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Die Gebiete in Caldrien => Das Caldrische Imperium => Thema gestartet von: Lilac am 18. Mär 20, 17:30

Titel: Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 18. Mär 20, 17:30
Fleur stemmte die Hände in ihren Rücken und streckte sich. Der große Wäschekorb aus geflochtener Weide war endlich leer - blendend hell schwangen die Laken im Wind an der Leine. Die Sonne schien von einem mit kleinen Wölkchen besetzten Himmel und es war sehr warm für diese Jahreszeit. Überall hatte ein vorwitziger Frühling Einzug gehalten - die Vögel bauten ihre Nester oder brüteten gar schon, das Umland wurde täglich grüner, die Tiere begannen, ihr Winterfell zu verlieren und Mathilde und Soeur Alexane hatten eine Erkältung nach der nächsten zu behandeln, weil die Leute meinten, auch sie bräuchten ihre warme Kleidung nicht mehr.
Im Garten zeigten sich die ersten Frühlingsblumen und in allen Lebewesen wuchs der Drang, hinaus zu gehen und aktiv zu werden.
Nach einigen sehr regnerischen und kalten Tagen konnte man nun überall Angehörige der Burg sehen, die ihre Tätigkeiten nach draußen verlagerten. Endlich wieder Sonnenlicht und Wärme!

Und so genoss auch Fleur die lebensspendenden Strahlen auf dem Gesicht, als sie einen Moment innehielt und mit geschlossenen Augen da stand.

Dann seufzte sie wohlig, senkte ihr Haupt etwas, damit sie nicht geblendet würde, öffnete die Augen und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder ihrer Arbeit zu. Sie schnappte sich den leeren Wäschekorb und warf einen letzten prüfenden Blick auf die Laken an der Leine. Als sie sich vergewissert hatte, dass die hölzernen Klemmen dem Wind trotzen und die Stoffe nicht loslassen würden, wandte sie sich um und ging zurück zum Haupthaus. Dort wartete noch einiges an Wäsche auf sie...
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 18. Mär 20, 21:17
"Salut, Fleur!"
rief Ivette ihr zu. Die Küchenmagd hatte sich ein sonniges Plätzchen gesucht und putzte den ersten Rhabarber der Saison. Sie würde einen Teil direkt für Liköre benutzen, einen Teil zu Marmeladen verarbeiten und sogar Seifen damit sieden, wusste sie doch, dass Madame den Geruch besonders mochte und sich gerne damit parfümierte.
Während Maître Gustav unzweifelhaft über alle Küchen Goldbachs herrschte, so hatte er kein Händchen für Süßspeisen und ließ Ivette in Ruhe schalten und walten.
Na ja, fast in Ruhe.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 18. Mär 20, 21:30
"Salut, Ivette!", grüßte Fleur zurück.
Auf ihrem Weg ins Haus machte die Wäschemagd einen Schlenker und kam lächelnd auf die andere Frau zu.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 18. Mär 20, 21:32
"Tu vas bien?"
fragte Ivette lächelnd und versuchte sich eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht zu pusten.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 18. Mär 20, 21:56
"Oui, merci.", antwortete Fleur.
Sie nickte zu dem Wäschekorb, den sie sich zwischen Hüfte und Arm eingeklemmt hatte.
"Das gutö Wättär kommt genau zur reschtön Zeit. Isch 'abö schon zwei von diesön Körbän voll fertig... und mindestöns ein drittär wartöt obän noch auf misch..."
Ihr Blick fiel auf die Rhabarber-Stangen.
"Und isch se'ö, du bist auch sähr fleissisch..."
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 19. Mär 20, 18:17
"Oh, oui! Madame liebt Rhabarber und den Duft davon. Die erste Ernte ist meistens noch sehr sauer, aber ich kann sie zu Marmeladen einkochen und Liköre ansetzen und vor allem Seife sieden. Bald kommen die ersten Erdbeeren und dann setze ich Rumtopf an und..."
sie unterbrach sich selbst grinsend:
"Wenn du nicht aufpasst, quatsche ich dir die Ohren voll mit allem was ich dieses Jahr ausprobieren will. Sofern Madame nicht wieder eine Abordnung in die Streitlande schickt... möchtest du mir helfen und ein wenig die Sonne genießen?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 22. Mär 20, 11:02
Fleur lächelte und nickte.
"Isch denkö, isch kann einö Weilö zu dir kommän. Das Wetter wird wohl gut bleibön und die Wäschö läuft mir nischt weg..."
Sie stellte den leeren Wäschekorb zur Seite und setzte sich neben Ivette.
Kurze Zeit später hatte Fleur selbst einen kleinen Stapel Rhabarber neben sich und putzte den Felddreck von den grün-purpurnen Stangen...

