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Autor Thema: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.  (Gelesen 20439 mal)

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Offline Sandra

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #60 am: 15. Okt 15, 13:53 »
"Möglich... Aber Leute, die etwas anderes können als man selbst sind meistens hilfreich... So wie seine Alchemie mir geholfen hat...Oder wie eine Wunde am besten versorgt wird, wenn sich ein guter mundaner Heiler darum gekümmert hat..."

Mit diesen Worten bereitete die Magierin ein Feuer in dem kleinen Kamin vor, denn mittlerweile wurde es doch recht dunkel und kühl in den Mauern.

"Ja, das musste ich in den letzten Wochen immer wieder feststellen. Ein wirklich hilfreicher Zauber, sofern man die Signatur aufspüren kann. Aber ich hätte ihnen deutlich besser zu verstehen geben können, dass wir diese blöden Platten und Steine brauchen und dass die dort oben hin mussten... und wir hätten diesen Dreckshaufen viel schneller und vor allem gezielter unschädlich machen können... Naja, ist jetzt durch das Thema. Und ich muss gestehen, ich bin echt froh, wenn ich nicht weiter drüber nachdenken muss... Ich wollte... Leute fressen..."

Ein kleines Feuer flackerte auf und wurde langsam größer, bis es schließlich die ganzen Holzscheite umzüngelte. Der Schein erhellte den Raum und warf flackernde Schatten an die Wände.

"Achso, ich kümmere mich dann morgen drum, dass du die paar Tage hier bleiben kannst und nach Selophia mitgenommen wirst. Von Fanada dürften ein paar Leute reisen wenn ich das richtig mitbekommen habe. Ich muss noch schauen, welche Route für mich dann besser liegt."
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Offline Kydora

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #61 am: 15. Okt 15, 14:11 »
Kydora lief ein Schauer über den Rücken. Leute essen wollen... Der Hunger...
Sie schüttelte die Gedanken fort und setzte sich auf.
"Ja, lass uns nicht mehr darüber reden...Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist."

Sie blickte in das Feuer, dass dem Raum jetzt eine angenehme Wärme schenkte.

"Das ist lieb von dir. Mit anderen zusammen reisen ist deutlich angenehmer. Ich schau dann mal, wie ich mir die Zeit hier bis dahin vertreiben werde."

Sie lächelte Stella zu.

"Wohin gings jetzt für dich nochmal hin?"

Offline Sandra

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #62 am: 15. Okt 15, 14:54 »
"Mmmmhhh... Amonlonde... Kadegar hatte mal gefragt, ob ich ihn begleite... Eigentlich ist mir ja grade eher nach etwas Ruhe hier...Aber mal sehen..."

Die letzten Wochen hatten ihr eigentlich gereicht. Erst die Hochzeit, dann diese...Jagd. Sie war grade ganz froh in der Akademie zu sein und hatte wenig Lust darauf.

"Joa, du wirst da schon was finden... Ich weiß nur nicht, ob du Rikhard über den Weg laufen willst und ob du damit lieber hier bleiben würdest wo du recht schnell unten in der Stadt bist oder doch lieber den Turm... Dafür ist da entsprechend wenig los... In der Stadt gibt es die verschiedenen Märkte, Tavernen und so weiter.”
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Offline Kydora

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #63 am: 15. Okt 15, 15:10 »
*ach ja... Rikhard treibt sich hier ja auch rum*
Auf den hatte Kydora ja absolut keine Lust. Andererseits war sie hier näher an der Stadt. Auch wenn sie kein Stadtmensch war, brauchte sie aktuell irgendwie mal Abwechslung. Außerdem hatte Stella Tavernen erwähnt.

"Ich denke ich bleib hier. Mal schauen, wie ich mich in einer Stadt so schlage. Und wer kann bei Tavernen schon nein sagen." sie grinste "Rikhard geh ich schon irgendwie aus dem Weg. Und wenn mich Stadt und Akademie doch zu sehr überfordern, dann äh... Ach darüber mach ich mir Gedanken, wenns so weit ist."

