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Der Städtebund von Tangara => Fanada => Ayd'Owl-Akademie => Thema gestartet von: Sandra am 01. Jul 15, 16:49

Titel: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 01. Jul 15, 16:49
Wegen der anderen Engonier, die ebenfalls zurück nach Fanada wollten, hatten Gorix und Stella auch die letzte Strecke dieses Mal nicht mit den Wegsteinen zurückgelegt sondern waren mit den anderen zu Fuß von Stejark zurückgereist. Nicht jeder mochte diese Art zu reisen.
Sie schritt durch das Tor und nahm schon den Geruch von Erbseneintopf mit Speck wahr und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Der Eintopf war wirklich lecker und dazu gab es frisches, warmes Brot mit Butter. Schon nur der Gedanke daran ließ ihr das Wasser im Munde zusammen laufen. Doch sie war schon etwas spät dran und musste sich beeilen.

Mit einem leichten Knarren öffnete sie die Tür zu ihrem Zimmer, warf den Rucksack auf ihr Bett und stellte das restliche Gepäck ab - darum würde sie sich später kümmern. Mit einem kurzen Blick streifte sie ihren Schreibtisch und die Zettel und Bücher, die sie darauf zurückgelassen hatte. Schon seit ihrer Abreise zum Fest der Grenzen lagen sie mehr oder weniger unberührt dort, denn seitdem war sie nicht hier gewesen... Das Fest der Grenzen, die Reise mit Gorix und Lyra, der Ruf der Drachen aus der ersten Drachenwelt, Westmynd... In Gedanken streifte sie kurz jedes der Ereignisse, schüttelte dann den Kopf, drehte sich um und schloss die Tür hinter sich.

Als sie den Speisesaal betrat, war dieser schon fast ausgestorben. Sie holte sich einen Teller voll Suppe, zwei Stück von dem Brot, das sie mit der Butter beschmierte und einen großen Krug Wasser, und balancierte alles zusammen zur nächsten Bank, auf der sie sich niederließ und anfing, die Suppe in sich hinein zu löffeln.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 01. Jul 15, 17:29
In dem Speisesaal saß noch eine andere Gestalt und stocherte lustlos im Essen herum. Die Ankunft hier vor ein paar Tagen war vielversprechend gewesen. Einlass in das Akademiegebäude hatte er sofort gefunden; schließlich war er magisch begabt. Fanada hatte ihn fast erschlagen, als er hier angekommen war, und voller Staunen hatte er die Pflasterstraßen, die festen, solide gezimmerten Häuser und auch das weite Umland beäugt. Die Menschen hier kleideten sich in Stoff (teilweise sogar sehr feiner Stoff!), kaum in Felle. Man grüßte sich, helle, freundliche, rasierte Gesichter gab es zuhauf.

Rikhard war klar, dass die Menschen hier größtenteils einfach gestrickt waren. Doch der Einfluss einer Magierakademie machte sich in der Stadt bemerkbar. Wenn er da an Silvanaja zurückdachte..

..nein, daran wollte er gar nicht zurück denken. Dieses kleine Dorf konnte ihm den Buckel herunterrutschen, und der Schamane brach sich hoffentlich bei der Talfahrt etwas. Am Besten das Genick. Mit Nachdruck spießte er ein Stück Brot auf sein Messer und tunkte es in die dicke Suppe. In diesem Moment ging die Tür auf, und eine blonde Frau kam herein. Er nickte ihr zu, doch sie schien ihn kaum zu bemerken. Kurz überlegte er, dann stand er auf. Die Stille in diesem Raum hatte er gehörig satt, und überhaupt, er kannte hier niemanden. Zeit, das zu ändern.

Mit einem höflichen Lächeln auf dem Gesicht ging er zu der Frau herüber.
"Einen guten Abend wünsch ich! Rikhard Kraftweber mein Name - darf ich mich setzen, oder ist Euch eher nach Ruhe zumute?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 01. Jul 15, 17:39
Den jungen Mann, der da zu ihr herüber kam kannte sie noch nicht, lächelte aber ganz nett und fragte höflich.

"Guten Abend Rikhard, ich bin Stella Silberstern. Ich hab nichts gegen Gesellschaft."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 01. Jul 15, 20:27
Rikhard nickte freundlich und nahm kurzerhand Platz.
"Ich bin erst seit ein paar Tagen hier, müsst Ihr wissen. Und Ihr seht so aus, als ob auch Ihr gerade erst angekommen seid. Wollt Ihr Euch hier als Schüler einschreiben?"

Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 01. Jul 15, 21:26
Stella grinste ihn an. "Soso, Frischfleisch also. Freut mich. Nein, ich will mich nicht einschreiben. Ich bin schon länger an der Akademie, etwas über zwei Jahre mittlerweile... Aber ich komme grade von einer etwas längeren Reise zurück. Das letzte Mal war ich vor dem Fest der Grenzen in der Akademie. Normal bin ich ja nicht ganz so lange weg, aber dieses Mal kam so eins zum anderen...Und du, woher kommst du?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 01. Jul 15, 23:32
"Frischfleisch, sagst du?" Nun grinste er selbst. Die Frau war ihm sympathisch - direkt, unkompliziert, und offensichtlich hatte sie Selbstbewusstsein. Doch er nahm sich zurück. Nur nicht zu offenherzig werden. Du hast drei Worte mit ihr gewechselt.

"Ihr.. du warst also auf einer Reise." Er vermied eine direkte Antwort auf Stellas Frage. Nachher hielt sie ihn noch für einen dieser riechenden, schwitzenden Barbaren, von denen es in Silvanaja nur allzu viele gab. "Ich, ähm.. ich komme nicht von hier. Jetzt, wo der Krieg vorbei ist, weiß man ja ohnehin nicht mehr, welches Stück Land nun welchem Stammesfürsten.. also, Herrscher, gehört. Jedenfalls bin ich Engonier und nun bin ich hier." Rasch trank er einen Schluck, um seine Verlegenheit zu überspielen. "Du bist seit zwei Jahren bereits an der Ayd'Owl? Eine ganz schöne Zeit." Abschätzend warf er einen genaueren Blick auf die Magierin. Sie wirkte nicht gerade reich, aber schien genug Geld zu haben, um sich ordentliche Kleidung und hochwertige Gebrauchsgegenstände leisten zu können. "Du beherrscht gewiss viele Zauber. Ich möchte auch einiges Lernen, aber alles, was ich kann, ist, dafür zu sorgen, dass ich nicht zufällig irgendwelche dummen Dinge anstelle."
So wie in Silvanaja, als dieser blöde Teller plötzlich hoch in die Luft gestiegen ist. "Ich, hm.. ich bin mit einem reisenden Magier hierhergekommen. Der Mann konnte ein wenig echte Magie mit viel Flunkerei und Fingerfertigkeit vermischen, und verdient so sein auskommen. Nun sitze ich hier, und er ist weitergezogen - irgendwohin, was weiß ich." Seinen Abscheu konnte Rikhard nicht wirklich verbergen. Dieser Magier hatte eher wie ein Streuner und Landstreicher gewirkt und mit seiner Kunst Illusionen geschaffen, wie ein billiger Glaukler. Die Magie war zu Höherem berufen, und Rikhards Gesichtsausdruck ließ daran keinen Zweifel.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 02. Jul 15, 07:54
Na immerhin scheint er nicht ganz so steif zu sein... Dürfte ihm hier helfen...

Ihr fiel auf, dass ihm das Thema seiner Herkunft wohl unangenehm schien - konnte sie aber nicht wirklich nachvollziehen. Aber Andarra oder Silvanaja lagen zumindest auf Grund der Bezeichnung Stammesfürst für sie nahe. Aber gut, dann nicht.

"Also ich komme eigentlich von hier, aber meine Eltern sind Händler und entsprechend war ich schon immer ziemlich viel unterwegs, sowohl in Engonien als auch außerhalb. Den Bürgerkrieg hab ich zum Beispiel gar nicht mitbekommen, war aber entsprechend schockiert, als ich zurück kam...Und kenne mittlerweile halt einige Geschichten dazu."

Sie nahm einen großen Schluck aus ihrem Krug und biss nochmal von ihrem Brot ab, bevor sie weiter sprach.

"Nicht zufällig dumme Dinge anstellen ist doch schon mal ein guter Anfang. Dann hast du schon etwas Übung bei der Meditation sammeln können? Aber der Magier mit dem du hergekommen bist, hat dich hoffentlich nicht hier einfach rausgeworfen?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 02. Jul 15, 11:06
"Ich beherrsche einige, wenige Techniken in der Meditation, ja. Vor allem Atemtechniken, zur Beruhigung und Konzentration. Von diesen ritus-artigen Bewegungen halte ich nicht viel, ehrlich gesagt, komme ich mir dumm dabei vor. Beim Meditieren sollte man in den Körper hinein horchen, und je mehr man sich dabei bewegt, desto mehr Lärm stört dabei. Ich muss ehrlich sagen, dass Bertram dabei nicht grade eine große Hilfe war. Der trank lieber, um müde zu werden, und hat eher auf Gesang als auf sein Inneres gehört."

Auf Stellas verwirrten Blick fuhr er fort:
"Verzeih, ich dachte, ich hätte den Namen bereits erwähnt. Bertram ist besagter Magier, der mich aufgelesen hat."
Aufgelesen war wohl das falsche Wort - als dieser unsägliche Schamane unter Verwünschungen und Flüchen gefordert hatte, dass Rikhard sein Heimatdorf verlassen sollte, war ihm nicht viel anderes übrig geblieben, als mit Bertram zu reisen. So ganz verstand Rikhard immer noch nicht, weshalb er hatte gehen müssen. Der Schamane hatte sich in geifernden, wilden Prophezeiungen ergangen und irgendwas von 'der wird nichts als Ärger über das Dorf bringen, das hab ich in meinen Träumen gesehen!' gefaselt. Noch ein Grund, Silvanaja nicht zu mögen. Abergläubische Narren, dummes Volk! Kurz überlegte er, ob er Stella davon erzählen sollte, doch solange er sie nicht besser kannte, gab es dafür keinen Grund. Nachher hielt sie ihn noch für gefährlich, wer wusste schon, was die Leute von einem dachten, wenn sie hörten, dass sie zuhause nicht willkommen waren.

"Im Grunde hat er mich hier abgesetzt und ist weitergezogen, und das ist mir ganz recht. Er sagte, hier würde ich schon willkommen sein. Bin ich auch, das stimmt schon, man begegnet mir mit Freundlichkeit und Höflichkeit!" Freundschaften und Bekanntschaften fehlten noch, doch die würden sich gewiss mit der Zeit einstellen. Rikhard war kein unangenehmer Zeitgenosse. Er mochte etwas arrogant sein, das war ihm durchaus bewusst, aber genauso war er ein offener und neugieriger Mensch. "Ich bin zwar schon etwas hier, aber noch nicht so recht angekommen. Verstehst du, was ich meine? Alles ist noch sehr fremd und ungewohnt. Alleine schon die weiten Felder! Ich komme aus einem recht bewaldeten Streifen Engoniens, so weites Land hab ich selten gesehen. Ah! Da fällt mir ein, dass du grade von einer Reise zurückgekehrt bist - kann man als Schüler hier viele Reisen unternehmen? Ich glaube, ein trockenes Studium hinter Büchern liegt mir nicht. Es mag durchaus Teil meines Werdegangs sein, aber ich möchte wirklich mehr von Engonien und mehr von den Ländern drumherum sehen."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 02. Jul 15, 12:14
"Es gibt so viele Wege der Meditation...Letztlich musst du schauen, womit du am besten klar kommst. Ich zum Beispiel bewege mich dabei auch sehr gerne, mir gefällt das stillsitzen nicht so und ich suche immer noch weitere Anregungen dafür, diese Form ist nunmal etwas weniger verbreitet. Der Fokus ist jedoch ein anderer. Bei der Bewegungsmeditation ist der Fokus mein Körper und die Konzentration liegt auf der Ausführung der Bewegungen und der Bewegung der Muskeln. Und einiges davon hilft mir auch beim Ritualisieren und auch teilweise beim zaubern.
Du hast aber Recht, die Ruhe auch in Bewegung oder im Schlachtenlärm finden zu können braucht durchaus mehr Zeit und Lärm, Ablenkung und so etwas stören leicht die Konzentration. Ich hoffe aber zum Beispiel dieses Jahr noch auf eine weitere fortgeschrittene Meditation, die auf dem Schlachtfeld stattfinden soll und ich bin sehr gespannt darauf.

Was das Trinken und Singen angeht - beides Dinge, die ich auch sehr gern tue. Es schadet zwischendrin auch nicht, sich etwas Erholung und Genuss zu gönnen um ein bisschen Abstand vom Lernen zu kriegen. Nach einem ganzen Tag über den Büchern ist ein kühles Bier am Abend wirklich gut."

Na, kein Wunder, dass der noch nicht angekommen ist...  Und wie der sich bei Gorix erst umschauen würde...

Sie grinste in sich hinein.

"Apropos, das hilft auch beim Ankommen - also, falls du heute Abend noch nichts vor hast... Kann ich dir mal ein bisschen von Fanada und seinen Gaststätten zeigen.
Und was die Reisen angeht - das kommt drauf an. Alleine wird man dich grade am Anfang wohl eher weniger irgendwo hin lassen, gerade da Reisen immer irgendeinen Sinn haben sollten, gerade, wenn sie durch die Akademie finanziert werden. Aber generell kann man da immer Anträge stellen und im Normalfall werden die dann auch bewilligt. Mir liegt das mit dem nur in der Akademie sitzen auch nicht...Außerdem lernt man außerhalb der Akademie auch andere hilfreiche Dinge. Bei meinem Ausmaß mach ich die Anträge mittlerweile auch in größeren Stapeln fertig, die ich Großmeister Feuerklinge dann vorlege. Und bei den Reisen die ich mit ihm zusammen unternehme, steht das dann eh nicht zur Frage."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 02. Jul 15, 12:28
Großmeister Feuerklinge! Anscheinend hatte Rikhard da jemanden vor sich sitzen, der Kontakte nach ganz oben hatte. Und dieser jemand wollte mit ihm heute Abend trinken!

"Na, ich bin ein Genießer. Ich trinke gerne einen guten Wein, wenn ich ihn mir denn leisten kann. Natürlich hab ich nichts gegen Bier einzuwenden, aber es gibt wirklich feinere Getränke, um sich die Sinne zu benebeln. Kultiviertere Getränke eben. Ein frischer, bitterer, beißender Weinbrand ist nicht zu verachten! Allerdings wirst du mich vermutlich nicht singend erleben. Solcherlei Vergnügen mag, wenn's eine schöne und ausgebildete Stimme ist, durchaus der Kurzweil dienen, aber das Grölen in einer Kneipe, das überlasse ich gerne anderen. Also, wenn es nicht zu wild wird, natürich komme ich dann mit. Gerne!"
Er lächelte unverbindlich.

Stella schien jemand zu sein, der gern feierte, soviel war klar. Sie sang anscheinend auch gerne. Rikhard verübelte ihr das nicht und dachte nicht schlechter oder besser von ihr, aber er selbst konnte nicht viel mit so etwas anfangen. Lautes und ausgelassenes Feiern mutete immer ein wenig zügellos und unkontrolliert an, und Rikhard hasste es, die Kontrolle zu verlieren.

"Diese Bewegungen in der Meditation, von denen du sprichst, erfordern gewiss große Selbstbeherrschung. Könntest du mir bei Gelegenheit einmal zeigen, wie du es machst? Ich beziehe innere, meditative Ruhe rein aus körperlicher Ruhe. Wenn ich das Blut durch meine Venen rauschen höre, wenn ich mein Herz pochen höre, dann bin ich in der Lage, meinen Geist Dingen zuzuwenden, die höchste Konzentration erfordern."

Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 02. Jul 15, 13:44
"Die meisten Weine schmecken mir nicht sonderlich, wenn dann eher die süßen...oder ein guter Met oder ein leckerer Likör."

Sie hatte inzwischen den Eintopf aufgegessen und schob sich den letzten Bissen Brot in den Mund, den sie anschließend mit dem Wasser hinunter spülte.

Na, mal abwarten bis der seine Abenderfahrung tatsächlich mal mit Gorix gemacht hat...Oder mit Balerian... Mal sehen, was der gute Rikhard so unter "zu wild" versteht...

Rikhard schien ihr ja soweit ganz nett zu sein, aber wirkte etwas steif - blieb abzuwarten, wie er sonst so drauf war.

"Ja klar, ich kann dir gern demnächst mal was zur Bewegungsmeditation zeigen. Innerhalb der Akademie gehe ich dafür am liebsten aufs Dach und am schönsten ist die Aussicht in den frühen Morgen- und Abendstunden."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 02. Jul 15, 13:56
"Das stimmt! Wenn die Sonne über den Baumwipfeln aufgeht, den grünen, dunklen Wald anfängt zu beleuchten und die ersten Strahlen durch's Blätterdach sickern - das ist ein wundervoller Ablick!" Ein leicht verträumter Ausdruck trat plötzlich auf Rikhards Gesicht.

"Oder auch abends - ich hab schon viele Sonnenuntergänge in Silvanaja gesehen, und dort sind sie noch schöner als anderswo, da bin ich mir sicher. Sonnenstrahlen, die durch den Nebel dringen, oder wenn sich das Licht in den Tautropfen auf den Blättern bricht - es ist, als würde der ganze Wald voll Kristall und Edelsteinen sein!" Dass er sich verplappert hatte, merkte er gar nicht. Gewiss war es kein Geheimnis, dass er aus Silvanaja stammte, aber irgendwie war es ihm unangenehm. Hier würde man ihn gewiss für einen dieser ungewaschenen Riesen halten.

"Eine ganz ähnliche Schönheit sehe ich, wenn ich die Linien der Magie spüre. Dieses Muster, das man fast greifen kann, diese.. diese Kraft! Die Magie an sich ist etwas wunderbares, und ich finde sogar, sie ist das schönste Geschenk, dass die Götter den Menschen gemacht haben. Dank sei Aine für diese Gnade und diesen Segen!"

Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 02. Jul 15, 14:22
Hmmm Silvanaja... Interessant... Und ein versteckter Poet? Zumindest scheint er die Schönheit und Ruhe solcher Anblicke ebenfalls zu schätzen. DAS hatte ich so jetzt nicht erwartet...

