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Autor Thema: Studierstube von Magister Flammbart  (Gelesen 18885 mal)

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Offline Noxius Armatura

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #15 am: 13. Jun 16, 12:58 »
Die Arbeit an den Berechnungen zog sich bereits einige Stunden hin. Die Kerzen waren herunter gebrannt und der Magister hatte es nicht für nötig erachtet neue zu entzünden, abgesehen von den beiden Kerzen, die seinen Schreibtisch und die bereits zahllosen, zerknüllten, herumliegenden Papiere mit fehlgeschlagenen Berechnungen nur marginal beleuchteten. Die Schreibfeder kratzte stetig über das Papier, die Pfeife wurde sofort aufs neue gestopft, sobald diese aufgeraucht war und der Magister hatte bereits einige Gläser seines Geisterbindungstranks hinab gestürzt um seine Konzentration aufrecht erhalten zu können, denn der Körper des Schülers schien stark zu ermüden, während der Magister nicht bereit war, mit der Arbeit aufzuhören, ehe er nicht eine Lösung für das Problem hatte.

Das Grübeln des Magisters wurde zwischendurch zu einem Murmeln, welches je nach Berechnungsergebnis eher nachdenklich oder grimmig war, unterstrichen.
Die Konzentration und die angestrengte Arbeit war dem Magister im Körper des Schülers stark anzusehen. Die Atmosphäre der angestrengten Konzentration war beinahe so fühlbar und dicht, wie die Rauchschwaden der stetig rauchenden Pfeife.

Hätte ein stiller Beobachter den Magister über die Zeit hinweg beobachtet, hätte er sicherlich bemerkt, dass die Stimmung des Magisters mit jeder gescheiterten Formel und Berechnung zunehmend schlechter und seine Handschrift immer unruhiger, ja beinahe aggressiv und hektisch, wurde.

Offline Kadegar

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #16 am: 15. Jun 16, 08:42 »
Ungefragt öffnet sich die Tür der Studierstube des Magisters als eine wohl bekannte Person sicheren Schrittes den Raum betritt. Der Akademieleiter selbst, Snorgad, kommt mit ernster Miene hereingeschritten. Auch wenn er eine seiner schlichten schwarzen Roben trägt und wie üblich nicheinmal Schuhe angezogen hat, so strahlt er doch die übliche Kompetenz aus die man von ihm kennt.

Ungeachtet höflicher Begrüßungen tritt der Weißhaarige bis zur Mitte des Raumes vor und richtet seinen Blick zum schlecht gelaunten Körper des Schülers Gath, welcher sitzend auf der Erhöhung auf Snorgads Augenhöhe ist.

„Magister Flammbart nehme ich an. Ich dachte mir schon, dass ich euch hier treffen werde. Wie es scheint seit ihr wiedereinmal schwer beschäftigt. Ihr kommt nicht so zurecht wie ihr erwartet nehme ich an?“

Mit starren Blicken aus seinen schwarzen Augen wartet Snorgad die Reaktion seines Gegenüber ab ohne von seiner starren Standposition abzuweichen.
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Offline Noxius Armatura

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #17 am: 15. Jun 16, 08:59 »
Der Magister hatte bis der Akademieleiter ihn ansprach offenbar keine Notiz von dessen Anwesenheit genommen.
Falls er jedoch erschrocken war über dessen plötzliches und ungewöhnliches erscheinen, so ließ er sich dessen nichts anmerken.
Er legte die Pfeife und die Feder auf Seite und setzte sich aufrecht hin.
Eure Spektabilität.
Er neigte den Kopf demütig und müde bevor er weiter sprach
Ich hoffe Ihr kommt nicht um mir mitzuteilen, dass Garth schon wieder etwas in meiner Abwesenheit angestellt hat.
Meine Berechnungen laufen gerade alles andere als gut und ich... ach vergesst was ich gesagt habe. Was hat er  angestellt?

