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Autor Thema: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.  (Gelesen 18638 mal)

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Offline Charisturcear

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #15 am: 07. Jul 13, 21:01 »
Da auch Ysander bereits vermerkt worden war, blieb ihm nicht viel mehr als abzuwarten und den Saal pünktlich zu betreten. Das man Vanion zuvor noch von ihnen trennte gefiehl ihm zwar nicht sonderlich, war aber wohl zu erwarten gewesen. Blieb nur noch zu hoffen, dass alle Beteiligten einen kühlen Kopf behielten und es nicht noch irgendetwas gab, von dem das Gericht erfahren hatte, was ihnen entfallen war und sie in Bedrängnis bringen konnte. Zwar kannte sich Ysander grundlegend mit Recht und Gesetz aus, dass er es aber mit einem waschechten Advokaten aufzunehmen in der Lage sein würde, wenn er auf Unvorbereitetes traf, wagte er zu bezweifeln.

Offline Johannes

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #16 am: 07. Jul 13, 21:24 »
Rechtzeitig zum Beginn des Prozesses traf noch ein weiterer Beteiligter ein. Ein älterer Mann, bei dem es sich anscheinend um den Händler handelte, der als Felix Leumundszeuge auftreten sollte.
Der Man trug edle Kleidung, aber nicht zu edel, teuren Schmuck, aber nicht zu teuren und hatte den Ausdruck eines wichtigen, aber wiederum nicht zu wichtigen, Mannes im Gesicht. An den Farben seiner Kleidung konnte ein Kundiger zudem seine Unterstützung des Hauses Monteleone ablesen. Der schon bekannte Diener drei Schritte hinter ihm vervollständigte den Eindruck. Alles in allem befolgte der Mann die inoffiziellen Verhaltensvorschriften für einen mittelmäßig erfolgreichen Händler auf den Punkt genau.
Nachdem er die Formalitäten mit dem Gerichtsschreiber erledigt hatte, begrüßte er Felix kurz, zog sich dann aber zurück um auf den Beginn des Prozesses zu warten.

Offline gerhardt

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #17 am: 08. Jul 13, 23:28 »
In einer Ecke des Raumes hielt sich eine Person auf die leicht übersehen werden konnte, ein Mann mittleren alters mit kurzgeschorenen blonden Haaren und schlichter pragmatischer dunkler Kleidung und einer Dokumententasche.
Er machte keinerlei anstalten mit einer der anwesenden Personen kontakt aufzunehmen oder auf irgendeine Weise auf sich aufmerksam zu machen.
Nachdem der ältere Mann aus dem Hause Monteleone fertig war beeilte sich der blonde die Formalitäten bei dem Gerichtsschreiber zu erledigen und gab als Namen Jülas Finnen an, wohnhaft Port Valkenstein, Reichsfeld.
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Offline Engonien NSC

