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Die Gebiete in Caldrien => Das Caldrische Imperium => Thema gestartet von: Mel am 16. Feb 13, 08:40

Titel: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 16. Feb 13, 08:40
Schnee bedeckte das Land und liess es in der kalten Wintersonne im schönsten Glanz erstrahlen, so dass man sich die hand vor die Augen halten musste, um nicht zu erblinden.
Jedes Geräusch wurde gedämpft, nur gelegentlich hörte man Äste unter der Last der weißen Pracht knacken und knarzen und die Menschen stöhnen, wenn sie tief in den Schnee einsanken und sich wieder herauskämpften.

Im Laviniakloster, unweit von Reines, quollen die oft leerstehenden Gebäudeteile über von den Armen, die sich hier für ein warmes Essen und einen trockenen Schlafplatz verdingten und das Kloster von den Schneemassen befreiten, Dächer ausbesserten, putzten, Feuerholz sammelten und zum Trocknen ausbreiteten, kochten und zur Stelle waren, wo immer eine helfende Hand gebraucht wurde.

Von all dem geschäftigen Treiben bekam Lorainne nur sehr wenig mit. Meist hockte sie in der Schreibstube und studierte die alten Chroniken, kopierte Texte oder verschanzte sich in ihrem Zimmer, allein mit ihren Gedanken.
Nur widerwillig erschien sie zum Essen und nichteinmal mit ihrer Schwester, die seit ihrer Kindheit in diesem Kloster lebte und ausgebildet wurde, sprach sie viel.

Sie war völlig in ihren Schriften versunken, als ein Klopfen an der Tür sie aufschreckte.
"Quoi?" pampte sie, wenig erfreut, über die Störung.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 18. Feb 13, 20:51
"Ich bin es, mademoiselle." Vanion trat ein und verbeugte sich höflich. "Ein Bote des Klosters hat Jacques und mich erreicht, zwei Tage entfernt von hier."

Der Knappe warf einen Blick in den Raum. Aufgeschlagene Papiere lagen im Raum verteilt, viele auf einem großen Schreibtisch, einige auf dem Boden. Ein paar waren sogar in Raumecken gelandet, zusammengeknüllt und weggeworfen. Aufgeschlagene Bücher, Tinte und Feder - eine Schreiberstube hätte der Anblick alle Ehre gemacht.

Der Knappe grinste verschmitzt.

"Man sagte mir, Ihr bereitet Euch nicht angemessen auf die Hochzeit vor, sondern züchtet Bücherwürmer. Die heiligen Brüder hier sind arg in Sorge ob Eures Seelenheils."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 25. Feb 13, 23:31
"Brüder?" Lorainne schien irritiert, bis ihr einfiel, dass Vanion wahrscheinlich in dem Trakt untergebracht war, in dem die wenigen Mönche des Klosters lebten, weit entfernt von den Frauen.
In Gedanken war sie immer noch in den Chroniken verteift und sie hatte Mühe, sich im Hier und Jetzt zu orientieren.
"nicht angemessen auf meine Hochzeit vorbereiten? Ich glaube kaum, dass ich darüber bei Dir Rechenschaft ablegen muss, n´est pas? aber schön zu hören, dass scheinbar alle in Sorge um mich sind, weil ich mich mit Büchern beschäftige."
Sie seufzte resigniert.
"und dich holen sie also her, weil sie glauben, dass ich auf dich höre?" fragte sie grinsend und wollte in eintreten lassen. Doch als sie die Ausmaße der Unordnung in ihrer Kammer erfasste, schloss sie peinlich berührt ihre Tür.
"Vraiment, ich brauche wohl wirklich etwas frische Luft."
sie führte Vanion durch die endlos scheinenden Gänge in den Garten.
"Ja, die Bücherwürmer, eine Plage!" langsam kehrte ihr Humor zurück.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 26. Feb 13, 01:40
"Eure Finger riechen nach Büchern, der Geruch lockt die Würmer wohl an." Vanion wurde ernst. "Ich weiß, Ihr habt Eure Entscheidung getroffen, und ich zweifle nicht daran. Nur, seid Ihr fündig geworden? Was die heiligen Geschwister hier von der ganzen Sache halten, ist mir recht egal, Lavinia möge mir verzeihen."

Die beiden gingen langsam durch den Garten, geistesabwesend pflückte Vanion einen Halm und kaute darauf herum.

"Ich war auf dem Weg hoch nach Firngard, als ich auf diesen Boten getroffen bin, ich hatte nicht damit gerechnet, dass Ihr immer noch hier seid. Man scheint sich Sorgen zu machen." Vanion senkte die Stimme. "Natürlich weiß man, dass Ihr nicht gerade zur spirituellen Einstimmung auf eine Hochzeit hierhergekommen seid. Man weiß zwar nicht, was genau Ihr hier tut, aber selbst ein Blinder würde bemerken, dass hier keine Frau darauf wartet, zu Ihrem Ehemann geführt zu werden. Vertraut Ihr allen hier?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 26. Feb 13, 02:06
"Oui, naturalement. ich bin zwar nicht immer mit allen hier einer Meinung, aber ich vertraue nahezu jedem hier bedingungslos- zumindest was mein momentanes Wohl angeht."
Lorainne liess sich auf eine Bank nieder und kuschelte sich in ihren Umhang.
"Natürlich kann mich der baron hier jederzeit an den Haaren herausziehen, wenn es ihm zu bunt wird, immerhin ist die mère superior seine Schwester und er geht hier ein und aus. Sowohl er als auch die mère superior wollen einen Laviniaorden ins Leben rufen, der Baron will dafür einiges stiften.Beide hätten gerne, dass ich in diesen Orden eintrete, dann müsste ich Roquefort nicht heiraten, würde aber auf alles verzichten, was mir zusteht, und es wären viele Probleme gelöst, zumal ich mich in diesem Orden gut machen würde, weil meine Schwester ja hier in die Fußstapfen der ehrenwerten Mutter tritt. Aber das sind genau die politischen Machtspielchen, die mir nicht liegen."
Lorainnes Blick streifte die Berge im Norden und sie grinste.
"Ich könnte mich auch in Oscronne verstecken."
Dann wurde sie wieder ernst und senkte ihre Stimme:"Diese... Fehde zwischen den Roqueforts und meiner Familie besteht schon immer. Früher wurde Blutgeld gezahlt und damit sind solche Fehden eigentlich hinfällig, aber sie flammt immer erneut auf. Ich will den Grund kennen. Und ich bin auf ein paar andere interessante... Geschichten gestossen und weiss noch nicht, was ich davon halten soll. Wenn ich hier ein bisschen mehr über diese Geschichte erfahre, weiss ich auch, wonach ich in La Follye suchen muss."
Sie machte eine wegwerfende handbewegung.
"Du kennst meine Gründe und jetzt, wo du hier bist, erwarte ich, dass Du mir die Schwestern vom Hals hälst. Ich will in ruhe weitersuchen können. und dieser Brautunterricht: ich war auch den Schlachtfeldern engoniens, ich kann mir kaum vorstellen, dass es in einer ehe anders zugeht, als im Krieg- vielleicht ist das Essen besser."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 27. Feb 13, 14:04
"Aber natürlich, mademoiselle. Wie lange plant Ihr noch, hier zu bleiben? Gibt es einen festen Zeitpunkt, andem Roquefort Euch erwartet?" Vanion wartete die Antwort nicht ab.

"Selbst wenn, mit leeren Händen werdet Ihr wohl kaum aufbrechen wollen, n'est-ce pas?

Vanion ging vor der Bank hin und her, auf einen genervten Wink von Lorainne setzte er sich schließlich hin. Er genoss die blasse Sonne und den Moment der Ruhe.
Auf Blanchefleur konnte man wirklich die Seele baumeln lassen. 
Seine Gedanken schweiften zu seinen Satteltaschen, in denen noch immer ein alter, blau-gelber Wappenrock steckte.

"Ihr seid auf interessante Geschichten gestoßen, ich habe eine solche erlebt."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 27. Feb 13, 23:31
Lorainne schwante nichts Gutes.
Sie seufzte tief:" Also, was ist passiert? Was hast Du angestellt? Wird jemand Genugtuung fordern?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 27. Feb 13, 23:32
"Jemand hat bereits Genugtuung gefordert."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 28. Feb 13, 00:08
"Aha."
Lorainne lehnte sich auf der bank zurück und genoss die Sonnenstrahlen; sie war nicht in Stimmung für Hiobsbotschaften.
Nach einer langen Pause, die Vanion wie eine Ewigkeit vorkommen musste, fragte sie nach den Geschehnissen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 01. Mär 13, 13:55
Vanion überlegte kurz, wie detailliert er erzählen sollte. Er entschloss sich, das von Lorainnes Nachfragen abhängig zu machen.

"Noch in Schlagbaum hab ich an einem Abend in der Kneipe einen alten Jeldriken getroffen, Konrad von Hirschsprung. Wir kamen ins Gespräch, zunächst freundlich und höflich, bis wir auf den Pilgerzug zu sprechen kamen.
Da ging das Gespräch dann bergab. Je mehr ich erzählte, desto hitziger wurde der Mann. Er bezichtigte die Götter, Engonien verlassen zu haben, bezichtigte Richard Brin und Flamen Damian des Versagens im Angesichte Jeldriks.

Eine hitzige Diskussion entstand, ich versuchte ihn, zu überzeugen, dass die Dinge nicht so bitter standen wie er es meinte. Doch ich scheiterte und tappte in eine Falle. Er drehte mir die Worte im Munde herum, bis er schließlich Ihre Majestät, die Imperatorin, und auch Euch, als Szivarsdiener verfluchte. Desselben bezichtigte er mich, und in einem Atemzug damit forderte er mich. Mein Stand mache ihm nichts aus, sagte er.

Ich versuchte erneut, dieses Duell zu verhindern. Nicht aus Angst! Sondern weil es einfach unnötig war!" Vanion machte eine kurze Pause.

"Doch er ließ nicht locker. Jedes weitere Wort hätte mich als Feigling dastehen lassen. Ich akzeptierte." Vanion schwieg. Er musste nicht mehr erzählen - er war lebend hier, und der Jeldrike offensichtlich nicht.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 04. Mär 13, 14:12
Lorainne zuckte die Achseln:" Für ihn als Ritter, hätte es durchaus andere Mittel gegeben, Dir Respekt beizubringennund wenn er sich von Dir beleidigt gefühlt hat, hätte er mich fordern sollen. Hier hätte sich niemand mit einem Kanppen duelliert, schon gar nicht auf Leben und Tod. Aber so wie ich den Orden der Jeldriken im Krieg kennen gelernt habe, definieren sie die Rittertugenden oft anders, als jeder andere Ritter und ich konnte selten eine Entscheidung von ihnen nachvollziehen. Und da ich weiss, wir Du zur Königin stehst, war es sehr ehrenvoll von Dir sie zu verteidigen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 04. Mär 13, 14:35
Vanion verkniff sich jede Regung, als Lorainne, wahrscheinlich ohne Absicht, die Imperatorin nur als Königin betitelte. Innerlich schmunzelte er jedoch.

"Ihr hättet dabei sein müssen. Dieses Gespräch, dieser Abend war - war - nun, wenn selbst mir die Worte fehlen, um eine Begebenheit passend wiederzugeben, dann könnt Ihr gewiss verstehen, dass das Wort 'unbeschreiblich' für diesen Abend noch schwach gewählt ist.

Dieser Jeldrike sprach gar nicht von Tugenden. Jedenfalls nicht offensichtlich. Er sprach eher in Bildern. Ich will nicht anmaßend klingen, aber ich meine, aus Euren Worten eine gewisse Abneigung gegenüber diesem Orden heraushören zu können." Vanion sah sich um; als er niemanden sah, legte er die gestelzte Redeweise, die er bisher genutzt hatte, ab.

"Habt Ihr etwas gegen Jeldriken, mademoiselle?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 05. Mär 13, 20:39
"Non, ich habe nichts gegen Jeldriken. Nur glauben sie, stets einen Sonderstatus inne zu haben und die wenigen Jeldriken, die ich kennen gelernt habe, entpuppten sich als elende Feiglinge..." Sie brach ab, als sie an die Begegnung mit Ralf von Krähenbroich dachte und sie ballte Fäuste. Wenn sie damals doch nur schon Ritter gewesen wäre...
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 06. Mär 13, 01:55
"Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe, aber ich schäme mich dessen auch nicht. Dieser Jeldrike mag vieles gewesen sein, aber gewisse kein Feigling."

Vanion überlegte kurz, ob er Lorainne nach ihren Erlebnissen fragen sollte, jedoch besann er sich eines besseren. Sie würde schon reden, wenn ihr danach wäre.

"Es scheint, als ob die Jeldriken vom Verlauf des Pilgerzuges enttäuscht wurden. Konrad sprach davon, dass Damian, und auch Richard Brin, an Jeldriks Stelle Frieden für das Kaiserreich bringen sollten, jedoch beide versagt hatten. Der Orden ist zusammengeschmolzen, es scheint nicht mehr viele Jeldriken zu geben. Doch nach dem, was ich erfahren habe, würde ich keinen von ihnen als Feigling bezeichnen. Sie.. sagen wir, sie haben einen anderen Blickwinkel? Ich weiß es nicht."

Vanion schwieg kurz.

"Doch nun sagt mir, wie viel Zeit bleibt Euch hier noch, bis die Hochzeit beginnt? Und was ist meine Aufgabe während meiner Zeit hier?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 07. Mär 13, 19:26
"ich weiss nicht ob Damian für Frieden im Reich hätte Sorgen können, nur weil er wie Konar aus dem Totenreich wiederkehrte. Und Richard Brin?"
Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte es hätten tun können, wie sehr sie diesen Mann verachtete.

"Was Deine Aufgaben hier betrifft, nun, ICH habe nicht nach Dir schicken lassen, aber da Du schon einmal hier bist- ich wäre Dir verbunden, wenn Du mir die Schwestern- besonders meine eigene Schwester und die Mutter Oberin- vom Halse schaffen könntest. Und ich werde mal sehen, was sie der Braut beibringen möchten."

Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Mär 13, 13:57
Vanion verbeugte sich. "Mais oui, mademoiselle, dann werde ich genau das tun."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 09. Mär 13, 08:05
"Dann mach Dich frisch, es dauert nicht mehr lange bis zum Essen, wenn Du fertig bist, bringst Du mir bitte etwas Brot und Käse, und einen frischen Krug Wasser, ich esse oben, um mitternacht nehmen wir dann an den letzten Gebeten teil."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 19:27
Die wenigen Wochen vergingen wie im Flug.
Vanion machte sich im Kloster nützlich, wo immer eine helfende hand gebraucht wurde, war er zur Stelle- vor allem, um Lorainne aus dem Weg zu gehen, die in ihrer Kammer oder der Schreibstube hockte und eifrig aus den Büchern abschrieb.
Lorainne war es recht so, denn sie war seine gutgemeinten Ratschläge leid und wollte vorzugsweise ihre Ruhe.
am Brautunterricht nahm sie zwar Teil, doch nur mit wenig Begeisterung. Ständig schweiften Ihre Gedanken ab.
Wenn es wirklich stimmt, was sie gestern in den Chroniken gefunden hatte....
Sie musste sich beherrschen, um nicht siegessicher vor sich herzugrinsen.
Wenn der Baron erst diese Aufzeichnungen in die hände bekommen würde....

Sie suchte Vanion und fand in bei der Feldarbeit mit den Mönchen.

Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 19:39
Vanion schwitzte, trotz der Kälte. Der Frühling ließ hier oben auf sich warten, dennoch gab es schier unendlich viele Arbeiten in diesem Kloster, die sich offensichtlich nur mit seiner Hilfe erledigen ließen. Seine anfängliche Hilfsbereitschaft war schnell abgekühlt, als immer mehr Arbeit auf ihn zu kam. Mal war es die verhutzelte Schwester Greta, dann wieder der füllige Küchenmeister Borgrimm, die ihn dies und jenes tun ließen. Selbst die Novizen wollten ihm schon Aufträge geben. Na, auch Demut sollte gelernt sein, hatte Vanion nur gedacht, die Schultern gezuckt und die Saat verteilt.

Überrascht schaute Vanion auf, als er Lorainne herannahen sah. Sie wirkte hübsch, fast ein wenig verletzlich in dem dunkelgrünen Kleid, das sie trug.
Rasch legte er die Hacke beiseite. "Mademoiselle, was für eine Überraschung!" Die Sonne freut sich auch, dich nochmal zu sehen, chevalière Bücherwurm, dachte Vanion unwillkürlich. Er hatte gelernt, seine Gedanken nicht mehr auszusprechen, und er hatte dieses stille Grinsen, das jemand aufsetzt, wenn er über einen Witz schmunzelt, den nur er selbst versteht, gradezu perfektioniert. "Was kann ich für Euch tun?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 20:07
"Es ist Zeit. Wir müssen packen. Morgen früh brechen wir auf."
Ihre Stimme war ruhig, fast teilnahmslos, als ginge das alles sie am allerwenigsten an.
Sie unterdrückte jedwede Emotion, am liebsten hätte sie es nämlich herausposaunt,
Doch es war noch zu gefährlich.
"Komm, Deine Sache kann Maria noch waschen, in der Küche sollten sie bis morgen trocken sein. immerhin wollen wir ja nicht völlig verdreckt von Savaric Leuten empfangen werden."
Lorainne hatte eine kurze Pause gemacht, bevor sie seinen Vornamen aussprach. Mit dem Wissen über ihn, dass sie jetzt besaß, war es seltsam, ihn so zu nennen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 20:33
"Sehr wohl, mademoiselle." Vanion lief rasch in den Küchentrakt, wo er sich bis auf die Unterwäsche auszog. Rasch bat er Maria, seine schmutzigen Sachen zu waschen, dabei entging ihm nicht ihr wohlwollender Blick auf seinen blanken Körper. Zwinkernd verließ die Magd den Raum, um ihm ein frisches, nach Lavendel duftendes Hemd und eine dunkelbraune, weite Pluderhose. Die Zeit nutzte Vanion, um kurz in den Zuber im Waschraum zu hüpfen. Er schrubbte sich kurz mit dem kalten Wasser ab. Als Maria zurückkam, stieg er aus dem Zuber und zog sich rasch an. Er errötete ein wenig, als Maria eine derbe Bemerkung über seinen Hintern machte.

Noch halb in Gedanken an die Magd versunken, klopfte Vanion an Lorainnes Tür, dann trat er ein. Sie saß mit dem Rücken zu ihm an einem Tisch, schien sich jedoch grade erst hingesetzt zu haben. Der Knappe stellte fest, dass Lorainne sehr angespannt wirkte. Irgendetwas hatte sie gefunden.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 20:41
Es duftete im ganzen Raum nach Seife und frischen Kräutern. Offenbar hatte Lorainne isch auf frisch gemacht.
 Die Tintenklekse an Gesicht und Händen waren verschwunden und ihre sie sah auch nicht mehr wie ein Stachelschwein aus.
Auch hatte sie die tintenverschmutze kleidung getauscht und saß jetzt in Hosen und weißer Tunika am Tisch und war in ein Buch versunken.

alsVanion eintrat, schreckte sie hoch und ihr Gedichtband fiel zu Boden.
"Vanion". Sie lächelte.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 20:53
Rasch bückte Vanion sich galant und hob das dicke, schwere Buch hoch. "'La beauté de la nature, une histoire de l'amour'?", las er ab. "Ich wusste nicht, dass Ihr Euch so gut auf die Hochzeit vorbereitet." Mit einer Verbeugung reichte er Lorainne das Buch.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 21:01
Lorainne nahm das buch und schlug lachend nach ihm.
"Das hat nichts mit der Hochzeit zu tun, wie sollte mich das auch darauf vorberei..."
Sie brach ab und wurde rot.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 21:28
Spielerisch wich Vanion dem Schlag aus. Er grinste nun breit und genoss den privaten Moment, den Lorainne und Vanion hatten.
"Na, Ihr seid Ritter, Lorainne. Wollt Ihr Eurem Angetrauten nicht die Minne darbieten? So manches Gedicht könnte er sich von Euren Lippen anhören, damit Ihr sein Herz im Sturm erobert." Der Knappe schien jetzt erst Lorainnes frisches Äußeres zu sehen. "Aber natürlich wird er allein ob Eurer lieblichen Gestalt ganz der Eure sein."

Vanion überlegte kurz, ob er nun ernst werden sollte - ihn interessierte ungemein, ob Lorainne nun Recht behalten hatte und gefunden hatte, was immer sie gesucht hatte - oder ob sie die Hochzeit tatsächlich eingehen wollte. Vanion hatte bis zuletzt an Lorainnes Wille zu dieser Hochzeit gezweifelt, doch schien es tatsächlich die Wahrheit zu sein. Der Knappe schwieg, er überließ Lorainne die Initiative.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 21:33
sie grinste, immer noch leicht verlegen.
sie hatte jedweden gedanken an die hochzeit weggeschoben, dass ihr jetzt erst wieder einfiel, was gertrud im brautunterricht über die pflichten einer frau gesagt hatte- und über die hochzeitsnacht.

dann erst bemerkte sie, dass vanions gesicht diesen seltsamen ernsten ausdruck trug.
"Was ist los? fällt dir der abschied so schwer?"es warnicht schwer zu erraten, dass dies keine ernst gemeinte frage war.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 22:07
Vanion ignorierte die Frage. "Ihr.. Ihr habt doch schon.." Vanion verschlug es die Sprache. Sie ist Jungfrau?! Er trat einen Schritt zurück und räusperte sich, um den peinlichen Moment zu überbrücken. Jungfrau oder nicht, Lorainne schien voller Scham zu sein.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 22:23
loraiines mund klappt auf und wieder zu.
sie schloss kurz die augen, wurde noch röter im gesicht und stürzte dann ein glas wein hinunter.
sie klang heiser als sie sprach:" also, dich beschäftigt, meine jungfräulichkeit. da scheinen sich im moment ja viele männer gedanken drum zu machen."
ihr gesicht nahm wieder seine normale farbe an.
"Vanion, ich bin die tochter eines ritters, wir treiben es nciht wie die bauern vor der ehe. auch wenn ich mit männern in einem raum geschlafen habe, hat sich doch niemand in meine nähe getraut. simon hat über meine tugend gewacht, glaubst du wirklich, dass ein mann DAZU gelegenheit gehabt hätte?"
sie vorstellung amüsierte sie sichtlich.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 22:31
Vanion hatte so einiges erwartet aufgrund seines verbalen Ausrutschers, aber das?
"Ich.. naja, also - ich mache mir selbstverständlich keine Gedanken über Eure Tugend! Das steht mir doch gar nicht zu, und es ist anmaßend und - ..." Er verstummte.

Der Knappe hielt es für eine gute Idee, Lorainnes Glas wieder aufzufüllen. Er überging einfach mal die Vorurteile, die Lorainne an den Tag legte - Wie die Bauern vor der Ehe, also wirklich! Was ist denn so schlimm daran?! Abrupt ließ Vanion den tangarianischen Bauern verstummen.
"Also.. ihr braucht keine Angst davor zu haben."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 22:38
"Tatsächlich?Du weisst bestimmt ganz genau, wie es sich für eine frau anfühlt?" erwiderte sie spitz.
"ich habe keine angst davor, nur...ein kampf wäre mir lieber.  mit einem schwert kann ich besser umgehen".
"außerdem ist das reine zeitverschwendung, ich habe besseres zu tun, als körperflüssigkeiten mit einem dahergelaufenen sohn einer.."
lorainne stoppte und nippte erneut an ihrem wein.
"Wir sind aber nicht hier, dass du mich jetzt aufklärst. glaub mir, die schwestern hier nehmen ihre aufgaben sehr ernst. ich bin sicher, dass ich jetzt mehr über die... möglichkeiten der frau weiß, als du es dir erträumen kannst."
sie errötete erneut.

sie stand auf, um ein wenig raum zwischen sich und ihren knappen zu bringen. sie war wohl zu lange bei den büchern gewesen, dass sie jetzt ziemlich hilflos in einem gespräch gefangen war, dass sie nie beginnen wollte.

Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 22:44
"Na, ich glaube nicht, dass ich Euch nichts erzählen kann, vielmehr glaube ich, dass ich als Euer Knappe Euch rein gar nichts darüber erzählen sollte." Vanion beschloss, Lorainne an ihre Autorität und an ihren Stand zu erinnern - es würde ihr so leichter fallen, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken - wenn sie das denn wirklich wollte.

"Mademoiselle Chevalière, Ihr habt mich persönlich hierher bestellt. Was immer Ihr von mir wissen wollt, fragt, und ich werde es beantworten. Ich stehe voll und ganz zu Eurer Verfügung".
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 22:53
"Fragen? in welcher hinsicht?"

sie grinste vanion an und genoss sichtlich, wie er um worte rang, das thema schien auch ihm nicht zu behagen.

ich möchte, dass du meine sachen packst und mir die vor morgen raussuchst- wag es ja nicht, mir ein kleid bereit zu legen!" sie dachte nach.
"waffen und helm polieren, rüstung. die kannst du dann aber einpacken, mein schwert werde ichselbstverständlich tragen. ach, und den wappenrock, sei so gut, und lass ihn stopfen- du stellst dich dabei auch nicht geschickter an, als ich.
da buch muss zurück in die bibliothek." sie schaute sich um.
"mon dieu, das wichtigste hätte ich fast vergessen. diese mappe gibst du meiner schwester oder der mutter oberin. und nur den beiden!"
vanion hatte die mappen schon ein paar mal gesehen, wenn lorainne mit ihren schriften beschäftigt gewesen war. doch nun schien sie weitmehr papiere zu beinhalten als noch vor ein paar wochen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 23:00
"In jeder Hinsicht, mademoiselle." Vanion mochte unangenehm berührt sein, aber er war nichtsdestotrotz über anderthalb Jahre mit einem Barden durch die Welt gezogen. Ihm war nicht mehr viel peinlich, und es ließ ihn auch nicht allzuviel erröten, was dieses Thema betraf.

"Jawohl." Ein etwas längeres Lederwams hatte er schon herausgelegt, da er wusste, dass der Tag der Abreise näher rückte. Dazu noch eine dicke wollene Reithose, und noch ein guter Mantel für die Schultern und den Rücken, mehr würde es kaum brauchen. "Tatsächlich würde ein Reitkleid Euch gut stehen, mademoiselle. Vielleicht wird es Zeit, dass Ihr solche Trachten zu schätzen lernt - Ihr seid schön, doch Ihr würdet mir nicht glauben, wieviel schöner Ihr aussehen könntet."

"Mademoiselle, wenn ich eine Frage stellen darf - wart Ihr erfolgreich mit Eurer Suche?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 23:08
Sie tat das Kompliment mit einer handbewegung ab. sie wusste immer noch nicht, wie sie damit umgehen sollte- dazu hatten die guten schwestern nichts gesagt, was wohl daran liegen mochte, dass die wenigsten ehefrauen komplimente von ihrem gatten bekamen, stattdessen eher schläge.

"Kleider sind unpraktisch. und mit unpraktischen dingen kann ich nichts anfangen. außer mit büchern. und meinem schreibzeug. das fand simon immer furchtbar unpraktisch, dabei hat es uns das ein oder andere mal gerettet. ahja, wo ist mein schmuck? den verstaust du bitte auch sicher. wir wollen ja kein gesindel anlocken."
sie machte ein kurze pause, als vanion sie fragte.
"nunja, suche ist zu weit gefasst, aber ich bin auf ein paar andere... interessante details gestossen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 23:17
"Na, wenn Roquefort Euch schlägt, wird ihm das bestimmt gut bekommen. Ihr seid schließlich eine wehrlose, unterwürfige, folgsame Ehefrau, nicht wahr? Das hat man Euch hier doch gewiss beigebracht." Vanion beobachtete Lorainne scharf - sie wirkte tatsächlich verunsichert, in vielerlei Hinsicht. Sein Blick fiel auf das Weinglas, es war schon wieder leer. Unauffällig schaute er in die Karaffe, die auf dem kleinen Beistelltisch stand. Täuschte er sich, oder war der Boden tatsächlich zu sehen?

"Lorainne, Ihr - du. Du brauchst keine Angst zu haben, jedenfalls nicht vor dem Verlust deiner Tugend oder, oder.. oder was weiß ich. Ich bin mir sicher, dass du die Ehe um einiges ernster nimmst als Roquefort! Wer weiß, was wirklich dahinter steckt, ich weiß es nicht. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann dass hinter caldrischen Ehen immer Politik steckt, und Politik ist etwas, das zu hoch für mich ist!" Fast zärtlich ergriff Vanion Lorainnes Arm und bugsierte sie wieder zu ihrem Stuhl. Er war ein wenig überrascht, als sie ihn gewähren ließ.
Vanion beugte sich vor und sah Lorainne direkt in die Augen.
 
"Von Freund zu Freund, nicht von Knappe zu Ritter - du bist nicht allein, und du wirst es auch nicht sein. So wenig ich vielleicht tun kann, ein Mann mehr ist besser als einer weniger."

Vanion richtete sich wieder auf und fragte nun recht förmlich:
"Mademoiselle, auf was genau seid Ihr gestoßen?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 23:40
lorainne runzelte die stirn über vanions seltsames verhalten.
"vanion, was ist los? ich weiss, dass ich mich in den letzten wochen ein wenig... sonderlich verhalten habe, aber was genau willst du von mir? glaub nicht, dass mir dein blick eben entgangen ist.
die ehe ist mir egal, sie wird keine gültigkeit besitzen."
sie seufzte.
"vanion, ich kann das jetzt nicht besprechen. aber ich kann dich beruhigen: für den unwahrscheinlichen fall, dass ich sterbe, ist für alles weitere gesorgt. doch das wird nicht geschehen. mein... verlobter.. zieht zuviel nutzen aus dieser hochzeit. für ihn bin ich lebendig mehr wert, als tot. denn mit mir hat er auch marnois hinter sich. wenn mir aber etwas zustieße, hätte er marnois gegen sich. und ich bezweifle, dass blanchefleur ihn unterstützen würde, zumal er sich seinem.. befehl.. wiedersetzt hätte, wenn ermir etwas antut."

Lorainne war in der Tat optimistisch. Es war wahrscheinlicher, dass sie vom Pferd stürzen und sich das Genick brechen würde, als dass Roquefort ihr etwas antat.
"Alors, wenn du dich von deiner magd... verabschieden willst, hast du nach dem abendessen gelegenheit dazu. nach dem nachtgebet werdenwir zu bett gehen. morgen nach dem morgengebet brechen wir auf. wenn wir in der nacht rasten, sollten wir übermorgen gegen mittag mit den männern aus la Follye zusammentreffen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 23:47
Großartig, Vanion, großartig. Falscher hätte sie dich nicht verstehen können.
"Es ist wohl alles gesagt. Ich vertraue auf Euer Wort, dass Roquefort Euch nichts tun wird." Vanion nahm die beiden Mappen, dann wünschte er Lorainne eine gute Nacht. Nachdem er seinen Botengang erledigt hatte, ging er tatsächlich nochmal in den Dienstbotentrakt. Maria schlief in einer kleinen Koje. Sanft weckte er sie.

Am nächsten Morgen erwachte Vanion nur ungern, doch so schön die Nacht doch war, es war Zeit. Sanft schob er Maria von sich weg und flüsterte ihr ein paar liebevolle Worte ins Ohr, während er beobachtete, wie sie sich grummelnd umdrehte und wieder einschlief.

Rasch wusch sich der Knappe, dann nahm er ein kleines Frühstück ein. Es wurde Zeit zum Morgengebet, er erwartete, Lorainne in der Kapelle zu finden.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 03. Apr 13, 23:52
lorainne war schon früh auf den beinen gewesen und kam gerade von der weide hinter dem stall, als sie vanion aus dem dienstbotentrakt huschen sah.
also doch!
"Vanion! Bonjour!"die stiefel in der hind, kam sie barfuss durch das taufeuchte grass auf ihn zu.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Apr 13, 23:55
"Bonjour, mademoiselle. Habt Ihr gut geschlafen?" Barfuß!? Er enthielt sich jeden Kommentars. "Mademoiselle, das Morgengebet beginnt bald. Kann ich irgendetwas für Euch tun? Die Taschen sind gepackt, die Pferde schon gesattelt."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 04. Apr 13, 00:00
"hat sie, "sie wies mit dem kopf zu dem haus, das vanion gerade verlassen hatte, "frühstück gemacht? sonst müssen wir sehen, dass wir in der küche noch etwas für dich finden. ich werde mich jetzt fertig machen, in einer stunde reiten wir los. sei so gut und bring mir meinen wappenrock, sarah hat ihn gestopft und noch ausgebürstet. danach gehen wir zum gebet."
im gehen wandte sie sich nochmal um:"und sieh zu, dass du etwas in den magen bekommst."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 04. Apr 13, 00:04
"Sehr wohl, mademoiselle." Vanion erwähnte nicht, dass er im Grunde mit der Sonne aufgestanden war und sein Frühstück längst verspeist hatte. Rasch holte er den Wappenrock, dann nutzte er die Zeit, um sich nochmal von Maria und seiner Tochter zu verabschieden. Die Kleine schlief noch. Dann ging er zur Kapelle, wo er sich neben Lorainne kniete und der Andacht lauschte. Im Stillen bat er Lavinia, Maria und seine Tochter zu schützen. Auch für Lorainne betete er.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 04. Apr 13, 10:22
Lorainne hatte sich den Wappenrock übergezogen, das Schwert gegürtet und ihren silbernen Stirnreif aufgesetzt.
Der Abschied fiel ihr schwer.
nachdem die letzten umarmungen und worte ausgetauscht waren, setzte sich ein kleiner tross in bewegung.

die sonner schien erstaunlicherweise, doch es war immer noch kalt. in der nacht hatte es wieder geschneit und die wege waren glatt.
lorainne liess ihrer stute die zügel, sie würde ihren weg schon finden, und genoss den sonnenschein in ihrem gesicht.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 06. Apr 13, 23:11

Nach den Ereignissen im Forêt d'Artroux
_______________________________

Es regnete. Die ganzen zwei Tage, die Brianna und Vanion gebraucht hatten, das Kloster in Blanchefleur zu erreichen, hatte es geregnet. Nieselregen, grau, wie ein Vorhang vor dem Himmel und dem Weg. Die beiden hatten auf der Reise nicht viel gesprochen, was vor allem Vanions schlechter Stimmung zuzuschreiben war. Müde erreichten die beiden Reiter am späten Nachmittag das Kloster. Vanion stieg ab und streichelte seinem Pferd über die dampfenden Nüstern. Dann klopfte er an das große, hölzerne Tor des Klosters.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 07. Apr 13, 08:48
Es wurde geöffnet unddie beiden Torwächter schauten sich verdutzt an: "ist das alles, was der baron uns schickt? Oder seid ihr nur die Vorhut? Kommt herein, wirkönnen jede helfende Hand gebrauchen."
Das Tor öffnete sich ganz und gab den Blick auf Trümmer frei, teilweise stieg noch schwarzer Rauch in die Luft.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Brianna am 07. Apr 13, 13:58
Brianna grüßte dir Torwächter.
Ihre Augen weiteten sich überrascht, als sie die rauchenden Trümmer sah. Was war hier nur geschehen?
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 07. Apr 13, 15:40
Auch Vanion riss erstaunt die Augen auf. "Was ist hier passiert?!"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 07. Apr 13, 17:52
"habt ihr es noch nicht gehört?" antwortete der ältere der beiden Wächter, "vor zwei tagen hat es einen großen Brand in der Bibliothek gegeben, der sich schnell ausgebreitet hat.Viele von den Schwestern, Brüder und Bediensteten wurden verletzt, bei dem Versuch, den Brand zu löschen. Das Feuer griff schnell auf die anderen Gebäuder über, einige sind völlig zerstört. Leider gibt es auch einige Tote zu beklagen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Brianna am 07. Apr 13, 20:47
"Das ist ja schrecklich!", rief Brianna, "Wie konnte das geschehen?"
Fragend blickte sie zu den Wachen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 07. Apr 13, 21:00
"Ein Unfall? Unachtsamkeit?" Vanion schüttelte den Kopf. "Lavinia segne die Toten. Bringt uns zur Mutter Oberin, schnell!"

Der Knappe wandte sich Brianna zu und nahm sie zur Seite. Leise sagte er: "Ich glaube kaum, dass das ein Zufall ist."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 07. Apr 13, 21:21
"Jemand war unachtsam und hat eine Kerze in der Bibliothek brennen lassen. Und bei all' den Büchern und Papieren dort... kein Wunder, das alles wie Zunder brannte. und da sie so zentral liegt, ging das Feuer direkt auf die Schulöe und den Dienstbotengebäude über."
Ratlos zuckte der alte Wächter die Schultern.
Die ehrwürdige Mutter hat höchstselbst bei den Löscharbeiten geholfen und mit einigen Schwestern die Menschen aus den Gebäuden geholt. Dabei sind einige zu Tode gekommen, als die Decke herabstürzte."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 07. Apr 13, 22:01
"Eine Kerze, oui?" Vanion reichte es. Er hatte genug davon, tatenlos herumzustehen, allen Leuten langsam das, was sie wussten, aus der Nase ziehen zu müssen.
"Guter Bruder", sagte er gefährlich freundlich, "seid so gut und bringt mich endlich zur ehrwürdigen Mutter." Vanion klopfte auf Lorainnes Wappen, das er am Gürtel trug, jedoch schien der Wächter sehr kurzsichtig zu sein. "Sagt ihr, dass der Knappe von Lorainne de la Follye des Joux mit ihr sprechen möchte."

Vanion überlegte kurz, ob er Brianna mitnehmen sollte, entschied sich jedoch anders.

"Brianna, seid so gut und seht, ob ihr den Verletzten helfen könnt. Ihr habt mehr als einmal unter Beweis gestellt, dass ihr geschickte Hände habt." Der Knappe hatte fast ein schlechtes Gewissen, als Brianna nickte - sie hatte es nicht verdient, außen vor gelassen zu werden, doch wusste er einfach nicht, was für Absprachen Lorainne hier getroffen hatte. Es würde das beste sein, zunächst allein mit der Mutter Oberin zu reden.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 07. Apr 13, 22:06
Als Lorainne Namen fiel, erschien der Mann noch eine Spur älter.
"Dann kommt mit mir, es gibt zwei Damen, die ihr sehen solltet. SIe wurden verletzt und es steht schlimm um sie. Schwester Maguerite hat die beiden aus den Flammen geholt, doch dann stürzte ein balken, direkt auf sie. Sie hat es nicht überlebt."
Betrübt schaute er Vanion an.
"Wo ist Eure Herrin? Vielleicht möchte sie bei der Bestattung ihrer Schwester anwesend sein?!"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Brianna am 07. Apr 13, 22:22
" Vanion, lasst mich rufen, falls ihr meine Hilfe benötigt!" Brianna legte Vanion ihre Hand auf die Schulter, um ihm zu zeigen, dass sie ihm das Wegschicken nicht übel nahm.
Vanion nickte ihr dankbar zu.
Brianna zog ihre Hand zurück und forderte einen der Wächter auf, sie schnell zu den Verletzten zu führen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 07. Apr 13, 22:28
Brianna wurde in das improvisierteLazarett gebracht, eine der Schwestern erklärte ihr, dass das eigentlich Lazarett schon voll wäre- dort würde man sich gerade um die Sterbenden und schwer Verletzten kümmern.
Aber auch die Kapelle war voll. Überall wurden Brandwunden versorgt, hysterisch weinende Mädchen getröstet und schier unendlich viele Wassereimer, Verbände, Salben, Tränke und alles Mögliche hin und her getragen und geschleppt.
Es herrschte eine Betriebsamkeit wie in einem Bienenstock.
"Es ist zum Heulen. Die ganzen Schülerinnen hier sind die Töchter von Adligen. Aber außer zum handarbeiten und für eine angenehme Konversation sind die wenigsten zu gebrauchen. Man merkt es den Mädchen an, wer sich mit der Mutter um die ais dem Krieg heimgekehrten gekümmert hat. Ihr wart auch im, Krieg, was? Euch scheint der Anblick des vielen Blutes nicht aus der Ruhe zu bringen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Apr 13, 11:23
Der Anblick in der Kapelle lies Vanion nicht kalt, im Gegenteil. Doch machte es ihm mit jedem Male weniger aus.
Als der Wächter ihm sagte, dass Lorainnes Schwester gestorben war, lief ihm jedoch ein Schauer über den Rücken. "Wie alt war sie?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 08. Apr 13, 11:29
"18!"
kam die knappe antwort.
dann kam eine schwester auf sie zu, die während lorainnes zeit im kloster eine art zofe für lorainne gewesen war:"vanion?"sie musterte den knappen erstaunt und erleichtert.
dem wächter nickte sie zu."ich kümmere mich darum. komm mit mir, wir müssen ins lazerett, maria und deine tochter..." sie brach ab.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Apr 13, 11:30
"WAS?" Vanion sackte das Herz in die Hose. Er hatte an alles gedacht, aber nicht an die beiden! Lavinia, verzeih mir! Lass ihnen nichts geschehen sein!, schickte er ein Stoßgebet zum Himmel. "Ist ihnen etwas passiert? Bitte.. sagt mir, dass es ihnen gut geht!" Die Schwester sagte nichts, sie eilte nur davon in Richtung Lazarett. Vanion folgte ihr rasch, er stürmte gradezu durch die dünnen Leinenplanen, die die Tür des Krankenlagers bildeten.

Das helle Krähen eines Säuglings brachte ihn schnell zu seiner Tochter. Vanion nahm sie auf die Arme, Tränen flossen an seinen Wangen herab, doch lachte er über das ganze Gesicht. Inmitten all der Trauer, mit dem Geruch verbrannten Holzes, versengter Haare und offener, schwarzer Brandwunden in der Nase, lachte der Knappe und dankte Lavinia.
Dann fiel sein Blick auf die blutige, verbrannte Gestalt, die grade von zwei Schwestern von einer Bahre herunter gehoben wurde. Sein Lächeln erstarb.

Das Gesicht, dieses schöne, gleichmäßige Gesicht, eingerahmt von schulterlangen, dunkelbraunen Haaren sollte das Licht der Morgensonne nicht mehr sehen. Regungslos sah Vanion zu, wie die Schwestern den Leichnam Marias in ein Tuch wickelten und zwei Brüdern übergaben, die schweigend das Lazarett verließen.

Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 08. Apr 13, 11:54
"es tut mir leid vanion. aber lavinia ist mit den schwächsten unter uns."
sie legte vanion die hand auf die schulter und nahm ihm den säugling ab.
"sie muss trinken. wir haben ihr eine amme geholt. aber sie trinkt nur ganz wenig. sie merkt, dass es nicht ihre mutter ist." sie führte vanion langsam über den gang zu einer kleinen kammer, in der die amme saß und übergab ihr das kind.
"komm mit mir... wir suchen jetzt lorainne, und dann müsst ihr beiden mit der mutter oberin sprechen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Apr 13, 11:57
Vanion hatte den Blick nach wie vor auf die nun lehre Bahre gerichtet. Abrupt riss er sich von dem Anblick los.
"Wir.. ja, zur Mutter Oberin. Doch nur ich, Lorainne ist nicht hier."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 08. Apr 13, 12:12
Sie schaute Vanion mit großen Augen an.
"Oh, dann wollte der junge Roquefort nicht, dass Du in ihren Diensten bleibst? Das tut mir leid, aber sie ist bald seine Frau, dann ist es nur recht, wenn sie sich nach den Wünschen ihres künftigen Mannes richtet. Vielleicht gestattet die ehrwürdige Mutter, dass du hier bleibst und dich um deine tochter kümmerst."
sie öffnete eine tür und knickste.
"ehrwürdige mutter, der knappe von lorainne de la follye ist wieder hier."
die mutter schaute vanion mit dem strengen blick an,  der ihn und sein tun oft verfolgt hatte, dann nickte sie.
"bon. weise ihm ein zimmer zu, in der nähe seiner tochter und der amme. wir können hier jede helfende hand gebrauchen.  ich hätte nicht gedacht, dass euch meine botschaft so schnell erreicht. wo ist lorainne, damit ich ihr mein beileid aussprechen kann?"
die novizin flüsterte der mutter etwas ins oft, worauf sich ihre augen weiteten.
"Lavinia ist mit dir vanion. sie hat nur maria zu sich geholt und dir deine tochter gelassen. es tut mir leid, dass wir sie nicht retten konnten"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Apr 13, 12:25
"Ehrwürdige Mutter, ich danke für Euer Beileid." Vanion bat, sich setzen zu dürfen, was die Mutter Oberin bejahte.

