Licht der Welt.

Bericht des Aegidius von Barebury, Priester der Aine

Mein Name ist Egidius von Barbury, Priester der Aine und ich will euch von diesem Tag berichten, der in die Geschichte Engoniens als der Tag des Wolfes eingehen sollte und eingehen wird.

Aureus Karston war ein imposanter Mann und nichts anderes konnte man von dem Wolf des Südens erwarten. Mit eiserner Miene und zusammengebissenem Kiefer trat er in die kühle Morgenluft und beobachtete seine Truppen, die sich versammelten. Gestern Abend war Kriegsrat mit allen Anführern gehalten worden und nun sollte der große Angriff auf die Stadt beginnen. Es gab kleinere Schwierigkeiten, aber im Allgemeinen waren sich alle Anführer über den Plan sicher. Gerüchte sprachen davon, dass Grenzbrueck in den Krieg auf Seiten des Widerstandes eintreten würde, aber die wären sicherlich nicht mehr rechtzeitig hier um den Sturm zu verhindern. Mehrere Truppen und Banden hatten sich in den Bergen versteckt und plagten die Kundschafter und Pfadfinder der Armee, aber alles zusammen waren es nicht mehr als zweihundert, unorganisierte Kämpfer, also ein Problem, dass man vernachlässigen konnte. Berichten zufolge waren es Truppen des Widerstands, wie die Sturmrufer, die Askarier und die Wächter des schwarzen Mondes, die mit ihren jeweils ca. 50 Kriegern der Stadt zu Hilfe kommen wollten, aber erst eintrafen, als der Belagerungsring schon geschlossen war und sich nun auf Überfälle aus dem sicheren Schutz der Berge verlegt hatten. Nachdem die Stadt gefallen war müssten sie noch ausgeräuchert werden, aber das sollte dann auch kein größeres Problem mehr sein.

Als die Morgengebete zu Tiors Ehren begannen fingen die Katapulte schon an unentwegt Steine gegen ausgewählte Stellen der Stadtmauer zu schleudern. Der Hohepriester hatte diesen Tag zum Tag des Wolfes erklärt und alle Tiorspriester und Novizen hatten mit eingestimmt. Heute würde sich mit Tiors Gunst entscheiden, wer den Krieg in Engonien gewinnen sollte. Zu diesen Ehren hatten die Priester der Armee eine besondere Messe geplant und zur Begleitung der Katapultschüsse erhoben sich die Stimmen des Lupus Umbra über den Talkessel. Jeder der 2000 Lupus Umbra wurde mit Blut aus Opferschalen im Gesicht gezeichnet, auf dass er den Segen des Herrn der Schlachten erhalten möge und jede Legion ließ ihre jeweils beiden besten Kämpfer gegeneinander antreten um einen Champion des Gottes zu erwählen. Den 4000 Bauern Soldaten und dem Troß wurden solche Ehrungen natürlich nicht zu Teil, aber auch sie würden heute voll Inbrunst in die Schlacht ziehen, dafür würden ihre Lupus Umbra Anführer sorgen.

6000 Mann, davon 2000 schwer gerüstete Lupus Umbra, Veteranen aus dem Andarra Feldzug standen mit Kriegsmaschinen gegen vielleicht 400 Reichsgardisten und wie viele Flüchtlinge es auch immer gewagt hatten eine Waffe in die Hand zu nehmen. Der Sieg würde kurz, aber bestimmt werden. Trotz der großen Überlegenheit hatte der Wolf des Südens alle Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und umsichtig geplant. Er hatte sich Zeit gelassen, Belagerungsgerät gebaut und die Umgebung erkundet. Die meisten Kundschafter waren zwar von den versprengten Truppen besiegt worden, aber es konnte genug Holz geschlagen werden für Rammen, Katapulte und Schildkröten. Die Stadtmauer würde nicht viel Schutz bieten, wenn erst einmal genug Breschen geschlagen worden waren und selbst wenn sich die bestenfalls 200 Mann aus den Bergen entscheiden sollten den Belagerern in den Rücken zu fallen hatte er Lupus Umbra in ausreichender Menge für genau diesen Fall zurückgehalten. Sie würden mit ihnen kurzen Prozess machen.

Die Bedingungen der Kapitulation waren nach anfänglichen Problemen doch noch überbracht worden, aber Richard Brin von Fingara hatte sie erwartungsgemäß abgelehnt. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, weder der Kaiser, noch sein Kommandant hatten ernsthaft gedacht, dass sie angenommen werden würden, aber das war wohl auch seine Absicht. An Fanada sollte ein Exempel statuiert werden für alle, die sich noch mit dem Gedanken trugen Widerstand zu leisten. Diese Stadt sollte brennen, mit allem drum und dran.

Die Legionen wurde jeweils aufgeteilt. Jeweils eine griff die Breche im Süden und im Westen an, eine attakierte unter dem Schutz der Schildkröte das große Tor und die letzte Hälfte wurde in Reserve gehalten um auf Besonderheiten reagieren zu können und vor den Räubern in den Bergen zu schützen, die uns noch von hinten angreifen könnten. Währeddessen fächerten die Milizen weit auf und stürmten mit Leitern und Kletterhaken die Mauern. Die Stadt war zu groß um jedes Mauerstück gut verteidigen zu können. Das wusste unser Kommandeur, aber der Widerstand wusste dies auch. Die Truppen des Kaisers wurden mit einem Pfeilhagel in Empfang genommen, sobald sie in Schussweite der Mauern kamen. Ich hörte vom Feldherrentisch die Kommentare. Offensichtlich hatte man mit viel leichtem Beschuss gerechnet, denn man wusste ob der vielen Andarrianer unter den Flüchtlingen, aber das koordinierte Zielen war überraschend, auch wenn sich niemand ernsthaft Gedanken machte.

Dann erreichten die Truppen die Mauer und alles geschah gleichzeitig. An der Westbreche wurden Grenzbrueckbanner entrollt, es gab Fanfahrenstöße und die gefürchteten Grenzbruecker Kanonen donnerten los und hüllten den gesamten Abschnitt in ein Meer aus Pulverdampf. Das war eine der großen Katastrophen, die an den vorherigen Tagen am Feldherrentisch diskutiert worden waren. Eigentlich hatten alle gehofft, dass nur wenige Grenzbruecker Truppen in der Stadt wären und sie keine Kanonen besäßen, aber diese Hoffnungen wurden mit dem jäh einsetzenden Donner zunichte gemacht. Offenbar waren es viel mehr Truppen, als die Spione uns zugetragen hatten und besser bewaffnet waren sie anscheinend auch. Aber der Wolf des Südens war nicht in dieser Position, wenn er dafür nicht einen Reserveplan in der Hinterhand habt hätte und so schwenkten mehrere Einheiten der Milizionäre zu der Breche über um wie geplant durch reine Zahlenstärke doch dort den Durchbruch zu erringen und die horrenden Verluste, die die Kanonen anrichten würden zu kompensieren. Barad Konar selbst hatte oft an der Seite der Grenzbruecker gekämpft und ihre Strategien und beherzten Ausfälle in jeder Situation waren allen Lupus Umbra bestens bekannt.

An der Südbreche lief auch nicht alles nach Plan, denn dort waren die Stadtbewohner entgegen aller Voraussagen zum Gegenangriff übergegangen. Sie führten Wolfbanner in gelb/rot in die Schlacht und stürmten ohne Koordination in die Ränge der Lupus Umbra. Nun ja, ein verzweifelter Ausfall, so wie allen schien. Man war sich sicher, dass dort keinerlei Adaption der Pläne erforderlich sein würde.