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #18 am: 09. Jul 13, 23:35 »
Der Saal war groß genug um 50-60 Menschen fassen zu können und zeigte in angemessener Art und Weise den Prunk und Reichtum Ulds. An der rückwärtigen Wand war ein farbenprächtiges Mosaik aus bemalten Fayencekacheln angebracht worden welches das Wappen der Stadt Uld umgeben von den Wappen der alteingesessenen Familien zeigte.
Wer Muße hatte zu zählen fand 15 Wappen unmittelbar um das Stadtwappen herum und weitere 45 Wappen in einem äußeren Ring drumherum.
Die restlichen Wände waren weiß verputzt und mit Wandteppichen verziert die bedeutende Szenen der engonischen, aber insbesondere der Ulder Geschichte zeigten. Am prominentesten schien ein Teppich mit einer üppigen Maskenballszene auf der man mehrere Männer in Wappenröcken des Lupus Umbra blutüberströmt auf dem Boden liegen sah.
Ein überaus exquisites Stück Handwerkskunst.
Vor der Wand mit dem Mosaik war eine Richterbank errichtet worden mit einem einzelnen, thronähnlichen Stuhl. Der Tisch davor war leer bis auf ein relativ schmuckloses Breitschwert mit kurzem Griff. Am linken Ende der Bank war offensichtlich der Arbeitsplatz des Schreibers mit mehreren Stapeln Papier und allerlei Schreibgerät. Der Schreiber selbst war ein junger Mann in der schmucklosen Kutte der Gerichtsdiener der die vor ihm stehenden Bittsteller etwas kurzsichtig anblinzelte. Seine rechte Hand wies die charakteristischen Tintenflecke auf und er fuhr sich damit immer wieder durch die Haare bis sie in alle Richtungen von seinem Kopf abstanden.
Neben dem Schreiber waren noch einige weitere Gerichtsdiener und Büttel im Raum unterwegs. Die Gerichtsdiener trugen schmucklose schwarze Kutten über ihrer normalen Kleidung, die Büttel Wappenröcke in den Ulder Farben, bewaffnet mit kurzen Schlagstöcken von denen sie auch ihren Namen bekommen hatten.
Außer der Gruppe um Vanion schienen noch weitere Verfahren in die Prozessordnung aufgenommen worden zu sein, denn nach und nach trafen weitere kleine Gruppen von unterschiedlichen Menschen ein. Die Delinquenten wurden von ihnen getrennt und zu einer hinter einer hüfthohen hölzernen Absperrung stehenden Bank gebracht.  Der restliche Saal war bis auf die sprichwörtliche Anklagebank unmittelbar vor dem Richterplatz leer, so dass die Wartenden sich in mehreren kleinen Gruppen im Saal verteilten.

Der alte Gerichtsrufer hatte Stellung auf einem kleinen Podest in einer der Ecken des Saales bezogen und man hörte mehrfach ein verhaltenes *hem hem* bevor er tief Luft holte und seine Stimme ertönen ließ:
"DIE EHRENWERTE RICHTERIN DER STADT ULD, IHRE RICHTERLICHE GNADEN DIE FRAU MARIA ELISABETTA FALCONE ERÖFFNET DEN GERICHTSTAG WELCHER SICH DA BEFASSEN WIRD MIT DEN UNTATEN UND DEN DELINQUENTEN DIE DA NICHT GEBOREN SIND IN ULD. HEUTE, AM 20. TAG DES 7. MONATS IM JAHRE 263 NACH JELDRIK, WIRD RECHT GESPROCHEN WERDEN IM NAMEN DER WOHLWOLLENDEN SECHS, ZUR IHRER EHRE UND DER EHRE DER STADT ULD!"
Eine im Mosaik verborgene Türe öffnete sich und die Richterin trat in den Saal. Sie hatte eine Robe aus schwarzem Samt übergeworfen und trug eine schwere Amtskette die seltsam einfach und schmucklos erschien. Sie ging gemessenen Schrittes zu ihrem Platz und nahm dort das Schwert in die Hand. Während sie sprech ließ sie ihren Blick durch den Saal und über die Delinquenten schweifen. Ihre Stimme war klar und gut verständlich ohne überbordend zu wirken:
"Ich, Maria Elisabeta Falcone, Angehörige des Hauses Falcone und in dieser Eigenschaft die siebte Richterin der Stadt Uld werde heute im Namen der Sechs Götter Recht sprechen und die Dinge entscheiden die vor dieses Gericht gebracht wurden. Dies ist das Zeichen meiner richterlichen Gewalt und meiner Pflicht im Namen Alamars, Tiors, Lavinias, Nadurias, Aines und Szivars Recht zu sprechen. So jemand hier ist um dagegen Einspruch zu erheben spreche er jetzt."
Die Richterin hielt das Breitschwert in beiden Händen und wartete eine angemessene Zeit bevor sie es wieder ablegte. Offensichtlich war niemand bereit ihr etwas unerstellen zu wollen.
Sie nahm Platz und wandte sich mit einem Nicken an den Schreiber. Dieser stand auf und rief mit unsicherer und etwas quietschender Stimme den ersten Delinquenten auf. Es handelte sich offenbar um einen jungen Mann dem man Heiratsschwindel unterstellte.
Was auch immer man von Frau Falcone halten mochte, sie war eloquent und effizient. Sie stellte kluge Fragen und schien mit dem Schreiber ein eingespieltes Team zu bilden. Der Fall wurde zügig aber genau von allen Seiten beleuchtet, die Zeugen und der Angeklagte gehört und nach einer kurzen Bedenkzeit ein strenges Urteil gefällt.
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Offline Vanion