Natürlich wusste sie um die Vorliebe ihrer Herrin für dieses Gewächs. Auch wenn sie selbst ihm nicht viel abgewinnen konnte (ihr behagte der Geschmack nicht wirklich), freute sie sich, dass Madame und auch die anderen bald die Vorzüge des Rhabarbers genieße konnten.

"Aaach, isch bin so froh, dass där Frühling kommt! Demnächst gibt es endlisch wiedär anderö Sachön auf den Plattön, als Kohlgemüse und Kürbis..."

Es war Jammern auf hohem Niveau, und Fleur wusste das auch. Ihr war bewusst, dass viele Leute zum Ende des Winters hin darben mussten, wenn die Vorräte aufgebraucht waren und es noch keine neuen Feldfrüchte zu ernten gab.
Doch zum Glück wusste man auf Goldbach sehr gut, wie man kalkulieren und haushalten musste, um die Bewohner der Burg bis zum Frühjahr gut versorgen zu können...
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 24. Mär 20, 19:15
"Oui. So großartig der Maître auch kocht, nach drei Monaten Kohleintopf hängt er wohl jedem zum Halse raus. Auch wenn er sich mit dem Cassoulet vorgestern selbst übertroffen hat."
schwärmte Ivette.
Sie brachte das schmutzige Wasser weg und kam mit einem sauberen Tiegel zurück in das der Rhabarber reingeschnipelt wurde. Die beiden arbeiteten einträchtig nebeneinander, bis Ivette das Schweigen wieder brach:
"Wie geht es Madame?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 28. Mär 20, 16:13
Fleur dachte einen Moment darüber nach, was sie sagen sollte, während sie den Rhabarber schnitt.
"An sisch geht es Madame derzeit ganz gut. Abär isch glaubö, sie wartöt sehnsüschtisch auf eine Nachrischt von einöm gewissön 'errön...", sagte sie schließlich etwas vage, wandte den Kopf zu Ivette und verzog das Gesicht zu einer bedeutungsvollen, besorgten Miene.
Sie rief sich die vielen Momente in den letzten Wochen ins Gedächtnis, in denen die Baronin hoffnungsvoll nach neuen Botschaften gefragt hatte...
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 28. Mär 20, 21:01
"Aaaaaah!"
meinte Ivette verständnisvoll.
"Ich glaube ich weiß was du meinst. Ich habe mir von Gregoire von Krajn und dem Fürsten erzählen lassen... und die Sache mit der Insel! Hast du schon davon gehört?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 29. Mär 20, 13:55
Als Ivette das Wort "Insel" aussprach, zogen über Fleurs Miene diverse Grimassen und sie wurde rot. Ob aus Wut oder Scham, konnte man nicht wirklich erkennen.
"Oh ja! DAVON 'abö isch ge'ört!"
Sie malträtierte den Rhabarber mit dem Messer - ihre Bewegungen waren auf einmal deutlich zackiger...
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 29. Mär 20, 14:21
Ivette sah sie etwas überrascht an:
„Nanu? Was hast du denn gehört, was dich so in Wallung versetzt?“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 29. Mär 20, 14:33
Fleur brummelte zunächst etwas unverständliches, dann platzte es aus ihr heraus:
"Ein Kuss! Madame solltö mit einöm Kuss...! Was bildöt sisch diesär... diesär... "
Die Wäschemagd senkte die fuchtelnde Hand mit dem Messer um Beherrschung ringend in den Schoß und atmete gezielt ein paar Male tief ein und aus.
"... diesär... Mensch(!) eigöntlisch ein?!?"