Sie streckte sich und merkte, wie sie endlich entspannen konnte. Hier war es warm und es tat gut, sich endlich mal keine Sorgen machen zu müssen.

Offline Sandra

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #64 am: 15. Okt 15, 21:44 »
Als das Feuer schon etwas heruntergebrannt war wurde es schließlich Zeit, sich schlafen zu legen. Stella legte noch einen weiteren Scheit für die Nacht nach und kramte dann noch weitere Decken für Kydora hervor, die sich daraus ein Nachtlager baute und Stella rollte sich nun unter ihren Fellen zusammen. Jede Nacht vollkommen wach bleiben hielt sie nicht durch. Leider.

'Hast du Angst vorm Einschlafen?' Diese Frage von Sasha hatte sie zuvor mit Nein beantwortet. Sie kannte sie Szenen, die sie erwarteten und hatte sich zumindest nach dem Aufwachen daran gewöhnt.
'Erkennst du im Traum, dass du träumst?' - 'Ich glaube, das kommt langsam.' war ihre Antwort vor nur wenigen Wochen gewesen.

Doch jetzt sie hatte das Gefühl, sie hätte einen Rückschritt gemacht nach den neuen Ereignissen und wusste nicht, wo sie ansetzen musste.
Vielleicht hatte die Wolfselfe eine Idee...

'Du hast mir viel Kraft gegeben. Danke.' Die Stimme des Schalks, sein wie in Stein gemeißeltes, niemals endendes Grinsen.
'Ich denke, ich mache dich zu meiner Generälin.'

Sie musste das einfach in den Griff kriegen.
'Du musst die Bilder akzeptieren. Nicht wegschauen und weglaufen, sondern hinschauen und verstehen.'

Mantraartig rief sie sich Sashas Worte ins Gedächtnis.
Doch ihr fehlte etwas, um die Träume zu "packen", sie zu erkennen. Musste sie sie erst erkennen, um sie zu akzeptieren oder musste sie sie akzeptieren um sie zu erkennen?

Ihr fiel der Mondstein ein und kramte ihn aus ihrer Gürteltasche hervor. Die Ereignisse hatten sie es fast vergessen lassen und sie hatte den Blutmond zwar beobachtet, doch hätte sie auch gar nicht gewusst, ob das jetzt gut oder schlecht für den Stein wäre.
Stella hatte die Läden vorhin geschlossen und es war dunkel gewesen - verdammt, Neumond.
Kurz ging der Blick durch ihr Zimmer, zu einem der Regale und einer kleinen Schatulle darin. Torbens Beruhigungstränke und das Schlafgift, das er ihr gegeben hatte. Einen Moment lang überlegte sie, doch dann wandte sie den Blick wieder ab. Die Menge war eh recht gering, erst mal abwarten.

Nachdenklich ließ die Magierin den Stein in ihrer Hand ruhen und starrte die Decke an.

Einige Zeit später hatte der Schlaf die junge Magierin doch eingeholt und die neuen Ereignisse auf La Follye dominierten ihren Schlaf.

Erst nur das Klingeln eines Glöckchens. Der Druck eines Fingers auf ihrem Scheitel 'Dreh dich! Dreh dich!'

Die Schatten, die sie von Yorik wegtrieben und sie vor Schmerzen zusammen brechen ließen als sie ihm helfen wollte.

Ein Schatten kommt auf sie zu, als sie zu Aine betet, sein nicht vorhandenes Gesicht ganz nah an ihrem. Es lässt sich nur erahnen.
'Du betest? Na das werd ich dir schon austreiben. Es betet sich doch schlecht so.' Wieder Schmerzen, sie schreit auf, ihr Blickfeld zieht sich zusammen und Schwärze umfängt sie.
« Letzte Änderung: 15. Okt 15, 21:45 von Sandra »
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Offline Kydora

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #65 am: 16. Okt 15, 12:39 »
In Decken eingerollt machte es sich Kydora in ihrem Nachtlager gemütlich. Es war so viel passiert in der letzten Zeit, dass sie froh war, endlich mal etwas Ruhe zu haben. Die Müdigkeit überkam sie und wenig später war sie auch schon eingeschlafen.

