Forum des Engonien e.V.

Der Städtebund von Tangara => Fanada => Thema gestartet von: Kydora am 06. Okt 16, 19:52

Titel: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 06. Okt 16, 19:52
Es war abends und es war langsam dunkel geworden in der Stadt. Doch in dem Zimmer brannte schon ein warmes angenehmes Feuer im Kamin. Kydora hatte es sich auf einem der Felle vor dem Kamin gemütlich gemacht und überflog gerade die handschriftlichen Zeilen auf dem Papier, das sie in den Händen hielt. Sie wirkte nachdenklich.

Um sie herum auf dem Boden waren noch andere Blätter und Bücher verteilt, darunter auch Notizen, die sie selber gemacht hatte.
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Okt 16, 20:39
Die Arbeit war geschafft. Kaum zu fassen, aber der Stapel auf seinem Schreibtisch war irgendwann abgearbeitet gewesen.
Den Sonnenuntergang hatte er von seinem Fenster aus begutachten können, aber er hatte gar keinen Sinn dafür gehabt, um die Schönheit des Moments zu genießen. Nachdem er seine Kammer in der Ayd'Owl betreten hatte, hatte er sich auf einen Stuhl sacken lassen.

Und dann hatte er die Bücher gesehen, und die Hausaufgaben, die er noch vor sich hatte.

Und dann war Rikhard aufgestanden, hatte zum ersten Mal Aufgaben Aufgaben sein lassen - und hatte einen Abendspaziergang begonnen. Ein Brief wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Er wusste nicht, ob Kydora anwesend war, aber es zu versuchen, konnte nicht schaden. Also klopfte der Magier irgendwann an die schwere Holztüre von Ardors Heim.
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 06. Okt 16, 21:05
Als es klopfte, schaute Kydora überascht auf. Besuch erwartete sie keinen. Den Zettel noch immer in der Hand verließ sie ihr Zimmer und machte sich auf den Weg zur Haustüre. Die Strecke war schnell zurückgelegt und sachte öffnete sie die Türe.

"Rikhard?"

Verdutzt blickte sie den jungen Magier an, der da vor der Türe stand. Ein paar Schneeflocken hatten sich in seine Haare verirrt - an die Tatsache dass es in Ardors Vorgarten immer schneite konnte sich Kydora nur schwer gewöhnen. Aber es war ja auch keine große Strecke, die zurückzulegen war, bis man wieder aus dem schneienden Vorgarten raus war.

"Uhm... ich habe nicht mit Besuch gerechnet, aber komm doch erstmal rein."

Kydora machte einen Schritt zur Seite, so dass Rikhard ohne Probleme eintreten konnte. Die junge Barbarin trug einfache Tunika und Hose. Ihre Gesichtbemalung fehlte und es war ersichtlich, dass sie sich schon mal für die Nacht fertig gemacht hatte.

"Was kann ich für dich tun?"
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Okt 16, 21:41
"Danke."
Rikhard legte den Mantel ab, den er trug, und hängte ihn achtlos über eine Stuhllehne. Er sah erschöpft aus. Seine Oberlippe wurde von ein wenig Flaum verunstaltet, und er hatte dunkle Ringe unter den Augen. Formloser, als man es von ihm gewohnt war, sackte er auf einen Stuhl.
Es war ungewohnt, Kydora ohne Dreck im Gesicht zu sehen, fand er. Aber sie sah sehr viel weicher und auch ordentlicher aus, fand er.
"Mir ist einfach nach Gesellschaft. Diese neue Arbeit ist sehr anstrengend, und mir gehen gewisse Ereignisse nicht mehr aus dem Kopf."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 06. Okt 16, 21:55
Fragend legte sie den Kopf zur Seite. Ihm war nach Gesellschaft und er kam ausgerechnet zu ihr?

