Forum des Engonien e.V.

Der Städtebund von Tangara => Fanada => Thema gestartet von: Ulrich am 11. Apr 19, 21:26

Titel: Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 11. Apr 19, 21:26
Sein Pferd flog nahezu über die Felder die gerade wieder für die Ausaat vorbereitet wurden und der Wind fuhr ihm durch das kurze Haar. Es tat gut wieder vernünftig reiten zu können jetzt wo sein Arm wieder zu gebrauchen war.
Er hate Jelena erst im Winter getroffen und sie hatten ihm gesagt er solle sich wagen nicht bei ihr aufzutauchen.
Am Abend erreichte er die Stadt Fanada die, wie aus dem Winterschlaf erwacht, zu leben schien. Überall waren Menschen auf den Beinen und gingen ihren Geschäften nach. Er war selten hier gewesen und noch weniger kannte er sich in den Straßen aus.
Also fragte er sich durch die Gassen und stand schließlich vor dem Kontor das laut Aussage eines Händlers Jelena gehörte.
Er stieg ab und band sein Pferd an einem Pfosten an.
Kurz darauf klopfte er an die Tür des Hauses..
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 16. Apr 19, 10:13
Die Klappe im Tor öffnete sich und eine sehr mürrische Stimme fragte ziemlich unfreundlich:
"Was?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 18. Apr 19, 18:29
Die Stimme drang einigermaßen gedämpft aus dem Innern des Hauses weshalb sie nur schwer zuzuordnen war.

"Die Götter zum Gruße, Jelena hat mich...." er überlegte kurz wie Jelena es formuliert hatte..." hebestellt. Mein Name ist Ulric Alriksson"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 23. Apr 19, 08:01
"Ja, war ja klar. Als ob sie nicht genug zu tun hätte... immer das gleiche..."
ertönte die nörgelnde Stimme einer alten Frau. Die Klappe wurde wieder zu geschlagen und kurz darauf öffnete sich eine Tür. Ulric wurde etwas unwirsch begrüßt und von einer wirklich, wirklich alten Frau mit einer phänomenal schlechten Laune hereingebeten.
Sie schickte ihn mit einer vagen Handbewegung quer über den Hof zu dem Wohnhaus und murmelte irgendwas von "Küchengarten"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 25. Apr 19, 20:02
Er wusste nicht unbedingt etwas mit dem Wort anzufangen aber zumindest hatte die Alte in eine  Richtung gedeutet. Er ging bemessenen Schrittes über den gepflasterten Hof und kam am anderen Ende an. In Ermangelung weiterer Angaben rief er kurzerhand "Jelena?" in die Richtung wo er den ´Küchengarten´vermutete.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 26. Apr 19, 12:32
Jelena tauchte nicht auf, aber dafür streckte eine blonde Frau ihren Kopf aus dem Fenster im Erdgeschoß des Hauses:
"Die Meistrin ist im Küchengarten, Herr, einfach rechts am Haus vorbei. Ich bringe gleich Erfrischungen!"
Der Kopf verschwand wieder und man hörte bald darauf eifriges Geklapper.
Um die Ecke herum war der besagte Küchengarten, der jedes Fleckchen Erde zwischen dem Haus und der Mauer zum Nachbarhaus ausnutzte. Hier wuchsen Gemüse und Obst, aber hauptsächlich Kräuter, welche der Hausherrin wohl für ihre Tinkturen und Tränke dienten.
Jelena trug bequeme Kleider mit aufgekrempelten Ärmeln, einen breiten Strohhut und war barfuß, während sie das tat, was man im Frühling und den ganzen Sommer eben tun musste: Unkraut jäten.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 26. Apr 19, 18:16
Die Auskunft war alles was er braucht um den großen Garten zu finden. Jelena war in ihre Arbeit mit dem Grünzeug vertieft und schon beim umrunden der Häuserecke hörte man ihr fluchen über hartnackigs Unkraut.

Als er am Rand des Gartens stand konnte man sie zwischen den verschieden Pflanzen sehen wie sie mit einem großen Strohut Grünzeig in einen großen Eimer warf.

"Ich störe dich hoffentlich nicht beim Kampf gegen das Unkraut" sagte er mit einem Lächeln.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 27. Apr 19, 18:00
Jelena guckte überrascht hoch und lächelte als sie Ulrich erkannte:
"Mir ist jede Ablenkung recht, das ist eine der Arbeiten die meditativ sein sollen aber mich persönlich wahnsinnig machen. Setz dich doch!"
Sie wies mit einer Hand zu der Bank die an der Hauswand lehnte.
"Was führt dich zu mir?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 28. Apr 19, 09:05
Er nahm Platz und sah sich im Garten um.

"Wenn ich mich recht entsinne waren deine Worte im Winter `Und wag es bloß nicht, nicht bei mir vorbei zu kommen´
also habe ich mir gedacht... ich komme mal vorbei. Derzeit habe ich keine Verpflichtungen und jetzt so kurz vor dem Fest der Grenzen in Pfauengrund hatte ich Zeit. "

Er sah erwartungsvoll auf Jelena als diese langsam Sachen zusammenstellte.

"Also? Sag du mir doch was mich genau zu dir führt" Er lächelte verschmitzt und saß nun entspannt auf der Bank in der Sonne.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 30. Apr 19, 21:43
Jelena warf dem jungen Mann einen unbeeindruckten Blick zu:
"Stell dich nicht blöd an, Ulric. Du weißt genau das ich mir Sorgen um dich gemacht habe. Und da du meiner Einladung gefolgt bist, gehe ich davon aus, dass entweder mit deiner Schulter oder mit deinem Gemüt doch nicht alles so gut ist wie du es gerne hättest."
Sie rupfte ein besonders hartnäckiges Büschel aus und warf es in den Eimer neben sich. Man könnte meinen das Unkraut wäre eine persönliche Beleidigung für ihr Empfinden, so verbissen schaute sie drein.
"Also, was genau ist es?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 05. Mai 19, 23:58
Er wurde nun ernst, und lehnte sich nach vorne.

