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Autor Thema: Das Laviniakloster in Blanchefleur  (Gelesen 51875 mal)

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Mel

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Das Laviniakloster in Blanchefleur
« am: 16. Feb 13, 08:40 »
Schnee bedeckte das Land und liess es in der kalten Wintersonne im schönsten Glanz erstrahlen, so dass man sich die hand vor die Augen halten musste, um nicht zu erblinden.
Jedes Geräusch wurde gedämpft, nur gelegentlich hörte man Äste unter der Last der weißen Pracht knacken und knarzen und die Menschen stöhnen, wenn sie tief in den Schnee einsanken und sich wieder herauskämpften.

Im Laviniakloster, unweit von Reines, quollen die oft leerstehenden Gebäudeteile über von den Armen, die sich hier für ein warmes Essen und einen trockenen Schlafplatz verdingten und das Kloster von den Schneemassen befreiten, Dächer ausbesserten, putzten, Feuerholz sammelten und zum Trocknen ausbreiteten, kochten und zur Stelle waren, wo immer eine helfende Hand gebraucht wurde.

Von all dem geschäftigen Treiben bekam Lorainne nur sehr wenig mit. Meist hockte sie in der Schreibstube und studierte die alten Chroniken, kopierte Texte oder verschanzte sich in ihrem Zimmer, allein mit ihren Gedanken.
Nur widerwillig erschien sie zum Essen und nichteinmal mit ihrer Schwester, die seit ihrer Kindheit in diesem Kloster lebte und ausgebildet wurde, sprach sie viel.

Sie war völlig in ihren Schriften versunken, als ein Klopfen an der Tür sie aufschreckte.
"Quoi?" pampte sie, wenig erfreut, über die Störung.

Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #1 am: 18. Feb 13, 20:51 »
"Ich bin es, mademoiselle." Vanion trat ein und verbeugte sich höflich. "Ein Bote des Klosters hat Jacques und mich erreicht, zwei Tage entfernt von hier."

Der Knappe warf einen Blick in den Raum. Aufgeschlagene Papiere lagen im Raum verteilt, viele auf einem großen Schreibtisch, einige auf dem Boden. Ein paar waren sogar in Raumecken gelandet, zusammengeknüllt und weggeworfen. Aufgeschlagene Bücher, Tinte und Feder - eine Schreiberstube hätte der Anblick alle Ehre gemacht.

Der Knappe grinste verschmitzt.

"Man sagte mir, Ihr bereitet Euch nicht angemessen auf die Hochzeit vor, sondern züchtet Bücherwürmer. Die heiligen Brüder hier sind arg in Sorge ob Eures Seelenheils."
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Mel

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #2 am: 25. Feb 13, 23:31 »
"Brüder?" Lorainne schien irritiert, bis ihr einfiel, dass Vanion wahrscheinlich in dem Trakt untergebracht war, in dem die wenigen Mönche des Klosters lebten, weit entfernt von den Frauen.
In Gedanken war sie immer noch in den Chroniken verteift und sie hatte Mühe, sich im Hier und Jetzt zu orientieren.
"nicht angemessen auf meine Hochzeit vorbereiten? Ich glaube kaum, dass ich darüber bei Dir Rechenschaft ablegen muss, n´est pas? aber schön zu hören, dass scheinbar alle in Sorge um mich sind, weil ich mich mit Büchern beschäftige."
Sie seufzte resigniert.
"und dich holen sie also her, weil sie glauben, dass ich auf dich höre?" fragte sie grinsend und wollte in eintreten lassen. Doch als sie die Ausmaße der Unordnung in ihrer Kammer erfasste, schloss sie peinlich berührt ihre Tür.
"Vraiment, ich brauche wohl wirklich etwas frische Luft."
sie führte Vanion durch die endlos scheinenden Gänge in den Garten.
"Ja, die Bücherwürmer, eine Plage!" langsam kehrte ihr Humor zurück.

Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #3 am: 26. Feb 13, 01:40 »
"Eure Finger riechen nach Büchern, der Geruch lockt die Würmer wohl an." Vanion wurde ernst. "Ich weiß, Ihr habt Eure Entscheidung getroffen, und ich zweifle nicht daran. Nur, seid Ihr fündig geworden? Was die heiligen Geschwister hier von der ganzen Sache halten, ist mir recht egal, Lavinia möge mir verzeihen."

Die beiden gingen langsam durch den Garten, geistesabwesend pflückte Vanion einen Halm und kaute darauf herum.