Ein Lächeln breitete sich auf Stellas Gesicht aus.
"Oh, dann wird dir bestimmt auch später der tatsächliche Blick auf dieses Gefüge gefallen. Zumindest, wenn es nicht verschandelt oder korrumpiert wurde."

Sie nickte ihm zu und wurde ernster. "Ehre sei Aine. Die Magie an sich ist wunderbar, das stimmt...leider nur nicht immer das, was so manche daraus machen..."

Bei den Gedanken an den Nekromanten den sie gerade erst in Westmynd geschlagen hatten liefen ihr Schauer über den Rücken. Er missachtete den Kreislauf und zwang die Gestalten unter seine Gewalt. Auch zu so etwas war Magie fähig...

"Die Magie selbst ist ja auch weder gut noch schlecht - nur das, was man damit tut."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 02. Jul 15, 14:59
"Der tatsächliche Blick? Was meinst du damit?" Bisher hatte Rikhard die Magier eher gespürt als tatsächlich gesehen. Zwar hatte er versucht, diesem Gefühl über die Verwendung visueller Begriffe Ausdruck zu verleihen, aber im Grunde war es wie Tasten im Dunklen: Er wusste zwar, dass dort etwas war, aber genau sehen konnte er es nicht. Nur manchmal gelang es ihm, hineinzugreifen in dieses reich gefüllte Becken und ein Quentchen herauszuholen.

"Ich hab mal einen Teller zum Fliegen gebracht. So haben alle gemerkt, dass ich magisch begabt war. Es gab einen ziemlichen Aufruhr." Doch es schien nicht so, als ob Stella so etwas gemeint hatte, als sie von dem sprach, was andere aus Magie machten. Ein genauerer Blick verriet Rikhard rasch, dass die Magierin an irgendetwas zurück dachte, was wohl gar nicht so lange her war. Einen Moment kämpfte Neugier mit Rücksicht, dann zuckte er innerlich mit den Schultern und sagte: "Deine Reise war wohl nicht so schön, oder? Gab es Schwierigkeiten?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 02. Jul 15, 16:20
"Es gibt einen Zauber, mit dem man dieses Astrale Geflecht tatsächlich sehen kann - also Zauber, magische Wesen, Kraftflüsse und so weiter."

Bei der Frage nach der Reise schloss sie kurz die Augen, senkte den Kopf und atmete einmal tief ein und aus.
"Nein, das war sie nicht."  Es ist eher die Frage, wann es mal keine Schwierigkeiten gibt...
"Was als Jubiläum einer Kriegerakademie begann endete mit dem Kampf gegen einen Nekromanten und kostete einen aus unserer Gruppe das Leben und bei einem zweiten steht das noch nicht ganz fest..."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 02. Jul 15, 20:05
Das heißt, da ist ein Platz frei! Zu schade um den Kerl. Rikhard empfand durchaus Mitleid mit Stella ob ihres Verlusts, doch bewegte es sich in einem unverbindlichen Rahmen. Eher Höflichkeit als ernsthafte Teilnahme. Er hatte den Magier, der da gestorben war, nicht gekannt. Doch rein praktisch mochte die Gruppe um Stella, die anscheinend viel durch die Gegend reiste, wohl Platz haben. Eine gute Gelegenheit für einen ambitionierten und aufgeweckten Kerl wie ihn, etwas von der Welt zu sehen und gleichzeitig zu lernen.

Doch das war kaum der richtige Rahmen, um danach zu fragen. Seine praktische, nüchterne Denkweise würden manche als kalt bezeichnen, und er wusste genau, dass es nun kaum angebracht wäre, das Gespräch in diese Richtung zu lenken. Stattdessen sagte er:

"Meine aufrichtige Anteilnahme und mein Beileid ob deines Verlusts. Ich bete um das Leben des Verwundeten und bitte um Lavinias Segen für den Toten." Die Worte waren durchaus in vollem Ernst gesprochen. Stella war die erste hier, die ihm offenherzig begegnete, und es wurmte ihn, gleich solch eine Nachricht hören zu müssen.
"Ich hoffe, er stand dir nicht zu nah. Gewiss hast du hier viele Freunde, die dir helfen, seinen Tod zu verarbeiten, und wenn ich etwas tun kann, so lass es mich wissen."

Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 02. Jul 15, 20:36
"Danke. Aber nein, ich kannte ihn auch nicht sonderlich, er gehörte zum Gefolge einer befreundeten Chevalière, doch habe ich ihn vor ein paar Monden erst nur knapp vor dem Tod bewahrt... Und auch so war er ein Teil der großen Gruppe aus Engonien mit der wir unterwegs waren und man möchte doch auch mit allen wieder heil zurück reisen."

Insgeheim fragte sie sich noch immer, was falsch gelaufen war an dem Abend und was sie vielleicht hätte besser machen können. Viel zu spät war sie oben auf dem Gang angekommen als Benjen nach ihnen gerufen hatte. Doch auch Simon und Yorik waren schwer verletzt. Hätte sie schneller sein können? Was, wenn sie den anderen Aufgang genommen hätte? Wäre jemand anderes rechtzeitig bei Yorik gewesen? Und was, wenn sie auch schon oben in den Schlafräumen gewesen wäre und nicht unten im Museum mit Gorix und Ysander? ...Blöde Kuh, du hättest vermutlich blutend daneben gelegen...
Oder hätte sie schon bei den ersten Angriffen nach oben rennen sollen?
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 03. Jul 15, 00:06
"Ja, man möchte gewiss wieder mit allen, die ausziehen, zurückkehren."

Rikhards Entgegnung klang lahm, selbst in seinen Ohren. Stella schwieg, sie wirkte in sich versunken und nachdenklich - und traurig. Dabei hatte sie den Toten kaum gekannt, hatte sie gesagt. Machte sie sich vielleicht Vorwürfe? Das mochte gut sein. Sanft tastete er sich vor:

"Ich bin mir sicher, dass alles getan wurde, um den Mann zu retten. Das mag sich hohl anhören, doch in solchen Situationen ist niemand mehr sicher. Nekromantie ist eine sehr mächtige Form der Magie, das weißt du gewiss besser als ich, der ich nur davon gelesen habe. Der Kampf mit dem Tod kennt selten einen Sieger. Aber es ist ans uns, den Lebenden, nicht zu verzweifeln. Im Gegenteil. Jeder Freund, der stirbt, ist ein Grund für uns, besser zu werden in dem, was wir tun. So ehren wir die Toten."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 03. Jul 15, 08:51
"Weise Worte. Darum versuche ich genau das unablässig." Ihre Stimme war fest und entschlossen. Die Betrübtheit über die Ereignisse war einer inneren Stärke gewichen. Es bestand kein Zweifel daran, dass sie ehrgeizig war und bestrebt danach, ständig besser zu werden.

Doch wenn man vorher schon besser ist, kann man es vielleicht verhindern... Danach ist zu spät. Um besser sein zu wollen brauche ich keine toten Freunde als Grund.
Recht hatte er trotzdem. Es ist eine Art, die Toten zu ehren. So hatte sie das noch nicht gesehen und es bestärkte sie in dem Gedanken.


Mit einem Zug leerte sie den Krug, stellte ihn mit einem lauten *klong* auf den Tisch und sah Rikhard auffordernd an als sie sich von der Bank erhob.

"So, was ist jetzt? Ich könnte jetzt einen guten Schluck vertragen."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 03. Jul 15, 11:51
Innerlich seufzte er.
"Ja, warum nicht?" Seinen mittlerweilen leeren Teller schob er beiseite. Er war gespannt, wohin Stella ihn führen würde.

Als er ihr hinterher stiefelte, dachte er über ihre letzten Worte nach. Ihr Tonfall war rau gewesen, fast abweisend. Sie schien jemand zu sein, der gerne allein mit seinen Problemen fertig wurde. Die Art, wie sie den Krug geleert hatte, ließ auf eine gewisse Resolutheit schließen, und die Kraft, mit der sie den Krug auf den Tisch geknallt hatte, wirkte wie ein Paukenschlag, der das Thema beendet hatte.
Seit zwei Jahren hier, und eine Schülerin. So sie von Meister Feuerklinge persönlich unterrichtet wird, ist sie gewiss sehr fähig! Große Magier protegieren oft Männer und Frauen, die sie für fähig halten. Wer weiß, was aus der noch werden wird? Vor allem, wenn sie solche Erfahrungen sammelt.
Im Stillen beschloss Rikhard zu versuchen, Stella besser kennenzulernen. Von ihr mochte er noch einiges Lernen können, und vielleicht würde sie ihn anderen Magiern vorstellen. Wenn sie tatsächlich so ehrgeizig und fähig war, wie er dachte, dann würde es gewiss nur gut sein, ihr hinterher zu dackeln. Kurz wog Rikhard ab - allein bleiben und hier studieren schien ihm nicht gerade reizend zu sein. Außerdem ist sie lustig! Wer weiß, was der Abend noch mit sich bringt. Ich hoffe nur, in den Läden, die sie kennt, gibt es auch etwas gehobenere Tropfen..
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 03. Jul 15, 16:07
Die Wärme des vergangenen Tages ließ langsam nach, als die Sonne hinter dem Gebirge am Horizont unterging und der laue Sommerabend war angenehm. Die Schwalben zwitscherten und flogen dicht über ihren Köpfen entlang als sie sich auf den Weg von der Akademie herunter in die Stadt und ihre teils verwinkelten Gassen machten.
Stella führte ihn am Marktplatz vorbei, der tagsüber voller Leben war und wo auch jetzt noch viele Menschen waren, bog schließlich in eine Seitengasse ab und stand dann mit ihm vor einer eher kleinen Taverne, die aber gut besucht war. Einige der Händler des Marktes kehrten dort ein und entsprechend konnte man neben Bier und dem örtlichen Wein und Met auch ein paar bessere Tropfen aus verschiedenen Regionen bekommen, das wusste sie und dachte, das dürfte nach Rikhards Geschmack sein.
Die Auswahl bestand aus einer kleinen Karte lokaler und viel gekaufter Getränke und einer Tafel, auf der eine ganze Reihe aufgelistet war, von denen vermutlich nur einzelne Flaschen vorhanden waren und die regelmäßig wechselten, je nachdem, was der Wirt von den Händlern noch so bekam.

"Da wären wir. Ich glaube, hier könntest du auch etwas nach deinem Geschmack finden. Was meinst du?"
Sie war gespannt darauf, ob aus ihm im Laufe des Abends noch ein bisschen über seine Geschichte zu entlocken war. Bis jetzt wirkte er auf sie etwas verschlossen.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 03. Jul 15, 17:59
Mit weit aufgerissenen Augen hatte Rikhard den Trubel beglotzt, der sich vor ihm abspielte. So viele Menschen! Er wusste genau, dass Fanada zwar eine große, aber bestimmt nicht die größte Stadt Engoniens war. Und er war schon ein paar Tage hier. Trotzdem war jeder Tag, den er hier verbrachte, eine neue Gelegenheit, Wunder zu sehen. Doch Stella schien es nicht in eine der gut besuchten, großen Schänken zu ziehen, die direkt am Marktplatz lagen. Eine kleine Gasse war ihr Ziel, und die dunkle Holztür, die sie aufstieß, besaß ein poliertes Schild aus hellem Holz, auf dem Kammer im Gässchen zu lesen war. Nicht gerade ein origineller Name, fand der Magier. Doch der Raum, den sie nun betraten, war gut gefüllt, und vor allem wirkte er sauber, gepflegt und bedacht eingerichtet. Es gab Sitzecken, eine Theke, und sogar ein kleines Holzpodest, wo sonst wohl Musiker spielten.

Die beiden setzten sich an einen Tisch, und nach einer unverbindlichen Antwort auf Stellas Frage griff Rikhard nach der Karte. Besonders ein Name fiel ihm ins Auge: Arzischer Roter. Von diesem Land hatte er bereits gelesen, es lag weit, weit im Süden von hier und war bekannt für außergewöhnlich charmante, dunkle, schwere Weine. Genau das Richtige für einen lauen Sommerabend wie heute. Doch dann fiel sein Blick auf den Preis. Eine Frechheit! Dass ein wenig Kultur aber auch stets mit schwerer Münze abgegolten werden muss!
Das Problem an einem Geschmack, der erlesen und gediegen war, war der mit diesem Geschmack einhergehende Preis. Und wieder einmal verfluchte Rikhard, dass er nicht als reicher Sohn reicher Eltern geboren war, sondern in einem dämlichen, unkultivierten silvanajischen Dorf groß geworden war. Ihm fiel auf, wie lange er schon auf die Karte starrte, und hoffte nur, dass Stella nichts bemerkt hatte.

Er winkte ein junges Mädchen heran, wohl die Tochter des Wirts, und bestellte freundlich ein Glas nicht ganz so teuren Wein.
Nachdem auch Stella bestellt hatte und das Mädel sich auf den Weg machte, ihre Getränke zu holen, sagte er:

"Hier ist es wirklich schön! Und ich bin überrascht, obwohl es doch recht voll ist, scheint niemand hier Interesse daran zu haben, sich zu prügeln. Oder sich auszuziehen." Er grinste breit. "Ich hab keine guten Erfahrungen mit Menschenmengen und Alkohol gemacht. Meist hat es damit geendet, dass irgendjemand unbedingt beweisen musste, dass seine Faust härter als der Schädel eines anderen ist."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 03. Jul 15, 18:51
Natürlich war Stella nicht entgangen, dass Rikhard von der Größe der Stadt beeindruckt war. So ging es vielen, die das erste Mal in eine Stadt solcher Größe kamen und die vorher nur ihre Dörfer kannten.

Natürlich kannte Stella auch die großen Schänken am Marktplatz, doch wollte sie den armen Rikhard nicht direkt wieder verschrecken und er wollte ja gerne etwas besonderes trinken.
Etwas vergleichbares wie seine Bestellung hätte er allerdings dort vermutlich auch bekommen, doch Stella störte das nicht sonderlich. So nutzte sie den Abend hier, um auch einmal etwas abseits des üblichen Kirschmet zu genießen und bestellte sich einen etwas besseren Met, der mit Minze versetzt war und auf der Liste der wechselnden Angebote stand.

"Freut mich, dass es dir gefällt. Ja, zum prügeln oder ausziehen sind wir im falschen Laden - ließe sich aber auch noch einrichten." Sie grinste zurück und als das Mädchen mit ihren Getränken zurück kam prostete sie ihm zu. Für Stella hatte sie gleich die ganze Flasche dabei, da diese Sonderposten natürlich nur als ganze Flaschen verkauft wurden um Reste zu vermeiden.
"Zum Wohl! Ich mag beide Arten von Läden - die die du beschreibst können mitunter auch ganz lustig sein und solange die ihre Streitigkeiten unter sich klären... Beides ist mir bis jetzt auch eher selten untergekommen, auch in normalen Läden. Dafür sind dort meist mehr Barden - gute wie schlechte. Letztere kann man zur Not aber auch dafür bezahlen, dass sie aufhören zu spielen."

Damit zwinkerte sie ihm zu und nippte anschließend testweise an dem Met, schien ihn für gut zu befinden und nahm noch einen Schluck.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Jul 15, 13:20
Interessiert sah Rikhard auf den Krug. "Sind das Minzblätter?" Als Stella nickte, schmunzelte er. So ganz schlau wurde er aus ihr nicht. Auf der einen Seite schien sie gerne lautstark zu feiern - ..und sich auszuziehen und zu schlagen, wer weiß.., doch auf der anderen Seite hatte sie offensichtlich Geschmack. Honigwein mit Minze war gewiss eine leckere Mischung.

"Also, du kommst viel herum, sagst du? Ich hab mich noch nicht eingeschrieben in der Ayd'Owl, sondern nur dort Unterkunft bezogen. Ehrlich gesagt, sind die Formulare recht kompliziert, und ich weiß nicht, wie lange ich dort nun wohnen kann." Mein Geld reicht jedenfalls nicht für eine Unterkunft in der Stadt. "Kurzum, ich brauche eine Arbeit. Ich muss doch von irgendetwas leben können, nicht wahr? Ich hatte gedacht, dass ich mich hier als Schreiber und Kopist durchschlagen könnte, vielleicht sogar als Kartograph, aber zumindest Schreiber und Kopisten gibt es hier schon zuhauf. Einer der Vorteile - und für mich ein Nachteil der Akademie, würde ich sagen. Sonst kann man wirklich gutes Geld verdienen, wenn man Schreiben kann. Aber hier können das recht viele. "
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 04. Jul 15, 14:32
"Magst du auch einen Schluck? Ist sehr erfrischend." Dabei hielt sie ihm den Krug hin.

"Du meinst eine Arbeit wegen des Schulgeldes? Das kommt drauf an - du kannst es auch direkt an der Akademie abarbeiten, das ist normalerweise kein Problem. Ich wüsste noch von keinem, der gehen musste, weil es Probleme mit dem Geld gab. Damit ist dann auch für Unterkunft, Verpflegung und grundlegende Kleidung gesorgt. Üblicherweise wird da für alles eine Lösung gefunden. Was die Reisen angeht - die Übernahme dafür liegt denke ich da beim Nutzen der Reise für die Akademie. Aber die Details dazu würdest du wohl besser mit Großmeister Feuerklinge oder Kanzler Stauffer besprechen. Ich kann dir natürlich gern beim Ausfüllen helfen. Und was die Schreiber angeht - natürlich, bei vielen Händlern und Magiern auf einem Haufen gibt es viel zu schreiben, aber auch viele, die das können - gehört halt dazu."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 04. Jul 15, 15:30
"Das sind großartige Neuigkeiten! Aber - Details gleich mit den ganz hohen Tieren besprechen? Das wundert mich schon ein wenig. Haben die keine Verwaltung oder sowas?"
Das Angebot des Minzmets nahm er gerne an. Er ließ die Flüssigkeit in seinem Mund ein wenig kreisen, dann schluckte er. "Ganz hervorragend!" Er grinste breit, dann griff er in seinen Geldbeutel und zog ein paar Kupfermünzen hervor. "Ich möchte mich an dieser Flasche beteiligen. Oder möchtest du sie allein leer machen?"
Rikhard traute ihr das durchaus zu, aber die Bemerkung war eher scherzhaft gemeint als eine ernsthafte Nachfrage.

