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Autor Thema: Suche nach Antworten - Tormentor-Tempel in Port Valkenstein  (Gelesen 16027 mal)

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Offline Akela

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An einem Abend während ihrer Reise nach Port Valkenstein nutzte Sasha die freie Zeit, um im Tempel zu beten.
Maugrim war schon seit etwa einem Stundenglas vor dem riesigen Thron aus schwarzem Stein in eine tiefe Meditation versunken. Er bereitete sich mental auf die Reise nach Weißenthurm vor – und auf die damit verbundenen Prüfungen.

Sasha lies ihren Blick für einen kurzen Augenblick auf ihrem Seelenbruder ruhen, dann machte sie sich auf zu einem der anderen Flügel des Tempels.
Allerdings nicht zu dem, der Askar geweiht war.
Kurz zögerte sie, die Schwelle zu überschreiten, dann aber betrat sie den Flügel, dessen Eingang von zwei aufrecht stehenden Wolfsstatuen flankiert wurde.
In der Mitte des kreisrunden Raumes befand sich abermals eine Wolfsstatue, den Kopf in einem zornigen Heulen zur Raumdecke empor gereckt.
Dies war der Teil des Tempels, der Tior geweiht war.

Die Wolfselfe kniete in der Nähe der Statue nieder, vor dem niedrigen Becken aus Messing, dass davor im Boden eingelassen war. Dunkelbraune Spuren verrieten, dass schon viele Gläubige hier ihr Blut vergossen hatten.

Nachdenklich blickte sie die Statue an. Lange hatte sie überlegt, warum Tior diese eine Entscheidung getroffen hatte. Warum er den Priester, der quasi im Alleingang den neuen Weg begründet und damit eine neue Ära des Glaubens an Tior erschuf, verlassen hatte.

Vielleicht gab es dafür keine wirkliche Antwort. Vielleicht würde sie auch alles andere als angenehm sein...doch Sasha war sich sicher, dass sie es  zumindest versuchen musste.
Seit dem Tag an dem die drei Wolfsgötter das Band zwischen ihren Klerikern geknüpft hatten, gab es für sie auch eine Verbindung zu Tormentor und Tior.
Nicht zu vergleichen mit ihrer Bindung zu Askar. Doch sie war immer deutlich vorhanden.

Und was noch wichtiger war: sie war an jenem verhängnissvollen Tag in dem Spital der Lavinia nicht abgerissen.

Nachdem sie sich eine etwas bequemere Position gesucht hatte, zog Sasha ihren Dolch aus der Halterung am Gürtel. Sie warf noch einen Blick zu der Statue hoch, biss die Zähne zusammen und zog sie sich die Klinge durch die linke Handfläche.
Blut quoll aus dem Schnitt hervor, sie ballte die Hand zur Faust und ließ die rote Flüssigkeit in die Messingschale tropfen.
Dann langte sie abermals an ihren Gürtel und ergriff den in Silberdraht eingefassten zerbrochenen Obsidian, den Kassos ihr vor Jahren geschenkt hatte mit der blutigen Linken.

Sie schloss die Augen, ließ ihre Atemzüge langsamer und tiefer werden, bis sich auch ihr Herzschlag verlangsamte. Vorsichtig senkte sie ihre mentalen Schilde, wohl wissend, dass Maugrim selbst in der tiefsten Meditation auf sie aufpassen würde.

„Tior, Herr von Blut und Feuer, Herr des Krieges und der Ehre, höre mich an.
Gewähre mir Einsicht in dein Handeln, lass mich in deinen Flammen die Wahrheit erkennen unter deinem gestrengen Blick.
Ich bitte dich, oh Flammender, erhelle meinen Geist.“


 
Sasha Timberlore Schattenwolf
1. Paladin Askars

Offline Akela

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Zuerst geschah...nichts.
Dann plötzlich war es, als würde die Temperatur im Raum drastisch ansteigen, ein brennender Schmerz breitete sich von dem Schnitt in ihrer Hand in ihren ganzen Körper aus und dann....war sie plötzlich woanders.

Verwirrt blinzelte Sasha in die Vollmondstrahlen, die durch die sich im Wind bewegenden Äste der Bäume um sie herum ein Lichterspiel auf den Waldboden malten.
Langsam stand sie auf und blickte sich um. Die Vision war so real, als könnte sie die Baumstämme anfassen und das feuchte Laub auf dem Boden riechen.

