Die Gebiete in Caldrien > Das Herzogtum Hanekamp

270 n.J., in Voranenburg

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Vanion:
Vanions Stirn hatte sich in Falten gelegt, als der Chevalier den Ruf nach dem Heiler gehört hatte; doch schien Berengar selbst unverletzt. Er überließ den ersten Gruß seiner geliebten Iriann und sah sich einmal mehr im Unterstand um. Die Effizienz, die hier herrschte, beeindruckte ihn stärker, als er es wahrhaben wollte. So ging es ihm auch, wenn er Valkensteiner Truppen gesehen hatte. Er schloss, dass es in Lichttal ein stehendes Heer geben musste. Männer und Frauen, die stets kampfbereit waren, Soldaten eben, wie er sie auch aus Lodrien kannte. Der Chevalier hatte für diese Leute, die Kämpfen zu ihrem Beruf gemacht hatten, nicht viel übrig. Ihnen fehlte die Ritterehre im Leib, die dafür sorgte, dass sie sich nicht dem Schlachten und dem Plündern und dem Brandschatzen hingaben. Natürlich vertraute Vanion auf seinen Lichttaler Ritterbruder, und doch blieb ein Rest einer Abneigung übrig.

Gardisten waren eine Sache, aber ein so professionell aufgebautes Heer - einmal mehr kam ihm seine schöne Heimat arg klein vor. Fast provinziell. Dabei bräuchte es genau solche Streiter, um Engonien unter der Imperatorin zu einen. Er erschrak innerlich über den harten Gedanken, der ihm unwillkürlich gekommen war. Er sollte es besser wissen, wusste er doch genug über die freien Andarraner und ihre Kämpfe gegen die Valkensteiner um das Land von Port Reichsfeld, das die Imperatorin den fremden Soldaten zugesprochen hatte. Und doch sehnte er sich schon seit langem nach einem Engonien, das endlich wieder unter einem legitimen Kaiser vereint wäre. Wie es zu Jeldriks Zeiten gewesen war, als Friede geherrscht hatte. Über Jeldrik hatten allein die Götter gestanden, und so sollte es doch auch wieder sein. Seit Jahren sah er zu, wie das Land schwelte, wie machthungrige Herrscher von ihren Hügeln brüllten und sich Könige schimpften. Was war sein Kampf gegen den Hanekamper anderes als ein weiterer Streit gegen einen Ursurpator?

Vanion wusste genau, dass der Anspruch der Imperatorin auf den Kaiserthron zu schwach gewesen war, um Hanekamp und Middenfelz zu Lehnseiden zu zwingen. Das Land war kriegsmüde gewesen, so war der Friede überhaupt erst gekommen. Doch nun schwelte es seit zwei, drei, vier Jahren, und Kelos und der Hanekamper und wie sie alle hießen, sie alle waren Feinde eines geeinten, friedlichen Reiches.

Etwas verwirrt schrak er aus seinen Gedanken auf und versuchte, dem Gespräch zwischen Berengar und Eleonora weiter zu folgen.

Eleonora:
Als Iriann sie weiter vorstellt zeiht Eleonora kneift kurz die Augen zusammen.
An Berengar gerichtet: "Nun ich muss zugeben das ist das erste Lazarett das ich besuche das so fest angelegt ist. Beeindruckend ist es auf jeden Fall. Ich würde mich daher sehr feuen wenn der Herr Magister-Aphotekarius zeit fände um mir alles zu zeigen." die neugierde und vorfreude steht ihr ins Gesicht geschrieben. Sie fügt hinzu:"Natürlich nur wenn es keine Umstände macht."

Berengar von Thurstein:
Berengar wollte grad etwas erwidern, als Fähnrich Spälzer den Unterstand betrat. Der Mann grüßte knapp und militärisch. "Herr von Thurstein-Köhlersruh, die Patrouille zur Nacht ist zum ausrücken bereit, und der Hufschmied lässt Euch melden, dass Bandobras sich lediglich ein Eisen los getreten hat. In einer Woche denkt er schon gar nicht mehr daran und wird wieder seinen Dienst verrichten können." Berengar sah den Fähnrich kurz an, entgegnete einen knappen Dank und entließ den Mann.

