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Autor Thema: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein  (Gelesen 7712 mal)

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Offline Soraya

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"VERDAMMT!" brüllte es in einer Kammer, unweit der eigentlichen Küche. "Das blöde Ding muss doch irgendwo sein..."
Seit sie von den Yorks zurück waren, vermisste Emilija ihr kleines Notizbuch. Sie hatte sich den Valkensteinern solange angeschlossen, bis Jelena Zeit für sie hätte. Als sie Jelena zuletzt in Brega endlich wieder traf, wirkte sie seltsam verschlossen - selbst dafür, dass sie Emilija kaum kannte. So blieb ihr nichts anderes übrig als abzuwarten, bis ihre neue Meisterin für sie Nerven hatte. 2 Jahre waren seit Andrejs Unfall vergangen - auf ein paar Monate kam es nun wirklich nicht an. Außerdem gab es ja noch Emilijas geliebtes Selbststudium. Wenn sie doch nur dieses verfluchte Buch fand!

Seufzend ließ sie sich auf ihre Pritsche nieder. Ihre Kammer war jetzt nicht die Reinkarnation der Gemütlichkeit, aber angesichts dessen, dass sie in unmittelbarer Reichweite zur Küche lag, ließ sich darüber schnell hinweg sehen.
Sie brauchte eh nicht viel. Ein Bett, einen Schreibtisch, ein Fenster zum lüften... Und vielleicht noch einen Schrank fürs Gerümpel, dass nicht offen herum stehen sollte.

Aus einer Tasche am Boden lugte ein Lederriemen hervor. Sie beugte sich vor, und zog ihn heraus. Ein Stich fuhr ihr durchs Herz, als sie daran dachte, was einst an dem Riemen hing. Als hätte es nicht gereicht, dass diese Vagabunden fast ihre ganze Ausrüstung zertrampelt und ihre zwei über alles geliebten Stuten geraubt hatten. Dass sie in dem Gefecht das Medaillon verloren hatte, würde sie sich selbst nur schwer verzeihen. Wie soll ich es nur Andrej je erklären? Es hat noch nichtmal mir gehört...
Mit einem Schwung kippte ihre Stimmung nun endgültig.
Sie hatte Jelena gefunden - ja. Aber war es das alles wert? Engonien. Das klang immer so groß und toll und fortschrittlich. Aber es war so fremd. So unpersönlich. Niemand, den sie kannte. Niemand, bei dem sie das Gefühl hatte, vertrauen zu können. Würde sie Jelena vertrauen können? Würde Jelena ihr vertrauen? Was ist, wenn Jelena doch nicht ihre Ausbildung übernimmt? Wo soll sie dann hin? Zurück nach hause?
Die Valkensteiner hatten ihr Geleit und nun Obdach gewährt. Und doch fühlte sie sich hier nicht willkommen. Obrigkeiten und Militär - Hier schien es notwendig. Aber verstehen tat sie es dennoch nicht so ganz. Sie beobachtete die Appelle im Hof, die Befehle. Auch wenn sie es niemals laut aussprechen würde, es amüsierte sie, wie Robert oder Ser Gerhardt Befehle brüllten und die Rekruten wie die Ameisen loswuselten. Sie würden von den Mauern hüpfen, würde es wer befehlen. Niemand würde sie zu solch blindem Gehorsam bringen.
Emilija rollte sich auf ihrer Pritsche ein, das Band immer noch in der Hand. Es war schwer, sich nach außen nichts anmerken zu lassen. Aber das Heimweh wurde immer größer. Sie würde so gern mit jemandem darüber sprechen, aber Jelena riet ihr, den Valkensteinern nichts über ihre Herkunft zu erzählen, solange sie es nicht selbst erkannten. Warum sollte sie sowas sagen, wenn es nicht einen Sinn hätte? Wenn sie nur wüsste, warum. Es gab nichts schlimmeres, als Dinge, die sie nicht verstand.
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Torben VS