"Also - ich kann mich an der Ayd'Owl einschreiben, ohne Gefahr zu laufen, nach zwei Wochen wieder fortgejagt zu werden. Gut! Ich dachte, ich bräuchte deutlich mehr Geld. Selbst die neuen Schüler tragen recht ordentliche Stoffe, hab ich gesehen, und das Lehrmaterial wird ja auch nur teilweise gestellt, oder? Bei Aine, es ist wirklich eine Schande, dass ich nicht von hier bin. Jetzt hab ich bereits ein paar Tage verloren, die ich mit Lernen hätte verbringen können! Naja. Aber trotzdem, auch wenn die Akademie meine Auslagen übernimmt, ich wäre ganz gern unabhängig. Auf diesen Reisen, dir ihr unternehmt, kann man da nicht vielleicht auch.. naja, die ein oder andere Münze verdienen? Ich könnte mich durchaus nützlich machen!"

Ich hoffe nur, dass ich keine Pferde versorgen muss. Oder irgendwas tragen muss. Ich bin doch kein tumber Holzfäller, dessen Fähigkeiten abseits der Körperkraft nicht existieren..
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 04. Jul 15, 16:08
"Du kannst dich gern beteiligen, ich hätte sie aber auch alleine getrunken. Gegebenenfalls bestellen wir uns dann eben was neues."
Sie trank noch einen Schluck und genoss die kühlende, süße Note.

"Bei Sonderfragen sind wir ja außerhalb der üblichen Bürokratie und nicht die Regel. Als normaler Schüler der Akademie, der Schulgeld bezahlt und auch außer auf gemeinsamen Expeditionen hier bleibt bräuchte man das wohl nicht. Und ob und wo du dich auf Reisen nützlich machen kannst weiß ich nicht - was schwebt dir denn vor? Für kleinere Arbeiten aus Bequemlichkeit und Zeit haben wir eigentlich gerade jemanden und viel fällt da ja normalerweise nicht an... Bei fortgeschrittener Ausbildung gibt es dann noch die Möglichkeit, sich mit Magie etwas dazu zu verdienen oder auch die Unterkunft zu bezahlen - doch das klappt auch nicht immer und überall."

Sie dachte an Gorix' Auftrag am Beran im vergangenen Winter an sie und Balerian, damit ihre Unterkunft zu bezahlen.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 05. Jul 15, 11:48
"Müsst ihr nicht Buch führen? Über Reisekosten, Ereignisse und überhaupt den Weg und das Ziel eurer Reise? Grade wenn es für die Akademie gedacht ist. Das könnte ich übernehmen!" Ich mache etwas nützliches, und ich erfahre zumindest die offizielle Version für die Nachwelt.

"Auf solchen Reisen passiert doch immer irgendetwas, was eine zusätzliche Hand nötig macht. Aber eins nach dem anderen, nicht wahr? Erstmal sollte ich mich durch die Einschreibungsformulare an der Ayd'Owl kämpfen - und zuallererst sollten wir ein wenig mehr trinken." Der Abend mochte gewiss noch lustig werden, und wenn man zu besoffen werden würde, könnte man immer noch gehen.

Und das tat der Abend auch. Rikhard und Stella unterhielten sich weiter, und die kleine Taverne wurde immer voller und voller. Irgendwann stiegen zwei Sängerinnen auf das Podest und sangen einige Duette, begleitet von einem grobschlächtigen Kerl mit einer Laute. Rikhard fand das sehr interessant: der Mann war wirklich breit und muskulös, und eine dicke, vernarbte Wulst durchzog sein Gesicht auf der linken Seite. Doch die Töne, die er seiner Laute entlockte, waren gut getroffen, sanft und verspielt.

Die zwei Gesichter des Krieges. In einer Pause sprach Rikhard den Mann an, und tatsächlich entpuppte sich im Laufe des Gesprächs, dass der Mann seine Verletzung am Tag des Wolfes hier in Fanada erhalten hatte. Kurzerhand fragte Rikhard, ob Ulf, so hieß der Mann, nicht erzählen wollte, was damals geschehen war, doch der schüttelte nur den Kopf. Dennoch nahm Rikhard sich vor, nachzulesen, was dort geschehen war. Er wusste, dass es an der Ayd'Owl Aufzeichnungen dazu gab (http://www.larp-koeln.de/engonienforum/index.php/topic,2869.msg79442.html#msg79442), und würde sich diese in den nächsten Tagen durchlesen.

Irgendwann wurde es ruhiger, und die Bedienung wirkte ein wenig entspannter. Ein angenehmes, warmes Gefühl erfüllte Rikhard. Der Alkohol, der Gesang und die angenehmen, angeregten Gespräche mit Stella hatten ihr übriges getan. Die Hände über dem Bauch verschränkt, hatte er sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und die Augen halb geschlossen. In diesem beduselten Zustand spürte er plötzlich den Drang, über sich zu erzählen, und kurzerhand erzählte er Stella, dass er in Silvanaja geboren und aufgewachsen war.

"Um genau zu sein, in einem kleinen Dorf. Ich bin anfangs wie jeder andere Silvanajer gewesen, glaube ich. Aber irgendwann hab ich angefangen, Kräfte zu spüren. Manchmal war es, als sähe ich durch die stoffliche Welt hindurch und würde etwas wahrnehmen. Weißt du, wie Adern unter der Haut - du siehst sie, aber auch wieder nicht so richtig, und längst nicht überall! Das war wirklich seltsam. Und irgenwann, da hab ich einfach in so eine Ader hineingegriffen. Das war, als meine Schwester grade mit einem Kuchen hereinkam. Und ich wollte diesen Kuchen wirklich haben! Na, und dann flog der Teller aus Idras Hand und landete direkt in meinen Armen. Die hat vielleicht drein geschaut, als hätte sie einen Geist gesehen!" Tja, und dann kam Grolf, der Dorfschamane.. und alles ging den Bach runter.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 07. Jul 15, 10:45
Als Rikhard den Mann auf seine Verletzung ansprach und dieser den Tag des Wolfes erwähnte, musste Stella an die Erzählungen über diesen Tag denken.
Fanada hatte sich verändert in der Zeit des Krieges als sie nicht in Engonien war und entsprechend schockiert über das, was hier vorgefallen war war sie, als sie zurück kam. Doch man hatte eifrig daran gearbeitet, die Stadt wieder in altem Glanz erblühen zu lassen.

Und sie war stolz auf Fanada, Stadt des Widerstandes. So manches Mal hatte sie sich vorgestellt, wie es am Abend vor der Schlacht ausgesehen haben musste, als die ganze Stadt von Kerzen hell erleuchtet war und wie am nächsten Tag Unterstützung aus ganz Engonien eintraf, um Fanada im Kampf gegen den Lupus Umbra zu unterstützen.

Als der Abend ruhiger wurde begann Rikhard plötzlich von seiner Heimat zu erzählen.
Noch ein Magier aus Silvanaja, da muss ein Nest sein... grinste sie in sich hinein. Doch er war so anders als Kydora, die Schamanin.

"Ja, ich kenne das Gefühl, wenn man plötzlich Dinge geschehen lässt...Bei mir waren heftige Emotionen der Auslöser dafür.  Und bei dir im Dorf gab es dann wohl niemanden, der sich mit Magie auskannte?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 07. Jul 15, 12:35
"Oh, einen gab es."

Rikhard starrte den Boden seines Kruges an. Er seufzte.

"Es gab - und gibt - einen Schamanen. Ein alter Mann, dünn und ausgemergelt und ungewaschen und stinkend wie drei Schwarzbären. Wann immer er konnte, rasselte er mit kleinen Knöchelchen, krächzte irgendetwas vom Weltuntergang und verlangte den besten Teil der Jagd für sich.

Anfangs glaubte ich ihm, als er wilde Geschichten erzählte. Von Naturgeistern, von Tiergeistern, die er beschwören und beherrschen könne. Des Nachts sorgte er manchmal dafür, dass die Flammen ihre Farbe wechselten, passend zu den Schauergeschichten, die er erzählte, und wenn er bestimmte Worte rief, dann drängten sich die Schatten um ihn herum zusammen und dunkler, schwarzer Qualm entstand! Dabei blieb es natürlich nicht, wenn sich jemand verletzte, dann trug er seltsame, dickflüssige Tinkturen auf, machte Kräuterumschläge und sang die Schmerzen fort und vertrieb böse Geister.

Ich hab ihn immer gemocht, was dich vielleicht überrascht. Er gehörte zum Dorf wie Haus und Herd zum Heim, seit ich denken kann, war er da. Aber als ich diesen Teller bewegt hatte, zeigte er Interesse an mir. Vorher war ich nur einer von vielen Dorfbewohnern gewesen. Nun aber wollte er mich fast täglich sehen, er fragte mich aus, darüber, was ich denn sehen würde, und ob ich nicht in der Lage wäre, Feuer heraufzubeschwören oder andere Zauber zu wirken.

So ging das ein paar Wochen, bis dann eines abends wieder eine seiner Zeremonien anstand. Er wollte etwas opfern, um Tiergeister zu besänftigen, die angeblich zornig geworden waren. Er begann also seinen Singsang, und ich war neugierig. Den ganzen Tag schon konnte ich irgendwie spüren, wie die Magie sich bewegte, wie sie alles um mich herum durchfloss. Und ich hatte eine kleine Glasscherbe in der Hand, eine blaue." Die hat meine Mutter mir geschenkt, als ich drei oder vier war... ich frage mich, wo sie die her hatte.

"Ich spielte also mit dieser Scherbe herum, während ich wie alle anderen zuschaue, und irgendwie kam ich auf die Idee, hindurch zu schauen. Grolf hatte mir erzählt, dass man durch einen Fokus diese Kraftlinien besser erkennen kann - und ich sah ins Feuer, grade als Grolf in den schrillsten, höchsten Tönen brüllte. Ich erwartete ein Aufflackern der Magie zu sehen, zu spüren, irgendetwas - aber ich spürte rein gar nichts. Stattdessen sah ich, wie Grolfs Hand in seinen Beutel glitt, er ein Pulver hervorzog und es unauffällig in die Flammen streute. Und die loderten nun nicht mehr rot und gelb, sondern blau und grün! Ooohs und Aaahs gingen durch die Menge, aber mir war klar geworden, dass dieser Schamane ein Betrüger war."
Und ein Großteil der Dorfbewohner ungebildet und dumm.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 07. Jul 15, 13:37
Sie hörte die Verbitterung in Rikhards Stimme als er von dem Schamanen sprach. Er schien zutiefst enttäuscht.

"Nun, wenn du noch nicht in der Lage bist kontrolliert Magie anzuwenden, mag das auch ein Grund gewesen sein nichts zu sehen, auch wenn du da mit der Beobachtung wohl Recht haben könntest. Aber da auch nicht jeder von uns die Magie auf gleiche Weise nutzt, kann ich dir das nicht sagen. Aber warum hätte er dir von der Fokussierung erzählen sollen, wenn er wusste, dass du tatsächlich magisch begabt bist?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 07. Jul 15, 15:19
"Ich weiß es nicht. Ich glaube, er wollte sicher gehen, dass ich keinen Ärger mache. Dass ich nach wie vor, wie alle anderen, ihn als den mächtigsten Mann des Dorfes sehe." Endlich kam die Schankmaid mit einem neuen Becher Wein. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, stürtzte Rikhard diesen sofort herunter.

"Natürlich hab ich, als ich seinen Betrug bemerkt habe, den anderen davon erzählt. Aber die haben mir nicht geglaubt, und als der Schamane davon erfuhr, schwor er, dass ich schlecht für das Dorf wäre. Ein Fluch der Götter sei ich, dazu bestimmt, das Dorf und seine Gemeinschaft zu spalten und ins Verderben zu führen. Viel heiße Luft, wenn du mich fragst, aber diese ungewaschenen Idioten haben ihm geglaubt."

Wütend knallte er mit der Faust auf den Tisch.
"Diese ungebildeten, abergläubischen Kerle! Des Abends sammelte sich eine Meute in der Dorfschänke, und je später es wurde und je länger sie tranken, desto mutiger und lauter wurden sie. Ich verfolgte die Gespräche von weitem, so gut es ging. Ständig hörte ich etwas von 'Magie' und 'unnatürlich' und 'Grolf hat gesagt...'
 
Als der dann auch noch dazu stieß, wurde es noch lauter, und irgendwann kamen meine Eltern zu mir und drängten mich, fortzulaufen. Da hab ich erst verstanden, was los war! Der Schamane - dieser falsche Scharlatan hatte Angst, weil ich ein wirklicher, echter, richtiger Magier war! Und so wollte er mich fortjagen, damit bloß niemand merkt, was für ein Lügner und Betrüger er ist.

Ich.. ich hatte Angst, Angst um mich und meine Familie. Also tat ich, was sie sagten, und schlief einige Tage im Wald und versteckte mich. Einige Tage abwarten, dann würde sich das Ganze schon beruhigen, dachte ich - aber es war nicht so. Ich kam am hellichten Tag wieder ins Dorf, und die Menschen sahen mich schief an. Niemand sprach mit mir. Grolf hatte sie aufgehetzt, gegen diesen perfiden Magier, der ich angeblich sei. Noch am selben Abend ging ich fort."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 08. Jul 15, 08:29
Stella war überrascht, als Rikhard plötzlich den Krug Wein hinunter stürzte und mit der Faust auf den Tisch knallte.
Doch nicht ganz so ruhig, hm?

"Naja, warum sollten sie auch einem Jungspund aus dem Dorf mehr glauben als ihrem langjährigen geistigen Führer? Ich glaube das wäre bei jedem anderen aus dem Dorf genau so gewesen, wenn er sowas behauptet hätte. Nur dass er bei dir mehr Sorge haben musste, dass du ihn tatsächlich irgendwann bloßstellst.
Das entschuldigt immer noch nicht die Tatsache, dass er euch vermutlich was vorgespielt hat was seine Magie angeht - aber immerhin hat er das Dorf zusammengehalten, schöne Geschichten erzählt und wenn seine Heilkünste meist positiv verliefen - sonst hätte man sich wohl nicht so darauf verlassen - hatte er doch einen Nutzen für das Dorf und die Gemeinschaft. Magie ist nunmal etwas besonderes und wie oft geben wir uns lieber schönen Illusionen hin als die Wahrheit zu erkennen?"

Sie ließ diese Worte einen Moment sacken bevor sie fortfuhr und trank noch einen Schluck.

"Es muss schrecklich sein, dort vertrieben worden zu sein und alles hinter sich lassen zu müssen. Grade wenn man es eigentlich besser weiß und sie im Unrecht sind. Dass er jedoch gegen das hetzt was er selber vorgibt zu sein... Also Magie als unnatürlich bezeichnet...Wäre ja mal interessant, wie er sich damals dort etabliert hat..."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 08. Jul 15, 10:32
"Ich glaube nicht, dass er die Magie unnatürlich fand. Es klang eher danach, als ob er mich als eine Missgeburt anprangerte. Ich hatte nie ein Krafttier, und schamanistische Riten waren mir fremd. Meine Magie erwachte irgendwann, und sie hatte nichts mit Tieren oder Geistern zu tun."

Nach dieser fast automatischen Richtigstellung schwieg Rikhard.

Sie verteidigt ihn. Wägt ab. Als ob seine Fähigkeiten irgendwas ändern würden. Auf der einen Seite bewunderte er diese Fähigkeit, analytisch und neutral zu bleiben, aber gleichzeitig fühlte er sich, als würde Stella ihn als abstraktes Problem betrachten, dass sie nun erstmal von allen Seiten beleuchten würde.

"Ich glaube, er hatte einfach Angst, dass er auffliegen würde. Zwar versteht er was vom menschlichen Körper und weiß zumindest irgendetwas über Magie, aber ich glaube nicht, dass er wirklich fähig ist. Er hatte gewiss Angst, dass ich ihn verdränge."

Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 08. Jul 15, 10:48
Sie lächelte ihn beschwichtigend und ermutigend an
"Naja, hatte er damit denn Unrecht, zumindest als du das Dorf davon überzeugen wolltest, dass er ein Betrüger ist?"

Dann schenkte sie ihm noch etwas Met nach.

"Interessanterweise scheint er aber ja von dir in Hinblick auf Schamanismus nichts befürchten zu müssen. Ein tatsächlich schamanistisch Begabter wäre da womöglich sogar ein größeres Problem gewesen... jemand, der tatsächlich mit Krafttieren in Verbindung steht. Aber ich schweife ab... Schade, dass es so enden musste und du dort nun wohl unwillkommen bist. Wie ist es mit deiner direkten Familie? Ich glaube es würde mir sehr schwer fallen, wenn ich meine Familie nicht mehr wiedersehen könnte..."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 08. Jul 15, 12:31
"Ich wollte ihn doch nicht verdrängen! Aber wenn er betrügt, was soll ich denn tun? Weiter die anderen wie Schafe folgen lassen? Du hast wirklich seltsame Vorstellungen."

Außerdem, was soll ich mit einem Dorf schlecht riechender Idioten. Mal ehrlich.. die können größtenteils nicht einmal lesen!
Das Analytische, was Rikhard zunächst bewundert hatte, wirkte nun abstoßend auf ihn. Diese Frau interessierte sich mehr für die akademischen Unterschiede zwischen schamanistischer Magie und - und.. seiner? Art von Magie. Bei Aine, ich weiß so wenig über diese Kraft. Wie nennt man das denn überhaupt, was ich wirke? Diese Kraftlinien, dieser Fluss!

"Meine Familie. Ich vermisse sie nicht zu sehr. Gute Menschen, aber ich bin alt genug, um nicht mehr an Mutters Rockzipfel zu hängen, findest du nicht? Sie haben ihr Leben, und seit ich weiß, dass ich fähig bin, Magie zu wirken, sehe ich umso deutlicher, dass.. naja, dass ich anders bin als sie. Vater und Mutter können nicht lesen, sie interessieren sich nicht für das Leben außerhalb ihres Dorfes, den Sommer verbringen sie mit Jagen und Fischen und den Winter damit, zu Schlafen und Kinder zu zeugen. Das mag für manche wie ein Idyll klingen, für mich klingt's nur nach demselben langweiligen Trott."

Außerdem haben sie mich gedrängt, zu verschwinden. Wer weiß schon, ob sie Grolf nicht auch geglaubt haben.

Vermutlich hätte Rikhard das gar nicht erzählt, doch der Alkohol hatte seine Zunge gelockert. Es war recht einfach erkennbar, dass der Magier aus Silvanaja eine mehr als geringschätzige Meinung von seiner Familie hatte. Die Gründe dafür mochten in der Verbitterung über sein Schicksal liegen, doch vielleicht war auch eine Prise Arroganz darin.