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #19 am: 10. Jul 13, 11:39 »
Der Knappe hatte Geschichten über die 'Blutnacht' gehört. Er hätte jedoch keinen Wandteppich erwartet, der ein so prunkvolles und doch stilles und warnendes Zeugnis der Geschehnisse war. Ironischerweise erinnerten die Familienwappen zwar nicht von den Motiven, aber zumindest von der Anordnung und Aufhängung an manche Caldrier, die ebenfalls ihre Wappen, wenn auch meist die ihrer Ritter und Fürsten, in Friedenszeiten an die Wände ihrer Hallen hingen. Na, hast du dich wieder zu wichtig genommen? neckte eine leise Stimme Vanion in Gedanken. Tatsächlich war der junge Mann davon ausgegangen, dass allein für ihn ein Prozess anberaumt gewesen wäre. So konnte man sich täuschen. Ich stehe hier neben Heiratsschwindlern, Betrügern, vielleicht Dieben und Mördern, vielleicht Schlimmerem. Vanion ließ seinen Blick die Reihe seiner Nachbarn abwandern. Kein gutes Gefühl. Wie sah man in so einem Falle aus? Was für einen Eindruck machte er grade? Die Blicke seiner Freunde lasteten schwer auf Vanion, in so manchem Blick konnte er Mitleid erkennen. Er fühlte sich wie am Pranger, und alleine in dieser Reihe zu sitzen gab Vanion ein schlechtes Gewissen und das Gefühl, schuldig zu sein. Hart riss er sich zusammen. Du hast nichts getan, vergiss das nicht! Lass dich von all der Pracht nicht beeindrucken. Selbst die 'richterliche Gnaden', die hier doch die Gerechtigkeit ist, hat sich von den Valkensteinern bestechen lassen! Der Knappe wusste nur nicht, ob diese Bestechlichkeit sich zu seinen Gunsten oder Ungunsten ausdrücken würde. Wie objektiv würde eine Falcone urteilen, wenn sie einen Caldrier vor sich hatte? Wie objektiv würde irgendein Tangarer urteilen?

Vanion war in Tangara, genauer gesagt, in Norodar geboren. Diesem Umstand verdankte er überhaupt die Anklage. Natürlich hätte er sich dem Prozess entziehen können, aber zu was hätte das geführt? Ein caldrischer Ritter, schlimmer noch, eine Chevalière, entzog ihren Knappen der tangarischen Gerichtsbarkeit. Was hätte sich der Geldadel Fanadas die Hände gerieben, was hätte der Adel Caldriens aufgeschrien. Vanion war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Lieber ein Freispruch als Tangarer, als einen Restmakel in Tangara durch ein mildes Urteil in Caldrien. Ysanders Worte klangen ihm in den Ohren. Er durfte sich nicht in regionale Dispute hereinziehen lassen. Der Tangarer Vanion Bachlauf stand hier vor Gericht, nicht der Knappe Vanion.
« Letzte Änderung: 10. Jul 13, 11:40 von Vanion »
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Offline Johannes

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #20 am: 10. Jul 13, 21:23 »
Nun ging es also los. Oder es ging zumindest weiter. So wie Felix das beurteilte könnte es auch noch etwas länger dauern. Anscheinend wurden heute eine ganze Menge Prozesse veranstaltet. Neugierig betrachtete er den Gerichtssaal. Erstaunt registrierte Felix, dass die Blutnacht so ein populäres Thema war. Hätte nicht gedacht, dass die so was ausstellen; verdammt ich weiß einfach zu wenig über die Engonische Geschichte und jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Fragen.
Beeindruckt wand Felix sich schließlich dem Prozessgeschehen zu um für seine Aussage gut vorbereitet zu sein und schon mal das Protokoll zu verstehen.