Ein Schrei ließ sie hochschrecken. *Stella.*
Ihr Blick fällt auf das Bett, in dem Stella schläft. Leise, um sie nicht doch zu wecken, falls sie wieder eingeschlafen sein sollte, fragt sie: "Ist es der Schalk?"

Kydora fühlte sich wieder daran erinnert, wie viel Glück sie auf der Hochzeit gehabt hatte, nicht direkt dem Schalk zu begegnen. Ihr kurzer Kontakt mit ihm im Wald hatte ihr gereicht...
Umso mehr ärgerte sie sich, dass sie Stella nicht so ohne weiteres helfen konnte. Ihr die Träume nehmen.

"Brauchst du etwas? Vielleicht was zu trinken?"

Offline Sandra

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #66 am: 16. Okt 15, 13:11 »
Zunächst wusste sie nicht wo sie war, schreckte hoch und blickte sich panisch um als sie Kydoras Stimme vernahm.

Puh...In der Akademie...Nur ein Traum - mal wieder.

Frustriert darüber, dass sie Kydora wohl geweckt haben musste setzte sie sich auf und rieb sich die Augen.

"Ich...Entschuldige, dass ich dich mal wieder geweckt habe..."

Das kann so echt nicht weiter gehen.

"Danke...aber hmmm...ich glaub nicht... Wenn ich das selber so genau wüsste... Eigentlich versuch ich das Ganze ja unter Kontrolle zu bekommen..." murmelte sie.

Klappt ja ganz hervorragend, Stella. Total gut.

"Ich glaube ich muss einfach mit der neuen Situation umgehen lernen - das sollte klappen, wenn ich mit Sashas Technik Erfolg habe, so zumindest die Theorie. Ich glaube, ich werde sie da nochmal etwas fragen müssen. Aber bis vor der Hochzeit wurde es ja schon besser... "

Sie fingerte an einer ihrer Gürteltaschen herum, die sie vors Bett gelegt hatte und holte die Überreste des Glöckchens heraus, das sie zwischen ihren Fingern drehte.
Zumindest diesen Teil haben wir zerstört. Und mit dem Rest wird es dir ähnlich ergehen!
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Offline Kydora

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #67 am: 16. Okt 15, 13:29 »
Mit sorgenvollem Blick schaut Kydora zu Stella herüber.

"Aber wenn es schon besser geworden ist, ist das ja ein Fortschritt. Ich mein... dass es nach der Sache bei der Hochzeit erstmal schwerer wird, ist irgendwie... nachvollziehbar?"

Sie wurde nachdenklich.

"Ich kann mir zwar nicht annähernd vorstellen, was ihr durchgemacht habt, aber ich kann mir denken, dass es ist, was man niemandem wünschen mag..."

Wieder dachte Kydora nach, ob ihr irgendwas einfiel, was vielleicht zusätzlich noch helfen konnte. Sie konnte nicht einfach nur zusehen, wie Stella eine qualvolle Nacht nach der anderen durchlebte.

"Wenn ich doch irgendwas tun kann, sag einfach bescheid. Und sei es nur, wenn du wen zum zuhören brauchst oder so. Ich... überlege derweil, ob mir noch irgendwas einfällt, was vielleicht auch helfen kann..."

Offline Sandra

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #68 am: 16. Okt 15, 14:15 »
Die Magierin lächelte Kydora zu und dankte ihr für das Angebot. "Ja, ich komme dann gegebenenfalls drauf zurück, danke."
Es tat ihr leid den Eindruck zu haben ihre Umgebung da mit hinein zu ziehen.
Nachdenklich rollte sie sich wieder in ihre Decken und Felle.



Die nächsten Tage verbrachte Stella vor allem in diversen Vorlesungen und Übungen, um Teile des Lehrplans wieder aufzuholen und vermied es auch, wirklich Zeit für Gorix zu haben. Nur die üblichen Veranstaltungen von ihm besuchte sie und zum Glück schien er auch nicht sonderlich viel Zeit zu haben.