"Komm erstmal mit rüber in mein Zimmer. Da ist es wärmer." Sie schnappte sich noch eine Kanne Wasser, um sie anschließend im Kamin übers Feuer zu hängen. In dem Zimmer brannten neben dem Kaminfeuer noch ein paar Kerzen. Rechts an der Wand stand ein gemütliches Bett, wo Kydora den Zettel ablegte. Dann hängte sie das Wasser über das Feuer und begann das Chaos auf dem Boden zu stapeln.

"Tut mir Leid, es ist etwas unordentlich hier. Aber am Boden lernt es sich viel gemütlicher als am Tisch." Sie lächelte ihm aufmunternd zu als sie die Bücher und Notizen auf ihren Schreibtisch ablegte. Sie nahm ihre Klamotten vom Stuhl und legte sie auf eine Truhe. So hatte Rikhard die freie Wahl, wo er sitzen wollte. Sie selbest nahm auf einem der Felle vor dem Feuer Platz. "Ist dir einfach nur nach Gesellschaft oder ist dir auch nach Reden? Du hast die freie Wahl."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Okt 16, 22:03
"Das macht nichts." Wohlwollend sah Rikhard über die Unordnung hinweg. "Ich denke, ich nehme einen Tee, sehr aufmerksam von dir."
Tatsächlich machte ihm die Unordnung nichts aus. So weit ist es also schon gekommen.
"Sowohl als auch, würde ich sagen. Das ist doch der Sinn von Gesellschaft. Reden, nicht wahr? Mein Alltag ist geschrumpft auf diese Assistenzstelle - und dann noch das normale Studium. Das macht mir zu schaffen, und ich muss den Kopf freikriegen. Seitdem wir auf der Insel der Stürme waren, ist ohnehin vieles anders als vorher."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 06. Okt 16, 22:14
Kydora nickte ihm zu. "Also Gesellschaft hat nicht immer mit Reden zu tun, weißt du. Manchmal reicht es zum Bespiel schon einfach zusammen auf einer Wiese zu liegen, die Sterne zu betrachten und zu wissen, dass man nicht alleine ist." Neugierig beugte sich Kydora über das Wasser, doch es brauchte noch und enttäuscht ließ sie sich zurück sinken.
"Ja die Insel der Stürme. Ich bin froh, dass du es zurück geschafft hast. Ehrlich. Ich hatte etwas Sorgen, als du morgens offenbar schon weg warst." Sie schaute ihn an. Er sah wirklich nicht sehr erholt aus. Kydora musste an Runa denken. Auch bei ihr war die Erschöpfung zu sehen gewesen. Leicht schüttelte Kydora den Kopf. Leise murmelte sie etwas von "Akademie" und "tut euch nicht gut". Doch dann klopfte sie neben sich auf das Fell und schaute Rikhard auffordernd an.
"Setz dich ans Feuer. Das wird dir gut tun."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Okt 16, 23:13
"Also gut." Seufzend setzte Rikhard sich auf das weiche Fell.
"Ich bin noch nachts aufgebrochen. Als ich wieder nüchtern wurde - oder zumindest nüchterner - da wollte ich nur noch fort von diesem unseligen Ort mitsamt seinen Geschehnissen dort. Die Reise zurück war auf ihre ganz eigene Art seltsam." Kurz überlegte er, ob er Kydora davon erzählen sollte, aber sie würde gewiss kein Verständnis dafür haben, wie er mit der Frau umgegangen war.
"Ich dachte, meinen Kopf in die Arbeit zu stürzen, würde helfen, aber das tut es nicht. Ich glaube, ich werde die Akademie einfach nicht mehr verlassen."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 06. Okt 16, 23:26
Aufmerksam lauschte sie Rikhards Ausführungen. Dann überlegte Kydora einen Moment bevor sie etwas dazu sagte.
"Es ist mutig und unachtsam zugleich nachts noch in so einer Gegend rumzulaufen. Umso mehr bin ich beruhigt, dass dir offenbar nichts passiert ist. Du hast verdammtes Glück gehabt Rikhard." Sie schaute in das Feuer und verfolgte das Spiel der Flammen.
"Ich glaube langsam verstehe ich ein paar Sachen. Gar kein Ziel zu haben und nur so vor sich hinzutreiben ist nicht die Lösung." Sie schluckte schwer. "Sich aber nur in Arbeit zu stürzen scheint auch nicht der richtige Weg zu sein." Sie blickte wieder zu Rikhard und hielt die Hände wie eine Waage hoch. "Wir alle brauchen einen Ausgleich, aber die Menge des Ausgleichs ist für jeden anders." Sie ließ die Hände wieder sinken. "Die Akademie nicht mehr zu verlassen ist nicht der richtige Weg. Zumindest glaube ich das. Ich sollte dich vielleicht nicht mehr in jede Taverne mitschleppen, die ich kenne. Aber du solltest dich auf keinen Falll verkriechen."

