Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp

270 n.J., in Voranenburg

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Vanion:
Es gab einfach nichts Neues. Seit Vanion aus Melekahrt zurückgekehrt war, schien eine Ruhe über dem Land zu liegen, die ihresgleichen suchte. Seit Jahren war es nicht mehr so still gewesen. Keine Armeen, keine Untoten, keine Höllenfeuer und - keine Tanzbälle! Seit Pfauengrund gefallen war und wieder unter der Herrschaft des Grafen stand, waren Vergeltungsschläge des Hanekamper rar geworden. Auch die Inquisition ließ nichts verlauten.

Es war seltsam, dass das alljährliche Grenzfest nicht begangen wurde. Aber wer wollte es den Leuten verübeln, bei den Geschichten, die man hörte? Also schliff der Herr Ritter sein Schwert, während der Graf plante. Er vertrieb sich die Zeit mit Leibesübungen und Lyrik, doch auch, wenn der Krieg nun ruhte, ließ er ihn nicht los. Berichte kamen aus Pfauengrund. Die Dinge gediehen dort, Befestigungsanlagen wurden verstärkt und das Volk schien sich ohne einen Aufstand seinem neuen Herrscher anzudienen. Im Frühjahr hatte es einige ehrgeizige Krieger gegeben, die ihre Treue zur ehemaligen Baronin unter Beweis stellen wollten, doch sie wurden in einem kurzen, harten Scharmützel aufgerieben. Das hatte ausgereicht, um Pfauengrund endgültig zu befrieden.

Dann waren die Blumen aufgetaucht. Man hörte aus verschiedenen Teilen des Landes von ihnen: Violette Blüten, die einen seltsamen Geruch verströmten. Man munkelte, wer ihnen zu nahe kam, wurde verrückt. Wurden sie nicht gleich mit Stumpf und Stiel ausgerottet, vermehrten sie sich wie Unkraut. Es schien eine stillschweigende Übereinkunft zwischen Voranenburg und Hanekamp zu geben, das Schlachtfeld nicht zu betreten, fürchteten doch beide um das geistige Wohl ihrer Gardisten und Ritter und Krieger.

So stand Vanion eines Tages im Sommer auf der Stadtmauer, die die Voranenburg umgab, und sah einmal mehr in die Ferne. Dort, im Norden, lag Donnerheim, die prächtige Stadt, in der die Imperatorin Loenna regierte. Irgendwo noch weiter im Norden musste der alte Ritter Simon de Bourvis sein, der seit Lorainnes Tod zurückgezogen auf seinem Gut lebte und nicht mehr viel von sich hören ließ. Ob Anders wohl grade durch den Forêt d'Artroux streifte? Er fragte sich, wie es der Kenderin ging. Dann lächelte er, als er an ein buntes Stück Papier dachte, dass er von einer Anders nicht unähnlichen Person erhalten hatte. Endlich wanderte sein Blick in die Richtung, in welcher er die Falkenwacht wusste. Sein Herz pochte unweigerlich schneller, als er an Iriann dachte. Sie vermisste er am meisten.

Schließlich drehte er sich um und ließ seinen Blick in die Stadt selbst gleiten. Die Häuser, die die Voranenburg umgaben, waren sauber und stabil gebaut. Man sah den Bauten an, dass sie eben nicht im Krieg versehrt worden waren. Grün-goldene Banner wehten und in den Gassen herrschte geschäftiges Treiben. Karren, gezogen von Männern oder Pferden, Gardisten, die wachsam umher schritten - wären es nicht mehr Menschen als sonst gewesen, hätte man meinen können, es sei ein ganz normaler Tag. Aber das war es nicht. Als der Hanekamper den Krieg erklärt hatte, waren einige seiner Vasallen vom Land in die Stadt gekommen, hatten nach Schutz gesucht. Einige von ihnen waren nun, da in Monaten nichts geschehen war, wieder zur Scholle zurückgekehrt.

Endlich stieg Vanion von der Stadtmauer herab.

Iriann:
So verpasst er gerade den Blick auf eine Gruppe von einer handvoll Leuten die sich über die Straße nähert. Noch sind wohl von der Mauer aus keine Details zu erkennen, wohl aber das viel Blau getragen wird...

Iriann reitet voran und mustert die Mauern vor sich. Ein paar wenige Teile Engoniens hatte die Ritterin ja schon bereist aber noch war sie auf keiner engonischen Feste zu Gast gewesen. Auf dem Weg zum Fest der Grenzen nur immer mal wieder eine aus der Ferne vorbei ziehen sehen.
Nun nähert sich ihre kleine Gruppe dem Stadttor und unwillkürlich muss sie lächeln. Als es ihr auffällt wird sie sich der Freude bewusst die sie empfindet, die Vorfreude darauf Vanion endlich wieder zu sehen. Ob er wohl ihr Nahen spürte? Vielleicht war er aber auch gerade Anderweitig unterwegs und nicht in der Burg? Vielleicht hätte sie lieber einen Brief schreiben sollen. Aber dann wäre die Überraschung hin gewesen... ein kurzes seufzen... jetzt war es ohnehin zu spät für solche Überlegungen. Wenn es so sein sollte würde sie ihm auch hinterher reisen.