"Ich war auf dem Weg hoch nach Firngard, als ich auf diesen Boten getroffen bin, ich hatte nicht damit gerechnet, dass Ihr immer noch hier seid. Man scheint sich Sorgen zu machen." Vanion senkte die Stimme. "Natürlich weiß man, dass Ihr nicht gerade zur spirituellen Einstimmung auf eine Hochzeit hierhergekommen seid. Man weiß zwar nicht, was genau Ihr hier tut, aber selbst ein Blinder würde bemerken, dass hier keine Frau darauf wartet, zu Ihrem Ehemann geführt zu werden. Vertraut Ihr allen hier?"
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Mel

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #4 am: 26. Feb 13, 02:06 »
"Oui, naturalement. ich bin zwar nicht immer mit allen hier einer Meinung, aber ich vertraue nahezu jedem hier bedingungslos- zumindest was mein momentanes Wohl angeht."
Lorainne liess sich auf eine Bank nieder und kuschelte sich in ihren Umhang.
"Natürlich kann mich der baron hier jederzeit an den Haaren herausziehen, wenn es ihm zu bunt wird, immerhin ist die mère superior seine Schwester und er geht hier ein und aus. Sowohl er als auch die mère superior wollen einen Laviniaorden ins Leben rufen, der Baron will dafür einiges stiften.Beide hätten gerne, dass ich in diesen Orden eintrete, dann müsste ich Roquefort nicht heiraten, würde aber auf alles verzichten, was mir zusteht, und es wären viele Probleme gelöst, zumal ich mich in diesem Orden gut machen würde, weil meine Schwester ja hier in die Fußstapfen der ehrenwerten Mutter tritt. Aber das sind genau die politischen Machtspielchen, die mir nicht liegen."
Lorainnes Blick streifte die Berge im Norden und sie grinste.
"Ich könnte mich auch in Oscronne verstecken."
Dann wurde sie wieder ernst und senkte ihre Stimme:"Diese... Fehde zwischen den Roqueforts und meiner Familie besteht schon immer. Früher wurde Blutgeld gezahlt und damit sind solche Fehden eigentlich hinfällig, aber sie flammt immer erneut auf. Ich will den Grund kennen. Und ich bin auf ein paar andere interessante... Geschichten gestossen und weiss noch nicht, was ich davon halten soll. Wenn ich hier ein bisschen mehr über diese Geschichte erfahre, weiss ich auch, wonach ich in La Follye suchen muss."
Sie machte eine wegwerfende handbewegung.
"Du kennst meine Gründe und jetzt, wo du hier bist, erwarte ich, dass Du mir die Schwestern vom Hals hälst. Ich will in ruhe weitersuchen können. und dieser Brautunterricht: ich war auch den Schlachtfeldern engoniens, ich kann mir kaum vorstellen, dass es in einer ehe anders zugeht, als im Krieg- vielleicht ist das Essen besser."

Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #5 am: 27. Feb 13, 14:04 »
"Aber natürlich, mademoiselle. Wie lange plant Ihr noch, hier zu bleiben? Gibt es einen festen Zeitpunkt, andem Roquefort Euch erwartet?" Vanion wartete die Antwort nicht ab.

"Selbst wenn, mit leeren Händen werdet Ihr wohl kaum aufbrechen wollen, n'est-ce pas?

Vanion ging vor der Bank hin und her, auf einen genervten Wink von Lorainne setzte er sich schließlich hin. Er genoss die blasse Sonne und den Moment der Ruhe.
Auf Blanchefleur konnte man wirklich die Seele baumeln lassen. 
Seine Gedanken schweiften zu seinen Satteltaschen, in denen noch immer ein alter, blau-gelber Wappenrock steckte.

"Ihr seid auf interessante Geschichten gestoßen, ich habe eine solche erlebt."
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Mel

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #6 am: 27. Feb 13, 23:31 »
Lorainne schwante nichts Gutes.
Sie seufzte tief:" Also, was ist passiert? Was hast Du angestellt? Wird jemand Genugtuung fordern?"

Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #7 am: 27. Feb 13, 23:32 »
"Jemand hat bereits Genugtuung gefordert."
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Mel

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #8 am: 28. Feb 13, 00:08 »
"Aha."
Lorainne lehnte sich auf der bank zurück und genoss die Sonnenstrahlen; sie war nicht in Stimmung für Hiobsbotschaften.
Nach einer langen Pause, die Vanion wie eine Ewigkeit vorkommen musste, fragte sie nach den Geschehnissen.

Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #9 am: 01. Mär 13, 13:55 »
Vanion überlegte kurz, wie detailliert er erzählen sollte. Er entschloss sich, das von Lorainnes Nachfragen abhängig zu machen.

"Noch in Schlagbaum hab ich an einem Abend in der Kneipe einen alten Jeldriken getroffen, Konrad von Hirschsprung. Wir kamen ins Gespräch, zunächst freundlich und höflich, bis wir auf den Pilgerzug zu sprechen kamen.
Da ging das Gespräch dann bergab. Je mehr ich erzählte, desto hitziger wurde der Mann. Er bezichtigte die Götter, Engonien verlassen zu haben, bezichtigte Richard Brin und Flamen Damian des Versagens im Angesichte Jeldriks.