"Ich möchte nicht schlecht über meine Eltern sprechen, das gehört sich nicht. Im Grunde möchte ich auch nicht mehr über dieses rückständige Land sprechen, aus dem ich komme. Lass uns lieber den Abend hier genießen."

Nach diesen abrupten Worten fühlte sich Rikhard, als habe er eine Tür zu gemacht, aus der ihm ein schwüler, drückender Wind entgegen geweht hatte. Als sei eine große Last von seinen Schultern gefallen, atmete er tief durch, dann blickte er auf und sah Stella direkt in die Augen. Er lächelte sie unsicher an.

Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 08. Jul 15, 14:00
Mit einem leisen Seufzen atmete sie durch.
Das war doch gar nicht, was ich gesagt habe... Aber manchmal will man lieber den Schein sehen als auf die Wahrheit und eigene Fehler gedrückt werden...
Dabei wollte sie doch nur, dass er das Ganze etwas weniger verbittert sehen konnte.
Wenn er das Leben dort eh nicht vermisste, wo war dann sein Problem?

Gern hätte sie ihm das noch gesagt und ihn auch gefragt, woher er denn lesen und schreiben konnte, wenn es weder die Eltern konnten noch im Dorf sonderlich üblich zu sein schien, entschloss sich aber nachdem sie Luft geholt hatte, doch einfach zu schweigen. Er sagte ja schon, er wollte nicht mehr drüber reden...Also schluckte sie hinunter, was sie sagen wollte.

"Wie du meinst. Irgendwas bestimmtes, das dir vorschwebt? Ein Thema oder so?"

Sie wusste noch nicht recht, wie sie ihn einordnen sollte und sie wollte jetzt auch nicht mit irgendeinem Thema herausplatzen...Also erst mal abwarten.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 08. Jul 15, 14:14
"Nein, da gibt es nichts Bestimmtes."

Irgendwie war die Stimmung gekippt, Stella wirkte vorsichtig und abwartend. Rikhard hatte das Gefühl, zu viel erzählt zu haben.
Ihr kennt euch seit einigen Stunden und du erzählst ihr sowas. Wer weiß, was sie jetzt von dir denkt.

"Obwohl, doch! Die Akademie.. besitzt gewiss eine große Bibliothek, nicht wahr? Ich bin sehr neugierig, gibt es dort auch..."

Auf diese Art entspann sich ein leichteres Gespräch zwischen den beiden. Mittlerweile war es gewiss nach Mitternacht, doch zumindest für diesen Abend stand die Zeit für Rikhard still. Stella war eine intelligente, anregende Gesprächspartnerin, und die beiden sprangen bald von einem Thema zum Anderen. Irgendwann wurde es jedoch definitiv zu spät, und Rikhard stand auf, um sich zu verabschieden.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 08. Jul 15, 14:52
Glücklicherweise hatte sich die hakelige Situation bald wieder entspannt und beide unterhielten sich noch über dies und jenes bis Rikhard Anstalten machte aufzustehen. Daraufhin warf Stella einen schnellen Blick auf ihr Zeiteisen. Ist doch erst um die zweite Stunde... Gorix könnte sich auch noch gut irgendwo rumtreiben...
Sie war noch unentschlossen, ob sie schon zurück wollte oder lieber noch etwas trank... Aber dafür hätte sie nun wirklich noch woanders hin gehen müssen, hier wurde es langsam zu still und aufs alleine rumsitzen hatte sie wirklich keine Lust.

"Hmm... Du willst zurück? ...Oder doch noch in eine der großen Tavernen?" Sie grinste schelmisch und dass die letzte eher eine rhetorische Frage war und sie nicht glaubte, dass er das noch vorhätte.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 08. Jul 15, 16:07
Dankend lehnte Rikhard ab.
"Nein, aber ich wünsche dir noch viel Spaß." Freundlich lächelnd drehte er sich um und ging. Der Abend war schön gewesen, keine Frage, aber so richtig warm geworden war er mit Stella trotz aller guten Gespräche nicht. Dennoch war er gespannt, was nun in den nächsten Tagen und Wochen geschehen würde. Vielleicht würde sie ihn ja ihren Freunden vorstellen, und vielleicht würden sie ihn mitnehmen. So oder so, ob er nun an der Akademie blieb oder in die Welt ziehen würde - die Menschen hier waren freundlich, gewaschen, gebildet. Was konnte man mehr verlangen?

Als er in seinem Quartier angekommen war, zog er sich aus und legte sich auf seine schmale Pritsche. Er war noch wach, und seine Gedanken kreisten ein wenig umher. Irgendwie verlor er sich in der Vergangenheit.

Lautes Kinderlachen klingt durch die Luft. Ein paar Jungs und Mädchen, manche fünf, manche acht Jahre alt, und nur zwei oder drei ältere Kinder, tollen umher. Die Sonne wirft goldene Strahlen, wo immer sie das dichte, saftig-grüne Blätterdach des Waldes durchdringt. Staubkörner glitzern in der Luft, und es ist angenehm warm. Rikhard atmet tief ein. Das Toben der anderen Kinder stört ihn. Er sitzt da, mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt und einem rissigen, alten Buch in der Hand. Es ist aufgeschlagen, und er schaut hinein. Doch er kann nicht lesen, was immer dort steht, wird ein Geheimnis für ihn bleiben.

Langsam dämmerte Rikhard in seinem Bett in Fanada in den Schlaf hinüber. Aus der Erinnerung wurde ein Traum...

"Sohn, du kannst doch gar nicht lesen. Was nützt dir also das Buch? Mach was Nützliches, wie die anderen Kinder." Ernst, aber wohlwollend schaut Rikhards Vater drein. Die bärtige, hochgewachsene Gestalt sieht beeindruckend aus. Eine große Pranke legt sich auf die Schulter des schmächtigen Jungen. "Da steht bestimmt nichts drin, was Mutter oder ich nicht wissen. Schau nur, wie groß und krakelig die Buchstaben sind. Hässlich! Da machst du dir nur die Augen kaputt. Komm lieber mit mir, ich zeig dir was!"

Wenig später landet Rikhard mit einem lauten Klatschen im nahen Fluss. Sein Vater hat ihn lachend hochgehoben und ihn gradewegs hineingeworfen. Das Kind taucht auf, schüttelt sich das Wasser aus dem Gesicht und hustet. Dann durchdringt lautes Kinderlachen den Wald.


Szenenwechsel. Das Sternenzelt Sylvanajas beleuchtet die Nacht. Ein halbstarker Junge, vielleicht dreizehn, vierzehn Jahre alt, sitzt auf einer Lichtung - vor ihm ein mitgenommenes, dickes altes Buch.

Das hier... das ist ein 'a', glaube ich. Ja doch, das muss es sein! Und diesen Buchstaben... den nennt man ein 'k', das weiß ich, das hat Grolf mir gesagt! Mit dem Finger folgt Rikhard den Zeilen, die er nicht entziffern kann. Doch er erkennt immer mehr Buchstaben. Er genießt die Stille, die der frühe Abend mit sich bringt, und solange die Tiere der Nacht noch nicht aufgewacht sind, solange wird er dort sitzen und versuchen, die Geheimnisse dieses Buches zu entziffern. Er versinkt gradezu in seinen Bemühungen, um ihn herum wird es lauter und lauter. Eulen rufen, in weiter Ferne heulen Wölfe, im nahen Sumpf ertönt eine wahre Kakophonie aus Unkenrufen. Irgendwann erlischt die Kerze, die bisher so zuverlässig Licht gespendet hat.

Szenenwechsel.

"Also kannst du jetzt lesen?" Kyra macht große Augen. Rikhard schaut sehr selbstbewusst drein - welcher Fünfzehnjährige in Silvanaja kann schon lesen? Doch Kyras nächster Satz wirft seine Errungenschaft, seinen Erfolg, völlig um. "Das können doch nur Mädchen!" Glockenhelles Lachen ertönt. Es wird immer lauter und lauter und lauter, bis.. ..Rikhard schweißgebadet aufwachte.

Kerzengrade saß er im Bett, die Fäuste geballt. Nur ein Traum. "Nur ein Traum!", wiederholte er laut, als ob er sich ebendieses deutlich ins Bewusstsein rufen müsse. Er wusste genau, was Kyra damals gemeint hatte. In Silvanaja wurden Mädchen manchmal auf Schulen geschickt, Schulen, die von Aine-Priestern betreut wurden. Für ihn als Mann war das nicht in Frage gekommen. So hatte er sich über die Jahre selbst lesen und schreiben beigebracht. Hatte von Reisenden erfragt, was einzelne Buchstaben bedeuten. Hatte nachts draußen gesessen und versucht, zu lesen. Das geschriebene Wort bewunderte Rikhard noch heute. Es war wie eine Schatztruhe - mit dem richtigen Schlüssel konnte man den Seiten alles entreißen, was sie zu bieten hatten. Und doch stahl man nichts, nein - man schuf Wissen! Gab es ein nobleres Ziel in der Welt?

Geh endlich schlafen, schalt er sich selbst. Er war immer wieder überrascht, wie begeisterungsfähig er war, wenn es um Bücher ging. Selbst um drei in der Früh gab es da für ihn kein Halten - und das hielt ihn nun vom Schlafen ab. Er rollte sich in seine Decke ein und schloss die Augen. Der Schlaf würde sich schon einstellen.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 08. Jul 15, 17:44
Auch Stella verließ die kleine Schänke, noch unentschlossen, wohin sie jetzt gehen wollte. Wenn Rikhard nicht so fluchtartig verschwunden wäre, wäre sie vermutlich mit ihm zurück zur Akademie gegangen.

Andererseits war sie nun schon etwas angetrunken und mit etwas mehr Alkohol hätte sie vermutlich Chancen auf einen traumlosen Schlaf. *Du musst dich den Schrecken stellen* hatte Sasha gesagt... Und Gorix war auch dieser Auffassung. Ja, vermutlich...Aber nicht mehr heute Nacht.
Danach stand ihr jetzt grade wirklich nicht der Kopf. Sie hatte keine Lust auf die Spiele des Schalks. Bisher hatte sie eh das Gefühl, sie könnte nur verlieren, egal was sie tat.

Also machte sie sich auf den Weg zum Marktplatz, in eine der größeren Tavernen wo jetzt noch immer viel los war.
Doch so wirklich in Feierlaune war sie sowieso nicht und eigentlich lag es ihr nicht, ohne eine gesellige Runde mit ihren Freunden zu trinken.
Du hast den Becher jetzt lang genug angestarrt dachte sie bei sich, setzte an und trank ihn leer - zum stehen lassen war es wahrlich zu schade.
Na schön, dann vielleicht doch keine Flucht davor heute Nacht.
Nachdem sie bezahlt hatte machte sie sich ebenfalls auf den Rückweg zur Akademie.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 09. Jul 15, 11:28
"Also, du hast diese Schüssel schweben lassen?"
Die sonst so laute, raue Stimme klang auf einmal ganz sanft, wohlwollend, interessiert.
"Ja! Also, den Teller. Keine Schüssel."
Die Stimme, die grade aus dem Stimmbruch war, klang aufgeregt und begeistert.
"Ich hab's genau gespürt! Es war wie ganz viele kleine Adern, die durch den Boden, die Luft, die Bäume pulsierten! Wirklich! Und dann hab ich irgendwie hineingegriffen, die feinen Äderchen zusammengefügt, bis ein plätschernder Bach daraus wurde. Und dann hab ich einen Damm gebaut und immer mehr hat sich angestaut, und dann - und dann hab ich's losgelassen! Und dieser Fluss, dieser Strom hat dann den Teller empor gehoben und fliegen lassen!"
Rikhard zittert immer noch. Er fühlt sich leer, erschöpt, schwach, aber gleichzeitig ist er gradezu euphorisch. Als sei der den ganzen Tag in hoher Geschwindigkeit gelaufen! Nun ist es Abend, und der Zwischenfall ist wenige Stunden her. Seitdem sitzt er mit Grolf zusammen.
"Adern? Kein Tier? Bist du sicher? War es nicht der schnelle Flügelschlag eines Bussards oder eines Habichts, der dich getragen hat? Waren es nicht die Geister, die dir einen Teil ihrer Kraft geliehen haben? Ich rate dir, lass mich dir davon erzählen!"
Doch der junge Rikhard schüttelt den Kopf.
"Nein, hab ich nicht, Grolf. Ich spüre keine Tiere." Er hält inne, dann blickt er den Schamanen neugierig an. "Sollte ich das denn?"
Und Grolf nickt bedächtig.
"Gewiss, gewiss. Magie, weißt du, kommt von den Tieren, von den Geistern der Natur, sie kommt allein und nur daher." Rikhard bemerkt nicht, dass Grolf dabei leicht mit den Augen rollt. Ein aufmerksamerer Beobachter, oder schlicht ein älterer Mann, hätte bemerkt, dass Grolf unsicher ist. Er scheint nicht genau zu wissen, wovon er redet. Doch dem jungen Magier, der sich grade über das Erwachen seiner Gabe freut, fällt nichts auf.
"Ja, in der Tat, so ist es wirklich! Also.. die Kraft der Tiere ist auch die deine, wenn du sie dir zu Nutze machen kannst. Du weißt, darum rufe ich stets die Geister an, und mein Krafttier, der wilde Braunbär, gibt mir die Stärke, die ich brauche, um Krankheiten und Übel vom Dorf fernzuhalten und zu bannen! Du solltest das auch versuchen.."


Unruhig wälzt sich Rikhard hin und her auf seinem Bett. Das Bettlaken ist längst auf dem Boden, er krallt im Schlaf die Finger ins Kopfkissen.
Szenenwechsel. Ein Jahr später.

"Vielleicht bist du ja doch kein Magier, Kleiner!" Grolfs beißende Worte treffen Rikhard. "Versuch es weiter!" Und Rikhard versucht es. Doch bei aller Konzentration, die er aufbringt - er spürt kein Tier. Er spürt keine Geister. Er spürt keine obskure Kraft der Natur. Doch was er spürt, schwach zwar, aber vorhanden, ist das Pulsieren der Adern, die das Land durchdringen. Leise wie ein Vogelschlag im Wald huscht es an ihm vorbei, das Plätschern der Magie. So schwach, dass er es fast für Einbildung hält. Rikhard öffnet die Augen und starrt in die grinsende Fratze des Schamanen. Selbstgefällig und glücklich sieht der aus, und Rikhard hat keine Ahnung, warum.
"Nein, du bist gewiss kein Magier. Vielleicht hat sich ein Geist deiner bemächtigt und diesen Teller fliegen lassen, aber das muss Zufall gewesen sein. Ein schlimmer Fehlgriff einer mächtigen Kreatur."


Szenenwechsel. Mehrere Jahre später.

Immer wiederholt sich das Muster: Grolf erklärt Rikhard etwas, wenn er denn Zeit und Lust dazu hat. Manchmal lehnt Grolf unwirsch und genervt ab. Doch Rikhard klammert sich daran, ein Magier zu sein. Er weiß einfach, dass es so ist. Er gibt nicht auf. Rikhard versucht, den Weisungen zu folgen. Doch nichts funktioniert. Und Grolf wirkt immer zufriedener mit sich selbst. Dem Magier kommen erste Zweifel - doch nicht an sich selbst, sondern an Grolf. An diesem Abend beschließt er, Grolf zu folgen, als der einen Ritus vorbereitet. Es ist eine bedeutende Zeremonie - Feuer, Opfer, Tänze, Gesang, alles für einen sanften Winter und ein gutes Jahr. Gewiss, denkt Rikhard, kann ich ihm etwas abschauen, gewiss gibt es etwas, was er mir noch nicht gezeigt hat!
Endlich erblickt er den Schamanen. Er ist in seiner Hütte am Dorfrand verschwunden, und Rikhard schlägt die Lederhaut, die als Tür dient, beiseite und tritt ein. Grade möchte er sich bemerkbar machen, als er sieht, wie Grolf an einem Tisch mehrere Pülverchen mischt. Er zerstampft einige Samen, mischt rötliches Pulver mit einer dickflüssigen, braun-goldenen Flüssigkeit. Harz? Dabei murmelt der Schamane unablässig vor sich hin, was genau, kann Rikhard nicht verstehen. Nun steht der junge Mann schon eine Minute hier - und hat ein schlechtes Gewissen. Was, wenn Grolf ihn bemerkt? So leise er kann, verlässt er die Hütte wieder. Er ist enttäuscht. Keine magischen Spielereien, nein. Nur irgendwelche Kräuter und Pulver. Wie bei diesen reisenden Schaustellern, die vor einem Jahr in der Gegend waren...


"LÜGNER! LÜGNER UND BETRÜGER!" Der Ruf schallt durch den Raum. Rikhard hat beobachtet, wie Grolf seine Pülverchen in das Feuer gestreut hatte. Als Grolf vermeintlich die Geister angerufen hatte, da hatte Rikhard keine Veränderung in den Adern gespürt, die ihn umgaben. Nichts! Aber dafür hatte das Feuer begonnen, blau und grün zu lodern. Das Pulver! Am nächsten Morgen war Rikhard in Grolfs Hütte gegangen und hatte den Schamanen geweckt. Der Geruch schalen Bieres erfüllt die Hütte; Grolf hat sich offensichtlich am Vorabend, nach dem Ritus, noch betrunken. Nun steht der Hochstapler mit blutunterlaufenen, müden Augen vor dem aufgeregten, wütenden Rikhard, der ihn anschreit. Erste Stimmen regten sich draußen, doch Rikhard brüllt weiter, packt Grolf an den Schultern und schüttelt ihn. "ICH BIN KEIN MAGIER, SAGST DU?! DU HAST MICH IN DIE IRRE GEFÜHRT, MIR VIER, FÜNF JAHRE MEINES LEBENS GESTOHLEN!"

Rikhard hat zwei und zwanzig Winter erlebt. Die letzten Jahre hatte er sich fast damit abgefunden, kein Magier zu sein. Hatte Grolfs Worten Glauben geschenkt, naiv, wie er gewesen war. Doch diese Blase ist geplatzt, diese sorgsam von Grolf aufgeschüttete Mauer ist eingerissen. Nun sieht Rikhard den Schamanen als das, was er in Wirklichkeit ist: ein stinkender, saufender Hochstapler, der sich auf Kosten des Dorfes ein gutes Leben macht.  Rikhard hört, wie die Lederhaut an der Tür zurückgeschlagen wird. Schlagen. Ein gutes Stichwort. Er holt mit der Linken weit aus und schlägt Grolf ins Gesicht. Einmal, zweimal, dann greift man ihm in den Arm und hält ihn fest.