Als man von der Kommandatur aus zufrieden beobachtete, wie der Ausweichplan für die Grenbruecker in die Tat umgesetzt wurde griffen wie erwartet, die Räuber aus den Bergen an. Ich selber sah die armen Todgeweihten aus den Bergen kommen und betete schnell zu den Göttern ihnen einen schnellen Tod zu bescheren und wurde erst durch die Minen und entsetzten Ausdrücke auf den Gesichtern der Feldherren darauf aufmerksam, was dort wirklich vor sich ging. Die Strategen hatten sehr viel schneller verstanden, als ich, dass dort nicht, wie geplant hundert, oder vielleicht zweihundert schlecht organisierte Räuber aus den Wäldern kamen, sondern Tausend. Außerdem nicht Räuber und einzelne kleine Einheiten, sondern Reichsgardisten in Wappenrock, mit Wolfsbannern und Fellen über den Schultern. Achthundert Reichsgardisten aus Silvanaja und die unterstützenden Einheiten, die man erwartet hatte stürzten sich auf die Reserve.

Selbst den kampferprobtesten Strategen stockte kurz der Atem, bevor sie die Fassung wiedererlangten. Ein paar Augenblicke wurde beraten und dann der Entschluss gefasst zwei Milizeneinheiten das Kommando zu geben die Erstürmung abzubrechen, zu wenden und der unterlegenen Reserve zu Hilfe zu kommen. Die Kommandos wurden gegeben und Signalhörner und Flaggen übermittelten sie an die entsprechenden Einheiten, doch diese schienen es gar nicht warzunehmen. Eine der Einheiten war schon fast über der Stadtmauern und die andere in hellem Aufruhr, da auf ihrem Mauerabschnitt ein riesigen brennendes Auge erschienen war und Feuer und Schwefel auf sie herunterregnen ließ. Die Veteranen konnten nur dabei zusehen, wie die Reserve weiter von der Übermacht zerstört wurde und suchte nach Auswegen und Kommandos, die sie geben konnten. Aureos Karston, der Wolf des Südens befehligte die Reserve und auch wenn man den Kampf gewinnen würde, wovon zu dem Zeitpunkt noch jeder der Strategen ausging, würde der Verlust des Generals doch sehr schwer wiegen. Man hoffte einfach, dass er würde aushalten können.

Sie erwägten kurz eine Breche aufzugeben, aber die Kommandos würden die Südbreche in dem heillosen Durcheinander dort nicht erreichen und bei den Grenzbruecker Kanonen an der Westbreche würde jede Person gebraucht werden. Die letzte Möglichkeit war die Erstürmung des Tors abzubrechen, doch als der Blick der Kommandanten dort hin schwang, erkannten sie, das es längst gefallen und eingenommen war und damit die Soldaten in der Stadt weit entfernt von jedem Kommandoposten waren. Es wurde überlegt einen Botenreiter zu senden, doch noch während dieser Überlegungen ritt eine riesige Reihe gepanzerter Krieger auf Schlachtrössern in blau/gelb mit blutigen Kriegslanzen aus dem Stadttor. Den Strategen stockte der Atmen. Die Reichgardisten ritten und kämpften wie Ritter mit Schild und Lanze gegen die letzten Lupsu Umbra, die sie vor sich hertrieben. Sie selbst waren in schwere Plattenpanzer gehüllt und saßen auf gepanzerten Schlachtrössern, nicht auf leichten Botenpferden, wie sie sonst nur von der Reichsgarde benutzt wurden. Dies war schwere Kavallerie, Ritter, wie sie sonst in Engonien nur die Königin ins Feld hätte führen können. Niemand wusste Rat und die Diskussionen brachen gerade los, als wir alle gleichzeitig erkennen mussten, dass sie genau auf uns zu hielten.

Das muss man den Strategen zugestehen. Auch wenn sie gerade noch mit ihrem Wissen am Ende waren, so wusste sie doch mit einer direkten Bedrohungssituation unzegehen. Das Feldlager war bestens befestigt und auch, wenn nicht viele Soldaten zu Verteidigung übrig waren, so konnte man sich doch hinter den Holzwällen gut verteidigen. Die Kommandos wurden gegeben und die Strategen zogen sich von dem Holzturm in Innere der Palisaden zurück. Die grüne Fahne wurde gehisst, dass jeder wusste, dass der Strategieposten temporär nicht mehr in Betrieb war und es wurden Waffen an den Troß und die Unterstützer ausgegeben.

Als alle gerade dachten, die Verteidigung würde gut laufen bemerkten die Strategen und ich gleichzeitig, dass das Haupttor sperrangelweit offen stand. Das blanke Entsetzen ergriff Besitz von uns und die Strategen gaben ihrer persönlichen Leibgarde von harten Lupsu Umbra Veteranen den Befahl sie nicht weiter zu schützen, sondern das Tor zu schließen. Sie gehorchten direkt und eilten zum Tor, an dem, wie ich sehen konnte, ein dicker Koch, ein paar grüne Küchengehilfen, Troßhuren und dergleichen herumstanden. Ich begann mich gerade zu wundern, was diese Gestalten dort machten, als der erste Elitekrieger von einem Armbrustbolzen in den Rücken gefällt wurde. Der Schuß kam offensichtlich von einem jungen dünnen Mann, mit schwarzen mittellangen glatten Haaren, der mit einer lehrgeschossenen Armbrust im Eingang eines Schlafzeltes stand. Eine kurze Verwirrung unter den Soldaten und zwei begannen die Verfolgung, als der erste schon im Gefecht mit dem übermäßig dicken Koch verwickelt war.

Statt einer Pfanne trug dieser nämlich plötzlich einen verdammt spitzen Säbel und einen Buckler, während die anderen schaurigen Gestalten ebenfalls mit Armbrüsten das Feuer aus kürzester Distanz auf unsere Leibgarde aufnahmen. Ich habe leider schon viele nromale Bürger gesehen, die den Schwertern unserer persönlichen Garde zum Opfer gefallen waren, aber dieser Koch war gänzlich anders. Mit einer atenberaubenden Geschwindigkeit wich er den Schwerthieben aus, wartete, parierte einmal mit dem Buckler und dann als sich die Möglichkeit bot stach er zu. Direkt mit dem Säbel unter die Achsel ins Herz des Soldaten.

Dann war es auch schon vorbei, unser Troß hatte sich unter Kommando gesammelt und marschierte die hundert Schritt auf das Tor zu, als die Reiter durch die geöffneten Türen mitten in sie hereinpreschten. Ich wendete mich ab und floh ins Felherrenzelt zusammen mit den Strategen.

Das Ende des Pilgerzuges: Engonia

Hier Auszüge von Dokumenten und Erzählungen von Helden, Rittern, Knechten und so weiter, die an der Schlacht um Engonia teilgenommen haben:

Bericht des Feldmarschalls Heinrich, Ritter des Lupus Umbra, kurz vor der Schlacht:

4. Tag des dritten Mondes

Für die zukünftige Betrachtung meiner Entscheidungen und das Studium zukünftiger junger Rekruten des Lupus Umbra diktiere ich diese Zeilen. Der Kaiser ist deutlich ungehalten über die Sturheit der Metze Loenna, nach diesem harten Winter trotzdem noch diesen Wahnsinn auszuführen. Als Verantwortlicher für die Verteidigung der Kaiserstadt wünschte ich, Alaron von Norngard hätte seinen Auftrag bereits erfüllt. Aber Tiors Segen und magische Maschinen vertragen sich eben nur bedingt.

Soeben habe ich meinen Rundgang über die äusseren Befestigungen beendet. Der Pilgerzug wuselt in der Ferne wie ein Haufen Ameisen, deren Bau man aufgewühlt hat. Aus der Ferne höre ich das dünne Winseln ihrer Priester. Kein Vergleich zu dem dunklen, kehligen Gesang aus dem Tiorstempel, der unsere Krieger in der Kaserne begleitet.

Der Pilgerzug hat sich aufgestellt. Aus der Ferne sehe ich die Fahnen des elenden Hanekamper Verräters und der Metze Loenna in der Mitte. Dort sind wieder einmal die verfluchten Fremden, genauso wie auf ihrer linken Flanke. Diese Ratten würden Engonien lieber an die Fremden verkaufen, als sich der rechtmässigen Herrschaft Konars zu unterstellen. Ich vermisse die Firngarder. Was für einen merkwürdigen Plan haben unsere Gegner? Wo sind ihre Belagerungsgeräte? Ich werde weitere Patrouillen ausschicken.