Offline Kadegar

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #18 am: 15. Jun 16, 09:10 »
"Mir wurden Dinge zugetragen, welche sich damit beschäftigen was Garth angestellt hat, sondern eher mit Dinge die er nicht angestellt hat. Seine Dozenten tragen mir zu, dass er in Vorlesungen fehlt, schläft oder so unaufmerksam ist, dass er genau so gut fehlen könnte. So als hätte er die Nächte durchgemacht ohne sich daran erinnern zu können, was ihn genau so ermüdet hat."

Snorgad seufzt schwer und nimmt eine deutlich gelassenere Körperhaltung an und begibt sich zu dem müden Magister auf die Erhöhung und schaut ihm über die Schulter auf seine Notizen.

"Mein guter Freund Chrysostomos. Ich bin mir sicher, dass du deine Gründe hast so hart zu arbeiten, doch in letzter Zeit leidet Garth immer mehr darunter. Vergiss nicht, dass es sein Körper ist und nicht deiner. Es ist für euch beide besser, wenn er mehr Zeit von seinem eigenen Körper hat. Also erzähl, was beschäftigt dich?"
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Offline Noxius Armatura

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #19 am: 15. Jun 16, 09:20 »
Der Magister reibt sich die geröteten Augen und schiebt eines der Blätter mit seinen Energiekalkulationen zurecht, damit Snorgad es besser lesen kann.

Unser Neuzugang Drakonia berichtete mir davon, dass ein Lich auf Engonien, Namens Atos, Blutproben einiger Einwohner genommen hat, indem er sich als Heiler ausgegeben hat. Normalerweise würde mich das nicht kümmern, wären nicht Drakonia und Lyra ebenfalls auf diese List herein gefallen.
Ich habe einen Talisman entworfen, der ein wirksamer Schutz gegen Blutmagie sein könnte, doch egal wo ich ansetze, es fehlt an der Energiemenge einen mächtigen Lich effektiv abzuwehren.
Ich habe sogar darüber nachgedacht die eingehende Magie mit einem speziellen Transmutationskreis in Energie umzuwandeln und damit den Schutz weiter aufzuladen, doch bekomme ich da das Problem, dass die Energie, die sich mit Blutmagie auf eine Person bezieht nicht mehr in eine andere Richtung umlenken kann. Und selbst wenn ich es schaffen würde sie zu entschlüsseln, so müsste sie zwischengespeichert werden, oder abgelenkt werden, was gefährliche Entladungen nach sich ziehen könnte. Im schlimmsten Fall würde der Träger des Amuletts bei lebendigem Leib verbrennen, weil die Energie über ihn abfließt. Und ein Energiespeicher mit genug Kraftkapazitäten würde entweder beinahe unmöglich schwer zu beschaffen sein, als dass wir genug Leute damit ausstatten könnten, zu instabil und gefährlich sein oder zu groß um ihn bei sich zu tragen.
Das ist der Grund, warum ich derzeit die Nächte mit Berechnungen verbringe. Wir müssen schnell handeln, denn wir wissen nicht, wann diese Kreatur das Blut gegen uns einsetzt.

Offline Kadegar

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #20 am: 15. Jun 16, 09:54 »
Still beugt sich der Akademieleiter über die Notizen des Magisters und schüttelt abschließend den Kopf.

"Und deswegen setzt du die Gesundheit von dir und Garth aufs Spiel? Vielleicht solltest du herausbekommen was Garth davon hält. Mal ganz davon abgesehen, dass ich keinen Grund sehe warum du alleine dich mit diesem Problem beschäftigst. Soviel ich weiß reist Drakonia mit Lyra und Kadegar zusammen, zwei Meister die sich auf ihren folgenden Titel vorbereiten. Wenn du dich weiterhin als verantwortlich für die Betroffenen siehst, solltest du zumindest mit Lyra und Kadegar zusammenarbeiten. Und vorallem, solltest du weiterhin Garth Gesundheit mit deinen Forschungen gefährden..."

Snorgad klopft leicht gegen den Behälter des Geisterbindungstranks und seine gelassene Haltung nimmt wieder die bekannte Ernsthaftigkeit an.

