Nedra

Nedra, jungfräuliche Herrin des Waldes und der Jagd 

Nedra ist eine der Töchter Nadurias. Sie ist bekannt als die jungfräuliche Göttin der Jagd und die Schutzpatronin der Wälder und aller, die darin leben.

Symbole

Ihr sind alle Tiere des Waldes heilig, aber Hirsch und Hirschkuh werden besonders mit ihr in Verbindung gebracht. Ihre Farben sind Grün, Braun und Gold.  Sie trägt die klassischen Jagdwaffen, den Speer und den Bogen. Letzterer wird als gespannter Bogen häufig bildlich mit dem Halbmond in Verbindung gebracht.

Wirken Nedras
Sie bestraft die Sterblichen, die Tiere unnötig töten oder Tiere quälen.  – Sie schützt trächtige Tiere und ihre Jungen, wozu sie auch menschliche Mütter und ihre Kinder zählt.  – Sie hilft den Jägern, damit sie Beute finden und ihre Familien ernähren können.  – Sie hilft den Verirrten, damit sie ihren Weg finden und den Suchenden, damit sie ihr Ziel finden.  – Unrecht, insbesondere von Männern gegenüber Frauen und Kindern, ist ihr ein Greuel und erregt ihren göttlichen Zorn.

Entstehung und Entwicklung des Nedra Glaubens

Andarranischen Legenden zufolge entsprang Nedra der Verbindung eines Jägers aus dem Zeitalter der ersten Menschen und der Naturgöttin Naduria, also aus jener Zeit, als die ersten Andarraner aus dem Westen in das noch völlig menschenleere Gebiet des heutigen Engonien kamen, um friedlich in den Gebieten nördlich des Drachenrückens Seite an Seite mit dem Volk der Elfen zu siedeln.  Bei den Illey erzählt man eine Variante dieser Legende, wonach kein geringerer als Fionn Himmelsturm jener Jäger gewesen sein soll. Er soll erfahren haben, dass sich die Göttin immer zu Vollmond auf einer Lichtung im Taurelilorinan zeigte, wo sie sich mit den Elfen dem Tanze hingab. Mit Hilfe eines magischen Mantels soll es ihm gelungen sein sich unentdeckt unter die Tanzenden zu mischen und Naduria zu verführen. Trotz oder vielleicht gerade wegen ihrer Zeugungsgeschichte war Nedra schon früh den Andarranern verbunden. Sie setzte sich bei ihrer Mutter für die naturverbundenen Andarraner regelmäßig ein und rettete Leben, wo ansonsten die nicht selten als grausam neutral empfundene Natur keine Rücksicht genommen hätte: Mütter und Kinder bei schwierigen Geburten, verloren gegangene Kinder, von Naturgewalten überraschte Reisende… sie alle konnten hoffen, dass sich Nedra ihrer erbarmte und bei ihrer Mutter Fürsprache hielt. Dies blieb den Menschen nicht unbemerkt, und schon bald richteten viele ihre Gebete nicht direkt an Naduria, sondern an deren mitfühlenden Tochter Nedra, um ihnen in der Not beizustehen. In diesen Zeiten zeigte sich Nedra häufiger den Menschen, meist in der Gestalt einer goldenen Hirschkuh und immer in den tiefsten Wäldern, und so entwickelte sich eine Anhängerschaft aus Priesterinnen und Priestern, die ihrer Göttin Tempel und Schreine in den Wäldern errichteten. Für viele Jahre galt Nedras Gunst allen Menschen uneingesprochen. Dies änderte sich jedoch, als die Ur-Caldrier, geführt von Adran Himmelsturm nach Engonien kamen, und mit ihnen im Schlepptau die Götter Alatep (heute Alamar) und Tiotep (heute Tior). Denn schon kurz nach ihrer Ankunft stieß Tiotep auf Nedras Schwester, die große Weiße Wölfin. Zwischen den beiden kam es zum Konflikt und der siegreiche Tiotep nahm sich die Weiße Wölfin mit Gewalt zur Frau (vgl. Die Legende von Blut und Feuer). Fortan misstraute Nedra allen Männern und gewährt ihre Gunst nur noch den Priesterinnen des Menschenvolkes. Dieses Misstrauen hat sich im Laufe der Generationen durch weiteres Fehlverhalten von Männern (vgl. Abkehr des Geschlechts der Norngarder und deren Zuwendung zu Tior) zu einer deutlichen Abneigung gegen das männliche Geschlecht entwickelt. Insbesondere Anhänger Tiors, der maskuline Aspekte verkörpert, dürfen nicht auf ihre Gnade hoffen. Heute noch ist der Glaube an Nedra insbesondere bei den Andarranern verbreitet. Sie findet ihre Anhänger jedoch auch in Caldrien und Tangara, insbesondere in den als eher rückständig empfundenen und abgelegenen Regionen. Viele Traditionen aus den alten Zeiten haben sich bis heute gehalten und es gibt kaum einen Ort, in dem der Volksmund nicht Geschichten zu erzählen weiß, wie jemand der ihren von der Göttin gerettet worden sei.