Während ich auf dem Weg zurück zum Nordtor war, haben sie versucht, die Löwenburg anzugreifen. Die Wahnsinnigen. Es ist, wie zu erwarten, schiefgegangen. Die Wölfe haben ihnen arge Verluste bereitet, so wie es sein sollte. Ich glaube, ich kann mir ein wenig Zufriedenheit gestatten.

Der Kaiser steht nur wenige Schritte neben mir. Seine hochgewachsene Gestalt ist es nicht, die sogar mir Ehrfurcht einflösst. Es ist, als ob hinter ihm Tior selbst steht und seine Hand auf seine Schulter gelegt hat. Soeben stürmen die Valkensteiner auf uns zu. Sie werden mit Pfeilen und Bolzen gespickt, aber halten nicht an. Widerwillig spüre ich ein wenig Bewunderung in mir aufsteigen. Sie sind vor dem Nordtor angekommen. Wir alle starren erstaunt auf diesen kleinen Mann herunter, der dem Kaiser Gift und Galle entgegenspuckt. Jeden Moment erwarten wir, dass ein Blitz ihn niederstreckt. Der Kaiser hat gelacht. Ein merkwürdiges, seltenes Geräusch. Und dann ist er heruntergestiegen und hat das Tor öffnen lassen. Er ist dem Zwerg, denn es ist wohl Robert McManahugh, Oberst der Valkensteiner Armee, entgegengetreten. Wir sehen dem Kampf zu, während mein Schreiber wild mit seiner Feder über das Papier kratzt. Der Kaiser hat mit seinem ersten Streich seinen Gegner zurückgeschlagen und ihm wohl den Kiefer gebrochen. Mit einem Stöhnen richtet sich Robert wieder auf und wird von einem lächelnden Barad Konar mit einem Schlag gegen seinen Waffenarm wieder zu Boden geworfen. Ich glaube, etwas hat geknirscht. Und ja, er steht wieder auf, sein Arm hängt nutzlos herab und unglaublicherweise stürmt er wieder auf den Kaiser zu! Laut kracht es, als er mit dem Kopf voran gegen ihn donnert und ihn sogar einen halben Schritt zurücktreibt. Wieder lacht der Kaiser und in einem Beispiel unglaublichen Grossmutes lässt er die Valkensteiner abziehen.

Der Kaiser ist auf dem Weg Richtung Palast, guter Laune. Ich muss hierbleiben und darf beobachten, wie diese störrischen Valkensteiner eine unserer vorgelagerten Wehrmauern angreifen. Die Verstärkungen haben den Befehl, die Tunnel zu sichern. Und während es dunkel wird, lasse ich Fackeln auf der Mauer entzünden und mehr Truppen zu diesem Abschnitt der Mauer bringen. Morgen werden sie wieder angreifen und die Mauer muss gehalten werden.

Mitten in der Nacht bin ich geweckt worden. Offenbar ist Erion Barkwin, der grosse Priester Tiors tot. Erschlagen von der Hand feiger Feinde. Nun gut, seinen Tod werde ich rächen. Soviele Lupus Umbra, wie ich entbehren kann, werde ich zu dem Ort schicken, wo dieser feige Mord geschah. Und da mir dies alles zu nah ist, direkt noch eine Nachricht an den Burgvogt von Salmar. Nun aber ein wenig verdiente Nachtruhe.

5. Tag des dritten Mondes

Während die Sonne aufgeht, verfluche ich diese elenden Nichtmenschen. Meinen Berichten zufolge graben sich Zwerge durch die Barrikaden in den Tunneln unter den Vorwerken. Wenn diese fallen, dann wird es ein blutiger Straßenkampf, denn diese Stadtmauer ist mit einem großen Schritt überwunden.

Truppenbewegungen im Westen. Meine Späher berichten mir merkwürdige Dinge. Ich wüsste gerne, was da geschieht. Nunja, einen Spion habe ich dorthin geschickt, der Mann ist vertrauenswürdig. Diese Pilgerzügler, sie haben sich fast völlig gegen die Löwenburg gewendet. Was erwarten sie? Dass ich auf ihre Ablenkung hereinfalle? Die Löwenburg ist gestern nicht gefallen, sie wird auch heute nicht fallen. Aber ich werde eine Nachricht mit Fahnen schicken. Der Magier soll sterben.

Die ersten zaghaften Angriffe auf die Vorwerke beginnen. Es ist bereits später Nachmittag und sie beginnen jetzt erst? Nun, wer mit den Metzen Lavinias und den Freuden Nadurias zu Bette geht, von dem ist nicht mehr zu erwarten. Wohlan, dann werde ich sie erwarten.

Feuer, Feuer im Westen! Und nicht irgendeines, das war Magie. Der Bote hat nicht gelogen, Alaron von Norngard hat wirklich versagt. Soll ich jetzt das Versagen des Salmarer Burgvogtes ausbaden? Der Kaiser tobt. Seine Garden sind auf dem Weg zur Mauerbresche. Aber ich muss zum Nordtor, jetzt werden sie dort angreifen.

Wir sind umzingelt. Ich habe es bis zur Kaserne geschafft, doch diese verdammten Fanatiker, die einem falschen Tior anhängen, waren schneller. Wie die Hasen sind sie gelaufen. Das Nordtor steht offen und jeder meiner Männer, der draussen ist, wird niedergemacht von den Reitern der Metze Loenna und des Verräters. Doch die Nacht wird dunkler. Im Westen wird gekämpft. Ich werde mich mit einigen Truppen zurück zum Senatspalast aufmachen.

Wir haben den Senatspalast erreicht. Vor dem Palast selber vertrieben wir eine Gruppe Firngarder und Ahrnburger, die glaubten, bereits das Gebiet erobert zu haben. Ich sammele die Truppen. Und nun bitte ich um Audienz beim Kaiser.

Es war unglaublich. Wir standen mit dem Kaiser über der Stadtkarte und beratschlagten die beste Taktik. Und mit einem Mal war er einfach verschwunden! Nun, auch nach seinem Verschwinden müssen wir die Stadt halten. Er wird wiederkommen. Er MUSS wiederkommen.

Ich habe befohlen, die Fässer mit Breganer Feuer in den Kaiserpalast zu bringen. Das letzte Feuer, soll es zur Falle für alle werden, die diesen Ort betreten. Der Strassenkampf ist überall zum Erliegen bekommen, eisiger Nebel bedeckt die Stadt. Ich lasse die Truppen sammeln. Morgen erobern wir Engonia zurück.

6. Tag des dritten Mondes

Was tut ein Soldat, wenn er keinen Befehl mehr bekommt? Was tut der Wolf, wenn sein Rudelführer stirbt? Er wird selber zum Befehlshaber und Rudelführer! Die Gerüchte sind mir einerlei, aber eher wird jeder Mann und jede Frau unter meinem Kommando sterben, bevor wir aufgeben.

Es gibt Unruhe unter den Truppen. Einige haben sich ergeben. Das kann ich nicht zulassen. Jeder, der sich ergibt, ist des Todes. Und zündet die Fässer an, niemand wird den Thron des grössten Mannes, der je auf Erden gewandelt hat, beschmutzen. Eher brenne ich die Tempel, das Theater, ja alles nieder.

Die Metze und der Verräter von Norden und jetzt auch noch die Firngarder und Ahrnburger von Westen. Meine Männer laufen zu den Fenstern, dieser Hundsfott von Tiorspriester ruft etwas. Los Schreiber, zum Fenster. Unglaublich. Die Leiche des Kaisers, zur Schau gestellt wie eine Trophäe? So nicht, ihr Mörder. HÖRT IHR, MÄNNER? SO NICHT! BRINGT SIE UM! BRINGT SIE ALLE UM! ZU DEN KET…

Eine kurze Notiz bezeugt den Tod Heinrichs durch das Schwert eines Ritters

Mein Name ist Gerfurt, Ritter des Lupus Umbra, Kommandant des 3. Middenfelzer Regimentes, Ritter im Orden seit 7 Jahren. Der Kaiser ist tot und wir haben unser Anrecht auf Engonien verloren. Aber nicht unser Recht auf Leben. Ich entscheide, wann ich sterbe und nicht ein wahnsinnig gewordener Feldmarschall. Ich werde nun zu den Pilgerzüglern hinausgehen und wenn ihr Wort irgend etwas wert ist, dann überlassen wir ihnen diese Stadt. Der Kaiserpalast brennt, aber der Senatspalast, das alte Theater, die Tempel, alles steht noch. Sollen sie es doch haben.