"Doch Eure Botschaft hat mich nicht erreicht, ich bin aus anderen Gründen hierher zurückgekehrt." Er fasste sich und holte tief Luft.
"Der Tross Lorainnes kam nie durch den Forêt d'Artroux. Wir wurden überfallen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 08. Apr 13, 13:57
Die ältere Frau legte die Hand auf ihre Brust.
"überfallen, sagst Du? Von wem? Wie konnte es dazu kommen? Bei den Göttern, das ist schrecklich. Monsieur de Roquefort wird sehr erzürnt sein. Wer überbringt ihm die Nachricht?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Apr 13, 14:08
"Roquefort wird von seinen eigenen Männern, die diesen Trupp für den Schutz Lorainnes bezahlt haben, bereits Bescheid wissen."

Vanion stand auf und fing an, unruhig im Raum hin und her zu schreiten.

"Also gut. Ich fange ganz von vorne an. Wir waren unterwegs im Wald, morgens früh. Lorainne, ich, einige Märkte und Knechte, und mehrere gute und treue Gardisten von La Follye.
Was genau passiert ist, weiß ich nicht. Ich erinnere mich nur noch an verschwommene Gestalten, die auf dem Weg auf uns zukamen, und dann.. nichts mehr. Jemand schlug mich nieder, man hielt mich wohl für tot. Aber das war ich nicht.

Als ich erwachte, erinnerte ich mich zunächst nicht mal mehr an meinen Namen! Erst nach und nach kam alles zurück."

Vanion umriss kurz die Umstände, unter denen er gefunden wurde, dann ging er zu den Ereignissen über, die am Nachmittag geschahen.

"Wir suchten, ich suchte! Wir hatten Lorainnes persönliche Gegenstände weit verstreut gefunden, aber keine Leiche. Nur die toten Gardisten. Und dann.. dann tauchten diese Kultisten auf. Der Täuscher ist erstarkt in diesem Wald! Wir konnte nicht länger suchen, wir mussten einem Geweihten der Naduria helfen. Immer und immer wieder wurden wir angegriffen, vier, fünf tapfere Männer ließen ihr Leben. Und ständig, ständig diese Männer in Grün! Ihr kennt die Sage um den Grünen Ritter, die sich um den Wald rankt?" Als die Oberin nickte, fuhr Vanion fort:
"Diese Männer, von denen es hieß, sie seien die Männer des Grünen Ritters, schossen auf uns und auch auf Bauern und Holzfäller, die sich in diesem Wald herumtrieben. Doch am Ende, als die Kultisten übermächtig zu werden schienen, tauchten sie auf einem Hang auf und ließen Pfeil um Pfeil auf das Szivarspakt fliegen! Ich rannte hoch zu ihnen, kämpfte gemeinsam mit ihnen, und als der letzte Kultist den Boden küsste, zogen sie sich zurück. Sie sagten zu mir, dass ich keinem aus Roqueforts reihen trauen soll, kein Wort mehr. Ihre vorgehaltenen Bögen hinderten mich daran, ihnen weiter zu folgen.

Der Tag schritt immer weiter fort, und die Sonne neigte sich. Wir fanden zwei Leichen, die zu Lorainnes Trupp gehört hatten, und der Geweihte Nadurias sagte, dass Lorainne den Wald längst verlassen habe. Schlussendlich tauchten Männer Roqueforts auf, die all die Abenteurer auszahlten, die Lorainne gesucht hatten." Vanions Ton wurde nun bitter und hart.
"Unter spöttischen Worten, dass für die tatkräftige Hilfe gedankt würde, bekam jeder ein paar Kupferstücke. Und dieses... dieses Pack nahm sie und begann zu feiern. Ich ging allein nochmal in den tiefen Wald, aber ich fand nichts, absolut gar nichts.

Ich glaube aber dennoch, dass der Täuscher nichts mit Lorainnes Verschwinden zu tun hat." Verflucht, nach Tiefensee? Nein! "Die Holzfäller, das Gesindel im Wald, sie alle verfluchten Lorainne. Die 'Viper' nannten sie sie, und mich nannten sie den Knappen der 'Verräterstochter'. Jemand will verhindern, dass Lorainne ihr Lehen zurückerlangt und ihre Familie rehabilitiert wird, zumal sie nach Beweisen suchte, um die Unschuld ihres Vaters nachzuweisen! Und sie hat diese Beweise gefunden, da bin ich mir sicher!"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 08. Apr 13, 14:16
"was auch immer sie gefunden hatte, es ist sicherlich den flammen zum opfer gefallen, wenn es in der mappe war, die ich aufbewahren sollte."
die alte frau stand langsam auf. durch das feuer hatte auch sie sich verletzt und ihre sonst so tadellose gaderobe wies blut- und rußspuren auf.
"der grüne ritter ist nur eine sagengestalt aus längst vergangenen zeiten. und roqueforts männern nicht zu trauen... nun, wenn es grund gäbe, an ihm und seinen mannen zu zweifeln, hätte mein cousin diese hochzeit nie in die wege geleitet.


lorainne sollte schon einmal etwas für den täuscher tun, sie sagte es mir vor den rituellen waschungen. ihn kann kaum etwas daran hindern, sich das zu nehmen, was er will, wenn er es nicht mit schmeichelleien und intrigen schafft, dann mit gewalt. sieh, was aus unserem schönen land geworden ist.
all jene, die vereint im pilgerzug kämpften, misstrauen sich nun oft gegenseitig. das reich bricht auseinander, der glaube an die götter wird schwächer. das ist sein werk!"
 traurig schaute sie aus dem fenster über den hof.
"nur lavinia kann noch frieden bringen. ein jeder ist zu sehr damit beschäftigt, dem gott, dem er dient, eine besondere stellung zu geben, ihn über alle anderen zu erheben. doch lavinia ist das gleich. sie liebt alle ihre brüder und schwestern gleichermaßen.  seit der krieg beendet ist, bete ich zu ihr, dass das land geeint wird, dass endlich wirklich frieden herrscht.  aber sie hat viele kinder, um die sie sich kümmern muss."
sie drehte sich um und schaute vanion wieder an.
"lorainne familie muss informiert werden. maguerite ist tot, julie hat nach oscronne geheiratet und starb im kindbett während des krieges. bliebe noch henriette. Sie ist mit einem ihrer Cousins aus Marnois verheiratet. Der Baron möchte sicherlich auch von dem Verschwinden seiner Großnichte erfahren.
Dann Simon de Bourvis und die Goldbacherin. Die beiden wirst Du informieren müssen, sie wollen sicher alle Einzelheiten erfahren."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Apr 13, 15:36
"Einiges ist den Flammen zum Opfer gefallen. Aber es waren zwei Mappen, nicht nur eine! Seid ihr sicher, dass nichts mehr zu retten ist?" Maria ist tot! Lorainne ist verschwunden! Das alles sollte dich nicht mehr interessieren! "Ich werde all diese Leute informieren, ja. Manchen werde ich es selbst sagen, doch möchte ich Euch bitten, Lorainnes Familie von dem schrecklichen Verlust ihrer Schwester - und auch von Lorainnes Verschwinden zu berichten." Vanion beschloss, die Brandstelle später selbst zu untersuchen. Er roch überall Verrat, es waren einfach zu viele Zufälle. "Aber, Mutter Oberin, seht Ihr es denn nicht? Lorainne verschwindet. Ihre Beweise verschwinden. Lorainnes Schwester kommt bei dem Brand um, und im Forêt d'Artroux ist Szivar erstarkt. Das muss zusammenhängen!"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 08. Apr 13, 22:07
Du Mutter strich sich müde durch das Gesicht. Zwei Tage ohne Schlaf hinterließen starke Spuren.
"Wer sollte ein Interesse daran haben, Lorainne und ihre Familie zu vernichteten? Und was soll der Täuscher damit zu tun haben? Mag sein, dass Du recht hast, aber willst Du dich IHM in den Weg stellen?
Möglicherweise findet sich bald ihre Leiche, oder jemand wird Roquefort erpressen. Das ist alles viel wahrscheinlicher. Alles andere nur dummer Zufälle. Der Kummer hat Deinen Geist getrübt. Ruh Dich aus! Und morgen reden wir weiter."
Damit verließ sie den Saal um sich wieder um ihr Kloster zu kümmern.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 09. Apr 13, 01:01
Vanion sank in dem Zimmer in seinen Stuhl zurück. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen. Gesichter tauchten vor seinem inneren Auge auf. Maria! Lorainne.. die tote Valkensteiner, die Sturmrufer. Laura, Simons verstorbene Frau. So viele..

Er hatte das Gefühl, zu versinken, und fast hätte er es zugelassen. Doch mit einem Mal straffte sich der Knappe. "Genug! Du tust dir nur selber Leid, du dummer Idiot. Du bist nicht Schuld an dem, was geschehen ist, und jetzt hol deine Eier wieder aus deinem Kleid und pack sie dir zwischen die Beine!", sagte er laut zu sich selbst. Dann stand er auf und ging in den Küchentrakt, wo die Amme mit seiner Tochter wartete. Zärtlich hob er die Kleine in seine Arme, dann schritt Vanion schweigend zur Kapelle.

Gradewegs an den Verletzten vorbei ging er, direkt auf den Altar zu. Die ihm folgenden Blicke missachtend, kniete Vanion nieder und begann, einen halblauten Gesang anzustimmen. Ein altes Lied, eine alte, tangarianische Weise zu Ehren Lavinias. Kaum jemand hier schien sie zu kennen, doch stimmten zwei Brüder und auch einige Schwestern mit ein. Die Worte wurden lauter, und sie gaben Vanion Kraft und Selbstvertrauen, das ihm lange gefehlt hatte. Er ließ seine Gedanken mit dem Gesang fliegen; wirre, assoziative Bilder flogen durch seinen Kopf - immer und immer wieder Maria, immer und immer wieder die Sturmrufer, und immer und immer wieder Lorainne. Im Stillen, und doch lauthals, verabschiedete sich Vanion von den toten Freunden und umarmte all die Lebenden, mit denen er ein glückliches Leben teilte.

Als das Lied leiser wurde und schließlich sanft ausklang, berührte ihn eine alte, und doch liebevolle Hand an der Schulter. Vanion stand auf und sah der Mutter Oberin ins Gesicht.

"Bei allem, was hier passiert ist, sei nur dies gesagt: Lorainne wird nicht verschwunden bleiben. Ich widme mein Leben dem ihren, und werde alles daran setzen, sie zu finden. Sie - oder ihre Gebeine. Doch Rache werde ich nicht nehmen, an keinem Menschen. Nur die Diener Szivars will ich verfolgen, und die Werke des Täuschers vernichten, wo immer ich kann. Das schwöre ich, hier, an diesem Ort, vor Lavinia und all den guten Göttern dieser Welt."

Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Brianna am 09. Apr 13, 18:10
Brianna schaute von der Patientin auf, deren Brandwunden sie gerade behandelt hatte.
Vanion hatte gerade aufgehört zu singen und eine ältere Schwester - wahrscheinlich die Mutter Oberin - trat zu ihm.

Von einer der Schwestern hatte Brianna erfahren, dass Vanions Frau ihren Verletzungen erlegen war. Sie machte sich große Sorgen um ihn und hatte ihn nicht aus den Augen gelassen seit er die Kapelle betreten hatte.
Hoffentlich findet er neuen Halt in seinem Glauben! Seine Tochter braucht ihn!

Sie war froh, dass sie mit ihm geritten war. Eine dunkle Ahnung hatte sie dazu gebracht, ihn zum Kloster zu begleiten.

Neben ihr versuchte eine der Schülerinnen einen Verband zu wechseln, was ihr allerdings Schwierigkeiten bereitete. Brianna nahm ihr den neuen Verband aus der Hand und half ihr beim Verbinden.

Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 10. Apr 13, 01:00
Brianna sah leicht überrascht aus, als Vanion neben ihr kniete und den Verband mit einer Hand ein wenig straffer zog. "So sitzt er besser, glaube ich." Mit der anderen Hand hielt Vanion seine Tochter. "Ich sage das ungern, Brianna, aber bevor ich irgendetwas tun kann, muss ich einen Platz für sie finden." Sanft strich er dem Kind über das Gesicht. "Ich kann sie nicht mitnehmen, und nach allem, was passiert ist, kann ich jetzt bestimmt nicht auf den Hof meiner Eltern zurückkehren und so tun, als wäre die Welt noch in Ordnung. Wir werden zwei, vielleicht drei Tage länger als geplant hier verbringen. Vielleicht tauchen auch noch Nachzügler aus dem Forêt d'Artroux auf, vielleicht erreichen uns neue Nachrichten. Das Kloster hier kann jede Hilfe brauchen, da bin ich mir sicher." Vanion schwieg kurz. "Wenn.. du den Weg nach Brega allein fortsetzen möchtest, so will ich dich nicht aufhalten. Aber wenn du wartest, freue ich mich um so mehr."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 10. Apr 13, 20:44
Die alte Mutter hörte Vanions Worte und trat hinter die drei.
"Wenn Du willst, lass die kleine hier. hier hat sie eine Amme, die sie stillen kann, und wird gut versorgt werden, dafür stehe ich mit meinem Wort.  Du kannst Deine Reise fortsetzen, wohin sie dich auch führen mag."
Dann wandte sie sich an Brianna:" und ihr passt auf, dass er nicht wieder in schwierigkeiten gerät, bon? bringt Lorainne heil nach hause, so ihr sie findet!"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 10. Apr 13, 21:11
"Ihr werdet verstehen, dass ich die Brandstelle untersuchen möchte. Ich glaube nicht an einen Unfall. Lasst einem jungen Mann die Sturheit der Jugend, Euer Schaden soll es nicht sein." Vanion bat die Mutter Oberin noch um ein Zimmer für ihn und Brianna für die Nacht, dass sie ihnen gerne zugestand. Brianna war Vanion noch eine Antwort schuldig, vielleicht wollte sie heute noch aufbrechen?
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Brianna am 10. Apr 13, 21:16
"Ich werde mich bemühen auf ihn aufzupassen! Wir werden nicht Ruhen bis wir Lorainne gefunden haben!"

Vorsichtig stand sie auf und streckte ihre tauben Beine und legte Vanion eine Hand auf die Schulter. "Das mit deiner Frau tut mit leid! Ich fühle mit dir. Nimm dir soviel Zeit wie du brauchst! Ich werde bei dir bleiben." Vanion erhob sich und wischte sich eine Träne aus dem Gesicht. Er nickte Brianna dankbar zu. Dankbar für ihr Mitgefühl, aber unfähig zu sprechen.
"Wird die Kleine hier sicher sein? Versteht mich bitte nicht falsch, ehrwürdige Mutter, aber hier gerade etwas Schreckliches geschehen." Fragend schaute Brianna die beiden an.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 10. Apr 13, 21:21
Vanion wartete gar nicht erst eine Antwort ab. "Ich möchte meine Tochter nach Fanada, zu meinen Eltern bringen. Ein Kloster nahe dem Forêt d'Artroux, das grade erst unter einem starken Brand gelitten hat, ist kein Ort zum Aufwachsen für ein Kind. Meine jüngste Schwester ist noch keine zwei Jahre alt, meine Tochter wird es dort gut haben. Und sie ist dort sicher, vor allem, was geschehen könnte. Dieses Kloster ist..", er warf einen verzeihenden Blick zur Mutter Oberin, "in der Nähe dieses Waldes alles andere als sicher." Vanion schwieg. Er zwang sich dazu, nicht über Marie nachzudenken. Sie waren nicht verheiratet gewesen, sie hatten das nicht einmal angedacht. Sie war eine Bettgeschichte gewesen, aus der mehr hätte werden können - aber nie werden würde. "Ich möchte zumindest ihr Begräbnis abwarten."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 10. Apr 13, 21:25
"seine solche unachtsamkeit wie die vor drei tagen wird nicht mehr vorkommen. wir werden den oder die verantwortliche finden."
die mutter ließ offen, wie dann weiter vorgegangen würde, aber das kloster war nicht dafür bekannt, dass es seinen schülerinnen fehler durchgehen lässt, sondern hart bestraft.

"dann bring sie nach fanada, wenn du das für das richtige hälst. nur bezweifle ich, dass sie unter...in tangara sicherer sein wird. das kloster hier dient lavinia, und sie war immer wachsam und hat bisher jede not überstanden."
die mutter liess keinen zweifel daran, was sie von dem freien städtebund hielt, nur aus respekt vor vanions stellung führte sie ihre meinung nicht weiter aus.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 10. Apr 13, 21:33
"Es geht mir nicht um die Vorzüge oder Nachteile Tangaras. Mir geht es darum, dem Kind eine Familie zu geben, aus der es nicht später herausgerissen wird." Vanion fiel noch etwas ein. In seiner Tasche klimperten noch Münzen, die Lorainne ihm gegeben hatte. Schweigend drückte er der Mutter Oberin mehrere gute, helle Silberstücke in die Hand. "Ihr werdet das brauchen können. Dankt nicht mir, dankt Lorainne. Und bitte, überbringt den Leichnam ihrer Schwester nach La Follye." Vanion sah Brianna an. "Bevor es dunkel wird, möchte ich die Brandstelle sehen. Und wenn ich nur einen Zipfel dieser Pergamente finde, so ist das besser als nichts. Es ist die einzige Spur, die ich habe, was Lorainne angeht, und ich werde diese Spur verfolgen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 10. Apr 13, 21:41
"Danke, aber wir brauchen das Geld nicht, wenn Du sie finden willst, wird es dir eher von nutzen sein, informationen können sehr teuer sein. Maguerite wird selbstverständlcih hier beerdigt, immerhin sollte sie in meine Fußstapfen treten und war mehr als zehn Jahre hier. Hier ist ihr zuhause und hier wird sie beerdigt."
Der Tonfall duldete keinen widerspruch.
sie nickte beiden mit einem lächeln zu, murmelte ein "lavinia ist mit euch" und ging hinüber, um sich mit einigen mädchen zu unterhalten, hier und da trost zu spenden, einen verband zu wechseln und anordnungen durch den raum zu bellen.
sie war sich der verantwortung bewusst, die sie für dieses kloster hatte und betete leise zu lavinia, dass vanion unrecht hatte.
Denn, WENN es tatsächlich eine Zusammenhang, zwischen Lorainnes Verschwinden, Maguerites Tod und dem Brand gab, würde eine Katastrophe über sie alle hereinbrechen, deren ausmaße verheerend sein würde.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 10. Apr 13, 21:44
Vanion verließ nun die Kapelle und ging zu den ausgebrannten Überresten des Bibliothek-Gebäudes. Gemeinsam mit Brianna untersuchte er die teils noch schwelenden Trümmer. Dicke Lederhandschuhe schützten seine Hände, während er sich durch zusammengebrochene Regale, Asche und Ruß wühlte. Langsam, systematisch wühlte er so gut wie jeden Zentimeter des Trümmerfeldes um.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Brianna am 10. Apr 13, 22:31
Brianna hatte sich ihr Halstuch über Mund und Nase gezogen, damit sie nicht den Rauch und die aufwirbelnde Asche einatmete.
Das ist eine Schande, was hier alles an Wissen verbrannt ist! dachte sie, während sie ihre Suche weiter fortsetzte.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 10. Apr 13, 22:47
Irgendwann zog Vanion die Handschuhe aus und knallte sie auf den Boden. Asche wirbelte auf. "Nichts, nichts, und wieder nichts! Dreifach verflucht soll das alles hier sein." Verbittert stand Vanion auf und rannte fast schon davon. Brianna fand ihn in seiner Kammer, wo er wütend und hilflos hin und her ging.

"Seit der Pilgerzug aufgelöst ist, habe ich keinen Einfluss mehr auf das, was passiert! Ständig muss ich zusehen, zum Warten, zum Beobachten verdammt!" Wütend rammte Vanion seine Faust gegen die Wand. Das schien ihn ein wenig zur Vernunft zu bringen. "Marie ist tot! Lorainnes Pläne, die Hochzeit, alles verloren! Und ich bin's noch nicht mal Schuld, ich konnte nichts tun! Verflucht, bei allen Göttern, NICHTS ist mehr so, wie es mal war!" Vanion versuchte, sich zu beruhigen. Brianna sah recht verloren aus, als sie Vanions Wutausbruch lauschte. "Alles, aber auch alles was ich getan habe, hat mich in die Knappenschaft geführt. Und nun?! Wenn Lorainne nicht wieder auftaucht, wird auch aus mir nichts mehr werden. Ich bin nicht dumm, ich weiß, was caldrischer Adel von Tangarianern hält! Die Götter mögen diese Tage verfluchen, dreimal verdammen und aus der tiefsten Hölle wieder ausspucken!"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 11. Apr 13, 00:29
Nach zwei sehr langen Tagen erreichte das ungleiche Quartett das Lavinia-Kloster in Blanchenfleur. Die Reise war anstrengend und beschwerlich gewesen, weil Zume ständig darüber geflucht hatte, dass ihnen partout kein Räuber über den Weg lief, Boniface das Geschaukel auf dem Pferd nicht gut vertrug und Yorik sich in seiner Sturheit geweigert hatte, nach dem Weg zu fragen.
Schweigend banden sie ihre Pferde an einige nahegelegene Bäume, trotteten zum Eingang und zaghaft klopfte Yorik an die hölzerne Pforte, genau wie Vanion vor ihm.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 11. Apr 13, 11:51
Die beiden Wächter musterten sie mürrisch: "Ihr wünscht?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 11. Apr 13, 12:02
Yorik räusperte sich und versuchte möglichst entschlossen zu wirken. "Wir suchen einen jungen Mann", antwortete er der Wache, "einen Knappen namens Vanion Bachlauf, der sich in diesem Kloster aufhalten soll. Wir haben ihm etwas äußerst wichtiges mitzuteilen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 11. Apr 13, 12:08
Grummelnd wurde das Tor nun ganz geöffnet und die ankommenden gemustert.
"Wartet an der Armenspeisung. und gebt Eure Waffen ab."
Er zeugte auf ein kleines Gebäude links von sich:"dort. ich werde sehen,ob ich Vanion in dem Durcheinander finde."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 11. Apr 13, 12:29
Nachdem der Wächter in Richtung des kleinen Gebäudes verschwunden war, wandte sich Yorik an seine Begleiter. "Freunde, ich möchte euch bitten, so sehr das Manche von Euch vielleicht stören wird: Bitte tut was er sagt und gebt Eure Waffen ab." Er schaute die Barbarin an. "Das gilt vor allem für dich, Zume. Ich weiß, du trennst dich nur sehr ungern von deinem Speer, doch dies hier ist ein Gotteshaus, und das sollten wir akzeptieren." Mit diesen Worten zog er sein Schwert aus dem Halfter und reichte es dem verbliebenen Wächter. "Bitte passt gut darauf auf."
Dann drehte er sich um, um sich das Innere des Klosters genauer anzusehen, und erst jetzt registrierte er die verheerende Zerstörung und die rauchenden Trümmer. "Bei Larinar", murmelte er, "was ist hier passiert?!"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 11. Apr 13, 12:59
Zume hatte eigentlich gar nicht protestieren wollen. Das hier war nicht ihr Land, nicht ihre Regeln, und der scharfe Ritt, hinten auf dem Sattel, hatte ihren Wunden gar nicht gut getan, so daß sie eigentlich nur erleichtert war, von dem Pferd herunter zu kommen. Nicht nur der Räuber wegen hatte sie des öfteren von dem Pferd herunter gewollt - aber das hätte sie auch unter Folter wohl nicht verraten. Missbilligend sah sie sich um und krauste die Nase bei dem Geruch nach verkohltem, nassen Holz.
Warum man wohl einem Gott eigens ein Haus bauen musste? Vermutlich waren es die Häuser selbst, die den Steinhäuslern heilig waren. Ja, das machte wohl Sinn, kein Wunder, dass diese Menschen sich ständig dort hinein flüchteten. Aber warum hatte man dieses Gotteshaus dann kaputt gemacht? Unentschlossen zuckte Zume die Schultern.

"Wenn Du nicht mit Deinem Leben darauf acht gibst, bring ich Dich persönlich und nur mit meinen bloßen Händen um, hast Du mich verstanden?!" fauchte sie den Wachhabenden an; aber eher halbherzig. Heute war definitiv kein Tag zum Spass haben - vermutlich würden sie die ganze Zeit lang in diesem Haus kauern und irgendwelche Sachen besprechen, deren Sinn sich Zume so oder so entzog. Speer und Bogen sollte der Wächter ihretwegen haben; ihren bösartigen kleinen Dolch allerdings ließ sie da, wo er war - gut versteckt im Futteral ihres Panzers.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Leif Svensson am 11. Apr 13, 16:52
Mon Dieu, was ist hier passiert?

"Die haben hier aber ein ausgelassenes Fest gefeiert..."
Boniface grinste die anderen an, ob seines spontanen Scherzes und wegen der Tatsache, dass er endlich wieder festen Boden unter den Füßen fühlte, aber keiner schien so richtig in Scherzeslaune.
Boniface massierte vorsichtig seinen Hintern. Ich glaube, ich werde nie wieder sitzen können.

Vorsichtig folgte Boniface Yorik durch das Tor und beäugte den Schauplatz:
Überall lagen Trümmer, verkohlte Balken und Schutt, obwohl die Schwestern, Mägde und Knechte bereits begonnen hatten, die Balken nach Größe und Benutzbarkeit zu sortieren und den Schutt fortzuschaffen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Leif Svensson am 11. Apr 13, 17:00
Also entweder ist das Kloster übel überfallen und zerstört worden oder es ist ein Feuer ausgebrochen. Meine Maman hat ja schließlich davon erzählt, dass hier unzählige Bücher in der Bibliothek lagern. Die brennen bestimmt gut...

Boniface sah auf und hielt Ausschau nach Lorrainnes Knappen. Überall sah er in den Gesichtern der Leute nur Trauer und Müdigkeit. Einige Kinder spielten auf dem bereits entstandenen Holzstapel die Hochzeit einer edlen Dame mit einem tapferen Ritter, doch bald hörte man sie zanken und kreischen. Zwei Mägde schickten die Kinder mit ermatteten Mienen in die Küche zur Arbeit.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 11. Apr 13, 18:37
Yorik sah Boniface strafend an. "Boniface, ich bitte dich", sagte er, "jetzt ist nicht der Zeitpunkt für geschmacklose Scherze." Er versuchte, möglichst streng zu klingen, doch seine Stimme hörte sich matt und kraftlos an. Von einem Moment auf den anderen war Yoriks gute Laune ob der erfolgreichen Ankunft verschwunden. Er dachte daran, wie viele Menschen in diesem Feuer gestorben sein mussten und ihm wurde schlecht. Schlecht vor Trauer, vor Angst und vor Allem vor Überforderung. Was war hier nur passiert? Und vor allem: Warum? Yoriks Gedanken überschlugen sich. Mademoiselle Lorainne wurde entführt, ihr Knappe verlor das Gedächtnis und das Kloster, aus dem sie gekommen war, brannte ab. Das konnte kein Zufall sein! Irgendetwas Ungeheuerliches war hier im Gange, und Yorik bekam immer mehr das Gefühl, das es eine Nummer zu groß für ihn war. Reiß dich am Riemen! dachte er dann, Stell dir vor, Konrad würde dich so sehen! Yorik atmete tief durch und bemühte sich einen ernsten und ruhigen Eindruck zu vermitteln, während sie auf die Rückkehr des Wächters warteten.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 11. Apr 13, 19:13
"Wenns kein Fest war, wars zumindest jemand mit guten Kenntnissen, was Feuerlegen betrifft."
Zume humpelte hinter den anderen her. Vielleicht standen die Chancen ja gar nicht so schlecht, doch draussen bleiben zu dürfen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 11. Apr 13, 19:46
Es schien lange zu dauern (es war schließlich auch noch früh am Morgen), aber endlich tauchte der Wächter wieder auf - mit Vanion und Brianna.
Der Knappe erkannte schon von weitem die ungleiche Gruppe wieder, er flüsterte Brianna unauffällig zu: "Na, das kann ja heiter werden."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Leif Svensson am 11. Apr 13, 21:10
"Seid gegrüßt ihr beiden! Wir haben uns ja schon lange nicht mehr gesehen, Vanion. Soll ich euch von diesem Höllenritt erzählen, den wir bis hier durchgemacht haben?"
Boniface wollte schon ansetzen, um von den Qualen des Ritts zu erzählen, doch er verstummte unter den strafenden Blicken von Otus, Zume und Yorik.
Er stieß Yorik gegen die Schulter. "Los, sag weshalb wir hier sind!"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 11. Apr 13, 21:46
Yorik trat vor und holte tief Luft. "Ich grüße Euch, Vanion" begann er. "Ich freue mich, dass wir Euch noch hier antreffen, denn ich habe Euch etwas Wichtiges mitzuteilen." Yorik sah Vanion in die Augen, die ihn erwartungsvoll und skeptisch ansahen. "Während Eures Gedächtnisverlustes haben wir eine Kiste im Fôret d'Artroux gefunden, und in ihr mehrere Dokumente sowie persönliche Gegenstände von Lorainne. Wir kennen uns nicht mit ihnen aus, und Ihr wart ohne Erinnerung, als wir sie fanden. Doch nun wisst Ihr wieder alles, und deshalb hoffen wir, dass Euch diese Dinge etwas über Lorainnes Verschwinden sagen können, was uns verborgen bleibt." Mit beiden Händen nahm Yorik die Kiste, die er bisher unter dem Arm getragen hatte, und reichte sie Vanion. "Deshalb sind wir hier", fügte er hinzu, "wir sind hier, um zu beenden, was wir begonnen haben. Wir werden Euch helfen, Lorainne zu finden."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 11. Apr 13, 21:52
Wortlos zog Vanion ein kleines Büchlein aus einem Beutel, der hinten an seinem Gürtel hing. "Wie das hier? Sag mir, dass dies eine andere Kiste ist - und nicht die, die beim Tross gefunden wurde. Dies hier ist Lorainnes Tagebuch. Diese Dokumente - ", Vanion kramte nochmal kurz in dem Beutel und zog ein Liebesgedicht hervor, "- sind alte, belanglose Zeitungsausschnitte, ein paar schlechte Liebesgedichte und, auch das werdet ihr wohl in dieser Truhe finden, eine Karte Firngards." Was wollen die hier? "Was treibt euch alle hierher? Ihr seid doch ausbezahlt worden." Vanions Worte waren schwer. "Ihr habt Euer Geld genommen und habt gefeiert. Was treibt Euch nun nach Blanchefleur, in dieses Kloster?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Brianna am 11. Apr 13, 22:18
Brianna trat näher an Vanion und Yorik heran. "Seid gegrüßt! Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns so schnell wiedersehen."
Sie schaute sich die besagte Kiste an.
"Wenn mich nicht alles täuscht, ist es tatsächlich die Kiste, die wir im Wald bereits untersucht haben. Gibt es neue Erkenntnisse über sie oder habt ihr noch etwas gefunden?" Fragend schaute Brianna in die Runde.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 11. Apr 13, 22:32
Yorik sah betreten zu Boden. "Ehrlich gesagt...", seine Stimme brach, "ehrlich gesagt ist das Alles." Dem jungen Mann wurde unwohl. "Ich dachte, ihr wüsstet etwas, irgendetwas das uns weiterbringt." Entäuschung stieg in ihm hoch, Enttäuschung und Wut über sich selbst. Mit all dem Frust, der nun in ihm steckte, hob er den Kopf und sah Vanion an. "Ich bin hier, weil ich nicht gefeiert habe. Weil ich nicht konnte." Yorik griff in seine Tasche, um den Sold herauszuholen, den der Hauptmann Roqueforts ihm wiedergegeben hatte und warf ihn vor Vanion auf den Boden. "Hier ist mein Sold. Nehmt ihn, Vanion, bitte nehmt ihn. Ich will ihn nicht. Nicht, bevor wir Lorainne gefunden haben."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 11. Apr 13, 22:47
Vanion war verblüfft. Er hatte Yorik für impulsiv gehalten, aber nicht für dämlich. "Schmeiß nicht das weg, was du zum Leben brauchst." Vanion bückte sich, um das Geld aufzuheben. Obwohl er selbst den Sold gar nicht erst genommen hatte, sagte er: "Du bist Lorainne zu nichts verpflichtet. Wenn du ihr helfen willst, dann benutz das Ding, das zwischen deinen Ohren hängt, zum Denken." Vanion setzte nicht viel Hoffnung in diese Kiste, hatte er sie doch eingehend untersucht. Aber wer wusste schon, was anderen Augen auffallen würde? 'Zehn Augen sehen mehr als zwei', das hast du selbst noch gesagt in diesem Wald. "Nun kommt schon, ihr seht hungrig aus." Vanion warf einen Blick über die Gruppe, dann bugsierte er sie in die Küche. Höchstselbst machte der Knappe einen Topf dicke Zwiebelbrühe warm, der von gestern übriggeblieben war. Während die Suppe köchelte, dachte Vanion nach. Schließlich schaute er Yorik und auch Boniface an - der Knabe (denn obwohl nur wenige Jahre jünger als Vanion, erschien er ihm sehr jung) strahlte eine gewisse Intelligenz und auch Bauernschläue aus. "Yorik, ihr seid unhöflich. Boniface kenne ich, auch Otus und Euch. Aber wer ist die Dame?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 11. Apr 13, 22:54
Ungewöhnlich still heute verlagerte Zume ihr Gewicht von dem einen verletzten Bein auf das andere. Unverständlichkeiten...
Sie wünschte sich ihren Speer, und sei es auch nur, um sich darauf abzustützen. Unwillkürlich sah sie sich nach Otus um. Es war seltsam gewesen, zwei Tage hinter einem Mann im Sattel zu sitzen, den sie so gar nicht kannte. Er schien ihr ein ruhiger, beherrschter Mensch zu sein, jemand, den kennen zu lernen Zeit brauchen würde.  Riecht ganz gut, der...
Yoriks Enttäuschung und Frustration dagegen lagen so offen auf seinem Gesicht wie fast alle seine Gefühle; so offensichtlich als würde man die Spuren einer nahen Beute an einem Schlammloch betrachten. Sind doch alle unterschiedlich, auch wenn sie so gleich aussehen und scheinbar alle irgendwelchen Regeln folgen. Wie bei einem komplizierten Ernte-Tanz....

"Was machtn'n Knappe überhaupt so'n ganzen Tag?" fragte sie unvermittelt dazwischen. Ob er wohl so eine Art Papier-Sortierer war? Möglich wäre es.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 11. Apr 13, 23:05
Trotz all seinem Frust musste Yorik unwillkürlich schmunzeln. Zum einen aufgrund von Zumes vollkommen unpassenden Zwischenrufs, zum anderen aufgrund des Ausdrucks "Dame". Yorik hielt große Stücke auf Zume und es gab viele Worte, mit denen er sie beschrieben hätte, aber "Dame" gehörte mit Sicherheit nicht dazu. "Verzeiht mir Vanion, ich dachte, Ihr würdet Euch bereits kennen. Dies ist Zume, eine große Kriegerin aus dem Drachenrückengebirge in Silvanaja. Sie hat im Fôret d'Artroux mit uns gegen die Szivarsbrut gekämpft."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 11. Apr 13, 23:32
Bei den Göttern - ich selbst in jung, ein kleiner, junger Firngarder, eine 'große Kriegerin', die nichtmal Knappen kennt, und auch noch Valkensteiner dazu. Da lacht doch jemand über mich.
"Nun, ihr wollt Lorainne finden. Hier habt ihr ihre tote Schwester." Und Marie. "Sie starb bei dem Brand der Bibliothek. Ihr bringt mir eine Kiste mit, und.." Vanion unterbrach sich. Es würde rein gar nichts bringen, diese Leute auszulachen. Überrascht stellte der Knappe, der selbst noch ein junger Mann war, fest, wie schnell ein Wappen jemanden arrogant machen konnte. "Diese Truhe ist die einzige Spur, die wir haben." Gemeinsam lasen die um den Küchentisch sitzenden Männer und Frauen die Dokumente. Wer nicht lesen konnte, dem wurde vorgelesen. Doch das ganze brachte gar nichts, niemandem schien etwas einzufallen. Gedichte (die Vanion sülzig und einfach schlecht fand), Karten und Zeitungsartikel. Versonnen spielte Vanion mit einer alten, malträtierten Ritterfigur herum, die sie ebenfalls in der Truhe gefunden hatten. Er wusste, woher diese stammte, doch wusste er genauso, dass das nichts war, was ihnen helfen würde - und erst recht nichts, was diese Leute erfahren sollten.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 11. Apr 13, 23:47
Yorik ließ den Kopf auf die Tischplatte fallen. Es war niederschmetternd. Wie besessen hatten sie in der vergangenen Stunde die Dokumente studiert und nichts, rein gar nicht erfahren. Noch dazu kam, dass keiner der Leute, die Yorik und seine Gefährten auf dem Ritt hierhin nach Lorainnes Entführern gefragt hatten, etwas gesehen haben wollte. Sogar ein paar der Leute im Kloster hatten sie gefragt, doch auch hier: Nichts. Sie tappten im Dunkeln wie komplette Idioten. Yorik wollte gerade aufstehen und sich einen Becher Wasser holen, da ging die Tür auf und ein kleines Kind kam tapsig in den Raum gekrabbelt. Yorik ging in die Hocke, während das Kind, offenbar ein Mädchen, das höchstens einen Winter erlebt hatte, sich unbeholfen hinsetzte und ihn mit großen Augen anstarrte. "Na Kleines?" fragte er sanft. "Was machst du denn hier?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Otus am 11. Apr 13, 23:49
Bis jetzt hatte Otus sich zurückgehalten. Er betrachtete die ganze Zeit die Zerstörung des Klosters und die armen Kinder, die ihrer Eltern verloren haben mussten. Er selber weiß, was für ein Schmerz es in einem hervorruft einen geliebten Menschen zu verlieren und deshalb war er auch nur mitgekommen.
Aber jetzt war er fürs erst froh von diesen verfluchen Pferd herabgestiegen zu sein und eine warme Mahlzeit zu bekommen. Zum Glück war die Reise ohne Zwischenfälle verlaufen und dazu noch ruhig und angenehm, dachte er. Nur Zume hatte ein wenig gejammert und konnte nicht ruhig sitzen bleiben.
Nachdem er diese Gedanken hinter sich gelassen hatte, durchstöberte er die Dokumente um irgendetwas heraus zu finden, aber er und auch kein anderer fand auch nur die geringste Spur.
Mit einem Mal ballte Otus die Faust und schlug damit leicht auf den Tisch. "Verdammt, da muss doch etwas sein, eine Person kann doch nicht einfach ohne Zeichen verschwinden." sagte er laut. "Habt ihr denn keine Ahnung was mit ihr passiert sein könnte, Vanion, oder wo sie hin sein könnte?"
Daraufhin stand Otus auf und ging nachdenklich umher und gab seinen Gedanken freien lauf.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 12. Apr 13, 00:12
Still nahm Vanion die Kleine auf seinen Schoß. "Darf ich vorstellen? Jeanne Bachlauf, meine Tochter. Ich komme zwar nicht von hier, aber ich halte einen caldrischen Namen für angemessen." Als die Amme hektisch in den Raum kam, sagte er ein paar beruhigende Worte zu ihr, dankte freundlich und schickte sie wieder fort. Er klopfte Yorik auf die Schulter. "Vielleicht ist es interessanter, was nicht in dieser Truhe ist." Vanion erinnerte sich an eine Feierlichkeit bei den Yorks, wo Lorainne ein großes, in Leder gebundenes Buch bei sich gehabt hatte. "Lorainnes Tagebuch endet einige Zeit vor der Hochzeit. Sie wird weitergeschrieben haben, denke ich. Aber tragen wir doch erstmal zusammen, was wir haben. Wir haben - nichts." Erwartungsvoll schaute Vanion in die Runde. Niemand schien zu verstehen. "Nichts, gar nichts!" Jetzt lächelte er. "Keine Spuren, keine Leiche, keine Lösegeldforderung - jedenfalls noch nicht. Glaubt ihr wirklich, dass eine Bande Gesetzloser das könnte? Die können wir ausschließen. Der Kult Szivars erwacht im Forêt d'Artroux, und am Morgen des nächsten Tages ist alles so, als wäre das nie geschehen - der Wald wirkte vor meiner Abreise friedlich. Ihr alle seid länger dort geblieben als ich. Von weiteren Angriffen hättet ihr mir erzählt, schätze ich. Ich weiß, dass die Männer des Grünen Ritters - " auf Otus' verständnislosen Blick erklärte Vanion: "- diese Bogenschützen, die vom Hang aus die Kultisten niedergeschossen haben! Ich lief hoch zu ihnen und fragte sie nach Lorainne," Was euch wohl kaum eingefallen ist, aber ihr wart ja damit beschäftigt, mich für einen Idioten zu halten "und sie sagten nur, ich solle keinem von Roqueforts Männern trauen. Dieser Zahlmeister kommt später, zahlt alle aus und findet nur Hohn und Spott ob der Tatsache, dass Lorainne verschwunden ist. Das alles schreit für mich nach dem Werk des Täuschers und nicht nach einem dummen Zufall oder gar caldrischer Politik." Er schwieg kurz, dann fuhr er fort: "Nun, der einzige, der den Angriff auf den Tross überlebt hat, bin ich. Vielleicht bin ich ja selbst mit den Angreifern im Bunde?" Vanions ironisches Grinsen trug nicht wirklich dazu bei, die Stimmung zu heben.

"Wir haben nichts, wir können nur vermuten. Wir haben Tote und Verwundete, Lebende und Verschwundene. Und wir haben - " Vanion sah einen nach dem anderen an: "Einen Valkensteiner Rekrut, der wohl kaum auf Befehl seines Vorgesetzten hier ist und Ärger bekommen wird", sein Blick wanderte zu Yorik, "einen Anführer,  der grün hinter den Ohren ist", dann zu Zume, "eine Sylvanaja, die nicht weiß, was ein Knappe ist", und zuletzt zu Boniface, "und einen Lehrling, der aus irgendeinem Grund hier ist, der nach, wenn ich mich recht entsinne, Andarra unterwegs ist. Eine weite Reise für jemanden in Eurem Schuhwerk. Achso, und wir haben mich. Einen Knappen ohne Ritter." Das ist doch der Stoff, aus dem Marius' Geschichten gewoben sind. Nur dass diese Geschichten erlogen sind. "Was glaubt ihr denn, was wir hier tun können? Ich reise nach Uld, morgen oder übermorgen. Dort habe ich Freunde, die helfen können - vielleicht."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 12. Apr 13, 00:52
Stumm und aufmerksam hatte Yorik Vanions Redeschwall gelauscht. Jetzt, nachdem der Knappe geendet hatte, versuchte er, all diese neuen Informationen zu verarbeiten. Das, was den jungen Krieger am meisten überraschte, war, dass Vanion eine Tochter hatte, er wirkte überhaupt nicht wie ein Vater. Außerdem, wo war die Mutter? Sie sollte doch eigentlich in der Nähe des Kindes sein.