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #1 am: 12. Okt 12, 02:27 »
Nach dem Tunier der York - an dem Torben Emilija kennen gelernt hatte - war sie mit den Valkensteinern gereist. Da Torben mit Emilija schon geredet hatte, hoffte er, sie würde ihn wiedererkennen. Weiterhin hoffte er, dass sie ihm vielleicht noch ein oder zwei  Tricks in Sachen Heilkunst beibringen könnte.
Nun stand er vor der Kammer, der sein Hauptmann Emilija zugeteilt hatte, und hoffte, dass er die holde Maid nicht stören würde. Er klopfte höflich an die Tür an und trat etwas von dieser zurück, dass er, wenn Emilija die Tür öffnete, nicht direkt vor ihr stand, sondern in einem höflichen Abstand.

Offline Soraya

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #2 am: 12. Okt 12, 09:41 »
Emilija dämmerte langsam vor sich hin. Es machte ja eh keinen Sinn, sich den Kopf zu zerbrechen. Der Verstand war ihre Waffe. Wenn sie sich verrückt machte, würde sie ganz hilflos sein. Grade als ihr die Augen zufielen, klopfte es an der Tür.
Sie schreckte hoch. Wer von allen Göttern will denn jetzt was von ihr? Hastig strich sie sich die Haare aus dem Gesicht, stopfte das Lederband wieder in die Tasche und kickte sie wieder unter die Pritsche. Als sie sich halbwegs zurechungsfähig aussehend fühlte, ging sie hinüber zum Schreibtisch eine Laterne anzünden und rief "Ja doch... Herein!"
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Torben VS

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #3 am: 12. Okt 12, 11:36 »
Nach kurzer Zeit hörte Torben von innen ein "Herein". Er öffnete die Tür zur Stube und betrat diese.
Mit einer Art höfichen Verbeugung begann Torben das Gespräch:
Verzeiht mein Eindringen, ich hoffe ich störe Euch nicht. Ich war gerade auf dem Weg zum Hauptmann um mit ihm ...
Als Torben aufsah, stockte er. Emilija wirkte etwas blass um die Nasenspitze:
Geht es Euch nicht gut? Ihr seht etwas blass aus?
Besorgt schaute Torben Emilija an.

Offline Soraya

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #4 am: 12. Okt 12, 12:23 »
Als sich die Tür öffnete, blickte sie auf, um zu sehen, wer ihre Aufmerksamkeit wollte. Es war dieser Rekrut - Torben hieß er.
Er faselte etwas von Hauptmann bis er sie etwas verdutzt ansah. Sie fragte sich schon, ob sie etwas auf der Nase habe, als er damit begann, sie sähe blass aus.

"Äh... neh, alles gut!" Emilija strich sich nochmal durch die Haare und griff dann nach ein paar Pergamenten auf dem Tisch. Kurz überlegte sie, einfach was von weiblicher Unpässlichkeit zu erzählen. Das verschreckte die meisten jungen Männer sofort nicht weiter nachzufragen. Sie entschied sich jedoch dagegen. Wer weiß, wann sie diese Ausrede nochmal braucht. Mehr als einmal im Monat zählt das auch nicht.
"Vielleicht sollte ich einfach mal wieder an die frische Luft." Sie legte den Stapel auf die linke Tischseite und drehte sich ihm dann zu. "Was kann ich für Euch tun, Torben?"
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Torben VS

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #5 am: 12. Okt 12, 13:20 »
Nun, Ihr spracht davon, dass ihr Euch mit Heilkräutern auskennt. Da meine Fähigkeiten und mein Wissen in diesem Bereich etwas eingeschlafen ist, wollte ich Euch fragen, ob Ihr mir etwas Nachhilfe geben könntet nach meinen Verpflichtungen.
Torben schaute Emilija an und wartete auf eine Antwort. Unauffällig musterte er sie, da ihm irgendwas an ihrem Verhalten bekannt vorkam. Er musste plötzlich an seine eigene Vergangenheit denken, ein Kapitel, welches er gerne geschlossen hielt. Immerhin schmerzten die Erinnerungen an diese ihn noch zu sehr ...