Wochen später geht Rikhard durch das Dorf. Er tut das nur noch selten. Wo immer er hingeht, stecken Männer und Frauen die Köpfe zusammen und tuscheln über ihn. Er hört Wortfetzen. Missgeburt nennen sie ihn. Verrückt. Wahnsinnig. Von allen guten Geistern verlassen. Von bösen Geistern besessen. Mit Grolf hat er kein Wort mehr gesprochen. Doch verbringt er immer mehr Zeit im Wald, alleine. Nur Kyra leistet ihm manchmal Gesellschaft, doch in letzter Zeit kommt auch sie nicht mehr. Sie hat geheiratet, ist schwanger. Und sich mit Rikhard sehen zu lassen ist schlecht, wenn man auf einen guten Ruf wert legt. Rikhard ist das egal. Er übt. Konzentriert sich. Meditiert. Und von mal zu mal schafft er es besser, die Adern wahrzunehmen.
Er bemerkt den Apfel nicht, der auf ihn zufliegt, bis der ihn am Kopf trifft. Die schon weiche, angefaulte Frucht hinterlässt süßen Schmier in seinem Gesicht. Er zuckt zusammen, schaut sich um - doch niemand ist zu sehen. Er kehrt zu seinem Elternhaus zurück. Dort herrscht Stille. Kaum jemand redet noch.


Auf seinem Bett in Fanada murmelte Rikhard vor sich hin. Er sprach im Schlaf, doch es war kaum zu verstehen. Irgendetwas mit einem Apfel..

"Da ist er! Da ist die Missgeburt!" Laut schallt der Ruf durch das Dorf, mitten in der Nacht. Rikhard ist zurückgekehrt, und der Weg nach Hause führt ihn an der Dorfschänke vorbei. Dort wartet schon ein Haufen Betrunkener auf ihn. Mit knapper Not entkommt er in den Wald.

"NEIN!" Aufrecht saß Rikhard in seinem Bett. Kerzengrade, wach. Um ihn herum ein leichtes Schimmern - er hatte im Schlaf nach der Magie gegriffen, und es hatte sich einiges angesammelt. Ich wünschte, ich wüsste, wie ich das nun benutzen kann. Es drängte ihn, Möbel zu zertrümmern, seiner Wut und seiner Angst freien Lauf zu lassen, sie zu kanalisieren in - irgendwas!

________________________________________


An Schlaf war nicht zu denken. Müde geisterte Rikhard durch die Gänge der Akademie. Lange würde er ohne Einschreibung hier nicht mehr nächtigen können. Das Gebäude fühlte sich nachts kalt und leer an, obwohl hinter manchen Türen noch Licht brannte. Er wollte Gesellschaft, aber außer Stella kannte er hier niemanden. Plötzlich fühlte er sich einsam, allein. Ein kalter Zug drang durch die geöffneten Fenster, und ein Schauer lief ihm über den Rücken. Gewiss würde sie hier irgendwo schlafen, wenn sie nicht noch unterwegs war. Aber einfach an Türen zu klopfen war keine Option.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 09. Jul 15, 18:04
Stella hatte sich gleich auf den Weg zu ihrem Zimmer gemacht und lief zielstrebig durch die Gänge der Akademie. Als sie den Kerzenschein um die Ecke sah wurde sie aufmerksam, neugierig darauf, wer denn da noch so spät unterwegs war.
Ihre eigene Lichtquelle war ein kleiner Zauber, den sie in einen kleinen Kristall in der Hand beschworen hatte, da die Gänge der Akademie kurz nach Neumond zu dunkel waren um sich ohne Licht dort bewegen zu können und noch dazu deutlich bequemer.

Als sie um die Ecke kam erblickte sie einen ziemlich müde aussehenden Rikhard und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Interessiert fragte sie:
"Hey, was ist los? Wie kommt es, dass du hier noch rumgeisterst zu der Zeit? Ich dachte, du wolltest dich schlafen legen?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 09. Jul 15, 23:16
Er erschrak, als Stella ihn plötzlich ansprach. Sie war um die Ecke gebogen, und er hatte mit dem Rücken zu ihr gestanden und das Licht nicht gesehen. Er zuckte zusammen und prallte mit einem dumpfen Geräusch gegen die Tür eines der Schlafzimmer.

Rasch richtete er sein Gewand. "Ich, ähm.. ich konnte nicht wirklich schlafen, weißt du. Ich hab schlecht geträumt."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 10. Jul 15, 08:07
Erstaunt von der heftigen Reaktion meinte Stella
"Huch, nicht so stürmisch...Entschuldige, ich wollte dich nicht so erschrecken."

Noch einer mit schlechten Träumen...

"Achso... Das tut mir leid. Kann ich irgendwie behilflich sein? Gesellschaft? Meditation? Warme Milch mit Honig?... "
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 10. Jul 15, 10:57
Runa:

Ein lautes Poltern gegen die Tür des Schlafzimmers hatte die junge Magierin aus dem Bett schrecken lassen. Sie war nun schon einige Monate an der Akademie eingeschrieben und eigentlich gab es nie Probleme mit nächtlicher Ruhestörung. Leicht fröstelnd schwang sie die Beine aus dem Bett und entfachte die kleine Kerze neben sich. Immer noch ein äußerst faszinierendes Gefühl, wenn der Funke zwischen ihren Fingern zu einer kleinen Flamme wurde. Sie schlüpfte in die Stiefel und war sich dann einen Wollüberwurf über. Die Haare waren zu einem lockeren Knoten zurück gebunden, als sie schließlich die Tür öffnete hinter der sie immer noch Stimmen hörte. Kerzenlicht fiel in den Flur.
Überrascht stellte sie fest das sich Stella mit einem ihr unbekannten Herren des Nachts auf den Fluren herum trieb. Kurz stellte sie sich vor wenn ihr Mutter soetwas von ihr mitbekommen würde, schob den Gedanken dann aber hastig bei Seite und schaute fragend.
"Guten Abend. Ist alles in Ordnung bei euch? Stella ist etwas passiert?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 10. Jul 15, 11:20
Als Runa aus der Tür kam lächelte Stella ihr freundlich und entschuldigend zu.

"Schönen guten Abend, Runa. Entschuldige die Störung, es ist alles in Ordnung. Ich hab den guten Rikhard wohl nur etwas zu sehr erschreckt... Das ist Rikhard Kraftweber, er ist wohl seit ein paar Tagen hier und überlegt, sich einzuschreiben. Ich war etwas mit ihm trinken und er ist vor mir zurück zur Akademie gegangen. Ich war jetzt auch grade auf dem Weg ins Bett und da bin ich hier wieder auf ihn gestoßen.
Und bei dir? Bis aufs aufwecken alles gut? Wie geht es dir so?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 10. Jul 15, 12:00
"Ich, also..." In diesem Moment ging die Tür auf und eine kleine Gestalt mit einer Kerze in der Hand stand darin. Nach Stellas Worten blickte Rikhard ein wenig hilflos zwischen den beiden hin und her. Plötzlich musste er schmunzeln - es mochte gut fünf Uhr morgens sein, und Stella begrüßte die verschlafene Runa mit einem unverbindlichen 'Wie geht's dir denn so?'.

"Passiert ist nichts, werte Frau, abgesehen davon, dass ich mich irgendwie nach Gesellschaft gesehnt habe. Wenn man in einer Stadt ist, die man so gar nicht kennt, dann fällt einem doch recht bald auf, dass man im Grunde einsam ist."
Er lächelte entwaffnend.
"Natürlich suche ich nicht jede Nacht Gesellschaft, nein - meist suche ich sie am Tag. Eine Freude, Euch kennen zu lernen, Runa, auch wenn die Umstände gewiss fragwürdig und zweifelhaft sind. Wie Stella schon sagte, Rikhard Kraftweber."

Versuchsweise reichte er ihr die Hand.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 10. Jul 15, 12:27
Runa:

Runa blickte etwas erstaunt von einem zum anderen. "Ehm nun es geht mir gut, ich habe mich gut eingelebt und ich genieße die Zeit hier sehr. Es freut mich auch eure Bekanntschaft zu machen Rikhard."
Sie reichte ihm die Hand wie sie es gelernt hatte und nickte einmal knapp.
"Eiin seltener Nachname. Habt ihr viele Magier in eurer Familie?"
Sie unterbrach sich und hielt sich die Hand vor den Mund um ein Gähnen zu kaschieren. "Verzeiht. Wenn mich mein Gefühl nicht trügt ist es eher Nacht als Abend und ich möchte nicht unhöflich sein aber ich denke es wäre im interesse Aller jedwede weitere Unterhaltung auf das Frühstück zu verschieben. Sie dürfen mir dann gerne Gesellschaft leisten wenn sie möchten."
Sie lächelte noch einmal in die Runde. "Aber im Blick auf die späte Stunde würde ich mich dann doch empfehlen. Zumal hier anscheinend kein Notfall vorliegt."
Mit einem Lächeln öffnete sie erneut die Tür. "Eine gute Nachtruhe wünsche ich."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 10. Jul 15, 12:37
Mit einem Grinsen blickte sie Runa an. "Natürlich, gute Nacht, Runa."

Runa zog sich daraufhin wieder in ihr Zimmer zurück und Stellas Blick ging zurück zu Rikhard.

"Sie ist auch erst seit ein paar Wochen hier. Aber zurück zu dir. Also... Wonach ist dir jetzt?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 10. Jul 15, 12:58
Er nickte höflich, als Runa sich zurück zog, und wünschte ihr eine gute Nacht.
Dann wandte er sich Stella zu.

"Mir ist nach einer Flasche Wein. Ich hab noch eine, in meiner Kammer. Nicht der beste Tropfen, aber auch kein schlechter. Gibt es hier irgendeinen Zugang auf's Dach, wo man die Sterne beobachten kann und ein wenig Ruhe und Frieden hat?"

Diese Situation ist ohnehin unglaublich ungewöhnlich. Also was soll's, wir können genauso gut auf's Dach. Soll sie denken, was sie will.

"Wir können auch ins Bett gehen. Dann treffen wir uns morgen wieder, ich schreibe mich ein, und du stellst mir Runa in Ruhe vor. Aber um ehrlich zu sein - Gesellschaft würde mir wirklich wohl tun."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 10. Jul 15, 13:18
"Hehe, das Dach hätte ich um die Zeit eh für Gesellschaft und weitere Unterhaltung vorgeschlagen. Wein ist meist nicht so ganz mein Fall, ich werde aber zumindest mal probieren."

Sie ließ den Lichtzauber fallen und steckte anschließend den kleinen Kristall wieder in eine ihrer Taschen.

Anschließend folgte sie Rikhard erst zu seiner Kammer, damit er den Wein holen konnte und zeigte ihm dann den Zugang aufs Dach.

Oben angekommen hatte man eine recht gute Aussicht über die Dächer der Stadt und über ihnen zeichnete sich der Sternenhimmel und ein dünner Streifen des frisch zunehmenden Mondes ab. Im Osten wurde der Himmel aber schon langsam wieder heller, ein schwaches Leuchten war zu erkennen und würde bald nach und nach die Sterne vertreiben.

Einige Meter entfernt war das Hexagramm auf dem Boden gezeichnet, das sie für die Reise über das Wegenetz und die Wegsteine benutzten, doch im Dunkeln und ohne dort hin zu schauen, fiel es nicht weiter auf.
Außerdem ging Stella gerade ein paar Schritte auf eine andere Stelle am Rand des Daches zu, die in Richtung Sonnenaufgang lag.

"Da wären wir. Ich mag die Aussicht."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 14. Jul 15, 18:26
Mit zwei Weinkelchen bewaffnet setzte sich Rikhard kurzerhand direkt auf die Balustrade und ließ die Beine in die Tiefe baumeln.
Der klare Sternenhimmel heiterte ihn auf. Es mochten dieselben Sterne wie in Silvanaja sein, aber hier waren sie irgendwie heller. Auch wenn sein Traum anderes vermuten ließ, wirklich vermissen tat er die Waldregion nicht. Es zog ihn ein wenig dorthin zurück, allerdings war der Grund dafür recht simpel: er wollte Grolf ins Gesicht schlagen.

Nun, eines Tages würde er das gewiss tun. Aber von irgendwelchen leichtgläubigen Idioten sich seine Zukunft zerstören zu lassen, das musste nicht sein. Er konnte alle Zeit, die er aufbringen wollte und konnte, damit verbringen, die Kunst der Magie zu erlernen. Geheimnisse zu entdecken, und vielleicht forschte er sogar so gut, dass er es zu viel Geld, Macht und Ruhm bringen würde.

Erfolg war eine Mischung aus Können, Glück und den richtigen Freunden. Den Fleißigen erhoben die Götter, da war der Magier sich sicher.
Aber der Gedanke an Grolf wollte ihn nicht so recht los lassen. Er sah das Grinsen des Schamanen vor sich, die gelben, schiefen Zähne gebleckt, das unregelmäßige Barthaar zeigte wirr in alle Richtungen, und die kleinen Knopfäuglein glänzten schwarz. Eine wahre Fratze. Ihm lief kalt es den Rücken herunter. Er verdrängte das Bild und sah stattdessen träumerisch in den Nachthimmel hinauf. Ein tiefes Gefühl des Friedens überkam ihn.

"Weißt du, solche Momente liebe ich. Man ist mit sich und der Welt allein, und alles kommt zusammen in einem Kaleidoskop von Gefühlen. Verstehst du, was ich meine? Dieser Moment ist privat, intim und wunderschön, und doch ist diese Kleinheit des Augenblicks so groß, so riesig, so gewaltig, dass man die Arme ausstrecken und die ganze Welt umarmen will. In solchen stillen Momenten erkennt man erst so richtig die Schönheit der Dinge, die die Götter erschaffen haben."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 15. Jul 15, 14:17
Stella hatte sich neben Rikhard gesetzt, ließ die Beine baumeln und genoss den vertrauten Anblick der Stadt von hier oben.

"Äh... jap, ich hätte jetzt nicht solche Worte dafür gefunden, aber ich weiß was du meinst."

Tatsächlich genoss sie solche Orte und Momente sehr, sie schenkten ihr eine Kraft und Ruhe, die sie sehr angenehm fand.

So vergingen weitere Stunden bis die Sonne langsam hinter den Bergen aufging.

"So, ich glaube, ich versuche jetzt aber noch schnell wenigstens ein bisschen Schlaf zu kriegen bevor ich zur nächsten Veranstaltung muss."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 13. Okt 15, 14:45
Herbst

Wir waren erfolgreich. Es gibt jetzt keine Monster mehr dort.
Pff...So konnte man es auch nennen… Aber würde er weiter nachfragen oder gar einen Reisebericht erwarten?
Ersteres: möglich. Zweiteres: vermutlich.
Und was soll ich ihm dann sagen?...


Missmutig lief Stella vor dem Wegstein auf und ab. Kydora saß auf dem Boden daneben und wartete darauf, dass Stella sich dazu entschließen konnte, endlich den Stein zu benutzen.
“Vom auf und ab laufen wird es auch nicht besser…”
Sie hatte ja Recht. Und sie hatte es so mit Gorix abgesprochen, um nicht noch Zeit auf der Reise zu verlieren. Wenn sie nicht rechtzeitig zurück wäre, würde das nur noch mehr Fragen bedeuten.
Also aktivierte sie den Stein vor sich und schickte ihre Signatur an das Gegenstück der Akademie.

Dann hieß es warten.

Schließlich öffnete sich ein Portal vor ihr und sie erinnerte sich an die Hinweise, die Gorix ihr damals gegeben hatte, als sie das erste Mal auf diese Weise gereist war, woraufhin sie Kydora ebenfalls darauf hinwies. “Nicht die Tunnelwand berühren und erst recht nicht versuchen, den Tunnel durch die Wand zu verlassen.”
Mit großen Augen betrachtete Kydora das Portal vor sich, vermutlich war sie noch nie auf diese Weise gereist und Stella hatte damals vermutlich ähnlich staunend drein geschaut.
“Ähm, was passiert denn sonst?”
“Also das berühren tut wohl normalerweise nur weh, das verlassen… Laut Gorix kann das einen quer durch den Raum und eventuell auch durch die Zeit schleudern…”

Zuerst betrat Stella den Tunnel um ihn kurz darauf auf dem Dach der Akademie wieder zu verlassen. Sie bedankte sich wie üblich dafür und wies dann darauf hin, dass sie noch jemanden dabei hatte.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Kydora am 14. Okt 15, 11:26
*Nur eine Jagd. Nur ein paar Monster jagen. Als ob.*

Kydora war froh, dass die ganze Geschichte noch ein gutes Ende für sie alle gefunden hatte. Nun denn. Jetzt war es endlich vorbei. Sie blickte Stella nach als diese in dem Portal verschwand.
Kydora war etwas flau im Magen. Diese Art zu reisen war ihr gänzlich neu. *Und nichts anfassen. Das schaffst du.* Auch wenn es ihr schon in den Fingern juckte. Aber im Moment war ihr dann doch eher mal nach etwas Ruhe. Sie atmete durch und folgte Stella.

Kurz danach tauchte sie auf der anderen Seite auf. Kydora erblickte Stella und freute sich, dass offenbar alles gut gegangen war. Dann schaute sie sich um und genoss erst mal die Aussicht.

"Man kann ja so weit schauen..." sagte sie zu Stella und ging dann zu ihr.
"Du musst vorgehen, ich kenn mich hier nicht aus."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 14. Okt 15, 13:20
"Das ist Kydora, und hat mich auf der letzten Reise begleitet." stellte sie ihre Begleitung kurz vor.

"Ja, die Aussicht ist toll. Ich meditiere hier oben ganz gerne. Klar, ich zeig dir alles."

Als das Portal wieder geschlossen wurde, führte sie Kydora über das Dach und deutete dann in der Ferne, ein Stück außerhalb von Fanada auf einen Turm. "Und da hinten wohnen Balerian und ich, das ist Gorix' alter Turm. Wegen seinem Nachwuchs ist Balerian aktuell allerdings die meiste Zeit nicht hier sondern bei Rebecca. Die lernst du vielleicht auch noch kennen. Ich würde sagen wir bleiben heute Abend erst mal hier und sehen dann weiter."