"DU hast dir sorgen um MICH gemacht ? Ich weiß nicht warum sich allewelt Sorgen um mich macht. Jeden den ich treffe, alle die mich anschauen schauen mitleidig auf mich. Warum? Sie sollten allesamt Mitleid mit sich selbst und unserem Land haben in dem wir leben."

Er sog die Luft scharf und tief in seine Lunge und sprach dann fest weiter.

"Wo ich auch hin gehe sehe ich Krieg am Horizont Jelena. Krieg! Und all jene die vielleicht noch etwas daran ändern könnten verhalten sich als hätte ihnen der andere ein Spielzeug geklaut. Es brodelt über all und in der dunkelsten Stunde vor Engonia haben wir ein Licht verloren das die Hoffnung aufrecht hielt, jemanden der immer daran Glaube dies verhindern zu können. Warum sehen es nur all die anderen nicht? Und nun fragst du mich nach meinem Befinden? Ich bin nicht in Trauer, diese habe ich mit ihr begraben. Ich empfinde keine Hass, denn das Monster liegt tot darnieder welches sie bezwang. Ich habe all das hinter mir gelassen und lebe mein Leben zu ihrem Gedächtnis. Also sag mir, was kann ich tun das dieses beschissene Land sich nicht wieder selbst zerreißt? "

Er war nun, ohne es zu merken aufgestanden und war zum Ende hin laut geworden.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 06. Mai 19, 19:08
Jelena blickte ihn abschätzend von unten her an:
"Ausgeglichen bist du, das steht mal fest" meinte sie trocken und hielt ihm die Hand hin, damit er ihr auf die Füße half.
Sie klopfte sich anschließend die Erde von den Händen und rief etwas auf medvjedstani, woraufhin kurze Zeit später jemand mit einer Waschschüssel erschien und dann einen Krug und zwei Becher daneben stellte.
Sie wusch sich die Hände und goss Ulric und sich anschließend was zu trinken ein.
"Setz dich, du bist zu groß um dir in die Augen zu gucken ohne das ich mir den Hals verrenke."
Sie nippte an ihrer Limonade und seufzte bevor sie weiter sprach:
"Du kannst es nicht verhindern, Ulric. Du kannst nur hoffen den Blutzoll so gering wie möglich zu halten. Außerdem ist es nicht das ganze Land. Es ist Südcaldrien die sich gegenseitig die Köpfe einschlagen wollen. Schlimm genug, aber mich stört etwas völlig anderes daran: die ganze Scheiße hat erst angefangen seitdem die Inquisition da ist. Und du darfst nicht glauben, dass die anderen Kriegsveteranen die Zeichen nicht sehen oder den Kopf in den Sand stecken. Aber blindes drauflos stürmen wird die Sache eher ankurbeln als sie zu verlangsamen. Wie meine Großtante Vladimira immer sagte: gegen den Knoblauch und den Weihrauch sollst du nicht anstinken!"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 06. Mai 19, 20:14
Er nahm wieder platz und als sie beide am Tisch saßen beruhigte er sich langsam wieder.

"Wenn es doch nur Caldrien wäre, aber es brodelt auch in Andarras Norden und auch in Tangara zieht der Lich Atos seine Kreise um den Arden immer größer. Die Probleme werden immer mehr und ich kann an keinem davon etwas ändern. Und diese Machtlosigkeit raubt mir den schlaf, und langsam die Hoffnung."
"Und du hast recht, vieles geht von der Inquisition aus. Und ich habe die Befürchtung das dieser sogenannte Großinquisitor es genau so will. Er schürt hass und Zwietracht unter der Bevölkerung von Hanekamp und hetzt sie gegen alles auf was nicht seiner Welt entspricht. Und dabei wähnt er sich in Alamars Willen. Ich wüsste zugern was die Götter darüber denken und ob sie uns wie ihre Spielfiguren hin und herschieben. "

Er nahm einen Schluck und fuhr dann fort:" Ich werde Knappe Jelena, aber bis ich etwas bewirken kann außer mit der Klinge vorran zu stürmen wird es vielleicht schon zu spät für viele Menschen sein"

"Wie gehst du mit dem Wissen um?"



 
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 06. Mai 19, 21:29
"Wie gehst du mit dem Wissen um?"

Jelena seufzte noch einmal und ihr Blick ging etwas ins Leere.
"Meine Situation ist etwas anders als deine, Ulric. Als ich damals in den Krieg gestolpert bin, da war ich grün hinter den Ohren  und hatte keine Ahnung was passieren würde. Aber es stand von Anfang an fest wo ich stehen würde und das war hinter den Kriegern und nicht neben ihnen."
Sie spreizte etwas hilflos die Hände:
"Das mit dem Informationen sammeln und Andarra verwalten das kam erst später, am Anfang war da nur die Angst das die Verbände nicht reichen oder ich nicht schnell genug bin. Und dann... dann wurden die Scharmützel zu Kämpfen, die Kämpfe zu Schlachten und die Schlachten... es war wenig Zeit nachzudenken oder Angst zu haben. Wir haben viele Fehler gemacht, Menschen sind gestorben die nicht hätten sterben müssen, aber diese Erkenntnisse kamen immer im Nachhinein. Du kannst unmöglich vorhersehen oder planen was der Gegner machen wird. Du kannst nur so viele Informationen wie möglich über ihn sammeln und dafür sorgen, dass du selbst und deine Truppen so gut aufgestellt bist wie möglich, alles andere ist Verschwendung von Ressourcen."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 16. Mai 19, 17:35
Er nickte:

"Kenne dich und deinen Feind und du wirst in tausend Schlachten siegreich sein. Kenne nur dich aber nicht deinen Feind und die Chancen sind gleich verteilt. Kenne weder dich noch deinen Feind und du wirst untergehen"

Er schwieg kurz.