Ganz anders indes verhielt sich Felix Leumundszeuge. Prozesse gegen Fremde interessierten ihn anscheinend wenig und die Bilder betrachtete er mit einem Blick, der wohl „alles schon mal gesehen“ sagen sollte. Insgesamt schien er die Veranstaltung wohl für eine Verschwendung seiner kostbaren Zeit zu halten. Der Mann war allerdings zu höflich um sich dies wirklich anmerken zu lassen, oder zumindest nicht bedeutend genug um seine Unmut öffentlich zur Schau zu stellen.
Ein aufmerksamer Beobachter dagegen konnte eine gewisse Unruhe hinter der Fassade bemerken, insbesondere Vanion wurde immer wieder aus den Augenwinkeln gemustert; möglicherweise enthielten einige der wohl verhüllten Blicke Richtung Richterbank sogar so etwas wie Neid.

Offline Charisturcear

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #21 am: 10. Jul 13, 22:10 »
Während die anderen Fälle verhandelt wurden schweifte Ysanders Blick immer wieder zu dem übergroßen, protzigen Wandbehang, der den Saal schmückte. Man konnte über den Lupus Umbra sagen, was man wollte - und er wusste, dass die Engonier da sehr gespaltener Meinung waren - aber ein Ereignis, dessen Geschehnisse derart von Szivars Wirken, von Betrug und Heimtücke durchwoben waren, öffentlich so als Aushängeschild für die eigene Stadt zu nehmen und derart 'ruhmreich' zu präsentieren war ein schlag in das Gesicht jedes ehrlichen Menschen, fand er. Aber was sollte man in einer Stadt wie Uld schon anderes erwarten, in der Gerichtsfälle auch im Namen Szivars beurteilt und 'Recht' gesprochen wurde...
Nichts desto trotz wartete er ungeduldig, wenn auch beherrscht, darauf, dass Vanions Prozess endlich eröffnet wurde. Zwar war es von Vorteil, wenn er 'nur' einer von vielen Fällen des Tages war, aber trotzdem war er froh, wenn sie ihn hinter sich gebracht hatten.

Offline Dominic

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #22 am: 11. Jul 13, 01:03 »
Nachdem auch Kassos sich hatte eintragen lassen, saß er nun im Saal bei den anderen. Nur halbherzig lauschte er den anderen Verhandlungen. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu möglichen Wegen, auf denen sie sich aus diesem Gebäude und der Stadt kämpfen konnten. Das war natürlich völliger Unsinn, aber der Priester machte sich immer noch Sorgen, dass sie zum Narren gehalten werden würden.
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Offline gerhardt

