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Der Städtebund von Tangara => Fanada => Ayd'Owl-Akademie => Thema gestartet von: Anders am 04. Apr 16, 13:57

Titel: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 13:57
Runa stand später am Tag vor der Tür von der sie wusste, dass sie zu Rikhards Zimmer führte und atmete tief durch. Unter dem Arm hatte sie einige Unterlagen aus dem Unterricht in denen es um Berechnungen ging und die sie als Grund dabei hatte um hier zu sein.
Als offiziellen...
Der Brief der Inquisitionsspionin lag ihr mit jedem Tag schwerer im Magen und mit schrecken hatte sie feststellen müssen, dass Rikhard schon mal hastig einen Brief vor ihr versteckt hatte. Sie wusste nicht wie sie ihn damit konfrontieren sollte, ob es überhaupt klug war das zu tun, aber... Wenn sie damit zum Schulleiter ging würde Rikhard von der Ayd Owl verschwinden und damit den einzigen guten Einfluss, den er von Ador bekam auch noch verlieren... Falls er ihren gemeinsamen Tutor nicht auch ausspionierte.
Falls es es überhaupt tat.
Mit einem Stoßgebet zu Elja hob sie die Hand un klopfte an die Tür.
"Rikhard?"
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 14:05
"Runa?" Rikhard war überrascht, als er die Tür öffnete. Er trug eine leichte Robe, die bei dem warmen Wetter angebracht war. Misstrauisch sah er sie an. Er bekam keinen Besuch. Nie. Er war ohnehin ein Einzelgänger, und mit den anderen Schülern hatte er es sich gehörig verscherzt. Er war dazu übergegangen, den Mund zu halten, und das kam bei den Leuten etwas besser an als seine klugen Kommentare und wohlgemeinten Hinweise.

"Was kann ich für dich tun?" Die Tür hielt er hinter sich angelehnt, jeden Blick auf sein Zimmer verwehrend.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 14:11
Als die Tür einen Spalt geöffnet wurde setzte Runa ein Lächeln auf. "Guten Abend."
Sie zog die Unterlagen hervor und zeigte sie ihm. "Ich wollte fragen ob du vielleicht die Berechnungen für Morgen vergleichen willst? Ich bin mir vor allem bei den letzten Aufgaben, die zur Materialrechnung nicht ganz sicher."
Gut... das war etwas geflunkert. Aber irgendwie musste sie ein Gespräch beginnen.
"Darf ich reinkommen?"
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 15:02
"Das Abwiegen der Zutaten für dieses Neutralisierungsgebräu? Hab ich schon fertig. Also gut." Rikhard zuckte mit den Schultern, dann gab er die Tür frei und trat in sein Zimmer zurück.

Dieses war wie immer ordentlich aufgeräumt. Sein Schreibtisch war frei, also zog er einen zweiten Stuhl für Runa heran und setzte sich. Aus einer Truhe unter dem Tisch zog er ein paar Schriftrollen hervor.

"Also, ich denke, wir brauchen nur recht wenig Weiße Dolde. Das Himmelskraut wiederum muss getrocknet und zu feinem Pulver zerstoßen werden, und es muss genau ein Siebtel der Gesamtmischung ausmachen. Außerdem bin ich der Meinung, dass das Rezept, dass immerhin noch aus Magister Siebendaumens Zeiten stammt, durchaus verbessert werden kann: schau mal hier..." Er zog ein kleines Fläschchen hervor. "Hier habe ich einmal geschaut, was geschieht, wenn ich den Anteil von Holunder drastisch reduziere. Nach einer eingehenden Analyse kann ich sagen, dass die Wirkung fast um das Doppelte steigt - aber dafür schmeckt es nun wahrscheinlich absolut ekelerrend. Der Holunder hat dem ganzen eine fruchtige Note geben. Das Kulinarische ist bei einem solchen Gebräu natürlich zweitrangig, doch das Erbrechen als Nebenwirkung ist nun wirklich nicht mehr ganz unwahrscheinlich. Vielleicht sollten wir..."

Rikhard verlor sich in einem fachlichen Monolog.

Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 15:30
Runa hörte nur mit einem halben Ohr zu. Sie gab Rikhard durchaus recht, dass der Trank zwar effektiv war, aber jetzt nicht mehr zu gebraucht. Tränke sollte man auch unten behalten.
Dennoch verglich sie ein paar der Dinge die er sagte mit ihren Notizen.
Zunächst ließ sie ihn reden. Er sollte sich ruhig erstmal ausreden, vielleicht war er dann gewillter zuzuhören. Hin und wieder musterte sie sein Zimmer. Sie war nicht sicher nach was sie suchte. Sicher keinem Sonnenemblem oder offenen Briefen. Rikhard hatte zu viel Grips um so etwas offen liegen zu lassen.
Sie war sich immer noch unsicher wie sie die Sache angehen sollte,
Die Kerze brannte langsam herunter und als Rikhard langsam die Luft ausging war sie ein gutes Stück kleiner.
"Erstaunlich. Du hast dich wieder mal ordentlich rein gehängt.", kommentierte sie seine Ausführungen.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 15:51
"Oh, aber nicht doch. Ich erledige meine Aufgaben gewissenhaft und auf einem durchweg hohen Niveau, das ist doch wirklich kein Geheimnis. Rate, wer mich neulich gebeten hat, meine Notizen in Astronomie nutzen zu dürfen: Delwin. Ich habe natürlich abgelehnt, dieser Schmierfink soll gefälligst selbst aufpassen."

Rikhard musterte Runa etwas eingehender. Ihr Verhalten wunderte ihn: normalerweise stürzte sich sich beherzt in Diskussionen mit ihm, wenn es denn dazu kam, dass sie sich über etwas Fachbezogenes unterhielten. Doch diesmal schien sie gar nicht so interessiert an Wissenaustausch. Dafür sah sie sich um - aber auf eine Weise, die nicht gerade harmlos aussah. Als ihr Blick an einer Schublade seines Schreibtischs hängen blieb, runzelte Rikhard die Stirn.

"Du suchst etwas. Was könnte Runa Steinhauer in meinem Zimmer suchen?" Kalt sah er sie an.

Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 16:13
"Ich war noch nie länger in deinem Zimmer. Wir treffen uns sonst immer bei Magister Teldan. Ich kann eine gewisse Neugier nicht leugnen."
Runa wandte sich wieder Rikhard zu und sah ihn an. Um diesen vorgeschobenen Grund zu verstärken schob sie einen Teil der Wahrheit hinter her. "Außerdem mache ich mir immer noch etwas Sorgen. Du bist in letzter Zeit... stiller als sonst. Ich glaube nicht das es an den Mitschülern liegt, denn was du von ihnen hälst weiß ich und sie haben ihr Verhalten bisher nicht geändert. Ich habe eher das Gefühl das dich etwas anderes beschäftigt. Und ich wollte fragen ob du darüber reden möchtest."
Gedanklich lobte sich Runa für diese Formulierung. Sie war bei den Göttern kein Spezialist im Lügen, aber das was sie gesagt hatte stimmte zu großen Teilen. Fragend sah sie Rikhard an und wartete.
//Hoffentlich wird dieses Gespräch kein Desaster...//
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 16:23
"Neugierde." Rikhard stand mit einem Ruck auf und trat zu seinem Schrank. Er öffnete die schwere Holztür und zog aus einem Regal eine Flasche Wein hervor. Ohne Runa zu beachten oder ihr etwas anzubieten, goss er sich einen Becher voll. Es war ein schöner Becher: poliertes Metall, mit feinen Applikationen und einem dunkelgelben, runden Stein in der Mitte.

Der Wein war exquisit. Die Flasche war Importware aus Caldrien, und auf den Marktplätzen Fanadas fand man einen solchen Tropfen nicht. Nein, dafür musste man in die teureren Läden in den Seitenstraßen gehen. Mit dem Becher in der Hand trat er wieder an den Schreibtisch heran, doch er blieb stehen und sah auf Runa herab.

"Was soll mich schon beschäftigen?" Die Lüge ging nicht leicht über seine Lippen. "Ich bin ein vielbeschäftigter Mann, ja, in der Tat, das bin ich tatsächlich." Doch abseits seiner Studien unternahm Rikhard, abgesehen von gelegentlichen, einsamen Ausflügen in die Stadt - nichts. "Ich bemühe mich, meine Studienziele zu erfüllen. Ich sitze als Gastschüler in mehreren Kursen des höheren Semesters, weil deren Thematiken bereits fortgeschrittener sind - ich hörte, man hat dir dasselbe angeboten. Und.. ja, ich bin eben beschäftigt."

Man merkte ihm deutlich an, dass Runa einen Nerv getroffen hatte.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 16:33
Als Runas Augen den Becher und den Wein sahen wurden sie groß. Das waren teure Stücke. Den Wein konnte sie war nicht genau identifizieren, aber auch ihn schätzte sie als teures Luxusgut ein. //So viel Silber... //
"Ja das stimmt, man hat mir das Angeboten, aber es ist viel Arbeit und Zeit die man investieren muss. Das ist ein sehr edler Becher. Du musst lange gespart haben um ihn zu bekommen. Feinste Silberarbeit. So etwas ist... sehr teuer! "
//Zumindest zu teuer für dich. Das dürfte ihm jetzt gerade auch auffallen. Sollte ich lieber aufhören?//
Sie musterte die Flasche nochmals und sah ihn an.
"Nun so viel beschäftigt kannst du nicht sein.", bohrte sie vorsichtig weiter. "Ich sehe dich kaum außerhalb deines Zimmers. Was ich verstehen kann, aber wie ich dich einschätze wärest du vermehrt unterwegs da du deinen Aufgaben gewissenhaft und gründlich nachkommst. Ich glaube dir das du viel tust aber... "
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 16:46
"..aber?"

Sie kann's nicht wissen.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 16:48
"Das tust du nicht."
Runa überlegte kurz.
"Hast du arbeit in der Stadt angenommen?"
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 16:51
"Nein. Warum fragst du das?"