Und wieder diktiere ich diese Worte. Wir haben freien Abzug bekommen. Ich befinde mich in der Löwenburg und sobald meine überlebende Garnison, von denen einige noch wildgewordenen Pilgerzüglern zum Opfer gefallen sind, wieder ausgerüstet ist, marschieren wir nach Middenfelz. Der Kommandant der Löwenburg versprach mir Zeit und die wird der Orden brauchen. Dies ist nicht das Ende.

Auszug aus dem Kriegstagebuch des Schreibers des Herrn von Creytz:

Mein Herr hat mich angewiesen, diese Zeilen zu verfassen, auf dass ihre imperiale Majestät und all ihre treuen Untergebenen unsere Taten in schriftlicher Form erfahren können. So beginne ich denn nun, während Alamars Auge den Horizont erklimmt und die dunklen Schatten der Nacht vertreibt. Um mich herum flattern die Fahnen der Firngarder im Wind, im Lager höre ich die Rufe der Priester, die die morgendlichen Beschwörungen durchführen. Der kalte Wind, der sich wie das Heulen Tiors anhört, erscheint wie ein Vorzeichen. Mein Herr ist angekleidet und wir machen uns auf, zur Imperatorin.

Die Besprechung war lang und heftig. Immer noch ist sehr unklar, wie sich die herzöglichen Truppen postieren werden. Aber sie werden sich postieren und gegen die Vorschläge aus Firngard und Valkenstein wird die Königin ihre Reiterei neben der des Herzogs stehen lassen. Noch scheinen die Voranenburger dem Sohn ihres Grafen und Hohepriester Alamars zu folgen, aber wie lange noch, ist ungewiss. Der Graf selber schien oft Rücksprache mit dem Vertreter des Herzogs zu halten. Die Valkensteiner scheinen kampfesgierig zu sein und bereit, mit ihren Yorkschen Unterstützungstruppen die Mauer im Sturm zu nehmen. Wieviele Truppen und Parteien bei dieser letzten Besprechung anwesend waren! Wie kann, allen inneren Streitigkeiten zum Trotz, der Pilgerzug bei so etwas verlieren. Mein Herr ist immer noch unzufrieden mit der Rolle, die ihm zugeteilt wurde. Er würde lieber sofort kämpfen. Aber es ist klar, wir Firngarder werden die grosse Last tragen.

Während Simon de Bourvis mit seinem kleinen Stosstrupp abgerückt ist, beobachten mein Herr und ich die Aufstellung der Truppen. Herrlich. Vor den übrigen Pilgerzugstruppen die kampfwütigen Valkensteiner, in ihren schwarz-weissen Farben weithin sichtbar, an ihrer Seite ein kleiner Trupp schwerstbewaffneter Zwerge. Am rechten Flügel die Voranenburger und im linken Flügel die Milizen aus Fanada, Taga, Brega und die Warzenschweine aus Grenzbrück. Im Zentrum, hoch zu Ross und mit den Fahnen der Götter über ihnen wehend, die Ritter der Königin und des Herzogs, wohl ein letztes Mal vereint im Kampf. Bei der Imperatorin ist eine grosse Abordnung Grenzbrücker Ritter, über deren Köpfen die Hohenstadener und die Grenzbrücker Fahne flattert. Mein Herr teilte mir mit, dass dies die ordentliche Unterstützung aus Grenzbrück ist. Seine Aussage wundert mich nicht, als imperiumstreuer Ritter kann er die dem Tangarianer Ferdi Weidenfels folgenden Warzenschweine nicht leiden. Und hinter ihnen die vielen Fernkämpfer und Plänkler. Die Wächter des schwarzen Mondes, andarrianische Stammeskrieger, yorksche Bogenschützen und viele Novizen und Heiler. Und nun erheben sich die Gesänge der Priester, die die Truppen segnen, ein vielstimmiger Chor an die Gegner. Mein Herr murrt, hinter ihm seine Ritter. Sie wissen, hier ist nicht ihr Kampf. Der erste Angriff geht von der linken Flanke und einer Truppe Magier aus. Sie stürmen auf die Löwenburg zu und ich sehe gewaltige Feuerblitze und Pfeilhagel. Janus Phönixflug, so heisst wohl ihr Anführer und sie führen den Plan, den Feind zur Verteidigung der Burg zu zwingen, wohldurchdacht aus. Doch der Feind ist nicht untätig. Statt der erwarteten Truppen, die aus Engonia ausrücken, scheinen die Verteidiger der Löwenburg Käfige herabzulassen. Es sieht so aus, als ob Wölfe dort drin gefangen sind! Mein Herr keucht auf, als er dies sieht. Hungrige Wölfe, die sich in die ungerüsteten Beine der Tangarianer verbeissen, ein wahrhaft tiorscher Schachzug von Barad Konar. Nun bleibt es wohl erst recht in der Hand der tapferen Truppen von Robert McManahugh.

Nachdem sich die linke Flanke ein wenig zurückgezogen hat, beginnt der grosse Angriff. Gedeckt durch nicht endendes Feuer der Yorkschen Schützen rücken die Valkensteiner langsam vor. Robert McManahugh ist an vorderster Stelle und hilft denen, die fallen, wieder auf, wie man aus der Ferne erkennen kann. Und während ich diese Zeilen schreibe, sehe ich sie das erste Bollwerk passieren. Und nun öffnet sich das Tor von Engonia und eine ganze Einheit der Lupus Umbra marschieren heraus. Irgendetwas passiert dort, ich kann es nicht sehen, aber der Kampf hat eine merkwürdige Pause eingelegt.

Ein Bote hat die Imperatorin und damit auch uns, die wir neben ihr auf dem Feldherrenhügel stehen, unterrichtet. Die Valkensteiner haben sich nach der schicksalsschweren Begegnung erst zurückgezogen und sind dann unter der Führung ihres schwerverletzten Anführers Robert McManahugh doch noch über eines der Bollwerke hergefallen und haben es erobern können und verschanzen sich dort. Doch nun schreibe ich nieder, wie es mir berichtet wurde. Offenbar war niemand anderes als Barad Konar selber in dem Augenblick am Nordtor, als die Valkensteiner angriffen. Robert, dieser mutige und sturköpfige Ritter, beleidigte und beschimpfte ihn als Feigling, worauf hin Barad Konar das Tor öffnen liess. Der darauffolgende Kampf war kurz und blutig. Robert gab, allen Berichten nach, sein Bestes, aber nachdem Konar ihm mit einem brutalen Rückhandschlag von den Beinen fegte und ihm dabei den Kiefer brach, war jedem Zuschauer klar, wie der Kampf ausgehen musste. Man muss Sir Robert zugestehen, dass er wieder aufstand, aber ohne richtig hinzusehen hat Konar ihm mit einem Schlag seines Streitkolbens wohl den Waffenarm gebrochen, um ihn dann mit einem mächtigen Tritt zurückzuschleudern. Sir Robert stand, mit der Sturheit seines Volkes gesegnet, ein weiteres Mal und rannte, den Kopf gesenkt, auf seinen Feind zu. Das Krachen soll wohl in die hintersten Reihen hörbar gewesen sein. Für einen Moment, so berichtet der Bote, sollen die Valkensteiner wohl Hoffnung gehabt haben, aber dann hat Konar nur gelacht und meinte – ich gebe hier aus zweiter Hand wieder – wohl: „Tapfer und dumm! So werdet ihr Engonia niemals bekommen. Aber geh nun, Valkensteiner. Wegen dir werde ich deine Soldaten schonen.“ Konar hat sich wohl umgedreht und die zwei treuen Schatten Sir Roberts, Varim und Gerhardt, haben diesen in Sicherheit gebracht. Der Angriff ist allgemein ins Stocken geraten, aber unser Ziel ist erreicht. Barad Konar wird sich auf diesen Abschnitt der Mauer konzentrieren und unseren Angriff nie kommen sehen.