Der Volksmund über Nedra

In den Dämmerstunden des Morgens kann man sie in ihrer menschlichen Gestalt durch den Wald laufen sehen. Tritt sie in menschlicher Gestalt in Erscheinung, ist sie mit dem Speer und Bogen, mit dem sie nie ein Ziel verfehlt, bewaffnet, doch selten zeigt sie sich den Sterblichen, und noch seltener solchen männlichen Geschlechts, denn zu Männern hat Nedra ein besonders schwieriges Verhältnis. Ein schlimmes Schicksal widerfährt jedem Mann, der sie berührt. Der Grund dafür ist, dass Nedra sich in Tior verliebt hatte und weil dieser ihre Schwester mit Gewalt zur Frau genommen hat keinem Mann mehr vertrauen kann.
Wehe dem, der Nedras Hass auf sich gezogen hat, denn jenen schickt sie ihre Krähen als Todesboten, die man an weißen Flecken hinter den Augen erkennt. Die so gewarnten sollten es tunlichst vermeiden, sich ihrem Hoheitsbereich, den Wäldern, zu nähern, denn ihnen droht Nedras Große Jagd. Wenn sie auf der Jagd durch den Wald streift, hat sie immer ihr Gefolge, die Tiere des Waldes, bei sich. Allen voran preschen die Hirsche mit gesenktem Geweih durch das Unterholz, dicht gefolgt von den Waldschweinen, die hinterher stürmen und alles niedertrampeln. Vorne her, unbemerkt von allen, sind die Füchse, genau wie die Adler und Falken, ihre Augen und Ohren. Donnergrollen, Sturm und Gewitter künden vom nahen ihrer Großen Jagd. Reisende seien gewarnt, sich bäuchlings neben dem Wege auf den Boden zu legen und die Augen fest zu verschließen, bis Nedras Wilde Jagd vorbeigezogen ist, um nicht als unschuldige Opfer ihrem Zorn zu erliegen. Wer jedoch nicht rechtzeitig den Weg verlässt oder es wagt, Nedra in ihrem Zorn zu betrachten, wird dazu verflucht sein, für immer in der Gestalt eines Waldschweines an ihrer Wilden Jagd teilzunehmen.  Ebenso schützt Nedra insbesondere alle trächtigen Tiere und ihre Jungen, aber auch menschliche Mütter und ihre Kinder. Schwangere, die sich nicht in der Lage sehe ihr Kind groß zu ziehen, begeben sich in die Wälder und vertrauen sich Nedra an. Oft finden sie dann den Weg zu einem Tempel Nedras, wo ihr die Priesterinnen bei der Niederkunft beistehen. Das Neugeborene ist dann immer ein Mädchen und verbleibt im Tempel, um dort als Tempeldienerin zur Priesterin ausgebildet zu werden.

Priesterschaft Nedras

Die Priesterschaft Nedras besteht ausschließlich aus Priesterinnen. Diese leben mit den Tempeldienerinnen in den wenigen verbliebenen Tempeln, die in dichten Wäldern abgeschieden und verborgen liegen. Hier verbleiben die jungen Tempeldienerinnen unter Aufsicht ihrer Priesterin, bis sie zur Novizin geworden sind. Erst dann dürfen sie den Tempel verlassen, um zu lernen. Alleine durchstreifen sie die Wälder, um ihrer Göttin nah zu sein. Wenn Nedra ihnen ein Zeichen gibt kehren sie in ihren Stammtempel zurück, um die Weihe zur Priesterin zu empfangen. Sie erhalten bei der Weihe ein Geweih über dem Herzen eintätowiert.  Wie ihre Göttin meiden Priesterinnen die Nähe zu Männern und bleiben Zeit ihres Lebens jungfräulich, ganz wie die Göttin. Es gibt nur sehr wenige bekannte Außnahmen. In wenigen Regionen wird man auf verheiratete Priesterinnen treffen.Sie schützen die Hilfesuchenden, insbesondere dann, wenn es Frauen oder Kinder sind.  Die Priesterinnenschaft Nedras hat in Caldrien und Tangara stark unter dem zweiten Brüderkrieg gelitten. Alaron von Norngard hatte Jagd auf die Priesterinnen machen lassen und war höchst persönlich daran beteiligt, den bekanntesten Tempel Nedras, den Tempel der Roten Hirsche im heiligen Wald Norn, niederzubrennen. Von diesem Schlag hat sich die Priesterinnenschaft bis heute nicht ernsthaft erholt. Die Priesterinnen tragen die Farben Gold, Grün und Braun.