Zurück im Gebäude führte Stella Kydora die Gänge entlang und wies sie dabei auf Schlafräume, Vorlesungsräume, die Bibliothek oder den Essenssaal hin bevor sie schließlich vor Stellas Zimmer in der Akademie standen.

Ihre Sachen lud Stella als erstes ab und zeigte Kydora, wo sie ihre Sachen ablegen konnte und ließ sich dann aufs Bett fallen.
Endlich wieder hier...

Auf dem Schreibtisch stapelten sich einige Schriftstücke und Bücher und auf dem Boden waren in einer Ecke einige Felle ausgebreitet, die den Raum gemütlich wirken ließen.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Kydora am 14. Okt 15, 14:53
Kydora staunte nicht schlecht. Es gab viel zu sehen und Stella zeigte ihr das wichtigste. Trotzdem fürchtete Kydora, dass sie probleme haben würde, sich zurechtzufinden. Es war etwas anderes in einem Gebäude mit allerlei Räumen umherzulaufen als wie sonst durch die Wälder zu streifen.

Als sie in Stellas Zimmer ankamen, legte Kydora ihre Sachen ab und schaute sich nach einer Sitzgelegenheit um. Die Felle fielen in ihr Blickfeld. Bevor sie es sich darauf gemütlich machte, hielt sie nochmal kurz inne. Sie besann sich kurz, zog dann die Schuhe aus und setzte sich dann vorsichtig auf eins der Felle.

So sehr sie die Wälder auch liebte, tat es auch mal gut, einen bequemen Platz im Warmen zu haben und sich einfach entspannen zu können. Sie blickte zu Stella herüber, die sich auf das Bett hatte fallen lassen.

"Das ist hier alles so groß. Ich hab keine Ahnung, ob ich mich zurecht finde. Du hast nicht zufällig ne Karte?" sie grinste. Dann atmete sie auf.
"Ich bin froh, dass wir endlich von dieser blöden Baronie weg sind..."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 14. Okt 15, 21:26
Erschöpft starrte die junge Magierin an die Decke während sie Kydora zuhörte. Als diese nach einer Karte fragte musste sie lachen, denn ihr kam es gar nicht so groß vor.
"Ne Karte? Öhm, spontan nicht... Aber noch bin ich ja nicht weg. Du hast also noch etwas Zeit und ne Skizze mit dem Wichtigsten kann ich dir gegebenenfalls auch malen."

Die... Baronie. Guter Witz.

Mit Schwung setzte sie sich wieder auf und zog ebenfalls die Stiefel aus, um sich zu Kydora auf die Felle zu setzen.

"Hör bloß auf... Ich hätte mir ja echt gewünscht, dein Freund Jori wäre mal früher auf die Idee gekommen, dass eine Magierin mit klarem Kopf echt hilfreich sein könnte... Dann hätten die vielleicht auch schon früher verstanden, was Sache ist..."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Kydora am 15. Okt 15, 13:15
Als Stella Jori erwähnte, musste Kydora grinsen.

"Naja, vermutlich hat er einfach nicht daran gedacht, dass das eventuell ganz praktisch ist. So wie ich das letztens in Condra richtig verstanden habe, haben die wohl nicht so viel mit Magie am Hut."

Sie streckte sich, um sich dann kurz danach auf das Fell zu legen. Den Blick an die Decke gerichtet fuhr sie fort.

"Aber wir haben ja auch ohne klaren Verstand schon recht viele Teile finden können. Deine Magische Suche war da sehr hilfreich."

*Wird Zeit, dass ich auch endlich mal was zustande bringe*
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 15. Okt 15, 13:53
"Möglich... Aber Leute, die etwas anderes können als man selbst sind meistens hilfreich... So wie seine Alchemie mir geholfen hat...Oder wie eine Wunde am besten versorgt wird, wenn sich ein guter mundaner Heiler darum gekümmert hat..."

Mit diesen Worten bereitete die Magierin ein Feuer in dem kleinen Kamin vor, denn mittlerweile wurde es doch recht dunkel und kühl in den Mauern.

"Ja, das musste ich in den letzten Wochen immer wieder feststellen. Ein wirklich hilfreicher Zauber, sofern man die Signatur aufspüren kann. Aber ich hätte ihnen deutlich besser zu verstehen geben können, dass wir diese blöden Platten und Steine brauchen und dass die dort oben hin mussten... und wir hätten diesen Dreckshaufen viel schneller und vor allem gezielter unschädlich machen können... Naja, ist jetzt durch das Thema. Und ich muss gestehen, ich bin echt froh, wenn ich nicht weiter drüber nachdenken muss... Ich wollte... Leute fressen..."

Ein kleines Feuer flackerte auf und wurde langsam größer, bis es schließlich die ganzen Holzscheite umzüngelte. Der Schein erhellte den Raum und warf flackernde Schatten an die Wände.

"Achso, ich kümmere mich dann morgen drum, dass du die paar Tage hier bleiben kannst und nach Selophia mitgenommen wirst. Von Fanada dürften ein paar Leute reisen wenn ich das richtig mitbekommen habe. Ich muss noch schauen, welche Route für mich dann besser liegt."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Kydora am 15. Okt 15, 14:11
Kydora lief ein Schauer über den Rücken. Leute essen wollen... Der Hunger...
Sie schüttelte die Gedanken fort und setzte sich auf.
"Ja, lass uns nicht mehr darüber reden...Ich bin einfach froh, dass es vorbei ist."

Sie blickte in das Feuer, dass dem Raum jetzt eine angenehme Wärme schenkte.

"Das ist lieb von dir. Mit anderen zusammen reisen ist deutlich angenehmer. Ich schau dann mal, wie ich mir die Zeit hier bis dahin vertreiben werde."

Sie lächelte Stella zu.

"Wohin gings jetzt für dich nochmal hin?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 15. Okt 15, 14:54
"Mmmmhhh... Amonlonde... Kadegar hatte mal gefragt, ob ich ihn begleite... Eigentlich ist mir ja grade eher nach etwas Ruhe hier...Aber mal sehen..."

Die letzten Wochen hatten ihr eigentlich gereicht. Erst die Hochzeit, dann diese...Jagd. Sie war grade ganz froh in der Akademie zu sein und hatte wenig Lust darauf.

"Joa, du wirst da schon was finden... Ich weiß nur nicht, ob du Rikhard über den Weg laufen willst und ob du damit lieber hier bleiben würdest wo du recht schnell unten in der Stadt bist oder doch lieber den Turm... Dafür ist da entsprechend wenig los... In der Stadt gibt es die verschiedenen Märkte, Tavernen und so weiter.”
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Kydora am 15. Okt 15, 15:10
*ach ja... Rikhard treibt sich hier ja auch rum*
Auf den hatte Kydora ja absolut keine Lust. Andererseits war sie hier näher an der Stadt. Auch wenn sie kein Stadtmensch war, brauchte sie aktuell irgendwie mal Abwechslung. Außerdem hatte Stella Tavernen erwähnt.

"Ich denke ich bleib hier. Mal schauen, wie ich mich in einer Stadt so schlage. Und wer kann bei Tavernen schon nein sagen." sie grinste "Rikhard geh ich schon irgendwie aus dem Weg. Und wenn mich Stadt und Akademie doch zu sehr überfordern, dann äh... Ach darüber mach ich mir Gedanken, wenns so weit ist."

Sie streckte sich und merkte, wie sie endlich entspannen konnte. Hier war es warm und es tat gut, sich endlich mal keine Sorgen machen zu müssen.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 15. Okt 15, 21:44
Als das Feuer schon etwas heruntergebrannt war wurde es schließlich Zeit, sich schlafen zu legen. Stella legte noch einen weiteren Scheit für die Nacht nach und kramte dann noch weitere Decken für Kydora hervor, die sich daraus ein Nachtlager baute und Stella rollte sich nun unter ihren Fellen zusammen. Jede Nacht vollkommen wach bleiben hielt sie nicht durch. Leider.

'Hast du Angst vorm Einschlafen?' Diese Frage von Sasha hatte sie zuvor mit Nein beantwortet. Sie kannte sie Szenen, die sie erwarteten und hatte sich zumindest nach dem Aufwachen daran gewöhnt.
'Erkennst du im Traum, dass du träumst?' - 'Ich glaube, das kommt langsam.' war ihre Antwort vor nur wenigen Wochen gewesen.

Doch jetzt sie hatte das Gefühl, sie hätte einen Rückschritt gemacht nach den neuen Ereignissen und wusste nicht, wo sie ansetzen musste.
Vielleicht hatte die Wolfselfe eine Idee...

'Du hast mir viel Kraft gegeben. Danke.' Die Stimme des Schalks, sein wie in Stein gemeißeltes, niemals endendes Grinsen.
'Ich denke, ich mache dich zu meiner Generälin.'

Sie musste das einfach in den Griff kriegen.
'Du musst die Bilder akzeptieren. Nicht wegschauen und weglaufen, sondern hinschauen und verstehen.'

Mantraartig rief sie sich Sashas Worte ins Gedächtnis.
Doch ihr fehlte etwas, um die Träume zu "packen", sie zu erkennen. Musste sie sie erst erkennen, um sie zu akzeptieren oder musste sie sie akzeptieren um sie zu erkennen?

Ihr fiel der Mondstein ein und kramte ihn aus ihrer Gürteltasche hervor. Die Ereignisse hatten sie es fast vergessen lassen und sie hatte den Blutmond zwar beobachtet, doch hätte sie auch gar nicht gewusst, ob das jetzt gut oder schlecht für den Stein wäre.
Stella hatte die Läden vorhin geschlossen und es war dunkel gewesen - verdammt, Neumond.
Kurz ging der Blick durch ihr Zimmer, zu einem der Regale und einer kleinen Schatulle darin. Torbens Beruhigungstränke und das Schlafgift, das er ihr gegeben hatte. Einen Moment lang überlegte sie, doch dann wandte sie den Blick wieder ab. Die Menge war eh recht gering, erst mal abwarten.

Nachdenklich ließ die Magierin den Stein in ihrer Hand ruhen und starrte die Decke an.

Einige Zeit später hatte der Schlaf die junge Magierin doch eingeholt und die neuen Ereignisse auf La Follye dominierten ihren Schlaf.

Erst nur das Klingeln eines Glöckchens. Der Druck eines Fingers auf ihrem Scheitel 'Dreh dich! Dreh dich!'

Die Schatten, die sie von Yorik wegtrieben und sie vor Schmerzen zusammen brechen ließen als sie ihm helfen wollte.

Ein Schatten kommt auf sie zu, als sie zu Aine betet, sein nicht vorhandenes Gesicht ganz nah an ihrem. Es lässt sich nur erahnen.
'Du betest? Na das werd ich dir schon austreiben. Es betet sich doch schlecht so.' Wieder Schmerzen, sie schreit auf, ihr Blickfeld zieht sich zusammen und Schwärze umfängt sie.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Kydora am 16. Okt 15, 12:39
In Decken eingerollt machte es sich Kydora in ihrem Nachtlager gemütlich. Es war so viel passiert in der letzten Zeit, dass sie froh war, endlich mal etwas Ruhe zu haben. Die Müdigkeit überkam sie und wenig später war sie auch schon eingeschlafen.

Ein Schrei ließ sie hochschrecken. *Stella.*
Ihr Blick fällt auf das Bett, in dem Stella schläft. Leise, um sie nicht doch zu wecken, falls sie wieder eingeschlafen sein sollte, fragt sie: "Ist es der Schalk?"

Kydora fühlte sich wieder daran erinnert, wie viel Glück sie auf der Hochzeit gehabt hatte, nicht direkt dem Schalk zu begegnen. Ihr kurzer Kontakt mit ihm im Wald hatte ihr gereicht...
Umso mehr ärgerte sie sich, dass sie Stella nicht so ohne weiteres helfen konnte. Ihr die Träume nehmen.

"Brauchst du etwas? Vielleicht was zu trinken?"
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 16. Okt 15, 13:11
Zunächst wusste sie nicht wo sie war, schreckte hoch und blickte sich panisch um als sie Kydoras Stimme vernahm.

Puh...In der Akademie...Nur ein Traum - mal wieder.

Frustriert darüber, dass sie Kydora wohl geweckt haben musste setzte sie sich auf und rieb sich die Augen.

"Ich...Entschuldige, dass ich dich mal wieder geweckt habe..."

Das kann so echt nicht weiter gehen.

"Danke...aber hmmm...ich glaub nicht... Wenn ich das selber so genau wüsste... Eigentlich versuch ich das Ganze ja unter Kontrolle zu bekommen..." murmelte sie.

Klappt ja ganz hervorragend, Stella. Total gut.

"Ich glaube ich muss einfach mit der neuen Situation umgehen lernen - das sollte klappen, wenn ich mit Sashas Technik Erfolg habe, so zumindest die Theorie. Ich glaube, ich werde sie da nochmal etwas fragen müssen. Aber bis vor der Hochzeit wurde es ja schon besser... "

Sie fingerte an einer ihrer Gürteltaschen herum, die sie vors Bett gelegt hatte und holte die Überreste des Glöckchens heraus, das sie zwischen ihren Fingern drehte.
Zumindest diesen Teil haben wir zerstört. Und mit dem Rest wird es dir ähnlich ergehen!
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Kydora am 16. Okt 15, 13:29
Mit sorgenvollem Blick schaut Kydora zu Stella herüber.

"Aber wenn es schon besser geworden ist, ist das ja ein Fortschritt. Ich mein... dass es nach der Sache bei der Hochzeit erstmal schwerer wird, ist irgendwie... nachvollziehbar?"

Sie wurde nachdenklich.

"Ich kann mir zwar nicht annähernd vorstellen, was ihr durchgemacht habt, aber ich kann mir denken, dass es ist, was man niemandem wünschen mag..."

Wieder dachte Kydora nach, ob ihr irgendwas einfiel, was vielleicht zusätzlich noch helfen konnte. Sie konnte nicht einfach nur zusehen, wie Stella eine qualvolle Nacht nach der anderen durchlebte.

"Wenn ich doch irgendwas tun kann, sag einfach bescheid. Und sei es nur, wenn du wen zum zuhören brauchst oder so. Ich... überlege derweil, ob mir noch irgendwas einfällt, was vielleicht auch helfen kann..."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 16. Okt 15, 14:15
Die Magierin lächelte Kydora zu und dankte ihr für das Angebot. "Ja, ich komme dann gegebenenfalls drauf zurück, danke."
Es tat ihr leid den Eindruck zu haben ihre Umgebung da mit hinein zu ziehen.
Nachdenklich rollte sie sich wieder in ihre Decken und Felle.



Die nächsten Tage verbrachte Stella vor allem in diversen Vorlesungen und Übungen, um Teile des Lehrplans wieder aufzuholen und vermied es auch, wirklich Zeit für Gorix zu haben. Nur die üblichen Veranstaltungen von ihm besuchte sie und zum Glück schien er auch nicht sonderlich viel Zeit zu haben.

Als sie nachmittags von einer der Übungen zurück in ihr Zimmer ging, kam ihr Kadegar entgegen um sie für die Reise nach Amonlonde abzuholen. Wirklich Lust hatte sie eigentlich immer noch nicht und hätte eigentlich auch nichts gegen noch ein paar Tage in den Gemäuern der Akademie gehabt, doch irgendwie schaffte er es schließlich doch, sie zu überreden. Ging ja schließlich nur drum, den Vortrag zu besprechen und dabei die Gelegenheit zu nutzen, sich etwas von der Akademie anzusehen und ein paar interessante Sachen zu analysieren.

Dann betrat sie ihr Zimmer, um die nötigen Sachen zu packen und sich später noch mit ihm auf die Reise zu machen.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Kydora am 16. Okt 15, 14:36
Kydora schrieb gerade in ihrem kleinen Buch, als Stella das Zimmer betrat. Sie blickte auf.

"Oh, ist es schon so weit?"

Sie legte ihre Sachen weg und stand auf.

"Kann ich dir beim Packen irgendwie helfen? Oder machst du das lieber alleine?"

Abwartend schaute sie Stella an.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 16. Okt 15, 14:47
"Ah, du bist doch hier." Mit diesen Worten legte sie ihre Schreibsachen und Bücher ab und sah sich prüfend im Zimmer um.

"Ja, ich habe eben mit Kadegar gesprochen aber ich dachte, du bist vielleicht unterwegs. Also wenn du magst, kannst du mir helfen, die Felle da vorn zu einem Bündel zu schnüren und ich packe eben die anderen paar Sachen zusammen. Mittlerweile geht das immer recht schnell und ich weiß, was ich so einpacken muss."

Schnell hatten sie alles Wesentliche gepackt und verabschiedeten sich dann voneinander.

Kydora drückte Stella noch einmal fest. "Mach's gut und pass auf dich auf."
Stella erwiderte die Umarmung und grinste. "Wird schon schief gehen - oder so ähnlich. Dann viel Spaß noch hier und wir sehen uns dann in Selophia."

Damit verschwand Stella den Weg hinunter durchs Tor und in die Stadt, wo sie sich mit Kadegar verabredet hatte.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 05. Nov 15, 11:37
Das kann doch nicht so schwer sein! Frustriert schlug Rikhard die Hände über dem Kopf zusammen. Seit Stunden versuchte er, eine Denkaufgabe zu lösen, die ihm einer der Dozenten in Logischer Bildung gestellt hatte. Am Ende hatte daraus ein Aufsatz zu entstehen, den der Dozent einsammeln und benoten würde. Zum gewiss hundertsten Mal las er die Beschreibung:

Ein Gefangener wird dazu verurteilt, im Laufe einer Woche hingerichtet zu werden.
Hinrichtungen finden immer genau zur Mittagszeit statt.
Ihm wird der Tag der Hinrichtung nicht mitgeteilt, um ihn in banger Erwartung zu halten.
Zudem wird ihm gesagt, der Termin sei für ihn völlig unerwartet.



Also konnte es nicht der letzte Tag der Woche sein. Denn dann wüsste der Gefangene bereits am Vortag von seiner Hinrichtung, und sie wäre nicht unerwartet. Der Zeitpunkt sei aber stets unerwartet, und so konnte es nicht dieser Tag sein. Davon ausgehen, konnte der vorletzte Tag auch ausgeschlossen werden. Denn wenn die Hinrichtung am Vortag des vorletzten Tages nicht stattgefunden hätte, und der letzte Tag doch auszuschließen war, so konnte es auch nicht der vorletzte Tag sein, denn dann wäre es ja nicht unerwartet.