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #23 am: 11. Jul 13, 12:46 »
Jülas nutzte die Zeit um die anwesenden Personen mit den Beschreibungen in seinen Unterlagen abzugleichen, die meisten hatte er noch nie gesehen.
Den eigentlichen Angeklagten hatte er einmal kurz in Brega gesehen und mit Kassos hatte er die Ehre gehabt ihn bei zwei Schlachten
erleben zu dürfen.
Als Valkensteiner hatte Jülas die Angewohnheit Menschen nach ihren Leistungen zu beurteilen, deshalb hatte er auch grösste Achtung gegenüber Kassos die anderen waren ihm kaum geläufig und was konnte man schon gutes über die Ulder sagen? Es gibt nun mal nicht viele Heldengesänge die von Korruption und Ehrlosigkeit handeln.
Man konnte diesem Vanion ansehen daß er sich an einen anderen Ort wünschte, was verständlich war, aber auch die anderen, Er identifizierte einen gewissen Felix und einen Mann namens Ysander, schienen nicht begeistert.
Bei dem Tiorpriester hatte Jülas sogar das gefühl er wolle sich notfalls nach draussen prügeln.
Auch er selbstwar alles andere als erfreut und das er hier hin geschickt wurde war zweifellos eine disziplinarische Maßnahme seitens seines Hauptmanns.
Nun ja! Man würde sehen.
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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #24 am: 12. Jul 13, 17:16 »
Die Fälle wurden zügig abgearbeitet und alle Angeklagten hatten den Anstand sich würdevoll in ihre Rolle zu fügen. Nicht das die großgewachsenen und bewaffneten Gerichtsbüttel was anderes gedultet hätten aber einige Schaulustige kamen nicht umhin über diesen Umstand zu fachsimpeln und ihn auch ein klein wenig zu bedauern.
Während einer kurzen Pause tauschten zwei alte Mütterchen angeregt den neuesten Klatsch und Tratsch aus während die Richterin Wasser und Wein gereicht bekam und mit dem Schreiber über einigen Schriftstücken zu brüten schien. Ein Bote in den Farben des Hauses Binomi betrat etwas atemlos den Saal und schritt zügig auf die Richterbank zu.
Eine Wache versperrte ihm den Weg aber er zog etwas aus seinem Tabbert hervor und konnte nach kaum einer Verzögerung passieren. Er blieb unmittelbar vor dem Platz der Richterin stehen und wartete bis sie ihn zur Kenntnis nahm. Nach einem kurzen Nicken trat er näher und überreichte ihr mit einer überschwenglichen Verbeugung ein gesiegeltes Schriftstück um sich unmittelbar danach rückwärtsgehend zu entfernen. Er bezog Stellung unmittelbar neben dem Saalausgang, offensichtlich sollte er beobachten und sich anschließend so schnell wie möglich wieder auf den Weg zu seinem Herrn machen.
Die Frau Falcone zerbrach das Siegel und überflog rasch das Schreiben. Anschließend ließ sie ihren Blick über die Anklagebank schweifen bis er schließlich an Vanion hängenblieb. Sie wirkte nachdenklich und klopfte sich mit dem Schreiben mehrfach gegen das Kinn bis sie offensichtlich zu einem Entschluß gekommen war. Sie flüsterte ihrem Schreiber etwas zu und reichte ihm das Papier, woraufhin er es sorgfältig wieder zusammen legte und in einer kostbar verzierten und bestickten Brieftasche verstaute die offensichtlich die persönlichen Papiere der Richterin beinhaltete.
Sie gab dem Gerichtsrufer ein Zeichen worauf dieser mit einem kurzen Aufruf die Pause beendete.
Während der ganzen Zeit ließ sie Vanion nicht aus den Augen.
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Offline Vanion

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #25 am: 14. Jul 13, 10:56 »
Was hat das nun wieder zu bedeuten? Die Farben der Binomis hatte der Knappe auf Anhieb erkannt. Er hatte versucht, einen Blick auf das Siegel an der ominösen Botschaft zu erhaschen, aber er vermutete, dass ihn das ohnehin nicht weitergebracht hätte. Was für eine Nachricht würde ein Bote der Binomi einer Richterin der Falcone übergeben? Und warum musterte diese Frau ihn die ganze Zeit? Wenn man tatsächlich versucht, mich in Politik hineinzuziehen.. Unwillkürlich erinnerte sich Vanion an Jelenas Meditationstechniken. Zwar nicht so ganz, und es würde wohl äußerst lächerlich wirken, wenn er jetzt irgendwelche Figuren mit Händen und Füßen zu formen begann - aber gab es da nicht eine Atemtechnik? Ach, was soll's. Tief durchatmen wird reichen. Gedacht, getan: langsam und tief sog der Knappe die langsam stickig werdende Luft des Gerichtsaals ein. Er zwang sich zur Ruhe, die durch die anderen Verhandlungen hervorgerufene Verzögerung stellte sich als wohltuender Dämpfer seiner Nervosität heraus. Zum bestimmt einhundertsten Mal ging Vanion im Geiste die Liste seiner Zeugen, Beweise und Argumentationen durch, bis er schließlich, ohne ängstlich, schuldbewusst oder aufsässig zu wirken, sich im Sitzen aufrichtete und den Blick der Richterin erwiderte. Es wurde Zeit, anzufangen.
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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #26 am: 14. Jul 13, 11:24 »
"In der Sache das hohe Gericht gegen Knappe Vanion Bachlauf bitten wir den Delinquenten auf der Anklagebank Platz zu nehmen. Ihm wird vorgeworfen Mord und Leichenschändung an einem Mitglied des Orden des heiligen Jeldrik sowie der Versuch sich der Gerichtsbarkeit zu entziehen. Die Zeugen welche da aussagen wollen in dieser Sache mögen sich bereit halten!"
ertönte die leicht quietschende Stimme des Schreibers.
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Offline Vanion