"... könnte es passieren, dass euch die Anwesenheitszeit rationiert wird, werter Magister, denn die Akademie hat sich in gewissen Rahmen um alle seine Mitglieder zu kümmern. Dazu gehören auch Individuen wie Garth."
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Offline Noxius Armatura

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #21 am: 15. Jun 16, 11:11 »
Der Magister schien einen kurzen Augenblick einen Einwand erheben zu wollen. Dann jedoch atmete er tief durch und schob seine Notizen von sich.
Verzeiht. Ich habe mir keine Gedanken um den Schüler gemacht, da mir das Leben und Wohlergehen von zwei Akademieangehörigen wichtiger erschien als eine temporäre Überbelastung eines einzelnen Schülers. Sein Körper ist jung und ich habe seine Konstitution vielleicht überschätzt. Ich werde eurem Anliegen Folge leisten und dem Schüler seine nächtliche Ruhe gönnen.
Dann schob er die Unterlagen zusammen und verstaute sie in einer Schublade des Schreibtischs.
Es ist schon schwer genug ein Leben von zwei Personen in einem Körper zu führen. Und alleine das ist für diesen eine gewaltige physische Belastung. Ich sollte an die Warnung von der Spektabilität zu Amonlonde, Magister Zylo denken. Mehr als eine Seele in einem Körper fordert auf Dauer seinen Tribut. Ich sollte...
Der Magister im Körper des Schülers kniff plötzlich die Augen zusammen und das geisterhafte leuchten, das den Körper des Schülers während der Anwesenheit des Magisters umgab erlosch.
Der Magister hatte offenbar schon eine ganze weile keinen Schluck mehr aus dem Glas zu seiner rechten genommen und wurde nun vom Geist des Schülers unterbewusst zurück gedrängt. Da sich Garth Seele allerdings schon auf "Schlaf" eingestellt hatte, sackte der Körper nun ein wenig in sich zusammen, sodass der Schüler mehr in dem hohen Stuhl des Magisters lag als saß. Die Auswirkungen waren fast so schnell eingetreten wie die eines Schlafzaubers, sodass der Schüler tief in den hohen Stuhl gerutscht und offenbar schlagartig eingeschlafen war.

Offline Kadegar

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #22 am: 15. Jun 16, 11:21 »
"Schlafen, alter Freund. Das Wort heißt schlafen."

Mit einem schweren Seufzen lockert sich wieder die Haltung des Weißhaarigen und er macht sich auf dem Weg den Raum zu verlassen, hält jedoch plötzlich für einen Moment inne und dreht wieder um und hält auf eines der Regale zu. Von dort entnimmt er eine kleine leere Phiole und macht sich wieder zum Schreibtisch des schlafenden Garth auf. Dort angekommen entnimmt er eine kleine Probe des Geisterbindungstranks und beobachtet sie einen Moment.

"Wer weiß wofür es gut ist."

Mit einem letzten Blick auf zurück auf Garth führen Snorgad seine Schritte nun entgütlig aus dem Raum des Magisters.
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Offline Noxius Armatura

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #23 am: 15. Jun 16, 15:11 »
-Der nächste Morgen-

Garth wurde wach. Sein Schädel dröhnte, als ob er den Abend über durchgesoffen hätte und sein Rücken schmerzte. Dann realisierte er, dass er im Studierzimmer von Magister Flammbart auf dem Stuhl geschlafen hatte.
Wankend kam er auf die beine und streckte sich.
Die Kerzen waren komplett herunter gebrannt und nur durch die leicht offen stehende Türe drang ein Schimmer des immer gleichen Lichtes in der Schattenwall.
Wie lange hatte er geschlafen? er wusste es nicht. Er wusste auch nicht, wann er eingeschlafen war.
Dann fiel ihm ein, dass er heute morgen eine Hellsicht Übung bei der stellvertretenden Akademieleitung Karona hat, welche nicht für ihre Geduld bekannt ist.
Er brauchte keine Hellsicht-Magie um zu wissen, was ihm blühte, wenn er erneut zu spät kam. Eilig verlies er den Raum, verschloss die Türe und eilte die Gänge hinunter in Richtung des Übungsraumes.