Auf diese Art hatte Rikhard die Tage zurückgerechnet, bis zum Ersten, und war zu dem Schluss gekommen, dass dadurch, dass alle Tage auszuschließen waren als Tag der Hinrichtung, ein jeder Tag die unerwarete Hinrichtung bringen konnte. Ein Paradoxon. Hin und her hatte er gerechnet und gedacht. Auf seinem Schreibtisch rollten sich Pergamentblätter, manche beschwert und offen gehalten, andere scheinbar achtlos fortgestoßen, bekritzelt mit Notizen noch und nöcher.

Er schüttelte den Kopf und rümpfte die Nase, dann wischte er mit dem Unterarm kurzerhand alles an Papier und Pergament vom Tisch. Trotzig zog er die Schultern hoch, dann griff er nach einem frischen Blatt, spitzte die Feder mit einem kleinen Messer an und tunkte sie in die dunkle Tinte.

In seiner ordentlichen, kleinen Handschrift begann er:

"'Dieser Satz is falsch.' Das ist die grundlegende Annahme, auf die sich die gestellte Aufgabe bezieht. Mag sie auch kompliziert sein und ihre Komplexität durch zusätzliche Informationen, eine Multiplizität von possibilen Szenarien erhalten und der Realität der Jurisdiktion entnommen sein, so kann das ursprünglich beschriebene Konstrukt am Ende doch zurückgeführt werden auf den Satz, mit dem diese Schrift beginnt."

Eine Pause. Ganz sicher? Es gibt keine Lösung? Was, wenn.. Nein. Rikhard verbat sich das erneute Eintauchen in die Szenarien. Er war sich sicher. Es war ein Paradoxon und kein lösbares Szenario, das hier beschrieben worden war.

"Dadurch, dass an jedem Tag die Erwartbarkeit der Exekution des Urteils (i.e. die Exekution des Gefangenen) auszuschließen ist, ist die Erwartbarkeit an jedem Tag explizit. Doch bei Erwartbarkeit findet das Urteil nicht statt. So ist an jedem Tag die Exekution zu erwarten und doch wieder nicht zu erwarten, was natürlich die Exekution wieder erwartbar macht. Ein Kreis. Ein Paradoxon. Doch an dieser Stelle wird es erst interessent: der Kreis kann jederzeit von einer aktiven Handlung, nämlich dem tatsächlichen Vollstrecken des Urteils, unterbrochen werden. In dem Moment, wo der Wärte die Zelle betritt und den Gefangenen hinausschleift, werden Fakten geschaffen. Da dieser Moment nicht vorherzusehen ist (denn das genannte Paradoxon ist ein Kreis, keine Wegscheide!), ist jeder Moment für den Gefangenen unerwartet. Es wird von einem Schwarz-Weiß-Denken ausgegangen: UNERWARTET gegen ERWARTET. Das Paradoxon jedoch kennt weder schwarz noch weiß, es kennt nur  den Kreis. Die Realität jedoch lebt von Aktion und einer stets als Konsequenz zu erwartenden Reaktion. In diesem Fall ist die Aktion (i.e. die Exekution) stets erwartet und unerwartet zugleich, das Realitätskonstrukt von Schwarz und Weiß wird also durch 'Kreis und Weiß', wenn man es denn so bezeichnen will, ersetzt. Das Erwarten und das Negieren des Selbigen zugleich ist jedoch wiederum genauer zu evaluieren: denn durch das gleichzeitige Vorhandensein zweier Gegensätze, die sich ausschließen, wird das Paradoxon zur Realität. Denn: unerwartet und erwartet schließt sich aus. Doch findet es gleichzeitig statt. Ergo ist zu jedem Zeitpunkt, da der Gefangene die Hinrichtung erwartet, die Hinrichtung unerwartet. Und wenn der Gefangene die Hinrichtung nicht erwartet, ist sie ebenfalls unerwartet, als Teil des Paradoxons. Die Realität gebietet also an dieser Stelle, den Gegensatz des Paradoxons zu missachten und nur in eine Richtung zu interpretieren ('die Exekution ist stets unerwartet'), während die Fiktion des Beispiels darauf bestehen muss und wird, dass es keine Lösung dieses Dilemmas gibt.

Ich bevorzuge es, mit der Realität zu gehen. Wenn der Henker die Zelle betritt und den Gefangenen abholt, so wird es für diesen unerwartet sein.
"

Die Tinte musste trocknen. Und es galt, weitere zwei Seiten zu verfassen. Doch zunächst beschloss Rikhard, einen Nachmittagsspaziergang zu unternehmen. Die Luft war für den an sich kalten Herbst wirklich warm, und in der Stadt war momentan nicht allzuviel los.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 05. Nov 15, 15:05
Runa:

Auch Runa genoss die Nachmittagssonne. Natürlich war diese nicht mehr so stark wie im Sommer, aber stärker als in den letzten Tagen. Anscheinend bemühte sich der Herbst noch einmal seinem Namen gerecht zu werden und ließ alles in einem goldgelben Licht erstrahlen. Gemächlich schlenderte sie durch die Gassen der Stadt. Sie überlegte vielleicht ein kleines Andenken für ihre Schwester zu besorgen um ihr einen Freude zu machen, wenn sie wieder einmal zu Hause zu Besuch war.
Aber vermutlich würde die kleine jeder kleine Zaubertrick mehr erfreuen, als eine Puppe oder jeder Haarschmuck den sie würde auftreiben können.
Sie hatte ihr zwar schon oft erklärt, dass man möglichst nicht aus Spaß zaubern sollte, aber Verantwortung war für eine siebenjährige noch nicht ein besonders starker Begriff.
Als sie aufblickte entdeckte sie in der Nähe Rikhard. Auch er schien den Nachmittag nicht ungenutzt verstreichen lassen zu wollen. Sie nickte ihm grüßend zu:"Guten Tag Herr Kraftweber."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 05. Nov 15, 15:37
"Frau Steinhauer, guten Tag!"
Ein Lächeln stahl sich auf Rikhards Gesicht. Runa war seine schärfste Konkurrentin in ihrem Jahrgang, und wenn er ehrlich zu sich selbst war, war sie sogar noch ein wenig schneller, ein wenig schlauer als er. Das fraß an ihm, aber es war zu ertragen. Schließlich konnte man sich mit ihr zumindest auf einem hohen intellektuellen Niveau unterhalten.
"Ein wunderbarer Tag, nicht wahr? Die Sonne strahlt, als wäre es noch Sommer. Das muss man doch nutzen. Aber sagt mir, wie kommt Ihr mit dem Aufsatz in Logik voran? Mich hat's bereits Stunden gekostet, und es ist frustrierend. Mir will keine rechte Lösung einfallen, und ich glaube tatsächlich, ein unlösbares Paradoxon identifiziert zu haben."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 05. Nov 15, 16:48
Runa:

Ja das Wetter war wirklich herrlich. Und obwohl sie jetzt schon eine Weile zusammen auf der selben Akademie waren, wusste Runa noch immer nicht sicher wie sie zu Rikhard stand. Er war sehr zielstrebig und verbissen schnell und sicher zu höheren Positionen auf zu steigen, zumindest im theoretischen. Wie es im praktischen war wusste sie nicht. Aber eben diese Zielstrebigkeit gab ihm oft eine gewisse Verbohrtheit, die ihn an manchen Tagen furchtbar unsympathisch machten. Und wie sagt ihr Vater so oft, wer zu schnell gerade aus rennt, verpasst die Kurven im Leben und landet in einem Graben oder an einer Mauer.
"Nun ein Paradoxon ist es zweifellos, doch habt ihr wirklich Stunden darüber gebrütet?" Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme leicht erstaunt klang. Sie hatte zwar auch ein wenig gebraucht, doch wäre Stunden nicht die Maßeinheit die sie gewählt hätte. Nachdenklich sann sie über ihre eigene Schlussfolgerung nach. Hatte sie etwas übersehen? Für sie war ihre Argumentation schlüssig erschienen.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Nov 15, 09:17
"Das wundert Euch doch nicht etwa? Ich halte Euch für eine gründliche Schülerin, die gewissenhaft arbeitet, und mit Verlaub, ich selbst bin wohl auch nicht gänzlich faul. Tatsächlich hab ich wohl zwei, drei Stündchen aufgebracht, um logische Szenarien durchzuspielen. Denn allein durch die umfassende Betrachtung des Untersuchungsobjekts von allen Seiten, auch den metaphorischen, tatsächlichen und ganz konkret gesprochen faktischen, bringt eine allgemeingültige Lösung."

Er zwinkerte Runa zu: "Ich mag das Wetter nicht vorhersagen können, aber wenn ich sage, dass es regnet, dann könnt Ihr Euch wirklich sicher sein, dass grade Wasser aus den Wolken fällt. Aber sagt mir doch, Ihr scheint mit Leichtigkeit auf eine finale Lösung gekommen zu sein. Und es ist wohl derselbe Schluss wie bei mir. Sollen wir unseren Dozenten überraschen und ein wenig zusammen arbeiten? Ein gemeinsamer Aufsatz, den wir gemeinsam von unseren Kommilitonen anfechten lassen werden und den wir beide dann wortgewaltig verteidigen werden, das klingt doch nach wahrem Bildungsgeist. Stets vorausgesetzt natürlich, Eure Ergebnisse sind umfassend belegt und richtig."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 06. Nov 15, 10:57
Runa:

Runa winkte ab. "Mit Leichtigkeit würde ich es nicht nennen, nur folgte ein Schluss relativ schnell dem anderen. Aber wenn euch meine Lösung interessiert können wir gerne darüber reden. Ein Vergleich kann nie Schaden. Vielleicht habe ich wirklich einen Punkt nicht bedacht."
Sie wusste nicht recht, ob ihr die Idee von einem gemeinsamen Aufsatz gefiel. Sie hatte nichts dagegen mit Rikhard zusammen zu arbeiten, aber wenn es ans präsentieren ging würde es in einer Show ausarten. Große Worte, viel Bimborium um eine kleine Sache. Zwar hatte Runa auch kein Problem mit dem Reden vor großen Mengen, oder dem Verteidigen ihrer Meinung, aber sie hielt es dann doch eher sachlich und dezent.
Sie bedeutete Rikhard sich zu ihr zu gesellen und setzte sich auf die Umrandung eines Brunnens. Noch während sie ihre Gedanken ordnete, strich sie ihren Rock glatt und antwortete:
"Ein Gefangener wird dazu verurteilt, im Laufe einer Woche hingerichtet zu werden.
Hinrichtungen finden immer genau zur Mittagszeit statt.
Ihm wird der Tag der Hinrichtung nicht mitgeteilt, um ihn in banger Erwartung zu halten.
Zudem wird ihm gesagt, der Termin sei für ihn völlig unerwartet. 


Das war die Aufgabenstellung wenn ich mich richtig entsinne. Fangen wir mit dem ersten Satz. Der Gefangene wird zum Tode verurteilt binnen eine Woche. Diese entspricht sieben Tage.
Die Hinrichtung findet IMMER, und das ist das Schlüsselwort in diesem Satz, zur Mittagszeit statt. Da die Mittagszeit nicht weiter definiert ist habe ich den Zeitraum von der elften Stunde bis zur zweiten nach der Mittagsstunde eingegrenzt. Es ist schließlich nicht genau von der Mittagsstunde die Rede.
Die letzten beiden Sätze gehören zusammen. Er soll in banger Erwartung gehalten werden und dennoch soll die Hinrichtung für ihn und hier wird es wieder wichtig völlig unerwartet sein.

Das ist aus folgenden Gründen nicht möglich.
Gehen wir zunächst von den psychologischen Folgen der Ankündigung des eigenen Todes aus. Jeder Mensch, der ein wenig an seinem Leben hält wird beginnen sich gründlich zu fürchten, vielleicht sogar in Panik geraten oder in einen Schockzustand fallen. Eine Woche ist eine viel zu knappe Zeit als, dass diese Gefühle und die damit enthaltene Erwartung der Hinrichtung abzumildern. Allein vom Stressgefühl, dass dieses Wissen ausruft wird der Gefangene immer damit rechnen das jeder Tag sein letzter sein könnte.

Nun geht es hier aber nicht darum ob der Gefangene damit rechnet hingerichtet zu werden, denn das ist sicher, sondern um seine Erwartung. Dadurch das er jeden Tag damit rechnet zu sterben, und mit jedem Tag der verstreicht diese Gefühl stärker wird, verlieren die Tage die verstreichen an Bedeutungslosigkeit für den Gefangenen und hier verschiebt sich die Gewichtung.
Wenn die Tage nun nicht mehr wichtig für seine Erwartung sind, was ist es dann.

Es ist der Zeitpunkt, eben jener der in der Aufgabenstellung definiert ist. Die Mittagszeit. Während er mit der Hinrichtung zu jedem Tag nur rechnet, so erwartet sehenden Auges das zur Mittagszeit die Knechte kommen um ihn abzuführen.

Die Aufgabenstellung fordert nun aber eine völlig unerwartet Hinrichtung binnen sieben Tage. Dies ist auf Grund der äußeren Umstände allerdings nicht möglich."

Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Nov 15, 11:28
"Da ist doch bereits der erste Denkfehler. Während das Ergebnis korrekt ist, so ist der Weg, den Ihr für die Lösung beschreitet, doch völlig falsch und von zahlreichen Schwächen geprägt. So ist zunächst die Fokussierung auf die Mittagszeit zu nennen. Zwar ist ganz richtig angenommen, dass die Mittagszeit unumstößlich ist und so die schlimmste Zeit der Erwartung stets kurz vor Beginn der Mittagsstunde erfolgen muss - doch dadurch, dass das nunmal an jedem möglichen Tag vorausgesetzt ist, wird die Wichtigkeit der genauen Stunde wiederum negiert. Es kommt nicht auf den Mittag an - es kommt auf den jeweiligen Tag an.

Unsere Ausgangssituation lautet also: an jedem Tag kann die Hinrichtung geschehen. Denn an jedem Tag ist die Hinrichtung möglich und nicht zu erwarten. Tja, das dachte ich - und dann fiel mir das Folgende auf: angenommen, es ist der vorletzte Tag des vorgegebenen Zeitraums von einer Woche. Wenn an diesem Tag die Hinrichtung nicht erfolgt ist, kann sie nur, anders geht es nicht, am letzten Tag erfolgen. Nicht wahr? Das wiederum sorgt aber dafür, dass die Hinrichtung nicht nur eventuell an jedem Tag, sondern ganz gewiss am letzten Tage zu erwarten ist. Doch die Hinrichtung findet völlig unterwartet statt - also kann sie nicht am letzten Tage der Woche stattfinden.

Damit ist der Zeitraum bereits auf nur noch sechs Tage eingegrenzt. Nun ist der letzte Tag fort, wie ich grade sagte. Das macht den vorletzten Tag zum letzten Tag - und damit kann am vor-vorletzten Tag der vorletzte Tag, der nun der letzte, der finale Tag ist, an dem die Hinrichtung zu erwarten ist, ebenso ausgeschlossen werden. Dieses Muster habe ich gewissenhaft und gründlich durchgespielt, und bin auf diesem Wege bis zum ersten Tage gelangt.

Und tatsächlich: an keinem Tag darf die Hinrichtung stattfinden, denn sie ist ja an jedem Tag zu erwarten! Das wiederum führt dazu, dass für den Gefangenen der Tag am Ende nicht zu bestimmen ist, und so wird er jeden Mittag zittern und weinen und seinen Tod erwarten. Der Logik der Aufgabe folgend, haben wir also ein Paradoxon vorliegen, welches allein durch die Realität, id est der Henker, der die Regeln der Aufgabe bricht und den Gefangenen schlicht exekutiert, gelöst werden kann."

Hatte anfangs noch wissenschaftlicher Eifer aus ihm gesprochen, stahl sich zunehmends eine gewisse Selbstzufriedenheit, eine gewisse Arroganz in seine Stimme.

"Ihr seht also nun hoffentlich kristallklar, meine liebe Frau Steinhauer, dass meine Logik ganz eindeutig bestechend und scharf ist."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 06. Nov 15, 11:45
Runa:

Runa unterdrückte einen lautlosen Seufzer. Heute war also wieder einer der unaustehlichen Tage mit Rikhard. Kurz schaute sie sich um, ob es irgend wen in der Nähe außer ihr gab den er hätte beeindrucken wollen können, fand keinen und schloss daraus, dass es anscheinend wieder mal darum ging sein Ego zu profilieren.

"Wenn ihr so herunterrechnet Rikhard dann wird die Hinrichtung am ersten Tag stattfinden. Denn ihr geht davon aus, dass der Gefangene nicht am ersten Tag hingerichtet wird. Aber dieser Tag ist genau so wahrscheinlich wie jeder andere. Die Worte binnen eine Woche geben euch die Sicherheit, Zeit zu haben die ihr vielleicht gar nicht besitzt. Denn wenn ihr so beginnt, habt ihr die Gerichtsverhandlung mit in die sieben Tage hinein bezogen oder rechnet ihr die Woche vom Tag nach der Gerichtsverhandlung an ab?"
Sie schaute ihn fragend an.
"Ich Grunde genommen kann man es sich sogar noch einfacher machen. Es könnte sein das beide Lösungen zu kompliziert gedacht sind. Denn allein durch die Ankündigung seines Todes wird er seine Hinrichtung erwarten und sie nicht vergessen. Dabei spielen sowohl Tag als auch Stunde keine Rolle, da er weiß das er sterben wird. Und er weiß, dass er es nicht verhindern kann. Egal was er tut. Völlig unerwartet wäre es gewesen wenn man ihn verurteil hätte ohne Zeit Angabe und ohne Hinrichtungszeit. Es ist wie eine selbst erfüllende Prophezeiung, Man möchte ihn in banger Erwartung halten und ihn gleichzeitig überraschen? Ein Ding der Unmöglichkeit, solange diese Spielregeln so fest gesetzt sind."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 06. Nov 15, 13:26
"Schon wieder fehlgeleitet! 'Wenn ich so herunterrechne', sagt ihr, findet die Hinrichtung am ersten Tag statt. Nein! Eben nicht! Sie wäre dann ja zu erwarten, also kann sie dann nicht stattfinden. Ihr lauft in dieselbe Falle, die auch mich eingefangen hatte, aber denkt nur ein wenig darüber nach, und Ihr erkennt das Paradoxon. Es ist also keine Widerlegung meiner Überlegung!