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #27 am: 14. Jul 13, 11:32 »
Wenn ich's mir recht überlege, könnten wir noch warten... einhundert Jahre würden genügen., schoss Vanion durch den Kopf. Trotzdem stand er auf und verließ die Anklagebank, mit den Blicken der Zuschauer und auch seiner Freunde im Nacken. Eine ekelhafte Situation, für den Knappen war es fast, als würde er am Pranger stehen. Zügig durchschritt er den plötzlich riesig erscheinenden Saal, bis er die Anklagebank erreichte und sich dort hinsetzte.
« Letzte Änderung: 17. Jul 13, 08:58 von Vanion »
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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #28 am: 17. Jul 13, 08:16 »
Der Schreiber fuhr fort die Anklageschrift zu verlesen und entsprechende Berichte vorzuzeigen. Dazu gehörten unterschriebene Zeugenaussagen, der bezeugte Bericht des Schreibers der Tangara Postille, der Bericht aus der Zeitung selbst und nicht zuletzt das Fahndungsplakat.
Offensichtlich hatte die Richterin ihren Beruf gemacht, denn die Anklage war gut vorbereitet und keineswegs reisserisch. Es war klar, sollte der Angeklagte es nicht schaffen seine Unschuld lückenlos zu beweisen standen ihm harte Zeiten bevor.
Frau Falcone betrachtete abwechselnd den Knappen vor ihr und die Zeugen die sich hinter ihm bereit stellten. Ihr Gesichtsausdruck war etwas rätselhaft.
Nachdem der Schreiber verstummt war war es eine Zeit lang so still im Saal das eine Stecknadel hätte fallen hören.
"Was habt ihr gegen diese Anklage vorzubringen, Meister Bachlauf?"
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Offline Vanion

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Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
« Antwort #29 am: 18. Jul 13, 19:19 »
Vanion straffte sich. "Hohe Richterin Falcone, sämtliche Anschuldigungen sind nicht wahr." Ein Raunen ging durch den Saal. "Es hat kein Mord stattgefunden. Ich habe die Leiche des Ritters nicht ausgeraubt, noch habe ich sie unter einem Misthaufen verscharrt, wie die Schreiberlinge behaupten." Er legte die Hände auf den Tisch.

"Im letzten Winter befand ich mich in einem Dorf namens Schlagbaum, recht abgelegen im Westen Fanadas. Ich war fast das ganze letzte Jahr dort gewesen. An einem kalten Winterabend saß ich in der Dorfschänke und trank mein Bier, als ein alter Ritter hereinkam. Irgendwann entwickelte sich ein Gespräch, ich erfuhr seinen Namen: Konrad von Hirschsprung. Aus dem Gespräch wurde ein Streitgespräch um die Geschehnisse des Pilgerzuges, um meine Rittermutter, um die Götter selbst. Wir argumentierten immer schärfer gegeneinander, bis er schließlich eine Herausforderung aussprach. Er sei bereit, über meinen Stand als Knappen hinwegzusehen. Also kämpften wir. Ich gewann." Der Saal war totenstill.