Wie auch immer, es spielte nun erstmal keine Rolle. Viel wichtiger war Vanions Theorie. Sie war äußerst einleuchtend, und Yorik hatte bereits ähnliche Überlegungen gehabt. Doch wenn sie stimmte, bedeutete das, dass sie es hier tatsächlich mit einer wirklich großen Geschichten zu tun hatten, größer, als sie es sich vorstellen konnten. Yorik betrachtete seine Gefährten. Anfangs war er wütend über Vanions spöttische Worte gewesen, doch er musste zugeben, dass der Knappe Recht hatte. Sie waren tatsächlich eine bunt zusammen gewürfelte Truppe aus unerfahrenen, planlosen Glücksrittern und waren den Geschehnissen in diesem Land vielleicht wirklich nicht gewachsen. Yorik fasste einen Entschluss.

"Er hat Recht" sagte er zur Verblüffung Aller zu seinen Begleitern, "wir können hier in der Tat nichts mehr tun. Ihr drei wart mir treue Gefährten, doch ich schätze, hier trennen sich unsere Wege. Wir haben den Auftrag des Hauptmanns ausgeführt, Ihr könnt also zum Fôret d'Artroux zurückkehren und Bericht erstatten. Ich bin sicher, man wird Euch für Eure Mühe belohnen." Yorik sah seine Kameraden an, erst den jungen, bauernschlauen Fallensteller mit dem geschwätzigen Mundwerk, dann die Seelenruhe höchstpersönlich in Schwarzweiss und zuletzt die angriffslustigste, kämpferischste und ehrlichste Frau, die er je getroffen hatte. "Ich wünsche Euch viel Glück auf Eurem weiteren Weg, doch ich werde weiter nach Lorainne suchen," er sah den Knappen an, "ob mit Euch oder ohne Euch, Vanion. Ihr mögt es vielleicht nicht verstehen, doch es ist sehr wohl meine Pflicht, sie zu finden. Denn ich habe es geschworen und ich breche NIEMALS" er sah entschlossen in die Gesichter um ihn herum, und plötzlich sah er so gar nicht mehr aus wie der grüne Junge von nebenan, "meinen Schwur." Yorik verstummte und setzte sich schwungvoll auf einen Küchenhocker, ausgelaugt und ermüdet.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Leif Svensson am 12. Apr 13, 10:50
"Nun, ich fürchte, ich kann hier auch nichts mehr tun und werde daher morgen gen Süden reisen.
Zunächst nach Engonia. Vanion, kann ich euch bis dorthin begleiten? Ich kenne den Weg leider nur aus ungenauen Beschreibungen. In eurer Anwesenheit wäre ich vor Strauchdieben sicher und ich hätte jemanden zum reden.
Soll ich ihnen von meinem Vorhaben erzählen? Sie sind alle vertrauenswürdig...
"Ich kann euch leider nicht von meinem genauen Vorhaben in Andarra erzählen, da ich selbst noch nicht genau weiß, was mich erwarten wird, aber ich sage euch, dass ich alles daran setzen werde, mein auf der Reise erlangtes Wissen auf das Verschwinden von Lorrainne anzuwenden. Ich werde mich in allen Gebieten, die ich bereisen werde, nach Hinweisen umhören. Und ich werde, sofern dies möglich ist, baldigst nach Firngard zurückkehren.
Also Vanion, darf ich euch begleiten?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 12. Apr 13, 13:49
Zunächst war sie erschrocken. Warum hielten alle diese Leute sie für eine große Kriegerin? Sie selbst hatte das nicht behauptet, jedenfalls nicht, daß sie sich daran erinnerte. Gut, das ein oder andere Mal mag ich etwas übertrieben haben.... - aber ein Carle, ein richtiger Krieger, das war sie beleibe nicht. Dazu brauchte man 10, 20 Jahre Erfahrung im Kriegshandwerk, und nicht nur vier oder fünf im Spuren lesen und waldwandern.
Doch warum jemanden korrigieren, der es so offensichtlich besser wusste? Grinsend nahm sie diese Bezeichnung als Lob.
Später, nach dem Essen, hatte Zume ruhig dagesessen und zugehört. Da sie nicht lesen konnte, ging das meiste von dem, was in dieser Stunde in der Küche besprochen wurde, an ihr vorbei.
Über ein von Vanion ernsthaft vorgelesenes "Du bist beschlossen in mein Herzen / verloren ist das Schlüsselchen...." musste sie schon grinsen. Als Otus mit steinernem Gesicht vortrug "An meiner Brust da ruhst nur Du, Liebender oh glaube mir ...." musste sie kichern, und als dann Yorik schliesslich deklamierte "Meyn Lieb soll seyn eyn gelber Vogel / Dessen Fieder deckt mir zu / Bis das Nacht und Stern versinken / und ich immer geh zur Ruh" musste sie derartig lachen, daß der halbe Saal auf die kleine Gruppe aufmerksam wurde.

Vanions ernsthafte Rede hatte sie wieder auf das Thema gebracht, doch seine kleine Tochter machte sie all das vergessen. Während die Männer redeten, schnitt sie der Kleinen dumme, lächerliche oder böse Gesichter und freute sich darüber, wie die Kleine lachte. Gerade waren sie bei dem beliebten 'Ich sehe Dich nicht, wenn Du mich nicht siehst' - Spiel angekommen, bei dem Zume sich halb unter der Tischkante versteckte oder hinter Yoriks Arm, als seine weit ausholende Geste sie zu dem zurückbrachte, was er gerade sagte. "Denn ich habe es geschworen und ich breche NIEMALS meinen Schwur."

Noch einmal überdachte sie alles, was sie heute gehört hatte.
"'S mag sein, daß diese Sache zu groß is' für uns." stellte sie sachlich fest. "Vor allem, daß man diesen Ort hier verwüstet hat, während wir uns im Wald bekämpften - 'S müssen viele, gut bezahlte Leute hier an der Arbeit für den Täuscher sein. Wie könn' uns Deine Leute in Uld helfen?" fragte sie.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 12. Apr 13, 23:14
Vanion zog eine Karte aus seiner Gürteltasche. (http://www.larp-koeln.de/ewiki/lib/exe/fetch.php?cache=&media=landeskunde:engonien_pergament2.jpg) "Über Engonia - na, Boniface, warum nicht? Unterwegs kannst du mir ja erzählen, was genau du tun möchtest. Wolltest du nicht deinen Onkel besuchen?" Vanion legte einen Finger auf den Punkt, der Brega war. "Dort werden Brianna und ich Herrn William von York wiedertreffen und direkt nach Uld weiterreiten. Dort werden wir Hilfe finden. Keiner von uns kann etwas tun, und wir sind auch keine Leute, die mächtige Freunde haben und diese auf einem weißen Pferd in die Schlacht führen können. Schlagt euch solche Geschichten aus dem Kopf, vor allem du, Yorik." Er faltete die Karte wieder zusammen. "Zume - für was auch immer Yorik dich hält, nimm nicht alles auf die leichte Schulter. Und vergesst eines nicht, ihr alle! Wir kennen uns nicht, verdammt. Uns verbindet nichts. Was immer ihr tun wollt, tut es! Und wenn ihr Lorainne suchen wollt, tut auch dies. Jede Hilfe ist willkommen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Otus am 12. Apr 13, 23:45
"Nun gut," meldete Otus sich zu Wort. "Wie ist jetzt das weitere Vorgehen? Was gedenkst du zu tun Zume? Und Yorik, was hast du jetzt genau vor? Wollt ihr Vanion wirklich begleiten?" Langsam kam Otus ein paar Schritte näher und schaute aufmerksam in die Runde.
"Ich werde euch nicht weiter begleiten können. Mein Leutnant erwartet mich zurück und ich glaube der Hauptmann erwartet auch einen Bericht über das Geschehene und das weitere Vorgehen.", gab Otus kund.
"Also wie fahren wir fort?", fragte Otus mit fragenden Blick in die Runde.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 13. Apr 13, 19:16
Zume runzelte die Stirn. Dieser Papiersortierer, zehn Jahre jünger als sie selbst, erteilte ihr altväterliche Ratschläge. Wäre er von ihrem Stamm, hätte sie ihn vors Zelt geschickt wie ein Kind. Aber mit einem hatte er recht - sie kannte ihn nicht und wusste nicht, ob sie sich auf ihn verlassen konnte. Nun gut, Yorik hatte unter Beweis gestellt, daß ihm zu vertrauen war. Und Otus auch. Und bei Boniface war wohl vor allem darauf zu vertrauen, daß er schnell rennen konnte, wenn Gefahr drohte. Aber dieser Jüngling?
Abschätzend sah sie Vanion noch einmal an. Arrogant, kam ihr als erstes in den Sinn. Er ist ein Vater, dachte sie dann. Vielleicht ist auch der Schutz seiner Tochter sein Grund, um abweisend zu sein.
"Ich werd' es mir in Ruhe überlegen," war ihre trockene Antwort; ihre Mine deutete Kampfeslust an, sollte man diese Entscheidung anzweifeln. "Und zwar nich' hier drin."

Mit diesen Worten stand sie auf und humpelte, sie schnell ihre Verletzungen es zuließen, nach draussen. Der fettige Rauch und die Küchendünste ließen ihr den Kopf schwirren. Ich brauche klaren Himmel über meinem Kopf, um nachzudenken.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 13. Apr 13, 20:03
Yorik fühlte sich von Vanions harten, abweisenden Worten wie vor den Kopf gestoßen. Wütend sprang er auf. "Ihr irrt Euch Vanion. Uns verbindet sehr wohl etwas, nämlich der Wille, nach Lorainne zu suchen. Verdammt, ich weiß, dass ich kein Held bin, und ihr müsst keine hämischen Geschichten von großen Schlachten und weißen Pferden erzählen, um mir klar zu machen, dass ich nicht zu viel in der Lage bin. Ich will einfach das Versprechen halten, dass ich gegeben habe, und dafür werde ich alles tun, was in meiner Macht steht. Ist das denn wirklich so lächerlich in Euren Augen?!" Er beruhigte sich und sah Vanion an. "Mein Entschluss steht auf jeden Fall fest. Ich werde in Engonien bleiben und nach Lorainne suchen. Wollt ihr nun, dass ich Euch begleite, oder nicht? Wenn nicht, ziehe ich eben alleine weiter."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 14. Apr 13, 01:34
"Nichts kommt mir hier lächerlich vor. Meine Worte von Möchtegernhelden schließen mich nicht aus. Ich bin nicht besser als ihr alle, in keiner Hinsicht, aber ich weiß, was das Leben wert ist!" Demonstrativ warf Vanion einen Blick auf seine Tochter. "Ihr wisst das nicht, ihr schwört zu leichtfertig! Wenn ich jetzt die Wahl hätte, in Frieden zu meinen Eltern zurückzukehren, wieder fünfzehn zu sein und als Bauer leben zu können - ich würde es tun. Ich sage es noch einmal: jede Hilfe ist willkommen. Die kleinsten Hände können die größten Taten vollbringen, und ich bin der letzte, der Hilfe ablehnt." Als Zume ihn mit ihren Worten unterbrach und schließlich den Raum verließ, seufzte Vanion. "Ich hab beileibe kein Talent dafür, Leuten gut zuzureden. Ich bin kein Held und auch kein großer Krieger, ich hab nur ein glückliches Händchen." Und das Herz am rechten Fleck. "Ich weiß, dass Lorainne ein weiteres Tagebuch besitzt. Vielleicht hat sie es irgendjemandem anvertraut, das ist ein Anhaltspunkt. Wie ich schon sagte, ich glaube fest daran, dass Lorainnes Verschwinden, das Erstarken des Täuschers und auch die Beweise, die sie für die Unschuld ihres Vaters hatte, zusammenhängen. Und um dieses Rätsel zu entschlüsseln, sehe ich nur einen Weg - möglichst viel über Lorainnes Geschichte erfahren. Ich werde Simon de Bourvis suchen, Flamen Damian, Jelena Jakovljeva, jeden, den ich kenne, der mir helfen kann. Und wenn ich den geringsten Anhaltspunkt über Lorainnes Entführer finde, werde ich dem nachgehen." Vanion überlegte kurz, dann fuhr er fort: "Ich hab schon immer leicht vertraut, und bin selten enttäuscht worden." Bloß Marius. Aber was erwartet man von einem Barden? "Ich vertraue auch euch. Doch dieses Abenteuer ist nichts für jemanden wie dich, Boniface. Du bist - verzeih mir! - leichte Beute für jeden, der dich angreift. Reise zu deinem Onkel und tu dort, was immer du nun tun willst. Yorik, auch dir will ich von dem Vorhaben abraten!" Bei den Göttern, es reicht wirklich, dass sich Menschen für andere in Gefahr bringen. Und nun auch noch einer, der so denkt wie ich vor noch zwei Jahren, der aber Lorainne nicht einmal kennt.. "Aber wenn du schon mitmachen willst, dann tu es dort, wo ich auf dich aufpassen kann. Wenn du möchtest, nehme ich dich unter meine Fittiche - ich kann dir bestimmt noch ein paar Kniffe beibringen, sowohl im Kampf als auch" - Vanion lächelte und zwinkerte Yorik zu - "bei den Frauen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 14. Apr 13, 12:06
Draussen, auf dem Anger, hockte Zume sich auf die schlammige Erde und schloss die Augen. Es war immer noch verstörend, von so viel Stein und so vielen Menschen umgeben zu sein. Eigentlich wünschte sie sich nichts als in ihre Berge zurück...
Dann legte sich ein Grinsen über ihr Gesicht. Im Norden ist das Eismeer; im Osten ebenfalls, wenn mich meine Nase nicht ganz und gar trügt. Im Westen ist, soweit ich weiss, besiedeltes Land, Königsland.  Um von hier fort zu kommen, musst Du so oder so nach Süden reisen, ganz egal, ob dort Engonia oder Uld oder was auch immer gelegen ist. Außerdem brauchst Du einen Auftrag. Irgendwann willst Du an den Kriegerfeuern sitzen und die Geschichten von Deinen Abenteuern erzählen, dha? Diese Suche hat zumindest einen Hauch von Abenteuer, wenn sie auch vergeblich sein mag. Was wohl mit dieser Frau ist, daß man sie beaufsichtigen muss wie ein Kind?
Plötzlich dämmerte ihr eine Erkenntis.
Die Steinhäusler sind stolz auf die Menge der Dinge, die sie für ihr Überleben brauchen. Nicht wie mein Volk - je weniger man benötigt, desto mehr wird man geachtet - sondern umgekehrt. Je mehr Steine und Dinge sie anhäufen, umso stolzer werden sie darauf. Das heisst, wenn es jemanden gibt, der überhaupt gar nicht auf sich selbst aufpassen kann und viele, viele Dinge braucht, muss er oder sie einer der am höchsten Geachteten und einer der Stolzesten sein. Wie diese Lorainne.
Deswegen entlohnen sie dich auch mit diesen kupfernen Klimperdingern. Bestimmt soll man sie sammeln und stolz herumzeigen... und du hast sie verschenkt. Sicher lachen sie über Dich, deswegen.


Tatsächlich entlockte die zusammengekauerte Gestalt der rothaarigen Frau, mitten im matschigen Klosteranger mit geschlossenen Augen sitzend, dem ein oder anderen Vorübergehenden ein Grinsen. Zume schnüffelte. Die Luft riecht nach Frühling. Eine gute Zeit, um unterwegs zu sein.

Langsam stand sie auf und ging wieder in die Höhle - pardon, die Küche - zurück. Daß ihre Beine und Hände mit schwarzem Schlamm verschmiert waren, machte ihr nichts, ließ jedoch einige der Sitzenden die Augenbrauen heben. "Ich werde Yorik folgen," unterbrach sie das Gespräch ruppig, "Aber ich setze mich nicht mehr auf ein Pferd."

Sie nickte Otus zu. Sie verstand seine Wahl, und daß er bei seinem Clan bleiben musste. Die Valkensteiner müssen die Elstern als heilige Tiere achten. Warum sonst hätten sie sich solch auffällige Waffenröcke ausgesucht. Nun, Elstern sind schlau und häufen glänzende Dinge an - so wie die anderen Steinhäusler. "Ich wünsche Dir Glück und eine schnelle Reise, Otus. Wenn Dein Kommandant Dich tadelt, sag ihm, ich hätte Dich entführt," grinste sie dann.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Otus am 14. Apr 13, 14:29
Aufgeschreckt von Zume's Worten, wandt Otus seine Blicke von Vanion's Tochter ab, die er als letztes bemerkt hatte, da er nachdenklich umhergewandert war.
Also werde ich wohl der einzige sein, der wieder zurück reitet, oder eher gesagt zurück muss. Ich würde sie ja gerne noch weiter begleiten, aber meine Pflicht ruft., dachte Otus.
"Nun gut, ich muss euch leider bald wieder verlassen, meine Pflicht ruft. Ich werde im Morgengrauen wieder weiter ziehen müssen. Ich würde euch gerne weiter begleiten, aber ihr könnt euch auf mich verlassen, sobald ich etwas neues höre, werde ich es euch wissen lassen und wenn ihr mich braucht, dann könnt ihr auf mich zählen." Otus wandt sich zu Vanion um, "Leider kann ich euch jetzt nicht weiterhelfen bei eurer Suche nach Lorainne, aber ich werde euch helfen, mit allem, was in meiner Macht steht. Und lasst es mich wissen, wenn ihr etwas braucht. Ich werde mich nordöstlich auf den Weg nach Port Valkenstein machen."
Otus schaute in die Runde. "Wer mich begleiten möchte, kann dies gerne tun, aber jetzt ist noch ein wenig Zeit um etwas heraus zu finden, wo waren wir?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Leif Svensson am 14. Apr 13, 22:17
Boniface gähnte herzhaft. "Gibt es für mich vielleicht auch eine Schlafstatt hier im Kloster, Vanion? Ich würde mich ganz gerne ein wenig ausruhen, ich war noch nie so lange unterwegs und von meinem eigenen Strohsack entfernt. Könntet Ihr ein gutes Wort bei der Mutter Oberin einlegen?
Ich schlage vor, dass wir uns nach Sonnenaufgang aus dem Staub machen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Brianna am 14. Apr 13, 22:47
Brianna schaute von den Schriften auf.
"Ich wünsche dir eine gute Reise! Pass gut auf dich auf!" Sie stand auf und rechte sich. "Ich werde euch für einen Augenblick verlassen, weil ich meinen Vorrat an Verbänden, Tinkturen und Pfeilen auffüllen möchte. Wir sehen uns später wieder."
Mit diesen Worten verließ sie die Küche und machte sich auf den Weg, um ihre Vorräte aufzustocken.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 15. Apr 13, 13:59
"Also gut. Otus wird uns verlassen, Boniface kommt zumindest bis Engonia mit. Zume schließt sich Yorik an - also kommt ihr wohl mit mir. Gebt mir einen kleinen Moment." Vanion stand auf und verließ den Raum. Er besorgte Boniface und auch den anderen ein Zimmer in den Räumen der Brüder, nahe seinem eigenen. Einen Moment zögerte er, als er an Zume dachte, dann zuckte er nur die Schultern. Es würde ihr wahrscheinlich nichts ausmachen, mit Yorik in einem Raum zu schlafen. Als Vanion in den Raum zurückkehrte, stellte er fest, dass die Gruppe immer noch hin und her diskutierte, was Lorainnes Verschwinden betraf. Eine Weile lauschte er noch dem Gespräch, dann entschuldigte er sich und verließ den Raum. Es war fast Mittag, am Nachmittag sollten die Opfer des Brandes beerdigt werden. Der Knappe wollte ein wenig alleine sein, um für seine verstorbene Frau zu beten.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Leif Svensson am 15. Apr 13, 16:08
Auch Boniface verließ mit einem weiteren herzhaften Gähnen den mittlerweile stickigen Raum, um sich auf das kleine, ihm zugewiesene Zimmer zurückzuziehen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 15. Apr 13, 18:32
Zume dachte gar nicht daran, den Rest des Tages (oder die Nacht) drinnen zu verbringen. Sobald die Diskussion abbrach und ihr alles nötige geregelt schien, zog sie sich aus dem Kloster zurück und suchte ihre geliebten Wälder auf.
Morgen früh würde sie zur Abreise bereit stehen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 15. Apr 13, 22:13
Als die Gruppe sich auflöste, war Yorik verwirrt. Er hatte sich viele verschiedene Möglichkeiten ausgemalt, wie sein Aufenthalt im Kloster verlaufen könnte, doch das hier hatte er nicht erwartet. Alles war so ernüchternd gelaufen. Sie hatten keine neuen Ergebnisse, die zweistündige Reise schien vollkommen sinnlos gewesen zu sein und Yorik war von dem Mann verspottet worden, dem er hatte helfen wollen. Jetzt stand er hier ganz alleine in einem leeren Raum und fühlte sich nutzlos. Wie sollte er jetzt weitermachen? Einige Augenblicke starrte er ins Leere, dann hob er den Kopf. "Zume, warte auf mich", rief er, bevor er der Barbarin hinterher lief, um ihr in den Wald zu folgen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 16. Apr 13, 14:02
"Was willst Du?" fragte Zume ruppig über die Schulter hinweg, als sie feststellte, daß Yorik ihr folgte.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Yorik am 16. Apr 13, 16:12
Yorik zuckte zusammen ob Zumes grober Antwort. "Nichts besonderes", meinte er dann vorsichtig, während er neben ihr her zur Pforte des Klosters ging, "ich dachte nur, ich könnte dich vielleicht etwas begleiten. Ich halte es hier drin nicht aus." Er machte eine kurze Pause. "Außerdem wollte ich dich fragen, was du als nächstes zu tun gedenkst. Ich freue mich, dass du mit mir ziehen willst, doch wo genau sollen wir hingehen? Sollen wir Vanion begleiten oder nicht?" Er atmete tief ein, als sie die stickige Atmosphäre des Klosters ließen und sie endlich wieder frische Luft umgab.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: ZuMe am 16. Apr 13, 19:39
Zume musste schmunzeln. Endlich einmal jemand, der es in diesen stickigen Steinbauten genauso unerträglich fand wie sie selbst. "Ich werde ein Feuer entzünden und Naduria und die Geister um Rat bitten," war ihre Antwort, während sie beständig weiter ausschritt. Erst, als sie das niedergebrannte Kloster verlassen hatte, hielt sie inne. "Allerdings weisst Du selbst, daß im Norden und im Osten das Meer liegt; im Westen gibt es nichts für uns. Also bleibt so oder so nur der Süden, dha?"

Titel: Herbst 265 nJ Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 07. Sep 15, 22:02
Erneut tauchte das Kloster vor ihr auf. Wie vor fast 2 Jahren, bevor eine Zeit voller Entbehrungen und Schmerz begann.
Dunkelheit, Schmerz, Leere.
Und doch Hoffnung.

Nun war sie wieder hier, aus demselben Grund. Derselbe Mann.
Wie jede Braut, die sich vor ihrer Hochzeit nach altem Brauch in das Kloster zurückzog, wurde sie freudig empfangen, doch sie teilte weder die Freude,noch die Aufregung.
Nur widerwillig händigte sie ihr Schwert aus, liess die rituellen Waschungen über sich ergehen und wurde in weiße Gewänder gehüllt. Jeder Schmutzfleck eine Schande.

Doch noch sah man nichts, noch konnte man die verräterischen Spuren verstecken.

Regen klopfte leise gegen die bunte Glasscheibe des geräumigen Zimmers, in dem sie untergebracht war.
Als würde er sie hinauslocken wollen. In die Freiheit.
Sie lehnte ihre Stirn an die Scheibe und lauschte den Verheißungen des Regens.
Irgendwo da draußen, weiter nördlich, war er und bereitete sich mit ihren Freunden und Verbündeten vor. Ob es im Foret wohl auch regnete? Hatten die Bäume noch genug Blätter, um ein Dach zu bilden um sie vor dem Regen zu schützen?
Es war, als Flüsterte ihr der Wind eine Nachricht aus dem Wald zu. Von zu Hause. Von ihrem Liebsten.

<<Benjen>> mehr ein Seufzen als ein Flüstern.
Lorainne stand still, wie eine Statue. Ohne Regung, mit geschlossenen Augen, die Hände sanft auf ihren leib gelegt, bereit das kleine Leben zu schützen.
Bereit, ihre Familie zu verteidigen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 15. Sep 15, 22:04
<<Ce n´est pas une mince affaire!>> Die Mutter Oberin schüttelte den Kopf und versuchte weiterhin auf die Frau vor sich einzureden.
<<Jeu de main- jeu de vilain>>.

Lorainne schüttelte den Kopf. Ihre Augen blitzten wütend. Widerspenstig. Starrköpfig.
<<Cela suffit!>>
Ihre Stimme durchschnitt den Raum, dass die Geweihte, die in einer Ecke des Raumen für eventuelle Wünsche bereit stand, zusammen zuckte.
Auch die Mutter Oberin schien verwirrt, war sie zwar Lorainnes Entschlossenheit gewöhnt,seit sie die La Follye Töchter allesamt hier erzogen und unterrichtet hatte, und doch war dieser Ton anders. Endgültig.
Lorainne bemerkte das und bereute ihren barschen Ton.
<<Mère, mieux vaut allumer une bougie que de pester contre l'obscurité; n´est pas? Mais c'est quitte ou double.>>

die alte Frau ergriff Lorainnes Hand und drückte sie sanft.
<< J´ai peur pour toi, mais je pense que cela va sans dire.>>

Sie brachte nur ein schwaches Nicken zustand. Angst war ihr mittlerweile fremd. Lange hatte sie Angst empfunden, um ihre Familie, ihre Freunde, sich selbst. doch ihr war bewusst, dass es nur ein Ende nehmen konnte.
Er oder sie.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Bran am 16. Sep 15, 12:51
Der Regen der letzten Tage hatte sich tief in den Knochen seiner Reisegefährten festgesetzt und es schien Branwin als hätte er keinen trockenen Fetuen Stoff mehr am Leib.
Die Reise vom Forret zum Kloster war bis auf den andauernden Landregen ereignisslos verlaufen.
Im Lager des Wiederstandes hatten sie einige fähige Männer und Frauen das zeitweilige Komando überlassen und seit dem Zwischenfall mit Benjen und der Shivaz-Hexe vor einigen Wochen war alles ruhig geblieben.
Nun stand die Hochzeit bevor und es galt weitere Pläne zu schmieden.
Viel stand auf dem Spiel, ohne Frage. Das Leben seiner Freunde, sowohl Lorainnes Gefolge wie Äxte. Und wie würde es danach weitergehen?

Diesen Gedanken hing er nach als in einiger Entfernung das beschriebene Kloster auftauchte. Die Gedabken an trockene Kleidung und vielleicht eine warme Suppe ließen ihn leichte laufen. Vielleicht 10 Augenblicke und sie wären dort.
Titel: Re: Herbst 265 nJ Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 17. Sep 15, 12:20
Tatsächlich wurden sie freundlich empfangen, bekamen Betten in einem warmen großen Schlafsaal zugewiesen, wo sie auch frische Handtücher und warme Kleidung vorfanden. Auch wenn die Kutten mit ihrer üblichen Kleidung keinerlei Ähnlichkeit besaßen, waren sie dennoch warm und trocken.
So konnten sie sich frisch machen und auch umziehen, so sie es wollten. anschließend wartete ein deftiger und warmer Eintopf auf sie.
Einige der Schwestern und Brüder schienen ein paar der Äxte wiederzuerkennen, doch Lorainne bekamen sie nicht zu Gesicht.
"Sie befindet sich im Gebet" hiess es, oder "Sie trifft Vorbereitungen für die Hochzeit".
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 17. Sep 15, 21:10
Es war schon dunkel und es regnete in strömen als die kleine Gestallt das Kloster betrat. Sie hatte die Kaputze tief ins Gesicht gezogen, trotzdem leuchteten darunter die lebendigen Augen. Der Umhang war fast gänzlich durchnässt und auch die Haare hingen unordentlich und nass unter der Kaputze hervor. Anders streifte sie sich vom Kopf und schüttelte sich wie ein Hund. Ihr war kalt und ihr Finger eisig, aber sie hielt den Korb vor sich den sie mit einem Tuch abgedeckt hatte und stellte ihn vorsichtig ab. An ihren Händen waren ein paar kleine Schnittwunden, die aber nur noch als rote Striemen zu erkennen waren. Sie raffte den Rock den sie trug und dessen Saum schlammig war, bis über die Knie und machte sich auf den Weg in ihre kleine Schlafkammer die sie sich mit Mina teilte. Sophie war immer in der Nähe von Lorainne. Die leisen tapsigen Schritte hallten durch den kleinen Gang, als sie an der offenen Tür des Schlafsaals vorbei kam wo sie vertraute Stimmen heraus hörte. Sie öffnete die Tür etwas und erblickte die Äxte. Ein freudiges Gejubel hallte durch den Raum und schon stellte sie den Korb in die Ecke und begrüßte ihre Freunde nass und freudestahlend.
"Bran! Da seit ihr ja endlich. Wir haben schon auf euch gewartet.", meinte sie als sie ihn an sich drückte. Unter dem Umhang war sie noch relativ trocken. Dann machte sie sich daran die anderen zu begrüßen.
Doch dann wannte sie sich wieder ihrem Korb zu. "Meine Kammer ist gleich dahinten. ich würde so gern mit euch reden aber ich muss noch ein paar Dinge tun. Wenn etwas ist klopft einfach ja."
Damit griff sie den Korb und verließ das Zimmer eben so stürmisch wie sie es betreten hatte. Ein kleine freudiger Herbstwind.
In ihrer Kammer angekommen, zog sie sich erst die klammen Klamotten aus und machte sich dann daran den Korb zu leeren. Das Rot der Ebereschenfrüchte stach im Kerzenlich nur so hervor. In der Kammer duftete es gut, denn überall an kleinen Schnüren Hingen oder lagen Kräuter im Raum verteilt, Wurzeln auf dem Tisch und Gläser oder Tiegel standen herum. Die Kenderin hatte begonnen ihre Vorräte aufzufrischen. Sie hatte die Befürchtung sie würde sie brauchen. Außerdem musste sie für Lorainne ihren Tee wieder machen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: gutemine am 17. Sep 15, 22:34
Mina drehte den Kopf. Hatte sie da nicht im Augenwinkel etwas huschen sehen? Sie nahm einen leichten Hauch von Herbstlaub wahr. Anders?
Mina eilte zu ihrem Zimmer, dass sie sich teilten. Sie öffnete die Tür und da stand tatsächlich Anders, halbwegs durchnässt in mitten von Gläsern, Töpfen und Tiegeln und sortierte die Kräuter, die sie mitgebracht hatte. Das Zimmer glich mehr einer Hexenküche als einer klösterlichen Schlafkammer, aber Mina war es nur recht. Viel zu lange hatte sie sich nicht mehr um das alte Wissen gekümmert. Die Bemühungen ihrer Schwiegermutter, ihr die wichtigsten Pflanzen, Zubereitungen und Wirkweisen nahe zu bringen, waren nicht gerade auf fruchtbaren Boden gefallen.
Doch das versuchte sie nun, bei jeder sich bietenden Gelegenheit nachzuholen. Dass sie dank Tankreds Bemühungen mittlerweile lesen und schreiben konnte, erleichterte die Sache ungemein.

"Ah.. Eberesche! Hat jemand etwa ne Warze am Hintern oder Probleme beim pinkeln?"

Für sich wiederholte sie: Eberesche, Planet: Sonne und Jupiter, Element Feuer. Schwingung... verdammt. Das würde sie nachschlagen müssen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 19. Sep 15, 10:29
Es schien als würden die Ohrspitzen von Anders zucken als Mina das Zimmer betrat. "Hallo Mina.", begrüßte sie sie strahlend und fuhr dann fort sich die Nassen Haare in einem Tuch trocken zu rubbeln. Ihre Locken würden es ihr danken, aber das war egal. Sie trug jetzt wieder den ganz einfachen Rock und das weiße Hemd welches sie immer trug wenn sie mit Sophia in Lorainnes Gefolge unterwegs war. Damit wirkte sie wie jedes andere junge Mädchen, zumal sie penibel darauf achtete ihre Ohren nicht zu zeigen.
"Ich hab heute zwei Eichhörnchen gesehen, die haben sich ganz schön um ein paar Eicheln gezankt. Und die Blätter beginnen sich jetzt bunt zu färben. Das ist so toll. Ich mag es wenn der ganze Wald plötzlich bunt ist. Dann ist es als würde man unter einem großen bunten Zelt entlang gehen, mit ganz ganz tollen Mustern.", berichtete sie legte das Tuch beiseite, auf ihr zerwühltes Lager und wannte sich wieder dem Tisch zu.
"Eher weniger dafür. Ein Teil bestimmt, aber ein großteil werde ich nach dem Rezept von Torben verarbeiten um darauf einen Trank herzustellen, der die Heilung beschleunigt. Er ist nicht sehr stark, aber ich hatte ihn trotzdem darum gebeten mir zu zeigen wie ich zumindest so einen schwachen hinkriege... Ich hab das Gefühl wir werden ihn brauchen. Und sag Lorainne bloß nicht woher ich das kann... sie wird sonst wieder wütend." Die letzten Worte klangen doch ein bisschen Niedergeschlagen.
Aber dann schien die Kenderin ganz bewusst diese Gedanken abzu schütteln und meinte. "Die Schwestern haben mir erlaubt das ich mich in der Klosterküche Austoben darf. Wenn du magst kannst du mitkommen. Ich wollte nur vorher hier die restlichen Kräuter schon mal verstauen. Und ein paar der neuen einlegen. Stell dir vor ich hab jetzt noch Ringelblumen gefunden. Das wird jetzt leider immer seltener weil alle Blumen sich schlafen legen, für den Winter. Ich find es immer ein bisschen Schade wenn die bunten Tupfen aus der Wiese verschwinden, aber dafür kommt ja bald Schnee. Ich liiiiiebe Schnee. Du auch?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: gutemine am 20. Sep 15, 21:57
Mina schmunzelte. Auch wenn die Anspannung ob des baldigen Hochzeitstermins fast ins unendliche Wuchs, fand Anders immer die passenden Worte, um die Sorgen zu zerstreuen.

"Natürlich mag ich den Schnee, aber da ich in den Bergen groß geworden bin, mag ich die Sonne und den Sommer lieber. Ich glaube aber, niemand kann sich der Lust des Farbenspiels des Herbstes entziehen... Ob wir wohl auch andere so erfreuen, wenn unsere Zeit gekommen ist zu gehen?"

Und da waren sie wieder... die düsteren Gedanken und die Angst vor der Hochzeit und ihren Konsequenzen. Sie würden nicht nur einen schwachen Heiltrank brauchen. Mit Schrecken dachte Mina daran, dass es weniger als eine Woche dauern würde, bis sie Roquefort und vermutlich seine schwarzmagische Begleiterin wieder sehen würde. Der Mann mit dem Steinherz und die Hexe. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Jetzt nur nicht klein beigeben. Schließlich war das die Herausforderung, warum Mina überhaupt Lorainne gefolgt war. Sie band kein Eid an die Ritterin, nur ihr Versprechen, dass sie sich selbst gegeben hatte, gegen diese dämonische Kraft zu kämpfen. Um nicht wieder daneben zu stehen und sich zu verstecken.

Bei dem Gedanken durchfuhr wieder ein Schmerz Minas Kopf und sie fasste sich an die Stirn. Seit Mina beim Bowmans Day der Yorks mit Stellas harmlosen Kinderzauber in Berührung gekommen war, passierte es immer wieder, dass sich etwas in ihr drin mit Kopfschmerzen den Weg bahnte. Sie seufzte. Es würde noch ein langer Weg sein, das unter Kontrolle zu bringen. Bis jetzt hatte sie sich meist morgens immer heimlich in den Wald geschlichen, um das Meditieren zu üben. Die Räuchergaben, die sie von Finnegan in Westmynd bekommen hatte, halfen ihr dabei.

"Ja wunderbar, lass uns die Küche unsicher machen. Ich helfe dir gerne. Ich habe auch ein Rezept für einen Heiltrank, das ich von Jelena bekommen habe. Allerdings sind die Zutaten dazu sehr schwer zu beschaffen. Du hast nicht zufällig Salamanderhaut und einen Carneol? Na ja.... und ansonsten...." Mina nestelte an ihrem Beutel "Sieh mal, das ist etwas von dem  Efeu aus Westmynd, das deine Hand geheilt hat, weißt du noch? Vielleicht können wir damit auch noch etwas anfangen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Bran am 21. Sep 15, 00:19
Dort waren sie nun im Kloster, hatten warme, trockene Kutten an und den Bauch voll heißem Eintopf. Ein Gefühl der Entspannung stellte sich ein, das sie eine lange Zeit schon nicht mehr hatten. Schlafen mit einem festen Dach über dem Kopf, geschützt durch Mauern und nicht nur eine Zeltplane oder ein Blätterdach.
So sehr Branwin Nandurias grüne und lebendige Wälder mochte, machmal waren die Annehmlichkeiten der Zivilisation doch ein Segen.
Als Anders herrein- und kurz darauf wieder hinausgewirbelt warwar es ihm, als wäre der Raum ein wenig heller geworden. Er hatte Sie ein wenig vermisst, genauso wie die anderen vertrauten Gesichter aus Lorainnes direkter Nähe.
Im Lager im Foret kannten er und auch die anderen Äxte mittlerweile auch viele Gesichter und die Geschichten dahinter, doch eine familiäre Stimmung wie hier hatte sich mit dem Tross und ihrem Mitstreitern noch nicht ergeben.
Vielleicht lag es auch daren, dass im Lager immer die Spannung herrschte balt von den Feinen entdeckt und überrascht zu werden. Hier im Kloster konnte man auf- und durchatmen, entspannen und die Ruhe genießen. Auch wenn es nur die Ruhe vor einem Sturm war. Ein Sturm der fürchterlich toben würde und dessen Wind viele Lebenslichter auslöschen würde.
Doch im Moment waren diese Gedanken fern. Er sah lächelnd in die Runde seiner Mitäxte. Shangra, der mit dem furchterregenden Orkschwert trainiert hatte und Nessi gut in die Äxte eingegliedert hatte tat, was er am besten konnte und trank den Novizen den Wein leer, Janus, der mit seiner Balliste eine große Bereicherung für die Äxte geworden war und viel zur Befestigung des Lagers im Wald beigesteuert hatte, Ulric, der in letzter Zeit etwas ruhiger geworden war seit sein Familienschwert gebrochen war, Beorn, der so vielen im Lager Körperteile oder sogar das Leben gerettet hatte, Widukind, Smolde, Isindia...
Alles Freunde, die ihm in der letzten Zeit immer mehr zu einer Familie geworden waren.

Er war glücklich. Er würde gleich mal zu Anders gehen. Sie hatte einen Korb dabei aus dem es würzig und frisch nach einigen Kräutern gerochen hatte und vielleicht würde sie ihm einige abgeben, denn sein Vorrat an Tees und leichten Heilsalben war im Wald immer weniger geworden, da er nur wenig Zeit gehabt hatte um selbst durch das Unterholz zu streifen und zu sammeln.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 21. Sep 15, 08:28
Anders nickte geflissentlich auf Minas Antwort. "Sonne ist bei mir immer so ... NAaaaaaaahh jeder mag Sonne und Sonnenschein und blauen Himmel, zumindest hier. Ich mag trotzdem keine unerbitterliche Hitze un dich hab auch lieber Wolken am Himmel. Oder Regen.  Aber das ist ja nicht schlimm. Wär ja langeweilig wenn alle auf der Welt ganz gleich wären."
Die Finger der Kenderin hatten begonnen die Trockenleinen im Zimmer zu leeren. Die Büschel an Kräutern lagerte sie auf dem Tisch und räumte dafür ein paar Dinge wo anders hin. Das ganze schien keiner bekannten Ordnung zu entsprechen, dennoch schien sie immer genau zu wissen wo irgendetwas lag oder herumstand. Als Mina auf ihre Zutaten zurück kam schüttelte sie nur den Kopf. "Salamanderhaut? Nein, ich hab auch noch nie gehört das man daraus irgendwas heilbares brauen kann. Einen Karmelo... Karmel... Carne... ja doch Carneol hab ich hier."
Sie zog das einfach geflochtene Band unter ihrem Hemd hervor und zeigte Mina den leuchtenden Orangeroten Stein. "Aber den kann ich dir nicht geben. Er war ein Geschenk von Lyra an mich. Sie hat gesagt wenn ich eine Steinfee wär dann eine mit einem Carne..Carneol. Oder so ähnlich. Auf jedenfall soll er zu mit passen, weil ich wohl Licht bin. Oder bringe.. oder leuchte?"
Sie überlegte kurz und zuckte dann die Schultern: "Irgendwie sowas auf jeden fall. Ich bringe Freude und Wärme, sagt sie. Ich kann manchen das Menschen nicht in Dunkelheit verschwinden. Manchmal hab ich aber das Gefühl das ich dazu nicht stark genug leuchte. Falls ich das überhaupt tue...also Licht sein."
Sie grinste die ältere an. "Ich geb auf jedenfall mein Bestes meinen Freunden zu helfen, auch wenn das manchmal ganz schön schwierig ist. Und ich oft das Gefühl hab ich kann garnichts tun. Gibst du mir bitte die Blutwurz?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 21. Sep 15, 09:46
Mit einem Ächzen und gestöhnten "Uff" hievte Lorainne den Kessel auf den Tisch in der Küche. Sie hatte mit einer der Schwestern die Armenspeisung vorgenommen und war froh, dass sie es hinter sich hatte.
Die gebückte Haltung über den Kessel schmerzte in ihrem Rücken und dieses Flattern in ihrem Unterleib machte es auch nicht besser.
Trotzdem hatte sie gerötete Wangen, übermorgen schon würden sie aufbrechemüssen, um pünktlich zur Hochzeit in La Follye zu sein.
Endlich würde sie diese.... Fehde beenden, so hoffte sie, und vor allem Benjen wieder sehen.
Sie liess sich mit ihrer Begleiterin auf die breite Bank nieder und wie aus dem Nichts war Sophie aufgetaucht und drückte ihnen heißen Tee in die Hände.
Ihr sorgenvolles Stirnrunzeln übersah sie absichtlich, Sophie war schliesslich immer in Sorge. Um sie, um Benjen, sogar um Anders.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: gutemine am 21. Sep 15, 22:50
'"Blutwurz... Blutwurz.... ach ja hier. Tormentill hat meine Mutter es genannt. "

Planeten: Sonne, Mars; Element: Feuer; Schwingung: kalt bis mittel, speichert Heilenergie

"Machen wir da eine Tinktur oder einen Tee draus?" Mina packte geschäftig die Wurzeln und Kräuter in einen Korb, um Anders tragen zu helfen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 22. Sep 15, 09:33
Anders nahm die Wurzel mit einem "Danke" entgegen und verstaute auch sie ihm Korb. Dann nahm sie ihm vorsichtig hoch. "Tinktur.", miente sie fröhlich und öffnete die Tür zu ihrer Kammer vorsichtig. "Lass uns schnell in die Küche gehen. Da wird es warm sein. Ich glaube zwar nicht das ich mich erkälten werden, aber sicher ist sicher nicht war."
Sie hatte Mina noch zwei,drei Tigel gereicht in denen es ein bisschen schwappte. Leise summend stiefelte sie durch den Flur in Richtung Küche.
"Woher hast du dein Wissen um die Pflanzenwelt, oder Salamanderhäute?", fragte sie drehte sich um lehnte sich mit dem Rücken gegen die schwere Küchentür und drückte sie auf.
"Oh. Lorainne du bist wieder da."
Schnell stellte sie den Korb in einer Ecke ab und eilte zur Ritterin um sie herzlich in den Arm zu nehmen. Dann strich sie sich die nassen Strähnen zurück.
"Hallo Sophie."
Wie gut da sie sich vorher umgezogen hatte... Auch wenn die Zofe ihre Haare schon wieder beäugte wie ein Specht den Baumstamm.
"Ich hoffe du hattest Spaß bei der Armenfütterung."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 22. Sep 15, 21:17
Lorainne seufzte: "Spaß würde ich es wohl kaum nennen. Viele von Ihnen sind krank, was kein Wunder ist, bei dem Wetter."
Sie verzog das gesicht, als sie an die bevorstehenede Reise dachte.
"alors, was hast du den ganzen Tag getrieben? Ich hoffe, nicht zuviel Unfug?"
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Bran am 22. Sep 15, 22:04
Ächzend erhob Bran sich von der Bank - der Anreisemarsch steckte ihm noch in den Knochen und er freute sich schon auf ein warmes, weiches Lager im Schlafsaal.
Er klopfte Ulric auf die Schulter "Ich schaue mal nach Anders, ob sie nicht vielleicht meine und Beorns Vorräte ein wenig aufstocken kann."
Eine der Novizinnen beschrieb ihm den Weg zu Anders Zimmer und er machte sich auf den Weg. Das Kloster war schlicht gebaut, doch immer wieder mit Bildnissen von Kirschbäumen und Blüten an den Wänden verrieten die Kunstfertigkeit seiner Bewohner.
Das beschriebene Zimmer war rasch gefunden und Bran klopfte an. Doch er bekam keine Antwort, so wartete er einige Augenblicke. Alas auch beim zweiten Klopfen nichts geschah entschied er sich nicht einzutreten. Wenn Anders und Minna nicht da waren, so wollte er nicht ungefragt in ihr Zimer treten, und wenn sie schon schliefen, wollte er sie nicht extra aufwecken.
So schlenderte er durch die Gänge des Klosters, bis er eher durch Zufall einen Garten erreichte.
Er streifte seine Schuhe ab und ging barfus bis zu einem großen Kirschbaum in der Mitte des Gartens. Dort setzte er sich nieder, schloss die Augen und versuchte die Stimme Nandurias im Flüstern der Blätter und dem Tropfen des leichten Regens zu finden. Doch in diesen Mauern aus Steinen und dem immernoch geschäftigem Treiben fiel es ihm schwer. So sandte er nur ein kurzes Abendgebet an die Göttin der er am nächsten stand und ging um nicht noch nasser zu werden zurück in den Speisesaal und trocknete sich ein wenig an dem großen Feuer, das dort im Kamin knisterte.
Seine Kameraden waren nach wie vor am trinken, Shangra, Nessi und Ulric würfelten mal wieder. Er setzte sich schließlich wieder zu ihnen und stieg in die Runde ein.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Ulrich am 23. Sep 15, 21:59
Ulric sah Bran ins Besicht und erkannte Erleichterung, Erleichterung die er nur zu gerne teilte. Die Warmen Klamotten taten gut aber waren inzwis´chen ihm irgendwie fremd geworden. Er hatte sich an das raue Wetter gewöhnt und die Lederrüstung hatte er schon lange nicht merh ausgezogen.
Kaum hatte die Großaxt das Zimmer verlassen sahen Shangra und Nessi schon zu ihm herüber und hatten dieses verschmitzte Lächeln aufgesetzt. `Die wollen doch schon wieder würfeln´ dachter er nur bei sich . Unglaublich! Da sitzt man Wochenlang im Wald und das einzige womit man die langeweile vertreiben kann ist seinen Sold verspielen und dann erreicht man endlcih eine sichere Herberge und die zwei wollen dennoch Würfeln. Kurzerhand warf er den kleinen Schwarzen beutel mit den fünf Knochenwürfeln zu ihnen an den Tisch und die zwei begannen wie immer munter mit dem Spiel.