Eine hitzige Diskussion entstand, ich versuchte ihn, zu überzeugen, dass die Dinge nicht so bitter standen wie er es meinte. Doch ich scheiterte und tappte in eine Falle. Er drehte mir die Worte im Munde herum, bis er schließlich Ihre Majestät, die Imperatorin, und auch Euch, als Szivarsdiener verfluchte. Desselben bezichtigte er mich, und in einem Atemzug damit forderte er mich. Mein Stand mache ihm nichts aus, sagte er.

Ich versuchte erneut, dieses Duell zu verhindern. Nicht aus Angst! Sondern weil es einfach unnötig war!" Vanion machte eine kurze Pause.

"Doch er ließ nicht locker. Jedes weitere Wort hätte mich als Feigling dastehen lassen. Ich akzeptierte." Vanion schwieg. Er musste nicht mehr erzählen - er war lebend hier, und der Jeldrike offensichtlich nicht.
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Mel

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #10 am: 04. Mär 13, 14:12 »
Lorainne zuckte die Achseln:" Für ihn als Ritter, hätte es durchaus andere Mittel gegeben, Dir Respekt beizubringennund wenn er sich von Dir beleidigt gefühlt hat, hätte er mich fordern sollen. Hier hätte sich niemand mit einem Kanppen duelliert, schon gar nicht auf Leben und Tod. Aber so wie ich den Orden der Jeldriken im Krieg kennen gelernt habe, definieren sie die Rittertugenden oft anders, als jeder andere Ritter und ich konnte selten eine Entscheidung von ihnen nachvollziehen. Und da ich weiss, wir Du zur Königin stehst, war es sehr ehrenvoll von Dir sie zu verteidigen."

Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #11 am: 04. Mär 13, 14:35 »
Vanion verkniff sich jede Regung, als Lorainne, wahrscheinlich ohne Absicht, die Imperatorin nur als Königin betitelte. Innerlich schmunzelte er jedoch.

"Ihr hättet dabei sein müssen. Dieses Gespräch, dieser Abend war - war - nun, wenn selbst mir die Worte fehlen, um eine Begebenheit passend wiederzugeben, dann könnt Ihr gewiss verstehen, dass das Wort 'unbeschreiblich' für diesen Abend noch schwach gewählt ist.

Dieser Jeldrike sprach gar nicht von Tugenden. Jedenfalls nicht offensichtlich. Er sprach eher in Bildern. Ich will nicht anmaßend klingen, aber ich meine, aus Euren Worten eine gewisse Abneigung gegenüber diesem Orden heraushören zu können." Vanion sah sich um; als er niemanden sah, legte er die gestelzte Redeweise, die er bisher genutzt hatte, ab.

"Habt Ihr etwas gegen Jeldriken, mademoiselle?"
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Mel

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #12 am: 05. Mär 13, 20:39 »
"Non, ich habe nichts gegen Jeldriken. Nur glauben sie, stets einen Sonderstatus inne zu haben und die wenigen Jeldriken, die ich kennen gelernt habe, entpuppten sich als elende Feiglinge..." Sie brach ab, als sie an die Begegnung mit Ralf von Krähenbroich dachte und sie ballte Fäuste. Wenn sie damals doch nur schon Ritter gewesen wäre...

Offline Vanion

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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #13 am: 06. Mär 13, 01:55 »
"Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe, aber ich schäme mich dessen auch nicht. Dieser Jeldrike mag vieles gewesen sein, aber gewisse kein Feigling."

Vanion überlegte kurz, ob er Lorainne nach ihren Erlebnissen fragen sollte, jedoch besann er sich eines besseren. Sie würde schon reden, wenn ihr danach wäre.

"Es scheint, als ob die Jeldriken vom Verlauf des Pilgerzuges enttäuscht wurden. Konrad sprach davon, dass Damian, und auch Richard Brin, an Jeldriks Stelle Frieden für das Kaiserreich bringen sollten, jedoch beide versagt hatten. Der Orden ist zusammengeschmolzen, es scheint nicht mehr viele Jeldriken zu geben. Doch nach dem, was ich erfahren habe, würde ich keinen von ihnen als Feigling bezeichnen. Sie.. sagen wir, sie haben einen anderen Blickwinkel? Ich weiß es nicht."

Vanion schwieg kurz.

"Doch nun sagt mir, wie viel Zeit bleibt Euch hier noch, bis die Hochzeit beginnt? Und was ist meine Aufgabe während meiner Zeit hier?"
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Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
« Antwort #14 am: 07. Mär 13, 19:26 »
"ich weiss nicht ob Damian für Frieden im Reich hätte Sorgen können, nur weil er wie Konar aus dem Totenreich wiederkehrte. Und Richard Brin?"
Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte es hätten tun können, wie sehr sie diesen Mann verachtete.

"Was Deine Aufgaben hier betrifft, nun, ICH habe nicht nach Dir schicken lassen, aber da Du schon einmal hier bist- ich wäre Dir verbunden, wenn Du mir die Schwestern- besonders meine eigene Schwester und die Mutter Oberin- vom Halse schaffen könntest. Und ich werde mal sehen, was sie der Braut beibringen möchten."