Das Wasser machte sich bemerkbar. Kydora schreckte leicht zusammen und nahm die Kanne wieder an sich. "Ich bin gleich wieder da."
Kurz verschwand sie in die Küche und ließ Rikhard alleine im Zimmer. Sie kramte zwei Tassen hervor, suchte eine Teemischung raus und goss das warme Wasser in die Tassen. Ein angenehmer Duft machte sich breit.
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 07. Okt 16, 00:41
"Du lässt dich also treiben?" Dankbar nahm Rikhard den Tee entgegen - und verbrannte sich prompt die Lippen. "Autsch."
Er schwieg und sog den Duft des Getränks tief in seine Nase.
"Ich verstehe kaum etwas von der Welt. Meine Jugend war ein wenig zu einzigartig dafür. Aber an der Akademie bin ich sehr gut aufgehoben, weißt du? Ich hab meine Stärken, Fleiss und Wissbegier. Beides kommt mir zugute. Andererseits bemerke ich, dass mir gewisse Dinge fehlen. Jemand zum Reden. Gesellschaft. Und dann wieder denke ich an Adara." Gedankenverloren stellte Rikhard den Tee beiseite. "Es ist schon seltsam."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 07. Okt 16, 00:52
"Ja schon irgendwie. Zumindest haben mir das genug Leute gesagt. Es scheint plausibel. Und es ist ja auch an sich nichts schlechtes. Ich hätte sonst all die Bekanntschaften nie gemacht. Aber die Dinge brauchen halt das richtige Maß."
Kydora setzte sich wieder auf das Fell, die Tasse erstmal zwischen den Händen haltend.
"Ich würde auch sagen, dass du gut an die Akademie passt. Aber Abwechslung ist wichtig. Und sei es nur ein Spaziergang durch den nächsten Wald. Oder meinetwegen den Garten der Akademie. Der ist groß genug." Ihr Blick glitt zum Feuer und sie beschloss noch einen Holzscheit nachzulegen. Wer wusste schon, wie lange der Abend noch gehen würde.
"Was genau findest du selstsam?" Kydora schaute Rikhard fragend an. "Und kenn ich Adara? Ich kann mich nicht entsinnen, den Namen schon mal gehört zu haben."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 07. Okt 16, 01:23
"Nein, Adara kennst du nicht. Ich hab sie auf der Rückfahrt von der Insel kennengelernt."
Nun nahm er doch wieder den Tee auf und trank einen Schluck. Und verbrannte sich erneut die Lippen. Etwas erbost blies er darauf.
"Sie hatte dieselbe Überfahrt gebucht wie ich, aber ihr ging das Geld aus. Und dann kam eins zum andern, und... jedenfalls ist sie jetzt hier, in Fanada. Sie hat hier Arbeit gefunden. Sie hat ein sehr bewegtes Leben hinter sich, ein wenig wie ich - aber sie hat es nicht so gut aus diesem Leben heraus geschafft wie ich, weißt du?"
Er schüttelte den Kopf.