ER selbst hatte wenig Lust. Darum verließ auch er den Raum und schlenderte durch die lange Säulengänge des Klosters. Hier und da blieb er stehen und bewunderte die schöne Baukunst.
So in Gedanken versunken blieb ihm trotzdem der Schatten im Nacken sitzen der den nächsten Aktionen beiwohnte.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: gutemine am 24. Sep 15, 16:17
Mina musste ziemlich aufpassen, dass die merkwürdig riechenden Tiegel nicht überschwappten.... vorsichtig schnuppernd folgte sie Anders und balancierte Richtung Küche.

"Na ja, weißt du, meine Ziehmutter war eine Kräuterfrau aus Kharkov. Sie hat mir versucht alles mögliche beizubringen über Aussehen und Wirkweise von Pflanzen. Allerdings... wie das so ist als Kind, ich hab nie besonders zugehört. Andere Dinge waren immer wichtiger. In den letzten Monaten ist mir jedoch klar geworden, wie wichtig dieses Wissen sein kann. Vor allem als Lorainne auf dem Fest der Grenzen vergiftet worden ist... weißt du noch? Ich war so froh, dass Torben damals da war... ich war völlig hilflos! Seit dem möchte ich mehr wissen und lernen. Nicht unbedingt, wie man Gifte macht, aber ich möchte schon verstehen, wie sie wirken, um ein Gegengift machen zu können. In Pflanzen steckt so viel Macht..."

Mina hielt den Atem an, wäre sie doch fast über ihren Rocksaum gestolpert.
"Nun ja. Und seit ich lesen und schreiben kann, fällt es mir viel leichter. Jelena hatte es ja direkt gesagt. Aber jetzt kann ich mir Dinge aufschreiben oder nachlesen. Im Grunde übe ich ja vor allem."

Das alte, in Leinen eingeschlagene Kräuterbuch, dass sie in der hintersten Ecke der Bibliothek gefunden hatte und in dem die Pflanzen in Bezug zu den Gestirnen gesetzt wurden und weiterführende Wirkweisen aufgeführt waren, als sie aus der klassischen Heilkunde kannte, erwähnte sie besser nicht. Schließlich war ihr selbst noch nicht klar, was und ob es überhaupt etwas damit auf sich hatte. Aber sie fühlte sich in ihrem Inneren davon angezogen.

Sie waren in der Küche angekommen und Mina musste schmunzeln über Anders stürmische Begrüßung. Es war schön, Lorainne zu sehen, allerdings war sie sehr blass. Die Sorgen standen ihr ins Gesicht geschrieben.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 25. Sep 15, 17:02
Anders stemmte die Hände empört in die Hüfte. "Ich mache keinen Unfug! Alles hat einen Sinn von dem was ich mache. Manchmal versteckt er sich nur gut."
Sie grinste und begann einen Teil der Arbeitsfläche frei zu räumen. "Abgesehen davon, treffe ich Vorbereitungen. Damit auch alles klappt."
Dabei klang sie betont fröhlich, sah die anderen aber nicht an. Auch die Kenderin machte sich Sorgen, sie versuchte nur die anderen aufzumuntern.
"Ich hab heute Eichhörnchen gesehen.", fügte sie von daher hinzu und winkte Mina die Sachen hier ab zu stellen wo sie Platz frei geräumt hatte.
"Aber die schönen Blüten verschwinden jetzt, dafür werden die Blätter ganz toll und bunt."
Sie streckte sich ein bisschen.
"Und ich hab Hunger."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Mel am 26. Sep 15, 01:44
Lorainne zog eine Augenbraue hoch und liess Anders Fröhlichkeit unkommentiert.
Seufzend erhob sie sich.
"Vorbereitungen ist ein gutes Stichwort..." murmelnd ging sie hinaus in die Dunkelheit.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 23. Jun 16, 10:03
Fast ein Jahr später, im Sommer...

Vanions Pferd war müde. Er selbst war müde. Seine Tochter schlief friedlich in dem kleinen Karren, und Jost, einer seiner Jugendfreunde und ein Diener Lavinias aus Fanada, saß bei ihr und las in einem kleinen Buch. Martha, Josts Novizin, hatte die Augen geschlossen, doch war sie wach.

Allen Vieren hatte die Reise zu schaffen gemacht. In den letzten, verregneten Wochen waren sie von Fanada aus in den Norden gereist, über Engonia und Brega, bis hierhin. Der Abschied von seiner Familie in Fanada war ein sehr trauriger gewesen: nur wenige Wochen vor seiner Ankunft war seine Mutter verstorben. Sie war alt gewesen, und nach dem Tod seines Vaters vor zwei Jahren war sie immer stiller geworden. Das Begräbnis hatte bereits stattgefunden, doch im Kreise seiner Schwestern und einiger guter Freunde nahm Vanion gefasst Abschied.

Die Trauerzeit nahm fast zwei Wochen in Anspruch, es galt, viele Angelegenheiten zu regeln, die den Hof betrafen. Pachtverträge mussten umgeschrieben werden, und die Ehemänner zwei seiner Schwestern waren in Streit darüber geraten, wer nun den Hof weiterführen sollte. Kurzum entschied Vanion, dass der dritte Ehemann (in seinen Augen war es auch der Fähigste) die Geschäfte in die Hand nehmen sollte. Er hatte ohnehin den Eindruck, dass dieser Streit recht sinnentleert war: seine Schwestern waren allesamt fähige und resolute Frauen, und sie hatten die Zügel in der Hand.

In langen Gesprächen vor dem Kamin in der alten Küche der Bachlaufs erzählte er seiner Familie, was geschehen war, und was geschehen würde. Niemand war besonders glücklich darüber, dass Jeanne den Hof verlassen sollte, doch sie akzeptierten die Vorteile, die es für Jeanne brachte. Sie war schließlich eine Roquefort, und sie würde mit Leah, der Erbin Roqueforts, aufwachsen. Das versprach Bildung und Sicherheit, genau wie Anerkennung und Respekt. Sie würde es gut haben in Caldrien.

Das kleine Detail, dass sie genauso eine Geisel dafür war, dass Vanion niemals etwas gegen Leah unternehmen würde, wurde geflissentlich ignoriert. Es war allen klar, wie hoch der Preis war - und genauso war allen klar, dass Vanion eher sein Leben für Leah geben würde, bevor er gegen sie handeln würde. Doch dieses Thema wurde nicht angesprochen. Es war wahrscheinlich das letzte Mal, dass Vanion seine Familie sah, und man Zeit hatte, sich in dieser Tiefe auszutauschen. Er war nun einmal wahrhaftig kein Bauer, und hier gehörte er nicht hin.

Der Abschied von seiner Familie war traurig gewesen und hatte sich endgültig angefühlt. Er würde diesen Hof nicht mehr aufsuchen. Die Trennung ging tiefer als sonst: er und seine Tochter gehörten nach Caldrien. Seine Schwestern jedoch waren Bauern aus Tangara.

Für die Reise hatte Vanion Jost und Martha aus dem Tempel gebeten, sie zu begleiten. Mit einer größeren Gruppe war es sicherer, und Jeanne kannte die beiden und fühlte sich sicher bei ihnen. Jost wollte ohnehin seine caldrischen Glaubensbrüder und -schwestern besuchen, und Martha las seine Novizin war rasch mit von der Partie. Zu viert brach man also auf.

In Brega hatte Vanion vom Tod des Ferdi Weidenfels gehört, und obwohl er den Mann nicht wirklich gekannt hatte, war er traurig geworden. Der fröhliche Bürgermeister hatte manchmal selbst hinter dem Tresen in Brega gestanden, und auch bei manch anderer Feierlichkeit hatte er gute Laune verbreitet. Und nicht zuletzt war er in nicht bescheidenem Maße am Wiederaufbau Brega beteiligt gewesen.

In Brega waren sie mehrere Tage geblieben. Die Gerüchte, die herumgingen, sprachen davon, dass das Feuer, dem Ferdi und die anderen zum Opfer gefallen waren, wohl kein Zufall gewesen sein mochte, und unwillkürlich hatte Vanion an Marie, Jeannes Mutter, denken müssen. Auch sie war bei einem Feuer umgekommen.

Jeanne wiederum hatte Brega genossen. Natürlich - denn Brega war voller Wunder. Bregahölzer, die Alchemisten, die vielen Baustellen, das geschäftige Leben - es war schwer gewesen, sie davon abzuhalten, auf eigene Faust loszuziehen. Fast vier Jahre war sie nun alt, und die Neugierde, die allen kleinen Kindern anzuhaften schien, hatte sie dazu gebracht, ihren Vater fast in den Wahnsinn zu treiben: Papa, können wir uns das Bregaholz anschauen? Papa, ich möchte zu den Achi.. Alchi..Almisten! Papa, was trinkst du da (Bier..) Kann ich auch was davon trinken? (Nein..) Aber ich verdurste sonst!

Am Ende war Vanion sehr glücklich gewesen, als sie von Brega wieder fortgezogen waren.

Und nun waren sie hier. Hinter ihnen neigte die Sonne sich den Baumwipfeln entgegen, und vor ihnen lag das Kloster.

Der letzte Moment, umzukehren, Vanion.

Kurze Zeit später erreichten sie das Tor des Klosters und wurden eingelassen.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 27. Jun 16, 10:00
Nachdem sie eingelassen worden waren, war ihnen einfaches, aber nahrhaftes Essen serviert worden.
Sie saßen in dem sparsam eingerichteten Speiseraum des Klosters und unterhielten sich gedämpft.
Jost war in ein Gespräch mit einer Nonne verwickelt, lebhaft stritten sie sich über den Lilien-Orden. Jost, dessen Eltern am Tag des Wolfes gestorben waren, hatte den Orden begrüßt. Im Tempel Fanadas hatte er sich sogar recht unbeliebt gemacht, da er, wie es seine Art war, seine Meinung nicht gerade verschwiegen hatte. Die Nonne wiederum schien gänzlich anderer Meinung zu sein, und Martha und Vanion hatten nicht erst einen amüsierten Blick ausgetauscht.

"Er kann sich ganz wunderbar in etwas hineinsteigern, finde ich." Martha hatte sich zu Vanion herübergebeugt und die Worte leise genug gesprochen, um die beiden Streitenden nicht aufmerksam werden zu lassen. Jeanne jedoch, die auf Vanions Schoß saß, hatte jedes Wort gehört, und schon krähte sie laut heraus: "Jost steigert sich gar nicht hinein! Ich mag Jost!"

Die helle, laute Kinderstimme brachte den Streit endlich zum Verstummen, und Jost wirkte fast wie ein ertappter Schuljunge, als er wieder ein wenig näher heran rückte und Jeanne einen Löffel von seinem Eintopf in den Mund schob.

Die Runde unterhielt sich nach kurzer Zeit wieder über unverfänglichere Themen, bis alle aufgegessen hatten. Jeanne war längst eingeschlafen, und sie schnarchte sanft auf Vanions Arm. Ganz der Papa, dachte Vanion, und ein gewisser Stolz erfüllte ihn. Als eine Novizin an den Tisch herantrat und ihn zur Mutter Oberin ins Studierzimmer bat, nickte er jedoch ernst. Sanft und vorsichtig, um sie nicht zu wecken, legte er Jeanne in Marthas Arme. Liebevoll küsste er sie, dann folgte er der Novizin aus dem Speisesaal heraus.
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Engonien NSC am 02. Jul 16, 16:06
Die Alte sah nicht gut aus. Ihr Rücken war krummer geworden und sie stützte sich schwer auf einen Stock. Vanion konnte sich vorstellen, wie sie ungedultig mit dem Stock auf den Boden klofte, wenn etwas nicht nach ihrem Willen ging.
ALs er den kleinen Raum betrat, sahen ihn ein paar Wache Augen an, die so hell und klar waren, dass sie kaum zu dem runzeligen Äußeren der Laviniageweihten passen wollten.

"Vanion Eidbrecher, der Sippenmörder aus Roquefort. Willkommen!"
Wie immer kam sie schnell zur Sache. Er erinnerte sich an ihre nahe Verwandtschaft zum Vater des jetzigen Barons- obwohl, soweit oben fast jeder mir jedem in ihrendeinem Verwandtschaftsverhältnis stand.
Offenbar war sie über die letzten Geschehnisse im Bilde.
Und doch schien sie freundlich und strahlte eine vertrauenvolle Wärme aus.
"So nennet man Dich hier. Möchtest Du mir sagen, wie Du, der ehrenwerte Knappe einer geachteten Ritterin, zu meistgehassten Mann in Blanchefleur werden konntest?"
Schwer liess sie sich in einen Sessel sinken und bot ihm ebenfalls an, Platz zu nehmen.
Offensichtlich erwartete sie eine Erklärung. Es war wohlmöglich die Einzige Chance, der Mutter Oberin seine Version der Geschichte zu erzählen.
 
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Jul 16, 00:35
Voller Respekt verbeugte sich Vanion.
"Gewiss. Ich möchte Euch die Geschichte erzählen, wie sie geschehen ist."

Sein Blick senkte sich, und seine Gedanken schweiften ab in die Vergangenheit. Die Worte kamen wie von selbst über seine Lippen. Er erzählte von den Wochen und Monaten im Forêt d'Artroux. Erzählte, dass Lorainne von seiner Abkunft erfahren hatte, wohl hier, in diesem Kloster. Der Konflikt, in den ihn sein Blut stürzte: den Onkel töten, oder den Eid brechen. Seine Erzählung war nüchtern, sachlich, und er bemühte sich, die Geschichte zu erzählen, ohne Dinge zu erwähnen, die besser unerwähnt blieben - wie der Tod Alains. Viel sprach er, und machte nur wenig Pausen, um der Mutter Oberin Gelegenheit zu geben, etwas zu trinken.
Als er an den Abend gelangte, an dem er Lorainne verlassen hatte, stockte er.
"An diesem Abend saß ich alleine in diesem Gasthaus, in dem wir waren. Es war tief in der Nacht, und der Schlaf hatte sich nicht einstellen wollen. Monatelang hatte ich mit mir gehadert, und ich wusste, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Ich hatte, wann immer es möglich war, zu Lavinia gebetet und sie um Rat und Führung angefleht. Aber sie blieb stumm, sprach nicht zu mir. Und so entschied ich mich endlich, und ich dachte, meine Entscheidung wäre laviniagefällig und wohl getan. Ich opferte alles, was ich erreicht hatte, um nicht gegen die Mutter zu sündigen."

Jetzt griff er selbst zu dem Kelch, der für ihn gebracht worden war, und befeuchtete seine trockene Kehle.

"Nun, so dachte ich jedenfalls. Mit jedem Tag und jeder Woche, die verstrich, fürchtete ich mehr um das Leben meiner Freunde. Ich warf mir vor, falsch gehandelt zu haben, stellte meine Entscheidung in Frage. Ich war zurück nach Tangara gereist, und hatte vorgehabt, dort mein Leben weiter zu leben. Aber so einfach war es nicht. Und am Ende stieg ich erneut auf mein Pferd und brach auf, in den Norden. Dort hörte ich von der Hochzeit zwischen Lorainne und Savaric, und dass sie gleich am nächsten Tag stattfinden solle. Also trieb ich mein Pferd an, und ohne Rast ritt ich nach La Follye. Das Tor war unbewacht, und ich kam noch rechtzeitig, um das Duell der beiden zu bezeugen. Um den Verrat meines Onkels zu bezeugen. Lorainne gewann den Kampf, doch anstatt ihn zu erschlagen, bot sie ihm die Hand zur Freundschaft. Und er - er lachte, packte Lorainne und hielt ihr ein verborgenes Messer an den Hals. In dem Tumult, der dann ausbrach, war ich der erste, der zu den beiden gelangte. Savarics Messer steckte in Lorainne, und ich packte es und stieß es ihm in den Hals."

Das Schweigen, das nun im Raum stand, war brutal. Unsicher versuchte Vanion, dem regungslosen Gesicht der Laviniageweihten irgendetwas zu entnehmen, doch es gelang ihm einfach nicht. Sein eigener Gesichtsausdruck war verkrampft, und man sah ihm an, dass ihm die Meinung der Mutter Oberin sehr wichtig war. Wenn ich den Dienerinnen der Gottheit schon nicht zeigen kann, dass ich kein schlechter Mensch bin, wie soll ich es dann Lavinia selbst beweisen? Kurz durchzuckte ihn das Bild des Totenmeeres, wie er es sich vorstellte: tiefschwarze Wellen, von Horizont zu Horizont, und er selbst versank langsam darin. Während er auf ewig ertrank, wurde das Licht der Götter, das auf das Totenmeer schien, immer schwächer und schwächer, bis nur noch drückende Stille und Dunkelheit um ihn herum war. Bis er starb, und doch nicht starb, denn er war verflucht und ertrank ewig auf dem Grund des Totenmeeres.

Er verzog sein Gesicht, als er diese Vision mit Gewalt zu Seite drängte, und sprach gequält:
"Ich wollte meinen Freunden helfen. Ich wollte Gerechtigkeit. Und ich wollte die Schande, die auf mir lag, fortwaschen - und tat es mit dem Blut meines Onkels. Die Diener Alamars verziehen mir meinen Eidbruch. Flamen Magnus Damian aus Voranenburg hat sich meine Geschichte angehört, und fällte das Urteil über mich. Doch das ich mein eigen Fleisch und Blut auf dem Gewissen habe, das wird Lavinia mir nicht verzeihen. Doch bitte ich Euch, Mutter Oberin - ich bin nicht hier, um Vergebung zu erlangen. Ich bin hier, um Euch und unser aller Mutter meine Tochter anzuvertrauen. Beurteilt Jeanne nicht nach Ihrem Vater."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Engonien NSC am 02. Aug 16, 22:40
Sie hörte aufmerksam zu, runzelte gelegentlich die Stirn und nickte ihm an anderen Stellen ermunternd zu.
Nachdem er geendet hatte, schwieg sie.
Man hätte fast glauben können, sie sei eingeschlafen, doch dann schaute sie ihn direkt an.
Ihr Blick war klar und ... irgendwie verärgert.
"Vanion, mir scheint, Du hast Lavinias Wesen nicht verstanden. Wenn Du Gerechtigkeit willst, solltest Du zu Alamar beten. Lavinia recepta nimmt jede Seele auf, die bereut, ob es gerecht ist, oder nicht. Wer so boller Falschheit ist, wie dieser Roquefort, der verdient es nicht, ins Reich der Götter zu gelangen, wenn man nur nach Gerechtigkeit verlangt. Es ist das Wesen der Gerechtigkeit,  dass sie oftmals unmenschlich ist. Aber das ist kein Weg Lavinias. Und wenn eine falsche Seele im rechten Moment bereut und azfrichtig ist, dann findet sie Frieden durch Lavinias Gnade. "
Ihr Ton war, als erklärte sie einem Kind etwas,
Ruhig. Belehrend. Gütig.
Gnädig mit Unwissenden.
"Und wenn Du glaubst, och messe die Töchter, die mir anvertraut wurden an den Taten ihres Vaters oder sonstiger Familienmitglieder, wie eines Onkels, dann sieh zu, dass du dieses Kloster verlässt, denn Du solltest mich besser kennen."
Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 03. Aug 16, 22:29
Ein wenig durch ihre Zurechtweisung beschämt, sagte Vanion:

"Ich möchte mir wünschen, dass es so wäre, wie Eure Worte es verkünden, Mutter Oberin.
Aber ich habe vergeblich versucht, meine Worte an Lavinia zu richten. Wenn ich beten möchte, so ist es, als stecke mir ein Stein in der Kehle, und so sehr ich es auch versuche, ich bekomme ihn nicht fort. Savaric mag voll Falschheit und Hass gewesen sein, doch war er auch einst ein Kind einer liebenden Mutter, und auch Vater einer Tochter.
Sein Leben mag er dem Täuscher verschrieben haben, aber seine Seele wird gewiss Vergebung in den Armen Lavinia Receptas gefunden haben. Und es ist, wie Ihr sagt: Lavinia nimmt diejenigen auf, die bereuen. Und ich kann den Tod Savarics nicht bereuen, denn er war gerecht und der verdiente Lohn seiner Taten auf dieser Welt! Ihm musste Einhalt geboten werden. Ich erschlug einen Verbrecher, auch wenn er von meinem Blut war. Ob ich den Weg zu Lavinia zurück finde, das muss die Zeit zeigen. Ich weiß, dass die Göttin gnädig ist, und bin frohen Mutes."

Langsam trank er aus, dann spielte er mit dem schlanken Griff des Kelches herum und schwenkte die letzten Tropfen darin nachdenklich hin und her.

"Ich dachte, ich müsse mich zwischen dem Wege Alamars und dem Wege Lavinias entscheiden. Eidbruch oder Sippenmord. Ich konnte mit keinem dieser Wege brechen zugunsten des anderen. Das eine hatte das andere zum Preis. Und so tat ich beides. Brach mit beiden. Und dann dachte ich, ich stünde wieder da, wo ich vor Jahren stand - ein Bauer, zu nichts berufen. Aber das ist falsch."

Sanft stellte er den Kelch auf den nahen, kleinen Beistelltisch.

"Ich möchte Euch danken dafür, dass Ihr meine Tochter in Eure Obhut nehmt. Sie wird bei Euch und bei der Mutter sicher sein. Lasst sie lesen lernen, und erlaubt ihr, Träume und Wünsche und Hoffnungen zu haben. Und wenn es ihr Wunsch ist, eine Dienerin Lavinias zu werden, so bitte ich Euch, weiht sie und empfangt sie liebevoll in Euren Reihen. Doch schickt mir Nachricht! Ich werde versuchen, so oft nach hier zu kommen, wie ich kann. Doch meine Reise führt mich nach Voranenburg. Dort will ich Anstellung suchen, und so die Götter es wollen, meine Bestimmung finden. Schickt dort Eure Briefe hin, zum Tempel des Alamar."


Titel: Re: Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Engonien NSC am 23. Aug 16, 07:53
"Sollte erwas geschehen, was Deiner Kenntnis bedarf, werden wur Dich finden.
Um Jeanne darfst du dich nicht sorgen, über sie wird gewacht."
Natürlich würde man pber sie wachen. Sie war eine kostbare Geisel, die Vanion willig machen würde, sollte man- und damit war der Baron selbst gemeint- einen... Gefallen vo  ihm wollen.
Das wusste Vanion und auch die Mutter Oberin.
Doch für einen Moment liess sie ihre Maske fallen:"Sie wird kein politischer Spielball werden, solange ich es verhindern kann. Ich bin damals keiner geworden und keines der Kinder in meiner Obhut wird es werden, solange ich sie schützen kann und der Lillienorden über sie wacht."
Sie hoffte das Vanion verstand.

Schliesslich erhob sie sich schwerfällig und stöhnte leise.
"Ich sollte Lavinia Sanata opfern, damit sie due Beschwerden des Alterns lindert. Und Du solltest dich jetzt auf den Weg machen- ich bete, dass Du den richtigen einschlägst, Vanion aus Roquefort, der seine Bestimnung finden muss."
Damit war er entlassen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 18. Jul 17, 23:03
Die Hochzeit Damians und Leonies war vorbei und Lorainne wollte nun dem Orden über die Neuigkeiten berichten. Insbesondere, dass der Hanekamper diese Ehe nicht anerkennen wolle. Endlich kam das Kloster in Sicht und sie hoffte, etwas zu essen zu bekommen, irgendwas.Schon seit zwei Tagen hatte sie kaum einen Bissen herunterbekommen, wenn sie denn was bekam.
Die Sonne brannte unerbittlich und machte die Leute griesgrämig. Sie teilten gerade noch so etwas Wasser mit ihr, doch Lorainne nahm es hin, in der Gewissheit, dass über LaFollye Lavinias Augen wachten und ihre Leute beschützen würden.

Völlig erschöpft erreichte sie kurz vor Sonnenuntergang das Kloster. Einige der Laienbrüder nahmen sich ihrer an, versorgten sie mit dem nötigsten, distanziert, aber nicht unfreundlich.
Neben der armenspeisung bekam sie einen Schlafplatz zugewiesen, wo oftmals Streuner und Tagelöhner nächtigten. Oder eben auch die Handwerker und Bauern, die Nahrungsmittel oder sonstige Dienstleistungen an das Kloster lieferten.
Doch Lorainne war es gleichgültig, immerhin war es ein trockener Platz.
Die anderen rückten ein wenig von ihr ab, ob aus einer Art Ekel oder Ehrfurcht vermochte sie nicht mehr zu unterscheiden.
Sie wickelte sich in ihren Umgang und war umgehend eingeschlafen.


Traumlos schlief sie, bis ein unsanfte Tritt sie weckte:"He da, Chavalier! Wach auf, da will einer mit dir sprechen."
Verwirrt blinzelte Lorainne und sah einen ungepflegten bärtigen Alten über ihr. Sie schaute in die Richtung, in die er deutet, und sah eine der Klosterschwestern, die ihr zunichte.
Während der Bärtige zur Armenspeisung schlurfte, rappelte sie sich hoch und versuchte ihre Gaderobe in Ordnung zu bringen.
"Die Mutter erwartet Euch."
Darauf bedacht, sie weder weiter anzusehen, noch zu berühren, deutet sie ihr, ihr zu folgen.
Sie wurde in einen kleinen Raum geleitet, der offenbar hohen Gästen vorbehalten war, die man nicht im Kloster haben wollte und Lorainne fragte sich, wer hier schon alles empfangen worden war.

Und tatsächlich wurde sie bereits erwartet. Brot und Wasser standen bereit. Früher hatte die Mutter Oberin stets zuerst die Gäste umsorgt, heute war es anders. Erst als die Geweihte, die sie hergebracht hatte, und sie etwas Wasser und Brot bekommen hatten, dürfte auch Lorainne zugreifen.
Obwohl sie schrecklichen Hunger hatte und ihre Kehle vor Durst brannte, zügelt sie sich und nahm nur eine bescheidene Portion, denn Bescheidenheit und Teilen waren die obersten Tugenden des Lillienordens.

Es entspann sich ein angeregtes Gespräch, in den Lorainne über die Hochzeit der Amabilis berichtete, die Mutter Oberin hin und wieder die Stirn runzelte und skeptisch das Gesicht verzog. Erst zum Ende  haute sie mit ihrer alten knochigen Hand auf den Tisch.
"Bei Lavinia, was fällt diesen hergel... Er kann keine rechtmäßige,  vor den Priestern geschlossene Verbindung auflösen lassen." Doch sie besann sich wieder, denn auch ihr war klar, dass in der Politik nur weltliche Dinge eine Rolle spielten, hatte sie doch selbst schön oft Erfahrungen damit gemacht.
"Apropos Politik. Ich würde  gerne mit Jeanne und Leah einen Ausritt machen, wenn ihr gestattet. Ich... Ich vermisse sie sehr und ich dachte, dass ich sie vielleicht sehen könnte?" Erfreut nickte die Alte Klostervorsteherin und bat, die Mädchen umgehend zu Lorainne zu bringen, wenn sie mit ihren Unterrichtslektionen fertig wären.
"Mein Kind, du solltest dich frisch machen, so werden sich die Mädchen erschrecken.  Und, bei Lavinia, sie zu, dass Du ein Bad nimmst, du bist von dem Gesinde nicht mehr zu unterscheiden!"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 18. Jul 17, 23:07
Sie wurde in ein Nebenzimmer gebracht und dort stand ein Zuber mit warmen Wasser für sie bereit. Zudem ein neues Paar Strümpfe und eine Kleiderbürste.
Überglücklich liess Lorainne sich in den Zuber sinken und genoss das warme Wasser. Sie wusch sich gründlich und Schnitt sich auch wieder die Haare kurz, die ihr wild vom Kopf abstanden.
Sie brüstete ihre Kleidung gründlich aus und besserte einige Stellen aus.
Dann zog sie sich an und blickte an sich herunter. Sauber und einigermaßen zufrieden mit ihrem Werk ging sie in den Hof und wartete auf die Mädchen.
Endlich kamen sie und Leah rannte1 ihr freudestrahlend entgegen.
Jeanne war deutlich distanzierter, aber auch sie schien sich auf etwas Abwechslung vom Klosteralltag zu freuen.

So machten sie einen Ausflug in den nahegelegenen Wald, picknicken auf einer Lichtung und Lorainne war bald heiser vom erzählen. Mit immer neuen Fragen redeten die Mädchen auf sie ein, bis sie wieder das Kloster erreichten.
Enttäuscht, das der Tag so schnell vergangen war, murren die beiden Damen und Lorainne lächelte.
"Kommt her, ich zeig euch was." Sie streckte sich und pflückte von einem der Kirschbäume im Hof ein paar wunderbar rote saftige Kirschen ab und nahm eine aß eine. Die anderen reichte sie den Mädchen.
"Alors, wer am weitesten spucken kann, darf sich noch eine Geschichte wünschen."
Sie holte Luft, spitzte ihre Lippen und dann schoss auch schon der Kern aus ihrem Mund hervor.
Kichernd versuchten ihr die Mädchen das nachzumachen, und sie musste es ihnen noch einige Male zeigen, bis es endlich klappte und Jeanne das weitspucken gewann.
"Erzähl mit eine Geschichte von meinem Vater", bat sie Lorainne.
Während Lorainne a,so ihr Pferd versorgte, saßen die beiden auf einem Strohballen und hörten aufmerksam zu:" Vor ein paar Jahren lernte ich einen eingebildeten Weiberhelden kennen, der außer trinken und würfeln nicht viel könnte. Doch er hatte eine harte Rechte und war sehr mutig- oder dumm. Jedenfalls, damals in Engonia....."

 Die Mädchen, tauschten mit großen Augen, welche sie nur noch mühsam aufhalten könnten.
"Und so hat er mich gefunden und aus dem Reich  der verlorenen Seelen zurückgebracht. Und den Rest  erzähle ich Euch beim nächsten Mal. Dann erzähle ich Euch euch, wie aus dem knappen Vanion chevalier Vanion wurde."

Lorainne übergab die Mädchen wieder an eine Geweihte des Klosters, die sie zu bett bringen würde und legte sich dann selbst zur Ruhe. Am nächsten Morgen würde sie mit neuen Aufgaben gen Fanada aufbrechen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 19. Jul 17, 00:03
Wochen später näherte sich ein einzelner Reiter dem Kloster. Von einer Hügelkuppe herab sah Vanion auf die niedrigen Steinbauten herab. Er konnte deutlich das neu gebaute Dach erkennen, das den Trakt schützte, der vor Jahren abgebrannt war.
Die Zeit seit der Baronskrönung war unglaublich anstrengend gewesen. Vanion hatte das Gefühl, mehr Zeit auf dem Pferderücken verbracht zu haben als auf seinen eigenen Beinen, hatte er doch mit Gorix dessen Baronie bereist, war nach Fanada geritten zu Kydoras Taverne, dann wieder nach Hanekamp, und - tja, erneut zu dieser Taverne.

Während der Ritter auf das Kloster zuritt, prasselten Erinnerungen auf ihn ein. Lorainne in einer der Kammern dieses Klosters, mit einem Stoß Papieren vor sich. Damals hatte sie nach Beweisen gesucht, nach Beweisen für Jules' Unschuld. In diesem Kloster hatte sie von Vanions Abstammung erfahren - wie sie wohl reagiert hatte, als ihr klar geworden war, dass ihr Knappe der jüngste Spross des Geschlechts war, das La Follye an den Rand der Vernichtung gebracht hatte? Doch halt - der jüngste Spross war ihr Knappe nicht. Denn Vanion hatte eine Tochter gezeugt. Fast fünf Jahre war es her, dass Marie, eine Magd aus Schlagbaum, der kleinen Jeanne das Leben geschenkt hatte. Hier war sie niedergekommen - und hier war sie gestorben, bei einem Brand, den wohl Savaric de Roquefort hatte legen lassen.

Sie hatten ein ums andere Mal Zuflucht gesucht an diesem Ort, und der Laienbruder, der ihm das Tor öffnete, begrüßte ihn freundlich. Es war Alexandre, der ins Kloster eingetreten war, kurz bevor Vanion das erste Mal dort gewesen war. Er erbot sich, Vanions Pferd zu versorgen, und Vanion nahm dankend an. Alexandre ließ sich jedoch nicht nehmen, einen fragenden Blick auf den hellen Schwan zu werfen, der Vanions Gewand zierte.

Der Ritter schritt fröhlich durch den Hof und grüßte die Menschen fröhlich, die geschäftig umhereilten. Sein Ziel war das große Haus, in dem er die Räume der Mutter Oberin wusste. Sie würde ihm sagen können, wo er seine Tochter finden würde. Denn bei allen Erinnerungen, die diesen Ort umwoben, war er doch nicht der Vergangenheit wegen gekommen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 22. Jul 17, 18:37
Bis zu diesem Haus kam er überhaupt nicht. Eine helle Mädchenstimme rief "Papa!", und dann rannte ein kleines, strohblondes Bündel auf kurzen Beinchen freudestrahlend in die weit ausgebreiteten Arme seines Vaters. "Jeanne! Ich bin so froh, dich zu sehen", hauchte Vanion, und drückte seine Tochter an sich. Tief sog er ihren Duft ein. Die Brüder und Schwestern im Hofe hielten kurz inne, und auf so manches Gesicht schlich sich ein Lächeln: war doch der Ritter, angetan mit klimpernden Sporen und den dicken Reiseklamotten, auf die Knie gegangen und hielt nun ein in ein dünnes Kleidchen gehülltes Kind im Arm - sein Kind.

Sanft löste Vanion sich aus der Umarmung seiner Tochter, dann hielt er sie auf Armeslänge von sich entfernt und sah sie stolz an.
"Groß bist du geworden, ma chère! Und hübsch, eine wundervolle Dame wird aus dir werden, das seh ich jetzt schon!"
Die wundervolle Dame in spe wand sich rasch aus des Vaters sanftem Griff, dann stemmte sie trotzig die Arme in die Seiten.
"Wo bist du so lange gewesen, Papa? Was hast du gemacht? Hast du eine Heldentat begangen? Erzähl mir alles, na los, Papa! Rainne war hier und hat Geschichten erzählt! Nimmst du mich jetzt mit? Nach Hause?"
"Rainne?" Dann dämmerte es ihm, und er lachte laut. "Ah, Lorainne! War sie euch besuchen? Wo ist eigentlich Leah?"

Jeanne ließ sich nach kurzer Diskussion überzeugen, Leah zu suchen, und sie fanden die Tochter Savarics schon bald - natürlich in der Scheune, bedeckt von einem Haufen Stroh. "Ho, Nichte! Dass du schon jetzt so gut..." - und dann hatte er die Handvoll Stroh im Gesicht, und Leah machte sich einen Scherz daraus, sich von ihrem Onkel und Jeanne suchen zu lassen. Vanion genoss die Tollerei ein paar Minuten, und die Welt stand für eine kurze Zeit still.

"Genug! Arretez à cache-cache!"
Nicht nur die Kinder sahen ein wenig schuldbewusst drein, auch Vanion wirkte ertappt. Zum Glück hatten sie nur Verstecken gespielt und nicht einander durch das Stroh gejagt, denn sonst hätte der frisch gebackene Ritter wohl die Heugabel in die Hand nehmen müssen.
Gesprochen hatte die Mutter Oberin. Sie lächelte, als sie Vanion begrüßte, auch wenn ihrem Ton nicht mehr dasselbe Wohlwollen wie früher zu Eigen war.

"Chevalier Vanion, die Mutter zum Gruße! Ihr besucht Eure Tochter, wie schön! Sie macht sich ganz vorzüglich; die ersten Buchstaben kann sie schon lesen. Beim Benimm, da tut sie sich schwer, weit schwerer als Leah."
Der tadelnde Blick ließ Jeanne ein wenig näher an ihren Vater rücken und zaghaft nach seiner Hand greifen.
"Nun, husch, ab mit euch, geht noch ein wenig spielen. Euer Vater und Onkel wird gleich wieder bei euch sein."
Vanion ließ es sich nicht nehmen, Jeanne einen Kuss auf die Wange zu schmatzen ("Ihhhh, Papa!"), bevor er der Mutter Oberin wieder auf den Hof folgte.
Nach ein paar Schritten sagte sie:
"Lavinias Segen ruht auf ihr. Chevalier, sie wird zu einer wundervollen Frau heranwachsen. Sie ist gesund, stark und schlau, und sie ist hier in Sicherheit vor aller weltlichen Unbill." Unbill, die Jeanne drohen würde, so Vanion es jemals wagen würde, Anspruch auf Roquefort zu erheben. Es war nicht so, dass Jeanne ganz offiziell eine Geisel war, aber sie war eine Sicherheit für Blanchefleur, dass, solange Vanion lebte, kein Roquefort mehr Unfrieden stiften würde in Caldrien.
"Das freut mich sehr, Mutter Oberin. Ich bin mir sicher, dass der Segen der Göttin und auch Eure helfende Hand viel damit zu tun hat."
Sie tauschten noch einige Höflichkeiten und Neuigkeiten aus, aber schnell wurde klar, dass die Mutter Oberin durch Lorainnes noch nicht wirklich lange zurückliegenden Besuch den großen Teil der Neuigkeiten, den Vanion mitbrachte, bereits kannte - und manche Dinge durfte er schlicht nicht erzählen.
Nach einer Weile stießen die Kinder wieder zu ihnen, und die Schwester, die sich um sie kümmerte, scheuchte sie gleich weiter zum Waschen - denn das Abendessen war fertig. Auch Vanion bekam eine Schüssel voll guten, nahrhaften Eintopfs, und er löffelte emsig mit seiner Tochter um die Wette.

Nach dem Essen wurden die Kinder ins Bett gebracht - seit langer Zeit war es erneut ihr Vater, der Jeanne die Decke bis zum Hals zog und sie sanft küsste, bevor er das Nachtlicht löschte. Später saß er wieder mit der Mutter Oberin beisammen, und sie redeten viel über die Übel, die in dieser Welt umgingen. Bogumil, der Amabilis aus dem Spital bei Engonia, hatte Wort gesandt über Atos, den finsteren Lich, der sein Unwesen trieb, und die Mutter Oberin war in Sorge. Gerüchte waren aus Ahrnburg und Barebury gekommen, und die Mutter Oberin erzählte ihm gar von einem reisenden Magier des Konzils, der mit Brandwunden hier angekommen war und der hier versorgt worden war. Der Abend neigte sich endlich dem Ende zu, und anstelle einen weiteren Scheit in das Kaminfeuer zu legen, sah Vanion dem glühenden Holz zu, wie es knackend in sich zusammenfiel.
"Ich wünschte, ich könnte ein wenig länger an diesem Ort des Friedens verweilen. Aber gleich morgen muss ich wieder fort. Ich reite nach La Follye, Mutter Oberin - und mit Eurer Erlaubnis wird Jeanne mich begleiten."
"Ihr wollt Eure Tochter mit Euch nehmen? Ihr wisst, dass ich das nicht gestatten kann. Euer eigenes Wort bindet Euch."
Urplötzlich lag Misstrauen in ihrer Stimme, und ihre klaren Augen blickten Vanion durchdringend an.
"Natürlich tut es das, hohe Frau. Ich werde Jeanne nach meinem Besuch auf La Follye wieder hierhin bringen. Aber ich möchte sie einer alten Freundin vorstellen. Das Lehen liegt nicht weit von hier, wie weit ist es - eine, zwei Tagesreisen? Stellt mir einen oder zwei Eurer Mönche und Nonnen zur Seite, und macht einen Vater damit glücklich."
"Ich... weiß nicht, ob das angemessen ist, Chevalier." Zweifelnd zog sie eine Augenbraue hoch.
"Jeanne braucht nicht immer nur diese Mauern zu sehen, Mutter Oberin. Sie weiß so gut wie jedes andere Kind, dass hinter dem nächsten Hügel noch ein Hügel kommt. Es ist ihr kaum vergönnt, zu reisen, und sie hat einen Vater, der mehr gereist ist als gehaust hat. Lasst uns diese zwei, drei Tage miteinander - mein Wort als Chevalier Voranenburgs, dass ich sie zurückbringe."
Nun seufzte die Mutter Oberin vernehmlich.
"Eine Zwickmühle. Lege ich das Wort Blanchefleurs hart aus, müsst' ich Euch dies untersagen, doch handle ich damit nicht wider den Willen der Dame Lavinia? Chevalier, ich vertraue Euch. Nehmt Amélie und Matthis mit, und geht mit Lavinia."


Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 22. Sep 17, 06:58
Herbstbeginn 267 nJ

Die Tage waren noch mild, doch die Nächte waren schon bitterkalt.
Zwar war Lorainne nicht im Gästetrakt des Klosters untergekommen, doch sie hätte eine kleines Quartier über der Armespeisung bezogen. Es war karg, das Bett war eher eine Unbequeme liege, doch es war warm und ruhig.
Lorainne schlief, als wäre sie auf den weichesten Daunen gebettet.

Sie hatte die Goldbacher Garde ein Stück begleitet, war dann aber zum Kloster weiter gereist, ohne ihre Tochter in Goldbach zu besuchen. Es dürfte keinen weiteren Aufschub mehr geben..

Die Wunde, die der Dämon ihr beigebracht hatte, schmerzte immer noch, die Strapazen der Reise hatten nicht gerade zu Heilung beigetragen.
Ihr Gesicht würde von einer weiteren Narbe geschmückt, fast kam es ihr so vor, als wollte Lavinia ihr ein Zeichen aufdrücken, damit jeder wusste, wer.. non, *was* sie war.

Man hätte sich um ihre Wunden gekümmert, sanft und vorsichtig, doch niemand hatte mit ihr gesprochen und die Mutter Oberin hatte sie nicht empfangen.
Plötzlich, im Morgengrauen, kam ihr dieser Ort kälter und kahler vor als Tailon Orikos.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 05. Okt 17, 11:09
Nach drei Tagen wurde sie von der Mutter Oberin empfangen. Drei Tage, die sie wie eine gemeine Magd mit schwerer Arbeit verbrachte, um sich zu reinigen und Buße zu tun.

Wie eine Bittstellerin, im schlichten, kratzen Gewand, gesenktem Haupt, wartete sie, bis die Mutter Oberin das Wort an sie richtete.

"Hast du ein Testament geschrieben?" Die klare Stimme der alten Klostervorsteherin durchbrach jäh die Stille, so dass Lorainne unmerklich zusammen zuckte.
"Ja, Werte Mutter, das habe seit dem Pilgerzug. Dich gestern Abend habe ich noch einige Änderungen vorgenommen. Ich wäre sehr geehrt, wenn ihr diese bestätigen würdet."
Fast schüchtern reichte sie die Papiere weiter und die Mutter Oberin las es aufmerksam durch.
"Es ist dir also ernst mit Roquefort? Und der Bastard, was ist mit ihm?"
"Er ist Ritter in den Diensten des Grafen von Voranburg. Er wird keinen Anspruch erheben."
Die Oberin lächelte:"das meine ich nicht, halte mich nicht für dumm."
Röte schoss in Lorainnes Gesicht und sie suchte verlegen nach einer Antwort.
"Ich habe es selbst spät gemerkt, aber ich habe ihm längst verziehen. Ich kann auch seine Gründe nachempfinden. Möge Lavinia Admoneta mir verzeihen, aber ich hätte nicht anders gehandelt. Wir wissen voneinander, was in dem anderen vorgeht, wann der Zorn hervirbrechen kann, wir können ihn aneinander so schnell und heftig hervorholen, wie es kein anderer vermag.
Ich liebe ihn wie einen Bruder, er gehört zu meiner Familie und gerade in der Familie findet man die erbittersten Zwiste.
 Doch weil ihm- wie mir der Weg auf den Grund unserer Väter verwehrt ist, ist es nur Recht, wenn seine Tochter eines Tages dort eine Heimat findet. Vanion und ich führen die Fehde zwar nicht weiter, doch wir können noch keinen Frieden schließen.
Doch wir ebnen den Weg, damit unsere Söhne und Töchter in Frieden und Freundschaft miteinander leben."

Die Mutter Oberin strich ihr sanft über die Wange:"Mögen die Götter eure Kinder segnen. Doch nun bereite dich vor, Wache vor dem Schreibtisch, gehe in Dich und bereite dich auf Deine Beichte vor. Die geweihten wollen erfahren, was in Tailon Orikos geschehen ist, vor allem, was Du getan hast. Und dann wirst Du Deine Strafe empfangen. Und nun geh mein Kind."

Damit war sie entlassen.

Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 29. Okt 17, 07:59
Und so war es geschehen, sie hatte alles erzählt, kein Detail ausgelassen und es schien ihr die Last zu erleichtern.

Als sie fertig war, spürte sie, wie die Stimmung umschlug und es war ihr, als tauchte die in Kälte Nebel ein, als sie das Urteil der Geweihten vernahm.

"...Von Szivar verführt.,.."
"...Eines Dieners Lavinias nicht würdig..."
"Von der Amabilis unterstützt.."
"...Dämon töten..."
"...Tapferkeit und Mut..."
"...Ritterlichkeit..."
"..musste getan werden..."
"..wer sonst sollte sich derart beschmutzen..."
"...Buße tun..."
"... Schweigen..."

Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 09. Apr 18, 12:45
Es waren die ersten warmen Tage in diesem Jahr. Am Himmel war kaum noch eine Wolke zu sehen und zum ersten mal hatte er diesen schönen blau Ton, den sonst nur diese kleinen blauen Blumen hatten die manchmal am Wegrand links und rechts wuchsen. Hin und wieder war sie an vereinzelten Menschen vorbei gekommen, mal zu Fuß mal mit einem Esel der zwei Körbe links und rechts trug. Sie alle hatten mehr oder wenige merkwürdig geschaut, was wahrscheinlich ihrer Art zu reisen geschuldet war, aber welch schönere Art zu reisen konnte es an Tagen wie diesen gaben neben der ihren. Anders lag auf Springes Rücken und ließ sich von seinen Schritten hin und her schaukeln während er die Straße entlang trottete. Zwinschen drinn hielt er immer wieder an um am Rand zu grasen, aber lange gönnte die Kenderin ihnen keine Pause schließlich hatte sie ein Ziel. Auch wenn sie sich noch nicht wirklich sicher war, wie zu verfahren war wenn sie dort angekommen war. Mit einem Seufzen stützte sie sich auf Springers felliges Hinterteil und schaute nach vorne. Im Moment verlor er sein dickes Winterfell und verteilte überall Haare.
"Gleich sind wir da.", erklärte sie ihm und deutet zwischen seinen Ohren nach vorne.

Fulk hatte ihr gesagt, dass wenn sie sich wirklich auf die Suche machen wollte sie am besten hier anfing. Als sie ihn fragte ob er sich denn keine Sorgen mache, hatte er schwer geseufzt. Natürlich machte er sich Sorgen, genau so wie die kleine. Auch sie wusste nicht wo ihre Mutter war, aber niemand besaß genug Freiheit und Zeit um sie aufzuspühren. Zu lange hatte es keine Nachricht mehr gegeben.
Missmutig runzelte Anders die Stirn. Als sie Lorainne das letzte Mal gesehen hatte, ging es ihr nicht gut. Sie hatte ein bisschen krank gewirkt, entkräftet und müde. Und viel zu still. Hatte sie überhaupt etwas gesagt? Anders konnte sich nicht erinnern. In jedem Fall ging es nicht, dass jemand ihrer Freunde einfach so verschwand ohne das irgend wer wusste wohin.
Deshlab hatte sie sich auf den Weg zu Kloster gemacht. Egal ob ihr selber das passte oder nicht. Sie würden ihr schon sagen wo Lorainne war, ansonsten würde sie es selbst heraus finden. Immerhin war das etwas von dem sie sicher wusste, dass sie es konnte.

Vor dem Tor ließ sie sich von Springers Rücken gleiten und führte ihn am Hanfzügel die letzten Meter. Mit erhobener Faust pochte sie gegen die große Holztür und besah sich die hohe Mauer links und rechts. Am hellichten Tag um das Kloster zu reiten wäre zu auffällig gewesen. Wenn man sie nicht einließ würde sie bei Nacht wieder kommen und das Gelände auskundschaften. Sie wusste noch in etwa wie dieses Kloster aufgebaut war, aber in den Jahren konnte sich einiges verändert haben. Und sie würde nicht riskieren erwischt zu werden.
"Hallo? Jemand zu Hause?"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 10. Apr 18, 08:17
Als hätte man nur auf sie gewartet, öffnete sich prompt das Tor und gewährte ihr Einlass.
Noch war es Recht ruhig, kaum ein Bittsteller, der die Suppenküche aufsuchte, kaum eine der Geweihten zu sehen. Erst in einer Stunde würden die Tore geöffnet und dann würde es hier nur so von Armen und Kranken wimmeln, die hier versorgt und auf etwas warmes zu essen hoffen würden.

Der Mann, der ihr das Tor öffnete, wirkte überrascht, aber nicht unfreundlich. Es war üblich, dass Reisende hier halt machten und ebenfalls in der Suppenküche aßen, je nachdem wie wenig geld sie hatten. Und die Person- das Mädchen- vor ihm wirkte nicht so, als hätte sie sonderlich viel.
Er wies ihr den Weg zur Suppenküche und versprach ihr zumindest etwas Wasser, da die Geweihten Schwestern noch in den Vorbereitungen steckten und es nicht mehr als nen Kanten Brot zu essen gab.
Er lächelte ihr noch einmal zu und wandte sich dann ab - er hatte das Wappen, dass sie am Gürtel trug, erkannt. Er musste dringend jemandem Bescheid geben.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 10. Apr 18, 10:40
Anders folgte der Wache über den Hof. Es hatte sich nicht viel verändert, ein Gebäude war dazu gekommen, ansonsten war das was sie vom Hof sehen konnte mit ihren Erinnerungen identisch. Während sie auf die Suppenküche zugingen bellte irgendwo ein Hund und ein zweiter antwortete. Hunde... das würde sie Sache schwieriger machen. Vermutlich waren es keine Wachhunde, das würde nicht zu diesem Ort passen, aber viellleicht gehörten sie irgendwem der hier lebte. Leider konnte sie sie nicht sehen, versuchte sich also nur zu merken wo sie sie ungefair gehört hatte. Sie ließ Springer auf dem Hof zurück und betrat die Suppenküche. Die Wache war auf dem Weg wo anders hin. Neugierig sah sie sich um, damals war sie noch mit den Äxten hier gewesen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 10. Apr 18, 12:41
Man reichte ihr einen großen Krug Wasser, "mit Lavinias Gnade", und ignorierte sie dann weitestgehend, da man mit schnibbeln, kochen, Töpfe schrubben und derlei beschäftigt war.
Auch wenn endlich wieder die Sonne schien, war es hier im Norden noch sehr kalt und so war das große Feuer in der Küche eine Wohltat.

Irgendwann betrat eine der Geweihten, die Anders kannte, die Küche und blickte sich suchend um. Schließlich entdeckte sie den Kender und begrüßte sie.
"Lavinia zum Gruße, junge Kenderin. Schön, einmal mehr eines von Lavinias Wundern bestaunen zu dürfen. Was führt Dich hierher?"
Es war klar, dass die Frage rhetorisch gemeint war, die Geweihte fuhr fort und deutet auf die Distel: "Du stehst ihr also immer noch treu zur Seite, wie ich sehe? Doch dafür bist Du spät, wir hätten Dich früher erwartet."
Sie ließ offen, wer "wir" waren und führte Anders ins Klosterinnere, dort wo die Toten begraben wurden und sich der Garten befand.
Die ersten Blumen reckten der Sonne gierig ihre Köpfchen entgegen und ein paar Spatzen stritten um ein paar Körner, der auf dem Boden lagen.
Hier war es ruhiger, als auf dem Vorhof, hier konnte man in Ruhe reden.
"Die Mutter Oebrin lässt sich entschuldigen, es gibt viel zu tun und zu beraten. zudem ist ihr Cousin hier, um ihren Rat in ein paar Dingen einzuholen."
Sie winkte ein Mädchen herbei, sprach kurz mit ihr und wandte sich wieder dem Kender zu:
"Mademoiselle Jeanne macht sich prächtig. Sie macht sehr viel Unsinn, ist aber ein herzensgutes Mädchen. Mademoiselle Leah ebenfalls. Wir mussten sie neulich trennen, da sie sich doch zu sehr zum Unsinn anstiften.
Ich denke, demnächst wird Herr Vanion wieder erwartet, er sieht regelmäßig nach seiner Tochter."

Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 10. Apr 18, 14:20
Die Bemerkungen der Geweihten waren merkwürdig. Anders folgte ihr mit leicht gerunzelter Stirn. Wollte sie ihr irgendetwas bestimmtes sagen, was sie nicht verstand? Menschen hatten diese merkwürdige Angewohnheit Dinge manchmal so zu verpacken, dass man nicht verstand was sie sagen wollten.
"Oh ich will wirklich nicht viel durcheinander bringen. Eigentlich bin ich auf der Suche nach Lorainne. Ich habe schon ewig nichts mehr von ihr gehört und Fulk auch nicht. Und das letzte Mal als ich sie gesehen habe ging es ihr nicht besonders gut. Und normalerweise kriegt wenigstens Fulk ab und zu eine Nachricht wo sie sich gerade umtreibt, aber die bleiben jetzt schon seit Monden aus. Deshlab wollte ich fragen ob ihr wisst wo sie sich versteckt?"
Anders war in die Hocke gegangen um die Vögel zu beobachten die hin und her hüpften.
//Kleine dicke Vögel sind soooo niedlich.//
Auch wenn sie abgelenkt wirkte, war sie mehr als Aufmerksam.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 11. Apr 18, 12:44
Die junge Geweihte lächelte:"Oh, auf der Suche? Ich dachte, ihr wolltet nach den Kindern sehen."
Doch sie schaute Anders nicht an, beobachtete vielmehr ihre Umgebung, denn auch hier konnte ein falsches Wort zum falschen Zeitpunkt Konsequenzen haben.
"Sie tut Buße für ihren Eidbruch."
Sie hockte sich zu Anders auf den Boden, eine Hand verschwand in ihrer Rocktasche und sie holte ein paar Krümel hervor und ließ sie vor der Kenderin auf den Boden rieseln.
"Die Vögel singen prächtig dieses Jahr, nicht wahr?"
Dann reichte sie Anders schnell ein zusammengefaltetes Blatt, "wenn ihr alleine seid."
Sie erhob sich und nahm den Faden wieder auf:"Ihr müsst Euch keine Sorgen um Lorainne de La Follye machen. Sie ist in guten Händen."


---

Derweil in einer Zelle

Natürlich hatte man ihr die Möglichkeit gegeben, einen persönliche Nachricht nach LaFollye zu schicken, doch das war noch im Herbst gewesen, als die Blätter sich rot färbten und die ersten Vorbereitungen für den Winter getroffen wurden. Dann kam der Schneefall und es wurde ruhig um das Kloster, im gesamten Norden. Dann hatte das Tauwetter eingesetzt, und es war, als wäre die Welt aus einem langen Schlaf erwacht.
Und sie hatte geglaubt, ihr würde es ebenso ergehen.
Wie sehr hatte sie sich getäuscht. Es war, als hätte man sie einfach vergessen.
Natürlich wurde sie mit allem Notwendigen versorgt, man brachte ihr auch regelmäßig neue Schriften, über die Götter und Lavinia im Besodneren.
Lavinias Wort sollte ihr genügen, hatte man gesagt. und dann hatten sich die Türen geschlossen, vor mehr als 6 Monden.


Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 11. Apr 18, 13:03
Das Verhalten der Geweihten kam ihr bekannt vor. Es erinnerte sie an längst vergangene Tage unter einer brennenden Sonne in staubiger Luft. Anders war nicht überrascht als sie plötzlich einen kleinen Zettel hervor holte und mit einer geübten Bewegung verschwand dieser wie beiläufig in ihren Sachen.
"Ich mag kleine, dicke, bunte Vögel." erzählte sie der Geweihten mit einem breiten Lächeln.
"Und natrülich möchte ich auch die Kinder sehen. Und vielleicht ein bisschen mit ihnen spielen. Ich hab sie schon lange nicht mehr gesehen." Lächelnd beobachtete sie wie die Vögel näher hüpften und sich dann nach und nach über die Krumen hermachten. Zu Lorainne sagte sie nichts mehr. Irgend etwas war hier faul. Und sie würde herausfinden was, schließlich war sie deshalb hergekommen.

Wenig später bekam sie etwas zu essen und kurz danach traf sie tatsächlich wieder mit Leah und Jeanne zusammen. Die Kinder freuten sich sie zu sehen und waren sofort bereit sich auf ein Spiel mit ihr ein zu lassen. Anders schlug verstecken vor und kichernd verschwanden die beiden während sie zählte. Sie hatte dieses Spiel nicht umsonst gewählt. Viele der Umstehenden bekamen mit das sie spielten und so viel es weniger auf, dass sie sich heimlich umsah während sie die Kinder suchte. Mit diesem Spiel verbrachten sie den ganzen vormittag, während die Kenderin den Hof mit Schritten ausmaß und sich so im Kopf eine große Karte erstellte und sich merkte wer wo in welchem bereich zuständig war und welche Bereiche gemieden wurden. So kam sie gegen Nachmittag zu dem Schluss, dass Lorainne in einem Gebäude am Rande des Hofes festgehalten wurde. Es war länglich, aber vergleichsweise schmal. Anders vermutete, dass im inneren mehrere kleine Räume zu finden waren. Mit einer Seite grenzte es an die Mauer die das Kloster umgab und nie ging jemand dort hin. Und irgendwie schienen die Geweihten da auch drauf zu achten, denn selbst die Kinder schienen zu wissen, dass sie sich dort nicht verstecken sollten.
Zum Mittag lieferte sie die Kinder wieder in der Küche ab und fragte dann nach dem Abort. Erst dort holte sie, hinter verschlossender Tür die Nachricht aus ihrem Versteck hervor und entfaltete sie.
Schnell huschten ihre Augen über die Zeilen, ehe sie die Nachricht in kleine Teile zerriss und in das Loch des Abortes warf. Dannach nahm sie am Mittagessen teil.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 11. Apr 18, 13:06
Der Brief war kaum mehr als eine schnelle Notiz, auf die ausgerissene Seite eines Buches geschrieben, und allein diese Tatsache verriet die große Not.
Es gab keine Anrede, als wäre die Nachricht für jede beliebige Person bestimmt. Doch sie musste schon lange in der Rocktasche der Geweihten herumgetragen worden sein, denn sie war fleckig, wie es Buchseiten nicht sind und die Tinte sah alt aus. Nicht für beliebige Personen, sondern für geliebte.
Ohne Kontakt zur Außenwelt, in Schweigen gehüllt, war das die Einzige Möglichkeit, irgendetwas zu hinterlassen.
Es war eine Nachricht, die von den Vergessenen erzählte, ein Flehen. Und doch sprach daraus die Zuversicht, bald wieder den angestammten Platz einnehmen zu können.

"Bringt sie nach Hause und erzählt ihr von mir, bis ich sie wieder in meinen Armen halten kann."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 11. Apr 18, 14:46
Die Nachricht war merkwürdig. Viel und nichtssagend zu gleich, sodass Anders nicht genau wusste was genau sie jetzt damit anfangen sollte. Ein bisschen klang es so als wollte Lorainne, dass ... neeiiiin das würde sie niemals von ihr verlangen... oder doch?
Sie beschloss, dass grübeln sie hier nicht schneller weiter brachte, als wenn sie wartete und die Ritterin später selbst zu fragen.
Das Kloster war nicht wirklich bewacht. Es gab einen Torwächter, aber keine Patrullien. Es gab zwar Hunde, aber die sperrte man Nachts ein und mittlerweile hatte sie sich mit ihnen angefreundet. Es gab viele Geweihte, aber die schliefen wenn es Nacht wurde.
//Verrückter Ort.//
Das zumindest war der Gedanke den Anders hatte, nachdem sie sich gegen späten Nachmittag verabschiedete. Sie musste noch ein Stück reiten um einen Hof zu finden bei dem sie Springer über Nacht unterstellen konnte. Die Familie fand das zwar merkwürdig aber nachdem sie ihnen einige Kupferstücke mit schönen Bildern auf der Rückseite gegeben hatte stellten sie keine Fragen die sie nicht beantworten wollte. Und so machte die junge Kenderin sich bei Sonnenuntergang wieder auf den Rückweg zum Kloster.
Bis sie dessen Siluette wieder erblickte, war es vollkommen dunkel geworden. Einige Wolken bedeckten den Himmel, wodurch selbst das Mondlich nur wenig Helligkeit spendete. Es war kalt, auch wenn es kein Winter mehr war. Im Schutz der Dunkelheit umrundete Anders vorsichtig das Kloster. Einmal, zweimal, dreimal. Die Mauer war stabil, wies aber an vielen Stellen Fugen und Unebenheiten auf. Abgesehen davon war sie nicht hoch. Sie überragte die Kenderin gerade mal um zwei Kopflängen. Irgendwann fand sie eine Stelle bei der sie es leicht über die Mauer schaffen würde. In der Nähe suchte sie sich eine geschützte Stelle um zu warten. Es pfiff ein kalter Wind, der unter die Kleider kroch und dafür sorgte das einem schnell kalt wurde. Anders wusste sie konnte kein Feuer machen, also steckte sie die Hände unter die Achseln, kauerte sich zusammen und harrte Zitternd aus. Durch die durchbrochene Wolkendecke konnte sie den Mond sehen. Erst als er die Mitte des Himmels passiert hatte wandte sie sich wieder der Mauer zu. Vorsichtig bließ sie auf ihre Finger um sie zu wärmen und wieder beweglich zu machen ehe sie nach den ersten Steinen der Mauer griff.
Dann verharrte sie kurz, sah prüfend zum Himmel... dachte nach.
//Naja... Schaden kann es nicht. Also Lavinia. Ich werde jetzt in dein Kloster einbrechen. Ich will aber gar nichts wegnehmen. Ich will nur sehen ob es einer Freundin von mir wirklich gut geht. Ich vertrau den Leuten hier nämlich nicht. Und du kannst oder willst ihr ja auch nicht helfen weil du sie verflucht hast. Also bin ich irgendwie der einzige Kender der nett zu ihr sein will. Und das ganze wäre auch nicht nötig wenn sie mich zu ihr gelassen hätten. Naja. Ich meine es in jedem Fall nicht böse. Ich hoffe das weist du.//
Nachdem sie ihr stummes Gespräch beendet hatte griff sie in die Mauer und zog sich geschickt die Steine hoch bis sie auf der anderen Seite im kühlen Gras landete. Sie war ein Stück weiter links von dem Gebäude heraus gekommen, zog ihre Gugel tief in das Gesicht und huschte in den Schatten der Mauer gedrückt schnell weiter. Alles lag still vor ihr, nur in einem Fenster des Hauptgebäudes flackerte leichter Feuerschein. Anders schlug einen großen Bogen um das Haus zu dem ein Hund gehörte und erreichte, nachdem sie durch einen Kräutergarten geschlichen war das Gebäude an der Mauer. Im Dämmerlicht machte sie eine Tür aus die von außen verriegelt war. Prüfend wanderte ihr Blick über die Umgebung. Nichts rührte sich. Leise atmete sie aus und huschte weiter an der Mauer entlang zu dem Gebäude. Sie hatte ein gutes Gefühl. Lorainne würde hier drinn sein. Zur Sicherheit legte sie ihr Ohr an die Tür und lauschte konzentriert, aber nichts war auf der anderen Seite zu hören. Leise machte sie sich am Riegel zu schaffen und schaffte es ihn zu lösen. Aus ihrem Beutel zog sie einen kleinen Lederschlauch und gab etwas Öl auf jedes der Scharniere bevor sie langsam und leise die Tür öffnete.
Die Kenderin huschte in das Gebäude und schloss die Tür hinter sich.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 12. Apr 18, 13:46
Dunkelheit umfing sie. Es gab nur zwei schmale Fenster, aber durch diese fiel nichts an Helligkeit. Einen Moment blieb die Kenderin stehen, den Rücken gegen das Holz der Tür gepresst und lauschte ihrem eigenen Atem. Es dauerte ein wenig bis ihre Augen zumindest etwas wahrnehmen konnte. Der Raum in dem sie sich befand war erstaunlich unspektakulär, dafür war dirket vor ihr eine Treppe die in die Erde hinein führte. Rechts von ihr befand sich nur eine Wand, also war der einzige Weg die Treppe vor ihr. Leise und flach atmend nahm Anders jede Treppenstufe mit bedacht. Vorsichtig prüfte auf jeder Stufe ob sich irgendwo ein Stolperdrath versteckte, fand allerdings nichts. Die Treppe war nicht lang und führte in einen stock dusteren Gang unter der Erde. Es roch ein wenig muffig und auch ein klein wenig nach Ruß. Eine Hand an der Wand tastete sich Anders den Gang entlang. Irgendwann stieß sie auf eine Laterne die an einem Haken hing, entschied sich aber vorerst gegen eine Lichtquelle. Wenig später stieß sie auf eine Wand. Die Rechte immer auf der kühlen Oberfläche ging sie auch diese entlang nur um kurz darauf wieder auf eine Wand zu treffen. Diese war unterbrochen von Holztüren, drei an der Zahl. Wahrscheinlich war das der Kerker. In jede Tür war ein kleines vergittertes Fenster eingelassen und in jede Zelle fiel von oben leichtes Licht. Nicht wirklich hell, aber es reichte um für sie zu erkennen, dass die beiden hinteren Zellen leer waren.
Vorsictig machte sie sich auf den Weg zur letzten Tür und klappte den kleinen Holzladen des Fensters auf. Leichter Lichtschein fiel ihr entgegen und sie entdeckte ein kleines Talklicht, dass auf einem einfachen kleinen Tisch stand.
Das musste Lorainnes Zimmer sein. Lorainne hatte Angst vor der Dunkelheit. Sie konnte eine Gestalt auf der Bettstatt ausmachen, traute sich aber nicht zu rufen. Leise griff sie in ihren Beutel und holte die lederne Hülle mit den Ditrichen hervor. Sie schob den Spanner in das Schloss und einen Dietrich nach. Nach kurzer Zeit war ein leises Klicken zu hören. Vorsichtig zog die Kenderin die Tür auf und huschte ins Innere.
"Lorainne?", flüsterte sie.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 15. Apr 18, 08:45
Ihr Schlaf war schon lange nicht mehr tief, die stetige Alarmbereitschaft in Schlachten, die Erlebnisse während ihrer... Entführung, das alles hatte Spuren hinterlassen.

Mit einem überraschendem Ruck fuhr sie herum. Ihre Augen hatten sich schon lange an das wenige Licht hier unten gewöhnt und so erkannte sie Anders sofort.
Mit weit aufgerissenen augen starrte sie die Kenderin an. Dass sie hier war, um diese Zeit, ging nicht mit rechten Dingen zu, soviel war sicher.
Was hatte sie schon wieder angestellt? Was war passiert? Warum war sie hier?

Ihre Neugier überwand den Ärger schließlich und Lorainne wusste nur zu gut, dass sich das Kloster erst zum alamargebet um Mitternach wieder regen würde, sie hatten also noch ein wenig Zeit.
Sie stand auf und schüttete etwas Wasser in einen Becher, gab ihn Anders und bot ihr den Platz auf ihrer zerwühlten Liege an.

Doch bevor Anders Platz nehmen konnte, schloß sie den Kender kurz ihn ihre Arme- ihr Ärger konnte warten.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 15. Apr 18, 13:04
Lorainne wirkte nicht verletzt. Aber müde und irgendwie ein bisschen rastlos. Außerdem war Anders sich nicht ganz sicher ob sie sich freute sie zu sehen... Also irgendwie schon, aber da war so ein Ausdruck in ihren Augen. Unglaube und Verwirrung und... Hm.
Darüber würde sie später nachdenken. Mit einem Lächeln wollte sie sich auf Lorainnes Liege setzten, wurde aber kurz davor in die Arme der Rittern geschlossen. //Ich kann doch nicht so viel falsch gemacht haben. //, dachte sie und drückte sie ihrer seits an sich. "Du redest also immer noch nicht.", stellte sie anschließend fest und setzte sich auf das Bett. "Naja macht nichts dann rede ich. Du fragst dich bestimmt warum ich hier bin. Nun das ist schnell erklärt. Weil weder Fulk noch ich noch sonst wer etwas von dir gehört hat. Seit MONDEN!" Der Vorwurf war deutlich aus ihrer Stimme zu hören. "Ich meine du darfst ja machen was du willst aber... Ich hab mir verdammt nochmal Sorgen gemacht! Und Fulk auch! Und diene Tochter wahrscheinlich auch!" Miss mutig schaute sie auf die Decke. "Also hab ich nachdem ich meinen Gildendienst abgeleitet hab, mich auch die Suche nach dir gemacht. Und da hab ich natürlich hier zuerst vorbei gesehen. Aber sagen wollten die mir auch noch wo du steckst. Irgendwie hab ich schon vermutet das die dich weggesperrt haben. Und abspeisen wollten sie mich damit das es dir gut geht. Naja, aber die Geweihte die das gesagt hat, hat sich dabei so verhalten als ob sie bestraft wird wenn sie mir was falsches sagt. Und das hat mich stutzig gemacht. Sehr stutzig. Und dann hat sie mir deine Nachricht zugesteckt. Aber ehrlich... Ich bin mir nicht sicher ob ich sie richtig verstanden hab." Die Kenderin kratzte sich nachdenklich am Kopf." Also habe ich beschlossen das ich mich selbst davon überzeugen ob es dir gut geht. Und deshalb bin ich hier. Geht es dir gut? "Prüfend und besorgt wanderte ihr Blick über Lorainnes Gesicht.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 15. Apr 18, 13:15
Natürlich hatte sie Briefe geschrieben, erklärt, was geschehen war. Tatsächlich hatte sie selbst nicht damit gerechnet, dass man sie so lange einsperrte.
Bis dir Lavinias Wort reicht..
Wie so oft, winkte sie ab. Natürlich ging es ihr gut, es war zwar zugig, aber sie hatte warme decken, bekam genug zu Essen und Bücher, um sich die Zeit zu vertreiben. Nunja, es waren nur Schriften und Bücher über Lavinia und ihre Heiligen, Göttergeschichten und ähnliches, und die meisten konnte sie bereits auswendig, aber immerhin hatte sie etwas zu tun.
Sie lächelte, als Anders die geweihte erwähnte. Ja, manchmal entdeckte man in den seltsamsten Orten Freunde und bekannte gesichter. Nicht, dass man sie hier schlecht behandelte, aber man nahm es mit ihrer Strafe sehr genau.
Sie machte eine auffordernde Bewegung, damit Anders erzählte, ihrerseits von Neugier getrieben. Seit 6 Monden hockte sie hier, sie wusste nicht, was sich abseits der Klostermauern in Engonien tat, und sie hoffte, dass es ihren alten Gefährten gut ging.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 15. Apr 18, 13:28
Die Kenderin erzählt. Sie begann im späten Herbst wo sie nach La Follye zurückgekehrt war. Sie erzählte von Fulk und was auf La Follye passiert war. Dann erzählte sie von den Ereignissen im Winter. Von dem unverhofften Zusammentreffen in dem kleinen Gasthaus und den neuerlichen merkwürdigen Ereignissen. "Ich hab da zum ersten Mal seit langem wieder eine Kenderin getroffen.", fügte sie schließlich zögerlich hinzu. Das Thema schien ihr nicht zu behangen, sie beinahe traurig zu stimmen. "Es war... Merkwürdig. Nicht schlimm merkwürdig aber... Ach es ist schwierig weißt du? Es hat mir gezeigt wie sehr mich mein Leben hier verändert hat, und das kämpfen und das Sterben und überhaupt." Etwas hilflos wedelte sie mit den Händen. "Und dann hat Yale noch was gesagt und Svenja war auch ganz komisch und irgendwie... Ach egal." Sie schien sich einen Moment zu sammeln und erzählte dann wie die Geschichte um die Kartografin ausgegangen war. "Ich hab Sasha wieder getroffen... Es geht ihr besser. Ich glaube noch immer nicht wirklich gut aber besser."
Anschließend sei sie nach Fanada zur Alchemisten Gilde, erzählte sie weiter und dann habe sie sich auch schon auf den Weg hier her gemacht.
Sie erzählte ihr noch nicht das sie von dem Duell zwischen ihr und  Vanion wusste.
" Ja das wars so im groben. Aber jetzt erklärt mir mal was deine Nachricht sollte. Ich glaube es geht um deine Tochter aber was soll ich mir ihr machen? Wo ist sie den  im Moment? Und was wenn die sie mir nicht geben wollen? Soll ich sie dann entführen?" Mit großen Augen sah sie Lorainne ins Gesicht." He guck mich nicht so an du warst nicht wirklich genau mit deinen Wörtern! "
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 15. Apr 18, 19:41
Sie hatte Anders aufmerksam beobachtet und runzelte besorgt die Stirn. Anders schien so.... anders.
Sorgenvoller, reifer, eben nicht wie sie sich einen Kender vorgestellt hatte.
Plötzlich schien die Zelle viel kleiner und enger. Es zog sie nach draußen, sie konnte Anders´unstetes Wesen jetzt viel besser verstehen. Ihren Freiheitsdran.
Nicht, dass Lorainne so viel unterwegs sein musste, ohne richtiges Bett und zu Hause. Aber sie hatte wenigstens die Wahl. Hier hatte sie keine.Und nur darum hatte sie eine verbotene Botschaft nach draußen geschickt. In der Hoffnung, dass einer ihrer Freunde damit etwas anfangen konnte.
In den kalten Winternächten, als man hier unten Tag und Nacht kaum unterscheiden konnte und ihr Harren endlos erschien. Damals hatte sie große Angst, in Vergessenheit zu geraten.
Aber jetzt war Anders da. Und wieder erfüllte sie den raum mit Hoffnung.
Lorainne lächelte den Kender an und zuckte die Schultern.
Die Botschaft musste schnell geschrieben werden, wären ihr Wärter zu lange hier unten, wenn sie Essen brachten, oder den Nachttopf ausleerten, dann wäre es verdächtig.
Für lange Briefe war also keine Zeit.
Nur wie sollte sie Anders erklären, dass ihre Tochter vermutlich in Goldbach war, oder auf Bourvis. Und dass sie sicher war, dass es ihrer Tochter gutging? Dass sie lediglich wollte, dass sie in La Follye aufwächst, zuhause?
Sie versuchte zu beschreiben, wo sich ihre Tochter befinden könnte, machte eine Zeichnung in der Luft, die mit ein wenig Phantasie wie ein Ahornblatt aussah.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 15. Apr 18, 20:04
Nachdenklich betrachtete Anders Lorainnes Finger die ein unsichtbares Symbol in die Luft malten. Irgendwann schien es ihr zu dämmen. "Goldbach?", fragte sie schließlich. "Deine Tochter ist in Goldbach? Die werden sie mir niemals mitgeben." Entmutigen ließ sie die Schultern hängen. "Was mach ich denn jetzt?" fragte sie und schaute auf die  stumme Lorainne. Irgendwie musste man sich doch mit ihr unterhalten können. Plötzlich helle sich ihr Gesicht auf. "Ich hab!", rief sie leise aus und streckte Lorainne ihre Handfläche hin. "Wenn du schreiben darfst kannst du mir auch auf die Handfläche schreiben. Buchstabe für Buchstabe mit den Finger. So haben wir früher in El Kash auch stumme Botschaften verschickt. Dafür muss man nicht mal gucken können. Also wie schaffen wir es das ich deine Tochter nach La Follye bringen kann? "
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 15. Apr 18, 20:22
Der Gedanke war so banal, dass sie nicht drauf gekommen war.Lorainne nickte und grinste.
Sie nahm Anders´ Hand und begann zu schreiben.
"Bourvis kann helfen. Goldbach- seine Cousine."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 16. Apr 18, 10:05
"Du meinst Simon?" Als Lorainne nickte lächelte Anders. "Gut. Dann werde ich von hier aus nach Bourvis reisen und Simon fragen ob er mir helfen kann. Vielleicht kommt er sogar mit wenn er hört saß du mich darum gebeten hast." Anders Blick wanderte zu dem kleinen Deckenlicht. Es war immer noch sehr still um sie herum und allmählich machte ihr die kleine Zelle zu schaffen." Wie hältst du es nur in diesem Loch aus? " fragte sie beklommen." Und vor allem wie lange musst du noch hier drinnen bleiben? Es sind jetzt fast schon 6 Monde!"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 17. Apr 18, 18:43
Lorainne nickte und lächelte. Sie hoffte, dass sich ihre Tochter ohnehin in Bourvis befand, denn dort war auch ein Teil ihrer Familie.
Goldbach hingegen wäre eine andere Sache. Für ihre Tochter wurde sicher gut gesorgt, sie wurde geliebt und vermutlich sogar ein wenig verwöhnt, aber es war eben nicht La Follye.
Goldbach war der Hof einer Baronin, und nicht irgendeiner, sondern der einer Kammerzofe der Königin. Dort würde Judith nicht so unbeschwert aufwachsen können, wie in La Follye, fernab von höfischen Protokollen, Intrigen und Einschränkungen. Und Lorainne wollte Isabeau nicht vor den Kopf stoßen, doch es wurde langsam Zeit, dass ihre Tochter ihre Heimat kennenlernte. Eine Amme brauchte sie vermutlich nicht mehr und Lorainne befürchtete, dass sich das kleine Mädchen nicht an sie erinnern würde. Doch auch sie sollte La Follye im Herzen tragen.

Als Anders ihre Zelle ansprach, zuckte sie die Schultern- welche Wahl hatte sie schon? Sie hatte es sich nicht ausgesucht und immerhin blieben körperliche Züchtigungen aus. Obwohl ihr das lieber gewesen wäre, als die Monate in Einsamkeit, die sie langsam aber sicher in den Wahnsinn trieb.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 18. Apr 18, 10:36
Eine Weile schwiegen sie beide. Die Stille wurde nur unterbrochen vom leisen zischen des Talklichtes. Anders hing ihren Gedanken nach, fragte sich wie sie die Aufgabe die Lorainne ihr gestellt hatte erfüllen sollte. Gleichzeitig freute sie sich Simon wieder zu sehen. Der meist mürrisch wirkende Ritter hatte ihr immer viel erklärt und war immer freundlich zu ihr gewesen. Er hatte ihr sogar ein Lied beigebracht als es ihr nicht so gut ging.
Schließlich beschloss Anders das es an der Zeit war aufzubrechen. Sie schaute zu Lorainne. "Ich mach mich langsam wieder auf den Weg. Wenn ich in einem Mond nichts von dir höre komme ich wieder. Ein bisschen die Einsamkeit bekämpfen." Sie lächelte die ältere Ritterin an. "Bis dahin sollte ich auch wissen wo deine Tochter ist. Mach dir also keine Sorgen. Ich vergesse dich nicht." Sie stand auf und zog aus einer Hosentasche ein zusammen gefaltete Blatt Papier. "Es ist keine lange Geschichte aber ich dachte vielleicht würde sie dich aufmuntern. Ich hätte auch gerne gesungen weil du das gern magst aber ich will niemanden darauf aufmerksam machen das ich hier war. Ich möchte nicht das du Ärger kriegst." Sie überreichte Lorainne das Blatt. Dann umarmte sie die Ritterin fest und lange." Sie zu das du bald aus diesem Orden raus kommst hörst du? Ich vermisse dich, Vanion vermisst dich, La Follye vermisst dich! Eigentlich vermissen dich alle. Selbst Berengar hat nach dir gefragt weil er sich Sorgen macht. Also komm bald zu uns zurück ja? Und denk dran wenn ich in einem Mond nichts von dir gehört hab rechne mit meinem Besuch." Lächelnd streifte sie sich wieder die Kaputte über das helle Haar." Soll ich noch irgendwem etwas von dir ausrichten?" fragte sie und hielt ihr noch einmal die Hand hin.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 20. Apr 18, 21:25
Lorainne überlegte- Eigentlich wollte sie jedem etwas sagen, aber Anders´all das in die Hand zu schreiben, würde bis zum nächsten Tag dauern.
Schließlich entschied sie sich und schrieb ihre Botschaft in die Hand des Kenders.
Dann machte sie eine Geste, die die ganze Welt einzuschließen schien und deutet auf ihr Herz.
Sag denen, die ich liebe, dass ich sie im Herzen trage. Bald werden wir uns wiedersehen.
Sie umarmte ihre Freundin noch einmal lange und brachte sie zur Tür.
Sie musste die Tränen zurückhalten, als Anders genauso geräuschlos verschwand, wie sie gekommen war und Lorainne wieder der Stille überließ.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Anders am 20. Apr 18, 22:50
Lorainnes Worte erreichten sie durch die Berührung auf ihrer Hand und Anders lächelte. "Ich glaube das weiß sie. Aber ich sage es ihr natürlich.", meinte sie leise und drückte Lorainne zum Abschied noch einmal fest und lang. Die Ritterin brachte sie zur Tür und Anders verschloss sie wieder von außen. Einen Moment verharrte sie im Dunklen Gang um ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen, dann huschte sie wie der Fuchs dem sie sich so verbunden fühlte auf leisen Sohlen zurück an die Oberfläche. Draußen verriegelte sie die Tür und war kurz darauf über eine geeignete Mauerstelle in der Nacht verschwunden. Das stille Kloster blieb hinter ihr zurück, nur sanft beschienen vom Mond der hin und wieder durch die Wolken blinzelte.
Als das  Leben mit der Sonne erneut im Kloster erwachte war sie schon weit weg.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 23. Mai 18, 08:55
Auf den einen Tag folgte ein neuer und danach wieder ein neuer.
So ging es schon eine ganze Weile. Tag auf Tag, Woche auf Woche, Monat auf Monat.
Im Herbst hatte man sie hierhergebracht, darauf war der Winter gefolgt und der Frühlich.
Jetzt nahte der Sommer, sie konnte den Flieder aus den Gärten riechen.
Den gab es nur hier, in den Klostergärten- zumindest hatte sie nirgendwo sonst Flieder gesehen.
Sie hatte nichts zu tun, konnte nur beten, Schriften Lavinias studieren und darüber nachdenken.
Und natürlich dachte sie an ihre Familie, oder die Menschen, die sie ihre Familie nannte, an ihre Freunde, Weggefährten und Waffenbrüder und -schwestern.
Sie verging fast vor Sehnsucht nach ihrer Tochter, die kleiner würde sie nichteinmal erkennen, sie würde keine Bindung an ihre Heimat haben, denn sie wuchs in Goldbach auf, nicht auf La Follye.

Etwas Trost hatte Anders gespendet und etwas Glück, auch wenn sie es nicht gutheißen konnte, WIE sie zu ihr gekommen war.


Plötzlich öffnete sich die Tür mit eine knarzen, das Lorainne zusammenzucken ließ. Sie war den Lärm einfach nicht gewöhnt. Als man ihr die Einkehr und Stille verordnet hatte, hatte man sich auch bemüht, sie still zu versorgen- Türen wurden leise und behutsam geöffnet, niemand hatte mit ihr gesprochen, die Schwestern schienen durch die Gänge zu schweben.
Mißmutig schaute sie die Besucher an, oder waren es nur neue Kerkermeister?

Man bedeutete ihr zu folgen und Lorainne gehorchte. Man brachte sie in eine geräumige Kammer, badete sie, schnitt ihr das Haar und kleidete sie in ihren Waffenrock und sie erhielt ihr Schwert zurück.

Unsicher ob sie wieder sprechen durfte, schwieg sie und nahm das Geschehen um sie herum verwundert zur Kenntnis.
Sollte es vorbei sein? War sie frei- einfach so?
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 31. Mai 18, 13:40
"Mon fils a trouvé cette lettre en cours de route", sagte der Bauer.
"Curieux et intelligent comme il est, il l'a lu. Il m'en a parlé et je suis parti juste après Blanchefleur." Der stämmige Kerl mit dem wettergegerbten Gesicht schüttelte missbilligend den Kopf. "Les rues ne semblent plus en sécurité. Que la mère Lavinia nous protège."

Dann überreichte er der Ordensschwester, die ihm die Pforte geöffnet hatte, zwei lädiert aussehende Seiten Papier, auf denen viele, viele Worte geschrieben waren.