Von Creytz hat soeben die Nachricht erhalten, dass die Knappin Lorainne sicher an der Akademie angekommen ist. Offenbar ist dort tatsächlich Erion Barkwin, aber Simon de Bourvis ist zuversichtlich, bald gewonnen zu haben.

Die Imperatorin befiehlt die Nachtruhe. Morgen früh geht das Schlachten weiter. Mein Herr ist froh, denn morgen wird seine Lanze endlich Nahrung erhalten.

5. Tag des dritten Mondes

Diesmal geht Alamars Auge über einem blutgetränkten Feld auf. Wie ich erfahren habe, sind die Zwerge zur Unterstützung der Valkensteiner geschickt worden, damit sie die Tunnel erobern können. Der restliche Pilgerzug begibt sich in die Stellung von gestern, in der Hoffnung, dass die Condrianer schnell machen. Nur die Wächter des schwarzen Mondes unter ihrem Kommandanten Nicolas, die Ahrnburger Ritter, die einst Brega eroberten unter dem Kommando von Hegenbrecht, einige Ainepriester und unsere condrianischen Verbündeten machen sich bereit, mit Hilfe der goldenen Kugel, die im Morgengrauen zum Tross kam, auf magische Weise zu dieser Akademie zu reisen. Mein Herr und ich werden das auf dem Rücken der Pferde machen.

Der Ritt durch den lichten Wald im Westen Engonias war angenehm. An unserem Haltepunkt haben wir einige Ahrnburger Ritter und Jeldriken getroffen, unter ihnen Ralf von Krähenbroich. Da mein Herr sie kennt, hat er sie überzeugen können, mit ihm gemeinsam zu kämpfen. Sie scheinen Respekt vor ihm zu haben, wegen Brega und Ahrnburg, auch wenn sie seine Entscheidung, der Imperatorin zu folgen, absolut ablehnen. Wir sind in Position. Nun beginnt das lange Warten auf das Signal im Norden. Lorainne hat sich zu uns gesellt, sie berichtet, dass unsere condrianischen Verbündeten aufgebrochen sind. Die Boten, die uns regelmässig erreichen, sprechen von vorsichtigen Kämpfen im Norden, die Imperatorin hält sich zurück. Die Löwenburg wurde wieder angegriffen, dabei erlitten die Magier wohl schwere Verluste. Einem Bericht zufolge musste sich ihr Anführer mit einer Pfeilwunde im Bein vom Schlachtfeld tragen lassen. Diese Burg ist nur einmal bisher gefallen, ich beginne zu glauben, dass auch dieses Mal die Wundertat des Brüderkrieges nicht wiederholt wird. Die Valkensteiner scheinen wohl leichte Fortschritte zu machen in der Erkämpfung der Tunnel.

Die Akademie steht unter schweren Angriffen. Offensichtlich haben die Truppen Konars am gestrigen Abend mitbekommen, dass sie erobert wurde. Mein Herr ist nur schwer zu zügeln, er würde gerne seinem Freund Herr Simon zu Hilfe eilen. Aber sie halten aus und seine Mission ist wichtig. Die Wächter des schwarzen Mondes und die Ahrnburger Pilger um Hegenbrecht sind aufgebrochen. Hoffentlich gelingt das Unterfangen dieser condrianischen Magier.

Gerade kam ein weiterer Bote. Flüchtlinge sind an der Akademie angekommen, Milizionäre, die ihre Waffen aufgegeben haben und von den Condrianern verschont wurden. Gut, dass auch Fremde in unserem Land sich so um unsere Brüder und Schwestern kümmern. Gerade eben kam ein weiterer Bote, die Imperatorin hat vorsichtigen Vormarsch… Das Feuer! Der magische Turm feuert! Wir reiten!

Ich schreibe diese Zeilen, eingeklemmt zwischen dem Kadaver eines toten Pferdes und einer Hausmauer. Wir ritten wie der Wind und in diesem perfekten Moment spürte ich die Kampfeslust, die meinen Herrn ergriffen hat. Neben ihm die Knappin Lorainne und der Jeldrike Ralf von Krähenbroich. Jeldriken, Ahrnburger und Firngarder vereint im Kampf! Was für ein erhebender Augenblick das war und ich hätte mir gewünscht, er hätte ewig gewährt. Wir preschten auf die Mauer zu, in der Ferne sahen wir die zurückkehrenden Condrianer. Vor uns die Bresche, wo sich Nicolas und seine Männer bereits darum kümmerten, sie zu erobern. Der erste Schreck, der mich durchfuhr, als ich sah, dass die Bresche so klein erschien. Sollte sie nicht grösser sein, dachte ich mir. Nun gut, mit einem lauten Schrei durchbrachen wir die Reihen der gegnerischen Truppen. Überall um mich herum blau und schwarz, vereinzelt die Farben unserer Verbündeter. Wir kamen auf einen grossen Platz und hinter uns strömten die übrigen Ritter, langsamer als geplant. Der Druck, den wir aufbauen wollten, der uns einen verlustfreien Sieg erlaubt hätte, weg. Ich sehe diese Szenen immer noch vor mir: Ein schreiender Hauptmann des Lupus Umbra, ein gezielter Streich von Ralf von Krähenbroich, eine Salve Bolzen und ein Ahrnburger Ritter, der sich vor den Jeldriken wirft, ein wütender Ansturm der Jeldriken gegen den feigen Schützen und ein Wald von Speeren, der viele von ihnen von den Pferden schleudert. Ein Ruf von meinem Herrn und dann ein wilder Ritt in den Feind. Auseinanderflüchtende Feinde, von den Hufen der Firngarder zertrampelt. Eine zweite Linie Lupus Umbra, schwer gerüstet, die sich aufstellt, am Ende des Platzes. Ritter, in blau-weiss und blau-gold und in den vielen Farben Firngards, die sich ihnen gegenüber stellen. Tiorspriester, die in den kommenden Reitersturm Feuerblitze werfen und das Zurückweichen der blau-schwarzen Linie. Speere, die im Feuerschein aufblitzen, einfache Milizionäre. Mein Herr fällt, Lorainne neben ihm. Ein gehauchter Befehl von ihm an sie, ein wilder Ritt, der sich im Dunkel verliert. Mein Herr, der unter Schmerzen wieder aufsteht. Lorainne, die im Dunkel an uns vorbeieilt und meinen Herrn nicht mehr sieht. Die Ritter, die schon den Senatspalast erobert glaubten, die zurückweichen. Mein Herr hält die Linie um sich herum, die Ritter kämpfen um sein Banner zu Fuss weiter. Über uns wird der Himmel schwarz, gesprenkelt mit Aines Lichtern und die hinter uns herströmenden Infanteristen verteilen sich in die Gassen. Da kommt Kassandra mit einer heulenden Meute Tiorsfanatiker, die sich wild in den Feind stürzen und mit blossen Händen Gesichter aufreissen. Wir kämpfen in den Strassen, das Blut spritzt. Ein Jeldrike, der ein Schwert durch einen Soldaten stösst, der mich angreifen will. Ralf von Krähenbroich, wie er wütend widerspricht, als er zurückgeschickt wird, aufgrund seiner Verletzungen. Und dann mein Herr, wie er einen Ritter der gegnerischen Seite zum Duell fordert, der die Lupus Umbra zu organisieren versucht. Ein Kampf, wie er von den Barden besungen werden sollte und schliesslich schafft mein Herr es, durch die mächtige Rüstung seines Gegners sein Schwert zu stossen. Doch über seinem Gegner bricht auch er zusammen, von zuvielen Schlägen getroffen und immer noch verletzt durch den Sturz. Sein Schwert reisst er noch heraus und mit brechender Stimme fordert er zum Angriff auf. Verängstigt durch den Verlust ihres Anführers schwanken die Gegner und wir vertreiben sie aus den Gassen. Ich halte meinen Herrn in den Händen, diesen grossartigen Kämpen. Und nun sitze ich hier, mit dem Blut meines Herrn bedeckt und führe seinen Befehl aus: Aufzuschreiben, was geschieht. Die Nacht ist kalt, die Kämpfe haben aufgehört. Morgen geht es weiter.