"Aber wie soll ich einen Feind kennen lernen der sich nicht zeigt und lieber verborgen bleibt? Wie kann ich einem Feind entgegentreten der seine geblendeten Jünger voran schickt? Ich kann noch soviele Anhänger der Inquisition erschlagen oder ihnen ihr Leben schenken wenn ich ihnen auf dem Feld begegne, aber irgendwo schließen sich zwei weitere fehlgeleitete der Inquisition an."

Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 23. Mai 19, 08:49
"Und wieder konzentrierst du dich auf Dinge die du nicht ändern kannst. Wenn du eine aktive Rolle im Kampf gegen die Inquisition einnehmen möchtest, dann gehe nach Voranenburg und trage dem Grafen dein Schwert an. Oder biete Gorix deine Dienste an. Oder reise nach Ahrnburg in die Burg der Markgräfin und finde heraus was genau Kelos dort treibt und ob er wirklich so eine unerschütterliche Gefolgschaft hat. Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber mir scheint, dass du dich für einen anderen Weg entschieden hast, oder?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 27. Mai 19, 23:06
"Du hast recht, daran kann ich nichts ändern, aber ich weiß woran ich etwas ändern kann.... an mir! Ich werde Knappe wie du weißt. Ich habe ihr mein Wort gegeben und das werde ich auch halten. Und dies ist meine Entscheidung und mein Weg den ich gehen will. Ich werde kämpfen, doch vorher werde ich weiter an mir arbeiten. Der Weg des Kriegers ist ein ewiger und er ist keinesfalls ein leichter."

Er sah sich ein wenig im Garten um und richtete dann seinen Blick wieder auf Jelena. Dann fragte er mit sanfter Stimme.

"Sie ist öffters hier gewesen oder?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 29. Mai 19, 18:09
Jelenas Augen füllten sich mit Tränen, aber ihre Stimme war fest, als sie sagte:
"Vor allem nach dem Ende des Pilgerzuges, ja. Während des Krieges haben wir viel Zeit miteinander verbracht, aber es war immer in irgendwelchen Feldlagern, vor oder nach einer Schlacht, oder auf dem Weg dorthin. Nach dem Krieg... ich hab ihre Tochter entbunden, wusstest du das?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 02. Jun 19, 00:34
"Sie hat es bestimmt mal erwähnt aber ich bin nicht gut darin mir so etwas zu merken. Ihr Tochter wird in Goldbach aufwachsen. Ich bete zu Lavinia das ihr ein einfacheres Leben bevor steht als es ihrer Mutter beschert war."

Er sah zu wie Jelena sich kurz die Tränen wegwischte.

"Kannst du mir davon erzählen was Lorainne vor Engonia erlebt hat? Sie hat mir gegenüber ein paar Anmerkungen gemacht das ihr Schicksal mit diesem Ort verbunden wäre. Irgendwas mit Barad Konar und ihrem Ritterschlag."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 03. Jun 19, 08:41
"Ach je... das ist eine verdammt komplizierte Geschichte. Und eigentlich auch zu lang um sie zwischen Tür und Angel zu erzählen. Wie gut... nein, ich muss dir eine andere Frage stellen. Wann genau hast du Simon de Bourvis kennen gelernt?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 03. Jun 19, 11:04
"Das ist schon ein paar Jahre her. Ich glaube es war im Foret d´Artroux. Etwa nachdem wir Lorainne den Kultissten entrissen hatten. Warum?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 04. Jun 19, 13:36
Jelena grinste ein wenig, der Simon, den Ulric kannte, war keineswegs der Simon, den sie gekannt hatte.
"Also kennst du ihn auch nur so wie er ...danach war... hm... lass mich kurz überlegen... ja, das müsste klappen."
Sie murmelte ein wenig zu sich selbst, während sie in ihrem Kopf Dinge zurecht legte. Schließlich nahm sie einen Schluck aus ihrem Becher und fing an zu erzählen:
"Als ich Simon kennen lernte, da begann der Widerstand gegen Barad Konar" sie spuckte einmal angewidert auf den Boden und fuhr dann fort:" gerade erst sich zu formieren. In Tiefensee wurde damals ein Brückenkopf errichtet, um dem Aufmarsch der Lupus Umbra etwas entgegen setzen zu können. Simon de Bourvis war ein übel gelaunter Säufer dessen beste Jahre bereits hinter ihm lagen und wenn er kein so guter Krieger gewesen wäre, dann hätte ich ihn vermutlich aus Versehen verbluten lassen."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 05. Jun 19, 07:10
"Finsterwalde? Liegt doch im heutigen Feuerklinge oder? Klingt aber tatsächlich nicht nach dem Simon den ich kenne."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 05. Jun 19, 08:55
"Tiefensee liegt tatsächlich in der Baronie Feuerklinge, ja. Jedenfalls wurde Simon begleitet von einem jungen Knappen namens Antoinne. Ich glaube er war zu dem Zeitpunkt 14 oder so... definitiv zu jung für das, was dann geschah... hast du je das Epos "Eines Ritters schwärzeste Stund" gehört?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 06. Jun 19, 23:31
"Antionne? War das nicht Lorainne? Ich meine Vaion hatte mal davon was erzählt. Und nein, das Buch habe ich nie gelesen."

