Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

Im Tempel der Jeldriken, im Frühsommer 268 n.J.

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Vanion:
Die Handlung findet vor der letzten Taverne am Wegkreuz statt.

Vanion und Arienne stiegen die Stufen empor, die zu dem imposanten Gebäudekomplex führten, zur Ordensburg der Jeldriken. Das geschwungene Tor stand offen, und sie waren nicht die einzigen Besucher an diesem sonnigen Tag. Im Innenhof der Tempelanlage schritten sie an Bürgern der Stadt vorbei, die einfach ihre Gebete an Jeldrik oder an einen der Sechs richten wollten, denn der Orden verehrte das vollständige Pantheon. Vanion und Arienne lenkten ihre Schritte gradeaus durch den Hof. In den Säulengängen zu ihrer Rechten und Linken waren Ordensmitglieder zu sehen, die sie neugierig beäugten. Überall sah man das charakteristische Blau und Gelb. Ein weiteres hohes Tor stand offen vor dem Ritter und seiner Begleiterin, und als sie es durchschritten, mussten die beiden Caldrier zunächst innehalten. Draußen mochte die helle Sonne strahlen, hier drinnen war es jedoch recht dunkel, und sie brauchten einen Moment, bis ihre Augen sich an die neuen Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.

Vanion sah sich um. In das hohe Gemäuer zu seiner Linken waren Nischen eingelassen, in denen Statuen standen. Jede präsentierte eine Heiligenfigur eines engonischen Gottes, und in den Rundbogen über der Nische waren die Leitsprüche der Jeldriken eingemeißelt worden. Treu ergeben seiner geheiligten kaiserlichen Majestät Jeldrik stand über einem Bildnis eines Alamar-Heiligen, Stets für Barmherzigkeit und Frieden über der Statue einer Mutter, die ihr Kind liebevoll und schützend im Arm hielt.
Vanion runzelte unwillkürlich die Stirn, als er sich der Nische näherte, in der ein buckliger König mit vielen Kronen dargestellt war. Wisse um deine Dämonen. Wachse über sie hinaus. Auch das gehörte zur Doktrin dieses Ordens.

Die beiden hätten noch viel Zeit in dieser Halle verbringen können und ihnen wäre nicht langweilig geworden. Die Ornamente, Bilder, ausgestellten Bücher, aber auch die einzelnen Heiligenfiguren hätten ihnen viel über die Geschichte der Jeldriken, Engonias und des Landes verraten können. Aber ihr Ziel war ein Nebenraum. Dort saß an einem dunklen Sekretär eine ältere Frau. Sie trug ein schlichtes Gewand, das nichts über ihren Stand verriert, aber die muskulösen Arme und die knotigen Hände ließen vermuten, dass sie eine Ordensschwester war und wahrscheinlich Ritterwürden trug. 

Engonien NSC:
Der Nebenraum war zwar im Vergleich zur Haupthalle klein, aber für sich genommen doch recht groß. In die hohe, gerundete Decke waren Reliefs eingearbeitet, eine Geschichte wurde dort erzählt, und das Licht der Fackeln, die in gusseisernen Halterungen an der Wand hingen, warf flackernde Schatten, die dem Kunstwerk Leben einhauchten. Hinter der Ordensritterin, denn nichts anderes war die Frau, gab es eine dunkle, schwere Tür, mit Eisenbeschlägen versehen. Eine dicke Kette hielt einen Riegel fest, und ein ebenso dickes Schloss hielt alles an Ort und stelle.

"Ich heiße euch willkommen in den Hallen Jeldriks, Herr Ritter. Maria von Eichental bin ich, und zu mir kommt jeder, der die Schriften unseres Ordens studieren will."
An ihrem rituellen Tonfall erkannte Vanion, dass die Ritterin eine bestimmte Antwort erwartete.

Arienne:
Arienne folgte Vanion schweigend und beeindruckt vorbei an den Statuen in den Nischen. Alles war größer und imposanter als sie es von zuhause kannte.

Als Vanion nach dem Betrachten des buckligen Mannes seinen Weg zielgerichtet zum Nebenraum lenkte, ließ sie ihn vorgehen und hielt sich seitlich hinter dem Ritterm als dieser, den Raum betrat.

Bis hierhin war sie nicht gekommen."Ich war wohl etwas zu übereifrig... Und eine passende Antwort auf die Frage der Ordensritterin hätte ich sowieso nicht gehabt." dachte die junge Frau und wartete still aber aufmerksam auf die Reaktion des Ritters.

Vanion:
Vanion kannte die Losung nicht, die Maria zu erwarten schien, aber er ließ sich nicht verunsichern. Er suchte ihren Blick.
"Jeldrik zum Gruße, Ritterin von Eichental! Ich bin Vanion Bachlauf, aus Roquefort, und mit mir ist Arienne von Mühlenbruch gekommen. Wir bitten um Einlass in die Archive des Ordens."

Engonien NSC:
"Ihr wisst so gut wie jeder, Herr Ritter, dass die Archive des Ordens nur Jeldriken offen stehen. Und mit Verlaub, Chevalier, Ihr seid keiner."
Ihr Tonfall war freundlich, aber bestimmt. Maria hatte schon viele Frauen und Männer abgewiesen, und der Ritter vor ihr würde nicht der letzte sein. Während sie auf seine Antwort wartete, musterte sie den in Blau und Weiß gekleideten Mann vor ihr genauer. Ihr Blick blieb an seinem Schwertknauf hängen, an dem sie ein blau und gelb geflochtenes Band erkennen konnte, und eine Erinnerung stieg in ihr auf. Bachlauf...

Plötzlich richtete Maria sich auf, straffte die Schultern und sagte in einem überraschend kalten Ton:
"Ich erinnere mich an einen Knappen, der vor einigen Jahren diese Hallen betrat, mit einem blauen und gelben Wappenrock in den Händen. An dem Wappenrock war braunes, krustiges Blut, und das einst prachtvolle Stück war zerschlitzt und aufgerissen."

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