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Autor Thema: 23. September, 268.J. Schattenwall im Himmelsgebirge  (Gelesen 5597 mal)

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Offline Kadegar

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Der Tag des zweiten Äquinoktium des Jahres. Es war nun ein halbes Jahr her, seit der Katastrophe in Montralur. In den letzten Monaten hatte die Akademie noch viele Hürden zu überwinden. Ohne die Bergbaueinnahmen aus Montralur stand die Akademie vor großen finanziellen Problemen. Zwar gab es Spenden von Seiten der Ayd Owl, doch konnte das bei weitem nicht den Bedarf einer Akademie decken. Die Reserven im Himmelsgebirge konnten die Bedürfnisse auch nicht lange decken, und so wurden einige private Artefakte der Überlebenden verkauft. Ebenso wurden verschiedenste Versprechen eingefordert und so mancher munkelte von fragwürdigen Geschäften, zu denen es keine näheren Hinweise gab. Jüngste Gerüchte sprachen sogar von einer neuen Bergbaumine, welche im Besitz der Schattenwall angelegt werden soll. Auch hat das Personal in den letzten Monaten weitere Rückschläge verkraften müssen. Für manche waren die Erfahrungen der Katastrophe einfach zu viel und so wurden einige Schüler, ohne die üblichen Konsequenzen, aus der Akademie entlassen, wovon nicht wenige an Laviniaspitale zur Behandlung übergeben wurden.

Doch dieser Tag sollte kein Tag der ungewissen Zukunft sein. Die stellvertretende Akademieleiterin, Karona von Schattenwall, rief hierfür alle Akademiemitglieder zusammen. Sie bestand darauf, dass wirklich jedes Mitglied anwesend war, ganz egal welche Verpflichtungen sonst anstanden, jeder sollte dabei sein.

Und so kamen alle in der Versammlungshalle des Gebäudes im Himmelsgebirge zusammen. Die Dekoration glich ein wenig der üblichen Einrichtung zur Feier des Endes eines Semesters, was bei einigen ein mulmiges Gefühl aufkommen ließ, doch niemand im Saal konnte glauben, dass dies nur ein unglücklicher Zufall war.

Als sich schließlich alle Akademiker eingefunden hatten, öffnete sich auch die Tür an der Seite des Rednerpults. Ganz im Gegensatz zum Publikum, welches angesichts des Tages entweder sehr dunkle Kleidung oder einfache Akademiegewänder trug, hatte sich Karona in ihre elegantestes Kleid geworfen, das gleiche feurige Gewand, auf welchen sich die Flammenapplikationen wie echtes Feuer bewegten, welches sie an jenem unheilvollen Tag trug. Voller Stolz und Arroganz erfüllt marschierte sie auf die Erhöhung zum Pult. Auch wenn die Emotionen im Raum von Verachtung zu Bewunderung reichten, so schwieg das Publikum in Erwartung der Worte der Akademieleitung.

Werte Kollegen, Schüler und Angestellte der Akademie. Heute vor einem halben Jahr war der schlimmste Tag den diese Akademie seit ihrer Erbauung je erlebt hat. Am Ende des letzten Semesters, am Tages des Festes zum Gleichgewicht, hat es einen Angriff gegeben bei dem jeder der hier Anwesenden Mitschüler, Kollegen, Freunde und Familienmitglieder verloren hat. Ein unvorstellbarer Feind hat uns angegriffen, uns an unserem heiligsten Tag zutiefst verletzt und uns, die Dämonenjäger von Schattenwall, besiegt und vertrieben. Uns wurde eine Wunde zugefügt die uns töten sollte, die uns vom Antlitz der Welt fegen sollte, doch was sehe ich hier? Ich sehe traurige Gesichter, die mit der Vergangenheit ringen und zögernd in die Zukunft blicken.

Sie ließ hochmütig einen abfälligen Blick über die teilweise tief betroffenen Gesichter schweifen und wartete einen kurzen Augenblick um ihre Worte sacken zu lassen

Doch ich sehe keine Leichen, ich sehe keinen Tod. Ich sehe Schüler und Magister mit einer Zukunft! Die Dämonenjäger von Schattenwall!
Das letzte halbe Jahr war eine Zeit voller Zweifel und Ungewissheit. Ein Pfad den nicht jeder mit uns gehen konnte und es werden auch sicherlich noch weitere, faule und schwache Früchte früher oder später von diesem Baum abfallen. Doch jene, die den Mut in ihren Herzen tragen werden jene überdauern und wir können gemeinsam auf eine starke Zukunft unserer Akademie schauen.