Wir beide haben es schon gesagt: es ist ein Paradoxon, und was wir uns grade an den Kopf werfen, das bestätigt diese These nur."

Munter lächelte er sie an, die Arroganz von vorhin war verflogen. Stattdessen war ein Ausdruck der Begeisterung über den Disput, den sie grade führten, in seine Augen getreten, er stand nun etwas grader und man sah ihm an, dass er sich in das Thema wirklich hineingedacht hatte und stolz darauf war, das Paradoxon erkannt zu haben und logisch gelöst (oder eben nicht gelöst, so waren Paradoxa nunmal) zu haben. 

"Es tut wirklich gut, sich mit jemandem zu unterhalten, der fähig und klug ist! Ein Ding der Unmöglichkeit, sagt Ihr, ganz recht, ja, ganz recht."

Denn überlegte er fieberhaft: gab es nicht doch einen Ausweg? Etwas, was er übersehen hatte? Nicht, dass er am Ende vor den anderen stand und dann etwas Falsches von sich geben würde. Nicht auszudenken - man würde ihn gewiss auslachen. Dabei achtete er doch stets darauf, gesetzt, gediegen und klug zu erscheinen. Wirkliche Freundschaften hatte der Magier noch nicht geschlossen. Ich frage mich ja, woran das liegt.

Dann schüttelte er diese Gedanken ab. Freundschaften waren doch zweitrangig, hier ging es um's Lernen! Also.. ganz einwandfrei! Eine Lösung für diese Aufgabe gibt es nicht. Das ist die Lösung der Aufgabe. So muss es sein, Runa denkt das ja schließlich auch.

Er warf einen unsicheren Blick in das offene, abwartende Gesicht seines Gegenübers. Runa schien darauf zu warten, dass er noch etwas sagte.

"Also, ich hoffe wirklich, dass wir richtig liegen. Nicht, dass doch ein Fehler in unseren Gedanken ist? Darum hab ich auch Stunden darüber nachgedacht, ich will ganz, ganz sicher sein."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 06. Nov 15, 14:11


Aber Runa bließ es dann auch dabei. Diese Parade führte im Kreis um eine Insel herum. Als Rikhard wieder einen seiner Kommentare abgab runzelte sie die Stirn.
"Haltet ihr denn die anderen Lehrlinge für weniger klug und fähig?"
Sie wusste das Rikhard nicht besonders beliebt war und das die anderen ihn mieden wo sie konnten, ihn manchmal regelrecht schnitten. Sie hatte ihn schon öfter alleine essen sehen. Dabei spielte es keine Rolle ob der Tisch an dem er saß voll war oder nicht.
"Selbst wenn uns ein Fehler unter laufen wäre ist das nicht schlimm. Fehler sind natürlich und ohne Fehler würde niemand von uns irgendetwas lernen. Das ist nichts wofür man sich schämen müsste. Natürlich sollte man in  der Magie keine Fehler machen, denn das könnte fatale Folgen mit sich führen, aber bei solchen Dingen wie diesem Aufsatz kann man sich durchaus ein Spekulationsrisiko leisten wenn man denkt es ist rentabel."
Sie dachte an die Lektionen die ihr ihr Vater im Feilschen erteilt hatte. Manchmal musste ein Händler für einen Gewinn eben ein Risiko eingehen. Zumindest wenn er auf eigenen Füßen stand. Aber seit ihre Familie der Steinmetzgilde beigetreten war hatten sich diese Risikien zum Glück dezimiert.
Sie musterte Rikahrt nochmals, jetzt aber eher prüfender.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 08. Nov 15, 21:54
Vorsicht, Rikhard, Vorsicht! Der Magier hatte anfangs nicht verhehlt, wenn er eine geringe Meinung von einigen anderen gehabt hatte, und das war nicht gut angekommen. Eines Morgens hatte er sein Zimmer verlassen wollen und hatte einen dicken, fetten Kuhfladen vor seiner Türe entdeckt - und er war sich dann doch ziemlich sicher, dass im dritten Stock keine Kühe waren, die nachts auf seinem Flur herumliefen.

"Na, ein jeder hier hat seine ganz speziellen Stärken und Schwächen, nicht wahr?" Er lächelte unverbindliche. Im Stillen bewunderte er Runa. Sie schaffte die Gratwanderung zwischen sehr guten Leistungen und einem freundlichen Miteinander mit den anderen. Ihm gelang das nicht. Er war zwar ein guter Schüler - nein, du bist sogar ein exzellenter Schüler!, aber viele Freunde hatte er hier nicht.


"Fehler machen nur Menschen, die sich nicht ausreichend vorbereitet haben. Ich bin mir sehr sicher, dass man eine Fehlerquote durch Gewissenhaftigkeit, Sorgfalt und vor allem ein gesundes, möglichst breit gefächerters Spektrum an Bildung fast auf Null senken kann. Ob es nun um einen Aufsatz geht oder um ein komplexes Ritual, ist dabei völlig unerheblich, es geht hier um's Prinzip."

Kurz glitten seine Gedanken zurück, zu den heimischen Wäldern Silvanajas. Dort hatte ein gewissens Laissez-faire geherrscht, Fehler wurden toleriert und abends Teil der Gespräche, die Trivialitäten wie unter anderem das Wetter zum Thema hatten.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 08. Nov 15, 22:33
Runa:

Runa konnte ein leichtes Kopfschütteln nicht unterdrücken. "Wenn ihr so an eure Aufgaben geht werdet ihr niemals auch nur einen Zauber meistern.", meinte sie und lächelte schief. "Ich habe damals einen ganzen Tag gebraucht um überhaupt zu verstehen wie ich eine Flamme auf meiner Fingerspitze entzünden kann. Und dabei habe ich mir mehrfach fast die Hand oder den arm verbrüht. Wenn Issak mich beim ersten Mal nicht gestoppt hätte wüsste ich nicht ob ich noch eine Hand hätte. Fehler gehören dazu. Natürlich kann man sie dezimieren, aber dennoch lernt man immer noch am effektivsten durch sie. Die Theorie kann in der Praxis nicht immer mithalten."
Sie strich eine Falte aus ihrem Rock. Eine Weile schien ihr etwas im Kopf herum zu schwirren ehe sie sich wieder zu Rikhard um wannte.
"Ich will ehrlich zu euch sein Rikhard. Ich weiß nicht wie ich zu euch stehen soll. Ihr seit nicht wirklich beliebt und in manchen Situationen, auch gerade eben habt ihr mich sehr verärgert. Von daher möchte ich euch wirklich nahe legen, euch auf euer Verhalten und vor allem euren Ton und eure Körpersprache zu besinnen. Ihr habt Recht wir sind hier zum lernen, aber wir sind auch hier um Kontakte zu knüpfen. Ihr könnt noch so ein her rausragender Schüler sein, wenn ihr euch unbeliebt macht wird man euch schlechter vermitteln können als andere. Ihr werdet immer nur halbe Fürsprecher haben, die eure Schulischen Leistungen loben und euer Verhalten nicht."
Sie stand vom Brunnen auf und schaute ihn ernst an. "Ihr habt meine Gunst noch nicht gänzlich verspielt und spätestens wenn es soweit ist, dass wir in Gruppen üben sollen werdet ihr jemanden brauchen, der euch nicht verachtet. Ich möchte euch nicht vorschreiben was ihr zu tun habt, noch euch in irgendeiner Weise Drohen, aber das sind die Fakten. Ihr solltet vorsichtig sein auf der Akademie. Ich weiß nicht vor was unsere Komolitonen zurück schrecken würden, wenn ihr es euch gänzlich verscherzt habt."
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 10. Nov 15, 10:00
Rikhards Stimme war eisig, als er antwortete, kalt und emotionslos.

"Durch Fehler lernt man - haltet Ihr mich für ein kleines Kind, dass Ihr mir das in aller Einfachheit erklärt?!"
Er schnaubte unwillig.
"Unbewusste Unfähigkeit wird zur bewussten Unfähigkeit wird zur bewussten Fähigkeit wird zur unbewussten Fähigkeit, und dieser Prozess wird stets durch Fehler begleitet und gegünstigt! Doch Ziel von allem ist die unbewusste Fähigkeit, die Routine! Die wahre Meisterschaft liegt darin, die kompliziertesten Vorgänge qualitativ nicht als Ausnahme und besonderer Leistung, sondern als Routine durchführen zu können! Und ich sage Euch hier und jetzt.." Seine Stimme senkte sich zu einem Zischen. "Es mag von Vorteil sein, jemanden zu kennen, der einem einen Gefallen tun kann, doch am Ende steht jeder ganz allein in seinem Leben und jeder kommt an den Punkt, wo er sich beweisen muss!"
Er bemerkte gar nicht, dass er den letzten Teil lauter, erregt gesprochen hatte. Ein Feuer war in seine Augen getreten.

'Er ist kein Schamane! Glaubt mir das doch!' Rikhard flehte die Männer an, die vor ihm standen, doch sie sahen ihn nur aus harten, unerbittlichen Augen an. 'Er ist ein Hochstapler, ein Lügner! Alles nur Schein! Alles nur - ' Die Faust an seinem Schädel ließ ihn zu Boden gehen. Stimmengewirr über ihm, Gedränge, jemand trat ihm in die Seite. Dann eine Hand auf seiner Schulter, eine zweite Hand, er wurde fortgezogen, fort von dem Stimmengewirr. Als er mühsam die Augen öffnete und sich das Blut aus dem Gesicht wischen wollte, hielt jemand sein Handgelenk fest. Kyra. Sie schüttelte den Kopf, und mit einem warmen, feuchten Tuch wusch sie sein Gesicht. Doch sie wich direktem Augenkontakt aus, und als Rikhard zu sprechen anhob, schüttelte sie den Kopf. 'Nein, Rikhard. Du hättest dort nicht hingehen sollen. Es war ein Fehler.' Und in ihrem Gesicht war ein bestimmter Ausdruck zu sehen...

"Im Leben ist kein Raum für Fehler! Hier vielleicht schon, hier, an dieser Akademie, an dieser Insel der Bildung und des Wissens! Aber manchmal, manchmal geschehen Dinge, da wünschst du dir, du hättest die Macht gehabt, diese Dinge zu verhindern! Du wünschst dir, du hättest keinen Fehler gemacht!"

Schwer atmend hielt er inne, und sofort hasste er sich für seinen Ausbruch. Wie stand er nun vor Runa da? Der gediegene, aufgeräumte, ruhige und konzentrierte Rikhard Kraftweber, ein Choleriker.

 "Ich hab mir diese Welt nicht ausgesucht, aber ich werde das Beste aus dem machen, was mir gegeben worden ist. Soll man mich doch verachten ob meines Eifers und meines Ehrgeizes. " Ich hab mein Leben einmal umgekrempelt, ein zweites Mal werde ich das gewiss nicht tun!

Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Anders am 10. Nov 15, 11:08
Runa:

Schweigen stand nun zwischen ihnen. Einige Leute hatten sich umgewannt als Rikhard angefangen hatte lauter zu reden und starrten sie nun mehr oder weniger verholen an.Runa mussterte ihn wieder von oben bis unten. Noch wirkte sie ruhig aber in ihrem Inneren ärgerte sie sich maßlos über Rikhard. Nicht nur das er sie mehrfach dadurch beleidigt hatte in dem er sie von oben Herabbehandelt hatte und das obwohl sie den selben Stand vertraten, sondern benutzte er sie anscheinend auch um seine Gier anch Ansehen zu befriedigen oder seinen Ärger über sich selbst herauszulassen. Gewillt etwas zu ändern schien er nicht. Rikhard wirkte auf sie wie ... ihre jüngere Schwester wenn sie sich in Rage redete weil sie etwas nicht bekam was sie haben wollte. Er schien sich gegen jedes noch so nette Wort zu versperren sobald man ,wenn auch nur unbewusst eine Stelle ,in ihm anrührte die niemand außer ihm kannte. Und sie hatte noch nicht einmal in einem belehrenden Tonfall gesprochen...
Runa entspannte ihre Finger die sie , wie sie feststellte in ihren Rock verkrampft hatte. Sie kannte solche Ausbrüche, ihre Mutter und ihr Vater konnten sich streiten das das Haus wackelte. Und auch sie und ihre Schwester blieben nicht immer davon verschont.

Als sie nun die Stimme hob war sie ruhig, aber deutlich unterkühlt, ihre Augen kalt wie Eis: "Ich denke das keine Zusammenarbeit zwischen uns zusammen kommen wird. Nach diesem Gespräch bin ich mir auch sehr sicher das sie nicht erwünscht ist. Ihr habt mich jetzt zum Wiederholten male rüde und abweisend behandelt so wie ihr es mit jedem tut. Von daher werde ich eurem Wunsch nachkommen nach Einsamkeit nachkommen und keinen Versuch mehr unternehmen ein Gespräch zu führen. Das gleiche gilt aber auch für euch.Da ihr anscheinend Bewunderer und keine Partner sucht habe ich nicht das Bedürfnis diese Bekanntschaft weiter auszubauen. Mit klaren Worten ich möchte nichts mehr mit euch zu tun haben, da ihr euch ja so auf eure Manieren beruft, aber anscheinend keine Besitzt."
Sie wannte sich zum gehen und Knickste knapp:"Ich wünsche einen schönen Tag Herr Kraftweber. Möge euer Weg weiterhin fehlerfrei sein, damit euch eure Fähigkeiten weiterhin Freude bereiten. Möge Aine euch Einsicht bescheren und eure Hand in eurem Studium leiten."
Damit wante sie sich entgültig ab und verschwand gemessenen Schrittes zwischen den Menschen.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Rikhard Kraftweber am 10. Nov 15, 11:28
Steck dir deine Höflichkeit sonstwohin, du feiner Pinsel!

Doch er sprach es nicht aus. Erst als Runa aus seinem Sichtfeld verschwunden war, löste sich die Anspannung aus seinem Körper. Er hatte das Gefühl, eine Tür zugeworfen zu haben - und das Gefühl, einen ziemlich großen Fehler gemacht zu haben. Im Grunde hatte Runa Recht, mit dem, was sie gesagt hatte. Er war arrogant, er stellte sich über andere, und er hielt sich für klüger als die meisten seiner Mitmenschen.

Aber verflucht sollte er sein, bevor er seinen Stolz herunterschlucken würde und das wirklich einsehen würde.
Titel: Re: Die Akademie zur Ayd'Owl im Sommer 265 n.J.
Beitrag von: Sandra am 12. Dez 15, 00:10
Das Treffen der Magier, zu dem Kadegar nun erneut eingeladen hatte, stand bald bevor und nach ihrer Rückkehr aus Condra begann sie wie sie es Kydora versprochen hatte, die Bibliothek der Akademie auf links zu drehen auf der Suche nach Hinweisen.

“...Genauere Beschreibungen über diese Praktiken sind im Bibliotheksflügel über schwarze Magie und Blutmagie zu finden.”
Schon wieder… Diesen Verweis hatte sie nun schon ein paar Mal gefunden, doch war dieser Bereich der Bibliothek natürlich den Schülern nicht zugänglich.
Zunächst hatte sie kurz mit dem Gedanken gespielt, sich den Zugang zu verschaffen, doch besann sie sich schnell eines besseren. Das konnte sie sich (und Gorix) nicht erlauben - und würde wohl mehr nach sich ziehen als eine kleine Strafarbeit wenn man sie dabei erwischte.

Und auch der Gedanke, Gorix direkt danach zu fragen verblasste langsam weiter, als sie andere Hinweise fand und diese Art der Verbindung unwahrscheinlicher werden ließ. Sie hatte zwar die Vermutung, dass etwas in dieser Art der Auslöser sein könnte, doch war ihr Interesse gerade zunächst einmal größer, die Auswirkungen untersuchen und eingrenzen zu können. Für weitere Fragen blieb dann immer noch Zeit.

Gefrustet schlug sie das Buch zu und legte es auf den großen Stapel auf dem Tisch rechts neben ihr, der bald umzukippen drohte und nahm sich das nächste Buch vom Stapel zu ihrer Linken in der Hoffnung, dort mehr Details zu finden.

Der Jüngling, der in der Bibliothek für Ordnung sorgte, war zwischendrin so nett, ihr die Bücher von dort wegzuräumen so dass sie in Ruhe weiter lesen konnte.
“Danke, Sebastian.” Entschuldigend lächelte sie ihm zu bei dem Berg, den sie schon wieder aufgetürmt hatte.

“Gerne. Kommst du denn weiter, Stella?”

“Ja, ich denke schon. Wenn auch etwas mühselig.”

Mit prüfendem Blick musterte sie die Pergamente vor ihr in denen sie die Notizen zusammenfasste. Viele Bruchstücke - aber immerhin hatte sie überhaupt etwas gefunden. Und sogar etwas neues, das sie zuvor nicht kannte und anhand der spärlichen Notizen aber durchaus für Kydoras Fall in Frage kam.
Nur wirklich tiefergehend war kein Kapitel, keine Randnotiz gewesen.

“Waren das alle Bücher?”

“Ja, das sollte alles zu dem Thema gewesen sein. Also abgesehen von dem restlichen Stapel da.”

Na immerhin hab ich dann bald alles zu dem Thema durch. Und dann geht es mit der Planung weiter. Aber immerhin muss ich dafür nicht in der Bibliothek festsitzen.


“Gut, danke dir.”


Damit begann die Magierin, im nächsten Buch zu blättern bis zu dem Kapitel, das sie suchte.
Doch auch hier fand sie nicht, wonach sie suchte und wollte das Buch schon wieder zuschlagen, als ihr Blick an einem Wort hängen blieb, das unter einer handschriftlichen Notiz stand.
“Salasandra”
Irgendwas sagte ihr das Wort, doch sie wusste nicht was.
Als sie jedoch den ganzen Kommentar las (was nicht sonderlich viel war - mal wieder), der von engen, elfischen Verbindungen sprach, erinnerte sie sich dunkel, dass Sasha das Wort irgendwann einmal in den Mund genommen hatte.

Ziemlich sicher nicht, wonach ich suche, aber vielleicht erzählt sie mir ja etwas dazu.


Daraufhin blätterte sie noch einmal weiter, sich versichernd, dass auch dieses Buch keine weiteren Informationen enthielt und begann dann einen neuen, den letzten Stapel, nachdem Sebastian den letzten gerade weggeräumt hatte.
Doch die letzten Bücher enthielten auch keine weiteren neuen Informationen mehr und so musste sie zunächst wohl damit leben, was sie bisher finden konnte.