-ENDE DIESES ABSCHNITTS-

Offline Noxius Armatura

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #24 am: 27. Jun 16, 09:14 »
Neuer Abschnitt

Ein ganz normaler Abend an der Schattenwall. Garth hatte seine Studien für den Tag beendet und betrat das Studierzimmer des Magisters, welches für ihn mittlerweile beinahe so vertraut war, wie für den Magister selbst.
Für den kommenden Morgen waren keine Vorträge und Übungen geplant, also konnte sich Garth einen angenehmen Abend machen.
Garth und der Magister hatten eine gemeinsame Beschäftigung gefunden. Sie übten sich im Spiel der Könige, dem Schach. Da der Magister zwar die Umgebung des Schülers wahr nahm, nicht jedoch dessen Gedanken lesen konnte, waren die beiden zu routinierten Spielern geworden. nach dem Zug des Magisters überließ dieser dem Schüler den nächsten Zug. Dies war zugleich eine Übung für beide, was die Kontrolle und die Übernahme des Körpers anging.
Garth zeigte in ausgeruhtem Zustand tatsächlich einen Fortschritt in der Kontrolle, da er mittlerweile dazu in der Lage war, den Magister zeitweise in seinem Körper wegzusperren, sodass dieser nicht mehr alles mitbekommen konnte. Allerdings erforderte dies noch große Konzentration. Jedoch hatte Garth eine Idee, wie er diese neue Begabung trainieren konnte.
Statt des üblichen Schachspiels holte er ein Tarot-Deck aus seiner Tasche und eine Anleitung, wie er das neue Spiel spielen wollte.
Er legte dies auf den Arbeitstisch des Magisters, wo er für gewöhnlich das Schachbrett aufbaute und zog sich anschließend in seinen Geist zurück um dem Magister den Vortritt zu lassen, damit dieser sich den neuen Spielvorschlag durchlesen konnte.
Der Magister griff nach dem Dokument und begann zu lesen. Die Regeln waren nicht übermäßig schwer, doch wollten diese erst mal verstanden werden.

Als der Magister bereit war, überließ er dem Schüler wieder den Körper, damit dieser das Spiel vorbereiten konnte.
Garth mischte die Karten gründlich durch und teilte jeweils 5 Karten an beide aus. Dann konzentrierte er sich und sperrte den Magister weg, bevor er seine Karten auf die Hand nahm. Er war versucht, einen Blick unter das Deck des Magisters zu werfen, doch wollte er versuchen ehrlich zu gewinnen... schließlich ging es hier nicht um Geld.
Garth legte zwei Karten verdeckt auf den Tisch.
Dann war der Magister am zug
Dieser nahm seine Karten auf, prüfte diese eingehend und legte anschließend ebenfalls zwei karten aus.

Als die ausgelegten Karten umgedreht wurden, war schon klar, dass diese Runde an Garth ging. Garth hatte fünf der Stäbe und eine Königin der Stäbe gespielt, während der Magister ein Ass der Kelche und den Eremiten ausgelegt hatte.
Da selbst mit einem König der Kelche der hohe Wert von Garths Karten nicht mehr zu toppen war, entschloss sich der Magister das Ass der Kelche zu Opfern und den Eremiten wieder auf die Hand zu nehmen, wie es die Fähigkeit dieser Ereigniskarte war.
Garth kassierte die Armee und Adelskarten ein und legte sie auf seinen Siegesstapel.
So begannen die beiden, abgesehen von kleineren geflüsterten Flüchen bei schlechten Karten, in einem stetigen hin und her das Spiel zu spielen und so Garths Selbstkontrolle zu schulen.

Der Magister war guter Laune, auch wenn er das Spiel ziemlich eindeutig verloren hatte. Es war ein interessantes Spiel gewesen und dennoch eine gute Übung für Garth. er war sich jedoch nicht sicher, ob der Schüler nicht irgendwie geschummelt hatte. Allzu oft schien dieser die Züge des Magisters schon zu kennen, bevor dieser sie tätigte. Hatte er die Karten doch heimlich angesehen? Oder gar Hellsichtmagie benutzt. Er wusste, dass Garth sich gerne an Karten lesen versuchte. Vielleicht hatte der Bursche auch einfach nur Glück gehabt...