Als sie nachmittags von einer der Übungen zurück in ihr Zimmer ging, kam ihr Kadegar entgegen um sie für die Reise nach Amonlonde abzuholen. Wirklich Lust hatte sie eigentlich immer noch nicht und hätte eigentlich auch nichts gegen noch ein paar Tage in den Gemäuern der Akademie gehabt, doch irgendwie schaffte er es schließlich doch, sie zu überreden. Ging ja schließlich nur drum, den Vortrag zu besprechen und dabei die Gelegenheit zu nutzen, sich etwas von der Akademie anzusehen und ein paar interessante Sachen zu analysieren.

Dann betrat sie ihr Zimmer, um die nötigen Sachen zu packen und sich später noch mit ihm auf die Reise zu machen.
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Offline Kydora

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #69 am: 16. Okt 15, 14:36 »
Kydora schrieb gerade in ihrem kleinen Buch, als Stella das Zimmer betrat. Sie blickte auf.

"Oh, ist es schon so weit?"

Sie legte ihre Sachen weg und stand auf.

"Kann ich dir beim Packen irgendwie helfen? Oder machst du das lieber alleine?"

Abwartend schaute sie Stella an.

Offline Sandra

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #70 am: 16. Okt 15, 14:47 »
"Ah, du bist doch hier." Mit diesen Worten legte sie ihre Schreibsachen und Bücher ab und sah sich prüfend im Zimmer um.

"Ja, ich habe eben mit Kadegar gesprochen aber ich dachte, du bist vielleicht unterwegs. Also wenn du magst, kannst du mir helfen, die Felle da vorn zu einem Bündel zu schnüren und ich packe eben die anderen paar Sachen zusammen. Mittlerweile geht das immer recht schnell und ich weiß, was ich so einpacken muss."

Schnell hatten sie alles Wesentliche gepackt und verabschiedeten sich dann voneinander.

Kydora drückte Stella noch einmal fest. "Mach's gut und pass auf dich auf."
Stella erwiderte die Umarmung und grinste. "Wird schon schief gehen - oder so ähnlich. Dann viel Spaß noch hier und wir sehen uns dann in Selophia."

Damit verschwand Stella den Weg hinunter durchs Tor und in die Stadt, wo sie sich mit Kadegar verabredet hatte.
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Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #71 am: 05. Nov 15, 11:37 »
Das kann doch nicht so schwer sein! Frustriert schlug Rikhard die Hände über dem Kopf zusammen. Seit Stunden versuchte er, eine Denkaufgabe zu lösen, die ihm einer der Dozenten in Logischer Bildung gestellt hatte. Am Ende hatte daraus ein Aufsatz zu entstehen, den der Dozent einsammeln und benoten würde. Zum gewiss hundertsten Mal las er die Beschreibung:

Ein Gefangener wird dazu verurteilt, im Laufe einer Woche hingerichtet zu werden.
Hinrichtungen finden immer genau zur Mittagszeit statt.
Ihm wird der Tag der Hinrichtung nicht mitgeteilt, um ihn in banger Erwartung zu halten.
Zudem wird ihm gesagt, der Termin sei für ihn völlig unerwartet.



Also konnte es nicht der letzte Tag der Woche sein. Denn dann wüsste der Gefangene bereits am Vortag von seiner Hinrichtung, und sie wäre nicht unerwartet. Der Zeitpunkt sei aber stets unerwartet, und so konnte es nicht dieser Tag sein. Davon ausgehen, konnte der vorletzte Tag auch ausgeschlossen werden. Denn wenn die Hinrichtung am Vortag des vorletzten Tages nicht stattgefunden hätte, und der letzte Tag doch auszuschließen war, so konnte es auch nicht der vorletzte Tag sein, denn dann wäre es ja nicht unerwartet.