Rikhard mochte stehen und damit größer als Runa sein, aber er fühlte sich dennoch kleiner.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 16:55
Runa atmete tief durch.
//Sei mutig!// sprach sie sich zu und war froh zu sitzen um ihre zitternden Knie zu verbergen.
"Nun weil das deine zusätzlichen Ausgaben erklärt hätte. Ich weiß, dass du dir dieses Studium eigentlich nicht leisten kannst und ich hätte mir vorstellen können, dass du wenn du Arbeit angenommen hättest nicht wollen würdest, dass sich das hier herum spricht."
Runa sprach sehr ruhig und gemessen, allerdings schlug ihr Herz bis zum Hals. Konfrontation war definitiv nicht ihr Wohlfühlbereich.
"Und jetzt stellt sich mir die berechtigte Frage wie du dir teure Becher und kostspieligen Wein als Lehrling der Akademie leisten kannst. Neben den Studiengebühren."
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 17:04
"Warum auch immer dich das interessiert. Ich bekomme Geld von der Akademie, wie die andern Schüler, die sich das hier nicht leisten können, auch. Ich muss dieses Geld mit meinen Forschungen zurück zahlen. Dass jemand wie du, die ihren edlen Städterhintern gepudert bekommt und alles, was sie braucht, von Mami und Papi erhält, das nicht versteht, hätte mir vorher klar sein müssen."

Angriff war immer noch die beste Verteidigung.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 17:14
Jetzt wurde Runas Miene sehr kühl.
"Rikhard haltet mich nicht für dumm. Ich kann sehr gut rechnen und ich weiß welchen Betrag die Akademie den anderen Schülern zahlt. Es reicht zum Leben und zum studieren, aber nicht für Edelmetalle, feinen Stoff und importierten Wein. Abgesehen davon, dass die Forschungen eines Lehrlings nicht genug abwerfen um sich aus dem überbleibenden Geld so etwas zu leisten. Ihr sprecht mit der Tochter eines Händlers. Ich mag nicht viel vom Kämpfen verstehen, aber von Preisen."
Sie schaute sich noch einmal im Zimmer um. Das sie in die höfliche Umgangsform zurück gefallen war fiel ihr gar nicht auf. "Glaubt ihr wirklich das ihr mich mit dieser Aussage täuschen könnt? Zum Feilschen gehört eine gewisse Menschenkenntnis."
Sie holte tief Luft. "Ich finde es sehr erstaunlich, dass ihr wo ihr doch so auf die Regeln pocht, anscheinend selbst einige gebrochen habt."
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 17:23
Kalt sah er sie an. "Und ich finde es erstaunlich, dass eine Händlerfrau wie Ihr nicht längst zum Schulleiter gegangen seid, um meine Verfehlungen zu berichten. Ihr kommt hier herein, unter einem Vorwand. Ihr stellt Fragen, die irgendwo hinführen sollen, aber verratet mir nicht, wohin. Unhöflich, und plump."

Seine Stimme troff vor Arroganz und Verachtung.

"Soll ich raten? Es gibt nur ein Geheimnis, das ich habe. Und es ist nicht mein Geld. Mein Geld verdiene ich mir über Abschriften, die ich für interessierte Intellektuelle Fanadas anfertige, über Hausaufgaben, die ich für andere Schüler anfertige - was natürlich keiner dieser Schüler zugeben würde, und tatsächlich habe ich noch Rücklagen, von der die Akademie nichts weiß. Wollt Ihr das dem Herrn Stauffer mitteilen? Dem Herrn Stauffer, der sich jüngst dafür stark machen möchte, mich vielleicht in eine etwas höhere Position zu rücken?"

Mit Wut und Angst im Bauch fiel Rikhard das Lügen plötzlich sehr leicht. Es gab keine Rücklagen, es gab keine Schüler, denen er irgendetwas anfertigte, und es gab auch keine Bildungsbürger, die ihn schreiben ließen. Zu einer guten Lüge gehörte aber auch etwas Wahrheit. Du hast den billigen Wein bekommen, hier ist der reine, Runa.

"Ihr glaubt, ich spioniere für die Inquisition, nicht wahr?" Ohne ihre Antwort abzuwarten, öffnete er seine Schreibtischschublade und zog einen ordentlich gefalteten und glatt gestrichenen Brief hervor. Auf dem roten Siegel war deutlich eine Sonne zu erkennen.
"Diesen Brief habe ich bekommen. Der Vizekanzler weiß davon. Haltet Ihr mich für so beschränkt, unter diesen Umständen darauf zu antworten?" Fast zu spät fielen ihm die möglichen Implikationen seines letzten Satzes auf. "Nicht, dass ich schon aus moralischen Gründen ablehnen würde."

Runas Gesicht sagte ihm deutlich, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Nur, woher wusste sie davon? Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, um dieses Rätsel zu lösen. Hatte sie etwa...

"Du hast auch einen bekommen, nicht wahr?"
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 04. Apr 16, 17:53
Jetzt kam Rikhard in fahrt und Runa hatte Mühe seine Reaktionen richtig zu lesen und zu deuten.
Der erste Teil... sie glaubte nicht das er für Schüler arbeitete. Da widersprach er sich selbst, denn noch wenige Augenblicke zuvor hatte er ihr erzählt das er es ablehnte seine Notizen und sein Wissen zu teilen. Und das jemand an den Hausaufgaben von Lehrlingen Interesse haben könnte, die womöglich voller Fehler waren und dann noch außerhalb der Akademie. Schwachsinn. Oder vielleicht auch nicht? Wollte jemand wissen was an der Schule gelehrt wurde?
Das machte die Sache wieder verdächtig.
Als Rikhard dann herumwirbelte und ihr den Brief hinhielt löste sich etwas von dem Druck in Runas Brust.
//Habe ein Auge auf ihn. Wir haben großes mit ihm vor...//
Dennoch ließ sie ihn ausreden. Unter diesen Umständen...
//Die intuitive Antwort ist meistens die richtige.//
Aber was wenn der Vizekanzler es wirklich wusste. Das Siegel des Briefes war gebrochen.
Als Rikhard geendet hatte betrachtete Runa noch ein zwei Atemzüge lang sein Gesicht sehr konzentriert.
"Ich bin nicht damit zum Schulleiter gegangen weil das Mächte sind mit denen man nicht spielt. Und ja es ist so richtig. Ich habe ebenfalls einen solchen Brief bekommen, habe aber keinerlei Grund diesen Forderungen nachzugehen. Die Inquisition entführt Magier und ich vermute das ich ebenso in diesem Buch stehe wie alle anderen auch."
Das man sie als Hüter für ihn einstellen wollte erwähnte sie nicht.
Sie streckte die Hand nach dem Brief aus. "Ich glaube das es eine Falle ist um uns in die Hände zu kriegen."
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Apr 16, 22:39
"Es wäre naiv zu glauben, dass Gorix den Kanzler nicht einweiht in die Vorgänge." Obwohl..wäre es das? "Wenn er von meinem Brief weiß, weiß er von deinem. Ja, ich gebe zu, ich habe das Geld aus dem Brief genutzt um ein paar schöne Dinge zu kaufen, aber das ist doch wohl nicht verwerflich. Hätte ich es zurück schicken sollen?"

Als Runa nach dem Brief griff, zog er ebendiesen rasch zur Seite. Er grinste obszön.

"Zeig du mir deins, ich zeig' dir meins. Hab ich aus Silvanaja. Lass uns Briefe austauschen, dann überlegen wir, ob es eine Falle ist - oder ein ernst gemeintes Angebot."
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 06. Apr 16, 07:23
Runa schaute nun etwas verdutzt. "Ich habe meine Brief längst vernichtet. Warum sollte ich ihn behalten? SIe sind wohl auf dem Zusammentreffen der Magier auf mich aufmerksam geworden. Im Groben und ganzen haben Sie Informationen für Informationen angeboten."
Rikhard hatte es nicht geschafft ihren Verdacht ganz zu zerstreuen.
Abschriften die er sich bezahlen ließ?
EIn ernst gemeintes Angebot?
Die Tatsacheache dass er den Brief noch besaß und sehr lange darum herum gedruckst hatte.
Außerdem hatte er das Geld angenommen. Sie hielt Rikhard nicht für einen Dieb, wusste aber nicht ob er Bestechungsgeld einfach so annahm ohne etwas dafür zu tun. All die oben genannten Aussagen...
Abgesehen davon hatte sie keine Ahnung wie Rikhards "Moralische Gründe" aussahen.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Apr 16, 09:45
"Nun, warum hätte ich ihn vernichten wollen? Es ist doch ganz eindeutig das Zeugnis dafür, dass jemand mein ungeheures Potenzial erkannt hat und es zu würdigen weiß."

Das ist mehr, als alle Schüler hier jemals geleistet haben. Ich bin mir sicher, dass die Inquisition nichts weiter als ein Spielzeug ist für diejenigen, die es nutzen können. Natürlich sollte man diese abergläubschen Kleingeister nicht einweihen in die Geheimnisse der Ayd'Owl - der mächtigste Magier kann schließlich durch eine Mistgabel sterben - aber warum sollten wir uns diese Fanatiker nicht zu Nutze machen?

Selbstzufrieden sah Rikhard Runa direkt ins Gesicht.
"Glaube mir, ich würde niemals Geheimnisse dieser Akademie an die Inquisition verkaufen. Diese Kleingläubigen könnten ohnehin nichts damit anfangen."
 
Er hielt inne. Seine Augen wurden weich, er senkte den Blick, und seine Schultern sanken herab. Endlich setzte er sich wieder auf seinen Stuhl, sodass er auf Augenhöhe mit Runa war. Den Becher stellte er auf den Tisch. Leise sagte er:
"Runa.. die Akademie ist mein Leben. Sie ist alles, was ich habe. Hier, an der Ayd'Owl, lebe ich mein Leben, so gut ich eben kann. Ich habe sonst nichts. Glaubst du, das würde ich auf's Spiel setzen - für Geld?"
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 06. Apr 16, 10:03
Runds Blick verfinstere sich bei Rikhards Überheblichkeit und sie machte sich einen kleinen Vermerk in ihrer geistigen Datenbank.
Rikhard war zwar nicht mehr im gefährlichen, aber potentiell gefährdeten Bereich.
Gerade der Satz zu dem Brief triefte vor Überheblichkeit, Arroganz und falscher Bestätigung.
Dann beruhigte er sich offensichtlich wieder. Runa kannte das schon, Rikhard erschien ihr oft mit gespaltener Persönlichkeit. Als er sich nun auf die vertrauliche Ebene begab sah sie ihn sehr lange und schweigend an. Sie konnte ihn nicht lesen und seine Aussagen waren widersprüchlich.
"Nun Rikhard... Das kann ich nicht bestätigen. Ich kenne dich nicht gut genug um zu sagen wo hin dich dein Streben nach Anerkennung führen wird. Ich hoffe einfach dass du weißt was, ... Gesund für dich ist. Der Stolz der dich durch die Anerkennung der Inquisition erfüllt ist definitiv der falsche."
// Denn die Inquisition hat dich nicht wegen deiner Kompetenz angesprochen, sondern weil du das schwächste Glied in der Kette bist.//
Was auch immer das über sie aussagte. Wieder einmal kamen Runa Zweifel an ihrem eigenen Gesellschaftlichen Bild. Wie hätte Gorix es genannt...
//Sozial Inkompetent?//
Mit einem Mal wurde ihr wieder schlecht. War sie jetzt in den Augen der Akademie auch ein Potentieller Verräter. Wieder einmal hatte die Verbindung zu Rikhard Auswirkungen auf sie. Und dieses Mal konnte sie wirklich keine positiven Eigenschaften daran finden.
Sie spürte plötzlich das sie diesen Raum verlassen wollte.
"Du solltest wie gesagt nicht darauf eingehen. Das sind unbekannte Größen und niemand weiß wo dieser Konflikt enden wird. Aber im Schach sterben auch immer die Bauern zuerst. Vernichte den Brief. Wenn ihn jemand anderes findet könntest du sonst wirkliche Probleme bekommen."
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Apr 16, 10:11
"Also gut."