6. Tag des dritten Mondes

Eine Stille liegt über der Stadt. Die Gerüchte lauten, dass Barad Konar tot ist. Was kein Gerücht ist, ist die Öffnung des Nordtors durch die überlebenden Wächter und Tiorsfanatiker. Dadurch konnten unsere übrigen Truppen in der Nacht noch in die Stadt eindringen und die Kaserne umzingeln. Wir warten jetzt auf das weitere Geschehen. Ich für meinen Teil bin des Blutes müde.

Soeben sind Herr Simon und die übrigen Eroberer der Akademie an mir vorbeigezogen. Ich konnte es nicht glauben. Zwischen ihnen wurde die Leiche Barad Konars getragen! Vorneweg stapfte dieser Kassos Blutklinge, ein Priester Tiors. Ich habe gehört, dass er Firngarder ist, ja sogar aus Bourvis. Unglaublich. Sie gehen laut rufend durch die Strassen und verkünden den Tod Konars, nahezu all die Priester, die einst den Pilgerzug ausriefen: Damian, Kassos, Rania, Lalaith. Und die Wölfe Konars kommen aus den Barrikaden. Überall flammen kleine Kämpfe auf, als sich einige ergeben wollen und andere nicht. Und ich bekomme mit, dass eine Pilgerzügler so voll Zorn sind, dass sie die sich Ergebenden umbringen wollen. Gerade sah ich einige Waffenknechte, die einen gefangenen Soldaten drangsalieren wollten. Einer aus Herr Simons Gefolge hat sie mit wütenden Worten und einer vorgehaltenen Bardiche davon abgehalten. Ich hörte, wie einer seinen Namen rief, Vanion heisst er wohl.

Die Imperatorin und ihre Getreuen sind von Norden her in die Stadt gekommen. Am Senatspalast hat sie die Leiche Konars überreicht bekommen. Nur kurze Zeit später kam ein Ritter der Lupus Umbra aus dem Palast und ergab sich. Ihm wurde Abzug gewährt, sofern seine Soldaten und er jede Rüstung und jede Waffe ablegen. Er hat dieser Bedinung zugestimmt. Dafür danke ich den Göttern. Wir alle sind des Kämpfens müde. Bruder hat Bruder getötet. Hoffentlich ist nun alles zu Ende.

Aus dem Frontbuch des Kassos, Priester des Neuen Weges

4. Tag des dritten Mondlaufs

Wir erreichten ab späten Abend die Akademie, die es einzunehmen galt. Auf dem Weg dort hin, trafen wir auf kleinere Gruppen Lupus Umbra. Wir vernichteten jeden einzelnen von ihnen. Ein kleiner Trupp von ihnen, hatte Wydt und Svenja in seiner Gewalt. Wir befreiten sie, hatten aber verletzte zu vermelden. Als wie die beiden befreit hatten, ging das Feuer mit Gorix durch: Er schlug wild um sich und griff uns an. Ich stürzte mich auf ihn und versuchte ihn zur Vernunft zu bringen, doch letzten Endes, mussten wir ihn bewusstlos schlagen, damit er sich beruhigte. Kurz war auch ich davor, der Raserei anheim zu fallen, denn ich hatte bei dem Kampf meine Waffe verloren. Nur Alesseana ist es zu verdanken, das ich die Kontrolle behielt. Ich fand Blutdürster schließlich und wir zogen weiter. Wir hörten die Rufe der Krieger Konars, wie sie sich gegenseitig anstachelten. Sie riefen Tior an und jedes ihrer Worte an den Gott, brachte mich an den Rand des Wahnsinns. Nur aus Respekt vor Simon, dessen Befehl an seine Leute sagte, dass niemand sich von der Gruppe trennen sollte, hiel ich mich zurück und blieb besonnen. Als wir uns der Akademie näherten, stürmten die Zwerge plötzlich los. Sie vermuteten jemanden im Wald, nachdem wir schmährufe gehört hatten, die uns galten. Ich folgte ihnen und brachte sie dazu, sich zurück zu halten. Darauf hin, näherte ich mich unserem Ziel und sah, dass dort einige Krieger in Blau und Schwarz wache hielten. Unter ihnen befand sich auch der Hohepriester Erion Barkwin. Er versuchte mich zu unüberlegten Taten zu bewegen, in dem er mir Beleidigungen entgegen rief. Lächerlich! Als er merkte dass ich mich nicht so einfach locken ließ, schickte er mir einen Berserker entgegen. Ich hatte wahrlich Probleme mich dem Mann über zu behaupten, doch am Ende gelang es irgendwie und ich kam wieder auf die Beine. Ich lobte Tior und er heilte meinen Körper. Wir griffen an und machten sie nieder, doch als wir dachten wir hätten sie alle vernichtet, fiel uns auf, das Erion Barkwin sich feige geflüchtet hatte. Er verbarg sich vor uns in der Akademie und ließ sich mit Magie schützen. Ich betete zu Tior und der Herr über Blut und Feuer erhörte mich, er lenkte seine Macht durch mich und ich brach den Schild, der die Tür sicherte. Doch als ich das tat, schickte Barkwin uns seine Wölfe entgegen. Feigling! Einer von ihnen ging auf Jelena los und ich musste mein Ritual unterbrechen. Ich schmiss mich auf den Wolf und hielt ihn, indessen droschen die anderen auf das Wesen ein und töteten ihn. Endlich gelang es und der Schild brach. In einem Akt der Verzweiflung, stürmten der Lupus hinaus und versuchte einen Ausfall, doch wir erschlugen sie. Als auch dies nichts half, versuchten sie uns in den Rücken zu fallen, doch auch dies scheiterte. Simon hatte mich gebeten, Wache zu stehen und so gelang es ihnen nicht, uns zu überraschen. Einer der Krierer des Hunde Kaisers forderte mich. Ich erschlug ihn. Ein zweiter, ein knabe mit zwei kurzen Schwertern, forderte mich. Ich stieß ihm meinen Speer in den Leib. Als auch ein dritter mich forderte, gelang es ihm, mich zu verletzen, doch ich überwandt ihn. Auch er starb durch meine Hand. Im Haus verbarrikadierten sich noch einige Lupus Umbra Krieger. Simon und ich standen in der Tür und stachelten uns an. Er fragte mich, ob ich Angst hätte. Wir grinsten uns an und ich erwiederte: „Niemals!“, woraufhin wir stürmten. Ich fühlte mich in eine Zeit zurück versetzt, die ich lange verloren glaubte. Es war wie damals, als ich unter seinem Befehl und an seiner Seite kämpfte. Die Restlichen Krieger folgten uns und wir säuberten das Haus vom Lupus Umbra. Unvermittelt, standen wir einigen Geistern gegenüber. Sie entzogen den Magiern und Priestern ihre Macht und sammelten sie. Während ich die Kellergewölbe untersuchte, gelang es den Zwergen der blutigen Axt Barkwin zu stellen und sie töteten ihn. Verflucht! Sein Kopf sollte mir gehören, doch Tior hatte andere Aufgaben für mich. Wir hielten die Gänge und das dort eingerichtete Lazarett, gegen plötzlich auftauchende Untote. Die Körper der getöteten Lupus Umbra Krieger erhoben sich und griffen uns an. Wir hatten Verletzte, aber keine Toten zu vermelden. Später übergaben die Zwerge mir den Kopf von Barkwin. Ich fand sinen Körper in einem der oberen Räume und untersuchte ihn. Ich fand ein Clenodium, das Barkwin um den Hals getragen hatte und das wohl einmal Konar gehört hatte. Außerdem fand ich eine Schriftrolle, bei der es sich wohl um einen magischen Fokus handelte, wie Gorix herraus fand. Mit diesem Fokus gelang es uns, eine magische Wand zu zerstören, hinter der immerwieder Geister hervor gekommen waren und uns angegriffen hatten. Dahinter fanden wir eine Frau, die ihrer Aussage nach, über eine magische Quelle wachte. Sie verbarg sich hinter seltsamen Rissen, die wenn man sie berührte, eine tiefe Wunde verursachten. Gorix und Vanion wanden sich durch die Risse und redeten mit der seltsam anmutenden Frau. Wir brachten sie dazu mit uns in das obere Stockwerk zu kommen und einen Raum zu untersuchen, in dem sich ein Artefakt befand. Sie konnte uns nicht helfen, zu verstehen, worum es sich dabei handelte. Gorix und Temris wollten ein Ritual abhalten, doch wurde der Ablauf gestört, als einige seltsame Untote auftauchten und uns angriffen. Gorix wurde verletzt, doch wir vernichteten die Monstren. Sasha betete zu Askar und reinigte den Raum, um uns vor weiteren Angriffen zu schützen. Gemeinsam mit Sasha, einer Lavinia Novizin, Maugrimm, sowie Gorix und Temris, führte ich ein Ritual durch, um das Artefakt zu reinigen. Szivar war wohl in den Stein gefahren, der auf einer Säule saß und das Artefakt bildete. Die anderen schwächten das Böse in dem Stein, während ich Tior um Macht bat. Er erfüllte meine Waffe mit seiner Kraft und ich stieß das Unheil aus dem Artefakt. Es war gelungen und wir hatten den Wegstein geöffnet. Völlig erschöpft waren wir in dieser Nacht, doch zufrieden. Jetzt mussten wir nur noch warten, dass die Verstärkung eintreffen würde.