"Das Leben außerhalb der Akademie schreckt mich ein wenig, fürchte ich. Ich hab mittlerweile einige Geschichten gehört, über das, was ihr so tut, wenn ihr auf Reisen seid, und es scheint mir wirklich nicht erstrebenswert zu sein. Irgendwann bringt ihr euch noch um, fürchte ich. Aber sei es, wie es sei. Fakt ist, dass ich nicht gerade glücklich bin mit dem, was ich tue. Ständig muss ich darauf achten, einen guten Eindruck zu machen. Mir ist es wichtig, was man so von mir denkt, und ich weiß, dass du darauf überhaupt keinen Wert legst. Vielleicht solltest du wirklich aufhören, dich treiben zu lassen. Wenn du möchtest, kann ich dir bei ein paar Dingen helfen. Zum Beispiel solltest du hier ein wenig Ordnung schaffen, hm? Ordnung ist wahrlich das halbe - ich tu's schon wieder."
Er seufzte vernehmlich.
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 07. Okt 16, 10:39
"Ach mach dir keinen Kopf. Außerdem sieht das nur auf den ersten Blick unordentlich aus." Sie deutete auf den Schreibtisch. "Ich weiß ziemlich genau, na gut eher ungefähr, wo ich was habe. Aber ich müsste nicht so lange suchen." Sie griff nach ihrer Tasse und nahm vorsichtig schlürfend einen Schluck. "Außerdem hab ich wichtigere Dinge zu tun, als mich darum zu kümmern wie ordentlich meine Unterlagen sind." Sie stellte die Tasse wieder ab.
"Geschichten also, so so." Kydora grinste verschmitzt. "Ich weiß nicht, wie das bei den anderen aussieht, aber ich suche den Ärger jedenfalls nicht freiwillig. Aber kommen wir zurück zu dir." Sie überlegte einen Moment, bevor sie fortfuhr. "Komm doch morgen einfach mal vorbei. Zieh dir bequeme Kleidung an und dann gehen wir in den Wald. Ich kenne da ein nettes Stückchen nicht allzu weit von der Stadt. Und dann kannst du einfach mal den Akademie-Rikhard in der Akademie lassen und auf andere Gedanken kommen. Was meinst du?"
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 07. Okt 16, 18:56
Zweifelnd sah Rikhard Kydora ins Gesicht. "Naja, warum nicht? Ich hoffe nur, ich schaffe meine Arbeit rechtzeitig, sonst wird es noch ein Nachtspaziergang. Auf andere Gedanken zu kommen klingt wirklich verlockend, in letzter Zeit denke ich nur noch an die Arbeit. Andererseits habe ich das vorher auch getan. Dieses Mal ist es nur eben so, dass es nicht mehr so ist, wie früher. Seit ich auf der Insel war, hat sich mein Fokus etwas verschoben. Verstehst du, was ich meine? Ich hab die Akademie mit Scheuklappen betrachet, mein Studium unabhängig von der ganz realen Welt, die uns umgibt. Und nun möchte ich diese Scheuklappen wieder anziehen, aber funktionieren tut das nicht."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 10. Okt 16, 10:16
"Hm."
Kydora schwieg einen Moment, nippe währenddessen an ihrem Tee.
"Ich verstehe, was du meinst. Aber ich verstehe nicht, warum. Außerhalb der Akademie gibt es so viele Dinge zu entdecken. Warum möchtest du Scheuklappen tragen?"
Sie zog die Beine an und setzte sich in einen gemütlichen Schneidersitz.
"Warum ist dir die Arbeit so wichtig? Was daran macht dir Spaß?" Sie beugte sich leicht zu ihm rüber und fixierte ihn mit ihrem Blick.
"Was ist dein Ziel und warum?"