Die Geschichte hatte ihn gepackt wie einst die Geschichten an den Lagerfeuern der Skaldir.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 09. Jun 19, 15:18
Jelena trank ihren Becher leer und groß noch einmal nach.
Sie schien wieder einen Augenblick zu überlegen, aber schließlich holte sie tief Luft und atmete dann langsam aus, bis ihr Atem in eine Art Summen überging. Als sie anfing zu sprechen, da war es getragen und langsam, als ob sie eine ferne Melodie hören würde und ihr Sprechen daran anpassen würde.
Ihre Stimme, ihr Gesicht, und ihre Hände malten ein Bild und als Ulric die Augen schloß, da war es fast so als sei er da gewesen:
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 09. Jun 19, 15:21
Höret und vernehmet!

Von weit her bin ich gekommen, um euch kund zu tun von dieser Mähr, die geschehen ist unter Alamars Aug’ und meinem.
Lavinia führe meine Zunge und Alamars Zorn treffe mich, wenn ich Unwahrheit verkünd!
So bin ich nun vor euch getreten um euch zu berichten von eines Ritters schwärzester Stund, von seiner größten Tat und schwersten Schuld!

Aus edlem Geblüt ist er, der Königin verpflichtet und seinem Namen. Vor den Göttern ehrfurchtsvoll, seinen Kameraden treu.
Von Treue will ich euch berichten, unverbrüchlich und grausam, von Ehre, hart wie Stahl, die durch das Herz von Männern drang!

Ein Tag war’s, wie im Sommer licht, als ich den Ort Tiefensee betrat. Ein Ort, der Trauer schon gesehen und Tod. Doch noch war das Maß nicht voll, noch musste geschehen, was Mähr sein wird, wenn wir längst Staub sind, der im Winde tanzt.

Zusammengelaufen war viel Volk an den Ufern des Sees, hingeeilt nach dem Ruf eines Edlen, der die Last eines ganzen Reiches auf seine Schultern nahm. Richard Brin ist sein Name, euch allen wohlbekannt, der sich nicht beugte vor des neuen Kaisers Macht. Doch nur wenige folgten seinem Ruf, aus Angst, dass die Wölfe auch bald vor ihren Toren heulen würden. Und so kam es das der Kommandant der Reichsgarde, Richard Brin von Fingara einen Ruf in fremde Lande sandte, auf das sich kriegerisches Volk sammle und ihren Mut, ihre Kraft und ihr Wissen in die Waagschale warf, die sich immer weiter zu Gunsten des Höchsten der Wölfe neigte. Doch wer sollte die fremden Mannen führen?

Brin selbst?

Nein, er konnte die Geschicke in niemandes andere Hände legen, sein Platz ist in Fanada, wo alle Fäden zusammenlaufen.

Wer dann?

Ich werde euch sagen wer an seiner Stelle trat!

Simon de Bourvis, Sohn von Rainould und Isobelle, Sohn von Rodegar de Coly, der in jener schicksalhaften Schlacht am Forret d’Artroux sich einen Namen machte und ihn gleichzeitig verlor…. Doch wie er an den Hofe Blanchfleur gelangte, das ist eine Geschichte für ein anderes Mal.

Simon de Bourvis empfing nun die Kämpfer die aus allen 4 Windrichtungen gekommen waren und ihm zur Seite stand der Orden des Askar, allen voran Miguel, sein 1. Ritter und Sasha, sein 1. Paladin!

Bereits einige Kämpfe waren geschlagen, doch die Götter gönnten uns eine Ruhepause und mehr als einer genoss die Strahlen Alamars auf seinem Gesicht, denn wer wusste ob er sie am darauf folgenden Tag noch spüren würde?

Da betrat ein Junker das Lager, stolz und aufrecht sein Gang, klar sein Blick und minniglich seine Statur. Stolz prangte der schwarze Löwe auf rotem Grund und wies ihn von edlem Geblüt aus. Er erblickte Simon de Bourvis und ein schallendes „Simon, du räudiger Hund!“ ertönte!
Es wurde still im Lager, den alle wussten, dass Simon de Bourvis kein Mann war, der Beleidigungen ungeahndet ließ!
Simon wandte sich um und als er den Ritter sah, rief er voller Freude aus: „Jacques, Sohn eines stinkenden Ziegenbocks!“
Groß war da das Gelächter und auch ich stimmte mit ein, denn hier trafen Familienbande aufeinander und voller Freude umarmten sich die Männer, die so lange Zeit voneinander getrennt waren.

Und Simon, voll des Stolzes, führte ihn zu seinen Gefährten und stellte ihn vor: „Begrüßet Jacques de Molet, meiner verstorbenen Frau Bruder, der mein Knappe war und mir dereinst als Herr von Bourvis folgen wird!“

Scherzworte flogen hin und her, Simon erkundigte sich nach der Lage an der Droor und hieß seinen Pagen Antoine Mundschenk sein.
Dieser brachte feinsten Wein und Silberbecher und Simon füllte die Kelche eigenhändig und reichte Jacques den seinen, voll der süßen Fülle aus ihrer beider Heimat Blanchfleur.