Mit leichtem Bedauern im Gesicht zog er eine flache, irdene Schale heran, in die er den Brief legte. Mit einem gemurmelten 'Fulumbar' beschwor er eine Flamme herauf. Der Brief begann erst zu kokeln, dann entflammte er plötzlich, als das Siegelwachs schmolz und sich mit dem schweren Papier verband.

Es war Runa anzusehen, dass sie gehen wollte, doch auch etwas anderes sprach ihr aus den Augen.
"Du hältst mich für einen Verräter."
Er sprach die Worte unemotional aus. Nicht ablehnend, eher - neugierig.
"Du glaubst, die Inquisition versucht, mich auf ihre Seite zu ziehen, indem sie mir Anerkennung gibt. Geld, und Macht. Es ist doch so, oder nicht?"
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 06. Apr 16, 10:40
Eigentlich wollte sie das Gespräch beenden. Sie wollte gehen und möglichst weit weg von Rikhard sein.
Sie hatte sich bereits erhoben um sich zu verabschieden, aber seine Frage hielt sie dennoch zurück.
Wieder überlegte sie, was sie sagen sollte. Allerdings war ihre Beziehung zu Rikhard nie von falscher Heuchelei und doppelbödigen Versprechen gewesen.
Rikhard hatte ihr allerdings nie einen Anlass gegeben etwas anderes in seinem Verhalten zu sehen als die Verfolgung eigennütziger und selbstsüchtiger Ziele. Aber er war nicht dumm. Sie traute ihm trotz allem zu das er in der Lage war seine Situation zu analysieren, zu bewerten und die nächsten Schritte abzuwägen.
Sie drehte sich nicht um sagte aber:"Noch nicht."
Dann nahm sie ihre Unterlagen und öffnete die Tür. "Einen schönen Abend noch."
Leise schloss sie die Tür hinter sich und atmete aus.
Luft...
Es war eigentlich schon Schlafenszeit.
Aber sie brauchte frische Luft.
Mit einem geflüsterten 'Ignitia' erschuf sie eine kleine Kugel aus Licht und machte sich leise auf den Weg zum Dach.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Apr 16, 11:26
Rikhard atmete tief aus, als die Tür hinter Runa ins Schloss fiel. Er schritt zum Schreibtisch zurück, nahm den Becher Wein, und sah nachdenklich aus dem Fenster hinaus. Dann begann er, tief und lange nachzudenken.

Einige Stunden später machte er sich wieder auf, seine Tasche gefüllt mit drei dicken, bauchigen Gegenständen. Sein Weg führte ihn rasch durch die Gänge der Akademie, bis er schließlich vor einer angelehnten Holztür stand, hinter der muntere Stimmen hervordrangen - einer der Gemeinschaftssäle der Schüler, in denen viele ihre Abende verbrachten. Dort besprach man Hausaufgaben, trank ein wenig oder sang, kurzum, dort traf man sich eben.

Als Rikhard den Raum betrat, schlug ihm eisige Stille entgegen. Hier war er nicht willkommen, erst recht nicht, seit man ihn verdächtigte, die illegale Schnapsbrennerei verpetzt zu haben. Mit klopfendem Herzen, aber unbewegter Miene ging er zu einer Kommode, die an der Seitenwand stand, öffnete seine Tasche, und zog drei Flaschen soliden, aber nicht überteuerten Rotwein hervor. Tief holte er Luft: "Ich.. bin nicht immer der angenehmste Zeitgenosse. Aber ich.. ich habe niemandem verraten, dass jemand Schnaps gebrannt hat." Er zeigte auf die Flaschen. "Das ist mein ganzer Vorrat. Er gehört euch."

In den Gesichtern der anderen spiegelte sich nach wie vor Ablehnung, einige grinsten breit, und wieder andere sahen ihn fast mitleidig an.

"Ich möchte dazu gehören. Das ist alles. Denkt darüber nach."

Als er wieder zur Tür schritt, erhob sich leises Gemurmel. Doch Rikhard verließ den Raum unbeirrt wieder. Es war Zeit, dass die anderen ihm ein wenig mehr vertrauten - und das war immerhin ein Anfang gewesen.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Sandra am 07. Apr 16, 13:17
Stella saß in einer Runde von Schülern in der hinteren Ecke des Raums, darunter ihre aktuelle Begleitung Lucas, ein netter Adept kurz vor der Meisterprüfung und definitiv eine der besten Alternativen zu ihrer Überwachung, was den Abend ziemlich angenehm gestaltete. Die Runde unterhielt sich gerade über die letzten Hausaufgaben und diskutierten die Herangehensweise und Lösungen. Lucas und ein weiterer Adept saßen dabei und diskutierten fleißig mit, stellten Fragen und halfen der Runde so, die richtigen Antworten zu formulieren.
Vor ihnen auf dem Tisch standen drei Flaschen Met und einige Becher, aus denen immer mal wieder ein Schluck genommen wurde.

Als plötzlich die Tür aufging und Rikhard im Türrahmen stand, verstummte ihr Gespräch und auch alle anderen im Raum und man konnte die gar nicht mal so verdeckte Abneigung deutlich spüren.

Stella war verwundert darüber, dass Rikhard hier auftauchte, wo er sich doch normalerweise alleine hinter den Büchern vergrub. Diskutieren wollte mit ihm schon lange keiner mehr.
Sie beobachtete, wie Rikhard die Flaschen in den Schrank stellte.
Die Magierin hatte schon mitbekommen, dass Rikhard wohl zwischendrin eine solche Seite an den Tag legte, doch oft genug endete sie abrupt wieder in irgendeiner überheblichen Aktion so dass sie sich über die Ursachen und Wahrhaftigkeit noch nicht sicher war.
War es wirklich ein Versuch auf die Schüler zuzugehen?

Ich hoffe, du willst dir das Wohlwollen der anderen Schüler nicht erkaufen, Rikhard...

Stella sah die anderen Schüler an ihrem Tisch fragend an, die meisten ähnlich perplex über die Situation wie sie während sich langsam leises Gemurmel erhob und Rikhard sich zum gehen wandte.
Mit Blicken kommunizierte die Gruppe darüber, was man tun sollte. Wirklich Lust auf Rikhards Anwesenheit hatte keiner, aber sein Sinneswandel hatte sie überrascht.
Stella ließ ihren Blick durch den Raum wandern und sah in einige ähnlich unsichere Gesichter, was man davon jetzt halten sollte.
Rikhard hatte die Tür schon wieder geschlossen, als der Lautstärkepegel anstieg.
“Was war das?”
“Ach, der olle Streber, hat wohl keine Freunde, der Arme…” feixte ein Anderer.
“Vielleicht hat er ja doch eine Eingebung gehabt?”
“Der doch nicht!”

Na komm schon, zumindest die Chance hat er sich verdient…

“Ich schlage vor, wir rufen ihn zurück.”
Einige entrüstete Blicke schlugen ihr entgegen, aber damit hatte sie schon gerechnet.
“Ja, ich weiß, wir haben alle nicht sonderlich viel Lust auf seine Art, seine Kommentare und überhaupt.”
An dieser Stelle wurde sie von einigen zustimmenden Rufen unterbrochen.
“Trotzdem, aus welchem Grund auch immer hat er einen Versuch gestartet und sich die Blöße gegeben, dass er hierher gekommen ist und zugegeben hat, dass er gerne dazu gehören würde. Der Abend ist eh schon fast rum, viel kann er ja nicht mehr ruinieren, oder?”
Sie konnte sehen, wie viele über ihre Worte nachdachten und zumindest aus ihrer Runde kam eine zurückhaltende, unsichere Zustimmung.
“Wenn’s in die Hose geht, haken wir’s als blöde Idee wieder ab und gehen schlafen…”
Begeistert war natürlich auch jetzt keiner so wirklich, aber zumindest schien sich jeder irgendwie mit ihrem Vorschlag arrangieren zu können.
Daraufin schob sich Stella zur Tür durch den Raum an den verschiedenen Gruppen vorbei, öffnete die Tür, atmtete nochmal tief durch und rief Rikhard, der schon ein gutes Stück den Gang hinunter war.

Hoffentlich bereuen wir das nicht...Es war bis vorhin noch so ein netter Abend...
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 07. Apr 16, 18:05
Der war völlig überrascht: "Ja - Stella, was gibt es denn?"
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Sandra am 07. Apr 16, 20:05
Sie machte ihm noch ein paar Schritte den Gang entlang entgegen.

"Du sagtest, du willst dazu gehören. Dann solltest du damit anfangen, indem du wieder rein kommst, dich dazu setzt und vielleicht etwas von deinen Wein mit uns trinkst. Wie sagt man? Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung. Also habe ich den Rest davon überzeugt, dass wir dir anbieten, wieder mit rein zu kommen, auch wenn du dort keine Freudensprünge erwarten solltest."
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 08. Apr 16, 09:36
Scheinbar widerstrebend nickte Rikhard ihr zu.

"Du hast gewiss Recht. Also, gehen wir."
Er ließ Stella den Vortritt, und während er ihren Rücken betrachtete, umspielte ein leichtes Lächeln seine Lippen. Die beiden betraten den Raum, und Rikhard setzte sich mit Stella in den Schülerkreis. Die Reaktionen der anderen waren gemischt, aber allzusehr schien man nun auch nicht mehr interessiert. Rikhard nahm sich einen Becher vom eigenen Wein, verteilte auch an andere, und hob den Becher zum Mund.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Sandra am 08. Apr 16, 14:54
Na, kein Protest? Kein blöder Kommentar?