Auf diese Art hatte Rikhard die Tage zurückgerechnet, bis zum Ersten, und war zu dem Schluss gekommen, dass dadurch, dass alle Tage auszuschließen waren als Tag der Hinrichtung, ein jeder Tag die unerwarete Hinrichtung bringen konnte. Ein Paradoxon. Hin und her hatte er gerechnet und gedacht. Auf seinem Schreibtisch rollten sich Pergamentblätter, manche beschwert und offen gehalten, andere scheinbar achtlos fortgestoßen, bekritzelt mit Notizen noch und nöcher.

Er schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase, dann wischte er mit dem Unterarm kurzerhand alles an Papier und Pergament vom Tisch. Trotzig zog er die Schultern hoch, dann griff er nach einem frischen Blatt, spitzte die Feder mit einem kleinen Messer an und tunkte sie in die dunkle Tinte.

In seiner ordentlichen, kleinen Handschrift begann er:

"'Dieser Satz is falsch.' Das ist die grundlegende Annahme, auf die sich die gestellte Aufgabe bezieht. Mag sie auch kompliziert sein und ihre Komplexität durch zusätzliche Informationen, eine Multiplizität von possibilen Szenarien erhalten und der Realität der Jurisdiktion entnommen sein, so kann das ursprünglich beschriebene Konstrukt am Ende doch zurückgeführt werden auf den Satz, mit dem diese Schrift beginnt."

Eine Pause. Ganz sicher? Es gibt keine Lösung? Was, wenn.. Nein. Rikhard verbat sich das erneute Eintauchen in die Szenarien. Er war sich sicher. Es war ein Paradoxon und kein lösbares Szenario, das hier beschrieben worden war.

"Dadurch, dass an jedem Tag die Erwartbarkeit der Exekution des Urteils (i.e. die Exekution des Gefangenen) auszuschließen ist, ist die Erwartbarkeit an jedem Tag explizit. Doch bei Erwartbarkeit findet das Urteil nicht statt. So ist an jedem Tag die Exekution zu erwarten und doch wieder nicht zu erwarten, was natürlich die Exekution wieder erwartbar macht. Ein Kreis. Ein Paradoxon. Doch an dieser Stelle wird es erst interessent: der Kreis kann jederzeit von einer aktiven Handlung, nämlich dem tatsächlichen Vollstrecken des Urteils, unterbrochen werden. In dem Moment, wo der Wärte die Zelle betritt und den Gefangenen hinausschleift, werden Fakten geschaffen. Da dieser Moment nicht vorherzusehen ist (denn das genannte Paradoxon ist ein Kreis, keine Wegscheide!), ist jeder Moment für den Gefangenen unerwartet. Es wird von einem Schwarz-Weiß-Denken ausgegangen: UNERWARTET gegen ERWARTET. Das Paradoxon jedoch kennt weder schwarz noch weiß, es kennt nur  den Kreis. Die Realität jedoch lebt von Aktion und einer stets als Konsequenz zu erwartenden Reaktion. In diesem Fall ist die Aktion (i.e. die Exekution) stets erwartet und unerwartet zugleich, das Realitätskonstrukt von Schwarz und Weiß wird also durch 'Kreis und Weiß', wenn man es denn so bezeichnen will, ersetzt. Das Erwarten und das Negieren des Selbigen zugleich ist jedoch wiederum genauer zu evaluieren: denn durch das gleichzeitige Vorhandensein zweier Gegensätze, die sich ausschließen, wird das Paradoxon zur Realität. Denn: unerwartet und erwartet schließt sich aus. Doch findet es gleichzeitig statt. Ergo ist zu jedem Zeitpunkt, da der Gefangene die Hinrichtung erwartet, die Hinrichtung unerwartet. Und wenn der Gefangene die Hinrichtung nicht erwartet, ist sie ebenfalls unerwartet, als Teil des Paradoxons. Die Realität gebietet also an dieser Stelle, den Gegensatz des Paradoxons zu missachten und nur in eine Richtung zu interpretieren ('die Exekution ist stets unerwartet'), während die Fiktion des Beispiels darauf bestehen muss und wird, dass es keine Lösung dieses Dilemmas gibt.

