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Die Fehde zwischen Norngard und Salmar

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Tannjew:
Rückreise vom Fest der Grenzen

Der Artikel in der Tangara Postille über die gestattete Fehde des Barons gegen ihn hatte Tannjew während des Festes der Grenzen eiskalt erwischt. Die Feierlichkeiten, die ihm ob des Austragungsortes eh schon schwer im Magen lagen, wurden ob der Sorge um sein weitestgehend schutzlos zurückgelassenes Lehen fast zu einer Last. Sicher, Walter von Sangenwalde war auf Burg Norngard zurückgeblieben und die Wache war unter Herbrand weiter ausgebaut worden, aber der Baron von Salmar war wohlhabend und hatte viele Dutzend Männer unter Waffen stehen, während Tannjew kaum ein halbes Dutzend vollständig ausrüsten konnte.

Ruhelos verbrachte Tannjew den letzten Turniertag und trieb seine Mitreisenden am kommenden Morgen an, schnell aufzubrechen.

Tannjew:
Der kleine Troß kam langsamer voran, als es Tannjew lieb war. Mehr als einmal wünschte er sich, dass er die Kinder und Ammen in Caer Conway hätte zurücklassen können, um so zügiger gen Norngard reisen zu können. Das jedoch gestaltete sich schwierig, denn Kehla vom Greifswald hatte sich quasi selbst eingeladen, um ihre Freundin Ludovika zu besuchen. Dies hatte immerhin den Vorteil, dass er nun neben Herbrand noch drei weitere kampferprobte Männer nach Norngard führen würde. Drei Soldaten aus Greifswald oder Hüter, wie sie sich selbst nannten, begleiteten Kehla, um sie zu schützen. Es waren zwar keine Sturmgrenadiere, aber Vigour und seine beiden Gefährten, so schien ihm, waren definitiv bessere Reisegenossen, wenn man Frauen und Kinder unverletzt durch halb Engonien geleiten musste.

Tannjew:
Nachdem sich dieses Trüppchen von den anderen Valkensteiner Reisenden verabschiedet hatte, die sich am Turalgebirge gen Norden wandten, zogen Tannjew und seine Freunde weiter nach Osten. Zwei Tage östlich der Ruinen des einstigen Handelspostens Falkenrücken erreichten sie das Ende der Reichsstraße, die Barad Konar während des Bürgerkrieges von den zahlreichen Kriegsgefangenen erbauen ließ. Den Gedanken, dass die Straße bei einem anderen Kriegsverlauf heute nun bis nach Caer Conway reichen würde, verwarf Tannjew rasch.
Je näher sie seiner Heimat kamen umso drängender wurde die Frage, wie sie sicher und ungehindert nach Norngard kommen sollten. Der direkte und kürzeste Weg führte geradewegs durch die Baronie Salmar. Ihr Tross war klein, aber dennoch auffällig genug, um Fragen aufzuwerfen, selbst wenn sie nicht mit offenen Wappen reisen würden. Salmar zu umgehen wäre jedoch schwierig und sehr zeitaufwendig und mit jedem Tag, der Verstrich, fehlten Tannjew, Herbrand und die drei Hüter, die ebenfalls ihre Unterstützung zugesichert hatten, bei der Verteidigung seiner Güter.

Tannjew:
Den Göttern sei Dank brachte der folgende Tag die Lösung für das Problem.

Kurz vor der Mittagsstunde erblickten sie weit vor sich auf der Reichsstraße eine kleine Karawane, die aus gut zwei Dutzend Wagen und Karren bestand und eine mächtige Staubwolke aufwirbelte.

Bald schon erreichten sie die Karawane und kam mit den anderen Reisenden ins Gespräch. Die Karawane wurde angeführt von einem Händler aus dem Handelshaus Timberstaem, der Tannjews Wappen sogleich erkannte und diesen überschwänglich begrüßte. Er hatte seinen Wohlstand der Entdeckung der Ostroute durch Andarra und die große Einöde nach Lodrien zu verdanken, die damals von Tannjew entdeckt worden war, und sehr gewillt seine Dankbarkeit zu zeigen. Während man gemeinsam eine Mittagsrast einlegte und speiste fasste man einen Plan.

Die Handelskarawane, die zwei Tage darauf die Grafschaft Andarra verließ und die Grenze zur Baronie Salmar erreichte, war um ein Gefährt und zahlreiche Mitreisende angewachsen.
Von Wappen und Adel war keine Spur zu sehen. An Stelle des Ritters und seines Waffenknechts sowie der Valkensteiner Hüter waren nun Söldner getreten und Tannjew fühlte sich auf einmal an seine Zeit im 3. Tiorschen Söldnerbanner erinnert. Kehla, Varya, Marie und Anna waren nun Angehörige und Bedienstete des Händlers und die Kinder seine Enkel.

Tannjews steinernes Herz klopfte laut, als der Tross in einer langen Reihe vor der Brücke über die Sogur stand. Auch die Brücke war im vergangenen Jahrzehnt im Zuge des Ausbaus der Reichsstraße neu erbaut worden. Als einzige befestigte Überquerung des Flusses war die Brücke für die schweren Handelszüge unumgänglich und damit seit eh und je ein Garant für den Wohlstand der Herren vom Bruch dank der stetigen Zolleinnahmen.