Und genauso real waren die beiden in einen blutigen Kampf verstrickten Gestalten mitten auf der Lichtung.
Kassos trug nur seinen Kampfrock, er war auf einer rituellen Jagd. Sein Gegner überragte ihn um mindestens einen Schritt, es war eine furchtbar anzusehende Bestie, halb Mensch und halb....die andere Hälfte mochte einmal ein Wolf gewesen sein. Der wolfsähnliche Kopf war mit zerlumptem grauen Fell bedeckt, grünlicher Geifer tropfte aus dem Maul des Wesens und die Augen sprühten vor Hass und Mordlust. Ein Albtraum aus einem Mann und einem Wolf.

Der Kampf war in einer Pattsituation gefangen, Sasha konnte die gurgelnde Stimme des verzerrten Mannwolfes hören, als würde er direkt neben ihr stehen.
„Hier siehst du deine Zukunft, Bestie!“
Und sie konnte das Entsetzen des Priester Tiors fühlen als wäre es ihr eigenes. Seine tiefste und dunkelste Angst.

Die Wolfselfe erkannte die Szenerie...damals in Pandor, auf einem der unzähligen Umwege auf der Reise ins ewige Eis. Sie war selbst nicht dabei gewesen, doch genau diesen Kampf hatte Kassos ausgefochten:

http://larpverein.de/forum/index.php/topic,5093.msg129615.html#msg129615
Sasha Timberlore Schattenwolf
1. Paladin Askars

Offline Akela

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Als der Priester die albtraumhafte Gestalt endlich erlegt hatte, änderte sich schlagartig die Szene und raubte Sasha den Atem.

Sie stand wieder in einem Wald in einer Vollmondnacht. Doch dieser Wald war dichter und ließ kaum Mondlicht bis zum Boden durch.
Wieder schaute die Wolfselfe sich um, fast schon neugierig darauf, was Tior ihr diesmal zeigen wollte.
Sie hatte sich kaum einmal um sich selbst gedreht, als etwas mit lautem Rascheln aus dem Unterholz brach und sich auf sie stürzte.
Sasha wurde zu Boden gerissen und rollte sich gerade noch zur Seite, als eine mächtige Klaue den Waldboden an der Stelle aufriss, wo sie zu Boden gegangen war.
Ein übler Gestank erfüllte ihre Nase, eine Mischung aus Fäulnis und Verderbtheit, als sie versuchte sich aufzurichten und ihren Gegner mit dem Blick zu erfassen.

Über ihr stand ein Mannwolf. Ähnlich dem in der ersten Vision.

Das Fleisch des mächtigen Wolfsschädels war an einigen Stellen schon verrottet und man konnte den bleichen Knochen hindurch schimmern sehen, das Fell hing in verwesenden Fetzen herunter. Die Reißzähne waren braun verfärbt und der Geifer troff grünlich aus dem weit geöffneten Maul.
Aber der Anblick, der sich wahrscheinlich für immer in Sashas Seele einbrennen würde, waren die Augen der Bestie.

Die Augen von Kassos.

Die Zeit schien für einen Augenblick stillzustehen, die Szenerie fror ein. Selbst die Bäume erstarrten.
Nichts bewegte sich.
Und in Sashas Kopf ertönte eine tiefe grollende Stimme, die ihr nicht unbekannt war.


Sei gegrüßt, Dienerin meines Bruderwolfes Askar.

Du hast gefragt...hier ist meine Antwort.
Ich habe den, der sich Kassos nennt, nicht verstoßen. Ich musste mich von ihm abwenden, denn seine Zukunft in meinen Diensten ist düster und verdorben und hat nichts mit Ehre zu tun.

Er hat alles gegeben um den neuen Glauben zu verbreiten...und er war dabei sich selbst aufzugeben, den Teil, der ihn ausmacht, den menschlichen.
Sein Lebensweg war nicht immer gradlinig und er hat Entscheidungen getroffen, die ihn viel gekostet haben.
Ist dir aufgefallen, dass er schon seit vielen Monden nicht mehr mit meinem Namen auf den Lippen in den Kampf gezogen ist?

Der Priester in ihm ist völlig ausgebrannt, Paladin. Bleiben würde nur das, was du gesehen hast.
Und der einzige Weg, der mir offen blieb, um ihm für seine Treue zu danken, war dieser.




Die Szenerie erwachte aus ihrer unwirklichen Starre, mit einem weder menschlich noch wölfisch zu nennenden Schrei warf sich der riesige verottende Mannwolf auf die Wolfselfe.



...und Sasha fand sich in dem runden Tior-geweihten Tempelraum im Tormentor-Tempel in Port Valkenstein wieder, den zerbrochenen Obsidian immer noch mit der linken Hand umklammernd.

Maugrim kniete neben ihr und sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Was war das denn...?“

*Sasha hatte zuerst Mühe, den Tormentor-Priester mit ihrem Blick zu fixieren, dann atmete sie einmal tief durch.*

„Das....war eine Antwort.“
Sasha Timberlore Schattenwolf
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