Kurz dreht sie sich zu Eleonora um "mhmm mir ist gerade eingefallen das es sein könnte das er ja gar nicht da ist... aber auf jeden Fall weiß man hier, wo er ist. Also vergebens wird es nicht sein." Und wieder lächelt sie, jetzt allerdings eher um die Peinlichkeit diese Kleinigkeit nicht bedacht zu haben, zu überspielen.
"Nunja, so oder so haben wir es jetzt gleich geschafft..." und tatsächlich ist das Tor nur noch wenige Augenblicke entfernt

Eleonora:
Eleonora rückt sich im Sattel zu recht. Die erste Reise seit langem. Sie freut sich mal aus dem Altag der Gilde heraus zu kommen.

Als Iriann zu ihr spricht muss sie unweigerlich Grinsen. Theatralisch seufzt sie "Hach, ich hoffe doch das er da ist, so unruhig wie du bist." sie kicherd leise und schelmisch.

Dann reckt sie den Kopf ob sie schon etwas am Tor erkennen kann. 

Berengar von Thurstein:
Nachdem die  "Flamme der Vorsehung", die "Schwur der Treue", die "Gericht der Verdammten" sowie die "Licht der Morgenröte" die Truppen und den Tross, alles Kriegsmaterial, die Karren und Zugtiere an ihren Bestimmungsort gebracht hatten, ging die Flotte auf Kurs um in einer großen Kreisbewegung schließlich zurück zu kehren, und die abgelöste Besatzung des einstigen Behelfs-Lazarettes aufzunehmen, und Segel gen Heimat zu setzen. Berengar hatte lediglich einen Boten nach Voranenburg gesandt, um zu berichten, dass er sich wie vereinbart in der Nähe der Front mit dem Herzog von Hanekamp eingraben würde, um seinen Kriegsdienst aufzunehmen.

Und so war es geschehen. Die Späher der Staatstruppen und Scharfschützen vom Hakenwall hatten einen geeigneten Ort gefunden, und die Sappeure des Grafen von Quellengrund hatten den Ort binnen weniger Tage in eine Festung aus Erdwällen, Spitzgräben, Befestigungen und tief in einen Hügel gegrabener Unterkünfte verwandelt. Über dem Ganzen flatterten die Banner des weißen Wolfes auf schwarz und blau im Wind, und kündeten von der Präsenz des Reiches auf dem ehemaligen engonischen Reichsgebiet. Es hatte nicht lange gedauert, bis die Bewohner des Landstriches wussten, wer dort in beinahe schon anmaßend zu nennender Nähe zum Frontverlauf seine Präsenz kenntlich machte.

Nun standen Bewaffnete auf dem Posten, Späher durchstreiften die Gegend, Karren fuhren über Land um in den Ortschaften gegen fremde aber schwere Münzen Güter einzukaufen, und Heiler gingen von Ort zu Ort um zu sehen, ob die Bevölkerung ihrer Dienste bedurfte, bis die Waffen wieder sprechen würden. Doch nachdem sich dieser Krieg in ein Lauern gewandelt hatte, blieben die Waffengänge aus, und die Fremden blieben an jenem Ort, ohne ihrer ursprünglichen Bestimmung nachkommen zu können.

Also ließ Berengar die Bewaffneten exerzieren, die Schützen und Späher auf ihren Posten das Land überblicken, die Alchemisten ihre Kunst üben, und wartete ab. Seite um Seite füllte er das Kriegstagebuch mit den banalsten Informationen, schrieb und empfing Briefe und wartete auf ein Zeichen, dass der Stillstand dem Lärm der Schlacht weichen würde.

Er hatte gelernt zu warten, wie ein Bär in seiner Höhle, der den ersten Sonnenschein am Ende des Winters herbei sehnt, und so brach schließlich jener Tag an, an dem sich Sir Iriann von der Falkenwacht anschickte, Chevalier Vanion Bachlauf aus Roquefort in Voranenburg einen Besuch abzustatten...

Vanion:
Das Tor stand offen, doch war es schwer bewacht. Gardisten in Grün und Gold standen davor, und ihr Hauptmann erfragte höflich die Namen der Neuankömmlinge. Als es hieß, man käme aus Lodrien, wirkte der Hauptmann kurz überrascht, doch sofort hatte er seine Gesichtszüge wieder im Griff. Er bat die Gäste herein, und nachdem sie unter dem hohen Torbogen hindurchgeritten waren, stellte er ihnen einen Gardisten zur Seite, der sie durch die Stadt und hoch zur Burg bringen sollte. Nach einem kurzen Ritt durch die belebten Gassen der Stadt, wo es einige neugierige Blicke gab, die der Ritterin und ihren Begleitern zugeworfen wurden, kamen sie durch ein zweites Tor, hinein in den Innenhof der eigentlichen Voranenburg, die auf einem Hügel oberhalb der Stadt thronte. Dort hieß man sie, abzusitzen, und während Stallburschen ihre Pferde versorgten, kam ihnen Vanion freudestrahlend entgegen.

Er hielt sich tapfer zurück; seine Begrüßung wirkte etwas steif - doch er schloss Iriann in die Arme und begrüßte auch Hermann und Eleonora.
"Was für eine schöne Überraschung! Ich hätte nicht gedacht, euch alle nach wenigen Monaten wiederzusehen." Sein Blick ruhte auf Iriann und verriet nur allzu deutlich, über wen er sich am meisten freute. "Was bringt euch zurück nach Engonien?"

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