Und beide erhoben den Kelch und riefen: „Auf den Kaiser!“
„Auf Barad Konar!“
„Auf Jeldrik!“

Und es war Totenstille im Lager und mein Herz wurde schwer, denn ich wusste, das, noch bevor Alamars Auge im Westen versank, ich die Totenklage anstimmen würde…

Die beiden Männer, die sich voll Freude und Liebe begrüßt hatten, standen sich nun fassungslos und erstarrt gegenüber. Simon erholte sich als erster: „Du brichst den Eid gegenüber der Königin?“ verlangte er harsch zu wissen, doch Jacques antwortete nicht minder wütend: „DU brichst den Eid gegenüber dem Kaiser!“
„Wie kannst du in deinem Alter noch so ein Narr sein?“
„Wie kannst du in deinem Alter noch so naiv sein?“

Doch alle Worte waren unnütz und sie beide wussten es.
Wieder war es Simon, der als erster sprach: „Wann soll das Treffen sein?“
„Hier und Jetzt!“
„Welche Waffen sollen es sein?“
„Die Axt und das Schild!“

Miguel, der 1. Ritter des Askar, erfüllte die minnigliche Pflicht des Herolds und trat vor um vor den Göttern und der Welt zu bezeugen weshalb diese beiden Männer, durch Blut geeint und durch Eid getrennt, sich auf dem Felde treffen würden.
Und bald schon würde das Feld von edlem Blute getränkt sein und nur einer würde es verlassen.

Simon und Jacques sanken auf die Knie und hielten Zwiesprache, der eine mit Alamar, der eine zu Tior. Worum sie baten?
Ich weiß es nicht…

So erhoben sich nun die beiden Edlen und drangen aufeinander ein. Wuchtige Schläge drangen auf die Schilde, man hörte das Treffen von Stahl und den Atem der Kämpfenden. Jacques Schläge zeigten die Kraft der Jugend, die von Simon die Erfahrenheit des Alters.

Bald schon splitterten die Schilde und die Kämpfer warfen sie fort, die Äxte waren schartig und sie tauschten sie gegen ihre Schwerter ein. Unverdrossen schlugen sie aufeinander ein und das Volk fieberte mit: „Für Bourvis! Bourvis für die Königin!“ erscholl es allenthalben.

Doch da!
Ein gar mächtiger Hieb von Jacques und Simon verliert das Schwert! Ein aufgebrachtes Raunen entwich der Menge und Sasha, Simons Schwertschwester, hielt es nur mit Mühe auf ihrem Platze.
Simon stürzt sich auf Jacques und wie tollwütige Hunde verkeilen sich die beiden ineinander, der Kampf wogt weiter hin und her, jeder Schlag, jeder Tritt, jeder Hieb wird mit gleichem vergollten.
Doch seht, seht!
Simon ist zu Boden gestürzt, benommen schüttelt er sein edles Haupt und Jacques steht mit erhobenem Schwerte über ihm.
Ein Schrei entwich der Kehle von Jelena, der Heilerin und allen griff die kalte Hand der Furcht an ihr Herz.
„Alter Mann...“ ertönt Jacques Stimme, voller Trauer „Wie konntest du glauben, dass du diesen Kampf gewinnen würdest?“

Simon blickt auf und Jacques Schwert saust auf ihn herab!
UND SIMON FÄNGT DAS SCHWERT MIT SEINER LINKEN AB!

Mit einem Schrei unmenschlicher Qual hält er Jacques Schwert, greift sein eigenes und stößt es seinem Schwager in die Brust!

Eine unwirkliche Stille lastete über dem Felde, als Jacques in Simons Armen lag. Mit zitternder Hand strich er ihm das Haar aus dem Gesichte und hielt ihn, als sein Auge brach. Er griff an Jacques Hals und bald hörte man seinen verzweifelten Ruf: „Jacques, Jacques, wo ist deine Münze? Du Narr, wo ist sie? Wie willst du den Fluss überqueren...“
Mit der unversehrten Hand zog er die Münze von seinem eigenen Hals und legte sie auf die Lippen von Jacques de Molet, seinem einstigen Knappen, seinem Schwager, seinem Erben...

Trauer senkte sich über das Volk ob dieses Bildes, doch noch war das schreckliche Werk nicht vollbracht, noch war die Ehre nicht befriedigt.
Schleppenden Schrittes ging Simon de Bourvis zu Hubert, Jacques Knappen und fragte mit hohler Stimme:
„Hältst du deinem Ritter und Herren die Treue?“
Und der Knabe, kaum 14 Lenze alt, kniete nieder, zum Zeichen das er sich seines Schicksals bewusst war.
Und Simon hob die Axt, doch seine Wunden waren zu viele und kraftlos sein Arm.
So rief er Antoine, seinen Pagen und wies ihn an, sein Werk zu tun, den Hubert musste seinem Herrn ins Grab folgen, damit der Ehre grausamer Zoll entrichtet war.
Antoine, selbst noch ein Knabe, sträubte sich, doch auch er wusste, dass es geschehen musste. Und so hob er die Axt und mit einem geschluchzten „Für die Königin!“ vollendete er das blutige Tagewerk.

Jelena Jakovljeva, die Heilerin aus fernen Landen, sie wusch die Leichen und richtete sie her, band die Wunden und schlang sie in das Leichentuch.
Das kriegerische Volk rüstete sich, um diese beiden Männer, die der Ehre höchsten Preis gezahlt hatten, zu Grabe zu geleiten und gar minnigliche Kämpfer waren es, die die Last ihrer Leichen trugen.

Und ich?
Ich, ich stand ein wenig abseits und besah mir dies, auf das ich euch berichten möge von eines Ritters schwärzester Stund, von seiner größten Tat und schlimmsten Schuld.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 10. Jun 19, 00:16
Als er die Augen wieder öffnete sah er wie Jelena sich einige Tränen aus dem Gesicht wischte. Auch er selbst war mitgenommen.

"Der Forret hat also schon früher viele furchtbare Momente erlebt. Wie ging es Antoinne...ich meine Lorainne danach? Und Simon? In diesem Alter sollte man solch eine Bürde nicht tragen müssen. "

Er schenkte sich Wasser nach. Langsam wurde es Abend.


Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 13. Jun 19, 13:14
"Nicht der Forret... das war in Tiefensee, das liegt in Feuerklinge. Der Forret ist in Firngard. Und was dann passiert ist? Tja... es kam zu Kämpfen mit den Lupus Umbra und in einem dieser Kämpfe wurde Simon glücklicherweise so sehr verwundet, dass er bewusstlos war. Denn als Luthor den verwundeten Antoinne versorgte, da fiel ihm auf, dass dieser Brüste hatte und er war davon so schockiert, dass er es über das Schlachtfeld brüllte..."
Sie grinste bei der Erinnerung.
"Niemand außer Luthor und mir wusste, dass sich hinter Antoinne Lorainne verbarg. Und wir hüteten dieses Geheimnis treu. Bis Damian starb..."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 08. Sep 19, 08:15
Er war aus aufgeschreckt und sah Jelena entsetzt an: " Damian tot?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 08. Sep 19, 11:18
Jelena sah ihn abschätzend an. Sie schien abzuwägen wie viel Wahrheit genau Ulrich vertragen würde.
Schließlich zuckte sie ein wenig mit den Achseln, ganz so als ob sie sagen würde:
Wer A sagt...

"Damian starb im Taurelilorian... oder war es der Wald von Arden? Ich erinnere mich nicht mehr an den genauen Ort, ich müsste in meinen Notizen nachschlagen. Die Tatsache, dass er aktuell lebend unter uns weilt, ist der Opferbereitschaft seiner engsten Freunde zu verdanken, namentlich Talon Himmelssturm, der sein Leben dafür gab... ich war damals nicht dabei, ich habe erst hinterher davon erfahren. Aber wie es scheint, handelte es sich um eine Prüfung der Götter und Szivar deckte Lorainnes Lüge auf... Simon war außer sich. Bedenke, dies war nicht der Simon den du Jahre später kennen gelernt hast. Simon konnte sich damals nur an einige wenige Dinge klammern die ihn davon abhielten völlig im Suff zu versinken und eines davon war seine Ehre. Es kam zu einem Standesgericht. Es ging hin und her, aber letztlich akzeptierte Simon Lorainne als Knappen, da sie ihre Schwüre ihm gegenüber ausnahmslos gehalten hatte. Aber er konnte ihr nicht vergeben, dass sie ihn angelogen hatte, also verkündete er, dass er sie zum Ritter ausbilden würde. In dem Augenblick aber, in dem sie ihren Ritterschlag erhielt, würde er sie fordern in einem Kampf auf Leben und Tod, um die Götter entscheiden zu lassen wer von ihnen im Recht war..."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 10. Sep 19, 07:45
Er war einige zeit sprachlos.
 Damian lebte also nur weil ein anderer Tod war.... genau wie er selbst.
Er riss sich aus seinen Gedanken und dachte an die weiteren Worte von Jelena.

"Auf Leben und Tod? Das ist etwas was ich noch nie verstanden habe. Eine junge Frau verfolgt ihren Traum und würde dafür alles tun und soll am in einem Zweikampf mit ihrem Lehrer sterben?! Ich kann dieses Ehrverhalten einfach nicht verstehen...."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 10. Sep 19, 11:04
Jelena sah ihn an als ob er etwas Blöde sei:
"Dir ist aber schon klar, was Knappe sein bedeutet, ja?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 11. Sep 19, 20:31
Sein Miene wurde ernst.