Offline Soraya

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #6 am: 12. Okt 12, 14:40 »
Sie blickte ihn überrascht an. "Nachhilfe?" Dann fing sie an zu lachen. "Wollt Ihr das wirklich?"
Emilija ging zum Haken neben der Tür, griff ihren Umhang und warf ihn sich über die Schultern. Während sie die Fibel schloss, musterte sie Torben. "Ich dachte, Euer Interesse beschränkt sich auf das, was Ihr bereits könnt."
Sie schritt wieder zum Schreibtisch und griff nach der Laterne. "Ich kann Euch etwas über die Grundlagen der Alchemie erzählen. Über die Wirkung der üblichen Heilkräuter und wie man daraus einfache Heil- und Schmerztränke macht. Aber hatte ich mich da neulich mit jemand anderem unterhalten, oder erzähltet Ihr mir nicht bereits, dass Ihr all das schon beherrscht? Ist Euer Hirn ein solches Sieb, dass Ihr diese einfachen Dinge vergessen habt?"
Sie ging an ihm vorbei zur Tür hinaus auf den Gang.
"Wenn Ihr eine Meisterin wollt, seid Ihr bei mir verkehrt. Ich kann die Grundlagen und das nicht schlecht. Aber an der Qualität feile ich noch. Ich wollte nochmal hinüber zu den Ställen. Vielleicht begleitet Ihr mich ja das Stück und erzählt mir, was genau Ihr von mir wissen wollt." Sie machte bereits die ersten Schritte Richtung Aussentür als sie noch "Und macht die Tür hinter euch zu!", rief.
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Torben VS

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #7 am: 12. Okt 12, 15:13 »
Torben schaut etwas verdutzt drein, schloss die Tür hinter ihr und folgte ihr.
Nun ja, dies stimmt wohl, auch dass ich bereits gewisse Grundlagen der Alchimie, der Salben- und Trankherstellung kenne und auch bereits Wissen über die Wirkung von fiebersenkenden und entzündungsGemeinden Kräutern habe. Ich denke aber trotzdem, dass Ihr in eurem Wissen weitaus mehr Kenntnisse habe als ich. Auch die Qualität eurer Produkte ist höher als die der meinen.
Torben schluckte kurz und sprach dann in einem ruhigen Ton weiter:
Und was das Sieb in meinem Kopf betrifft: manchmal wünschte ich, dass ich ... gewisse Ereignisse aus meiner Vergangenheit über meine Fa ... über meine Geschichte vergessen könnte. Doch leider ist da kein Sieb und mein Gedächtnis funktioniert noch einwandfrei.
Torben eilte an Emilija vorbei und hielt ihr die Tür zum Innenhof auf.
Nun, dass was ich möchte, ist eigentlich ffolgendes: ich hoffe, dass ihr meine Kenntnisse in den - Grundlagen erweitern beziehungsweise vertiefen. Ihr kennt garantiert Wege, die ich nicht kenne und die wahrscheinlich einfacher sind als die mir bekannten. Mögt Ihr mir dabei helfen?

Offline Soraya

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #8 am: 12. Okt 12, 17:13 »
Emilija blieb kurz vor der Tür stehen, die Torben ihr galant offen hielt. Sie musterte ihn einen Moment lang skeptisch. Dann ging sie durch die Tür in die Abenddämmerung.