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #25 am: 05. Sep 16, 08:46 »
Neuer Abschnitt: Ein einsamer Brief

Ein einfacher Brief zwischen den Dokumenten und anderen Briefen auf dem Schreibtisch des Magisters. Einzig und allein durch das einfache Siegel und die geschwungene Handschrift hebt er sich ein bisschen von den anderen ab.
Bei der Sichtung der eingangspost stieß Magister Flammbart auf genau jenen Brief. Er konnte sich nicht daran erinnern jemanden mit einer derart schönen Schrift zu kennen, schüttelte den Kopf und legte den Brief in das Fach mit den unwichtigeren Dokumenten.
Dann zog er eine kleine Taschenuhr aus der Tasche seines Wamses und stellte fest, dass es Zeit war, dass Garth zu den Übungen gehen sollte und stellte vorsorglich eine Portion des Tonikums zur Geisterstärkung bereit, um später noch arbeiten zu können, wenn Garth ausgelaugt vom Training zurück kam.
Dann überließ der Magister den Körper dem Schüler.

Garth blickte ein weiteres mal auf die Uhr des Magisters, sprang in aller Eile auf und rannte aus dem Raum zu den Übungen.

...

Die Übungen nahmen den ganzen Tag ein. Garth, von den Zauberübungen übel zugerichtet (matrixgeber waren explizit nicht erlaubt und wortzauberei lag Garth nun so gar nicht), betrat völlig ausgelaugt und fertig die Studierstube des Magisters.
Er nutzte die Zündhölzer aus seinen Gürteltaschen um die Kerzen zu entzünden, die auf dem Schreibtisch standen. Dort stand das Tonikum, welches der Magister ihm schon bereit gestellt hatte. Aber Garth hatte andere Pläne.
Er zog den Brief, den der Magister so achtlos in das Fach für unwichtige Dokumente geworfen hatte hervor und öffnete ihn.
Ohne Kraftreserven genoss der junge Schüler die kurzen Zeitspannen der Einsamkeit und gleichsam wärmte er sich an dem warmen gefühl der Freundschaft, das ihm das Schreiben gab, welches er darauf hin las, auch wenn der Inhalt ihn zwischendurch ein wenig nachdenklich werden lies.

Als er den Brief gelesen hatte, nahm Garth Schreibfeder und Tinte und verfasste ein Antwortschreiben, welches er in Ermangelung eines eigenen Siegels überlegte mit dem Siegel des Magisters zu siegeln, entschied sich jedoch dagegen und nahm stattdessen ein Geldstück aus Montralur, ein Silberstück in form des großen Wehrturms, und drückte dies in das flüssige Wachs des Umschlags.
Erst als er den Brief in den Stapel mit der ausgangspost geschoben hatte und den erhaltenen Brief in der Kerze entzündet und vollständig verbrannt hatte, trank der Schüler das vom Magister bereitgestellte Tonikum, damit dieser seine abendlichen Forschungen fortführen konnte. Diese fielen seit dem Gespräch mit der Akademieleitung ohnehin schon recht kurz aus, was dem Magister nicht schmeckte, aber er war nicht bereit das Risiko einzugehen, sich mehr ärger einzuhandeln als unbedingt nötig.

Der Magister erwachte.

Nachdem sich Chrysostomos Flammbart von der späten Uhrzeit überzeugt hatte und murrend etwas über Garth Disziplin von sich gab, machte sich der Magister eine Pfeife an und begann an der neuformulierung der Schattenwallschen Zauberformeln in Transmutationskreise als Matrixgeber - Form zu arbeiten. Feder und Zirkel kratzten dabei unablässig über das Papier. Beim späteren durchsortieren fiel dem Magister allerdings auf, dass eine Seite seiner Formeln fehlte. Hatte er sie selbst entsorgt oder hatte Garth sich schon wieder an seinen Unterlagen bedient?
Er wusste es nicht, war aber auch nicht gewillt dieser Sache noch am gleichen Tag nach zu gehen. Er brachte noch die Ausgangspost weg und begab sich bald darauf zur Ruhe.
« Letzte Änderung: 05. Sep 16, 09:19 von Noxius Armatura »

