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In der Nacht vom Schwarzen Mond 6 - das Lager

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Akela:
OT: Hier ist jeder, der Lust hat, zum Schreiben eingeladen. ;)


Nachdem alles geklärt und der Chronist wieder wohin auch immer verschwunden war, verabschiedete sich Sasha von der kleinen Runde im Lager des Hauses Feuerklinge, um sie in Ruhe zu lassen und um die Neuigkeiten denen die schon darauf warteten weiterzutragen.

Als die das Zelt verließ drehte Havald sich zu ihr um und blickte sie finster an. Sasha seufzte. Der Bronnaq-Priester hatte natürlich alles mitbekommen, was in dem Zelt passiert war und ihr war klar, dass er über den Umstand ihrer geopferten Erinnerung nicht sonderlich erfreut war. Um es nett auszudrücken.
Sie reichte ihm einen kleinen Zettel, den sie in der Hand gehalten hatte.
“Erzähl’s mir nicht.”
Sie hatte die Erinnerung auf diesen Zettel notiert, bevor sie sie in das Buch des Chronisten eingetragen hatte. Sie wusste nicht ob das wichtig werden könnte, aber Havald sollte wissen worum es ging.
Der stutzte kurz, nahm dann den Zettel, faltete ihn auseinander und las die wenigen Zeilen aufmerksam durch. Dann schaute er wieder zu ihr auf und nickte leicht, sein Blick war weicher geworden.
Mit einer kurzen Bewegung warf er das Papier in die neben dem Zelt stehende Feuerschale, wo es sogleich anfing zu brennen.

Jetzt wo alle Anspannung langsam von ihr wich, kroch ihr die Kälte der Nacht in die Knochen. Und die Schmerzen der immer noch nicht verheilten Wunden kamen zurück.
“Du solltest Mina gleich nochmal auf deine Wunden schauen lassen…”
“Ja…ich weiß…”
Nachdem Havalds Körpersprache ihr sagte, dass er sie nicht an Ort und Stelle verprügeln würde, seufzte sie noch einmal und lehnte sich mit der Stirn an seine Schulter.
Der Priester legte einen Arm um sie und kraulte ihr eine Zeit lang den Nacken, ließ sie zur Ruhe kommen. Dann packte er sie an den Schultern und richtete sie auf, damit er ihr in die Augen schauen konnte.
“Met?”
Sasha schmunzelte und nickte zustimmend: “Met.”

Auf dem Weg über den Lagerplatz schaute Sasha sich verstohlen um, doch Vanion war nirgends zu sehen. Gut so…sie war sich nicht sicher, ob es so gut wäre, ihm jetzt über den Weg zu laufen.

“Du redest völligen Schwachsinn Vanion!”
“Halt die Fresse, halt endlich die Fresse!”
“Du solltest die Fresse halten!”

Auf diese Art waren sie noch nie aneinander geraten. Aber Sasha hatte ihn auch noch nie so erlebt.
Er hatte die Abhängigkeit zu seinem Grafen über die Loyalität zu seinem Freund gestellt…über das Leben seines Freundes.
Er war bereit gewesen, Gorix zu töten, nur weil er Sorge hatte vor den politischen Folgen.
Die Wolfselfe wusste nicht, wie sie damit umgehen sollte.
Die ganze Situation. Gorix am Boden, nachdem er sich mehrfach versucht hatte, die Adern aufzuschlitzen, Vanion und Arius, die auf sie eindrangen und bereit waren, den Tod von Gorix in Kauf zu nehmen.
Das Schluchzen von Svenja…
Wäre Ysander nicht auch dort gewesen und hätte Havald die Szenerie nicht einfach an einem gewissen Punkt beendet, indem er Gorix ins Zelt brachte, auf seine typische tiefenentspannte Art keinen Widerspruch duldend...
Sie wusste nicht, wie der Abend geendet hätte.

Als sie das Zelt betrat, dass die Lager von Mina und Balerian …und die Hexen-Loonsch von Mina… beherbergte, schlug ihr direkt die Wärme und die Gemütlichkeit, die dort herrschten, entgegen. Für einen kurzen Augenblick schloss sie die Augen und atmete tief die ihr so bekannten Gerüche ein.
Als sie sie wieder öffnete, wurde ihr klar, dass sie alle Anwesenden erwartungsvoll anschauten.
Natürlich, sie waren alle gespannt was sie in Erfahrung hatte bringen können.
In kurzen Worten war alles erzählt, allgemeines Gelächter und Aufatmen machte sich breit.

Havald, der den Met aus ihrem Zelt geholt hatte, schob sie weiter ins Zelt hinein, als er es betrat.
“Steh mal nicht immer im Weg herum.”

Sie ließen sich zwischen dem bunt zusammengewürfelten Haufen auf den Kissen nieder, die fast den ganzen Boden des Zeltes bedeckten. Die Wolfselfe versuchte vergeblich eine Stellung zu finden, in der ihr nicht alles weh tat und gab es nach kurzer Zeit mit einem frustrierten Seufzen einfach auf.
Havald öffnete die erste Flasche Met und ließ sie herumgehen.

Vanion:
Vanion hatte das Zelt verlassen, nachdem er das Buch des Chronisten nicht beschrieben hatte. Die Blicke der anderen waren überrascht gewesen, angesichts der Tatsache, dass sie alle völlig erschöpft waren, teilweise noch von den Kämpfen des Tages verletzt und mental völlig am Ende, hatte er es nicht mehr ausgehalten.