Sie lehnte sich wieder zurück.
"Du musst mir dir Fragen jetzt nicht beantworten. Aber du solltest sie dir auf jeden Fall selber beantworten können. Hinterfrage regelmäßig dein Handeln und schau ob es überhaupt noch zu deinen Zielen passt. Und wenn nicht." Kydora zuckte mit den Schultern. "Dann ändere etwas."
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 11. Okt 16, 11:58
"Ich möchte gewisse Bereiche des Lebens einfach nicht sehen. Das ist eine bewusste Entscheidung, verstehst du? Diese natürliche Neugierde, die du hegst und der du nachgibst, habe ich auch. Aber ich möchte das Neue in Büchern entdecken, in Schriften, und auch in der sorgfältigen Analyse. Wissen ist lebendig, ganz wie die Welt um uns herum. So, wie es Entdecker geben muss, muss es auch Bewahrer geben. Was ist etwas Neues, wenn es nicht aufgeschrieben ist? Was ist eine Heldentat, die nicht erzählt wird?"

Unruhig geworden, begann Rikhard, mit dem Fuß zu wippeln.
"Meine Arbeit ist nicht nur mir wichtig. Sie dient Größerem. Von meiner Arbeit können Generationen nachfolgender Schüler profitieren. Noch bin ich selbst Schüler, gewiss - aber weiß ich erst genug, um selbst mit dem Forschen beginnen zu können, um experimentieren zu können - dann wird sich all das, was ich jetzt tue, auszahlen. Ich möchte das Geflecht der Magie verstehen, ich möchte es lesen können, denn nur wer lesen kann, der kann auch schreiben! Ich habe mich nicht umsonst Kraftweber genannt. Eines Tages werde ich Zauber weben. Ich werde neue Wege schaffen, die Magie zu nutzen! Aber dafür muss ich die alten Wege nun einmal erst kennen."

Und wenn ich erst mächtig genug bin, kehre ich nach Silvanaja zurück.
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 12. Okt 16, 16:18
"Das ist weitsichtig von dir, Rikhard. Und es passt zu dem, wie ich dich bisher kennen gelernt habe." Kydora widmete sich wieder ihrem Tee und ließ die Gedanken streifen. Derweil ging ihr Blick zum Bett herüber auf dem sie vorhin das Papier abgelegt hatte. Eine Weile betrachtete sie dieses, ehe ihr wieder einfiel, dass sie ja Besuch hatte und sie sich wieder Rikhard zuwand.

"Du hast einen klaren Weg vor dir. Das bewundere ich ein bisschen. Du weißt wo du hin willst und wie du das anstellen willst." Sie seufzte. "Naja. Themenwechsel." Sie setzte sich wieder etwas aufrechter hin. "Du bist bestimmt auch bei den Tagen der Lernens im Winter, oder? Irgendwelche besonderen Pläne oder einfach nur Wissen sammeln?"
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 12. Okt 16, 18:23
Der Themenwechsel überraschte Rikhard, aber er war nicht dazu in der Lage, Kydoras Seufzen insofern zu verstehen, als dass ihr das Thema offensichtlich unangenehm war. Aber ihm war es ohnehin schon recht, dass sie nicht weiter nach seiner Art, zu lernen, fragte.
"Nun, ich möchte - Lernen. Ich erhoffe mir von diesem Treffen aufregende Gespräche fachlicher Art, und vielleicht gelingt es mir ja auch, mich ein wenig bekannter zu machen. Immerhin bin ich Assistenz der Akademieleitung!"
Titel: Re: Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 16. Okt 16, 13:36
"Oh ja, das bist du." Sie grinste belustigt als er das mit der Akademieleitung erwähnte.
"Aber warum willst du dich bekannter machen? Was hat man davon, wenn man bekannt ist? Ich kann mir keine Vorteile vorstellen." Sie legte den Kopf leicht schräg. "Im Gegentei. Die Leute würden ständig darauf achten, was man tut und jeden kleinen Schritt hinterfragen. Es würden ebenso Leute auf den Plan treten, die einem nicht wohlgesonnen sind. Nur darauf wartend, dass man einen Fehler macht. Und glaub mir: Fehler macht jeder irgendwann mal." Sie nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse. "Wenn es dich jetzt schon nervt, ständig Haltung bewahren zu müssen. Darauf achten zu müssen, was genau du wann und wie tust. Willst du dann wirklich diesen Zustand noch verstärken indem du bekannter wirst?"
Titel: Antw:Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 04. Mai 17, 21:02
Nach dem Fest der Grenzen