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #26 am: 12. Sep 16, 09:35 »
Einige Wochen später: ein neuer Tag ein neuer Brief

Der Akademiealltag an der Schattenwall hatte selbst für das ungleiche Gespann des Magisters und des Schülers, Garth, eine gewisse Eintönigkeit erreicht. Morgens bis in den späten Nachmittag gehörte der Körper dem Schüler, um dem Unterricht nach zu gehen, nur unterbrochen durch die wenigen Unterrichtseinheiten, die der Magister an der Akademie zu lehren Pflegte. Die Abende, nach dem Abendessen, waren dafür ganz der Arbeit des Magisters gewidmet. Denn abseits seiner Lehrtätigkeit war er immer noch Wissenschaftler und Forscher.
Außerdem musste ja jemand die Kontakte mit anderen Alchemisten zwecks Wissensaustausch pflegen, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.
Und erneut fiel dem Magister ein ihm unbekanntes Schreiben in die Finger, welches er achtlos in das Postfach für unwichtige Dokumente warf.
Garth holte eben jenen Brief am nächsten Morgen wieder aus dem Fach und fertigte viel Später, jedoch noch am gleichen Tag, ein Antwortschreiben, welches er wieder zwischen die Post des Magisters schob.
Als der Magister jedoch am folgenden Abend die Post aus dem Postausgang nahm und diese wegbringen wollte, fiel Garth Antwortschreiben aus dem Stapel mit briefen heraus.
Der Magister Zog die Augenbrauen zusammen als er den Absender und den Empfänger auf dem Umschlag las. Auch sah er mit etwas Missmut, dass Garth sich wieder an seinem Briefpapier und seinem Siegelwachs bedient hatte. Aber viel interessanter fand der Magister, dass Garth scheinbar geheimnisse vor ihm zu haben schien und diese bisher erfolgreich verborgen hatte.
Einen Augenblick war der Magister auch versucht, den Brief zu öffnen, zu lesen und anschließend wieder zu verschließen, fand diese Maßnahme jedoch für überzogen und einen zu tiefen Eingriff in die Privatsphäre des jungen Adepten. Schließlich war der Briefkontakt generell nicht verboten und vor allem zu den Partnerakademien auch nicht als riskant einzustufen.
insgeheim musste der Magister anerkennen, dass es dem Schüler bisher sehr erfolgreich gelungen war sein kleines Briefgeheimnis vor ihm zu verbergen, nahm sich jedoch vor von nun an die Briefe, die er erhielt genauer zu prüfen.
Also steckte der Magister den Brief von Garth wieder zwischen seine Briefe und setzte seinen Weg fort.

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Re: Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #27 am: 17. Okt 16, 16:09 »
Die Rückkehr von Tremoria


Garth stapfte mit einem Teil seines Gepäcks in den Raum des Magisters. Die beiden waren nun einige Wochen weg gewesen und die Arbeit war natürlich liegen geblieben. Neugierig und in aller Eile stellte Garth die Sachen, die er für den Magister mitgeschleppt hatte auf einem der Schülertische direkt am Eingang ab und eilte die Treppe hinauf, um den Briefestapel auf dem Schreibtisch nach einem bestimmten Brief zu durchsuchen.
Schon kurze zeit später hielt er ihn in Händen. Wie immer in einer feinen Schrift und auf sauberem Papier geschrieben.
In seiner Freude vergaß Garth jegliche Vorsichtsmaßnahmen und riss den Brief auf, um ihn zu lesen.
Erst als er ein paar Zeilen überflogen hatte fiel ihm ein, dass er den Magister dieses mal nicht ausgesperrt hatte. Auf eine gewisse Art beunruhigte es ihn, dem Magister nun sein Seelenleben so offen darzulegen. Andererseits hatte sich durch die Reise und das gemeinsame Kämpfen auch ein wenig verändert, hatte er doch in der Schlacht gegen die Untoten in einer Art Symbiose mit dem Magister gestanden und gekämpft. War es nicht genau das, was Magister Kadegar Magister Flammbart gesagt hatte, also sie vor einiger Zeit in der Kutsche Richtung Fanada saßen? Etwas finden, wo wir intuitiv miteinander kommunizieren? War es das, was er meinte?
Garth griff nach der Feder und holte ein Blatt Papier hervor.
Er ließ seine Worte in das Papier fließen und schrieb einen langen Antwortbrief in dem er alles schrieb, was ihn aktuell bewegte.
Anschließend verschloss er den Umschlag mit einem tropfen Siegelwachs, den er mit einer engonischen Münze siegelte, sodass ein Negativ der Münze auf dem Wachs zurückblieb.
Dann legte er den Brief offen in den Postausgang und begann die Sachen für den Magister in die Schränke zu räumen.