Vor ihrem geistigen Auge sah sie einen Edelmann mit dem Gesicht des Knechtes Pierre, der frech grinsend dieses Schriftstück verfasste...
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 29. Mär 20, 15:04
Ivette sah etwas überrumpelt aus, sie hatte das ganze nicht so schlimm gefunden, eher... neckisch?
„Öhm... meinst du wirklich, dass war böse oder herablassend gemeint? Ich meine, er hat gehört, dass Madame gerne die Sommerfrische genießt und schenkt ihr eine Insel! Überlege mal, das ist soooo großzügig! Ich glaube das mit dem Kuss ist eher ein wenig schelmisch gemeint... oder?“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 29. Mär 20, 15:12
"Bösä odär 'erablassönd? Non, isch denke, das war einfach nur fresch!"
Erneut fuchtelte Fleur mit dem Messer in der einen und einer Stange Rhabarber in der anderen Hand herum, bis sie es selbst bemerkte und sich innerlich wieder zur Ruhe gemahnte.
Weniger erregt gestikulierend sagte sie:
"Natürlisch ist es einö sähr großzügigö Gestö. Einö ganzö Insöl! Unglaublisch..."
Die Wäschemagd schüttelte den Kopf.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 17. Apr 20, 13:16
Francois hatte den Weg von La Follye schnell hinter sich gebracht und Burg Goldbach bereits in Sichtweite. Er stieg ab um den Rest der Strecke zu Fuss zurück zu legen.
Als er die Brücke zum Haupttor überschritten hatte hielt er kunz an und legte die Hand an das Gemäuer, wie um einen alten Freund  zu begrüßen. Mit den Torwachen hielt er einen kurzen Plausch und begab sich dann auf den Hof.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 19. Apr 20, 15:11
Ivette musste lachen als sie Fleur so erregt sah und brachte sich und den Tonkrug mit dem bereits geschnittenen Rhabarber in Sicherheit.
"Vielleicht ist es ganz gut, wenn der Zukünftige von Madam ein wenig frech und informell ist? Sie muss immer so viel Gute Miene zu höfischem Spiel machen, da wäre es doch gut, wenn sie das nicht auch in ihrem Schlafgemach machen müsste, n'est pas?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 20. Apr 20, 15:57
Als er die beiden Mägde sah, band er Traveller an und begab sich zu ihnen.
„ Salut, was gibt es denn?“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 21. Apr 20, 11:42
Fleur wurde knallrot, als sie sich vorstellte, wie Madame im Schlafgemach die Ernstigkeit verlor.
Sie setzte zu sprechen an, aber es kam kein Ton von ihren Lippen.
Dann brach sie in schallendes Gelächter aus, was umso verstörender war, als dass man sie selten derart ungehemmt ihre Gefühle zum Ausdruck bringen sah.
Das Messer fiel in ihren Schoß und sie versteckte ihr Gesicht hinter den Händen, aber das verräterische Glitzern von Lachtränen hatte sie nicht schnell genug verbergen können.
Dergestalt im Lach-Flash gefangen, bemerkte sie Francois gar nicht...
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Jelena am 26. Apr 20, 13:24
Als er die beiden Mägde sah, band er Traveller an und begab sich zu ihnen.
„ Salut, was gibt es denn?“

"Francois! Oh wie schön!"
Ivette legte alles beiseite und sprang auf um dem Mann vor sich eine Umarmung zu geben.
"Du warst so lange fort, geht es dir gut?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 26. Apr 20, 14:53
„Es ist schön wieder zuhause zu sein. Es geht mir gut, aber die Reise war tatsächlich anstrengend...“

Francois lies den Blick schweifen „Also, was gibt es hier?“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Lilac am 05. Mai 20, 12:13
Fleur blickte überrascht auf und gab sich dann alle Mühe, nicht breit zu grinsen, als sie Ivette aufspringen und den Waibel dergestalt begrüßen sah. Sie senkte den Kopf, um ihr Schmunzeln zu verbergen.
Als sie sich wieder unter Kontrolle hatte, hob sie den Blick und lächelte Francois an.
"Bienvenue, Francois! Du 'ast nischts spektakulärös verpasst, denkö isch.",
hieß sie den Mann willkommen.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 12. Mai 20, 10:15
„Alors, dann ist ja gut. Ich werde wohl einmal sehen, was die anderen so zu erzählen haben. Bis später ihr zwei.“

Francois begab sich auf die Schreibstube um sich zurück zu melden. Er wechselte mit dem Fähnrich einige Sätze über die vergangenen Wochen, es war nichts besonderes passiert. Doch wäre ein Brief von der Isle de la Ciel angekommen... er läge „oben“.