"Ich danke für deine Mühe und deine ehrlichen Worte, guter Bauer", sagte sie. Dann sprach sie den Segen Lavinias über den Mann, der es eilig zu haben schien, die Rückreise anzutreten. Auf dem Weg zurück zum Haupthaus des Klosters unterdrückte sie ihre Neugierde, das offene Schreiben selbst zu lesen. Allerdings fiel ihr auf, dass es kein Siegel gab, und das Papier auch beschädigt war.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 31. Mai 18, 13:52
Offensichtlich war sie frei, denn nach dem ganzen Gewusel um sie herum, brachte man sie nicht zurück.
Sie blieb in der Kammer zurück, auf einem kleinen Tischchen lag Korrespondenz, die offenbar für sie bestimmt war. Viele Briefe aus La Follye, zwei von Bourvis, einen aus Blanchefleur und einige lose Seiten, die ihre Aufmerksamkeit erregten.

Der Verfasser hatte es vermutlich eilig gehabt und sie lächelte, als sie die Schrift erkannte.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 02. Jun 18, 08:37
Doch das Lächeln gefror, als sie die Blätter auseinanderfaltete. Stellenweise waren sie eingerissen und mit Blut beschmiert.
Gütige Lavinia, ehöre die Gebete deiner niedersten Dienerin und lasse es nicht sein Blut sein. Schütze den, der die Kirschblüten in seinem Wappen und Deinen Namen auf den Lippen trägt.

Lorainne überflog die Zeilen- immerhin lebte er noch, oder war es vor wenigen Wochen noch gewesen. Sie rechnete nach, das Fest der Grenzen in Caer Conway lag gerade etwa einen Mond zurück, und er hatte die Zeilen danach geschrieben, wenn er also wirklich nicht mehr lebte, würde sie es in kürze erfahren.
Erleichtert strich sie über die Seiten.

Aus La Follye erreichten sie weniger gute Nachrichten, eine Bestie war angeblich im Wald gesichtet worden- Lorainne hatte da so eine Ahnung, wer das wohl gewesen sein könnte. Nun, nach Vanions Worten, schien es der "Bestie" besser zu gehen und in naher Zukunft würden Sichtungen im Wald wohl ausbleiben.
Doch der Winter war hart gewesen, der Wächter lange nicht gesehen- wie auch, wenn man in Klöster einbrach. Ohja, sie würde sich dazu noch einiges anhören müssen.
Doch irgendetwas schien im Wald vor sich zu gehen, Lorainne erinnerte sich an alte Geschichten, noch aus Zeiten, bevor die Firngarder nach Caldrien gekommen waren.
Sie hoffte, dass Anders mehr wusste, immerhin lebte sie in diesem Wald.

Bourvis hatte nicht viel zu berichten, wie immer hatte er sich kurz gefasst, Neuigkeiten aus Goldbach erzählt- ihre Tochter wuchs und gedeih und hatte sich dort völlig unbeschwert eingefügt.

Nachdenklich strich sie über das Bündel Briefe, sie hatte sie verschlungen, die ersten Neuigkeiten von "draußen", die sie nach so vielen Monaten erreicht hatten.
DOch was hatte man nun mit ihr vor?
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 24. Jun 18, 20:21
Doch bevor sie sich weitere Fragen stellen konnte, was nun passieren würde, klopfte es leise und eine der Schwestern schlüpfte herein und überreichte ihr ein weiteres Bündel, sauber gesiegelt mit einem angreifenden Schwand.
Lorainne nickte lächelnd und die Laviniageweihte zog sich zurück.
Kaum wurde die Tür geschlossen, rieß Lorainne den Brief förmlich auseinander-
Es geht ihm gut, Lavinia sei Dank.

Doch wie sollte sie ihm bei seinem Ersuchen helfen? Ausgerechnet sie, die damals eine der Beteiligten gewesen war?

Es klopfte erneut, und teilte ihr mit, dass die Klostervorsteherin sie zu sprechen wünschte.
Plötzlich war ihr Kopf wie leer und sie wurde nervös.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 24. Jun 18, 21:04
Sie war schockiert, konnte es nicht glauben.
Es musste ein Gerücht sein, Vanion würde doch niemals....
Andererseits würde das den blutbefleckten Brief erklären.
Ihr Auftrag war klar, im Namen des Ordens sollte sie an Lavinias Liebe erinnern und bei Bedarf in der Fehde vermitteln.

"Wer die Kirschblüten trägt, darf keine Hochzeit im Namen Lavinias stören. Du wirst ihn zur Rechenschaft ziehen."

Lorainne schloß für einen Moment die Augen. Nein, es bestand kein Zweifel. DIe Mutter war stets sehr gut informiert.
Immerhin konnte sie so ihre Bitte vortragen, denn um zu vermitteln, hatte man sie von ihrem Gelübde entbunden.
Lorainne sank auf die Knie: "Madame, darf ich noch um etwas bitten?"
Auf ihr Nicken fuhr sie fort:"Es steht bereits eine Forderung aus zwischen dem Chevalier und mir. Eine zweite wird in Kürze hinzukommen. Je nachdem wie all das ausgeht, wäre es doch in Lavinias Sinne, wenn ein liebender Vater noch etwas Zeit mit seiner Tochter verbringt. Darum bitte ich Euch, lasst Jeanne, Tochter von Vanion aus Roquefort, mit mir gehen. Ich werde sie zu ihrem Vater bringen und Euren auftrag erfüllen, bevor ich aus dem Orden scheiden muss."
Die folgende Stille kam ihr endlos vor, doch plötzlich durschnitt die kalte Stimmer der Klosteroberen die Luft:
"Du glaubst, Lavinias Willen zu kennen? Du glaubst zu wissen, was in ihrem Sinne ist?"
Lorainne zwang sich zur Ruhe, atmete drei Herzschläge durch und antwortete mit fester Stimme:
"In den Schriften des  Vicarius Gisbert heißt es:"Nichts steht über der Liebe der Eltern zu ihren Kindern und die Eltern gleichen in Augen der Kindern Göttern. Niemand, nichteinmal Lavinia selbst, darf sich zwischen Eltern und ihren Kindern drängen, denn die Liebe der Eltern soll, wie Lavinias Liebe, unendlich und bedingungslos sein." Und so bitte ich Euch, Euch nicht zwischen die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter zu stellen und beiden ein Wiedersehen zu ermöglichen."
"Es heißt auch:Wer Lavinias Liebe verrät, hat sich als unwürdig erwiesen und soll auf ewig im Meer der Seelen kämpfen."
Lorainne nichte: "C´est vrais. Aber so heißt es auch: Wer ehrlich bereut, und den Weg zu Lavinia findet,  der ist in ihrer gnadenvollen Umarmung geborgen."
"Und Du glaubst, er hat den Weg zurückgefunden? Nach den Dingen, die Du eben erfahren hast?"
Lorainne schüttelte den Kopf:"Non, zurückgefinden hat er nicht, denn er ist nie vom Weg abgekommen. Alarmar verlangt stets das einhalten eines Schwures, Lavinia aber lässt einen Treubruch zu, wenn er aus Liebe geschieht und die Liebe zur Familie ist eine der wichtigsten, so sagt es der Geweihte Osric."
Ein Raunen ging durch die geweihten, doch mit einer Geste der Mutter Oberin herrscte wieder Stille.
"Ich sehe, Du hast während deiner Haft die Schriften gut studiert, ma fille. Wir werden den religiösen Disput ein andermal fortsetzen. Ecoute-moi, den Sommer lang soll er seine Tochter bei sich haben, danach muss mein Cousin darüber entscheiden, ob er sie freigibt. Du bist Leumund des Chevaliers. Nur aufgrund Deines Wortes, als Dienerin Lavinias, nimmst Du sie mit. Seine Verfehlung wird die Deine sein."
"Es wird keine Verfehlung geben, die geahndet werden muss." Bei aller Unsicherheit, entweder würde Vanion Jeanne im Herbst selbst zurückbringen, oder man könnte Blanchefleurs Herz erweichen.
Doch dazu würde es weiterer Hilfe bedürfen.

Nachdem alles besprochen, Ihr Auftrag klar war, wurden am nächsten morgen die Pferde gesattelt und eine Ritterin machte sich mit einem Kinde auf den weg ins Ungewissen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 17. Dez 18, 17:53
Das Wetter fing die Stimmung des Trauerzuges hervorragend ein. Aus dem stetigen Herbstregen war, je weiter sie gereist waren, ein nasskalter Schneeregen geworden, und zuletzt hatten die Wolken leise Schneeflocken herabschweben lassen, die sich wie ein Mantel über alles legten und dem hügeligen Gebiet eine ehrwürdige Stille verliehen.

Der Abschied von der Löwenburg war keinem von ihnen leicht gefallen. Der Baron war sicher in der Obhut seiner Getreuen, Wort war nach Voranenburg und nach Feuerklinge gesandt worden. Am schwersten war es dem Ritter gefallen, die Worte an Damian zu verfassen. Bitterkeit hatte ihn erfüllt, als ihm die Ironie seiner Taten aufgegangen war: Ausgerechnet ein Roquefort war es, der den Leib der vielleicht größten La Follye zurück in die Heimat brachte. Ausgerechnet ein Roquefort, der die Knechte heuerte, die den Karren lenkten, der die Boten zahlte, die die schlimme Nachricht sandten.

Mit dem Aufbruch hatte Vanion auch seine Schweigsamkeit zurückgelassen. Er hatte die Reise genutzt, um Arienne von Lorainne zu erzählen. Nur ein Bruchteil der Geschichten, die sie gemeinsam, aber auch ohne ihn erlebt hatte, hatte er berichten können, und ihm war nicht entgangen, dass Arienne, so gut sie konnte, Notizen angefertigt hatte. Er bewunderte die junge Frau angesichts der Haltung, die sie an den Tag legte. Ihm war nicht entgangen, dass sie die einzige gewesen war, die ihm an jenem schlimmen Abend durchgehend geleitet hatte, als er sich völlig seiner Trauer ergeben hatte, und er rechnete es ihr hoch an. Schon jetzt zeigte Arienne einen Willen und eine Selbstsicherheit, für die er selbst Jahre gebraucht hatte, und er schloss sie in seine Gebete ein.

Aufgeben stand einem Ritter nicht gut an, und er wusste genau, dass Lorainne ihn geschlagen hätte, wenn sie ihn so, voller Trauer, gesehen hätte. Daran hatte er sich endlich erinnert, und an die Stelle seiner Trauer war Pflichtbewusstsein getreten. Peinlichst genau erfüllte er seine Aufgaben, umsichtig sorgte er dafür, dass alle von Gorix' Zustand wussten, die es wissen mussten, und er hatte um den Beistand der Laviniakirche gebeten - genauso, wie er Kassos das Versprechen abgerungen hatte, nur die besten seiner Krieger über Gorix wachen zu lassen. Er hoffte, dass der Graf Verständnis zeigen würde, dass Vanion nicht umgehend nach Feuerklinge oder nach Voranenburg zurückkehrte, aber angesichts des Wintereinbruchs und der blutigen Toten, die die Inquisition hatte zurücklassen mussten, schien ihm die Situation sicher genug zu sein.

Und so erreichten sie also die Mauern des Laviniaklosters, in dem Lorainne im letzten Jahr noch Buße getan hatte, sich gereinigt hatte und gesühnt hatte für die Sünden, die sie begangen. Schon von fern erkannte Vanion Lichter, denn es war schon spät, als sie ankamen. Und tatsächlich stand das Tor offen, und die Brüder und Schwestern des Klosters standen bereit, als sie in den Innenhof kamen. Die Kunde hatte diesen Ort bereits erreicht.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 17. Dez 18, 19:52
Sie würde erwartet, das war offensichtlich. Dort, wo normalerweise rege Betriebsamkeit herrschte, verharren den Menschen, als der Zug sie passierte.
Der Mutter Oberin erschien, und neigte kurz ihr Haupt vor dem Karren mit der Toten. Dan gab sie Anweisungen, die rituellen Waschungen und Segnungen vorzubereiten, damit die Tote, die ihr Schwert im Namen Lavinia erhoben hatte, von ihren Taten reingewaschen und so die Zeit im Totenmeer verkürzt werden würde.
Die Begleiter der Ordensritterin wurden in den Speisesaal geleitet, wo Erfrischungen bereit standen.
Als Vanion sich gestärkt hatte, erkundigte sie sich nach Jeanne, die den Sommer und den Herbst bei ihrem Vater verbracht hatte.
Sie ließ Vanion erzählen, jeder, der zu Wort kommen wollte oder Beistand brauchte, würde ihn hier finden.

"wie ist es passiert?" Natürlich hatte es Gerüchte gegeben. Schlechte Nachrichten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer, doch sie wollte es aus erster Hand hören.
Fragend blickte sie in die Gesichter der Anwesenden.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 17. Dez 18, 20:28
Auch er hatte das Schweigen noch auf der Löwenburg aufgegeben und sich mit scheinbar erstarkenden Lebensgeistern, aber dennoch sehr ernster Stimmung wieder an so manchem Gespräch beteiligt. Das Leben musste weiter gehen, und er war kein Diener Borons. Als das Kloster Blanchefleur in Sicht kam, schien ihm jedoch etwas einen Stich zu versetzen, und er wurde seltsam verschlossen. Hier also hatte man sie weggesperrt und ihr eingeredet, es sei zu ihrem Besten, wenn sie in ihrer Zelle von der Welt abgeschnitten schweigend auf Erlösung hoffen würde... Da war sie wieder... diese Wut die über jedes rondragefällige Maß an Zorn hinaus reichte und so sehr zu ihrem Sohn Kor gehörte...

"Eine Prüfung reiht sich an die nächste und ich scheine keine davon zu bestehen... Rondra, gib mir die Kraft ihr Ehre zu machen..." murmelte er leise zu sich selbst, schien in sich zu horchen, sich mit einem tiefen Atemzug zur Ordnung zu rufen und schließlich wieder Haltung zu finden.

Als Lorainne fortgetragen wurde, stieg er aus dem Sattel, führte Bandobras zu den Stallungen und bestand darauf, den Hengst selbst zu versorgen. Erst hernach begab er sich zu den anderen in die Messe und ließ sich ein wenig abseits nieder, ohne groß auf sich aufmerksam zu machen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 17. Dez 18, 21:26
Die Erfrischung tat ihm gut. Und auch das Berichten von Jeanne, die in Voranenburg eine neue Heimat gefunden hatte, tat ihm wohl. Er schätzte es sehr, dass die Mutter Oberin ihn nicht bedrängte, und auch die anderen wirkten froh, angekommen zu sein. Sie alle hatten mehr oder weniger den Schock überwunden, und jeder von ihnen fand eigene Wege, mit der Trauer umzugehen - manche schneller, manche langsamer.

Als die Frage im Raum stand, sah Vanion in betretene Gesichter. Niemand trat vor, Berengar hatte sich sogar etwas abseits niedergelassen. Also hob er an, zu berichten, so gut er konnte.

"Lorainne starb an dem Ort, an dem sie vor langen Jahren den Ritterschlag erhielt. Es war ein Dämon des Täuschers, der sie niederwarf, als sie in höchster Not zu Lavinia betete, um die Mächte, die den Dämon an diese Welt banden, zu bezwingen. Dort lag sie ... im Dunkeln, und allein." Vanion zögerte, aber der strenge Blick der Äbtissin sprach Bände. Und so fuhr er fort:
"Der Kampf muss hart gewesen sein. Als man die Verwundeten fort trug, blieb sie auf dem Felde. Man fand sie erst später - in kalter Totenstarre."

Sein Blick hielt dem der Dienerin Lavinias nicht stand. "Der Priester Ysander sagte mir, dass sie ihn mit harten Worten fortschickte, als sie auf den Tod verwundet dort lag. Sie schalt ihn, er solle denjenigen helfen, die seine Hilfe wahrhaft brauchten, und scheuchte ihn fort, die anderen zu schützen." Seine Stimme brach.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 17. Dez 18, 22:34
Die alte Frau nickte.
"bis zuletzt hat sie amsich an ihre Eide gehalten. Ein Ritter des Ordens kennt seinen Platz. Alle, die schwächer sind als er, kommen vir ihm. Er steht immer zuletzt, denn er schützt alle anderen, auch wenn es den Tod bedeutet. Andere hatten das Wort des Priesters nötiger als sie, also war es ihre Aufgabe, ihn dorthin zu schicken, wo er gebraucht wird."
Eine weitere ordensschwester übergab ihr eine kleine Kiste mit vielen Papieren.
"das Testament wird morgen früh verlesen werden.
Sie zog einen Brief aus der Kiste und überreichte ihn Vanion. Er war grün gesegelt, eine zarte Distel war im Wachs zu erkennen und lorainne flüssige Handschrift.
" es gibt noch einige mehr, werdet ihr dafür sorgen, dass ihre Adressaten sie empfangen?"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 17. Dez 18, 23:00
"Ich ..."

Vanion wusste keine Worte, als er das Papier entgegen nahm. Er winkte Arienne herbei, die Kiste mit den Schriftstücken an sich zu nehmen.
"Die Nachricht verbreitet sich rasch, und diejenigen, die sie mit einem solchen Schrieb bedacht hat, werden lächeln, wenn sie Lavinias erster Ritterin gedenken. Lorainne hat in diesen Mauern ein Heim gefunden, vielmehr noch, in Lavinias Schoß. Nun ist sie auf dem Weg zu ihr und hat uns alle zurückgelassen, in Erfüllung ihrer Pflicht."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 18. Dez 18, 03:29
Bei den Worten über Lorainnes Eide, die Stellung der Ordensritter und dass andere Ysander mehr gebraucht hätten als sie, ballte sich in seinem Inneren etwas zusammen. Bevor es jedoch offensichtlich wurde, senkte er den Kopf und rieb sich die Müdigkeit der letzten Tage aus den Augen.

Dann folgte er, seine Fassung leidlich wiedergewonnen, weiter der Szenerie und beobachtete Vanions Reaktionen, seine Mimik, seine Hilflosigkeit im Angesicht der Situation. Und mit jedem Herzschlag wurde er sich sicherer, dass er an diesem Ort hier keinen Frieden, keine Heilung finden würde.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Ulrich am 19. Dez 18, 07:00
Der Weg hierher war ein stiller gewesen, nur das nötigste wurde gesprochen. Die meisten hingen ihren Gedanken nach und irgendwann kamen die Mauern des Klosters in Sicht.
Er konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass er diese Mauern nicht mochte. Es war ein Kloster wie jedes andere, zugegeben, doch nicht in jedem anderen hatte  Lorainne soviel erdulden müssen. Ihm war klar das die Chevalier all das aus ihrem Glauben heraus erduldet hatte und das hatte er längst hingenommen. Dennoch war ihm hier immer klamm ums Herz. Die Mutter Oberin war eine strenge Frau die er selten einmal hatte lächeln sehen und auch sonst waren die Mauern wenig einladend.

Als Vanion vortrug was geschehen war sah Ulric zum Herrn von Thurstein und wusste das sie beide ähnlich empfanden. Doch all dies belastete ihn weit weniger als das was noch vor ihnen lag in La Folley.
Das Kloster war der erste Ort andem er ein vernünftiges Bad in einem Holztrog nahm und kurz darauf wurden seine Wunden nocheinmal gut versorgt was auf der Reise nur spärlich zu bewerkstelligen war.
Inzwischen konnte er die Rechte Hand zumindest zum halten von Besteck wieder verwenden und er übte täglich wieder fester zugreifen zu können. Doch mehr als eine Messer oder ein Teller waren derzeit nicht möglich.

In den stillen Abendstunden fand er auch die Zeit, hier am Ort der Lavinia, einige Worte an die große Mutter zu richten.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 19. Dez 18, 08:57
Vanion Worte ließen die Züge der Klostervorsteherin weicher werden.
"Non, nicht hier hat sie ein Heim gefunden, sondern bei Euch. Ich habe sie nie glücklicher gesehen, als in den Momenten, als sie wieder zu Euren Reihen aufbrach. Niemand, nicht La Follye, nicht Benjen, niemand und nichts hat sie mit soviel Zuneigung erfüllt, wie das Wissen, bald wieder bei ihren Gefährten zu sein. Denn dort hat sie ein Zuhause gefunden, nachdem sie ihres aufgegeben hatte. Bei Euch hat sie die Familie gefunden, nach der sie sich so oft sehnte. Für euch hätte sie noch schlimmeres erdukdet, wenn sie gemusst hätte. "

Sie ließ ihren Blick über die Anwesenden gleiten und kurz blieb er an Ulric hängen und schweifte weiter zu Berengar.
" sie hat Lavinia Lehren hoch gehalten, sich nicht immer an alle Gebote gehalten, manche sogar bewusst ignoriert. Die Konsequenzen hat sie stets mit Würde getragen. Sie wurde oft und schwer geprüftt, und hat manchmal an Lavinia gezweifelt. Und doch hat sie ihre Lehren verbreitet. Und manch einer von uns steht Lavinia näher als er glaubt, denn wie sonst sollte sich ein Kriegerbund und zusammenfinden, der die Freundschaft und den Schutz derer, die es nötig haben, hoch halten? Wie sonst sollte diese Verbundenheit größer sein als Standesunterschiede? Das ist es, was Lavinia tutulina verlangt. Sie und Lavinia genetrix konkurrieren oftmals und manchmal gehen sie Hand und Hand. "
Ihr Blick fiel wieder auf Vanion und jetzt lächelte sie.
"erinnert euch ihrer, führt ihr Werk fort. Schützt die Schwächen, liebt eure Familien, seid loyal euren Herren gegenüber. Lavinia sei mit euch."

Sie erhob sich schwer und Schritt zu berengar.
"Herr von thurstein, n' est Pas? Auf ein Wort?"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 19. Dez 18, 10:17
Er sah zu der Tempelvorsteherin auf als sie ihn direkt ansprach und verließ im Geiste die persönliche Ebene. Mit einem traurigen Lächeln sagte er ruhig "Ja, ganz recht, der bin ich." Er erhob sich und fuhr fort "selbstverständlich wie Ihr wünscht." In seinem Innern verkrampfte sich etwas, als er daran dachte, was Anders ihm über Lorainnes letzten Aufenthalt hier berichtet hatte. Doch egal was er nun darüber dachte, oberste Pflicht eines jeden Götterfürchtigen Wesens war es, die Diener der Götter zu ehren. Und wenn nicht die Person selbst, so zumindest das Amt oder den Rang.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 19. Dez 18, 12:00
Nachdem man den übrigen weitere Wünsche erfüllt und sie unterrichtet hatte, wann die Segnung stattfinden sollte, führte sie berengar durch das Kloster.
Sie geleitete ihn zu der neu aufgebauten Bibliothek. Jetzt am Abend war es ruhig hier und auf der Bank an einem der großen Fenster konnte man im Schein des Mondes in Ruhe reden, ohne daß ein Licht entzündet werden musste. Und dievregungen des Gesichtes blieben verborgen genug, um die Gedanken nicht zu verraten.
Berengar konnte sich denken, dass dies eine artvrespektbezeugung war. Die Mutter Oberin hatte hier keinen Jüngling vor sich, dessen Geheimnissen sie auf den Grund gehen wollte, sondern einen stattlichen Mann, einen Krieger, der seine Geheimnisse behalten sollte.
 Als sie Platz genommen hatten, begann sie freundlich zu sprechen.
"mir bleibt euer Unbehagen nicht verborgen. Liegt es an diesem Ort? An den vergangenen Ereignissen, oder ist es die Trauer, die Euren Blick verdunkelt?" sie fragte gerade heraus, wie es firngardern in der Natur lag.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 19. Dez 18, 13:53
Berengar sah die Oberin kurz schweigend an, dann sagte er sehr ruhig "Da Ihr mich darauf ansprecht, will ich Euch den Grund versuchen zu erklären. Ich stamme aus einer Gegend, die Eure Götter nicht kennt. Die Lehren eurer Götter sind dort jedoch zum Teil bekannt, je nach Gottheit und Apsekt aber in abgewandelter Form, oder vermischt mit anderen Aspekten. Daher wirkt viel von dem, was die Götter der Lande, die einst das engonische Kaiserreich bildeten, lehren und fordern für mich fremd, teils unsinnig oder gar verachtenswert. Doch ich bemühe mich, zu lernen und zu verstehen. Nur durch Verständnis kann aufrichtige Achtung entstehen. Wahrscheinlich muss ich einfach noch vieles lernen, doch habe ich für das, was in diesen Mauern mit Lorainne geschah, derzeit weder Verständnis, noch Achtung noch Billigung übrig."

Kurz hielt er inne und versuchte das Gesicht der Oberin zu ergründen. Und bevor sie zu einer Erwiderung ansetzen konnte, hatte er sich so weit gefasst, dass er mit Ruhe und Zurückhaltung weiter sprechen konnte. "Lorainne hat in der Vergangenheit offenbar Dinge getan, für die sie sich berufen fühlte, oder für die sie den Befehl erhielt, dem Lilienorden für eine begrenzte Zeit beizutreten. Um Buße zu tun, wie sie sagte. Ich wurde dahingehend aufgeklärt, dass der Lilienorden für seine Bereitschaft, Blut zu vergießen im Namen Lavinias, von den übrigen Gläubigen Misstrauen und Verachtung erfährt. Und doch wurde ich in der Vergangenheit Zeuge, wie ein Mitglied der Kirche Lavinias von nicht unerheblichem Einfluss zum Töten aufrief, da es den Ihren selbst verboten sei."

Seine Stimme bebte inzwischen vor mühsam unterdrückter Wut. Als er es bemerkte bat er Rondra im Stilen um Vergebung und atmete einmal tief durch. "Sie vergoss im Namen Lavinias Blut, schützte das Leben von Schwächeren, und als ich sie das nächste Mal antraf, hatte sie zur Buße ein Schweigegelübte abgelegt. Wie sie uns wissen ließ, zur Strafe für ihre Sünden. Erneut focht sie ehrenhaft, für eine gute Sache gegen die Kreaturen des Lichs Atos in der Gegend von Graufelden, welches einst am Rande des Waldes von Arden lag, und nun nicht mehr ist. Und wieder trennten sich unsere Wege. Und sie ging für uns, die wir ihre Freunde, Familie und Bundesgenossen sind, verloren weil sie zur Strafe für den Bruch ihres Schweigens hier in den Kerker geworfen wurde. Keiner meiner Briefe hat sie je erreicht. Als sie wieder zu uns zurück kam, dachte sie, kaum jemand hätte versucht sie zu finden."

Ohne es zu merken war er aufgestanden und als es ihm nun bewusst wurde, schwieg er augenblicklich, als habe man ihn mit Schweigen geschlagen. Schwer atmend setzte er sich, doch ließ er die Oberin erneut nicht zu Wort kommen. "Bevor sie zum Orden kam, standen andere, die über unser sterbliches Dasein verfügen konnten, kurz davor, Verhandlungen über eine Eheschließung zu beginnen. Sie war damals bereits Mutter. Sie wurde ihrer Tochter genommen, sie wurde ihren Lehensleuten genommen... Sie wurde mir genommen. Alles wofür Lavinia steht, wenn es um Familie geht, wurde vernichtet, für angeblich ungehöriges Verhalten und das Beharren auf Eiden und der Wahrung der Form..."

Er beugte sich leicht vor, so dass sein Gesicht im Mondschein gut für die Andere zu sehen war, und sagte sehr ruhig und schneidend "Belassen wir es dabei, dass ich nur hier bin, um dafür Sorge zu tragen, dass Lorainne de la Follye des Jours dieses Mal mit Anstand und Achtung behandelt wird, so lange sie sich in Blanchefleur aufhält. Alles Weitere bedarf keiner Erörterung."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Arienne am 19. Dez 18, 20:59
"Ich ..."

Vanion wusste keine Worte, als er das Papier entgegen nahm. Er winkte Arienne herbei, die Kiste mit den Schriftstücken an sich zu nehmen.
"Die Nachricht verbreitet sich rasch, und diejenigen, die sie mit einem solchen Schrieb bedacht hat, werden lächeln, wenn sie Lavinias erster Ritterin gedenken. Lorainne hat in diesen Mauern ein Heim gefunden, vielmehr noch, in Lavinias Schoß. Nun ist sie auf dem Weg zu ihr und hat uns alle zurückgelassen, in Erfüllung ihrer Pflicht."

Arienne, die nur ein Stück weiter auf den Bank gesessen hatte, kam zu Vanion herüber und nahm die Kiste entgegen. Sie schloss den Deckel und stieg über die Bank um eine der Ordensschwestern abzupassen:  "Entschuldigt bitte Schwester, könntet ihr mir ein Stück Wachstuch und festen Bindfaden besorgen, damit ich diese Kiste hier wetterfestmachen kann?"
Die Ordensschwester wirkte erst etwas verwirrt von der Anfrage, aber als sie sah, welche Kiste die junge Frau in der Hand hielt, lächelte sie und nickte: "Wartet hier, ich werde schauen was ich finde!"
"Vielen Dank," erwiderte Arienne und nickte dankend. Sie wandte sich um und ging zum Tisch zurück. Nach dem sie ihren Becher gegriffen hatte setzte sie sich neben Vanion und stellte die Kiste vor sich auf dem Tisch ab.
Sie sah den Ritter von der Seite an, seufzte und trank einen Schluck Tee aus dem Becher.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 19. Dez 18, 22:55
Vanion rieb über das Siegel, welches Lorainnes Worte an ihn verschlossen hielt. Sein Blick traf Ariennes, und er seufzte tief.
"Weißt du ... die Wahrheit ist, dass Lorainne ihren Tod nicht fürchtete. Vielleicht hat sie ihn sogar willkommen geheißen."
Vanion lächelte traurig.
"Sie und ich, wir sind die letzten Sprösslinge unserer Familien. Wir hätten einander hassen sollen, so wie unsere Vorväter. La Follye, Roquefort - zwei Geschlechter, die einander nie gesonnen waren. Dabei sind wir miteinander verwandt. Als Eirik damals über das Nordmeer kam und das Knie vor der Königin Eleanor beugte, da kamen mit ihm die Ahnen unserer Geschlechter. Und mit der Zeit begannen sie, eine Feindschaft zu hegen. Warum, weiß ich nicht."

Er lehnte sich zurück und ließ den Kopf an die Lehne sinken. Die Mauern um ihn herum, die Berengar so befremdeten, empfand er seltsamerweise als ein Stück Heimat. Seine Geschichte war mit diesem Ort verbunden, und viel stärker noch war es die Lorainnes. Hier war Marie umgekommen, hier hatte Lorainne herausgefunden, wer ihr Knappe eigentlich war. Und hier war sie eingesperrt gewesen, hatte Buße getan und gesühnt. Im Gegensatz zu Anders verstand er Lorainnes Beweggründe, und so schrecklich diese Zeit für sie gewesen war, sie hätte es sich nicht anders gewünscht, das wusste er.

"Ich glaube, Lorainne verstand sich als letzer Spross dieser Feindschaft. Als die Männer ihres Vaters, des grünen Ritters, herausfanden, wer ich war, da wollten mache ihr die Gefolgsschaft aufkündigen. Sie selbst zweifelte an mir, und zurecht, wie die Zeit zeigen sollte, und doch wurde ich nicht zu ... einem Roquefort, wie es die Roqueforts vor mir waren."

Er bedachte Arienne mit einem ernsthaften Blick.
"Mein Onkel hatte sich mit dem Täuscher eingelassen, um Lorainnes Lehen zu gewinnen. Und als ich mich entscheiden musste, zwischen meinem Eid als Knappe und meiner Familie, meiner Geburt, da traf ich die falsche Entscheidung. Also tat ich Buße, auf meine Art. Ich traf eine Entscheidung: Eben nicht zu dem zu werden, was mein Onkel war. Und diese Entscheidung konnte ich nur treffen, weil Lorainne mich über die Jahre dazu hatte reifen lassen."

Erneut sah er Arienne direkt an, hoffte, in ihrem Blick nicht nur Fragen, sondern auch Verständnis zu finden.
"Zuletzt wurde mir klar, wie Lorainne die Welt sah. Sie verstand sich als Relikt dieser Fehde, und auch mich sah sie so. Wir haben beide Kinder, unsere Erben sind längst auf dieser Welt. Sie ... sie sah keinen Platz mehr für sich, glaube ich. Sie wollte Platz machen, das schwere Erbe des Streits mitnehmen ins Grab. Das Duell zwischen uns wäre der Abschluss gewesen. Wir hätten diese Angelegenheit ausgeräumt, stellvertretend für unsere Familien. Wie auch immer der Kampf ausgegangen wäre - die Sache wäre ausgeräumt gewesen."

Erneut stahl sich eine Träne auf sein Gesicht, und wütend wischte er sie fort.
"Nun sind wir allein in einer Welt, die kälter geworden ist."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Arienne am 20. Dez 18, 23:19
Arienne wandte sich dem Ritter zu. Ihre Augen weiteten sich vor erstaunen über Vanion Aussage zu Lorainnes Beziehung zum Tod. "Ahh...auch wenn sie den Tod willkommen geheißen hat, so kann ich mir dennoch vorstellen dass es schwer für sie war, weil sie alleine war...." Ariennes Stimme brach und sie spürte Tränen aufsteigen. Sie sah weg, quer über den Tisch und wischte die Tränen weg, dabei macht sie einige tiefe Atemzüge. Vanions Ausfürhungen lauschend saß sie da und beruhigte sich wieder. Als sie zu ihm sah, saß er nachdenklich im Stuhl, so beschloss sie nichts weiter zu sagen.
Just in dem Moment kam die Ordensschwester mit einem kleinen Bündel zurück.
Sie legte es neben Arienne auf den Tisch und sprach leise: "Hier schaut mal durch welches groß genug ist. Außerdem habe ich noch eine wasserdichte Tasche gefunden, die könnt ihr auch haben."
Arienne fand schnell ein passendes Stück, das sie faltete und zusammen mit einen Stück Bindfaden  in die Tasche legte: "Vielen Dank. Ich nehme dieses hier. Was bekommt ihr dafür?" antworte sie der Ordensschwester.
"Lasst gut sein. Es ist in gewisserweise für die Chevaliére," gab diese mit einem Lächeln zurück, dann nickte sie und verlies den Raum wieder.

Arienne richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf Vanion, der aus seinen Gedanken wieder aufgetaucht war. Bei alldem was ihr der Ritter erzählte wurde ihre Mine nachdenklich. Die Geschichte um Vanions Onkel ließ auch ihre Züge ernst werden und sie schüttelte ungläubig den Kopf. Gleich darauf jedoch als der Ritter von seinem Anteil an dem Ganzen sprach wurde ihr Gesichtausdruck fragend. An den Augen seines Gegenübers konnte der Ritter sehen, dass sie mit ihren Gedanken nicht beim Gespräch war. Oh man, ich reise schon ein dreiviertel Jahr mit ihm, aber so wirklich viel weiß ich noch nicht über ihn... naja es beruht auf Gegenseitigkeit. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, das jedoch verschwand als sie Vanions Blick bemerkte.
Mit einem Nicken signalisierte sie dem Ritter, dass sie ihn verstanden hatte.  Sie trank einen Schluck Tee ehe sie antworte: "Ich kann dich verstehen. Obwohl ich Lorainne nur ein einzige Mal getroffen habe so hat sie mich doch beeindruckt. Ich habe gesehen, dass euch tiefe Freundschaft verbunden hat, dieser Fehde zum Trotz. Am selben Abend habe ich aber auch eine andere Seite von ihr gesehen, wo ich mir unsicher bin wie ich sie deuten sollte: Es war als Ninim ankam. Lorainne stand wie angewurzelt da. Der Ausdruck auf ihrem Gesicht war irgenwas zwischen Wut und Hilflosigkeit. Diesem Bild von ihr im Kopf kann ich es etwas nachvollziehen, wenn du sagst, dass Lorainne keinen Platz mehr für sich sah..." Arienne senkte ihre Stimme etwas.. "Vielleicht fühlte sie sich manchmal verloren zwischen ihren Pfilchten und dem was sie von ihrem Herzen aus für Richtig hielt." Die junge Frau seuftze: "Ein Duell?! Hmm so wenig wie ich euch beide kenne, so kann ich doch deinen Standpunkt dazu nachvollziehen. Dass ihr die Fehde damit hättet zusammen beenden können. Jetzt ist es an dir und deinen Freunden eure Kindern Freundschaft zu Lehren."

Sie nippte am Tee, dann legte sie ihm die Hand auf dem Arm: "Wir sind nur einer weniger, wenn wir zusammenstehen ist keiner alleine. Ja die Welt mag kälter und dunkler sein ohne Lorainne..." eine Träne viel auf Vanions Ärmel und Ariennes Stimme zitterte etwas als sie weitersprach: "aber ich denke sie würde nicht wollen das wir Trübsal blasen, wir sollten heller strahlen und für sie mit dafür sorgen, dass der Täuscher und andere diese Welt nicht noch kälter werden lassen." Die junge Frau seuftze und dann machte sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht breit. "Vielleicht solltest du, sollten wir es, wie Berengar machen. Er wird für ein Jahr seine Kämpfe Lorainne widmen."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 21. Dez 18, 13:34
"Wie so viele, gab sie Ninim die Schuld an Maugrims Tod. Und wie eine wahre Ritterin, stellte sie sich am selben Abend schützend vor Ninim, als Sasha, völlig außer sich, auf sie losging. Das ist nur eine der vielen Taten, für die ich sie stets bewundert habe. Sie war hart gegen sich, härter als gegen alle anderen."

Er schüttelte langsam den Kopf.
"Ob sie sich verloren fühlte ... du musst wissen, dass es nicht nur der Wille zum Dienst an Lavinia war, der sie in den Orden brachte. Als Savaric durch meine Hand gestorben war, wollte sie La Follye schützen vor den gierigen Händen gewisser Caldrier, die sie erneut geheißen hätten, sich zu verheiraten. Also ging sie in den Orden, und ihr Lehen stand fortan unter dem Schutze Lavinias und konnte nicht angetastet werden. Nun, da dieser Schutz erloschen ist, fürchte ich die Ambitionen von Marnois. Wer steht nun für die jüngste La Follye ein, für Lorainnes Tochter? Gewiss wird die edle Isabeau sich um sie bemühen, Lorainne wuchs schließlich als das Mündel der Baronin auf. Sie ist Kammerfrau der Königin, und die Firngarder werden sich hüten, um eines Ritterlehens Willen ihren Zorn zu erregen."

Er machte eine Pause und ließ Arienne Zeit, die komplexen Zusammenhänge, die vielen Namen, von denen er gesprochen hatte, einzuordnen. Als Tochter des Herrn von Mühlenbruch kannte sie gewiss einige, wenn nicht alle dieser Geschlechter, aber er wusste aus seiner eigenen Erfahrung heraus, wie anstrengend es manchmal sein konnte, solchen Erzählungen zu folgen. Nach einer Weile, die er für angemessen hielt, fuhr er fort:
"Du sprichst weise: Unsere Kinder sollen lernen, einander zu lieben, als wären sie Geschwister. Und mehr noch will ich tun. Ich will geloben, für die letzte Tochter La Follyes einzustehen, ihr Ritter zu sein, wenn sie einen benötigt, ihr Schild und Schutz sein gegen die Gefahren, die diese Welt in sich birgt. Dass Herr Berengar seine Kämpfe Lorainne widmet, zeugt von Ehre, doch sind meine Taten längst einer Dame gewidmet, und es wäre nicht minniglich, die Toten nun den Lebenden vorzuziehen."
 
Erneut hielt er inne, trank einen tiefen Schluck aus seinem Krug.
"Und was dich angeht - widme deine Taten gerne Lorainne, sie wird lächeln, wenn sie an Lavinias Tafel sitzt, und sich daran erfreuen. Ritterlichkeit soll nicht dadurch geschmälert werden, dass die, die ritterlich handelt, nicht einmal ein Knappe ist." Ein überraschendes Zwinkern, gepaart mit einem schmalen Lächeln, nahm seinen Worten die Härte.
"Du hast schon Recht. Lorainne würde nicht wollen, dass wir Trübsal blasen. Doch sie hat mir die Welt bedeutet, war mir Licht und manchmal auch Schatten."

In mir ist die Leere, die sie hinterlassen hat, und diese Wunde wird sich nicht schließen.  In mir regt sich Hass, in mir regt sich Wut, und manchmal regt sich in mir die Hoffnung. Doch immer gewinnt zuletzt die Leere. Und damit senkte Vanion wieder den Blick, machte keine Anstalten, das Gespräch fortzuführen. Erneut übermannte ihn das nun bekannte Gefühl. Er saß einfach an der Tafel, starrte irgendwohin, und fühlte - nichts.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Arienne am 22. Dez 18, 17:05
Arienne hörte aufmerksam den Worten den Ritters zu. Ihr Blick und ihre Mine waren nachdenklich. Die Namen die Vanion nannte konnte sie nur zum Teil zurodnen. Sie beschloss daher den Ritter zu fragen wer die ihr unbekannten Personen waren.

Als Vanion von seinen Plänen zu Lorainnes Tochter sprach, nickte die junge Frau zustimmend. Vanions Zuspruch zu ihrem Plan ihre Taten Lorainne zu widmen lies sie verlegen rotwerden und ein ebenso verlegens Lächern umspielte ihre Lippen.
Sie wollte ansetzen dem Ritter zu antworten, bemerkte aber dessen abwesende Haltung und blieb einige Augenblicke nachdenklich sitzen.

Schließlich leerte sie den Tee, füllte ihren Becher wieder auf und machte sich daran die Kiste mit Lorainnes Briefen in den Wachsstoff einzuschlagen.
Immer wieder bedachte sie dabei den stumm und regunglos dasitzenden Vanion mit teils sorgenvollen Blicken. Sein Blick der ins nichts ging gefielt ihr nicht.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 30. Dez 18, 20:47
Berengar sah die Oberin kurz schweigend an, dann sagte er sehr ruhig "Da Ihr mich darauf ansprecht, will ich Euch den Grund versuchen zu erklären. Ich stamme aus einer Gegend, die Eure Götter nicht kennt. Die Lehren eurer Götter sind dort jedoch zum Teil bekannt, je nach Gottheit und Apsekt aber in abgewandelter Form, oder vermischt mit anderen Aspekten. Daher wirkt viel von dem, was die Götter der Lande, die einst das engonische Kaiserreich bildeten, lehren und fordern für mich fremd, teils unsinnig oder gar verachtenswert. Doch ich bemühe mich, zu lernen und zu verstehen. Nur durch Verständnis kann aufrichtige Achtung entstehen. Wahrscheinlich muss ich einfach noch vieles lernen, doch habe ich für das, was in diesen Mauern mit Lorainne geschah, derzeit weder Verständnis, noch Achtung noch Billigung übrig."

Kurz hielt er inne und versuchte das Gesicht der Oberin zu ergründen. Und bevor sie zu einer Erwiderung ansetzen konnte, hatte er sich so weit gefasst, dass er mit Ruhe und Zurückhaltung weiter sprechen konnte. "Lorainne hat in der Vergangenheit offenbar Dinge getan, für die sie sich berufen fühlte, oder für die sie den Befehl erhielt, dem Lilienorden für eine begrenzte Zeit beizutreten. Um Buße zu tun, wie sie sagte. Ich wurde dahingehend aufgeklärt, dass der Lilienorden für seine Bereitschaft, Blut zu vergießen im Namen Lavinias, von den übrigen Gläubigen Misstrauen und Verachtung erfährt. Und doch wurde ich in der Vergangenheit Zeuge, wie ein Mitglied der Kirche Lavinias von nicht unerheblichem Einfluss zum Töten aufrief, da es den Ihren selbst verboten sei."