5. Tag des dritten Mondlaufs

In der Nacht waren die Condrianer angekommen, in Wellen durchtraten sie den Wegstein. Am Morgen besprachen sie sich mit den Anführern des Pilgerzuges und am Mittag brachen sie auf, um den Turm zu besetzen und mit dessen Hilfe die Bresche in die Mauer zu schlagen. Unterdessen hatten wir immerwieder mit Angriffen des Lupus zu kämpfen. Wir wehrten uns nach Kräften und warteten auf die Condrianer. Als sie am Abend wieder kehrten, hatten sie gute Narichten: Sie hatten es geschafft, die Bresche war geschlagen. Die Männer und Frauen des Pilgerzuges jubelten und ich gönnte mir eine kurze Zeit der Rast, um mich dann in die Taverne zu begeben, die eingerichtet worden war, um unseren Sieg zu feiern. Ich wollte gerade die Schwelle übertraten und nach Alesseane suchen, als Grendar an mich herran trat. Er reichte mir die Hand und wir begruben unseren Zwist. Er reichte mir ein Geschenk, als zeichen für unseren Frieden: Die Klaue von Aleron von Norngard, ein mächtiges Artefakt Tiors. Es wurde ihm von einem Conrianer übergeben, dem selben, der mir vor Jahren Tiors Blut übergab. Wieder einmal offenbarte sich mir Tior als großer Stratege, dessen Wege und Pläne weit reichen und wohl durchdacht sind. Ich rief die Anführer des Zuges zusammen und beratschlagte mit ihnen was zu tuen sei. Das Artefakt gestate es mir, einen Tiorsgläubigen unter meine Kontrolle zu zwingen. Die Priester und Anführer kamen überein, das wir Konar rufen sollten, um ihn zu erschlagen. Auch wenn das nicht meine volle Zustimmung fand, willigte ich ein und beugte mich der Mehrheit des Rates. Ich bereitete ein Ritual vor, bei dem ich mit der Macht der Klaue, Tiors Blut und dem Blute Konars -das sich den Göttern sei Dank, in Jelenas Besitz befand- den Hunde Kaiser rufen wollte. Es gestaltete sich schwierig, da ich nicht viel Zeit hatte mich vor zu bereiten. Ich nahm einen Feuerkorb und weihte das Feuer in Tiors Namen. Ich zog einen Kreis mit meinem Blut, ein Opfer an Tior, und legte die Klaue zwischen mich und das Feuer. Jelena reichte mir das Blut Konars, das ich brauchte, um das Artefakt auf Konar einzustimmen. Das Blut Tiors, gab mir die Macht über die Klaue. Ich betete zu Tior, doch auch zu Askar und Naduria, denn auch sie gaben mir Kraft. Sasha und Lalaith standen mir bei und redeten mir gut zu, um meinen Willen zu stärken. Sasha reichte mir einen Stein, den sie bei ihrer Weihe erhalten hatte. Die Macht des Steins, und die Macht des vereinten Glaubens, der Krieger hielten mich am Leben. Zum Schluss barst der Mondstein in meiner Hand und die Fragmente gruben sich tief in mein Fleisch, doch das Ritual war gelungen. Konar erschien und griff mich an. Ich war durch das Ritual sehr geschwächt und brachte es nicht fertig, mich zur Wehr zu setzen. Er erwischte mich mit seinem Schwert, doch kaum war ich zu Boden gegangen, waren Sasha und die anderen zur Stelle und schützten mich. Als ich mich wieder erhob, sah ich das Konar und eine weiß gewandete Gestalt mit einander stritten. Szivar -wie ich bald hörte- war gekommen und offenbarte, das Konar seine Kreatur sei und das wir alle seiner Täuschung erlegen seien. Er fragte wer von uns Konars Vernichtung wolle. Mein Blut kochte und die Wut packte mich, verzerrte meine Sicht und verschleierte meinen Geist. Ich trat vor und forderrte ihn töten zu dürfen. Wieder hielten meine Waffenbrüder und -schwestern mich zurück, dank sei ihnen, doch ich fingg mich und sagte Szivar, dass ich Konar auch ohne ihn vernichten würde. Der Rausch verging und mit ihm meine Kräfte. Ich brach zusammen. Als ich wieder zu mir kam, sah ich Luthor und Wydt, die meinen geschundenen Körper behandelten. Mit letzter Kraft, rief ich nach Maugrimm. Er kam zu mir und reichte mir die Hand, er gab mir von seiner Kraft und seinem Blut. Es hatte ihn sehr mitgenommen, aber ich rief ihn und zusammen erholten wir uns. Dieser Irre wettete mit mir, wer zuerst auf den Füßen stand. Ich erhob mich langsam, doch er ebenso. Ich glaube er stand kurz nach mir, doch er gab mir einen leichten Schups und ich ging erneut zu Boden. Ich hatte verloren. Niemals hatte es mir weniger ausgemacht. Lachend, aber immernoch schwach, gingen wir zu Taverne und stießen an.

Aus dem Tagebuch des Magiers Kadegar Sonnenwende

Dritter Monat, Tag 4. 361 n. Jeldrik

[…] Wie auch immer, morgen soll Engonia fallen. Glücklicherweise habe ich es geschafft mich sowohl aus wichtigen als auch aus gefährlichen Aufträgen heraus zu halten. Ich werde morgen Aufbrechen um eine Unterirdische Rohrleitung zwischen zwei der sechs magischen Verteidigungstürmen zu stören um eine Kommunikation untereinander zu verhindern. Für diesen Auftragen werden mich einige Yorks unter der Führung von Richard von York begleiten, ich werde ein Ritual abhalten, welches zwei Besonderheiten aufweist. Zum einen wird der Ritualaufbau auch in die Höhe gehen, da das Rohr einige Meter unter der Erde liegt und ich daher keinen direkten Kontakt herstellen kann. Daher werde ich mit einem dreidimensionalen Störfeld arbeiten müssen, ich hoffe nur, dass der Holzstab die Energien aushalten kann. Die andere Besonderheit ist die Zeit. Die Störung soll nur eine gewisse Zeit halten, daher werde ich heute Nacht eine Komponente für einen Freundschaftszauber aufladen und diese Komponente im Ritual so einbauen, dass wenn die Kraft des Freundschaftszaubers nachlässt, der Störsender seine Kraft verliert. Nach dem Ritual werden ich zusammen mit den Yorks zu einem der Türme aufbrechen, welchen eine Angriffsgruppe der A.C.H.T. dann bereits eingenommen haben sollte und ich mit Glück noch mit ansehen kann, wie dieser Turm die Mauern von Engonia beschießt.