Zurück im Raum setzte sich Stella wieder in ihre Runde und ließ Rikhard gewähren während sie ihre Unterhaltung wieder aufgriff. Sie hatte ihn zwar wieder rein geholt und ließ ihm frei, wo er sich setzen wollte, aber sie hatte nicht vor, sich großartig weiter darum zu kümmern.

Als Rikhard ihnen zuprostete griff auch Stella nach ihrem Becher, füllte sich noch einmal etwas Met auf den kleinen Schluck nach, der sich darin noch befunden hatte und trank.
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 08. Apr 16, 15:10
Zunächst saß Rikhard schweigend in der Runde, in der auch der Adept Lucas saß. Er fühlte sich unwohl, aber er wusste genau, dass das hier notwendig war. Als sich ein Gespräch entspann, hörte er aufmerksam zu, ohne sich selbst zu beteiligen.

Erst nach einiger Zeit beugte er sich zu Lucas herüber und sprach ihn an. Die beiden begannen ein nüchternes Gespräch über Morphologie, das sich recht schnell zu einer Diskussion über den wissenschaftlichen Umgang mit nicht-empirischen Aussagen entwickelte. Als sich das Thema erschöpfte, sahen die beiden sich kurz an, dann glitt Lucas Blick suchend durch den Raum, bis er Stella gefunden hatte.

Rikhard war aufgefallen, dass der Adept immer wieder mal zu Stella blickte, fast schon kontrollierend. Der Magier fragte sich, was mit Stella los war. Sie war lange Zeit an der Akademie gewesen, und immer wieder hatte sie mürrisch ausgesehen. Auch hatte er sie eine Zeit lang überhaupt nicht mehr zaubern sehen.

Ständig steckt sie den Kopf mit Lyra und Runa und Kydora zusammen. Was da wohl los ist?

Innerlich legte Rikhard sich eine Strategie zurecht. Dann begann er ein neues Gespräch mit Lucas, nicht ohne dem Adepten Wein anzubieten. Der lehnte zwar ab, aber das störte Rikhard nicht weiter. Wäre wohl auch zu einfach. Zunächst redeten die beiden über andere Schüler. Lucas war offensichtlich sehr höflich; und Rikhard musste aufpassen, dass er das Gespräch in einem objektiven und neutralen Tonfall hielt - eine seiner abwertenden und herablassenden Aussagen über die schlechteren Schüler goutierte Lucas sofort mit einem strengen Kopfschütteln und einer bissigen Bemerkung. Rantasten.. am Besten über die anderen!

"Also, Lucas, wo ist eigentlich Kydora? Sie reist doch sonst oft mit Stella, und nun sehe ich sie hier nicht. Ich glaube, ich sollte mit ihr reden. Aber nun ist sie nicht hier. Sind die beiden nicht mehr so gut befreundet?" Lucas' Antwort interessierte ihn gar nicht, diese Worte sollten nur die Brücke zu Stella schlagen. Doch Lucas' Blick fiel auf Stella, als Rikhard Kydora erwähnte. Was war denn da los? Hängt es mit Kydora zusammen?
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Sandra am 09. Apr 16, 21:54
Während Stella sich weiter unterhielt ließ sie hin und wieder ihren Blick zu Rikhard herüber wandern um zu beobachten, wie er sich so anstellte.
Zunächst hatte sie sich nicht viel dabei gedacht, als Rikhard sich mit Lucas über Fachthemen unterhielt, schließlich war Lucas dafür ein ausgezeichneter Ansprechpartner, doch während andere Gespräche und Gruppen sich immer wieder etwas neu zusammensetzten blieb Rikhard ausschließlich mit Lucas im Gespräch. Daher wurde Stella nun langsam innerlich etwas unruhig.
Als sie wieder mal einen Blick in Rikhards Richung warf hatte sie außerdem den Eindruck, dass er dem Blick von Lucas zu ihr herüber folgte.
Auch ihr Blick ging nun gelegentlich zu Lucas, dem sie ein kleines Lächeln wie ein kleiner Flirt zuwarf und diesen gleichzeitig daran erinnerte, was Gorix ihm eingetrichtert hatte, was seine Aufgabe war und damit die Verbindung von Kydora und Stella anging.
Außerdem war Lucas ganz süß… Sollte Rikhard doch ruhig denken, dass die beiden einander mochten - was ja auch nicht ganz falsch war.

Als der Abend noch weiter voran schritt und Rikhard immer noch an Lucas zu kleben schien, blickte der Adept wieder zu ihr hin und signalisierte ihr, dass sie vielleicht besser herüber käme, anscheinend wurde ihm das Thema von Rikhard unangenehm. Die Blicke der beiden hatten sich nun über die Unterhaltung mit Rikhard hinweg schon ein paar mal getroffen.
Sie stand auf und kam mit einem Lächeln auf den Lippen zu den beiden herüber, als Rikhard Lucas über den Verbleib von Kydora fragte
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 11. Apr 16, 13:14
Das ist es also! Stellas Lächeln sagte alles, und Rikhard musste innerlich grinsen. Sie ist also in Lucas verliebt! Wer hätte das gedacht..

Mit einem verschwörerischen Grinsen auf den Lippen beugte er sich zu Stella hinüber und flüsterte: "Keine Sorge... bei mir ist das Geheimnis sicher, das ihr beide habt! Ich verrate es keinem. Aber ich wünsche euch ganz viel Glück, ihr könnt es gewiss brauchen!"
Titel: Re: Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Sandra am 18. Apr 16, 10:31
Stella konnte gerade noch eine Gesichtsentgleisung unterdrücken und schickte ein Stoßgebet zu Elja, dass es sich dabei nicht um das Geheimnis mit Kydora handelte. Stattdessen gab sie nur ein überraschtes “Ähhhh…Danke.” von sich.
Der unschuldige Blick von Lucas sorgte zwar dafür, dass sie sich wieder etwas entspannte, aber sie würden sich darüber definitiv noch unterhalten müssen, was Rikhard wusste. Aber ändern ließ sich jetzt eh erst einmal nichts.

Sie war unschlüssig darüber, ob sie noch ein wenig hier bleiben sollte, oder sich lieber mit Lucas unterhalten und anschließend ins Bett begeben sollte, immerhin war es schon deutlich nach Mitternacht.
Außerdem hatte sie eigentlich nicht wirklich Lust, sich großartig mit Rikhard zu unterhalten, weshalb sie sich zu Lucas beugte, ihm etwas zuflüsterte und dieser mit einem Nicken und Lächeln reagierte. Dann wendete sie sich noch einmal Rikhard zu während Lucas ebenfalls aufstand, um sie zu begleiten. “Du entschuldigst uns? Ich wollte nochmal an die Luft bevor ich gleich schlafen gehe, immerhin ist es schon ziemlich spät, aber ich wünsche dir noch einen unterhaltsamen Abend.”
Titel: Winter 266 n.J., Rikhards Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 15. Dez 16, 09:14
Ich hab das wirklich gemacht.

Es waren nun ein paar Tage vergangen, und die ganzen Gäste waren abgereist. Der normale Lehrbetrieb wurde fortgesetzt, und auch, wenn einige Schüler über den Jahreswechsel zu ihren Eltern gereist waren, war in der Ayd'Owl noch einiges los.

Rikhard saß in seinem Zimmer und ruhte sich aus. Der Tag hatte ihn völlig in Beschlag genommen: der Umbau des Westflügels nahm einfach viel zuviel Zeit in Anspruch. Ständig musste Rikhard in seiner Stellung als Assistenz neue Formulare ausfüllen und auch unterschreiben lassen, und dann musste er Lieferungen auf Vollständigkeit und Schäden überprüfen, dann musste er sich mit verschwitzten Arbeitern abgeben...

...aber irgendwie musste er dem Kanzler ja beweisen, dass er trotz seiner Regelbrüche das Vertrauen des Herrn Stauffer verdient hatte.

Überhaupt, ich hab ja noch Glück gehabt!
Wie er da so saß, ließ er die Ereignisse der Tage an sich vorüber ziehen. Begonnen hatte alles mit dem Ritual, das er durchgeführt hatte. Bis zuletzt war er unentschlossen gewesen, obwohl er Vorkehrungen getroffen hatte. Und dann, nach der Vorlesung, als die anderen Schüler begonnen hatten, untereinander zu schwatzen und alles lockerer wurde - da hatte er einmal mehr gespürt, dass er ausgegrenzt wurde.
Also war er in sein Zimmer gegangen. Dort hatte er das Ritual vorbereitet, und hatte es auch durchgeführt.

Und dann war alles schiefgegangen. Gnadenlose Selbstüberschätzung. Wie er versteinert wurde, und wie Magister Sonnenwende den Zauber schließlich löste.

Der unselige, brutale, schmerzhafte Streit, den er mit Runa gehabt hatte. Ein kleiner Teil von ihm wünschte sich immer noch, er hätte es verschwiegen, aber Rikhard wusste genau, dass es besser so war. Er hatte Mist gebaut, und es war allein sein Fehler gewesen.
Rikhard Kraftweber machte keine Fehler. Wenn er versagte, dann lag es an äußeren Umständen oder an den fehlenden Fähigkeiten seiner Mitschüler. So war er durch's Leben gegangen.
Und damit bin ich gewaltig auf die Nase gefallen.

Die vielen Gespräche gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf. Rikhard war beileibe nicht dumm, aber er hatte mehr Angst, als gut für ihn war. Angst davor, zu versagen. Angst, nicht ernst genommen zu werden - und vor allem anderen Angst, Freundschaften zu schließen, und dann doch wieder zurückgewiesen zu werden.

Aber diese Angst ist keine Entschuldigung, Rikhard.
Nüchtern und organisiert sezierte Rikhard seine eigene Erinnerung. Fein säuberlich ging er die Tage des letzten Jahres durch und sortierte sich selbst ein. Er versank mehr und mehr in einen meditativen Zustand und schwomm gewissermaßen durch den Sumpf, den er geschaffen hatte, als er sich selbst immer und immer wieder belogen hatte.

Als er aus diesem Sumpf wieder auftauchte, fand er sich selbst fast ein wenig abstoßend.
Ich mag inhaltlich ja Recht damit haben, wenn ich sage, dass ich der Beste bin. Schließlich kann nur Runa mir in diesem Jahrgang das Wasser reichen. Aber wenn ich das den anderen Schülern unter die Nase reibe, fühlen sie sich schlecht und in ihrer Wertigkeit angegriffen.
Rikhard nickte und machte sich innerlich eine Notiz.
Aktion - Reaktion. Das, was ich meine, ist nicht immer das, was empfunden wird.

Es würde ein langer und steiniger Weg werden.