Seine Stimme bebte inzwischen vor mühsam unterdrückter Wut. Als er es bemerkte bat er Rondra im Stilen um Vergebung und atmete einmal tief durch. "Sie vergoss im Namen Lavinias Blut, schützte das Leben von Schwächeren, und als ich sie das nächste Mal antraf, hatte sie zur Buße ein Schweigegelübte abgelegt. Wie sie uns wissen ließ, zur Strafe für ihre Sünden. Erneut focht sie ehrenhaft, für eine gute Sache gegen die Kreaturen des Lichs Atos in der Gegend von Graufelden, welches einst am Rande des Waldes von Arden lag, und nun nicht mehr ist. Und wieder trennten sich unsere Wege. Und sie ging für uns, die wir ihre Freunde, Familie und Bundesgenossen sind, verloren weil sie zur Strafe für den Bruch ihres Schweigens hier in den Kerker geworfen wurde. Keiner meiner Briefe hat sie je erreicht. Als sie wieder zu uns zurück kam, dachte sie, kaum jemand hätte versucht sie zu finden."

Ohne es zu merken war er aufgestanden und als es ihm nun bewusst wurde, schwieg er augenblicklich, als habe man ihn mit Schweigen geschlagen. Schwer atmend setzte er sich, doch ließ er die Oberin erneut nicht zu Wort kommen. "Bevor sie zum Orden kam, standen andere, die über unser sterbliches Dasein verfügen konnten, kurz davor, Verhandlungen über eine Eheschließung zu beginnen. Sie war damals bereits Mutter. Sie wurde ihrer Tochter genommen, sie wurde ihren Lehensleuten genommen... Sie wurde mir genommen. Alles wofür Lavinia steht, wenn es um Familie geht, wurde vernichtet, für angeblich ungehöriges Verhalten und das Beharren auf Eiden und der Wahrung der Form..."

Er beugte sich leicht vor, so dass sein Gesicht im Mondschein gut für die Andere zu sehen war, und sagte sehr ruhig und schneidend "Belassen wir es dabei, dass ich nur hier bin, um dafür Sorge zu tragen, dass Lorainne de la Follye des Jours dieses Mal mit Anstand und Achtung behandelt wird, so lange sie sich in Blanchefleur aufhält. Alles Weitere bedarf keiner Erörterung."

"Ich denke nicht, dass die Ordensregeln eurer Billigung bedürfen", erwiederte die Geweihte freundlich.
"Lorainne kannte die Regeln des Ordens und die Konsequenzen. Ein Gelübde zu brechen, und wenn es nur das schweigegelübde ist, hat harte Folgen. Sie brach ein Gelübde, für einen freund, der sonst möglicherweise gestorben wäre. Das sind ehrbare Ziele, aber nicht jedes Ziel heiligt die Mittel. Mit diesem Verständnis tat sie sich schwer, sie hat oftmals.. Mittel eingesetzt, die wir nicht gutheißen können, auch wenn es für ein gutes und selbstloses Ziel war. Vielleicht hielft es Euch, wenn ihr wisst, dass es DIE Laviniakirche nicht gibt, es gibt unterschiedliche Kulte, selbst hier in Caldrien. Und ja, auch der Orden befindet sich im Krieg, wenn es keine andere möglichkeit mehr gibt. aber er hilft denen, die es nötig haben, er kümmert sich um die Schwachen beider Seiten. Er mahnt stetig, ganz im Sinne von Lavinia Admoneta, an ein tugendhaftes und ritterliches Verhalten beider Seiten."
Sie griff in ihrer Rocktasche und holte einen Umschlag hervor, Lorainnes unverkennbare Handschrift war zu sehen.
"Ich weiß nicht, wieviel sie Euch von Ihrer Vergangenheit erzählt hat, sie hatte nicht viele Menschen, die sie liebte, sie ist an dem Tod ihres Geliebten fast zerbrochen. Ich weiß nicht, ob sie Euch so nah an sich herangelassen hat, dass sie Euch ähnliche Gefühle entgegen bringen könnte, aber ihr müsst wissen, dass Ihr ihr viel bedeutet habt. Ihr wart niemand, den sie schützen wollte, vielmehr wart ihr jemand, an den sie sich gewandt hätte, hätte sie Schutz gebraucht. Und damit seid ihr von unermesslichen Wert für sie gewesen. Ehrt dies."
Damit überreichte sie ihm den Brief und ließ ihn allein, damit er Ruhe zum lesen hatte.

"Mon très cher ami Berengar,
wenn du dies erhälst, ist das passiert, wovor ich mich insgeheim fürchtete.
Es ist nicht der Tod, den ich fürchte, denn ich bereue viele meiner Taten zutiefst, daher glaube ich fest daran, dass sich Lavinia meiner erbarmt.
Vielmehr fürchte ich mich davor, die zurücklassen zu müssen, die ich liebe.
Ich kann sie nun nicht mehr schützen, oder Ihnen einfach zur Seite stehen.
Bitte steh denen mit Rat und tat zur Seite, die ich zurücklasse. Halte den Bund, den wir einst gründeten zusammen. Sei eine Stütze für die, die trauern und blicke nicht zurück. Die Götter mögen mit Dir sein.
Sei für meine Familie das, was Du für mich warst.

Lorainne"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 30. Dez 18, 21:13
Als die Oberin sich zum Gehen wandte, sagte er leise "Sicher bedürft Ihr... bedarf der Orden nicht meiner Billigung. Habt dank für Eure Worte und dieses Vermächtnis." Dann sah er den Umschlag lange an und wunderte sich nach einer Weile, wieso die Trauer in ihm nicht mehr vermochte, sich Bahn zu brechen. Seine Tränen schienen versiegt zu sein. Doch schließlich erbrach er beherzt das Siegel darauf, nur um festzustellen, dass er sich nicht überwinden konnte, den Umschlag zu öffnen. Also erhob er sich und sah aus dem Fenster in die Nacht hinaus. Ganz ohne sein bewusstes Zutun griff er in Gedanken versunken an sein Barett und löste die Distel, die Lorainne ihm am Tage ihres Todes versprochen hatte. Als er dies schließlich bewusst erkannte und sie ansah, straffte er sich innerlich und faltete den Brief auf.

Als er den Inhalt mehrere Mal gelesen hatte, faltete er das Blatt sorgsam wieder zusammen und schob es in seine Umhängetasche. Als er sich zum Gehen wandte war die Leere aus ihm gewichen, und stattdessen erfüllte ihn nun ein Schmerz, wie er ihn noch niemals gefühlt hatte. Hätte er einen Wunsch aussprechen können, mit der Gewissheit, er würde in Erfüllung gehen, so hätte er sich gewünscht, die Tage in der Nähe der Hauptstadt hätten niemals stattgehabt und es wäre alles wie zuvor. Schließlich betrat er wieder den Saal, in dem noch viele der Mitgereisten anwesend waren. Sein Blick strich über ihre Gesichter und heftete sich schließlich auf Vanion.
Tief in seinem Innern wusste er in diesem Moment, dass er ihrem Wunsch an ihn nicht würde gerecht werden können. Aber er würde es mit aller Kraft versuchen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 30. Dez 18, 21:30
Der Ritter schien in Gedanken versunken zu sein, und nicht nur die Trauer hielt ihn fest im Griff. Immer wieder ballten sich seine Hände zur Faust, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, und er schien über etwas zu grübeln.

Ab und an hob er den Kopf und sah Arienne an, und erst nach einiger Zeit seufzte er und trank noch etwas.
Arienne hatte Lorainne kaum gekannt, und auf eine perfide Art freute Vanion das. So konnte er sich selbst den Luxus überhaupt leisten, zu trauern. Dabei sollte ich in der Löwenburg sein, an Gorix' Seite. Wichtiger noch, an Svenjas Seite. Die Baronin steht nun ohne Baron und ohne ihren Ritter da. Schuldgefühle überkamen ihn, aber er schüttelte sie ab. Lorainne auf ihrer letzten Reise zu begleiten, ist wichtiger. Und Gorix ist in guten Händen, und überhaupt, was willst du tun? Du bist Ritter, kein Heiler oder gar Magier. Sei nicht dumm!

Da betrat Berengar die Halle und unterbrach mit seinem stechenden Blick Vanions streitendes Gewissen. Er hielt diesem Blick stand, eine Sekunde, zwei Sekunden, dann senkte er den Kopf. "Wenn Ihr verzeiht, Herr Berengar, und alle anderen - ich habe noch ein Schriftstück zu lesen, und wenn es sonst nichts zu bereden gibt, möchte ich mich zurückziehen." Während er wartete, ob ihn noch jemand sprechen wollte, winkte er Arienne herbei, ihn zu begleiten.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 30. Dez 18, 21:40
"Mögen alle guten Götter dir beistehen und dir Frieden schenken," kam es leise von dem Anderen, und dann lies er sich erschöpft auf einen Stuhl nieder und schloss die Augen. Er gab sich eine kurze Weile seinen Gedanken hin, nur um schließlich festzustellen, dass sein Geist ihm die selben fragen immer und immer wieder vorlegte, egal zu welchem Ergebnis er auch gelangte, während er mit ihnen rang. Es ergab alles keinen Sinn. Dieser Ort hier ergab keinen Sinn. Je eher sie von hier aufbrechen würden, um den schrecklichen Ende ihrer Reise entgegen zu streben, um so besser für sie alle.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Arienne am 31. Dez 18, 12:02
Nachdem sie die Kiste eingeschlagen, verschnürt und in die wasserdichte Tasche gepackt hatte, nahm sie ihr Notizbuch heraus und ging ihre Mitschriften zu Lorainne durch. Hier und da machte sie Ergänzungen.
Das Gebaren des Ritters neben sich nahm die junge Frau mit  Sorge wahr. Hin und wieder trafen sich die vereinzelten Blicke Vanions mit ihren und er konnte ihre Nachdenklichkeit und Sorge darin erkennen.
Als Berengar den Raum betrat hob Arienne den Kopf und nickte ihm grüßend zu. Dass auch im Blick des anderen Ritters Sorge und Nachdenklichkeit stand lies sie seufzen. Irgendwie war sie froh die Chevalière nicht so lange gekannt zu haben, gleichzeitig fand sie es aber auch schade. Erneut entfuhr ihr ein Seufzer. Sie sah zu Vanion der sich verabschiedete und nickte: "Ich komme, lass mich nur gerade zusammen packen."
Sie klappte das Notizbuch zu und verstaute es in ihrer Tasche. Dann stand sie auf, griff nach der Tasche mit Lorainnes Briefen und folgte Vanion aus dem Raum.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 31. Dez 18, 18:26
Auch er begab sich schließlich zur Ruhe und gnädiger weise gewährte ihm Boron einen traumlosen, tiefen Schlaf.
In den kommenden Tagen würde er alle Kraft brauchen, und danach würde sich der weitere Weg schon offenbaren.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 01. Jan 19, 20:30
Vanion,

erinnerst Du dich noch an den Tag vor Engonia, als wir über Träume sprachen? In dir erkannte ich mich, stets dem Herzen folgend, bar jeder Vernunft, nur das eine Ziel vor Augen. Du warst mir Stütze in der Zeit, in der Simon nicht an meiner Seite und ich plötzlich auf mich gestellt war. Du warst es, der mir meinen Meister, meinen Vater und freund wiederbrachte. Ich konnte dich einiges lehren, aber eines konnte ich Dir nicht beibrigen: auf die Vernunft zu hören. Doch darum werde ich Dich nun bitten müssen, denn der Brief wird der erreichen, wenn es notwendig geworden ist und ich nicht mehr unter den Lebenden weile.
Ich möchte dass Du das für mich tust, worum Du mich in deinem letzten Brief gebeten hast: den letzten Willen zu achten und dafür zu sorgen, dass dieser Wille befolgt wird.
Doch nicht nur deswegen schreibe ich Dir. Es gibt noch so viel zu sagen, soviel Dinge, die fortan nie mehr ausgesprochen werden können. Keine neue Beleidigung mehr, die erneut einen Riss in unsere beiden Familien reißt.
Verzeih mir, dass du nun nicht mehr Deine Genugtuung fordern kannst. Du magst den Roquefort im Namen tragen, aber Du bist und bleibst der verträumte Maulheld, den ich vor sovielen Jahren in Engonia traf: der Mund ist stets schneller als der Verstand und jeder schimpft seine Ziele dumme Träumereien. aber dieser Bauer gab nie auf, bis er sein Ziel erreicht hatte.
Ich bete, dass auch der Ritter, der aus diesem Bauern geworden ist, niemals aufgibt und weiterhin seinem Herzen folgt.
Du kannst nicht ewig in zwei gerissen sein, zwischen Voranenburg und Firngard. Darum behalte Deine Tochter an deiner Seite, in deiner neuen Heimat, Blanchefleur wird sich nicht dagegen aussprechen.
Leah wird als Savarics Tochter sein Erbe antreten, sorge dafür, dass sie ausgebildet wird, wie ich es tue. erzähle ihr die Geschichte unserer Familien, damit sie den Frieden wahren kann.
Sorge dafür, dass meine Tochter ebenso erzogen wird, dass sie alles lernt, was sie wissen muss, bringe ihr eines Tages das bei, was ich Dir einst beibrachte. Bis dieser Tag kommt, soll sie in Goldbach aufwachsen, denn dort liebt und behütet man sie. Doch soll sie in Verbundenheit mit La Follye aufwachsen. Meine Heimat, für die ich alles opferte, soll für sie nicht ein gesichtsloses Fleckchen Erde sein. Sie soll es besuchen und lieben lernen. Anders möge ihr den meinen geliebten Wald zeigen, die Lager des grünen Ritters, die Grenze zu Marnois, die vor meinem Onkel geschützt werden muss. Steh ihr zur Seite, wenn sie Deiner Hilfe bedarf.
Seid ihr eine Familie, wie ihr meine wart.
Vor allem, kümmere Dich um Anders, sie wird nicht verstehen,was passiert ist, sie wird Lavinia zürnen.
Doch ich mochte nicht, dass ich trauert und zornig seid. Ich möchte, dass ihr von Antoine erzählt, der Ritter werden wollte und von seiner Schwester Lorainne, die es schließlich wurde. Erzählt von Simon de Bourvis, der die erste firngardische Ritterin ausbildete und forderte. Erzählt von Vanion, der Lorainne de La Follye in den Zeiten größter Not beistand. Erzählt, singt Lieder und trinkt.
Erinnert Euch.

Eine Bitte habe ich noch, für mich persönlich: Egal, was geschieht, egal, was Dir versprochen wird, opfere niemals eine Deiner Erinnerungen an mich an das Ainewesen.
Erinnerst Du dich an den tag, als Nicholas starb und mit ihm die restlichen Wächter des schwarzen Mondes. Als wir alle drohten zu sterben? Francois und Gregoire, Du, Gorix, Stella, ich und ich weiß nicht wer sich alles in Gefahr befand. Doch jeder opferte Erinnerungen. Gregoire aus Goldbach opferte die an seine Schwester und ich versprach ihm, dass sie niemals vergessen werden wird. Überbringe ihm und francois meine Briefe und erzähl von dem Mädchen mit den braunen Zöpfen, dass gerne auf Bäume kletterte und sich von ihm auf der Schaukel anschubsen ließ. Erzähl ihm davon, damit er sich erinnern möge, jetzt wo ich es nicht mehr für ihn tun kann.
Und Du, erinnere Dich an die rettung von Simon, an Laura, seine Frau. Du opfertest damals die Erinnerung an das Gefühl, dass du empfunden hast. erinnere Dich eines Tages an dieses Gefühl und dann heirate. werde glücklich.

Du warst mir der Bruder, den ich allzu früh verloren habe.
Du warst mir der liebste Teil meiner Familie, weil Du so warst wie ich. und Durch dich lebe ich weiter.

In Liebe
Lorainne
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 02. Jan 19, 22:57
Auf der Kammer angekommen, bat Vanion Arienne, noch bei ihm zu bleiben. Er wollte nicht alleine sein, und der Gedanke, die, der er angeboten hatte, sein Knappe zu werden, nun abzuweisen, kam ihm schäbig vor. Er strich mit den Fingern über das grüne Siegel. Die Distel, die ihm soviel bedeutet hatte. Die es immer noch tat.

"Früher, da ... da hab ich gedacht, dass ich eines Tages grün und weiß trage. Und vielleicht, irgendwie, die Distel. Ich meine - ich bin kein La Follye, und ihre Farben hätte ich höchstens als ihr Gefolgsmann getragen. An dem Tag, an dem ich den Ritterschlag erhalten würde, hätte ich ihre Farben nicht länger tragen sollen. Schließlich gehöre ich nicht zu diesem Geschlecht, und mir steht es frei, ein eigenes Wappen zu wählen. Ich hatte mir fest vorgenommen, das Grün zum Kern meines Wappens zu nehmen. Damals wusste ich noch nichts von Roquefort, dachte, ich wäre nur ein Bauer, der eine Gnade erhalten hatte, um die viele ihn beneideten. Es gibt so viele Geschichten zu erzählen! So vieles, was ich dir und der Welt berichten möchte von dieser großartigen Frau. Stattdessen sitzen wir nun hier, und ich scheue mich, die letzten Worte zu lesen, die ich in diesem Leben von ihr bekommen werde."

Der Ritter schluckte. Ein Schauer überfiel ihn, als habe eine plötzliche Kälte den Raum befallen.

"Ich - ich wünschte, ich könnte dir eine Stütze sein. Könnte leuchten, deinen Weg erhellen, dich weisen und leiten. Das wäre meine Pflicht als Ritter, dem du dich verpflichtest. Und ich gebe dir mein Wort, dass ich eben dies tun werde. Dass ich dich halten, schützen, weisen und lieben werde, wie Lorainne mich geliebt hat, wie sie mich geschützt hat. Auf diesem letzten Weg, den sie nimmt, bis ihr Leib Ruhe gefunden hat und ihre Seele im Schoße Lavinias ist, auf diesem Weg bist du mir Stütze. An dem Abend, als ihr kalter Leichnam aufgebahrt war, bist du mir nicht von der Seite gewichen. Dafür gebührt dir mein Dank. Nun geh diesen letzten Schritt mit mir."

Dann brach Vanion das Siegel des Briefes und faltete mit zitternden Händen die Seiten auf. Bedächtig begann er zu lesen, und mancher Satz trieb ein Lächeln auf seine Lippen. "Sie ... sie schimpft mich einen Maulhelden", lachte er leise.
Nach den ersten, sehr persönlichen Zeilen wurde Vanion gefasster. Es wunderte ihn nicht, dass Judith in Goldbach aufwachsen sollte, doch dass er sie ausbilden sollte, wenn sie das rechte Alter erreicht hatte, das - "Sie ehrt mich", sagte er mit leiser Stimme. "Und verpflichtet mich ihrem Blut. Es ist an mir, ihren Kindern von Roquefort und La Follye zu berichten, von unserem Streit, und von dem Friede, der von nun an herrschen soll."

Und Anders. Das Schwerste stand noch bevor, und die Tinte erinnerte ihn erbarmungslos an diese Pflicht.

Und dann las er von der Erinnerung, die er geopfert hatte. Er schloss die Augen. Soviel gab es nun zu tun. Das Testament. Die Briefe, an Francois, an Gregoire. Anders. Leah und Judith. La Follye. Das Erinnern, immer und immer wieder. Das Leben ohne Lorainne. Das Leben mit Arienne, für deren Wohlergehen er verantwortlich wäre.

So vieles. So vieles.

Dann öffnete er die Augen, und mit neu erwachtem Mut und frischer Hoffnung sah er Arienne an. "Lass uns zu Bett gehen. Morgen wird das Testament verlesen, und dann geht es nach La Follye, das kaum einen Tagesmarsch entfernt ist. Unsere Reise ist bald beendet, und wir brauchen unseren Schlaf."

Je suis prest.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Arienne am 03. Jan 19, 01:06
Arienne hatte genickt: "Wenn du mich darum bittest, dann bleibe ich, selbstverständlich." Dann war sie ihm zum Tisch gefolgt und hatte sich neben den Ritter gesetzt.
Seine offenen Worte ließen sie verlegen werden. Diese Verlgenheit schwang in ihren Worten mit "ich möchte ehrlich. Ich habe anfangs als du an Lorainnes Totenbett am Boden warst nicht gewusst was ich tun soll. Es hat mich Überwindung gekostet dir bei zustehen. Dein Dank ehrt mich." Sie lächelte Vanion verlegen an. "Ich verlange auch gar nicht das du jetzt stark für mich bist. Wenn überhaupt habe ich eine Bitte an dich: Lass nicht zu dass Leere dich erfüllt, das der Verlust von Lorainne dich kalt werden lässt. Vorhin im Saal..." Arienne fixierte mit ihrem Blick Vanion..." wie du Gedankenverloren und mit leerem Blick da gesessen hast. Das hat mir Sorgen gemacht."
Sie seufzte und hoffte dem Ritter mit ihrem Anligen nicht zu nahe getreten zu sein, dann nickte Sie:  "Wenn es dein Wunsch ist dann bleibe ich, bis du mich verschickst."
Als Vanion dann das Siegel brach und den Brief als verfolgte sie aufmerksam seine Mimik. Seine Kommentare ließe die junge Frau teils schmunzeln teils zeigte sich ein nachdenklicher Blick bei ihr.
Sie musste gähnen und war gerade fertig als Vanion sich ihr zuwandte. Müde lächelnd sah sie den Ritter an: " Schlafen gehen ist eine gute Idee." Arienne stand auf und schulterte die Tasche. Dann wandte sie sich den Ritter erneut zu: "Eine Sache noch: ich glaube ich und du wir sollten uns selbst mehr zutrauen. Lorainne vertraut dir die Erziehung ihrer Tochter an. Du kannst ja mit mir üben, dann hast Übung sobald eure Kinder alt genug sind. Und Wenn du füchstest es nicht alleine hinzubekommen. Ich kenne mindestens einen der dir gerne hilft. Hilfe und Rat anzunehmen hat noch niemandem geschadet." Ein freches Grinsen stand auf ihren Lippen und ein Lacher entfuhren ihr, die aber aprubt von einem schweren Seufzer unterbrochen wurden: "Entschuldige ich hoffe du fühlst dich nicht angegriffen durch meine letzten Worte."
Sie neigte den Kopf. " Gute Nacht. Bis morgen." Damit drehte sie sich zur Tür und verließ den Raum.
Sie lag noch eine Weile wach und dachte über Vanions Worte nach.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 07. Jan 19, 19:17
Am nächsten Morgen ging Berengar sehr zeitig zum Brunnen im Hof, nachdem er aufgestanden war, goss sich mehrere Schöpfkellen eiskalten Brunnenwassers über den Kopf um wach zu werden, und machte sich dann fertig, um seine Gebete zu sprechen. Hätte er einen Widder gehabt, um ihn der Göttin zu opfern, so hätte er es getan, doch stattdessen ging er mit dem kleinen Bündel, welches er für seine religiösen Verrichtungen bei sich führte vor die Mauern des Klosters, um dessen sakrale Ruhe nicht zu stören, säuberte einen Baumstumpf außer Sichtweite so gut es ging, entzündete eine kleine Feuerschale mit einem Stückchen Kohle darin, und opferte nach seinen Morgengebeten einige Tropfen seine Blutes in den Flammen, um der Göttin ihren Tribut zu entrichten.

Danach verband er die Wunde in seiner linken Armbeuge sorgfältig und löschte das Opferfeuer, um bald darauf im Kloster der Morgenvesper beizuwohnen, und dann der Verkündung des Testamentes der verstorbenen Freundin beizuwohnen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Jan 19, 21:02
Vanion grüßte Berengar freundlich, als er sich neben ihn setzte. "Ich hoffe, du hast gut geschlafen, Freund?"

Der Ritter selbst hatte nur wenig Schlaf gefunden. Träume suchten ihn heim. Träume, in denen ein Mantel vorkam, purpur und golden. Träume, die er schonmal geträumt hatte, vor langer Zeit, und die ihn damals wie heute mit vielen Fragen bedachten.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 09. Jan 19, 13:04
Im Kloster herrschte schon rege Betriebsamkeit, neben dem alltäglichen Geschäft wurde die Testamentsverlusung vorbereitet. Alamargeweihte und Schreiber waren eingetroffen, die jedem berichten würden, der davon Kenntnis erlangen musste.

Eine zierliche Laienschwester näherte sich den beiden Rittern und hieß sie, sich in der großen Halle einzufinden, wenn die Sonne am höchsten stand.


Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 09. Jan 19, 13:49
"Vanion, die Götter zum Gruße." Er stürzte den Inhalt seines Bechers hinab und sah dann den Ritterbruder an. "Ich finde allmälich meine innere Ruhe wieder. Also geht es mir besser. Ich hoffe, du wirst bald das selbe Gefühl erfahren." Wärend er sprach nahm er sich noch Brot, Butter, etwas Rührei, Wurst und Käse auf den Teller und sah zu der Leihenschwester auf, als diese zu ihnen sprach. Er nickte und dankte ihr, dann sah er wieder Vanion an.

"Dieses Warten fühlt sich an als wenn man ein Urteil zugestellt bekäme. Aber nunja, es hilft nichts. Heute Mittag werden wir mehr wissen, und dann..." Ja, dann würde es weiter nach La Follye gehen, und sie würden es Anders sagen müssen. Vor diesem Moment graute es ihm mehr als selbst vor dem Blick eines der untoten Schergen aus den Reihen eines ganz bestimmten Liches...
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 09. Jan 19, 14:21
"Es freut mich sehr, dass es dir besser geht. Die Zeit, so sagt man, heilt alle Wunden, selbst die tiefsten." Ein gewisser Schmerz sprach aus dem Blick des Schwanenritters.
"Bevor ihr letzter Wille verlesen wird, wollte ich mich bei dir bedanken. Du mühst dich, mir beizustehen, so, wie es ein Freund und Bruder tun sollte. Das ehrt dich sehr, und ich will es nicht vergessen."

Er schwieg kurz, dann sprach er kalt, und völlig emotionslos:
"An diesem Ort ist es vermessen, über blutige Rache zu sprechen, aber eines weiß ich wohl: Wir werden gemeinsam Schwerter ziehen, und wir werden den Dienern des Täuschers blutig heimzahlen, was sie uns angetan haben. Ich will dieses Gezücht jagen, mit Feuer und Schwert, gnadelos und unbarmherzig, denn wer wie mein Onkel seine Seele Szivar verschreibt, der ist verloren."

Und dann, als sei nichts geschehen, erhob er sich. "Die Geschäftigkeit lässt vermuten, dass es bald beginnt. Ich will in mich gehen, bevor es soweit ist. Ich will nicht mehr weinen."

Ohne eine Antwort abzuwarten, schritt er davon.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 09. Jan 19, 15:12
Berengar nickte Vanion zu bei seinen Worten, dann beendete er in Ruhe sein Frühstück, ging sich waschen und neu ankleiden, und fand sich dann zur angegebenen Zeit für die Verkündung ein. Seine Gedanken wollten sich nicht ordnen, so lange dies noch im Raume stand...
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Arienne am 09. Jan 19, 20:08
Arienne hatte länger geschlafen als sie wollte, aber es war immer noch früh.
Auf dem Weg zum Brunnen im Hof sah sie Vanion zur Kapelle gehen. Der Ritter war allerdings außer Höhrreichweite und so ging sie weiter und machte sich frisch. Das Wasser war eisigkalt aber es tat gut.
Danach ging sie zum Essen. Wegen des regen Betriebs in dem Kloster und im Speisesaal bemerkte sie Berengar erst, als dieser den Raum verließ.
Sie kaute gerade als eine zierliche Laienschwester an sie herantrat: "Ihr reist mit Chevalier Vanion richtig?" Arienne konnte nur nicken als Antwort, denn Laienschwester sprach direkt weiter und teilte ihr mit wann die Verlesung des Testaments stattfinden sollten.
Arienne bedankte sich und beendete ihr Frühstück.
Danach streifte sie durch den Klostergarten und fand sich schließlich in der großen Halle ein.

Etwas überrascht von der Vielzahl an Leuten sah sie sich kurz um und bemerkte dann Berengar im vorderen Bereich. Gemessenen Schrittes ging sie nach vorne und stellte sich zu den beiden Rittern.
Sie erst Vanion an, dann Berengar und grüßte beide.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 10. Jan 19, 12:36
Zur Mittagsstunde war die Halle voll. Geweihte und nicht geweihte, sogar Weitere, die wie Lorainne einst, die schwarze Lilie trugen.
Es gab eine kurze Andacht, dann erfüllte eine laute klare Stimme den Raum.

"Ich, Lorainne de la Follye de Joux gebe dies als mein Testamentum und letzten Willen.
Darinselbst  ich will bezeugen, das ich will sterben als ein frommer Caldrier; und ob ich in Unvernunft in Worten oder Werken anders redte, that oder gedachte, so erklär ich doch ietzt als dann und dann als ietzt, das Wahre und Stete von mir gehalten sei und bleibe und gehalten werde bis in meine Gruben und allwegen und nichts daran verhindern, das dawider geschee.
Und empfelhe darauf mein Leib und Seele in das Totenmeer und will schaiden von diser Welt ab als ein frommer caldrischer Ritter.
Und ob ich manches Male mehr Solemnitas und Pietas gebraucht solten haben, dass das alles hiermit incorporirt, verleibt und gescheen sei, quoniam ich als ein Lai nicht weiter aus Vernunft hat gewusst.

Item ich orde, setze, schaffe und ist mein letzter Wille, das mich man soll begeen, wie wir meinen Vater Jules de la Follye de Joux seligen begangen haben nach alter Sit, und die Asche verstreun in La Follye, und daselbst ein Jartag machen mit Andacht zu Lavinia Admoneta nach Gebuhr.

Item will ich stiften Andachten: hir im Kloster zu Lavinia Admoneta item Lavinia Genetrix, zu La Follye eine zu Alamar, der iede als viel hab als zweien Silber fur die Almosen; was mangels daran ist, soll man fertigen, damit Bestetigung und alles geschee, das Not ist.

Item man soll machen eine Andacht fur Benjen und die die haben gestritten fur la Follye nicht im Tempel, aber an den grossen roten Steinen.

Item man soll machen eine Andacht und Jartag nach Gebühr fur Vivienne, Schwester von Gregoire Borgne aus Goldbach, so sie nicht vergessen sei wies ist geschworen.

Item man soll lassen machen Sporen für ein Silber und die Opfern von unsern Wegen gen Engonia vor der Stadt mit unserm Wappen darein graben.

Item soll LaFollye ubergehen auf mein Kinde nach Gebuhr und Sitte und soll haben Rat und That des Fulk ad maturam. Sie soll gehen nach Goldbach und dann in Tempore nach Sitte und Gebuhr nach Bourvis und soll erzogen sein mit Leah de Rocquefort dass ein Friden sei furderhin.
Item wir befelhen ihr Land und Leut, geistlich oder Lai, ine getreulich vor zu sein, zu schutzen und zu schirmen und sie nicht hoher besweren. So aber sie Schand ladt auf das Haus oder sterbe ohne Nachkommenschaft so soll sein dies ein Zeichen der Lavinia Genetrix und ich will bitten mein Herren soll enden das Haus meiner Ahnen und das Feudum La Follye soll werden eines neuen Hauses Heim.

Item Fulk leVieux der unser Camrer und Veralter gewesen ist, soll man seines Ambtes unentsetzt halten sein Lebtag lang; doch das er auch getreulich und recht damit umbgee, als mich nicht zweivelt er thun werde, denn er ist von Ere, und so er es selber nicht wohl verwesen könn, soll er ein redlichen Repraesentator halten.

Item Isabeau Lioncoeur, Baronin von Goldbach und Camrerfrau irer Majestat, item Simon de Bourvis, Chevalier irer Majestat, item Vanion, Chevalier Voranenburgs, site Anders, customs von La Follye, soll man meiner Dank, Lieb und Zuneigung versichren und nichts kann ich tun item zu vergelten wie ichs von Ihnen erfahrn hab.

Item Anders die man nennt Custos von LaFollye soll man irer Wohnstatt unentsetzt halten ir Lebtag lang, auf dass LaFollye ir Zuflucht sei für iren Dienst an meinem Haus.

Item Ulric Alricson den ich mir zum Knappen erkor soll man geben mein Maternoster und ich will hir legen Zeugnis, das er von Ere ist und das er jedem Dienstherr ein Zier wird werden.

Item den Bund der Wehrenden Streiter vom Spital der Gnadenvollen Mutter Lavinia soll man furderhin eren und Zuflucht bieten in LaFollye.

Item dem Orden der Lilie zu Blancefleur soll man furderhin Zuflucht bieten in LaFollye und soll man geben den zwanzigsten Theil des Quaestus jeden Mond.

 Eine kurze Pause wurde eingelegt und die Stille im Saal war fast spürbar, man hörte nur das Kratzen der Federn der Schreiber.

"item die Peregrinatori von unsern Wegen gen Engonia sollen versichert sein meiner Freundschaft und man soll sie gemahnen an Pietas und Ius Ignis.

Item die Vermechnis und Geschefte unser Ahnen soll auch in Creften bleiben.

Item Frère Johann, der da ist in rocquefort und es verwaltet, ist uns schuldig III Kupfer; die soll man im nachlassen und darzu weitere V  geben und er darf sie nicht zur Schank tragen denn er mechte aber er sol nicht und ich habs im gesagt aber er mochte es nicht.

Item André dem Holzfeller soll man geben VIII Kupfer.

Item Erbrand dem Heuwarten soll man geben V Kupfer.

Und bitten darauf Iedermann, uns zu vergeben, was molesta und severa Sach sind an Leib oder Leben; desgleichen wollen wir auch thun.

Item ich sterbe uber kurz oder uber lang, so ist das mein Will, in Jarsfrist nach meinem Tod zu volbringen, was ich bei meinem Leben nicht volbracht habe, und soll in allen Puncten mit Hilf der almechtigen Götter entlich volzogen und gehalten werden; solchs haben wir gethan nach Gebühr in Beiwesen und mit Rathe ..."

/i]

Dann folgte die verlesung der Zeugen, die das Testament beglaubigte.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Berengar von Thurstein am 10. Jan 19, 12:54
Berengar grüßte Ariene leise und wandte dann, als die Verlesung begann, seine Aufmerksamkeit ganz den gesprochenen Worten zu. Man konnte ihm deutlich anmerken, dass er in dieser sehr alten Form der Handelssprache nicht sehr geläufig war, doch dem Gedanken hinter den ausführungen konnte er sehr wohl folgen.

Dass sie tatsächlich verfügt hatte, dass man ihre Totenruhe nicht mit dem Versuch stören solle, sie durch die moderne Unsitte der Wiederbelebung zurück zu holen, sowie die Erbregelung des Lehens, der Wohnstätten und der zukünftigen unbeschränkten Gastrechte ließen ihn lächeln. Insgesamt empfand er den letzten Willen seiner Freundin als wohl überegt und gerecht.

Und der Schmerz über ihren Verlust würde mit der Zeit an Schärfe und Kantigkeit verlieren, wenn er wohl nie ganz heilen würde.

Als die Verlesung endete, nahm er kurz eine sehr militärische haltung an, senkte den Blick und gedachte Lorainnes im Stillen, die gehörten worte vor seienr Göttin bezeugend. Und schließlich sah er sich im Raum um, wer eigentlich nun alles hinzu gekommen war. Dann sah er wieder Vanion und Areinne an, nickte ihnen zu und begab sich in Richtung des Ausganges. Nun konnte er fertig packen und sich um Bandobras kümmern. Bald schon würde ein feuer entfacht werden auf La Follye, und die Tochter des hauses würde für immer zur heimstatt ihrer ahnen heimkehren.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 10. Jan 19, 13:44
Immer noch viel es ihm schwer, diese Sprache zu verstehen. War er durch sein Blut auch Nordcaldrier, stammte er doch von denen ab, die über's Meer gekommen waren vor vielen, vielen Jahren, war er doch in Tangara aufgewachsen und hatte das Caldrische erst spät erlernt - und grade die altertümlichen Worte bereiteten ihm Schwierigkeiten.

Als die Verlesung beendet war, senkte er den Kopf in Stille, um dem Moment Rechnung zu tragen, und er erwiderte Berengars Nicken. Es gab schlicht nicht viel zu sagen, aber etwas war noch zu erledigen.

"Lasse dir bitte eine Abschrift des Testaments aushändigen, Arienne. Lorainne hat mich gebeten, dafür zu sorgen, dass ihrem letzten Willen Rechnung getragen wird, da wird man dir die Bitte nicht abschlagen. Danach packst du unsere Sachen zusammen, damit wir noch heute aufbrechen können."

Dann schritt er nach vorne und sprach die Mutter Oberin an.
"Nehmt meinen Dank dafür, dass ihr Lorainne mit Treue und Liebe gesegnet habt, für den Beistand, den Ihr ihr im Leben gewährt habt und der sie über den Tod hinaus in den Schoß Lavinias geleiten wird. Sie sprach stets gut und wohl über den Orden und dieses Kloster."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Arienne am 10. Jan 19, 23:22
Arienne musste sich anstrengen den Inhalt des Testaments zu verstehen. Sie hatte bisher nur zwei alte Texte in diesem Wortlaut gelesen und nur einmal einem gehört. Sie beschloss Vanion, sollte er eine Abschrift erhalten, darum zu bitten das Testament druchlesen zu dürfen.
Die junge Frau stand nach der Verlesung nachdenklich da. Still gedachte des Abends im Juni, den sie mit der Chevalière verbracht hatte und zurück an den leidvollen Abend in dem Gasthaus bei Engonia.
Sie nickte Berengar zu als dieser sich verabschiedete. Ihr Blick wandte sich dann zu Vanion, als er sie ansprach.
"Hmm, ich hole eine... Könnt ihr dann bitte nachher beim Heruntertragen helfen? Ich warte dann oben auf euch," antworte sie dem Ritter, ehe sie ihm nach vorne folgte.
Arienne ging an der Oberin vorbei zu der Frau, die das Testament verlesen hatte. Die Ordensschwerster stand hinter einem Tisch nahe der hintern Wand. Auf dem Tisch lagen sorgfältig ein paar beschriftete Umschläge.
Arienne neigte den Kopf zum Gruße:"Ich grüße euch werte Schwester. Mein Name ist Arienne von Mühlenbruch, Tochter von Johann von Mühlenbruch, Ritter unter dem Grafen von Voranenburg. Ich reise mit Chevalier Vanion Bachlauf de Roquefor. Ich soll für ihn eine Abschrift des Testaments der ehrenwerten Chevalière holen. Habt ihr eine Abschrift, die ihr mir geben könnt?"
Die Ordensschwester sah auf. Ein leichtes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen: "Ich grüße euch Arienne. Einen Augenblick, wir haben eine Abschrift für den Chevalier angefertigt." Ihr Blick wanderte über die Umschläge: "Ah ja hier," sie nahm den Umschlag mit Vanions Namen darauf auf. Kurz das Siegel prüfend drehte sie den Umschlag in der Hand und reichte ihn ihrem jungen Gegenüber: "Hier das ist die Abschrift für den Chevalier. Bitte gebt gut darauf acht! Ich muss hier jetzt noch weiter räumen. Ich wünsche euch noch einen guten Tag. Möge Lavinia euren weiteren Weg bewachen!"
Arienne nickte: "Ich danke euch. Ich werde diesen Umschlag gleich wettergeschützt unterbringen. Ich wünsche euch ebenfalls noch einen guten restlichen Tag und möge Lavinia euren weiteren Weg bewachen!"
Die junge Frau drehte sich um und suchte den Blickkontakt mit dem Chevalier um ihm den Umschlag zu zeigen, aber Vanion war zu sehr ins Gespräch mit der Oberin vertieft, so schlängelte sie sich durch die aufbrechende Menge zur Tür. Auf dem Flur war weniger los und so beschleunigte sie ihre Schritte.

Auf ihrem Zimmer angekommen nahm sie die wasserdichte Tasche aus dem Nachtschränkchen. Sie holte das Päckchen mit Lorainnes Briefen aus der Tasche, entpackte es und legte die Testamentabschrift als oberstes auf den Briefstapel. Ein Seuftzer entfuhr ihr, dann schloss sie das Kästchen wieder, schlug es ins das Wachstuch ein und packte es wieder in die Tasche.
Das Packen ihrer Sachen dauerte nicht so lange wie gedacht und so ging sie nach ein paar Minuten nach neben an in das Zimmer des Ritters.

Auf dem Tisch lag noch offen der Brief der Chevalière. Arienne widerstand der Versuchung ihn zu lesen und faltete ihn zusammen. Dann machte sie sich daran die restlichen Sachen des Ritter zusammen zu packen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 12. Jan 19, 21:47
Die Mutter Oberin lächelte Vanion traurig an.
"ich bin mir sicher, dass sie nicht nur gut über den Orden sprach, und auch nicht über dieses Kloster. Lavinia hat viel von ihr verlangt, aber sie war bereit den Weg zu gehen. Bedankt euch nicht, chevalier. Auch wenn sie erst im Tode wieder Lavinias Segen empfangen durfte, so sorgen sich Lavinia geweihte um die ihren. Und manchmal ist es nur Seelsorge, die wir betreiben, aber einem Jedem Kind Lavinias gebührt ein offenes Ohr. "
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 12. Jan 19, 22:52
Vanion verstand, dass die Mutter Oberin diese Seelsorge auch ihm anbot. Aber genau wie sie wusste er, dass seine Aufgabe nicht beendet war, dass er nicht verweilen konnte. Und so sprach er:

"Schon einmal hatte ich die Bürde, eines Ordensritters Wappenrock zurückzubringen, und beide Male war Blut daran."
Er hob die Hände. Auf seinen Handflächen lag, ordentlich gefaltet, der zerschlitzte und geschundene Wappenrock, den Lorainne im Moment ihres Todes getragen hatte.
"Nehmt ihn zurück. Ihre Zeit im Orden ist nun beendet."

Eine Schwester trat heran und nahm Vanion den Stoff aus den Händen.
"Und eine letzte Bitte möchte ich an Euch herantragen. Gewährt mir Obdach, wenn die Zeit gekommen ist. Ihr wart es, die Lorainne nach mir schickte, um mich zurechtzuweisen, und recht habt Ihr daran getan. Ich gab Lorainne mein Wort, eine Zeit in diesem Kloster einzukehren, und in Demut und Gebet Buße zu tun. Einem Ritter, der die Blüten der Gottheit im Wappen führt, steht es nicht gut an, eine Hochzeit zu stören, und im Spätsommer des nächstens Jahres will ich Euch aufsuchen, um Lavinia eine Weile hier zu ehren, und meine Fahrten dafür unterbrechen."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Lorainne am 13. Jan 19, 08:01
Die Klostervorsteherin legte ihre Hände auf seine. Beiden war harte Arbeit nicht fremd, Kampf und Blut. Und doch war due Berührung zart, wie eine Mutter, due dem Kind eine Träne von der Wange streicht.
"ihr werdet hier Obdach haben, chevalier. Ihr werdet hier innere Einkehr finden und auch Demut lernen. Aber der stolzrste Mann wird demut lernen, wenn die sterben, die er liebt. Ihr lernt sehr schnell."
Sie drückte seine Hand, mehr Trost konnte sie ihm nicht geben, gab ihm und Arienne noch einen Segen und verabschiedete sich sodann.
Ihre Pflichten rufen und als die Gruppe aufgebrochen war, hatten die Menschen im Kloster in ihren Alltag zuruckgefunden. Doch es gab eine Andacht mehr und mehr Menschen, due von dem ein oder anderen nun ins Gebet eingeschlossen wurde.
Titel: Das Laviniakloster in Blanchefleur, im späten Frühling 269 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Mai 19, 16:32
Einige Monate später ...

Der Reiter, der auf die Klostermauern zuritt, trug einfache Kleider. Gepflegt waren sie, aber nicht reich. Wetterfest, doch nicht abgerissen. An seinem Gürtel hing ein gutes Schwert in einer ledernen Scheide, und aus den Taschen, die das zweite Pferd aufgeschnallt trug, blitzte ein blauer und weißer Stoff hervor.

Man brachte den Herrn Ritter rasch zur Mutter Oberin, und er verneigte sich vor ihr. Die beiden wechselten nur wenige Worte.