Endlich wieder daheim. Erschöpft ließ Kydora ihre Taschen auf den Boden sinken und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. //Was für ein Durcheinander...// Sie seufzte und entschied sich dazu, erstmal Tee aufzusetzen. Das letzte Mal als sie hier gewesen war, hatte sie gleich wieder aufbrechen müssen. Erst jetzt wurde ihr richtig bewusst, wie lange sie eigentlich in Valkenstein gewesen war. Valkenstein... der Gedanke versetzte ihr einen kurzen Stich ins Herz und sie musste unweigerlich an die Trauerfeier denken, die auf dem Fest der Grenzen stattgefunden hatte. Sie war schön gewesen, ohne Frage. Doch hatte sie auch wieder Bilder hervorgeholt, die Kydora sorgfältig beiseite geschoben hatte in der Hoffnung sie nicht erneut durchleben zu müssen. 'Wie geht es dir?', 'Kann man dir helfen?' - solche und ähnliche Fragen hatte sie über die Feierlichkeiten immer wieder über sich ergehen lassen müssen. Und dabei immer diese mitleidigen Blicke mit denen sie angeschaut wurde. Als würde sie jeden Moment zusammenbrechen...
//Ich weiß wirklich nicht was sie haben. Mir geht es doch gut. Wirke ich echt so zerbrechlich?// Sie schüttelte den Kopf und goss das Wasser über die getrockneten Blätter. Sogleich sog sie den angenehmen Duft, der sich in der Luft ausbreitete, ein. //Es ist einfach nicht hilfreich wenn ich wirke als dass man sich um mich sorgen müsse. Das hindert doch nur. Aber warum reagieren sie nur so? Wie kann ich ihnen ihre Sorgen nehmen?// Nachdenklich betrachtete sie den aufsteigenen Dampf und blies hin und wieder Mal dagegen um zu sehen wie er sich spielerisch verwirbelte. Einen kurzen Moment verweilte sie so bevor sie sich wieder aufrichtete. Sie würde schon eine Lösung finden. Sei es für dieses Problem oder irgendein anderes auf ihrer Liste. Schließlich hatte auch sie sich weiterentwickelt und war längst nicht mehr die kleine Barbarin, die einst unbekümmert und voller Neugierde aus ihrer Heimat fortging.

Kydora seufzte und begab sich mit dem fertigen Tee in der Hand zurück in ihr Zimmer. Eine Weile blieb sie im Türrahmem stehen und ließ sie den Blick auf dem Chaos in ihrem Zimmer ruhen. //Nein.// entschied sie. //So kann das nicht bleiben.// Entschlossen stellte sie ihre Tasse auf ihrem Tisch am Fenster ab und begann kurzerhand den ersten Stapel zu sortieren.
Titel: Antw:Kydoras Zimmer
Beitrag von: Kydora am 09. Mai 17, 00:59
Mittlerweile war es dunkel geworden und Kerzenlicht erhellte den Raum. Kydora saß auf ihrem Stuhl an dem kleinen Tisch und ließ ihre Finger in kreisenden Bewegungen über ihre Schläfen wandern. So viel war ihr das alles gar nicht vorgekommen, aber die Tatsache, dass sie sich leicht ablenken ließ und gefühlt alles nochmal durchgesehen hatte bevor sie es woanders hingeräumt hatte, hatte ihr übriges getan. Ihr viel die Tasse Tee auf, die immer noch auf dem Schreibtisch stand. //Na der wird mittlerweile auch kalt sein.// Mit einem Seufzen erhob sie sich und nahm die Tasse, um den Tee wegschütten zu gehen. Neues Wasser für einen zweiten Versuch war schnell aufgesetzt und sie schaute derweil aus dem Fenster. Es war eines derer die zur Vorderseite des Hauses rausgingen und so konnte die junge Magierin die Schneeflocken im Vorgarten beobachten, die sachte zu Boden wanderten. Eine nach der anderen.