Aber es war ein Anfang.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Vanion am 08. Mai 17, 20:08
Der Brand war nun Tage - nein, Wochen her. Rikhard erstickte in Arbeit. Allein die Logistik hinter den Schäden, die beseitigt werden mussten. Unzählige Briefe hatte Rikhard an unzählige Taubenbeine geheftet. Hier etwas abgeschrieben, dort etwas unterschrieben, da etwas angenommen. Das Wissen der Ayd'Owl - verloren. Zum Glück war niemand zu Schaden gekommen - über den Verbleib des Kanzlers hatte Rikhard noch nichts in Erfahrung bringen können, aber der Herr Stauffer lebte immerhin.

Und so hatte Rikhard getan, was er am besten konnte - gearbeitet. Bis über beide Ohren hatte er sich in die Verwaltungstätigkeiten gestürzt, die man als Assistenz der Akademie so machen musste. An der Ayd'Owl herrschte nun eine traurige Geschäftigkeit. Die Dozenten lehrten ein wenig hektischer, ein wenig angespannter. Die Schüler litten ein wenig unter so manchem Lehrmeister, der ein wenig jähzorniger war als sonst - und ständig gab es Gerüchte darüber, wie dieses Feuer überhaupt entstanden war.

Ein fehlgeschlagenes Ritual war noch eine der glaubhafteren Theorien. Aus einer Ecke des Innenhofes hatte Rikhard aufgeschnappt, dass angeblich der Vizekanzler Gorix ein Feuer beschworen hatte, nur um zu schauen, wie mächtig er war. Wieder woanders... konzentriert dich!

Rikhard starrte das Pergament an, das vor ihm auf dem Tisch lag. Die Buchstaben verschwammen vor seinen müden Augen - nein, er hatte die Tinte verschmiert. Er seufzte, dann warf er einen Blick aus dem Fenster. Die Sonne ging bereits unter, und wieder einmal hatte er das Abendessen verpasst.
Im Innenhof herrschte reger Betrieb, ein Pferdegespann war angekommen. Irgendwelche Besucher - und einer dieser Besuche trug eine Laute auf dem Rücken.

Da kam Rikhard eine Idee. Rasch räumte er seine Schreibutensilien zusammen. Sorgfältig verstaute er alles an seinem Platz, dann machte er sich auf den Weg zum Innenhof.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Nevermind am 18. Dez 17, 10:23
Die Tage des Lernens waren erst wenige Stunden vorüber. Allerlei geschäftiges Treiben war wohl zu erwarten um die Flut an so vielen externen Lehrkräften und Scolari zu verwalten und so war es nicht verwunderlich, dass das sorgsam gefaltene Papier mit den weißen Schleifenband vielleicht einfach nicht sofort auffiel. Vielleicht nie, aber falls doch half es vielleicht ein wenig die Situation zu ertragen. Die Schrift war filigran, die Tinte rot und es roch süßlich, blumig, als der Zettel aufgefalten wurde. Der Brief lag unter Rikhards Kopfkissen.

"Rikhard Kraftweber"



Rikhard,

selten habe ich solch Leidenschaft und Aufopferung für das eigene Werk und Wissen gesehen. Selten so viel Leid in wohliger Wärme behütet. Niemals jedoch einen wie Euch, der trotz all diesen Umständen sein Herz nicht völlig verschlossen hat. Eure Worte in der Tavensa zu Eurer Thesis waren gleichsam spannend und Lehrreich. Doch mir scheint, Eure sonst so sichere Wortwahl litt unter den Umständen die man Euch entgegenbrachte.

Es klang fast so, als seiet Ihr nicht Herr eurer sonst so gewandten Sinne gewesen und anstatt, dass man euch daher Nachsicht entgegenbrachte, wurdet ihr noch gescholten. Ihr hättet weit höher gewonnen, und mit Recht, doch darüber steht es mir nicht weiter zu zu Urteilen. Stattdessen kann ich nur anbieten Euer verletztes inneres zu bewahren und Eure Worte zu lesen oder hören, damit sie Eure Seele nicht länger beschweren.

Ihr seid mir nicht blos durch Eure Bescheidenheit was eure Fähigkeiten im Tanze betrifft aufgefallen, nein, euer Wesen, Eure spontane Ehrlichkeit in der Nacht in der Bibliothek nach dem Ball und Eure stattliche Erscheinung haben mich wundervolle Erinnerungen an diese Tage mitnehmen lassen. Es war fast ein wenig schmerzlich, am Morgen die Kisten meines Herrn zur Abreise zu packen und der Gräfin die Kutsche zu beladen, denn mit jedem Stück Gepäck wurde der Abschied unausweichlicher.

Lieber Rikhard, Ihr spracht von einer Einsamkeit, die ich selbst in mir gefühlt habe, jedes Mal wenn Ihr euch einer anderen Dame zum Tanze zugewandt habt. Doch Euer lächeln, wenn ich an Eurer Seite war, werde ich nicht vergessen. Ihr habt den Abend für mich zu einem der schönen meines bisherigen Lebens gemacht. Mein Herz schlug schneller und bescherte mir eine seltene Wärme, immer wenn sich unsere Blicke trafen. So hoffe ich sehen wir uns alsbald noch einmal. Ich sehne mich nach eurem Lächeln und ich bete zu meiner Göttin, es möge euch ein kleines bisschen ähnlich mit mir ergehen.

Sina


Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 18. Dez 17, 19:25
Völlig perplex ließ Rikhard das Schriftstück aus der Hand gleiten. War das eine Finte? Ein schlauer Schachzug, um seine Gunst als Assistent der Akademieleitung zu erlangen? Aber warum sollte Sina das tun? Sina war schließlich eine Dienstmagd. Nein, es musste aufrichtig gemeint sein!

Seine Finger zitterten, als er verstohlen das Pergament vom Boden angelte. Er warf einen raschen Blick zum Fenster, als befürchtete er, dort Zeugen dieser Zärtlichkeit zu erblicken, dann faltete er es sorgfältig zusammen. Nur, um es gleich wieder aufzuklappen und erneut zu lesen - und erneut, und erneut. Dann durchfuhr ihn ein Geistesblitz. Er eilte ins Nebenzimmer, wo ein Sekretär stand, den er für die Verwaltungsarbeit nutzte. Rasch eine Schublade herausgezogen, ein wenig gewühlt, und - dort! Der Reiseplan der Gräfin Klara. Rikhard sah die Anzahl der Kutschen, mit der ihr Tross gereist war, wo diese in untergebracht worden waren, und auch die Menge des Gepäcks. Es fiel ihm nicht schwer, daraus abzuleiten, wie weit der Tross schon gekommen war.

Flugs schrieb er einige Zeilen auf ein herumliegendes Pergament (dass auf der Rückseite bereits etwas geschrieben stand, bemerkte er in seiner wohligen Hast gar nicht), tropfte ein wenig Siegelwachs darauf, um sie zu verschließen, und da er kein Siegel in Griffweite hatte, packte er kurzerhand den "Ayd'Owl - Ungültig"-Stempel, mit dem er die Berechtigungen, die zu streichen waren, fortgestempelt hatte, und rammte diesen in das Siegelwachs.

Ein Bote war schnell gefunden.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Nevermind am 18. Dez 17, 22:17
Sie glaubte fast nicht mehr daran überhaupt noch Antwort zu erhalten und ging bereits wieder ohne in längeren Träumereien zu verweilen dem üblichen Tagewerk nach, als ein Reiter sie abpasste. Der Bote erreichte den Tross , kurz bevor sie das Portal durchschritten um auf das Schiff von Yale und damit in ihre Heimat zurück zu kehren. Der Brief der übergeben wurde, war versehen mit einem Siegel, dass sie stutzig werden ließ .  Als sie es als das erkannte was es war, öffnete sie den Brief vorsichtig, ohne das so kostbar geformte Wachs zu erbrechen und trennte das gesamte Siegel sanft vom Papier. Sie schlug es in Stoff ein und packte es vorsichtig zur Seite.

Sina las die Zeilen, ihr Lächeln wurde weich und sie begann zu grinsen. "Oh Rikhard..." entfuhr es ihr. Sie schüttelte immer wieder beim Lesen den Kopf, während ihre Hand an der Wange ruhte.  "So lange wirst du gar nicht warten müssen, mein Guter...."

Am Ende faltete sie das Pergament. Gerade als sie es weglegen wollte, fiel ihr die zweite Seite auf. Sie las sie ebenfalls. Scheinbar bar jeder Emotion beendete sie die Lektüre und griff erneut zur Feder. Still dankte Sina ihrem Herrn in dieser Sekunde von Herzen, dass er sie das letzte Jahr über mit Schriften und Texten schier unaufhörlich gequält hatte und sie mehr Blasen vom Schreiben als vom Stallmisten hatte. Die Schmerzen im Rücken durch die vielen gebeugten Stunden am Schreibpult, all die Krämpfe in den Fingern vom Federhalten.. es zahlte sich in diesen Sekunden aus.

Die Hexe griff nach einem Pergament, tauchte die Feder in die Tinte und begann den Kiel über das Papier kratzen zu lassen....

Etwa zwanzig Augenblicke später packte sie ein kleines Fläschchen mit einer klaren Flüssigkeit darin in duftendes Heu geschlagen in einem etwa faustgroßen Paket zusammen und band den Brief mit einer weißen Schleife daran fest. Dann übergab sie ihr Paket einem Boten zusammen mit ein paar Kupferstücken, der es in die Akademie zu Fanada brachte.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 21. Dez 17, 21:23
Die Feder kratzte und kratzte über das Papier. Es war fast, als würde er eine Studienarbeit schreiben, die Worte flossen quasi wie von selbst aus seinem Hirn durch die Feder hindurch. Die Kerze brannte nieder, und Rikhard murmelte etwas - eine kleine Flamme entsprang seiner Hand, tanzte kurz auf und ab, und entzündete dann den Docht einer frischen Kerze.

Endlich war er fertig. Er faltete das Pergament, legte es auf die Ablage, die wohl heute Abend noch abgearbeitet werden würde, dann machte er sich auf in Richtung des Badetraktes. Zu dieser Stunde würde er wahrscheinlich den großen Zuber für sich haben - und tatsächlich. Warmes Wasser umströmte schon bald seinen Körper. Bevor er sich in das Wasser gleiten ließ, zog Rikhard allerdings ein Fläschchen aus seiner sorgsam zusammen gelegten Kleidung. Er entfernte den Stöpsel aus der kleinen Flasche und roch vorsichtig daran - nicht unangenehm! Dann goss er eine gute Portion in sein Badewasser und stieg hinein.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Nevermind am 21. Dez 17, 22:18
Zeitgleich mit dem öffnen des Fläschchens und dem Einatmen der aufsteigenden Düfte lag sie in einer weit entfernten Kammer zwischen Stroh und zwei leise schnaufemden Wesen. Sie starrte an die Decke bis ihre Augen langsam nach hinten sanken und sie mit einem seeligen Lächeln in tiefen Schlaf fiel.