Da er auf etwas in der Art lange gewartet hatte, begab der Sergeant sich umgehend auf seine Stube. Er öffnete das Schreiben, welches ein Siegel der Witte-Priester trug. An ihm festgebunden befand sich ein Brief, den er selbst Anfang des Jahres verschickt hatte, ungeöffnet...
„Merkwürdig...“

Er las die Worte, die in dem Brief standen und konnte sie nicht so ganz deuten.Doch zwei der Aussagen trafen ihn hart...

„Ich muss mit Eponine reden...“ damit verlies er seine Stube und begab sich auf die Suche nach Mademoiselle de Chiragan.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Eponine am 14. Mai 20, 16:44
Endlich ein paar warme Tage und noch dazu welche, die man zu Hause in Goldbach genießen konnte, anstatt auf irgendeiner wahlweise verschneiten, schlammigen oder staubigen Strasse. Eponine hatte sich wie die meisten Mitglieder des Hauses einen sonnigen Platz gesucht und war in einem windgeschützten Mauerwinkels in ein Buch vertieft.

Zum Glück hatte sie von dem Gespräch im Hof nichts mitbekommen, ansonsten hätte sie jetzt auch einen sehr ähnlichen Erstickungsanfall bekommen wie Fleur - zusätzlich zu den Bildern im Kopf, die man nie wieder loswurde. Nie wieder!!
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 21. Mai 20, 17:29
Francois bog um die Ecke und fand Eponine vollkommen vertieft in ihre Lektüre.

„Mademoiselle... ich brauch eure Meinung und euren Rat... und dann brauche ich euch bei Madame.“

Den fragenden Blick quittierte er damit, dass er ihr das Papier hinhielt.
„Lest selbst. Und ähm... pardon dass ich euch erschreckt habe...“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Eponine am 28. Mai 20, 20:44
Tatsächlich schreckte Eponine etwas verwirrt von ihrem Buch hoch und brauchte einen Moment, um ihre Umgebung und den Sergeanten einzunorden.
Noch immer etwas perplex nahm sie das angereichte Papier und entfaltete das Schreiben. Was gab es denn, wobei Francois Rat brauchte? War das wieder einer dieser verfänglichen Briefe?
Rasch überflog sie die Zeilen.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 29. Mai 20, 17:27
Francois blickte sich um, ob jemand in Hörweite war.