"Ein Mann namens Felix Tauler, der auch hier als Zeuge anwesend ist, ist nach Schlagbaum gereist. Er hat mit dem Wirt gesprochen, mit anwesenden Gästen, und er kann wiedergeben, was sich wirklich zugetragen hat." Vanion beschloss, direkt weiterzumachen. Er hoffte, dass man Felix Glauben schenken würde. Zur Not schien Felix aber noch etwas in der Hinterhand zu haben.
"Er kann ebenfalls bestätigen, dass die Leiche des Herrn Ritter auf dem Friedhof in Schlagbaum beerdigt wurde. Ich selbst sprach in Lavinias und Alamars Namen die letzten Worte für seine Seele." Jetzt wurde es schwierig. "Konrad von Hirschsprung wurde mit all seinen wenigen Habseligkeiten, mit seinem Schwert auf der Brust bestattet. Einzig seinen Wappenrock nahm ich an mich, um ihn dem Orden Jeldriks in Engonia zu überreichen, mit Nachricht von diesem unseligen Duell. Auch dafür habe ich Bürgschaft." Der Knappe zog den Brief hervor, den Kassos' Bote ihm gebracht hatte und überreichte ihm einem Gerichtsdiener, der ihn zur Richterin brachte.

"Knappe Vanion,

wir möchten Euch danken dafür, den Heiligen Orden der Jeldriken (ehemals zu Ahrnburg) zu Engonia vom ehrenvollen und doch verfrühten Tode des Streiters, Ritters und bescheidenen Dieners Jeldriks Konrad von Hirschsprung zu unterrichten. So sehr der Orden es bedauert, ein altgedientes Mitglied verloren zu haben, so sehr weiß er jeden zu schätzen, die Jeldrik und die Seinen mit Respekt und Anstand begegnen.

Daher soll dieses Schriftstück bezeugen und bestätigen, dass Ihr, Vanion Bachlauf, Knappe der Chevalière De La Follye, keinesfalls ein Leichenschänder oder gar Grabräuber seid, sondern vielmehr ein aufrechter Mann, der dem Orden den Wappenrock eines seiner Streiter zurückbrachte.

Wir hoffen, dass Jeldriks Geist Euch stets begleite und über Eure Taten wache, im Guten wie im Schlechten, als Beschützer und auch als Richter.

Unterzeichnet:

Lirion Alstrom,

Schreiber und Sekretär des Heiligen Ordens der Jeldriken zu Engonia,
im Namen des Ordens und des Schutzpatrons Jeldrik,
verfasst zu Engonia im Juni 263 n.J.
"

Ermutigt durch seine eigenen Worte schloss Vanion mit fester Stimme:
"Ich bin kein Szivarspaktierer, kein mordender Kultist, wie es in diesem Schmutzblatt steht. Im Gegenteil! Ich kämpfte für die guten Pilgerzügler, ich war dabei, als Engonia an die Rebellen fiel und Konar starb. Ich war dabei, als der Schwarze Mond, ein Artefakt des Täuschers, zerstört wurde! Ich kämpfte im Arden gegen Kreaturen des Täuschers! Freunde von mir sind gefallen, die Geschichte der Sturmrufer sei hier nochmal benannt!
Und sollte mein Wort angezweifelt werden, so sind hier namhafte Männer anwesend, die für meinen guten Leumund bürgen: Ysander, ein Priester und Schwertbruder im Namen der Göttin Elja, sowie der Priester Kassos Blutklinge, Geweihter Tiors, einer der Priester, der den Pilgerzug gegen den Ursurpator Konar ausgerufen hat." Und nicht zuletzt spreche ich hier als Knappe einer caldrischen Chevalière. Aber das wäre nun wirklich unklug.. "Dazu kommt das Vertrauen der Valkensteiner Gardisten, die eine nicht unbeträchtliche Kaution für mich hinterlegten. Auch sie vertrauen auf mein Wort und meine Unschuld."




« Letzte Änderung: 18. Jul 13, 19:53 von Vanion »
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