Ein paar Tage später öffnete sie einen weiteren Brief. Ihre Augen begannen zu funkeln. Sie drückte das Schriftstück mit einem seuftzer an ihren Brustkorb. Doch diesmal lies sie sich Zeit, bis sie eine Antwort verfasste.

"Ach könnte ich dich doch noch viel mehr von mir kosten lassen..." hauchte sie über das neu verfasste Antwortschreiben. "Aber wir haben Zeit. Alle Zeit dieser Welt" Sie dachte zurück an die gehörten Vorlesungen. Oder irgendeiner. ..."
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 28. Dez 17, 20:49
Rikhard drückte das Schreiben an die Brust. Einerseits war er sehr glücklich, aber andererseits - die Insel der Stürme! Die Tage, die er dort verbracht hatte, waren schlimm gewesen. Nicht nur, dass er zuviel getrunken hatte und die Kontrolle über sich selbst verloren hatte, nein - einer dieser ungewaschenen Seeräuber, der sich im selben Raum wie er aufgehalten hatte, war im Streit von seinen hinterhältigen Kameraden erstochen worden.

Seine Hand zitterte, als er an diesen Moment zurück dachte. Fahrig griff er nach einer Flasche Wein und goss sich einen Kelch ein. Aber anstatt davon zu trinken, drehte er das feine Glas in seiner Hand hin und her. Sina kam also von dort, so schien es. Mit der freien Hand angelte er den Brief vom Tisch und hielt sich die rote, duftende Tinte nah vor seine Augen. Es war nicht zu erraten, ob sie von dort kam oder ob sie sich lediglich oft dort aufhielt. Nun, ganz gleich, auf diese Insel würde ihn nicht einmal ein Auftrag des Kanzlers führen. Aber Sina ... ?

Der Magier seufzte tief. Nun nahm er doch einen tiefen Schluck aus dem Glas, und er schloss die Augen. Die Erinnerung war sofort wieder da. Die Fackeln an den Wänden schwärzten den Stein mit ihrem Feuer, wo sie offen lodern konnten. Die seltsamen, magischen Laternen warfen ihr Licht vielfach zurück, und dieser seltsame Thron, der in der Ecke stand ... ja, diese Taverne war einzigartig gewesen. Nach und nach füllte sich der Raum: immer dort, wo Rikhard seine Gedanken hin wandte, erschienen die Personen auf ihren Plätzen, die damals anwesend gewesen waren. Noch einmal sah Rikhard, wie aus der Rauferei, die an und für sich schon abstoßend genug wurde, blutiger Ernst wurde. Das Messer blitzte im Feuerschein, dann quoll dunkles Blut aus der Wunde, über die Hand des Seefahrers, dessen Augen schreckensweit ins Leere blickten. Die salzigen Tränen der blutjungen Frau, die ebenso wie er mit Entermesser und Hut bewehrt gewesen war, und ihr Blick, der sich in seine Augen bohrte. Du bist Magier! Tu irgendwas!

Heilmagie war noch nie seine Stärke gewesen. Der nächste Morgen hatte Rikhard auf ein Schiff geführt, und die Rückkehr nach Engonien (http://larpverein.de/forum/index.php/topic,6122.msg143763.html#msg143763) hatte kaum Gutes mit sich gebracht - außer Adara. Adara! Sie hatte lang genug auf der Insel der Stürme gelebt, und sie würde ihm bestimmt etwas Kluges raten können. Sie lebte auf einem der Höfe im Umland von Fanada, und obwohl die Tage zu dieser Jahreszeit kurz waren und es schon dunkelte, machte Rikhard sich auf den Weg.

Mit einem warmen Mantel angetan und mit einer dicken Pechfackel bewehrt, damit er außerhalb der Stadtmauern ein wenig mehr Licht hatte, schritt der Magier durch die Gassen Fanadas. Es hatte geschneit, und der Schnee sorgte für Ruhe. In den größeren Straßen war der Schnee dem Matsch gewichen, und obwohl die Stadtverwaltung sich redlich Mühe gab, die Straßen trocken zu legen, hatten sie doch gegen den winterlichen Arm Nadurias nicht die Oberhand behalten können. Sorgsam hatte Rikhard seine Robe gerafft, und den größten Schlammpfützen wich er aus. Grade wollte er in die Weberstraße einbiegen, von wo es nicht mehr weit bis zum Südtor der Stadt war, als er von hinten hastige Schritte hörte. Er drehte sich um und machte einen Schritt in eine nahe Gasse hinein, um den Gestalten, die da angerannt kamen, Platz zu machen.

Viel zu spät erkannte er, dass die drei, nein, vier Männer, die dort kamen, nicht an ihm vorbei wollten - sondern dass er ihr Ziel war. Kaum waren sie bei ihm, entrissen sie ihm die Fackel, die im Schneematsch sofort verlöschte. Ein Schlag traf ihn in die Magengrube, dass ihm die Luft wegblieb, und Arme, viel stärker als er, drängten ihn in die Gasse. Ein Tritt brachte ihn auf die Knie, und dann trafen ihn zwei, drei, vier Schläge mitten ins Gesicht. Mit einem brutalen Knirschen brach seine Nase. Als die Angreifer erkannten, dass das einzige, was den Magier aufrecht hielt, sie selbst waren, ließen sie ihn los und suchten das Weite.

Rikhard fiel vornüber in den eiskalten Matsch.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 29. Dez 17, 20:01
Zu seinem Glück hatte man ihn rasch gefunden. Die Kälte hatte sein Gesicht taub werden lassen, und als man ihn in die Akademie brachte, spürte er kaum Schmerzen, sondern nur bittere Kälte. Das änderte sich, als er im Krankenflügel ankam. Man kümmerte sich um ihn, stellte besorgte Fragen, und die Wärme brachte die Schmerzen zurück. Seine Nase war gebrochen, das stand außer Frage, und auch seine Rippen fühlten sich nicht gut an. Seine Robe war völlig verdreckt, kleine Schlammbrocken klebten daran und vermischten sich mit Schneematsch und seinem Blut. Man hatte ihm einen ungefärbten Leinenkittel gegeben, den hier im Krankenflügel alle Patienten trugen.

Warum? Diese Frage kam immer und immer wieder hoch. Sein Herz raste, und er verkroch sich vor den Schmerzen in einem geistigen Kokon. Warum? Jemand flößte ihm einen Trank ein, und wie durch dichten Nebel hindurch hörte er, wie jemand zu ihm sprach. Irgendetwas von Ruhe, von Bettruhe. Ja, Bettruhe. Die vertrauten Räumlichkeiten der Akademie glitten an ihm vorbei, und für die Hand, die ihn stützte, war der Magier sehr dankbar. Er humpelte die Zimmerflucht entlang, in der seine Räumlichkeiten lagen. Sein Helfer verließ ihn hier, und er tastete sich vor, öffnete die Türe und sank auf den Stuhl vor seinem Sekretär.

Die Türe. Er hatte sie offen stehen lassen. Er zog sich wieder hoch, nicht ohne unter dem Schmerzen, die vor allem durch seine gebrochene Nase pulsierten, zu stöhnen.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 29. Dez 17, 22:01
Es war wieder etwas später geworden, aber Aufsätze schrieben sich eben nicht von selbst. Immerhin schnurrte die Akademie jetzt wieder fast wie ein gut geöltes Uhrwerk seit dem der Kanzler aus seinem Schlummer erwacht war. //Was für eine Erleichterung wir freuen uns ja so.// Die junge Magierin verdrehte die Augen und raffte ihren Rock um die Treppen zu ihrem Flügel hinaufzusteigen. Auf halben Weg wurde ihr Aufstieg allerdings gebremst da zwei Gestallten die gesamte Treppe für sich einnahmen. Das eine war eine Heilerin aus dem Krankenflügel und das andere...?
//Ach du meine Güte... Ist das Rikhard? Was bei Lavinias gütigem Herz hat er denn jetzt angestellt?//
Sie konnte das Gesicht des Mitschülers nicht sehen, allerdings war sein Gang nicht mit dem zu vergleichen den er Tagsüber in der Akademie zur Schau stellte. Sie verlangsamte ihren Schritt und hielt sich hinter den Beiden. Ihre Neugier war geweckt.
Im Flügel verstaute sie schnell ihre Habseligkeiten in ihrem Zimmer um nicht einen Neugierigen Eindruck zu erwecken und trat nachdem die Heilerin gegangen war wieder in den Flur.
// Gütige Lavinia.// Runa zog leise die Luft ein als sie Rikhars Gesicht betrachtete. Unsicher verschränkte sie die Arme vor der Brust. Ganz egal was sie von ihm hielt, und das war nicht viel, ihr kam nichts in den Sinn wofür er diese Behandlung verdient hätte. Die letzten Tage war er, von dem was sie mitbekommen hatte, verhältnismäßig nett gewesen.
"Hast du dich etwa mit Delwin angelegt?", fragte sie als sich ihre Blicke trafen.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 31. Dez 17, 03:05
"Ich ... weiß nicht."
Rikhards Hand zitterte heftig, als er sie nach der offenen Türe ausstreckte. Der Impuls, sie einfach zuzuschlagen, war stark.
"Ich war auf dem Weg - zu ..."
Zischend sog er die Luft ein. Das Sprechen verursachte ihm ebenfalls Schmerzen. Er mochte sich nicht ausmalen, wie er grade aussah. Das Gesicht verschmiert mit einer Mischung aus Wundschorf und dieser dicken, gelblichen Heilsalbe. Seine Nase war schief, und über seinem Auge war die Haut aufgeplatzt. Es blutete nicht mehr, aber die Fäden, die die Wundränder zusammenhielten, waren unübersehbar. Das strenge Schwarz und Rot, das er sonst trug, war dem beigen Leinenstoff des Krankenkittes gewichen, und seine Haare fielen schmutzig in sein Gesicht. Zwei seiner Fingernägel waren eingerissen, und die ganze Hand war dick bandagiert.

