Die Gebiete in Caldrien > Das Caldrische Imperium

Burg Goldbach (Frühling 269 n.J.)

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Lilac:
Der Frühling hatte endlich in Goldbach Einzug gehalten.
Überall spross das Grün - Hecken zeigten zarte Blätter, die ersten Bäume standen schon in voller Blüte. Das Wetter war an manchen Tagen fast sommerlich schön - auch wenn es des Nachts oft noch ziemlich kalt wurde.

Julienne jedoch hatte seit einigen Tagen keinen Blick für den Frühling. Die Sorge um den Falken Ares bestimmten ihre Tage. Der Vogel zeigte sich apathisch, fraß kaum und saß oft zitternd und mit aufgeplustertem Gefieder auf seinem Sitzblock.
Selbst der alte, in den Ruhestand gegangene Falkner hatte keine Idee, was dem Terzel fehlte. Sie hatten ihn auf alle bekannten Krankheiten, die einen Greifvogel befallen konnten, behandelt und eine nach der anderen ausgeschlossen.

Irgendjemand hatte angedeutet, die Erkrankung des Vogels sei unnatürlichen Ursprungs - Gerüchte machten die Runde...

Julienne wollte nichts auf dieses Geschwätz geben. Sie hoffte auf eine weltliche Ursache - denn nur so würden sie Ares retten können.
Sie gab sich alle Mühe, den Falken zum kröpfen zu bewegen. Einen Tag alte, tote Küken wurden von ihr der Federn entledigt, damit der Vogel keine Kraft bei der Verdauung der unnötigen Bestandteile verbrauchte. Doch Ares rupfte eher lustlos an den nackten Küken herum - kröpfte höchstens eines. Taubenbrust, Kaninchenfleisch... egal, was man ihm vor den Schnabel hielt - zumeist drehte er nur seinen schönen Kopf weg.
Bald war der stolze Falke nur noch ein Schatten seiner selbst. Viel zu leicht im Gewicht und somit gänzlich außerstande zu fliegen oder gar zu beizen.

Nachts ließen sie ihn nun in den Räumlichkeiten des Falkners schlafen, damit die nächtliche Kälte ihm nicht noch zusätzliche Kraft rauben konnte. Tagsüber setzten sie ihn unter Alamars Strahlen, in der Hoffnung, die Wärme täte ihm gut.

Doch es half alles nichts. Ares baute zusehends ab.

Schließlich war selbst Julienne bereit, an eine unnatürliche Ursache zu glauben. Sie betete selbstverständlich zu Lavinia, aber auch zu Alamar und nicht zuletzt zu Naduria, dass der Vogel wieder genesen möge.

Lilac:
Es war später Nachmittag.
Philippe "la Patte" Boulanger, der Falkner, hockte neben Julienne und die beiden versuchten behutsam, Ares zu atzen. Doch wieder einmal verweigerte der Vogel fast vollständig das angebotene Futter. Er zupfte ein paar mal lustlos an dem hingehaltetenen Kaninchenfleisch und drehte dann müde den Kopf weg. Julienne griff in ihre Falknertasche und förderte ein weiteres, federloses Küken hervor und versuchte, den Falken dazu zu "überreden", es zu kröpfen.

Philippe seufzte tief.
"Es 'at keinön Sinn, Julienne. Wenn das so weiter ge't, wird Ares sterbön. Wir werdön Madame bescheid gebön müssön."
Betrübt schüttelte der Mann den Kopf.

In Juliennes Augen standen Tränen. Sie hatte das Tier in Zarorien entgegen nehmen dürfen und es zusammen mit Nesrine und Eponine nach Goldbach gebracht.


"la Patte" stand stöhnend auf und ging los, um sich frisch zu machen. Er hatte Vogelkot am Knie und Eidotter auf dem Wams - so wollte er nicht zu Madame gehen...

Einige Zeit später sah man den Falkner mit vor Sorgen verdüstertem Gesicht über den Hof in Richtung Haupthaus gehen...