"Den Göttern zu zürnen ist nicht gut."
"Ich weiß..."
"Und wenn dann lieber mit einem großen Knall. Aber nicht diese schwelende Wut. Die führt am Ende nur zu Verbitterung."
"Es ist wie es ist. Daran kann ich nichts ändern."

Das kochende Wasser machte sich bemerkbar und riss Kydora aus ihren Gedanken. Der zweite Tee war schnell zubereitet und so fand sie sich mit der dampfenden Tasse an ihrem Schreibtisch wieder. Sie griff nach den obersten Seiten von einen kleinen Haufen, der aus verschiedenen Schriftstücken zu bestehen schien, und begann die Zeilen, die aus Roberts Feder stammten, zum wiederholten Male zu lesen während sie behutsam an ihrem Tee nippte.
//Unfair.// Sie atmete merklich aus. //Diese ganze Sache ist so verdammt unfair...//
Leise suchten Tränen sich ihren Weg über Kydoras Wangen, als ihre Gedanken mal wieder zu den Ereignissen am Spital glitten. Sie erinnerte sich nur zu gut an den Moment, als ihr klar wurde, dass Robert gefallen war. Und an die Leere, die sich schlagartig in ihr ausgebreitet hatte. Ein nur allzu bekanntes Gefühl. Und doch bot ebenjene Leere Platz für etwas, dem sie eigentlich nie viel Raum zur Entfaltung gegeben hatte.

"Dieser Mistkerl!"
Scheppernd zerschellte die Tasse an der Zimmertür. Schwer atmend stand die junge Silvanaja in dem Raum und betrachtete den Tee, der sich langsam um die Scherben am Boden ausbreitete. //Und da ist der zweite Versuch hin, einen Tee zu trinken.// Rasch hatte sie sich wieder gefangen und ihre Atmung beruhigte sich wieder. Wütend stieg sie über die Scherben hinweg und bahnte sich einen Weg aus dem Zimmer. //Ich habe echt wichtigere Probleme als diese blöde Tasse.// Nach einigen entnervten Momenten des Suchens wurde Kydora fündig und kehrte mit einem Lappen bewaffnet zurück in ihr Zimmer. //Und genau um diese Probleme werden wir uns kümmern! Das steht fest.//

Die Scherben und die Teereste waren rasch beseitigt und Kydora hängte grummelnd den Lappen zum Trocknen auf. Kurz überlegte sie, ob sie einer weiteren Tasse Tee einen Versuch geben wollte, entschied sich aber dann dagegen. Erschöpft und müde ließ sie sich auf ihr Bett plumpsen und betrachtete nachdenklich eine der nahe stehenden Kerzenflammen.

"Du weißt selber, dass du voran kommen musst." Diesen Satz würde Kydora vermutlich ewig im Gedächtnis behalten. Aber er hatte ja auch recht mit dem was er ihr gesagt hatte. Das wusste sie selber. Und dennoch: Es war leichter gesagt, als getan. Mit einem Seufzen löschte sie die letzten Kerzen und kuschelte sich anschließend unter ihre Decken. //Ich werde voran kommen. Definitiv. Irgendwie werde ich es schon schaffen.//
Eine Weile lag sie noch wach und grübelte vor sich hin, bevor sie irgendwann einschlief.