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Antw:Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #28 am: 15. Nov 16, 13:17 »
Nach den Vorkommnissen im Lavinia-Spital (Inquisition 2)

Die Räumlichkeiten des Magisters wurden seinen Vorgaben gemäß umgebaut. Die Schülertische wurden vorerst aus dem Raum entfernt, da der Magister jegliche Lehrtätigkeit vorerst einstellen musste, stattdessen wurde sein Bett in den Raum gebracht und ein weiterer Tisch und drei Stühle aufgebaut, an dem er saß, wenn er nicht schlief oder an seiner Forschung arbeitete.
Der versteinerte Magister wurde vor einigen Tagen eingeliefert, entsteinert und mit zwei Infusionen dauerversorgt, die seinen Körper am leben erhalten sollten und seine Seele mit genug Kraft versorgen sollten um durchgängig arbeiten zu können, wenn er wach war. Nur in den Pausen konnte man mit Garth kommunizieren, doch auch dieser war sich der verschärften Situation bewusst und erpicht darauf eine Lösung zu finden.
Zu der ohnehin vorhandenen Lehrtafel wurden zwei weitere Tafeln in den hinteren Bereich des Raumes gestellt, die so zu dritt eine große, leicht diagonal gebeugte Tafel ergaben, sodass man, selbst wenn man nah an den Tafeln stand noch alle Informationen lesen und auswerten konnte.
Der Magister lies sich das Essen auf die Studierstube bringen und verlies die Räume nur noch selten. Fieberhaft brütete er über den dicken Wälzern, die er sein eigen nannte und oft lies er sich weitere Bücher aus der Bibliothek bringen, die zum Teil für die Schüler unter Verschluss standen.
Die Formeln an den Tafeln wurden stetig Komplexer und Besuch empfing der Magister nur selten und auch nur, wenn es sich nicht vermeiden lies. Neben der Akademieleitung empfing Flammbart auch lediglich Besucher, die mindestens einen Meistergrad hatten und meist nicht mal die. Lyra und Kadegar wurde erlaubt die Rissbildung im Astralkörper des Magisters und mögliche Gesundheitsschäden einer dauerhaften Exposition der Tinkturen, die der Magister sich zubereiten lies zu untersuchen.
Unter den Schülern begann man zu munkeln, ob der Magister vollends den Verstand verloren hat oder ob er in seinem Raum eingesperrt worden war, weil man ihn für eine Gefahr hielt. Die Gerüchte wurden immer kurioser und mussten alsbald von den Lehrern der Akademie vollständig unterbunden werden um nicht letztendlich zu einer Rufschädigung der Akademie zu werden, wenn diese übertriebenen Gerüchte an die Öffentlichkeit gelangen sollten. Das Reden über den Gesundheitsstatus des Magisters außerhalb der Akademie wurde von höchster Stelle mit schweren Strafen verhangen und keiner wagte es darauf hin, die eigene Ausbildung an der Akademie deswegen zu riskieren.
Die Türe zur Studierstube war von innen verschlossen und verriegelt. Manchmal antwortete der Magister nicht mal auf heftiges Klopfen und Rufen.