Der nächste Tag begann mit dem Sonnenaufgang, und Vanion Bachlauf, Chevalier aus Roquefort, trat, angetan mit einem graubraunen Kittel, gemeinsam mit den Brüdern und Schwestern des Klosters auf die Felder und begann sein Tagewerk. Wie die anderen auch harkte er Stroh zusammen, schichtete Brennholz auf, zog hölzerne Karren mit Waren darauf, und wie die anderen fand er sich zu dem gemeinsamen Mittagsmahl ein, einem deftigen Eintopf, und wie die anderen betete er, wenn es Zeit zu beten war.

Wie er gelobt hatte, war der Herr Ritter zurückgekehrt, und hier würde er nun eine Weile bleiben, um Ruhe zu finden, Einkehr zu halten - doch zuallererst, um die Tugend der Demut erneut zu finden.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 08. Mai 19, 13:21
Und Demut sollte er schon bald finden.

Der Kittel war kratzig, der Boden hart, das Vieh war bockig. Es war, als sei er wieder Bauer. Die Glocken leuteten zur Morgenmesse, zur Mittagsstunde und zur Abendmesse. Das Nutzvieh des Klosters benötigte erstaunliche Aufmerksamkeit, und nachdem er im Kräutergarten mehr Kräuter als Unkraut gejätet hatte, hatte man ihn auf die Felder geschickt. Dort beharkte er nun die Furchen, gemeinsam mit den Novizen des Klosters. Man nannte ihn schlicht "Bruder", sonst wurde nicht viel gesprochen.

In der Frühlingssonne trat ihm rasch der Schweiß auf die Stirn, und hatte er am ersten Tag noch viel über Voranenburg, Pfauengrund, über Lorainne nachgedacht, so war doch der zweite Tag schon viel zu anstregend gewesen, als dass er noch lange wachgelegen hätte.

Man forderte mehr von ihm, als man von den Novizen forderte, und irgendwie fand man immer eine Arbeit für ihn, die etwas unangenehmer war als alle anderen. Und so dämmerte er in den wenigen Minuten, die er ohne Arbeit verbrachte, erschöpft vor sich hin, und bald empfand er die häufigen Gebete als willkommene Pausen, in denen sein Geist auf Reise ging. Zwiesprache hielt Bruder Vanion, Zwiesprache mit Lavinia und mit sich selbst, und nur selten kamen Gedanken auf, die die Welt außerhalb der Mauern betrafen.

Allein Yoriks Worte wollten nicht weichen, die Worte, die der heruntergekommene Prediger in Pfauengrund zu ihm gesprochen, zu allen gesprochen - und doch nur für ihn bestimmt.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 16. Mai 19, 14:50
Es war eisig. Wirklich eisig. Der Winter im Forêt d'Artroux war hart und kalt. Das hatten sie alle gewusst. Ein Feuer hatten sie lange nicht gewagt, anzuzünden. Die Häscher Savarics gingen um, und wen sie fanden, den brachten sie zum Sprechen, ganz gleich, ob man etwas zu sagen hatte oder nicht.

Tag für Tag war es tiefer in den Wald hinein gegangen. Die Lichtung kam ihnen schon fast wie eine Heimstatt vor. Hier standen die Verschläge, in denen Jules' Gefolgsleute hausten. Keine feste Wand und kein Dach gab es hier. Und dann war sie krank geworden. Die Kälte hatte ihr zugesetzt.

"Verflucht", stieß er hervor, als das kleine, freche Wesen mit den spitzen Ohren sich erneut bewegte.

Unter ihm knackten die laubigen Äste, die die Kälte des Bodens von seinen Gliedern fernhielten, und die Decke, die die kostbare Wärme da hielt, wo sie hingehörte, verrutschte.

"Ich will raus in den Schnee!" Anders' Stimme war heiser und kratzig, aber voller Tatendrang. Natürlich war sie das. Sie war krank. Hier draußen konnte das den Tod bedeuten. Das war ihr nur herzlich egal. Sie wollte spielen. Im Schnee.

Vanion grunzte etwas Unwirsches und schlang die Arme um den Kender, um sie bei sich zu behalten. Sie wand sich, und ihr Ellbogen drängte sich in seine Magengrube. Nun grunzte er etwas sehr Unhöfliches, legte sich etwas anders hin - aber der Kender lag quer über ihm. Ihr Kopf lag auf seinem Gesicht, sodass er Gefahr lief, an ihrem dichten Haarschopf zu ersticken. Ihr Rücken lag zum Teil auf seiner Brust, aber sie hatte sich so eingeknautscht, dass nicht mehr so recht festzustellen war, welche der restlichen Gliedmaßen nun eigentlich zu wem gehörten.

Als sie sich erneut wand, knallte ihr Hinterkopf gegen seine Nase.
"Jetzt hör auf! Du bist krank! Es ist scheiße kalt!"
"Aber der Schnee glitzert so schön unter den Sternen!"
"Du bist krank!"
"Aber der Schnee -"
"KRANK!"

Anders erschrak, als Vanion laut wurde. Dann zog sie trotzig den Kopf zwischen die Schultern. "Mir ist gar nicht kalt."
Vanion legte die Hand auf ihre Stirn. Nüchtern stellte er fest: "Natürlich nicht. Du glühst."
Rasch drehte Anders sich zu ihm um, wobei sie ihm weitere Glieder in diverse Körperteile bohrte, und stützte sich mit spitzen Ellenbogen auf Vanions Brustkorb auf.
Mit einem frohen Grinsen auf den Lippen sagte sie in einem Tonfall, als hätte sie grade eine Diskussion erfolgreich beendet: "Ja dann kann ich ja spielen!"

Vanion seufzte und resignierte. Dann schlang er die Arme fester um Anders und hielt sie fürsorglich fest, in dem Kokon aus der wenigen Wärme, die sie sich teilten, gefangen.

Diese Nacht würde noch sehr lang werden.



"Was schmunzelst du denn, Bruder Vanion?"
Die nicht unfreundliche Frage kam von einer der Schwestern des Klosters, als sie beim Frühstück saßen und einen Brei löffelten.
"Ich musste an einen Traum denken, den ich in der letzten Nacht hatte, Schwester."
"Dann war es ein guter Traum?"
"Ja, das war es. Lob sei Lavinia dafür." Vanion hatte in den letzten Monaten, wenn er denn geträumt hatte, nichts als Albträume gehabt. Seit er in dem Kloster war, mehrten sich die schönen Erinnerungen, und trotz des harten Alltags spürte er von Tag zu Tag, wie eine innere Ruhe einkehrte. Die Wunde, die Lorainnes Tod gerissen hatte, wurde hier geheilt, und mochte sie gewiss niemals gänzlich heilen, so lernte er doch mehr und mehr, den Verlust zu ertragen.

Gestern noch hatte er mit der Mutter Oberin gesprochen, und er erinnerte sich ihrer Worte: So fügt es die Mutter, dass die, die Frieden und Heilung suchen, zur rechten Zeit hier einkehren.

Er unterhielt sich noch eine Weile mit der Schwester, bis ein junger Bursche an sie herantrat. "Mit Verlaub, Bruder Vanion - die Mutter Oberin möchte mit dir sprechen."

Er folgte dem Burschen rasch und war gespannt, was die Äbtissin von ihm wollte. Als er in ihre Kammer trat, schrieb sie grade einige Zeilen auf ein Papier. Kaum war sie fertig, faltete sie die Seiten und siegelte sie. Dann erklärte sie, was sie von Bruder Vanion wollte: "Dieser Brief und auch einige Spenden müssen zum Tempel in Fanada gelangen. Reise als Bruder Vanion dorthin, ruhe dich einen Tag aus, dann kehre zurück nach hier."

Mit mildem Erstaunen sah Vanion die Äbtissin an. Er hatte nicht damit gerechnet, das Kloster verlassen zu dürfen. Sie lächelte, als sie seinen fragenden Blick sah, und sprach: "Die Zeiten sind unsicher geworden. Wir sind friedfertig, aber nicht naiv. Dein starker Arm wird dafür sorgen, dass die Münzen ihren Weg in die richtigen Hände finden, und dein gutes Pferd wird dich davon tragen, bevor die Kirchengelder in falsche Hände geraten. Doch nimm dir einen guten Knüppel mit. Solange du unser Bruder Vanion bist, ist dein Schwert in diesem Kloster besser aufgehoben als an deiner Hüfte."

Respektvoll verneigte Vanion sich. Dann kehrte er zurück in seine Kammer, um das wenige, was er für den Ritt benötigte, einzupacken. Während er sein Bündel zurrte, kam er nicht umhin, etwas zu grinsen: Balerians Taverne war nicht weit von Fanada. Und so er in Demut handeln würde, sprach nichts dagegen, vielleicht einige bekannte Gesichter zu sehen an dem einen Abend, den er dort hatte.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 22. Mai 19, 11:40
"... und diese Spenden sind der Lohn für deine Arbeit am Tresen, Bruder Vanion?"

Die Mutter Oberin kam nicht umhin, belustigt dreinzuschauen.
"Lavinia Genetrix hat dir einen Abend im Kreise deiner Lieben geschenkt, so scheint es. Was sie dir gibt, will ich dir nicht übel nehmen."

Vanion hatte von seinem Botenritt nach Fanada berichtet. Die Äbtissin war seinem Ausflug ins Wegkreuz mit deutlichem Missfallen begegnet, doch als er davon gesprochen hatte, dass der edle Herr Ritter sich arbeitsam und demütig verhalten hatte, da hatte sich ihre Miene aufgehellt. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass sein doch recht gewagtes Verhalten keine negativen Konsequenzen nach sich ziehen würde. Er wollte sich verabschieden und zu seiner Arbeit zurückkehren, doch sie hielt ihn zurück und sah ihn mit ernstem Gesicht an.

"Ich bin froh, zu hören, dass es dir besser geht. Denn das ist die wahre Botschaft, die du mir mitgeteilt hast. Und ich höre von den Brüdern und Schwestern, dass du eine  große, wenn auch manchmal unbeholfene Hilfe bist. Dein Dienst am Kloster spricht für dich. Nun gehe in dich, Bruder Vanion. Halte Zwiesprache mit Lavinia, inniger noch, als du es bisher getan hast. Dein Herz heilt. Doch du bist nicht nur der Heilung wegen hier. Du hast dich zwischen zwei Liebende gestellt, die das Sakrament Lavinias erhalten sollten. Gehe in dich und erkenne deine Fehler."

Vanion nickte ergeben.

"Ich erwarte dich zum Abendgebet, Bruder."

Und die Tage wurden länger ...
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 23. Mai 19, 13:25
Der Mann in Rot führte sein Pferd die letzten zwei Meilen zum Kloster an den Zügeln. Weniger aus Respekt vor der heiligen Stätte, sondern viel mehr weil Narecien einfach der Hintern unendlich weh tat. Er war es einfach nicht gewohnt so lange Strecken zu reiten, aber der Weg durch den Nebel war in Engonien unzuverlässig um es milde auszudrücken und es war zu wichtig das er diesmal an seinen Zielen rauskamen.

Er trug wieder seine nahezu vollständig rote Gewandung gemacht aus widerstandsfähigem Leinen. Dennoch war sie stark verziert mit Borten und sowohl auf dem Kragen seiner Gugel wie auch auf der Tunika prankte sein personalisiertes Ordenswappen, eine gelbe Sonne mit einer blauen Aster in der Mitte. Über der Kleidung trug er seine weisse Stola mit den blauen Zierfäden, was ihn neben seinem heiligen Symbol als einen Diener der Götter auszeichnete. Das einzige was so garnicht in das Bild zu passen schien war der blaue Strohhut.

Als er das Tor am frühen Nachmittag erreichte klopfte er an und wartete das ihm geöffnet wurde.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 23. Mai 19, 13:57
Er sollte nicht lange warten müssen. War der Tag auch schon fortgeschritten, war das Leben hinter den Klostermauern doch noch nicht zum Stillstand gekommen. Noch vom Tor aus konnte er geschäftiges Treiben, schnatternde Gänse und laute Stimmen wahrnehmen, und als man ihn auf den Innenhof führte, erblickte er einige Novizen, die dem Tagewerk nachgingen. Der Alltag im Kloster bestand aus Beten und Arbeiten, und grade war es wohl Zeit, zu arbeiten, und nicht Zeit, zu beten.

Ein Bruder des Klosters bat ihn freundlich herein und bot ihm an, sich seines Pferdes anzunehmen. "Wir haben zwar keine großen Stallungen, aber einen guten Unterstand, dessen Dach grade erst gerichtet wurde", sagte er und winkte einen weiteren Mann herbei, der ein langes, graues Gewand trug und schon etwas älter wirkte.

"Das ist Bruder Ignaz, Fremder. Er wird Euch gewiss weiterhelfen können."

Als Bruder Ignaz vor dem Neuankömmling stand, grüßte er diesen distanziert, wenn auch gewiss nicht unfreundlich.
"Willkommen in Blanchefleur, Fremder. Verratet mir nur EurenNamen und Euer Anliegen, und ich will sehen, was ich für Euch tun kann."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 23. Mai 19, 14:31
Als Narecien in den Innenhof geführt wurde nickte er grüßend jedem der Anwesenden zu.

Als der Bruder in Ansprach nahm er den Hut ab und vor die Brust. "Das wär wirklich zu freundlich." Er klopfte dem braunen Hengst zärtlich auf die Flanken "ich bin nicht sehr gut mit Pferden und der Arme wird sicherlich etwas unter mir gelitten haben, wenn Ihr einige Leckerchen für ihn hättet? Natürlich werde ich für alles aufkommen was er benötigt."

An Bruder Ignaz gewannen "Entschuldigt meine Manieren. Ich bin Morgenritter Narecien Wildeiche, Paladin vom Herrn der Morgenröte. Ich wünsche Rit.... Bruder Vanion zu sprechen, es ist glaube ich nicht übertrieben wenn ich sage es geht darum den Tod einiger und das Leid vieler abzuwenden! Aber zuerst, wo kann ich meine Waffen ablegen, ich denke es geziehmt sich nicht in einem von Lavinias Klöstern unter Waffen herum zu laufen."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 23. Mai 19, 14:43
Bruder Ignaz wich unmerklich zurück, als Narecien von Tod und Leid sprach, und sah ihn zweifelnd an.

"Ein dringendes Anliegen, so scheint es. Behaltet eure Waffen nur bei euch, Herr Ritter. Nur bei der Andacht sollt Ihr Abstand davon nehmen, und abgesehen von den Vorratskammern wüssten wir auch gar nicht, wo wir euer Schwert unterbringen sollten."

Der ältere Bruder wusste Nareciens Höflichkeit durchaus zu schätzen, und ein wenig dauerte ihn seine Antwort.

"Bruder Vanion weilt hier, um Einkehr zu halten und Buße zu tun. Es gehört sich nicht, jemanden, der sich in den Frieden dieser Mauern zurückgezogen hat, mit dem Unbill der Welten zu beschäftigen. Was wollt ihr von ihm?"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 23. Mai 19, 15:05
Narecien nickte und machte eine verzweifelte Geste

"Ich weiß das es ein ungehörlicher Antrag ist, doch bin ich fremd in diesen Ländern und Vanion ist der einzige den ich kenne und mit dem ich freundschaftlich verbunden bin, der mir bei meinem Unterfangen helfen kann."

Nun wurde seine Stimme fester und ein Funkeln trat in seine Augen.

"Krieg steht ins Land und ich beabsichtige alles zu tun um diesen zu verhindern oder zumindest soweit zu vermitteln, damit das einfache Volk so wenig Leid erfährt wie möglich."

Er ließ die Schultern hängen und das Funkeln verschwand.

"Ich kenne keine der Konfliktparteien, geschweige denn den hiesigen Adel, Vanion schon, nur wenn ich seine Hilfe oder wenigstens seinen Rat erhalten kann habe ich auch nur die geringste Chance etwas zu bewirken."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 23. Mai 19, 16:40
"Ihr redet von den schlimmen Nachrichten aus Pfauengrund."

Bruder Ignaz ließ erkennen, dass er nachdachte. Nach kurzem Schweigen schaute er plötzlich ruckartig auf und sah den Paladin direkt an.

"Ihr seid fremd und kennt hier niemanden, doch wollt ihr einen Mann sehen, der sich der Mutter anvertraut hat, um ein schlimmes Leid zu verhindern. Mir steht es gewiss nicht zu, das mutig oder dumm zu nennen, aber ich will mit der Mutter Oberin sprechen und sehen, was ich für Euch tun kann. Bis dahin seid ihr eingeladen, etwas zu speisen und euch von der Reise zu erfrischen."

Eine zierliche Novizin führte Narecien in die Speiseräume, man brachte ihm klares, kaltes Wasser und frisch gebackenes, noch warmes Brot und guten Käse und etwas Schinken dazu. Es dauerte eine Weile, bis Bruder Ignaz wieder zu ihm trat - in seiner Begleitung ein gewisser Bruder Vanion.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 23. Mai 19, 17:02
Narecien wartete schweigend während der Bruder nachdachte.

Als der Bruder geendet hatte, schlich sich ein hoffnungsvolles Lächeln auf sein Gesicht.

"Habt vielen Dank! Mehr kann ich wahrlich nicht von Euch erwarten"

Er verbeugte sich vor Bruder Ignaz als die Novizin herantrat. Während er zum Speisesaal geführt wurde viel ihm etwas ein. Er fischte eine Lederschnur aus einer seinen vielen Taschen und band sie so um Schwert, Gürtel und Scheide, dass er es nicht ziehen könnte, was er mit kurzem Zug am Knauf testete. Auf den fragenden Blick der Novizin lächelte er verlegen.

"Eine Geste des Friedens aus einem fernen Land von dem ich dereinst las. Seht ich trage mein Schwert zwar, aber ich kann es nicht ziehen."

Im Speisesaal nahm er Platz und verzog leicht das Gesicht aufgrund der Schmerzen. Er war überglücklich als ihm das frische Brot, sowie Wurst und Käse gebracht wurde. Das Trockenfleisch und den Zwieback konnte er wahrlich nicht mehr sehen. Er dankte denjenigen die ihm das Essen brachten leicht überschwänglich.

Als Bruder Ignaz zusammen mit Vanion eintrat verschluckte er sich kurz. Er sprang auf, strich seine Tunika glatt und Schritt geschwind auf Vanion zu und breitete seine Arme aus.

"Vanion! Den guten Göttern sei Dank. Auch euch Bruder Ignaz vielen Dank."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 23. Mai 19, 17:27
Ignaz verabschiedete sich höflich, dann waren Vanion und Narecien an ihrem Tisch alleine.

"Narecien."

Vanion ließ den Paladin so stehen, wie er war. Statt die angebotene Umarmung anzunehmen, neigte er höflich den Kopf und reichte ihm nüchtern die Hand. Von dem freundlichen Kerl, der im Wegkreuz Getränke ausgeschenkt hatte, war nichts mehr zu erkennen. Bruder Vanion trug einen einfachen Kittel, eine derbe Hose und feste Schuhe, seine Hände waren von der Feldarbeit schmutzig und auf seiner Stirn war frisch getrockneter Schweiß zu erkennen.

"Es hieß, ein Fremder sei eingetroffen, der von Leid und Tod erzählt, das es zu verhindern gilt."
Sein Gesicht war sorgenvoll.
"Ich bete, dass du keine schlimmen Nachrichten bringst. Nur heraus damit, was treibt dich her?"

Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 23. Mai 19, 18:16
Ein wenig irritiert setzte er sich vorsichtig Vakiont gegenüber. Nun gut er kam mit schlechten Nachrichten, also war es auch kein Grund zu großer Freude.

"Genau genommen sind es die Nachrichten von Dir, welche mich hierher trieben. Der anstehende Krieg. Ich will helfen in so schnell und mit so wenig Leid zu beenden wie möglich. Dazu brauche ich Deine Hilfe oder wenigstens Deinen Rat. Auf dem Wegkreuz wurden verschiedene Ideen aufgeworfen wie man verhindern könnte, dass das Volk unnötig leidet. Ich bin ein Fremder hier ohne Land und Lehen, keinem weltlichen Herrscher verpflichtet, damit in einer Position, dass ich vermitteln kann. Niemand kann mir vorwerfen, dass ich zu Gunsten der einen oder anderen Seite agiere."

Er strich sich sorgenvoll durchs Gesicht.

"Aber ich weiß nicht wo ich anfangen soll. Ihr kennt den Adel der miteinander im Krieg liegt, ich nicht." verlegen gab er zu "Himmel, ich weiß ja nicht mal wer genau mit wem im Krieg liegt!"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 23. Mai 19, 22:41
"Man sagte mir, es ginge um Leben und Tod. Und so sehr ich dein Anliegen schätze, muss dir doch klar sein, dass ich in ein Kloster gegangen bin. Ein Kloster der Lavinia. Ich bin hier, um Buße für meine Taten zu leisten, um Demut zu lernen - und da kommst du hier hereinspaziert und stellst mich auf die Probe, indem du von Krieg und Leid berichtest."

Vanions Tonfall verriet, dass er halb belustigt, halb beleidigt war. Er sah sich nach den anderen um, dann beugte er sich vor.

"Der Graf von Voranenburg hat der Baronie Pfauengrund den Krieg erklärt. Im letzten Jahr war seine Tochter in die Hände der Inquisition geraten, ihr drohte Folter und Schlimmeres. Die Baronin von Pfauengrund hat diesen Verblendeten Obdach gewährt - und nichts getan, als der Graf sie um Hilfe für seine Familie ersuchte. Nun erntet sie, was sie gesät."

Er lehnte sich wieder zurück.

"Wenn du helfen möchtest, reise nach Voranenburg. Dort wird man ein gutes Schwert bald brauchen können."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 23. Mai 19, 23:26
Narecien notierte sich das wer gegen wen und warum mit einem Kohlestift.

Bei Vanions letztem Satz verhärteten sich seine Gesichtszüge, er goss frisches Wasser in einen Becher und schob ihn Vanion rüber. Dabei lehnte er sich nach vorne und grollte leise.

"Ich bin nicht hier um Dich zu fragen auf welcher Seite ich in einem sinnlosen Krieg ziehen soll. Ich bin kein Söldner mehr!"

Er lehnte sich etwas zurück, weit entfernt davon entspannt zu sein.

"Wir wissen beide wer hier was ernten wird. Der einfache Bauer, die einfache Magt, sie werden es sein welche am meisten zu leiden haben. Du weist mindestens ebenso gut wie ich, wie sich Armeen im Feindesland benehmen wenn sie foragieren müssen! Gerade wenn die Baronin auf die Taktik der verbrannten Ernte setzt, so wie es der Kerl mit der Augenklappe sagte."

Narecien nahm nun eine eher bitte den Position ein und auch seine Stimme wurde weicher.

"Ich weiß warum Du hier bist und warum Du die Kutte des Bruders trägst. Nun zumindest zum Teil weiß ich es."

Er nahm einen Schluck Wasser

"Wenn ich mich recht entsinne bist Du ebenso wie ich ein Ordensritter und als solcher ist jeder Tag eine Prüfung. Vor den Göttern und vor unserem eigenen Gewissen."

Er merkte er verlor den Faden und atmete tief durch bevor er erneut ansetzte.

"Wie ich schon sagte bin ich hier um Deine Hilfe zu erbitten. Lavinia ist doch auch die schützende Mutter, wie Du einst sagtest. Also sag mir Vanion, kannst Du es vor Dir und vor Lavinia verantworten, dass Du hinter Klostermauern gewartet hast während dort draussen in der Welt Menschen ins Unglück gestürzt werden nur weil sie das Pech haben das falsche Stück Land zu bestellen? Reite mit mir, ob als Ritter oder als Bruder, nicht um in den Krieg zu ziehen, sondern um eben jenen zu verhindern oder milde verlaufen zu lassen. Du sagtest die Baronin würde sich einen Krieg zwei Mal überlegen wenn sie die Dinge wüsste die Du weißt und das es Möglichkeiten gäbe den gesamten Krieg in einem Duell der Champions oder einer einzelnen Schlacht zu entscheiden. Komm mit mir und Hilf die Baronin zu überzeugen, Du warst auch da als die Inquisition ihr wahres Gesicht zeigte, komm mit mir und notfalls Lege ich meine Hand für Deine Aussage ins Feuer. Welch größere Buße könntest Du verrichten als diejenige welche die Unschuldigen schützt?"

Er holte erneut Luft.

"Es gibt eine Lektion der Demut welche ich im Orden lernte. Wir sind keine Helden, mögen auch eines Tages Lieder über uns geschrieben werden. Wir sind diejenigen, die die wahren Helden schützen. Denn der Bauer der ohne Lob und Reichtum seine Felder bestellt und damit die anderen mit Essen versorgt, er ist es der die Länder zusammen hält. Der Mann der ein Haus errichtet um seiner Familie Obdach zu verschaffen ohne Ruhm dafür zu ernten ist ein wahrer Held.

Doch ihre Aufgabe ist es nicht das Dunkel der Welt mit Waffen zu bekämpfen. Allein durch ihre Taten machen sie die Welt heller. Aber sie brauchen Schutz, unseren Schutz um dies zu schaffen.

Der Krieg der nun aufkeimt, kann viele gute Menschen vom Pfad des Lichts in die Dunkelheit stürzen. Sieh doch allein wie viele Räuberbanden seit dem Bürgerkrieg immernoch durch Tangara streifen, weil Hass und Gewalt sie entwurzelt haben und in die Dunkelheit warfen. Es geht also nicht nur um der Menschen Leben, sondern auch um ihre Seelen und ihre Zukunft im Diesseits wie im Jenseits."

Er seufzte noch einmal und lehnte sich dann zurück.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 24. Mai 19, 00:26
Nun war es an Vanion, tief Luft zu holen - und zu schlucken.

Er bezwang den Drang, aufzufahren und Narecien mit auffahrenden Worten zu begegnen. Was bildete dieser Kerl sich ein, dass er hierher kam, Krieg und Tod mitbrachte, Vanions Eide nicht respektierte und sich aufspielte, als sei von ihm allein das Schicksal der Welt abhängig?! Und dann belehrte er ihn auch noch!

Aber Bruder Vanion hatte zur Demut gefunden. Mühsam beherrschte er sich.

"Ich bin kein Ritter des Lilienordens. Und ich will dir diese ... Interpretation meiner Farben verzeihen, trafen wir uns doch, als ich einfache Kleidung trug. Doch steht es auch einem Ritterbruder gut an, zwischen einem Schwan und einer Lilie unterscheiden zu können."

Nareciens Redeschwall war nicht unbemerkt geblieben, und das Getuschel im Speisesaal, der sich zum anstehenden Abendessen langsam füllte, war leiser geworden. Manches Ohr war nun gespitzt, und so fuhr Vanion leise fort:

"Ich bin ein verschworener Ritter des Grafen von Voranenburg. Wenn mein Dienst an Lavinia beendet ist - und es ist nicht meine Entscheidung, wann das der Fall ist - werde ich mich zu ihm begeben und meinen Dienst im Felde tun, wie es einem Ritter wohl ansteht! Denn Pflicht ist es, die mich treibt."

Der Schwanenritter machte sich nicht die Mühe, Narecien zu versichern, dass er edel kämpfen würde und Volk und Land schonen würde, wo er konnte. Sollte Narecien glauben, was er wollte, und würde er an Vanions Ehre rütteln, mochte er sehen, was er davon haben würde.

"Als ich mein Wappen wählte, schien es mir nur gut und recht, mein Haus den Blüten der Tutulina, der Admoneta und der Genetrix zu weihen. Diese Blüten sind es, die hier erblühen sollen, und die Lilie war es, die mich daran erinnerte!"

Und nun kommst du daher geritten, willst mich abbringen von diesem Dienst. Du! Ein Paladin! Welche höhere Pflicht gibt es als die an den Göttern, und wer, wenn nicht ein Paladin, kann das verstehen?

Doch erneut sprach er die Worte nicht aus. Zu stolz waren sie, unangebracht für Bruder Vanion.
Er atmete tief durch und sprach in ruhigem Tonfall weiter.

"Es war Herr Wulfgar, der den Kampf, der das Volk schonen soll, ins Spiel brachte. Nicht ich. Es gibt Edlere als mich, die als Champion des Grafen gerufen werden können, und sie sind an seiner Seite und werden nicht zögern. Der Herr von Voranenburg ist ein weiser Herrscher, seine Sache ist gut und gerecht." Und ihm liegt nichts daran, über Ruinen zu herrschen. "Die Worte, die du sprichst - sie ehren dich. Ich werde dir in einem Laviniakloster nicht raten, in den Krieg zu ziehen. Doch ich sage es erneut: Wenn du helfen möchtest, dann reite nach Voranenburg! Überlass meine Buße mir und schwing dich nicht über die auf, die den Richtspruch in Gebet und Einkehr getroffen haben."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 24. Mai 19, 00:44
Narecien schluckte und atmete durch. Die Enttäuschung war im nicht nur in den Gesichtszügen anzusehen, auch das goldene Glitzern was seine Haut neuerdings zierte war nahezu erloschen und die goldenen Fingernägel wirkten stumpf.

Er klappte das kleine lederne Buch zu und kramte drei Silbermünzen hervor.

"Verzeih sollte ich Dich in irgendeiner Weise beleidigt haben, es war und ist nicht meine Absicht über irgendjemand zu erheben. Die hiesige Heraldik ist mir Fremd. Diese Münzen sind meine Spende an das Kloster."

Damit stand er ohne ein weiteres Wort auf und ging zu seinem Pferd um es zu satteln.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 24. Mai 19, 13:12
Am Pferd angekommen rasten Nareciens Gedanken. Er hatte das Gefühl einen Freund geschlagen zu haben, wo war der Fehler? Zu Hause wären er und Vanion schon auf der Straße.

Er packte den Sattel den er jetzt schon seit zehn Minuten in der Hand hielt wieder dorthin wo er ihn gefunden hatte.

Zurück im Essenssaal saß Vanion noch dort wo er ihn verlassen hatte, ohne Umschweife nahm er wieder ihm gegenüber Platz.

"Ich habe Dich beleidigt und weiß nicht wie. Sowohl mein Stand wie auch Engonien, besonders der Adel, sind fremd für mich. Ja und auch Lavinia kenne ich höchstens oberflächlich und von Erzählungen. Ich weiß das ich anmaßend und überheblich wirke. Aber auch mich treibt die Pflicht an. Denn mein Gott Lathander und mein Schwur als Ritter verlangen von mir so zu handeln."

Er seufzte

"Genau deswegen brauche ich Dich. Du bist der einzige den ich kenne und erreichen kann, der mir bei all dem helfen kann. Ich kenne nicht alle Deine Schwüre und werde nie verlangen, dass Du einen von ihnen brichst. Bitte sag mir wo ich Dich beleidigt habe, damit ich dies in Zukunft nicht wieder mache."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 24. Mai 19, 16:12
Vanion hatte die Zeit, die Narecien unentschlossen bei seinem Pferd zugebracht hatte, im Gespräch mit Bruder Ignaz verbracht. Beide waren verwundert gewesen über den Fremden, der das Kloster mit einem solchen Anliegen betreten hatte.

Als Narecien wieder an den Tisch trat, verschwand Bruder Ignaz wieder, nicht ohne Bruder Vanion zu gemahnen, dass bald die Andacht anstand und man im Kloster keine abendfüllenden Gespräche führen sollte, wenn man ernsthaft daran dachte, Buße zu tun. Die Münzen, die der Paladin zurückgelassen hatte, ließ er allerdings liegen.

Als er fort war und der offensichtlich aufgeregte Paladin seinen Wortschwall vorgebracht hatte, sagte Vanion milde:

"Aus deiner Unwissenheit soll dir kein Nachteil entstehen. Deine Worte waren vielleicht etwas unüberlegt gewählt, doch kann ich keine schlechte Absicht erkennen."

Verstohlen warf er einen Blick auf Nareciens Hände. Hatte er da tatsächlich goldene Farbe entdeckt? Irgendetwas war ... seltsam mit diesem Kerl. Er stammte offensichtlich von sehr weit her.
"So wenig du über uns weißt, so wenig weiß ich über dich. Was bedeutet es, ein Ritter des Morgens zu sein? Erzähle mir von Lathander und von deiner Fahrt, und ich will dir von meinen berichten."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 24. Mai 19, 16:42
"Als Paladin ist es meine Aufgabe die Übel derer ich gewar werde zu Bekämpfen. Wir sind berufen mit Licht im Herzen der Dunkelheit zu begegnen und sie wo immer möglich zurück zu treiben. Desweiteren obliegt uns der Schutz derer die sich nicht selbst zu schützen vermögen.

Lathander fordert dabei von uns direktes Handeln, denn wer Ungerechtigkeiten geschehen lässt, der kann sie auch gleich selbst verüben. Ausserdem ist er der Gott der Wiedergeburt und Feind von allem was den Kreislauf stört, wie Nek.." er unterbrach sich "ich möchte es nicht erwähnen, ich sorge bereits für genug Aufsehen."

Er nahm einen Schluck Wasser

"Dort wo ich herkomme, ist Ritter auch ein Titel der oft mit einem Stück Land einher geht, oder der Aufnahme in einen Orden. Doch sind wir dort als Ritter mehr unseren Eiden und dem Volk unter unserem Schutz verpflichtet als weltlichen Herren. Ich bin zwar im Orden aufgenommen, aber ich habe den Eid eines fahrenden Ritters angenommen, der durch die Ferne zieht und gelobt dort nach Möglichkeit das Volk zu schützen wo es nötig ist."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 24. Mai 19, 17:10
Vanion lehnte sich zurück und trank einen Schluck Wasser.
"Dann ist Lathander ein strenger Herr, denn er fordert Unmögliches von deinesgleichen. Ich für meinen Teil bin dem Grafen von Voranenburg verschworen. Nicht durch Geburt oder als belehnter Streiter. Eine solche Gabe wurde mir nicht verliehen."

Er schüttelte den Kopf.
"Wärst du vor die Mauern Pfauengrunds geritten, man hätte dich mit Pfeilen empfangen. In diesem Land herrschte vor einigen Jahren erbitterter Krieg. Nicht gegen ein Reich von außerhalb unserer Grenzen, nein - es war ein schlimmer, blutiger Bürgerkrieg. Seit dieser vor bald zehn Jahren sein Ende fand, herrscht ein brüchiger Frieden - und das alte Kaiserreich ist zerbrochen. Aus dem alten, großen Caldrien wurden drei kleinere Reiche. Ein Greis beherrscht Hanekamp, und die Inquisition flößt Gift in seine Ohren. Ein Kind beherrscht Middenfelz, und allein der Norden das alten Caldriens ist königstreu geblieben. Dort herrscht Ihre Majestät die Königin Loenna von Donnerheim aus über ihr altes Kronland und einige wenige weitere Ländereien."

Erstmals vergewisserte sich, dass Narecien ihm folgen konnte.
"Von den anderen Reichen Engoniens werde ich dir später etwas erzählen, so unsere Wege sich erneut kreuzen werden. Jetzt ist es wichtig, dass wir uns auf das alte Caldrien konzentrieren. Denn der Graf von Voranenburg ist ein Vasall des Herzogs von Hanekamp - sein stärkster. Er befehdet den Herzog, denn seit dieser den Baron Gorix von Feuerklinge, einen Magier, der vor zwei Jahren erst durch den Voranenburger in den Adelsstand erhoben wurde, noch vor Eintreffen des Fehdebriefes mit Feuer und Schwert angriff, verlangt Graf Heinrich Genugtuung. Er erkennt die Gerichte Hanekamps nicht an, die ihn und seine Gefolgsleute verurteilen."

Erneut sah Vanion Narecien an. Der Paladin hatte einiges zu verarbeiten.
"Nun gibt es auf dem Land, das vor dem Krieg zu Hanekamp gehörte, zwei Baronien. Sinnerra und Pfauengrund. Weder Herzog noch Graf hatten Lehnstreue gefordert über die Jahre, doch mit dem Ausbruch der Fehde mussten sie sich für eine Seite entscheiden. Während Sinnerra das Knie beugte, gewährte Pfauengrund Häschern der Inquisition, die die Tiorsritterin Irmgard ergriffen hatten, Obdach und schwieg angesichts der gräflichen Aufforderung, seine Tochter herauszugeben. Nun überzieht Graf Heinrich sie mit Krieg angesichts ihrer Verfehlungen, denn das Knie hat sie nicht gebeugt, obgleich er ihr Gelegenheit dazu gab."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 24. Mai 19, 17:41
Narecien hatte sich während Vanions Ausführungen wieder eifrig Notizen in sein kleines braunes Buch gemacht.

"Ich sehe ein, dass die Baronin von Pfauengrund bestraft gehört. Dennoch bin ich nach wie vor der Meinung dass Krieg hier der falsche Weg ist. Zu Hause hätten wackere Abenteurer oder Ritter sich der Baronin bemächtigt und sie vor ein Gericht gebracht."

Narecien tippte mit dem goldenen Nägel seines Zeigefingers auf den Tisch.

"Ich denke es wird bald Zeit für Deine Andacht. Denkst Du der Graf Heinrich würde mich empfangen? Vielleicht kann man doch einen Weg finden, der die Bauern nicht schädigt."

Er hob kurz die Hand

"Ich vertraue Deinem Wort, das Graf Heinrich gütig und gerecht ist. Aber ob absichtlich oder nicht werden die Bauern zwangsläufig geschädigt und es ist nun einmal meine Pflicht für sie einzutreten."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 24. Mai 19, 18:14
"In Friedenszeiten hätte er wohl Zeit für dich", antwortete Vanion - eher der Höflichkeit halber, nicht, weil er tatsächlich davon überzeugt gewesen wäre. Narecien mochte in fernen Landen Rang und Würden eines Paladins tragen, doch wenn er sich an den Toren Voranenburgs so gebärdete, wie er es hier getan hatte, dann würde man ihn wohl eher auslachen und fortschicken.

"Doch solange du keine Streiter bringst, wird er seine Aufmerksamkeit gewiss auf andere Dinge richten wollen. Bedenke, dieser Konflikt schwelt seit Jahren. Sein Tun und Handeln ist darauf ausgerichtet, die Seinen zu schützen und seine Feinde zu strafen. Da wird er einen Fremden Ohneland, mag er auch noch so gerechte Absichten in sich tragen, nicht anhören. Und gerätst du zwischen die Linien, dann sei gewarnt. Ein Ritter mag zwischen Freund und Feind, Edlen und Gemeinen unterscheiden können. Doch ein Gardist, dessen Frau zuhause auf ihn wartet, wird für die Sache seines Herren zuschlagen, denn er will zu Heim und Herd zurück."

Er seufzte. Das tat er in den letzten Jahren irgendwie öfters.

Er weiß nichts von diesen Landen. Er hat hier keine Freunde, kein Ansehen, keine Macht. Sein Gott ist fern von hier. Aber Vanion verstand, dass Nareciens Pflichten ihn dazu zwangen, sich einzumischen, auf die eine oder andere Art und Weise.

"Ich trage die Blüten der Mutter Lavinia nicht, weil sie schön aussehen. Sei versichert, dass das Volk geschont werden wird. Und da Graf Heinrich zu diesem Krieg gezwungen wurde, ist alles Leid der sturen Baronin von Pfauengrund vorzuwerfen. Ich bete zu Lavinia, dass sie sieht, was sie da tut. Sie kann nicht alleine bestehen."

Vanion dachte darüber nach, Narecien vom Tiorsorden zu berichten. Von Kassos' Lehen, das eine wichtige Rolle spielen würde. Von den Äxten, die dort gedungen waren. Doch er entschied sich dagegen. Zu wenig wusste er über diesen Kerl, als dass er ihn, der so unbedacht und vorlaut war, ins Vertrauen ziehen würde. Und außerdem war das hier ein Kloster der Lavinia, und er war der stille Büßer, nicht der streitende Ritter. Und mit diesem Gedanken wurde ihm bewusst, dass er dieses Gespräch nicht mehr länger führen konnte. Zu sehr brachte es die Welt hinein, zu sehr lenkte es ihn ab von Einkehr und Gebet. Also fuhr er fort:

"Die Geschicke Voranenburgs liegen nicht in meinen Händen, und ich bin Bruder Vanion, nur einer von vielen Dienern der Lavinia in diesem Kloster. Ich werde beten und die Mutter um Verzeihung bitten, denn für einen Moment habe ich der Welt erlaubt, an diesen Ort zurückzukehren und mich zu versuchen. Bruder Ignaz - ", er winkte nach dem älteren Mönch, "Narecien wollte sich verabschieden. Er reist allein, und gewiss können Pferd und Reiter etwas zu Essen und zu Trinken vertragen."

Bruder Ignaz blickte streng drein.
"Das Pferd ist versorgt und der Reiter hat nur geredet, statt zu speisen, so scheint es."
Er nickte in Richtung der nicht angerührten Speisen, die nach wie vor auf dem Tisch standen.
"Dein Besucher, Bruder Vanion, hat gewiss noch anderswo zu tun, und ich wünsche ihm den Segen der Mutter auf seinen Reisen."
Die höfliche Verabschiedung konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Ignaz genug von der Unruhe hatte, die Narecien mitgebracht hatte.
"Sie schenke ihm Ruhe und Einsicht."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 24. Mai 19, 18:53
 Narecien verstaute sein Notizbuch und erhob sich.

"Mach es gut Vanion, ich hoffe Deine Göttin schenkt Dir den Frieden den Du suchst. Und ich bitte ich Dich um Vergebung, dass ich deinen Frieden gestört habe."

Er verbeugte sich kurz, anschließend verbeugte er sich vor Bruder Ignaz.

"Auch Euch bitte ich um Vergebung, dass ich die Ruhe dieses heiligen Ortes gestört habe. Die drei Silbermünzen die ich Vanion überreichte sind eine Spende für das Kloster. Sagt mir bitte nurnoch, was darf ich dem Kloster entrichten für die Versorgung die ihr meinem Pferd und mir angedacht habt?"
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 24. Mai 19, 21:54
Bruder Ignaz staunte nicht schlecht. Das war keine kleine Gabe, was der Fremde da ließ, und er bedankte sich freundlich.
"Ihr schuldet uns nichts, was wir vermissen würden, Fremder", sagte er nicht unfreundlich. "Lavinia mit Euch auf Euren Reisen."
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Narecien am 24. Mai 19, 22:41
"und möge Lathanders Licht steht's euren Weg erleuchten"
Er deutete vor Bruder Ignaz noch einmal eine kurze Verbeugung an, tippte gehn Vanion gerichtet mit zwei Fingern seiner Rechten an die Stirn, wie er es von den Rittern zu Hause gelernt hatte, drehte sich um und verließ den Saal.

Trotz des Lächelns das seinen Mund umspielte konnte Vanion sehen, dass die Leichtigkeit die er sonst mitbrachte nahezu vollständig aus Narecien gewichen war. Das Gold schien sogar noch stumpfer als zuvor und seine Bewegungen sahen bedrückt aus.

Als Vanion noch darüber nachsinnte sah er einen kleinen, gefalteten Zettel auf Nareciens Platz liegen. Dieser war mit einem Band verknotet an dem ein Anhänger der eine Fee zeigte und ein Gläserner Anhänger der mit seltsamen grünen Staub gefüllt war hingen.
Titel: Antw:Das Laviniakloster in Blanchefleur
Beitrag von: Vanion am 25. Mai 19, 10:19
Als Vanion den Zetten bemerkte, beeilte er sich, ihn Narecien zurückzubingen - aber der war schon fortgeritten. Etwas hilflos sah er auf den seltsamen Staub und den Anhänger, dann hörte er, wie die Glocken leuteten und zur Andacht riefen.

Er schüttelte den Kopf und steckte Papier und Anhänger ein.

Nach der Andacht brachte er die Dinger auf seine kleine Kammer. Er war zu dem Schluss gekommen, dass Narecien ihm irgendeine Art Nachricht hinterlassen hatte - aber er würde sie erst öffnen, wenn er das Kloster verlassen würde.