"Ja ich weiß was es heißt. Das heißt aber nicht diese Art von Ehre verstehen muss. Ehre ist in jedem Land etwas anderes...ach sogar in jeder verdammten Stadt kann Ehre schon etwas anderes bedeuten. Ich kenne Simon nicht ausreichend genug um mir auzumalen warum er diese Entscheidung getroffen hat. "
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 12. Sep 19, 01:14
Jelena sah ihn weiterhin etwas verzweifelnd an.
Warum muss ich mich eigentlich um so etwas kümmern? Wären da andere nicht geeigneter für?
"Du hast insofern recht, als das der Ehrbegriff in vielen Ländern was anderes bedeuten kann. Und du hast auf spektakuläre Weise Unrecht, wenn du vom Rittertum sprichst. Egal aus welchen Teilen der weiten Welt die Ritter kommen, die dir zukünftig begegnen werden, sie alle werden im Kern den selben Tugenden folgen. Seien sie nun aus Liebenstein, aus Allerland, aus Caldrien oder Karkow. Sie mögen die Tugenden anders benennen, es wird unterschiedliche Kodizes geben und andere Götter, die über sie wachen, aber sie werden sich immer im Kern gleichen und einander erkennen. Und eine dieser Tugenden ist die Ehrlichkeit. Lorainne wollte den Pfad des Ritters einschlagen und begann diesen Weg mit einer Lüge. Dies musste gesühnt werden, denn sonst wäre ihre gesamte Ausbildung eine Farce gewesen. Verstehst du das?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 12. Sep 19, 19:45
"Ja, aber sind nicht  auch Barmherzigkeit und das Maß Tugenden des Ritters? Ist es das rechte Maß jemanden vielleicht zu töten für eine Lüge und wäre es nicht Barmherzig gewesen eine andere Art der Bestrafung zu wählen... aber wie gesagt dafür kenne ich Simon nicht gut genug.
Aber wie verlief dieses Duell und wer gewann?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 17. Sep 19, 12:10
"Barmherzigkeit kann viele Gesichter haben, Ulrich. Es wäre in Simons Recht gewesen Lorainne zu verstossen und sie der Schimpf und Schande ihres gesamten Standes auszusetzen, sie und ihre gesamte Familie mit Schmach zu überziehen. Das hat er nicht getan. Er hat den Weg gewählt, der sie alle in dem Augenblick ihre Ehre wahren ließ: sie in ihrem Stand als Knappe und erste Frau Firngards seit Generationen die ihn tragen durfte und er in seinem Stand als Ritter, der sich seiner Verantwortung wohl bewusst ist und zeigt, dass ihn niemand ungesühnt narren darf. Du vergisst, dass wir von Firngard sprechen, Ulrich. Simon konnte seinen Namen genau so wenig riskieren, denn sonst wären beide zu Ausgestoßenen geworden."
Sie groß noch einmal Tee nach und nippte an ihrem Becher, offenbar überlegte sie wie sie weiter machen sollte.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 17. Sep 19, 12:28
"Die Schlacht um Engonia wurde geschlagen. Sie war... furchtbar. Wir waren nicht bei der eigentlichen Schlacht, wir haben dafür gesorgt, dass das Kraftfeld, hinter dem sich die Stadt befand, ausgeschaltet wurde. Es war wie durch Melasse waten, bis wir endlich erreichten was wir erreich wollten. Der falsche Kaiser starb und Kassos trennte seinen Kopf ab und spießte ihn auf... damit auch jeder sah, was mit ihm geschehen war und keiner Legenden über seine vermeintliche Flucht spinnen konnte."
Sie schauderte leicht und begann sich die Ärmel runter zu rollen. Weniger weil ihr kalt war, als vielmehr weil die Erinnerungen sie überrollten.
Sie war bereit gewesen dort zu sterben. Bereit ihren jahrelangen Kampf gegen Tior aufzugeben, ihm endlich zu geben wonach ihm jahrelang gelüstet hatte. Aber Kassos hatte das nicht akzeptieren können und stattdessen eine Verbindung zwischen ihnen geschmiedet die nicht einmal der Tod aufheben würde.
"Nachdem die Kämpfe vorbei und die Verwundeten gesichtet waren, ließ Simon Lorainne nieder knien und schlug sie zum Ritter. Sie stand auf als Chevalier Lorainne de la Folie des Joux und nahm die doch sehr verhaltenen Gratulationen entgegen. Denn wir alle wussten was als nächstes geschehen würde: Simon schlug ihr ins Gesicht und forderte sie zum Kampf bis zum Tode, auf das die Götter entschieden wer von ihnen beiden die größere Sünde begangen habe."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 25. Okt 19, 21:01
"Ich habe von dem Duell natürlich von Simon erfahren. Allerdings wusste ich nie das es dabei um beider Leben ging. Wie kam es nun das beide lebend daraus kamen? "