Ich bevorzuge es, mit der Realität zu gehen. Wenn der Henker die Zelle betritt und den Gefangenen abholt, so wird es für diesen unerwartet sein.
"

Die Tinte musste trocknen. Und es galt, weitere zwei Seiten zu verfassen. Doch zunächst beschloss Rikhard, einen Nachmittagsspaziergang zu unternehmen. Die Luft war für den an sich kalten Herbst wirklich warm, und in der Stadt war momentan nicht allzuviel los.

Offline Anders

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #72 am: 05. Nov 15, 15:05 »
Runa:

Auch Runa genoss die Nachmittagssonne. Natürlich war diese nicht mehr so stark wie im Sommer, aber stärker als in den letzten Tagen. Anscheinend bemühte sich der Herbst noch einmal seinem Namen gerecht zu werden und ließ alles in einem goldgelben Licht erstrahlen. Gemächlich schlenderte sie durch die Gassen der Stadt. Sie überlegte vielleicht ein kleines Andenken für ihre Schwester zu besorgen um ihr einen Freude zu machen, wenn sie wieder einmal zu Hause zu Besuch war.
Aber vermutlich würde die kleine jeder kleine Zaubertrick mehr erfreuen, als eine Puppe oder jeder Haarschmuck den sie würde auftreiben können.
Sie hatte ihr zwar schon oft erklärt, dass man möglichst nicht aus Spaß zaubern sollte, aber Verantwortung war für eine siebenjährige noch nicht ein besonders starker Begriff.
Als sie aufblickte entdeckte sie in der Nähe Rikhard. Auch er schien den Nachmittag nicht ungenutzt verstreichen lassen zu wollen. Sie nickte ihm grüßend zu:"Guten Tag Herr Kraftweber."
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Offline Rikhard Kraftweber

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #73 am: 05. Nov 15, 15:37 »
"Frau Steinhauer, guten Tag!"
Ein Lächeln stahl sich auf Rikhards Gesicht. Runa war seine schärfste Konkurrentin in ihrem Jahrgang, und wenn er ehrlich zu sich selbst war, war sie sogar noch ein wenig schneller, ein wenig schlauer als er. Das fraß an ihm, aber es war zu ertragen. Schließlich konnte man sich mit ihr zumindest auf einem hohen intellektuellen Niveau unterhalten.
"Ein wunderbarer Tag, nicht wahr? Die Sonne strahlt, als wäre es noch Sommer. Das muss man doch nutzen. Aber sagt mir, wie kommt Ihr mit dem Aufsatz in Logik voran? Mich hat's bereits Stunden gekostet, und es ist frustrierend. Mir will keine rechte Lösung einfallen, und ich glaube tatsächlich, ein unlösbares Paradoxon identifiziert zu haben."
« Letzte Änderung: 05. Nov 15, 15:49 von Rikhard Kraftweber »

Offline Anders

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Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
« Antwort #74 am: 05. Nov 15, 16:48 »
Runa:

Ja das Wetter war wirklich herrlich. Und obwohl sie jetzt schon eine Weile zusammen auf der selben Akademie waren, wusste Runa noch immer nicht sicher wie sie zu Rikhard stand. Er war sehr zielstrebig und verbissen schnell und sicher zu höheren Positionen auf zu steigen, zumindest im theoretischen. Wie es im praktischen war wusste sie nicht. Aber eben diese Zielstrebigkeit gab ihm oft eine gewisse Verbohrtheit, die ihn an manchen Tagen furchtbar unsympathisch machten. Und wie sagt ihr Vater so oft, wer zu schnell gerade aus rennt, verpasst die Kurven im Leben und landet in einem Graben oder an einer Mauer.
"Nun ein Paradoxon ist es zweifellos, doch habt ihr wirklich Stunden darüber gebrütet?" Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht erstaunt klang. Sie hatte zwar auch ein wenig gebraucht, doch wäre Stunden nicht die Maßeinheit die sie gewählt hätte. Nachdenklich sann sie über ihre eigene Schlussfolgerung nach. Hatte sie etwas übersehen? Für sie war ihre Argumentation schlüssig erschienen.
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