Dritter Monat, Tag 5. 361 n. Jeldrik

Was ein verfluchter Tag! Es ist so ziemlich alles schief gegangen was nur passieren konnte! Von wegen Rohre zwischen den Türmen, nichts war da! Wir zogen weiter in Richtung des Turmes, da ich dort eine größere Kraftquelle ausmachen könnte, wir mussten recht nah an den Turm und was fanden wir dort? Keine Spur von der Truppe der Acht. Nur verdammte Wölfe die uns auchnoch weit überlegen waren! In den Ruinen des Turmes, mehr kann man das nicht nennen, haben die Bögen der Yorks nicht viel gebracht und wir wurden überwältigt, ich konnte mich verstecken und versteinern, ein Glück, dass der Fokus noch funktioniert hat. Als ich zu mir gekommen bin wurde ich überraschenderweise von bekannten Gesichtern befreit, Rebekka und Lalaith, die scheinbar nicht unter Drogen stand. Als wir dann zu dem inzwischen geräumten Turm hochgingen kam schon die nächste Überraschung, der Angriffstrupp der Acht war nicht da. Statt dessen war ein Trupp der Sturmfalken, ebenfalls aus Condra da. Glücklicherweise waren jedoch trotzdem einige Magier der Acht anwesend mit denen ich gut zusammen arbeiten konnte. Die nächsten Probleme ließen aber nicht lange auf sich warten. Zur Bedienung des Turmes brauchte man eine Zahlenkombination, und wer wusste die? Der Tiorsnovize den die Sturmfalken haben verbluten lassen. Zusätzlich waren die Energiekristalle des Turmes durch mangelnde Wartung beschädigt worden und wir mussten sie in den Urzustand bringen, ein Glück, dass Rebekka, von wem auch immer, Grundlangen in der Analyse gelernt hatte und sie mit einem der Magier der Acht den Stein so im Auge halten konnte, dass ich die Störungen rückgängig machen konnte. Notiz an mich: im Knien mit wenig Platz weniger Rauch produzieren. Mit diesem Stein konnten wir dann den Schutzwall des Turmes aktivieren und uns um den nächsten Stein kümmern, das Problem dabei war, dass eines der Goldrohre zum Transportieren der Energie vom Stein zum Turm entwendet wurde, und wir aus Mangel an Ersatz KUPFERMÜNZEN eingeschmolzen haben um ein Kupferrohr herzustellen. Mithilfe dieses Rohres konnten wir trotz allem Zweifel den zweiten Stein ebenso neu Einstellen und den Turm angriffsbereit machen. Während diesen doch recht interessanten Arbeit an der Energieversorgung des Turmes haben es sich die Wölfe natürlich nicht nehmen lassen uns anzugreifen. Bei einem dieser Angriffe haben sie eine Geisel vorgeführt, den Tiorspriester Grendar, ich frage mich immernoch warum sie ihn nicht getötet haben als wir angegriffen haben, er konnte jedenfalls gerettet werde und der Anführer dieses Truppe, irgendein sehr mächtiger Tiorsanhänger, könnte selbst als wir ihn auf den Boden gezwungen haben und von allen Seiten auf ihn mit allen Mitteln einschlugen nicht getötet werden. Als die Verstärkung eintraf haben wir uns von ihm zurück gezogen. Als der Turm angriffsbereit war kam ein weiter Trupp der Wölfe die es irgendwie geschafft haben das Schild des Turmes zu durchbrechen, ein Glück, dass die Sturmfalken sie solange aufhalten konnten, bis der Turm anfing zu feuern, das sorgte zum Glück dafür, dass die Wölfe die Flucht ergriffen haben. Nach wenigen Schüssen versagte das Kupferrohr und wir konnten nichtmehr feuern, aber es reichte es aus um eine Breche in die Mauern von Engonia zu schießen. Wir zogen uns also zurück zu einer alten Akademie mit einem Teleporter, welchen eine andere Einsatztruppe mit einigen Freunden von mir eingenommen hat, welche auch meine Besitztümer mitgenommen hatten, an dieser Akademie angekommen machte ich mir nun endlich an meinem Grill was zu essen, kurz nachdem ich fertig war kam der Tiefpunkt des Tages, mein ‘lieblings’ Tiorspriester Albär, oder Kassos Blutklinge, wie er sich wohl nun nennt, wollte meinen Grill für irgendetwas haben und ich stimmte zu. Wie ich dann erfahren habe, wollte er ihn benutzen um mithilfe des Teleporters im Keller, den Gorix und Temris am vorbereiten waren, Barad Connar selbst zu beschwören. Also begann das Theater, er nahm meinen schmutzigen Grill mit Kohleresten und einem halbem verbrannten Stück Grillfleisch in der Schale, entfachte ein größeres Feuer und zog einen kartoffelförmigen Kreis aus Blut um besagten Grill, dann fing er an mit etwas Blut von Barad Connar und der Klaue von irgendeinem Tiorswesen Barad Connar selbst zu beschwören, da man mir sagte, dass er im Umkreis von 50 Schritt auftauchen wird, gab man mir ebenfalls einen Tropfen des Blutes, damit ich ihn finden kann. Während Albär also in seinem Kreis sein eigenes Blut opferte stellten sich noch Temris und Gorix dazu und machten einfach beim Ritual mit. Ich zweifelte ja so schon an der Effektivität und der Sicherheit dieses Vorhabens, aber als dann auchnoch zwei Magier bei einem Klerikalen Ritual unterstützen war mir klar, dass das ganze jeden Moment die drei töten könnte, scheinbar ging das aber nur mir durch den Kopf und alle schauten abwartend weiter zu woraufhin ich ebenso mit meinem Suchvorgang weitermachte. Dann plötzlich reagierte mein Suchzauber und Barad Connar war tatsächlich da, nur weniger Schritte von uns entfernt und stürmte auf uns zu, der Kampf dauerte nur wenige Augenblicke bis ein weißes Wesen den Schauplatz betrat, es war Szivar selbst wie sich schnell herausstellt. Ich hätte nie gedacht, dass ich jemals einen Gott sehen werdem und schon garnicht Szivar. Er besiegte Connar und fragte uns, wer für ihn Barad Connar töten wolle, der einzige der dumm genug war darauf eingehen zu wollen war Albär, er wurde jedoch von seinen Freunden aufgehalten, schade eigentlich. Letztendendes tötete Szivar Barad Connar selber verschwand woraufhin die Menge sich an seine Leiche machte um sie zu Köpfen und den Kopf zu präsentieren, ich lies es mir nicht nehmen selber eine Probe des auslaufenden Blutes zu nehmen. Albär und Sasha erlitten danach einen Zusammenbruch, wen wundert es bei Albär, das Ritual hätte ihn besser in tausend Fetzen zerreißen sollen. Ich informierte mich nocheinwenig über die Ereignisse an der Akademie, die die andere Gruppe erlebt hat und habe mich dann schnell zurück gezogen. Morgen will ich früh aufbrechen und meine Reise nach Lodrien in der Akademie vorbereiten, ich hoffe die Dämonenjagd dort wird angenehmer als die Ereignisse um Engonia, und hoffentlich wird meine Kleidung weniger schmutzig werden.

Dritter Monat, Tag 6. 361 n. Jeldrik

Meine Abreise lief wie geplant sehr zügig, ich verabschiedete mich zwar nur von wenigen, da die meistern noch schliefen oder zu betrunken waren, oder beides. […]