Inzwischen waren die Sterne am Himmel zu erkennen und ein leichter Wind fuhr durchs Blattwerk der nahen Bäume.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 28. Okt 19, 10:03
Jelena rieb sich die Stirn und stützte ihr Gesicht schließlich in ihrer Hand, sie wirkte müde und ausgelaugt von den Erinnerungen.
"Der Kampf fand auf der Grenzwacht nach dem Fall von Engonia statt. Simon hatte Gorix das Versprechen abgerungen, dass er dafür sorgen würde, dass niemand in den Kampf eingreifen konnte. Und Gorix hielt sein Wort. Er nahm zwei seiner Magierkollegen und sie bauten ein Kraftfeld um den Duellplatz: niemand konnte hinein, niemand konnte hinaus, bis das Duell eindeutig entschieden war. Der Kampf wogte hin und her, die beiden schenkten sich nichts..."
Ihre Stimme verlor sich und Ulric konnte ihr ansehen, dass sie wieder da war, vor den Toren Engonias: der laue Frühsommerabend, der auf einen heißen Tag folgte, der Geruch von Lagerfeuern und vielen Menschen in der Luft, die Kakophonie von Feiernden und Betrunkenen...
Sie räusperte sich und fuhr fort:
"Schließlich ging eine Parade fehl und Lorainnes Schwert sauste mit ungebremster Kraft auf Simons Schädel herab. Er fiel in das blutgetränkte Gras und stand nicht mehr auf, Lorainne wie von Sinnen schreiend über ihm... es waren vielleicht nur ein paar Augenblicke bis das Kraftfeld fiel, aber sie waren wie eine Ewigkeit. Als wir endlich zu ihnen herankamen, stürzten sich Damian und Leonie und Kassos auf Simon und versuchten zu retten was zu retten war... ich riss Lorainne von ihm fort, damit sie in ihrer Verzweiflung keine Dummheit machte, hielt sie fest, während sie sich wand um ihre Schreie in meinen Ohren gellten... Ich weiß nicht ob der Segen der Geweihten ihn tatsächlich im Leben hielt oder Lavinia selbst ihre Hände im Spiel hatte, aber Simon war nicht tot."
Sie seufzte tief.
"Er war nicht tot, aber in den nächsten Tagen zeigte sich, dass er es vielleicht besser gewesen wäre, denn er wachte nicht auf. Kein Gebet, keine Magie, kein Trank brachte ihn dazu die Augen zu öffnen. Seine Seele hatte seinen Körper verlassen und konnte, oder wollte, nicht zurück kehren."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 29. Okt 19, 19:35
"Aber wie kann er dann .....?" brachte Ulric leise hervor.
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 31. Okt 19, 14:16
"Tja."
Jelena schauerte und rieb sich die Arme, es war kühl geworden.
"Komm, wir gehen in die Küche, es wird Zeit das Essen vorzubereiten."
Sie nahm das benutzte Geschirr mit und führte Ulric um die Ecke in das Haupthaus. Unmittelbar hinter der Haustür ging links eine Tür zur Küche ab, die fast das gesamte Erdgeschoss einnahm: hier stand ein riesiger Kamin und eine gemauerte Feuerstelle, an den Wänden hingen Kochgeschirre und Regale mit Vorräten. An der Fensterseite standen lange Bänke und Tische die mit Fellen belegt waren, wo der gesamte Haushalt Platz finden konnte.
Jelena tauschte ein paar Worte auf Medvjedstani mit ihren Mägden aus und setzte sich schließlich an einen Tisch auf dem ein Berg mit Gemüse lag, welches geschält und geschnipselt werden sollte.
Sie wies Ulric einen Platz neben sich und reichte ihm ein Küchenmesser. Nachdem sie zufrieden damit war wie er Pastinaken und Möhren putzte und würfelte, widmete sie sich den Kräuterbündeln vor sich.
"Simon lag fast ein halbes Jahr im Schlaf. Lorainne hatte ihn nach Blanchfleur in das dortige Kloster gebracht, wo Verwandte von ihr dienten. Du weißt, dass er der Vetter 1. Grades der Baronin von Goldbach ist?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 06. Nov 19, 21:28
"Nein, woher auch? Aber im für gwöhnlich interssiert mich so etwas auch nicht. Mir kommt es auf die Person an nicht mit wem sie verwandt ist. Also war er noch am leben und erholte sich in Blanchefleur? "
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 07. Nov 19, 09:55
Jelena hob eine Augenbraue.
"Du kommst aus Andarra, aus einem Clan der auf Familienbeziehungen aufgebaut ist und sagst mir, dass du nichts darauf gibt wer mit wem verwandt ist?"
Sie schnaubte etwas abfällig:
"Na ja, nicht mein Problem. Jedenfalls, die Tatsache ist deswegen wichtig, weil Simon wahrscheinlich die ganze Zeit nur deswegen überlebt hat, weil die Baronin von Goldbach dafür sorgte, dass er die beste Pflege erhielt, die denkbar war. Jeder andere wäre nach drei Wochen verdurstet. Irgendwann wurde ersichtlich, dass er nicht von alleine aufwachen würde. Und auch, dass es keine Prüfung der Götter war. Das war der Punkt als sie mich baten einen Weg zu finden in seine Seele blicken zu können..."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 07. Nov 19, 20:29
"Bei Askar, natürlich ist die Familie für mich wichtig.... aber ich beurteile niemanden nach seinen Verwandten.. du drehst mir die Worte im Mund herum. Aber lassen wir das. So wie sich deine Geschichte entiwckelt vermute ich das Simon nicht auf "normale" Weise wieder zu sich gekommen ist oder?"
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 08. Nov 19, 18:32
Die Heilerin lachte kurz auf, die Heilung Simons konnte mit vielen Worten umschrieben werden, aber normal war keines, das sie benutzen würde.
"Ich führte ein Ritual durch... es ist kompliziert. Wichtig ist nur, was es bewirkt hat: Vanion, Svenja, Ysander, Gorix, Damian und drei weitere fanden Zugang zu Simons Geist und lernten dort weshalb er in ihm gefangen war. Seine Seele war in Erinnerungen gefangen. Es war eine schwierige Aufgabe, und um ein Haar wären wir auch alle dabei gestorben, aber das ganze gelang und Simon kehrte zurück: etwas ruhiger, etwas weiser. Nicht mehr das Arschloch, welches er vorher war. Im Frieden mit sich selbst."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 10. Nov 19, 23:13
Er erschrak kurz und erwiederte dann sichtlich mitgenommen als Jelena fertig war " Ihr redet über so etwas immer als wäre es die normalste Sache der Weilt bei den Göttern noch eins.... in die Gedanken eines anderen einzudringen."

´Diese Wirker immer`dachte er bei sich.

Der Krieger hatte nichts mit Magie zu tun und versuchte eigentlich ihr auch aus dem Weg zu gehen aber irgendwie war ihm das bissher nicht wirklich gelungen.

Nach einem tiefen Zug frischer Luft sprach er weiter "Dann verdankt er euch sein Leben. Ich bin froh darüber das ihr in retten konntet doch verstehe ich jetzt nicht wie mir das weiterhelfen kann...."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Jelena am 11. Nov 19, 17:58
Jelena zog wieder eine Augenbraue hoch und betrachtete Ulric mit einer Mischung aus Verwirrung und Genervtheit.
"Bisher habe ich dich für einen ziemlich cleveren Burschen gehalten, Ulric, wieso legst du es darauf an mich eines Besseren zu belehren?"
Sie legte das Messer beiseite und verschränkte die Arme, aber man sah für einen kurzen Augenblick das Zittern ihrer Hände.
"Nichts an diesem Ritual war normal und gar nichts daran war etwas, das ich aus Jux und Dollerei getan habe! Jedes Mal, wenn ich gezwungen bin so etwas zu tun, dann ist es, weil alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft wurden und ich bereit war den Preis dafür zu bezahlen."
Sie sah Ulric wieder an, und für einen kurzen Teil eines Augenblicks fiel die Maske der Herrin des Kontors und darunter war Schmerz und Einsamkeit. Es könnte auch nur ein Trick des flackernden Feuers gewesen sein, denn binnen eines Wimpernschlages war da wieder Jelena: kompetent, kurzangebunden und gelassen.
"Ich erzähle dir all das hier, weil du nach Lorainne gefragt hast und den Dingen die vor Engonia mit ihr geschehen sind. Als du sie kennen gelernt hast, da war sie die Person zu der alles das sie gemacht hatte."
Titel: Antw:Kontor im Frühjahr 269 n.J
Beitrag von: Ulrich am 01. Dez 19, 07:20
"Entschuldige bitte. Wie ist Lorainne mit dem ganzen Umgegangen? Was hat sie danach getan?"