Francois:
Im Bereich der Waffenkammer, Schreibstube und Vorratskammern wurde es unterdies sehr geschäftig. Teile der Garde würden in Kürze die Burg verlassen und Chevalier de Bressieux ins Feld begleiten. Madame spielte mit dem Gedanken, sich aus politischen Gründen ebenfalls ins Feld zu begeben. Da dies alles natürlich mit etwas Aufwand verbunden war, hielten die Vorbereitungen einige Leute in Atem.
Edouard hatte sich erneut etwas eingefangen und fiel somit aus, sowohl was die Organisation als auch die persönliche Anwesenheit betraf.
Auch Mademoiselle de la Rivierre war unpässlich, und so musste auch im Bereich der Femmes de Chambres umdisponiert werden.
Im Anschluss an diese Unternehmung stand die diesjährige  Grenzwacht an, an welcher Madame selbstverständlich ebenfalls teilnehmen würde.

Lilac:
Fleur war gerade mit einem Korb Wäsche unterwegs, als sie im Gang vor den Gemächern der Baronin auf Philippe traf.
"Bon jour, Meistär Boulanger.", grüßte sie höflich mit einem Kopfnicken.

Der Falkner nickte ebenso höflich zurück.
"Befindet sisch Madame in i'rön Räumlischkeitön?", fragte er die Wäsche- und Leibmagd.

"Dort war sie jedenfalls eben noch...", antwortete Fleur und lächelte.
"Soll isch Eusch ankündigön?"

"la patte" machte ein zustimmendes, brummendes Geräusch. Dann fiel ihm offenbar ein, dass es vonnöten war, sich vernünftig auszudrücken:
"Oui, das wärö se'r nett von dir."

Also drehte sich Fleur auf dem Absatz um und wuselte voran. Sie klopfte an die Türe der Kemenate...


Unterdessen wälzte Julienne in dem Ausbildungsbuch, dass sie vom Baron Alfred DuMont erhalten hatte. Sie war dabei, es zu kopieren und zu ergänzen, jedoch war sie mit der Abschreiberei noch nicht zu den Krankheiten vorgedrungen und so schaute sie im Original, was dort zu finden war...

Doch außer den Heilpflanzen, die sie dort niedergeschrieben fand (und die sie alle schon ausprobiert hatten), gab ihr das Werk keine Hilfestellung...

Verzweifelt blätterte sie über die Zauber, die mit Greifvögeln zu tun hatten, doch auch dort fand sie keine Hinweise...

So langsam aber sicher vermutete sie wirklich eine nicht-weltliche Ursache...

Lorainne:
Mathilde unterdrückte den Würgereiz und Löffelte tapfer die Suppe und wich dabei dem blick ihres Mannes aus. Er hatte gedroht, sie über das Knie zu legen, wenn sie nicht endlich etwas aß, aber allein der Gedanke an essen drehte ihr den Magen um. Seit 2 Tagen ging es ihr richtig beschissen. Ihrer ältesten ging es nicht viel besser, so dass sie ihr nicht zu Hand gehen konnte  Mademoiselle de la Follye forderte ebenfalls viel Aufmerksamkeit, da sie sich mitten in der trotzphase befand. Wenigstens ging es ihr wieder gut, die Tage, in denen sie fiebert und alles vollkotzte und - kackte waren vorbei und das Kind erfreute sich wieder bester Gesundheit. Anders als Mathilde.
Guy unterstütze sie nach Kräften, wenn er nicht wache schob.
" die Krankheiten, die die Kinder uns mitbringen, sind nur dazu da, um uns zu quälen und uns zu beweisen, wie schwach wir eigentlich sind. Die Götter wollen mich so wohl Demut lehren, ich habe sie in letzter Zeit wohl zu sehr vernachlässigt."
Sie seufzte und sorgenfalten zieren ihre Stirn.
" Was, wenn ich nicht rechtzeitig gesund werde und der maitre mich nicht mitnimmt? "
Erschöpft lehnte sie sich zurück. Immerhin hatte sie die Suppe noch nicht erbrechen. Ein Fortschritt.

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