Heiligtümer der Nedra

In einem der Wälder Engoniens, den genauen Standort kennen nur die Nedra Priesterinnen, liegt der Nebelhain. Darin befindet sich der Heilige Baum, ein Zentrum des Nedra Glaubens, zu dem viel der Priesterinnen pilgern um die Nähe zur Göttin zu suchen. Auf eigene Faust wird ein Sterblicher niemals den Weg zu diesem Ort finden denn die Göttin selbst verbirgt den Weg tief im Wald.

Der Heilige Wald Norn

Sowie einst de Tempel der roten Hirsche. Dieser wurde jedoch vom Lupus Umbra angeführt von Alaron von Norngard zerstört.

Nicht ganz als Heiligtum zu betrachten sind die Mutter-Kind-Häuser die unter dem Schutz der Nedra stehen. Sie wurden von den Priesterinnen Wydh und Svenja gegründet. Eines davon befindet sich in Brega und das zweite in der Nähe von Ahrnburg. Sie bieten Zuflucht für in Not geratene schwangere.

Geschwister der Jagd

Wappen:  Goldene aufsteigende Hirschkuh mit abgewandtem Gesicht gegenüber eines silbernen aufsteigenden Hirsches mit abgewandtem Gesicht auf grünem Grund.
Der noch sehr junge Orden steht unter der Führung einer silbernen Ricke und wird aus Priesterinnen der Nedra sowie nicht geweihte Männer und Frauen gebildet.  Insbesondere Menschen, welche sich der Göttin nahe fühlen, aber denen die Priesterschaft  aufgrund des männlichen Geschlechtes oder der bereits vergangenen Jungfräulichkeit verwehrt bleibt, treten den Geschwistern der Jagd bei.
Die Aufgabe der Geschwister ist die Feinde der göttlichen Ideale Nedras zu bekämpfen und ihre Gläubigen zu schützen. (Wilderer zu jagen, Gebärende zu beschützen, über Nedras Geschöpfe wachen)
Ordensbehausung: Im Wald indem auch der Nebelhain liegt. Allerdings ist der Zugang zum Hain nur den Priesterinnen und jungfräulichen Frauen gestattet. Die anderen Mitglieder der Jagd dürfen in der Nähe des Hains leben ohne ihn jedoch jemals zu sehen.

Rituale des täglichen Lebens und Glaubensausübung

Insbesondere Jäger bitten die Göttin Nedra um ihre Gunst für die bevorstehende Jagd und bedanken sich anschließend bei Erfolg mit einer Gabe in Form des achten Teiles des Fleisches, dass sie innerhalb eines kleinen Steinkreises im Walde für das Gefolge Nedras zurücklassen, damit die Göttin ihnen auch weiterhin gut gesonnen bleibt. Köhler und Holzfäller, die Nedras Zorn nicht herausfordern wollen sind bemüht, für jeden gefällten Baum einen neuen zu pflanzen.
Die Gläubigen huldigen Nedra mit kurzen Gebeten und einfachen Gesten in Form von kunstvoll drapierten Konstellationen aus Laub, Federn, Knochen und Nüssen. Kinder basteln im Herbst kleine Tiere aus Kastanien und stellen diese in der Nähe von reinen Quellen oder an den Wurzeln uralter Bäume auf. Reisende bitten vor Aufbruch um Nedras Gunst, damit sie ihr Ziel sicher erreichen mögen. Angehörige rufen Nedra an, um gebärende Mütter und deren Kinder zu beschützen. Gerade in Andarra und Silvanaja ruft man sie im Vorfeld einer Aufgabe an und bittet sie um die Kraft und Schnelligkeit des Hirsches oder um das klassische Attribut eines anderen geeigneten Tieres. Im Middenfelzer Norden spielt Nedra eine besondere Rolle. Sie ist seit Ewigkeiten die Hausgöttin des Geschlechts der Norngarder. Die Abkehr der Hausherren von Norngard und Hinwendung zu Tior in der Zeit, als die Ur-Caldrier die Gebiete des heutigen Middenfelz eroberten, zog den Zorn auf die männliche Erblinie der Norngarder auf sich.

Der Glaube in verschiedenen Ländern

Andarra: In Andarra ist der Glaube an Nedra tief verwurzelt und hier werden Männer nicht mit solcher Abweisung bedacht wie in anderen Ländern. Es soll sogar Ehen zwischen Priesterinnen und Männern geben bei den Nedra zugestimmt hat.
Middenfelz: In Middenfelz ist das Gegenteil der Fall. Männer werden hier schon beinahe als Feindbild der Nedra betrachtet und haben keinen Platz im Nedraglauben. Dies führt im Nebelhain oft zu kleineren Auseinandersetzungen zwischen den Priesterinnen aus Andarra und Middenfelz.
Die anderen Landesteile Engoniens sind, was den Glauben angeht, sehr gemischt und es kann sich von Priesterin zu Priesterin teils stark unterscheiden wie sie den Glauben an Nedra auslegen.