"Ich wollte jemanden besuchen."
Umsichtig setzte Rikhard die Worte, darauf bedacht, seinen Kiefer so wenig zu bewegen, wie es irgendwie möglich war. Sein Kopf wollte nicht klar werden. Endlich löste er die Hand von der Tür, und humpelnd schritt er in sein Zimmer zurück und sank auf seinen Stuhl nieder. Sein Schädel pulsierte, seine Rippen taten weh, und von seinem Knöchel aufwärts war eine dicke Blessur zu sehen, die ab der Mitte seines Schienbeines von dem Kittel verdeckt wurde.
Ich wurde nicht bestohlen! Die Erkenntnis ließ Rikhard zusammenzucken. Mit einer plötzlichen Bewegung ruckte sein Kopf hoch, und Angst lag in seinem Blick, als er hervorstieß: "Dieser Angriff galt mir. Persönlich."
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 31. Dez 17, 14:11
Rikhard sah aus wie das fleischlich gewordene Elend. Während Runa ihm zuhörte wanderten ihre Augen über seine Erscheinung. Das sah nicht aus wie eine Prügellei unter Schülern, ganz abgesehen davon das sie etwas von dem Aufruhr bemerkt hätte. Sie hatte Rikhard nie für einen Kämpfer gehalten, trotzdem hätte sie ihm zugetraut das er sich wehrte wenn man ihn anging und das nicht nur verbal. Hatte er sich gewehrt?
Zumindest war seine Hand bandagiert.
Rikhards plötzliche Erkenntnis holte sie ins hier und jetzt zurück. "Dir? Du meinst... jemand wollte ..." Kurz flog ihr Blick wieder über seine Erscheinung. Wenn man ihn hätte töten wollen wäre er es jetzt wohl. "Jemand wollte dir Angst einjagen? Hast du sein Gesicht erkannt? War es jemand der dir bekannt vor kam?" Runa betrat den Raum und schloss die Tür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Ihr Kopf arbeitete.
"Hast du irgend eine Ahnung warum das passiert ist?"
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 31. Dez 17, 15:14
"Es waren mehrere Männer. Ich wurde gepackt, zusammengeschlagen, und dann - einfach liegen gelassen."
Krampfhaft versuchte Rikhard, die Kopfschmerzen zu durchdringen und sich zu erinnern.
"Es war schon dunkel, und alles ging so schnell, ich - ich erinnere mich nur noch daran, dass ich aufgewacht bin und mir jemand aufgeholfen, mich gestützt hat. Und dann der Krankenflügel."
In der Karaffe war noch etwas drin, und der Wein fand seinen Weg fast von selbst in das Glas, das immer noch auf dem Tisch stand. Fahrig führte er das Glas zum Mund und trank.
"Diese Schufte haben nichts gesagt, kein Wort. Und gestohlen haben sie auch nichts. Wenn mir wirklich jemand Angst einjagen wollte, dann ist das gelungen."
Der Wein half dem Magier, seine Fassung zu bewahren. Stück für Stück mühte er sich, den Panzer aus Förmlichkeit, Höflichkeit und kalter Arroganz, der ihm so oft gute Dienste geleistet hatte, wieder aufzubauen. Sein äußerlicher Zustand half dabei nicht grade, und anstatt sich grade hinzusetzen, wie er es vorgehabt hatte, ließ er die Schultern sinken, legte die Hände in den Schoß und spielte mit dem Glas herum. Erst jetzt schien er zu realisieren, wer ihm gegenüber stand. Seit er mit Runa aneinander geraten war - und das ist euphemistisch ausgedrückt, hatte er nicht mehr viel mit ihr gesprochen. Und da sie nun auch schulisch an ihm vorbeigezogen war (natürlich nur aufgrund der Verwaltungsarbeit!), war er ihr in der letzten Zeit sogar ausgewichen.

Er schüttelte den Kopf. Seine Körpersprache verriet, dass er physisch völlig fertig war, aber sein Geist wurde mit jeder Sekunde wacher.
"Meine Unbeliebtheit an dieser Akademie erklärt diese Tat keinesfalls. Entweder handelt es sich um eine Verwechslung meiner Person mit jemandem, der Feinde hat, oder  - ich habe Feinde. Echte Feinde, nicht dieses kindische Scolarien-Gehabe."
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 31. Dez 17, 15:23
//Wenn mich diese Erkenntnis doch nur überraschen würde...//, dachte Runa als Rikhard zu dem Schluss kam das er Feinde hatte.
"Nein auch die Beschreibung passt nicht zu einem Scolari. Wenn sie dir irgendetwas heimzahlen gewollt hätten, hätten sie es dir auch gesagt. Das sie gar nichts gesagt haben ist... nicht gut. Allerdings haben sie dich auch nicht umgebracht obwohl sie es gekonnt hätten."
Sie strich sich über das Gesicht und schloss die Augen um nachzudenken.
"Wen könntest du so verärgert haben das er dir Schläger auf den Hals hetzt? Es muss irgendwas bedeutetndes Gewesen sein. Denk nach! Es kann nicht irgend eine Kleinigkeit durch dein normales Gehabe gewesen sein. Irgendjemandem hast du ordentlich vor den Karren gepisst und an soetwas solltest du dich erinnern können."
Sie verschränkte wieder die Arme. //Sollte ich hier bleiben? Nicht das er mich wieder in seine Probleme reinzieht...//
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 31. Dez 17, 15:53
"Seit der Kanzler unpässlich war, war ich ausschließlich mit dieser Akademie beschäftigt. Und auch davor hab ich kaum etwas unternommen und mich ganz auf meine Studien konzentriert. Auf den Tagen des Lernens ist auch nichts geschehen."
Die Inquisition? Rikhard erinnerte sich an den Brief, den er vor über einem Jahr von Sirasa erhalten hatte - und auch an das Silber, das darin gewesen war. Verstohlen musterte er Runa. Damals hatte sie ihn verdächtigt. Holte ihn nun ein, dass er diesen Brief nicht beantwortet hatte?

"Ich dachte eigentlich, dass du diejenige wärst, die in Schwierigkeiten geraten würde. Diese Geschichte mit dem Abstandszauber - das klang ziemlich gefährlich." Er lächelte matt.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 31. Dez 17, 16:12
//Wahrscheinlich hat er es nicht mal gemerkt das er jemandem auf die Füße getreten ist...//
"Wieso sollte ich Schwierigkeiten bekommen wegen einem Abstandszauber?" Runa zog eine Augenbraue hoch. Wahrscheinlich ging es wieder um den Erdelementar. Diese Geschichte klebte an ihr wie Honig.
"Und du bidt dir ganz sicher das nichts passiert ist. Keine Unpassende Bemerkung? Kein flascher Tonfall?"
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 31. Dez 17, 16:21
"Natürlich bin ich mir nicht sicher. Abseits des Lehrbetriebes kenne ich mich nicht aus, trotzdem bin ich mir absolut sicher, niemanden beleidigt zu haben. Ich hab einige Schwächen, aber Dummheit gehört gewiss nicht dazu. Und warum sollte jemand die Assistenz der Akademieleitung überfallen?"

Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien es ihm, dass die Inquisition ihm Angst machen wollte. Unwillkürlich musste er an die Sonne auf Sinas Stirn denken. Rikhard war kein besonders gläubiger Mensch. Er respektierte die Götter natürlich, aber dass einer unschuldigen Dienstmagd wie Sina so etwas angetan wurde, das  konnte man nicht mit Religion rechtfertigen.

Zweifelnd sah er Runa an. Er fragte sich, ob es sich lohnen würde, die nächsten Worte zu sprechen, oder ob sie auf taube Ohren stoßen würden - aber sie stand immerhin in  seinem Zimmer, und auch, wenn ihre verschränkten Arme Bände sprachen, war sie immer noch nicht gegangen.
"Ich vermute, dass die Inquisition dahinter steckt. Ich habe damals nicht auf ihr Angebot reagiert, und das könnte eine Erinnerung daran sein. Als wir in Taga waren, hat diese Sirasa versucht, mich zu entführen, und seitdem hab ich mich nicht mehr ganz sicher gefühlt. Aber das hat eine neue Qualität."
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 31. Dez 17, 16:37
Da war sie wieder, die alt bekannte Arroganz. Allein dieser erste Satz sorgte bei Runa schon wieder dafür das sie keine Lust mehr hatte sich mit Rikhard zu unterhalten. Ganz abgesehen davon dass sie die Aussage mit der Dummheit niemals unterschreiben würde. Rikhard war in einigen Gebieten sehr Intelligent und hatte große magische Fähigkeiten. Das hatte und würde sie ihm auch nie absprechen, allerdings gab es genug andere Gebiete in denen er... naja das war jetzt nicht der Punkt.
Als Rikhard die Inquisition ins Spiel brachte runzelte sie die Stirn. "Aber... warum sollten sie sich erst nach etwas über einem Jahr bei dir melden? Und sich dann nicht zu erkennen geben? Ich meine sie drücken doch jedem ihre Sonne auf der in ihre Finger geraten ist. Abgesehen davon ... hat sich bei mir auch niemand gemeldet und ich habe damals auch einen Brief bekommen." Sie nagte an ihrer Lippe. Wenn die Schläger wirklich von der Inquisition waren, hieß das dass sie auch in Gefahr war? Sie schüttelte den Kopf. "Vielleicht war es jemand von der Inquisition, aber für eine offizielle Handlung oder Botschaft fehlt hier eindeutig ihre Handschrift. Wenn die Inquisition etwas tut wollen sie das man weiß, dass sie es waren. Dieser Akt war eine Drohnung ohne Zweifel, aber... sie haben dich weder gebrandmarkt noch sich sonst irgendwie zu erkennen gebenen. Vielleicht ist es Sirasas persönlicher Rache Akt, aber... ich glaube nicht das du sie mit deinen taten von vor einem Jahr so sehr gekränkt hast, dass sich diese Rache ein Jahr lang hält. Wenn es so wäre, hätte sie früher etwas unter nommen. Oder dich heute entführt..."
Sie rieb sich die Nasenwurzel und schwieg eine Weile. "So oder so... du solltest es dem Kanzler melden."
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 31. Dez 17, 16:49
"Hm, da hast du Recht. Mir ist aber immer noch nicht klar, warum mir das angetan wurde."
Er schritt zu einer kleinen Kommode herüber und holte ein Glas hervor - und eine weitere Karaffe Wein. Auf Runas unausgesprochene Frage hin sagte er: "Ich verstehe mich sehr gut mit Rebecca. Sie hat den Wein besorgt. Ich halte ihr den Rücken frei. Übrigens - ", er schenkte ihr ein, "sie hat mir dabei geholfen, die Frühsportliste zu, äh - verfassen."