Der Händler unterhielt sich mit den Wachsoldaten und ein aufmerksamer Beobachter hätte gesehen, wie ein Beutelchen mit Münzen den Besitzer wechselte. Die Wachsoldaten inspizierten daraufhin die Wagen und die Inhalte äußerst lustlos, so dass Tannjews Befürchtungen, die Wappenröcke und die anderen verräterische Wertgegenstände könnten entdeckt werden, schnell verflog.

Nachdem der Zoll entrichtet war zog der Tross weiter nach Westen. Zwei Tagesreisen weiter nördlich lag seine Heimat und dazwischen das Land des Mannes, der Tannjew die Fehde erklärt hatte.

Schimmi:
Im Dorf Wallheim

Walter von Sangenwalde presste mit beiden Händen einen Lappen auf die offene Wunde auf seinem Oberschenkel. Es war nur eine von vielen Wunden, die er sich im Laufe des Tages zugezogen hatte, während er mit der Bauernwehr von Wallheim die Angreifer aus Salmar abgewehrt hatte, aber diese hier blutete besonders schlimm und war keine einfache Schnittwunde mehr. Dann nahm er wieder einen Eimer mit Wasser entgegen und half, die lodernden Flammen vor ihm zu löschen.

Zuvor in Norngard…

Es war nur eine kleine Truppe von Bewaffneten gewesen, die Hiltwin von Salmar aus seiner Baronie entsendet hatte, um gedeckt von der gestatteten Fehde Vergeltung zu üben, doch das reichte allemal, um Bauern, Torfstecher und Köhler zu massakrieren.

Sie mussten durch den nördlichen Teil der Baronie Auenmark gezogen sein, um unentdeckt zu bleiben. Entsprechend unerwartet stand auch vor einigen Tagen der Bursche aus Georgsweiler vor den Toren von Burg Norngard und berichtete Walter von dem Überfall auf sein Heimatdorf. Rasch mobilisierte Walter vier der Wachsoldaten der Burg und begab sich mit Ihnen zum Ort des Angriffs.

Dort bestätigte sich die Aussage des Burschen, dass Männer des Barons von Salmar hinter dem Angriff steckten, denn die Dorfbewohner hatten den Leichnam eines der Soldaten mit dem Wappenrock von Salmar aufbewahrt. Walter erfuhr, dass die Angreifer zwar das Haus und die Werkstatt des Böttchers Walburg in Brand gesteckt, nicht aber mit dem Widerstand der Georgsweiler gerechnet hatten, die vom Dorfschmied, einem hünenhaften Minotauren, angeführt worden waren. So gab es zwar einige Verletzte auf Seiten der Dorfbewohner und mehrere vom Brand beschädigte Gebäude, aber keine Toten zu beklagen.

Der Minotaure berichtete Walter, dass die Soldaten in Richtung Norden geflüchtet seien. Auch ohne einen Blick auf eine Karte war Walter klar, dass sie sicher der Straße nach Wallheim gefolgt sein müssen, um über die Bauern des Dorfes herzufallen. Ohne Rast brachen Walter und die Wachsoldaten auf, um die Verfolgung aufzunehmen.

Auch nach Anbruch der Nacht zogen sie weiter und erreichten bei Anbruch der Morgendämmerung die Felder rund um Wallheim. Da eine seichte Brise vom Norden wehte war Walter überrascht, keinen Brandgeruch wahrzunehmen und als sie Wallheim erreichten war klar, dass der Ort keinem Angriff zum Opfer gefallen war.
 
Waren die Salmarer Soldaten woanders hingezogen? Überholt hatten sie diese mit Sicherheit nicht. Das Rätsel musste warten, denn ohne zu Ruhen und Kräfte zu sammeln würden sie einer Begegnung nicht standhalten können. Walter organisierte daher eine kleine Landwehr, befahl Wachposten aufzustellen und begab sich zur Ruhe.

Als die Alarmschreie ertönten ging alles sehr schnell. Walter und seine Männer begaben sich auf den namensgebenden Wall, der Wallheim wie ein Ring umgab und dessen Krone von unregelmäßigen Eisenstäben geziert war, um die Angreifer zu erwarten, doch diese dachten gar nicht daran die offene Konfrontation zu suchen. Erste Brandpfeile segelten schon im hohen Borgen über den Wall auf die reetgedeckten Dächern herab, die unvermittelt Feuer. Schnell erkannte Walter, dass das eigentliche Ziel der Brandpfeile die Mühle war, die erst vergangenes Jahr neu errichtet worden war. Die Mühle war die einzige in Norngard und ein Verlust wäre ein herber Schlag für das ganze Lehen. Ihm blieb nur eine einzige Wahl… er griff an. Für einen Augenblick glaubte er, alleine den Feinden entgegen zu stürmen, doch dann hörte er hinter sich das ihm folgende enthusiastische Kampfgeschrei seiner Wachsoldaten und das deutlich verzagtere der Bauernwehr…

Die Männer aus Salmar wichen zurück und Walter dämmerte, dass genau das der Plan der Soldaten gewesen war.  Dann ertönten die panischen Schreie von Frauen und Kindern in Wallheim. Was folgte war eine chaotische Kehrtwende, um die heimtückischen Angreifer zu vertreiben, gefolgt von erneuten Flammenpfeilen der Soldaten, die sie nun ignorieren mussten. Als die Soldaten des Barons von Wallheim abließen stieg dichter Qualm gen Himmel…

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