Die Gebiete in Caldrien > Engonia - die einstige Kaiserstadt

Die Löwenburg- Der Orden Tiors-In der Nähe Engonias

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Mel:
Man hatte sie hierher gebracht, zu den Kriegern Tiors.
Damit sie in Sicherheit war, so hatte man es ihr erklärt.
Sie wusste nicht, was sie hier sollte. Niemand sprach mit ihr oder fragte sie nach ihrem Willen.
Es wäre auch sinnlos gewesen, bekamen sie alle doch nur dieselbe Antwort.
Fügsam war sie geworden und tat, was man ihr auftrug.
Zu schwach, zu widersprechen, sich zu widersetzen, nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Dann kam diese Frau zu ihr, und mit ihr der Priester Tiors, der sie hergebracht hatte.
Es war, als würde sie beide aus einem anderen Leben kennen, doch jetzt und hier waren sie ihr fremd.


Als sie schlief, verfolgten sie die Erlebnisse. In den Träumen tat sie all das, wozu sie bei Tag nicht mehr fähig war.

Jelena, hilf mir. So wie Du Simon gerettet hast. Und wenn Du es nicht kannst, soll Kassos mich töten.

Sie weinte im Schlaf, manchmal schrie sie und dann hallten ihrer Schreie durch die Burg.

Rania:
Täglich besuchte Rania Lorainne in ihrer Kammer und brachte ihr die Mahlzeiten. Wenn sie schlief, stellte sie ihr das Tablett leise auf den Tisch. War sie wach, so setzte sich Rania zu ihr und aß mit ihr gemeinsam. Rania sprach kaum ein Wort mit ihr. Lorainne sprach auch nicht. Doch Rania dachte sich, dass diese gemeinsamen, sehr schweigsamen Mahlzeiten besser seien, als sich zwischen den ganzen Tioranhängern zu setzen und mit ihnen zu speisen.
Kassos mied sie sowieso. Also weshalb sollte sie seine Nähe suchen?! Es war ihr aber auch egal. Rania wusste, dass dies einst anders war, doch jetzt spürte sie nur noch diese Leichtigkeit. Alles war unwichtig geworden. Selbst die tiefe Verbundenheit zu ihrer Göttin war angenehm leicht. Fast unscheinbar und kaum noch vorhanden.

Nach dem Essen verabschiedete sich Rania von Lorainne und ließ sie wieder allein. Oft ging sie in die Bibliothek um zu lesen. Doch die Worte behielt sie sich kaum. Dann ging sie hinaus in die Ställe und verbrachte dort viele Stunden. Pferde sind wunderbar. Sie sagen nichts, stellen keine fragen.
Dann dachte Rania an die vergangenen Ereignisse. An die Menschen, die sie sehr wert schätzte. Kassos.....Vanion, Yorik, Stella, Damian, Leonie, Lyra, Kadegar, Sasha, Gorix, Sogar Jelena....und noch viele Gesichter mehr tauchten vor ihrem geistigen Auge auf. Doch wusste Rania nicht, was sie all diesen Leuten gegenüber fühlen sollte. Seit den Ereignissen im Wald von Arden sind nur noch Erinnerungen von alljenen geblieben, mit denen sie viele Male Seite an Seite stand.

Mel:
Wie immer brachte Rania ihr das Essen.
Wie immer sagte sie kein Wort.
Wie immer nahm Lorainne ihr das Tablett mit ihrer Mahlzeit ab.

Doch diesmal berührten sich ihre Hände.
Nur einen kurzen Moment, doch er reichte, damit Lorainne den Ruf hören konnte.
Sanft säuselte die Stimme und umklammerte ihre Gedanken.
Bilder zogen an ihr vorbei, WOrte, vor langer Zeit gesprochen.

Lorainne zuckte zurück und ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.
Es war, als würde ihr Herz zersplittern, als sie SEIN Gesicht vor sich sah.

Damals war sie glücklich gewesen, am Ufer der Ahrn.

Dann verstummte das Säuseln in ihren Gedanken und die Erinnerung verblasste.
Alles war wie immer.

Mel:
Entspannt sass sie in der Sonne und genoss die warmen Strahlen.

Die Laviniapriesterin hatte ihr Stickarbeiten gegeben, bevor sie abgereist war.
Wie von selbst führten ihre Hände die Nadel und zogen das Garn durch den Stoff.
Sie hatte nicht über das Muster nachgedacht und doch konnte man langsam eine silberne Distel auf grünem Grund erkennen.
Doch die Fragen, die ihr der Tiorspriester tellte, warum sie ausgerechnet dieses Wappen stickte, konnte sie nicht beantworten. Sie lächelte ihn nur versonnen an.

Jemand, der sie nicht kannte, hätte sich wohl kaum vorstellen können, dass sie eigentlich in Männerhosen und Schwert umherlief, manchmal sogar Rüstung.
Und auch jenen, die sie kannten, fiel es immer schwerer, sich vorzustellen, dass sie wieder ganz die Alte werden konnte.

Wassilij:
In der hellen Mittagssonne, ritt der junge Krieger in blau und rot gekleidet, mit einem dunkelblauem Turban auf dem Kopf auf die Löwenburg zu. Es hatte lange gedauert, bis er diesen Entschluss gefasst hatte. Seine Brüder waren vor wenigen tagen zurück in die Heimat gereist. Er war frei. Ein Gefühl, das Wassilij neu war. Stets hatte er Verpflichtungen treu gefolgt und wäre ihnen bis zum Schluss nach gekommen. Doch nun hatte er erst einmal nur noch eine Pflicht. Sich selbst gegenüber.

Wassilij ritt wieder auf seinem treuen und stolzen Pferd Matsch. Auch ihre Beziehung hatte gelitten. Aber nun war sie wieder die alte. Vanion hatte wohl mit dem ein oder anderen recht gehabt. Alle seine freunde waren für ihn da, als er sie gebraucht hatte. Und nun? Was hatte er getan? Alle verlassen und sich unsichtbar gemacht, verschwunden in den weiten Engoniens. Nun war es für ihn an der Zeit die Schatten zu verlassen. Kassos hatte ihm das Angebot unterbreitet, als Lehrer an der Löwenburg unterzukommen. Das wollte er. Wassilij wusste nun, was er wirklich wollte. Hier unterrichten und wieder beweisen, das er wieder der alte war. Zumindest fast.

Die Pforte lag vor ihm. Wachen waren in Rufweite. Wassilij stellte sich im Sattel auf und hob die leere Schwerthand zum Gruße.

"Seid gegrüßt! Ich suche den Herrn Kassos!"

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