„Was haltet ihr davon, Mademoiselle? Wie sollen wir das einordnen?“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Eponine am 07. Jun 20, 13:12
Eponine überflog die Zeilen und runzelte am Ende eie Stirn, bevor sie die Briefe an Francois zurückreichte und mit belegter Stimme sagte: "Madame wird Emes Familie ihr Mitgefühl ausdrücken wollen. Möge Lavinia sie in ihrem Schoss wiegen, die Arme." Dann kehrte das Stirnrunzeln zurück. "Sonst gab es keine Nachricht von Edouard? Keinen Hinweis auf seinen Verbleib? Vielleicht ist er auch zunächst zu ihrer Familie geritten? Oder glaubst du, es ist ihm etwas zugestoßen?" Gleich zwei wichtige Mitglieder des Goldbacher Haushaltes in einem Winter zu verlieren, das waein schwerer Schlag.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 08. Jun 20, 13:45
Francois steckte die Briefe ein und nahm seine Kappe ab um sich am Kopf zu kratzen.
„ Ich weiss nicht was ich glauben soll oder glauben will... Aimee‘s Tod ust schlimm, das weiss ich. Was Edouard angeht...es ist vieles möglich...aber es war nie seine Art, ohne eine Nachricht irgendetwas anzugehen. Hätte er ihre Familie besuchen wollen, hätte er dss kund getan.“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Eponine am 11. Jun 20, 21:01
Eponine sah ungefähr so ratlos aus wie der Sergeant. "Vielleicht wollte er schreiben und dann ist etwas dazwischen gekommen..." was immrr das auch sein mochte. "Wie dem auch sei, wir müssen Madame dennoch unverzüglich von Aimees Schicksal berichten." Eponine hatte sich bei den letzten Worten mit bedrückter Mine erhoben und schob ein schmales Reststück eines Seidenbandes als Lesezeichen in das Buch, bevor sie es zuschlug.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 11. Jun 20, 22:45
„Oui, das ist richtig. Sie muss es sofort erfahren. Über die Umstände können wir danach spekulieren und beginnen, Informationen einzuholen.
Alors... wollen wir?“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Eponine am 22. Jun 20, 15:01
"Von wollen kann kaum die Rede sein...", gerade bei so einem Thema, aber Eponine war schon auf dem Beinen und nickte, "aber die Sache duldet wirklich keinen Aufschub". Die beiden würden sich also umgehend zum Solar der Baronin begeben und dort klopfen.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 25. Jun 20, 22:04
Isabeau hatte sich an ihren Schreibtisch zurück gezogen und schrieb Briefe, als es an der Tür klopfte.
"Entre!"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Eponine am 27. Jun 20, 11:45
Eponine öffnete die Tür und trat, gefolgt vom Sergeant der Garde, in den Solar. "Bonjour Madame. Es ist Nachricht von der Isle de Ciel gekommen..," dabei reichte sie der Baronin die Schreiben und fügte mit bedrückter Miene hinzu, "leider sind es keine guten Neuigkeiten." Dann trat sie einen halben Schritt zurück, um Madame in Ruhe die Briefe lesen zu lassen.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 01. Jul 20, 14:24
Isabeau nahm das Schreiben verwundert an und überflog es schnell, nur um es dann noch einmal Wort für Wort zu lesen.
"Mon Dieux! Aimee de la Riviere tot? Und... der Marschall d'Hotel verschollen? Seit Wochen? Was hat das zu bedeuten? Wie kann das sein?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 11. Jul 20, 19:45
„Anscheinend hat er sich nach Mademoiselle‘s Tod von der Insel aus auf den Weg hierher gemacht. So liest sich jedenfalls das, was die Brüder schreiben. Aber dann verliert sich die Spur. Ich würde vorschlagen, jemand begibt sich zur Küste und versucht auf dem Weg mehr in Erfahrung zu bringen. Vielleicht hat ihn jemand gesehen und kann etwas erzählen.“

Francois gingen mehrere Möglichkeiten im Kopfe herum, aber er wollte keine davon derzeit laut aussprechen.

„ Ich würde die Garde - abgesehen von ausgewählten Personen - zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht informieren wollen. Es würde nur mehr Fragen als alles andere bringen.“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 16. Jul 20, 11:04
Isabeau sah immer noch geschockt aus. Sie nickte dem Sergeanten zu, während ihr offenbar ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen. Sie murmelte ein kurzes Gebet für Aimées Seele und empahl sie Lavinia.
"Das ist furchtbar. Wir müssen schleunigst Dinge in Gang bringen. Eponine? Lass Trauer ausrufen und verfasse Briefe an die Wittebrüder, dass wir Aimées Leichnam abholen und an ihre Familie überführen werden. Schreib auch einen Brief an ihre Familie, damit sie so schnell wie möglich davon erfahren und ihre eigenen Vorbereitungen treffen können. Soeur Alexane soll heute Abend eine Trauerandacht halten. Weise die Küche an entsprechende Opfergaben vorzubereiten."
Sie wandte sich Francois zu:
"Sendet einen Kundschafter aus, er soll versuchen den Weg des Marschall nachzuvollziehen. Er soll direkt an euch Meldung erstatten. Der Kämmerer wird euch Münzen für die Ausgaben geben. Untersucht seine Stube und seine Habseligkeiten, compris?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Eponine am 16. Jul 20, 20:55
"Qui, Madame", Eponine tauschte einen kurzen Blick mit Francois, denn offenbar dachte Madame in ähnlichen Bahnen. Wenn das Verschwinden des Marschal kein Unfall war, hatte er eventuell mehr mitgenommen als für die Reise zur Insel notwendig gewesen wäre. Mehr Gedanken daran zu verschwenden war aber im Augenblick nicht die Zeit, da Madames Anweisungen keinen Aufschub duldeten. Auf dem Weg zur Tür legte sie sich bereits den kürzesten Weg durch die Burg in die Schreibstube zurecht, der über die Räume der Soeur und die Küche führte.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 17. Jul 20, 08:43
„Oui Madame. Ich habe bereits jemanden im Sinne, den ich mit der Kundschaftung beauftrage. Die Stube werden wir uns im Anschluss ansehen.“

Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 17. Jul 20, 10:45
Isabeau seufzte, was eine miserable Situation!
Im besten Falle hatte der Haushalt zwei Tote zu beklagen, im schlimmsten Falle... darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Sollte etwas ehrenrühriges dahinter stecken, dann würden sie es noch früh genug erfahren.
"Wen wollt ihr schicken?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 17. Jul 20, 11:03
Francois warf Eponine einen kurzen Blick zu und antwortete knapp „ einen guten Mann, Madame. Einen der Informationen findet, wenn sie da sind...“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 18. Jul 20, 18:13
Isabeau wirkte einen Augenblick lang als ob sie nachhaken wollte, beließ es aber dann bei einem Nicken:
„Bien. Ich erwarte regelmäßig Berichte. Lasst uns beginnen, das wird ein anstrengender Abend für alle.“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 18. Jul 20, 20:42
„Oui Madame.“

Eponine und Francois verließen  die Gemächer von Madame, machten einen Zeitpunkt für die Begehung von Edouards Stube aus und begaben sich  an ihre Aufgaben.

Francois suchte sich einen der Rottmeister und liess einen bestimmten Gardisten zu sich schicken, mit der Ankündigung, dass dieser Mann vorerst von sämtlichen Diensten freigestellt wäre.
Die Bemerkung, dass dies den Dienstplan verschieben würde beantwortete er nur mit einem stummen Blick. Damit war der Punkt erledigt und er begab  sich zur Schreibstube.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Yorik am 19. Jul 20, 19:01
Nicht lange, nachdem Francois den Rottmeister entsandt hatte, betrat ein junger Mann mit duklen, halblangen Haaren in der Uniform der Goldbacher Garde den Korridor, der zur Schreibstube führte. André war anzusehen, dass er eigentlich gar nicht hier sein wollte, denn wenn der Weibel einen seiner Gardisten zum Einzelgespräch zu sich bestellte, bedeutete das nur selten etwas Gutes - doch so sehr er sich auch den Kopf zerbrach, ihm fiel beim besten Willen nicht ein, was er ausgefressen habe könnte. Hoffentlich war es nichts allzu dramatisches...

Als er an der Tür zur Stube ankam, zögerte André noch einmal kurz, doch schließlich gab er sich einen Ruck. So selbstbewusst wie möglich klopfte er an, wartete kurz und betrat dann das Zimmer. "Sergeant", respektvoll nickte er seinem Befehlshaber zu, "Ihr 'abt misch rufen lassen?"
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 19. Jul 20, 20:16
Francois war allein in der Schreibstube, was ihm gerade sehr gelegen kam.
„Oui, habe ich. Setz dich.“

Nachdem André Platz genommen hatte, setzte der Sergeant seinen Gardisten kurz und knapp ins Bilde in Bezug auf den Brief von der Isle de la Ciel.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Yorik am 19. Jul 20, 20:44
Je länger Francois sprach, desto größer wurden Andrés Augen. Er wusste nicht wirklich, womit er gerechnet hatte, aber damit auf keinen Fall. Nachdem der erste Schock nachgelassen hatte, wurde die ungläubige Mine des Gardisten langsam von einem betroffenen Ausdruck abgelöst und er nickte nur stumm, während er dem Rest des Berichts lauschte. Erst, als der Weibel geendet hatte, fand er seine Sprache wieder.

"Par les dieux", murmelte er, und beinahe automatisch griff er an den kleinen hölzernen Maternoster, der stets an seinem Gürtel hing, "Aimée tot und Édouard verschwunden? Wie konnte das passieren... und was bedeutet das?" Überforderung und Unverständnis spiegelten sich in seinem Gesicht wieder.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 19. Jul 20, 20:56
„Wir wissen nicht, was sein Verschwinden zu bedeuten hat. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Und keine davon gefällt mir...“

Francois packte eine Karte der Baronie auf den Tisch um die nächsten Sätze zu unterstützen.

„Er hat sich  von der Isle auf den Weg gemacht, müsste also hier an Land gekommen sein. Und das ist der Punkt, an dem du anfängst...“

Francois gab André einige weitere Anweisungen.