Offline Noxius Armatura

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Antw:Studierstube von Magister Flammbart
« Antwort #29 am: 21. Nov 16, 11:03 »
Tag und Nacht waren schon bald keine fest greifbare Größe mehr für den Magister, der ohne Fenster und den Außenkontakt so lange zu arbeiten pflegte, bis sein Körper die Ruhe brauchte und er sich schlafen legen musste. Stetig gestärkt und regeneriert durch die Infusionen, vergaß er zeitweise über Tage hinweg zu essen und zu trinken, während er stetig vor sich hin murmelnd die Bücher wälzte und seine Erkenntnisse auf zahllosen Seiten Papier und auf den Tafeln notierte.
Aus dem anfänglich chaotischen Tafelbild ergab sich auch für ein geschultes Auge erst nach einiger Zeit des Einlesens in die Materie ein Sinn hinter den lückenhaften Informationen, die der Magister sammelte. Hierbei zog dieser offenbar alle ihm zur verfügung stehenden Quellen zu rate. Es fanden sich sowohl Hermetisch-Magische, als auch Schamanische, Druidische und Hexische Seelen- und Geistertheorien an der Tafel wieder, genauso wie einige Informationen zu Göttlichen, Dämonischen und Totenbeschwörer Thesen. Auch einige Formeln aus der eigenen Forschung des Magisters fanden sich an der Tafel wieder. So auch die zur Bindung einer Seele über das Blut an einen Gegenstand oder einen fremden Körper. Da er auf diesem Weg an den Körper des Schülers gebunden wurde, schien dies der für ihn beste Ansatz zu sein um als Schnittstelle für andere Magie zu dienen
Doch wirkliche Fortschritte kamen nur schleppend. Wesentlich häufiger kam es vor, dass man hinter den verschlossenen Türen lautes Zetern und Fluchen hörte oder dass der Magister gar nicht auf Klopfen reagierte, während er in seinem Lehrersessel saß, Pfeife rauchte und missmutig auf die Notizen seiner nächsten wissenschaftlichen Sackgasse starrte, die er in den letzten Tagen konstruiert hatte und vermutlich bald schon frustriert verwerfen würde.

Eine Sache war jedoch jetzt schon klar. Er musste eine Lösung finden, denn bereits zu diesem Zeitpunkt war eine Trennung der beiden Seelen unmöglich. Somit schied die Option, die der Magister bis zuletzt als eine der besseren betrachtet hatte, komplett aus. Die beiden Seelen waren zu lange in ein und demselben Körper gewesen und hatten bereits begonnen sich zu verbinden. Dies hatte zuletzt dazu geführt, dass der Körper versuchte, die scheinbar inkompatible Seele abzustoßen. Und damit verbunden das Blut, an dass sie ja gebunden war. Mit dem Tod des einen ist auch der Tod des anderen unausweichlich.

Körperlich setzte trotz der hervorragenden Behandlung durch die Alchemisten und Heilbefähigten der Akademie ein langsamer Verfall des Körpers ein. stetig bildeten sich neue, nässende Wunden an seinem Körper, die nur schwer heilten und mit Heilsalben und Zaubern behandelt werden mussten, wo die Regeneration des eigenen Körpers versagte. Um den Körper nicht gegen jegliche Heilkunst und Alchemie zu immunisieren musste sowohl die Art der Heilung als auch die Infusion in regelmäßigen Abständen durch eine Alternative ersetzt werden. Hierbei lies sich der Magister auch auf Versuche mit neuentdeckten, teils unerprobten Mischungen ein, was die Akademieleitung nur ungern zuließ, da das Wissen und die Erfahrung des Magisters von unschätzbarem Wert für die Schattenwall war und die speziellen Begabungen des Schülers sich vielleicht noch als nützlich erweisen könnten, zumal die andere Option den sicheren Verlust eben jener Erfahrungen und des Wissens darstellen würde.
So kamen alsbald zu den Infusionen immer wieder neue Bandagierungen an den Körperstellen, wo die Haut aufplatzte und das Blut aus dem Körper sickerte, während der Magister fieberhaft an einer Lösung für das Problem arbeitete.