"Nun. Gut zu wissen, das Euer Hirn kein Sieb ist. Das dürfte die Sache erleichtern. Und ich weiß nicht, was in Eurer Vergangenheit passiert ist. Aber Ihr solltet nicht verdrängen, sondern es nutzen, um Euch selbst stärker zu machen!" Bei den Göttern, ich sollte mal auf mich selbst hören "Sich hinter einer Soldatenfassade zu verstecken, wird euch dabei nicht helfen."
Sie drehte die Laterne heller.
"Wann würdet Ihr denn gerne Euer Wissen auffrischen? Wo wir grade davon sprechen, Ihr habt nicht zufällig mein Notizbuch gesehen?"
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Torben VS

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #9 am: 12. Okt 12, 18:58 »
Torben schluckte kurz und trat hinaus auf den Kasernenhof. Er hatte das, was Emilija im sagte, schon einmal gehört, ach, mehr als nur einmal. "Man kann sich nicht bei den Soldaten verstecken" oder "Davonlaufen hilft auch nicht.". Wenn die wüssten... davonlaufen sieht anders aus, nicht so wie er es gerade macht ....
Nun, euer Notizbuch habe ich leider nicht gesehen, aber ich weiß, dass der Wagen, auf dem euer Gepäck lag, noch nicht abgeladen ist. Ich werde mich sofort darum kümmern und Euch dann sofort informieren.
Mit dem Zeitpunkt mit der Lehrstunde würde ich morgen oder übermorgen Abend vorschlagen, wenn dies bei Euch ginge.

Torben begleitete Emilija bis zum Stall und öffnete ihr dort die Türe zu diesem.

Offline Soraya

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  • Emilija Ivanovic
Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #10 am: 14. Okt 12, 22:12 »
Sie trat in den Stall. "Gut, dann klopft doch die Tage bei mir an der Kammer. Dann werde ich sehen, was ich euch zeigen kann."
Sie hängte die Laterne an den Haken neben dem Stalltor und öffnete die Futterkiste.
"Ja, vielleicht findet es sich ja noch beim Rest. Wobei eigentlich alles Wichtige längst im Gebäude ist. Naja..."
Emilija füllte mehrere Scheffel Hafer in einen Eimer und blickte dann wieder Torben an. "Ich denke mal, ich werd jetzt nochmal nach den zwei Pferden sehen, die Ser Gerhardt so furchtbar geschunden hat. Die zwei Tage haben bei weitem nicht gereicht, um sie wieder aufzupäppeln. Dieser York muss ja schon ein furchtbar hohes Tier sein, wenn Ser Gerhardt ohne Rücksicht auf Verluste so durchpreschte."
Sie ließ den Deckel der Futterkiste zufallen, ging in den hinteren Teil des Stalles und begrüßte die braune Stute. Sie streichelte sie über den Hals und flüsterte ihr leise beruhigende Worte ins Ohr. Das Pferd wurde ruhiger und lies sich dann problemlos begutachten. Sie würden sich erholen. Auf dem Rückweg hatten sie auch ein deutlich langsameres Tempo eingeschlagen. In ein paar Tagen wären sie wieder so fit, wie zuvor. Sie füllte noch etwas vom Hafer in den Futtertrog und widmete sich dann der anderen Stute. Auch sie schien sich wieder problemlos zu erholen. Emilija stahl sich ein erleichtertes Lächeln auf die Lippen und sie strich liebevoll mit der Hand über die Nüstern "Moja draga..."
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Torben VS

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Re: Küchengebäude der Kaserne von Port Valkenstein
« Antwort #11 am: 14. Okt 12, 23:28 »
Habt dank für euer Angebot, ich werde darauf zurückkommen und euch besuchen.

Torben schaute Emilija zu, wie sie den Futtereimer füllte. Er fand es gut, wie sie sich um die Pferde kümmerte, die ja nicht ihr gehörten. Erinnerte ihn an seine ...

Wenn ich euer Notizbuch finde, werde ich es Euch sofort bringen. Ihr entschuldigt mich? Ich werde mich darum kümmern und mal einen Blick in den Wagen werfen. Ich wünsche Euch noch einen schönen Abend, holde Maid!

Mit einer Verbeugung zog Torben sich aus den Stallungen zurück und schloss die Tür hinter sich. Seine Schritte führten ihn nun zunächst einmal zu den abgestellten Wagen. Ein kurzer Blick kann nicht schaden, bevor er sich wieder an die Arbeit machte; immerhin musste er noch seine Pläne ausarbeiten, wie er es seinem Hauptmann versprochen hatte.