„Hast du noch Fragen?“


Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Yorik am 19. Jul 20, 21:25
Aufmerksam lauschte André den Anweisungen seines Befehlshabers. Zuerst war ihm nicht ganz klar, worauf dieser hinaus wollte, doch je länger Francois sprach, desto mehr dämmerte dem jungen Gardisten, worum es hier ging, und seine Mine wurde sehr ernst. Das war es also. Auf solch eine Gelegenheit wartete er, seit er in den Dienst des Hauses Goldbach eingetreten war... er wünschte sich nur, sie hätte sich unter anderen Umständen geboten.

"Eine einzige Frage, Sergeant", antwortete er. "Warum isch? Wäre das nischt eigentlisch ein Fall für jemanden wie unsere Botenreiter?" In Gedanken schalt André sich selbst für diese Worte. Es war nicht grade klug, ausgerechnet den Auftrag zu hinterfragen, den man sich schon immer erhofft hatte, aber er musste es wissen. Das war eine Menge Verantwortung, die ihm da übertragen wurde.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 19. Jul 20, 21:37
„Weil du Dinge herausbekommst, wenn sie da sind. Einfach so, indem du mit Menschen redest. Und weil du nicht so sehr von dir überzeugt bist, um nicht zu fragen, warum du es tun sollst.“

Francois holte aus seinem Schreibkasten einen Beutel mit Münzen hervor.

„Hier, du wirst es brauchen können.“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Yorik am 21. Jul 20, 01:44
Als er die Antwort des Weibels hörte, konnte André nicht anders, als unwillkürlich in sich hineinzuschmunzeln. Ein warmes Gefühl des Stolzes erfüllte ihn, und trotz des Schocks ob der fürcherlichen Neuigkeiten, der ihm immer noch ein wenig in den Knochen steckte, nickte er zuversichtlich in Francois' Richtung. "Vielen Dank Sergeant", erwiderte er, während er den Geldbeutel entegegennahm, "isch danke eusch für diese Chance. Isch werde Eusch nischt enttäuschen."

Die Münzen wurden eingesteckt, dann fiel ihm allerdings noch etwas ein und er suchte erneut den Blick seines Befehlshabers. "Soll isch direkt aubreschen?", fragte er. "Isch 'ätte da eine Idee, wie isch dort möglischst wenig auffallen würde, aber dafür müsste isch noch kurz etwas besorgen."
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 21. Jul 20, 07:09
„Du bist bereits von sämtlichen anderen Diensten freigestellt. Mach dich fertig, pack deine Sachen und dann los. Ach ja: vorerst zu niemandem ein Wort über die Umstände. Du erledigst Dinge für mich, mehr müssen die anderen ersteinmal nicht wissen. Das Gerede kommt früh genug.“

Francois stand auf und reichte André die Hand.
„Gute Reise und... viel Erfolg klingt falsch... du weisst was ich meine.“
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Yorik am 21. Jul 20, 20:39
"Bien sur", erwiderte André auf die Anweisung des Weibels, "isch werde misch bedeckt 'alten." Mit klopfendem Herzen, aber voller Entschlossenheit stand er nun ebenfalls auf und ergriff die ihm dargebotene Hand. "Isch weiß was Ihr meint", bestätigte er, "danke." Und mit diesen Worten verließ er die Schreibstube in Richtung der Quartiere.