Sie wartete wieder einen Augenblick ab, bevor sie sich sammelte und ein wohlwollendes Lächeln aufsetzte und mit kräftiger Stimme fortfuhr:
Für euch, die ihr heute hier versammelt seid, hat sich das Warten gelohnt. Wir, die Akademieleitung Eurer Akademie, die Akademie der ihr die treue geschworen habt und die ihr die letzten Monate mitgetragen habt, lässt nun den Zweifel und die Trauer hinter sich. Heute ist der Tag, ab dem die Nacht wieder länger als der Tag sein wird. Und ab heute werden wir wieder bereit sein, wenn finstere Mächte die Welt aus dem Gleichgewicht zu heben drohen!
Hiermit verkünde ich, dass die Akademie zu Schattenwall offiziell wieder ihren regulären Betrieb aufnimmt!
Gemäß der Tradition feiern wir heute den Tag des Gleichgewichts! Der gewohnte Lehrbetrieb wird daraufhin wie üblich in drei Wochen beginnen. Eine erste Änderung werde ich jedoch nun verkünden. Kraft meines Amtes wird die Komponente Natur ab Heute in Körper umbenannt. Prägt euch dies bis zur Aufnahme des Lehrbetriebes gründlich ein und passt eure Unterlagen dementsprechend an.
Des weiteren entsende ich hiermit jeden Dämonenjäger, diese Kunde in den Ländern des ehemaligen Engoniens zu verbreiten! Dazu wird es Sonderzahlungen für jede Neurekrutierung in den kommenden drei Wochen geben.
Ausgenommen hiervon sind alle Dämonenjäger mit besonderen Kenntnissen in der Forschung mit Artefakten. Für diese habe ich einige Spezialaufträge, die sie direkt von mir erhalten werden.

Sie machte eine kurze, entlassende Handbewegung mit ihrem flammenbestickten Ärmel
Und nun, feiert! Feiert den Tag des Gleichgewichts. Der Tag an dem wir zum Gleichgewicht zurück gekehrt sind!

Macht geschöpft aus Weisheit. Im Gleichgewicht besiegelt. Dem Schutz der Welt zu dienen!


Die Menge wiederholte den Leitsatz der Akademie.

In einigen Augen, wenn auch nicht in allen, funkelte eine aufkeimende Saat der Hoffnung.


Lass mich, ich kann das!
Entweder dein Charakter stirbt als Held, oder lebt lange genug um NSC zu werden.
Kein-Haar-Mann!

Offline Noxius Armatura

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Antw:23. September, 268.J. Schattenwall im Himmelsgebirge
« Antwort #1 am: 19. Sep 18, 14:44 »
Flammbart hatte der Rede der Akademieleitung scheinbar eher beiläufig gelauscht. Als sie die Änderung in der Benennung der Differenz "Natur" zu "Körper" erwähnte, horchte er kurz auf, zog sein Notizbuch und machte sich einen kurzen Eintrag. Die Anwesenden, die neben oder hinter ihm waren, konnten ggf. den schnellen Blick auf die zwei Stichpunkte erhaschen
1. Eigene Unterlagen überarbeiten (Natur => Körper)
2. Unterlagen der Schüler prüfen.

Er behielt das Buch vorerst draußen, offenbar in Erwartung falls weitere Änderungen kommen würden, schlug das Buch nach dem Vortrag zu, steckte es in seine Manteltaschen des weiten, schwarzen Mantels und erhob sich. Er überlegte, ob er sich einfach davonmachen sollte. Schließlich war die Transmutation keine Artefaktmagie an sich. Dann fiel sein Blick auf sein immer noch zu überarbeitendes Artefakt auf seiner Brust. Flammbart verfluchte sich selbst, er hatte sich fest vorgenommen diese unhandliche Monstrosität los zu werden und hatte es bis jetzt noch nicht geschafft. Er zog sein Notizbuch erneut hervor und ergänzte punkt 3
3. Artefakt nachbauen und den Klotz entsorgen.
Wie eine amüsierte Stimme, die nur er in seinem Kopf hören konnte fragte er sich ob er langsam alt wurde.
Er rollte die Augen und stapfte auf Karona zu, um sich entweder für ihre neuesten Pläne einspannen zu lassen oder die Entwarnung zu erhalten, dass seine Expertise nicht benötigt würde...

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Balthasar suchte durch Karonas Rede hindurch immer die Zweideutigkeit, die er an ihr fürchten gelernt hatte. Sie war sicherlich wahnsinnig aber das machte sie nur noch gefährlicher. Er hatte die Abneigung gegen sie nie ablegen können, ihr nicht verziehen, dass sie ihn wie einen minderwertigen behandelte. Im Gegensatz zu vielen anderen funkelte keine Hoffnung in seinen Augen. Er schaute links und rechts zu den Studienkollegen, den Schülern die Karona wie Schafe zur Schlachtbank folgten und fragte sich, wann sie erneut eine Spitze gegen ihn bringen würde. Als Karona die Artefaktkundigen erwähnte fühlte er, wie sich etwas wie ein eisiger Panzer um sein Herz schloss. War es Angst, die er spürte? War es Hass? Er war sich nicht sicher. Jedoch war ihm absolut klar, dass er offensichtlich einer von denen war, die mit dieser Ansage gemeint waren.
Über seine Grübelei hinweg hätte er beinahe die Ansage zum Mantra der Schattenwall überhört. Schnell stieg er mit in den Chorus aus Stimmen ein.
Macht geschöpft aus Weisheit. Im Gleichgewicht besiegelt. Dem Schutz der Welt zu dienen!
Karonas Ansage hatte ihm die Lust aufs Feiern gründlich verdorben. Er überlegte, ob es auffallen würde, wenn er sich einfach davon machen würde. Schließlich hatte Karona nicht gesagt, dass sie ihn SOFORT sprechen wollte.
Balthasar versuchte sich daher unauffällig aus dem Saal zu stehlen.