Die kalte Nachtluft tat ihm gut. Sein Blick glitt wie von selbst in Richtung des Feuers der Lodrier, doch von dort flackerte kein Funken mehr herüber. Sie ruhten gewiss alle, allein Hermann würde wahrscheinlich auf Posten stehen.

Iriann ...

Für sie hatte er die Erinnerung an Savaric aufgegeben. Was bedeutete das für ihn? Es ist nicht länger Schuld, die mich antreibt, hatte er gesagt. Doch was war es dann? Es waren seine Ideale. Seine Eide. Plötzlich kam ihm eine wohlklingende Stimme in den Sinn. Die Stimme der Geschichtenerzählerin, wie sie anhob zu sprechen. Ihre Worte hallten in seinem Schädel wider. Es war die Geschichte von Simon de Bourvis und Jacques de Molet, an die er sich erinnerte, und an die bittere Stunde, in der sie beide ihren Eiden treu blieben.

Vanion Bachlauf aus Roquefort hätte seinen alten Freund Gorix Feuerklinge erschlagen, hätte Szivar wahrlich die Hand auf dessen Seele gelegt. Wie die Sturmrufer, die von Damian, von Lorainne, von Simon, von allen, die dort waren, erschlagen worden waren, so hätte er nicht gezögert, Gorix' Leben zu beenden. Denn das hatte der Eid, den er dem Grafen von Voranenburg geschworen hatte, von ihm gefordert.

Und nun saß Vanion alleine in der Dunkelheit.

Anders:
Auf leisen Sohlen betrat die Kenderin erneut das Lager. Dieses mal waren ihre Arme voll von kleinen Zweigen und Stöcken die sie in der Umgebung gesammelt hatte. Minas kleiner Ofen brauchte dringend nach Schub, aber sie und alle anderen waren so müde, dass Anders sich schnell aufgemacht hatte um Feuerholz zu besorgen.
Sie wusste noch immer nicht genau was passiert war... aber es war gut, dass sie ihrem Traum hinterher gelaufen war. Zumindest glaubte sie das noch. Als sie vor kurzem angekommen war, waren alle viel zu durcheinander gewesen um ihr ein Ankommen zu ermöglichen. Sasha war außer sich, Vanion schickte sie weg, Balerian hatte sie nicht gefunden und Ysander sah so gestresst aus, dass sie sich ernsthaft Sorgen machte. Deshalb war sie einfach bei Mina gestrandet, nachdem sie fast gegen dieses riesige schwarze Ding gelaufen war, dass alles Licht zu schlucken schien. Sie hatte herum gefragt und war schließlich bei ihr gelandet. Sie war so tief traurig gewesen, dass sie einfach dort geblieben war. Irgendwie hatte sie es geschafft sie ein wenig zu trösten.
Sie hatten ein bisschen geredet... und jetzt, jetzt war sie eben Feuerholz sammeln gewesen. Mina war schon ins Zelt gegangen und sie durfte auch heute dort schlafen. Während sie so auf das Zelt zusteuerte, entdeckte sie eine Gestallt im Schatten einer Tanne. Kurz kniff sie die Augen zusammen, aber den weißen Schwan hätte sie überall erkannt.
Kurz ging ihr Blick zu dem Zelt, dann wieder zu ihrem Freund der einsam unter seinem Baum saß. Mit einem lautlosen Seufzen, drehte sie ab und stiefelte auf den Baum zu wo Vanion saß und ließ sich wortlos neben ihm nieder... Wie sie es schon so oft getan hatte, damals im Forête d'Artoux.

Vanion:
Das Schweigen hielt eine ganze Weile an. Vanion genoss Anders' Anwesenheit. Es war wie früher, als sie im Forêt d'Artroux vor den Häschern seines Onkels Schutz gesucht hatten. So oft waren sie durch das Unterholz gebrochen, als er noch kein Ritter gewesen war. So einfach und lebendig hatte sich alles angefühlt. Einfach? Nein. Einfach ist es nie gewesen.

Schon damals hatte Vanion sich schwierigen Entscheidungen stellen müssen. Wie lange hatte er herausgezögert, sich zwischen seinem Eid und seiner Familie zu entscheiden? Gewiss zwei Jahre hatte er gezögert, bis es dann hart auf hart gekommen war. Jener Abend vor vier Jahren war der schwärzeste, an den er sich erinnern konnte. Das Gefühl, Lorainne im Stich zu lassen, hatte ihn unruhig werden lassen, hatte in seinem Herz gepocht, bis er dann zurückgekehrt war - um die nächste schlimme Tat zu vollbringen.

Und aus dieser Vergangenheit war ein Ritter geschmiedet worden.

Dieser Ritter seufzte irgendwann und legte stumm den Arm und die Kenderin, die sich neben ihn gesetzt hatte.

"Manche Dinge ändern sich nie."

Anders:
"Anscheinend. Warum sitzt du jetzt schon wieder in einer dunklen Ecke? Du bist immer noch verletzt und es ist nass und kalt! Du wirst dir den Tod holen uns irgendwann sind auch meine Fähigkeiten begrenzt, weißt du das?"
Die Kenderin drehte dem Ritter das Gesicht zu und betrachtete ihn eingehend.
"Außerdem bist du müde. Du gehörst ins Bett!"

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