Er grinste verschmitzt, was aufgrund seines ganz allgemein übel zugerichteten Gesichts eher eine Grimasse wurde. Er hielt ihr das Glas hin, während er sprach: "Aus dem Nichts kommen drei, vier Männer und schlagen mich fast tot. Sie sagen nichts, stehlen nichts, und lassen mich einfach liegen. Niemand hat einen Nutzen davon, dass es mir so ergangen ist, abseits von persönlicher Befriedigung. Es muss also jemand sein, der einen Groll mir persönlich gegenüber hegt. Jemand, der Geld hat, um Schläger zu bezahlen, und der keine Skrupel hat."

Er lauschte nach innen, gespannt, was sein scharfer Geist ihm nun an Futter für seine Stimme servieren würde. Aber sein Geist ließ ihn im Stich. Alles, was sein Kopf grade produzierte, waren dumpfe Schmerzwellen. Sein Gesicht schmerzte nach wie vor, seine Rippen drückten unangenehm auf seine Lunge, und seine Hand pulsierte warm vor sich hin.

Plötzlich ruckte er nach vorne und schlug die gesunde Faust gegen die Armlehne. Frustriert stieß er hervor: "Bei den Göttern, Runa - ich bin vielleicht die Assistenz der Akademieleitung, aber das ist doch keine Rolle oder Position, die dermaßen wichtig oder machtvoll wäre, dass sie das erklärt, was grade passiert. Und lässt man das fort, bin ich genauso ein Scolarius an dieser Akademie wie jeder andere." Wenn auch ungleich begabter - aber das verkniff er sich.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 31. Dez 17, 17:39
Einen Moment zögerte die Scolari, dann griff sie nach dem angebotenen Glas und nippte daran. Das ganze war mehr als merkwürdig. Jemand wollte Rikhard eine Abreibung verpassen ohne dafür belangt zu werden. Einfach nur um seine eigenen niederen Triebe zu befriedigen. "Womit wir wieder bei Feinden wären. Allerdings fällt mir im Moment niemand ein der reich ist und eine persönliche Antipathie gegen dich hat."
Rikhards Faust sauste auf die Armlehne und Runa zuckte zusammen wodurch sie fast den Wein verschüttete. Noch während sie versuchte ihren Herzschlag zu beruhigen, rollte sie mit den Augen und meinte: "Ohne dir zunahe treten zu wollen Rikhard aber ich bin mir sehr sicher, dass dieses Geschehen nichts mit deiner Position zu tun hat es sei denn jemand meldet sich in den kommenden Tagen bei dir und verlangt etwas damit so etwas nicht nocheinmal passiert." Wieder nippte sie an dem Wein. Sie mochte Alkohol nicht wirklich, aber dieser hier war süß.
"Wer auch immer dahinter steckt hat nicht genügend Anhaltspunkte hinterlassenum ihm etwas anzuhängen. Vermutlich werden wir es nie erfahren, es sei denn jemand führ einen erfolgreichen Hellsichtzauber durch." Sie zuckte die Achseln. Hellsicht war nicht ihr Fachgebiet.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 01. Jan 18, 18:33
"Hellsicht."
Abfällig spuckte Rikhard das Wort aus.
"Manche Zauber mögen funktionieren, aber wenn es sich nicht grade um deitische Begebenheiten oder Orakel handelt, dann ist's auch nur Raterei. Erinnerst du dich daran, wie wir beide in Taga diesen Diskurs führen mussten, und dabei Thesen vertreten mussten, die konträr zu unserer jeweiligen Meinung standen? So kam ich mir bei diesem Vortrag beim Abendessen auf den Tagen des Lernens vor. Die Hellsicht kann mir gestohlen bleiben."

Betreten schwieg Rikhard eine Weile.
"Bitte entschuldige, dass ich dich eben erschreckt habe. Ich habe mich meist unter Kontrolle, und ich bin kein Freund von offen vor sich her getragenen Emotionen. Aber ehrlich gesagt - ich hab Angst. Jemand hat mich zusammenschlagen lassen, und ich kenne den Grund nicht. Vielleicht nur zu eigener, perverser Freude. Wer auch immer das befohlen hat, wird es gewiss nicht bei dem einen Mal belassen."
Der Magier zog trotzig die Nase hoch.
"Ich hab mich schon einmal vertreiben lassen, das wird nicht nochmal passieren. Die Ayd'Owl ist mein zuhause. Wer immer mir was Böses will, irgendwann muss er sich zu erkennen geben. Und bis dahin muss ich eben besser auf mich aufpassen."

In seiner Stimme lag ein Zittern, das sehr deutlich verriet, dass er an die Worte, die er sprach, selbst nicht so recht glaubte.
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Anders am 01. Jan 18, 18:45
Verdammt... Ador hatte damals doch Recht gehabt. Zumindest in Teilen...
"Anscheinend gibt es doch ein paar Punkte die wir ähnlich sehen.", murmelte Runa kaum hörbar und nahm noch einen Schluck Wein. Lauter und zu Rikhard gewandt fügte sie hinzu: "Ich würde jetzt erstmal nichts überstürzen. Geh ins Bett, ruh dich aus und berichte morgen dem Kanzler war passiert ist. Vielleicht war es eine einmalige Sache..." Sie verzog die Mundwinkel. Einschätzen ob die letzte Aussage stimmte konnte sie nicht.
Sie stellte den halbleeren Becher zurück auf Rikhards Tisch. "Mehr können wir im Moment nicht tun. Und wenn du dich in nächster Zeit mit ein paar Mitschülern in die Stadt begibst bist du kein leichtes Ziel mehr." Sie zuckte die Achseln. Wer mit ihm mitgehen würde wäre dann sein Problem. 
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 01. Jan 18, 19:14
"Das werde ich tun." Als Runa ihren Becher abstellte, verstand Rikhard die Geste als das, was sie war. Er stand auf, und auch Runa erhob sich. Bevor er zur Tür humpeln konnte, hatte sie abgewunken und selbst die Türe geöffnet, und Rikhard erwiderte ihre höfliche Verabschiedung.

Als sie fort war, schloss er seine Zimmertüre und lehnte sich an das schwere Holz. Runa war es vermutlich genauso klar wie ihm, dass es ziemlich illusorisch war, dass sich eine Traube von Schülern finden würde, mit denen er in Zukunft Fanada besuchen würde. Und selbst wenn es so wäre, war Rikhard doch eher jemand, der mit seinen Problemen alleine blieb und versuchte, sie zu lösen, bevor er um Hilfe hausieren ging. Sein Blick fiel erneut auf Sinas Brief. Ihr würde er schreiben können. Sich ihr anvertrauen können. Nüchtern dachte er an Runa und ihren Besuch. Warum war sie überhaupt in sein Zimmer gekommen? Wahrscheinlich hatte sein Anblick sie neugierig gemacht. Rikhard schmunzelte. Er mochte Runas analytische Herangehensweise. Sie war ebenso verstockt wie er, was manche Dinge betraf, und er beneidete sie um die sozialen Fähigkeiten, die sie ganz im Gegensatz zu ihm besaß. Sie hat sich bemüht, mir zu helfen. Kam auf ihre Art nicht weiter, also ist sie gegangen. Das war weit mehr, als er von ihr erwartet hatte (oder erwarten zu hatte?), seit er sie in der Bibliothek fast angegriffen hatte.

An diesem Abend fand Rikhard keinen Schlaf. Jedes Mal, wenn er wegdämmerte, meldete sich irgendein lädiertes Körperteil und verlangte nach Aufmerksamkeit, und wenn er doch endlich der Herrin des Schlafes einige Stunden abgerungen hatte, so waren sie mit Alpträumen gefüllt. Immer wieder schreckte er schweißgebadet auf, und irgendwann zog er sein Nachthemd aus, weil es klitschnass geschwitzt war. Es war mitten in der Nacht, als er einmal mehr angsterfüllt erwachte und in den Schatten vor seinem Fenster drei Männer zu sehen glaubte. Natürlich war dort nichts, aber dieses Mal kam der Schlaf nicht wieder.
Also stand er auf, tastete sich durch die Dunkelheit zum Stuhl vor seinem Sekretär. Er konzentrierte sich, griff in den Fluss der Magie, legte seine Hand über den Lüster und murmelte "Fulumbar" - und dann schlug er hastig auf die viel zu große Flamme, die aus seiner Hand gesprungen war und den Tisch zu versengen drohte.
Verflucht, bei Aine! Rikhard wusste, dass es gefährlich sein konnte, zu zaubern, wenn man emotional aufgewühlt war. Und so verbot er sich kurzerhand weitere Zauber und kramte nach den Bregahölzern in einer Schublade, und endlich hatte er die Kerzen angezündet.

Im flackernden Lichtschein tunkte er die Feder in die schwarze Tinte.

Liebste Sina,


schlimme Dinge sind geschehen ...
Titel: Antw:Zimmer von Rikhard Kraftweber
Beitrag von: Nevermind am 08. Jan 18, 12:54
Ein Krug flog pfeffernd vor eine Wand, dass es schepperte. Glück dem, der gerade nicht im Raum war. Auf dem Schiff steckte ein Jüngling den Kopf in die Tür. Die Lache, in der der Holzbecher lag, sah aus wie Blut, als es langsam in die Planken sickerte. "Verfluchte Braukunst, Echsendreck und Eselsmist..RAUS!" Irgendwas anderes flog in seine Richtung und der Junge zog den Kopf ein und die Kajütentür zu. Ein paar Leute saßen noch im Mannschaftsraum, zum Teil gestandene Männer, aber niemand rührte sich. Und niemand sagte ein Wort. Nur stumme Blicke trafen sich. Die junge Frau stand mit einem Ruck auf. "Der Fleck wird eurem Herrn nicht besonders gut gefal.." - "Schweig du dreckige Hundsfott, lass mich nachdenken.." giftete sie dazwischen. Sie machte eine Handbewegung als drücke sie seine Kehle zu und er schwieg. Aus der Ecke nahm sie Eimer und Lappen und begann den beinahe Essigsauren Rotwein aufzuwischen.

Ihr Blick folgte den Wischspuren, die immer wieder verschwanden und sie betrachtete die kleine Lache, die wie ein kleines roten Teichlein immer wieder hinter dem Lappen zusammenlief. "Verdammt verdammt verdammt!" Der Lappen flog an die selbe Wand. Die kleine Lache wurde von frischen Tränen gespeist und man packte sie rechts und links unter den Armen und trug sie einfach in eine der Hängematten. Sie wehrte sich nicht. Niemand redete je wieder darüber. Der Raum behielt sein Geheimnis für sich. Die Lache war mitsamt dem rotgetränkten Lappen am nächsten Morgen verschwunden...