André ging zügig, denn er hatte einiges zu erledigen, bevor er aufbrechen konnte: Er musste sich Zivilkleidung zusammenlegen, Valet aus den Ställen holen - und bei seiner Mutter vorbeischauen. Wenn sein Plan für die Nachforschung funktionieren sollte, brauchte er ein paar Dinge, die seinem Vater gehört hatten...
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Francois am 21. Jul 20, 21:04
Nachdem André den Raum verlassen hatte machte Francois noch einige Papiere fertig und verschloss dann seinen Schreibkasten. Da er noch etwas Zeit hatte, begab er sich für einen Kaffee zur Küche. Dort hatte man die Nachricht wohl bereits vernommen. Zwar sagte niemand etwas, aber das Schweigen war ohrenbetäubend...
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Eponine am 23. Jul 20, 10:09
In der Küche herrschte bereits rege Beschäftigkeit, aber die übliche Leichtigkeit, mit der dem Gesinde die Arbeit sonst von der Hand ging, fehlte, nachdem Eponine auf dem Weg zu Alexane dort Bescheid gegeben hatte, dass man Gaben für eine Trauerfeier am Abend brauchte. Entsprechend waren die Meisten still über ihre Arbeit gebeugt, anstatt sich die Zeit mit hin- und hergeworfenen Scherzen und dem neusten Klatsch zu vertreiben, während die Hände ihre Arbeit taten.
Von Edouard hatte die Femme de Chambre kein Wort verloren, auf eine direkte Frage hätte sie ohnehin nur geantwortet, dass er noch nicht wieder in Goldbach eingetroffen war - was ja wohl allen Bewohnern auch mehr als offensichtlich sein musste.
Mit ernster Miene eilte sie von der Küche weiter zur Tür der Soeur und konnte sich dabei des Gedankens nicht ganz erwehren, dass sie die traurige Nachricht wie ein wehendes Tuch hinter sich herzog, das im Vorbeigehen das lebhafte Summen der Burg dämpfte. Natürlich wusste ein Teil von ihr, dass ihre Schritte in diesem Gang immer laut hallten, jedes Mal, wenn sie ihn entlang ging, aber diesmal war es, als fehlten die Hintergrundgeräusche, das Lachen, das durch die Fenster vom Hof heraufdrang, selbst die Vögel schienen für den Moment zu schweigen. Mit einen halb ärgerlichen Kopfschütteln blieb Eponine stehen und schalt sich, sich auf die Aufgaben, die vor ihr lagen zu konzentrieren. Und da, hatte da nicht ein Vogel angeschlagen draußen? Die durchdringende Stimme einer Elster hatte sie sich sicher nicht eingebildet. "Und Elstern sind auch Singvögel", murmelte sie leise, bevor sie an Alexanes Tür klopfte.
Titel: Antw:Burg Goldbach (Frühjahr 270 n.J.)
Beitrag von: Isabeau Lioncoeur am 14. Aug 20, 14:45
Die Stimmung am Abend war gedrückt: das Haus hatte Trauer angelegt, die Wappen waren verhüllt worden, die Feuer in der Kapelle angefacht. Botenreiter hatten bereits am Nachmittag die Burg gen Osten und Norden verlassen, kurz darauf gefolgt von einem Wagen mit hastig angefertigtem Sarg und einem Ballen feinstem Leinen für das Leichentuch. Aimée de la Riviere sollte mit allen Ehren die letzte Reise nach Hause antreten.
Die femme des Chambres war nicht lange Teil des Goldbacher Haushaltes gewesen, aber ihre stille und kompetente Art war von allen wohlwollend angenommen worden und man wusste, dass man bei Problemen egal welcher Art bei ihr ein offenes Ohr fand. Der Verlust traf die Baronin am härtesten. Sie ließ selten jemand neues in ihren inneren Kreis und jemanden nach vergleichsweise kurzer Zeit wieder zu verlieren war schäbig.
Was das Verschwinden des Marschall d'Hotel betraf, so überschlugen sich die Spekulationen: niemand traute ihm wirklich zu, dass er von sich aus ferngeblieben sei, aber die Alternativen waren auch nicht viel besser. War er überfallen worden und lag seit Wochen in einem Straßengraben? War er ins Wasser gegangen, weil er heimlich in die Mademoiselle verliebt war? Hatte er einen Schlag auf den Kopf bekommen und seinen Namen und Herkunft vergessen?
Sobald die Baronin in Sichtweite war, verstummte das Geschwätz, aber so lange es keine konkreten Informationen gab, würde es nicht vollends aufhören.

Das Totenopfer war eine ruhige Angelegenheit: Soeur Alexane sprach die Totengebete und empfahl Aimées Seele Lavinia, sprach ein Bittgebet für ihre Familie und Freunde und mahnte alle an die Hoffnung nicht zu verlieren, dass zumindest Eduard zu ihnen zurück kehren würde.
Isabeau opferte goldene Münzen und kostbare Spezereien für ihr Seelenheil und versprach an Aimèes Statt für ihre Familie da zu sein.
Bedrückt und gesenkten Hauptes verließen alle die Kapelle und begaben sich ausnahmsweise früh zur Ruh.