Die beiden Maskierten kamen zu der Gesellschaft hinzu, der Schlanke mit der Flammenmaske reichte Berengar die Depeche und sagte in einem erstaunlich ruhigen, geschmeidigen Tonfall "Wir sehen uns das hier mal genauer an, und gehen hinter der Position der herzöglichen Truppen ein wenig auf die Pirsch. In sieben Tagen sind wir zurück." Aus der Nähe konnte man an seinem Hals, den vormals gewiss spitz zulaufenden Ohren und der Kieferlinie, und ebenso auf den Händen deutliche, jedoch sehr gut verheilte Brandnarben erkennen.

"Tut das, Ezekiel. Ich bin auf Euren Bericht gespannt." Die beiden verabschiedeten sich mit einem knappen Nicken in die Runde und waren im nächsten Augenblick auch schon draußen. "So... Ich denke, das war es nun erst einmal mit Unterbrechungen. Magister-Apothekarius Gelt wird sich freuen, Euch alles zu zeigen. Und nun, essen wir."

Die Burschen warteten der Gesellschaft auf, und nachdem alle mehr oder weniger schweigend das Mahl genossen hatten, lehnte Berengar sich zurück und sah jeden seiner Gäste aufmerksam an. "Nun erzählt doch mal. Wie ist es euch nach der Schutzhütte im Winter ergangen? Vanion habe ich zu meinem Wiegenfest ja noch gesehen, aber nachdem die Grenzwacht abgesagt werden musste..."

Vanion:
"Ich müsste lügen, würde ich sagen, dass es viel zu berichten gibt. Diese violetten Blüten haben den Krieg zum Erliegen gebracht. Ein versteckter Segen, so scheint es, kann man ihnen doch gut begegnen - und ein offener Fluch, denn ihre Wurzeln greifen tief und ihre Samen fliegen weit. Der Hanekamper und wir spielen ein Spiel: Weht der Wind in unsre Richtung, zünden sie die Felder an; weht er in ihre, dann brennen wir die Blüten ab. Aber es ist müßig. Ich hörte, dass der Hanekamper den Ahrnwall wieder befestigt. Vor einigen Jahren, im Pilgerzug, war es nicht mehr als Erdwall, der die Grenze zu Tangara geschützt hat - doch nun wird er aufgeschüttet, wo es nötig ist, bis hinunter nach Barebury, und wir hören von Palisaden und anderem. Wir wissen nicht, was den Herzog dazu bewegt hat - Tangara wird gewiss nicht eingreifen in unseren Krieg. Aber genug davon. Wie du siehst, hat Sir Iriann es sich nicht nehmen lassen, nach Engonien zu reisen. Ein freudiger Anlass, gewiss der freudigste der letzten Monate."

Berengar von Thurstein:
"Ihr alle seid mir ein freudiger Anlass. Es tut gut, Freunde zu begrüßen, wenn man sich sonst eher mit ernsten Angelegenheiten und schlimmen Vorzeichen umgibt. Den unverhofften frieden in der Heimat haben wir hinter uns gelassen, als der Herzog zu den Waffen rief, um Voranenburg zur Seite zu stehen, und nun ist es eben, wie es ist." Kurz sah er jene an, die nicht zu ihrer kleinen Runde gehörten, und schickte sie mit einer Handbewegung hinaus. Dann drehte sich das Gespräch eine kleine Weile lang um dies und das, was ihnen gerade so in den Sinn kam, bis es für Berengar Zeit wurde, den abendlichen Appell abzunehmen.

"Ich habe sie in die Fremde geführt, also haben sie wohl ein Recht darauf, dass ich sie allmorgendlich und allabendlich in Augenschein nehme." Mit diesen Worten erhob er sich und lud sie ein, ihm zu folgen. Im Innenhof des Lagers waren alle angehörigen des Lagers angetreten, die gerade nicht auf Patrouille oder Wache waren. Quellengrunder, Staatstruppen und die Truppen vom Hakenwall, der Tross, die Heiler und Feldscherer standen jeweils bei ihren Feldzeichen, den Blick auf ihren Kommandanten gerichtet. Haptmann Trutzschliff bellte einen Befehl, und das Lager nahm wie ein einzelner Körper Haltung an.

Berengar trat zu dem Hauptmann, grüßte ihn ebenfalls, und ließ sich Meldung machen. Dann wand er sich an seine Leute. "Bald nun sind es 100 Tage, die wir hier auf Posten stehen und bereit sind, zu vergelten, was unserer Heimat in hoher Not an Gutem erwiesen wurde. Wie lange wir hier sein werden, vermag ich auch heute nicht zu sagen. Doch wird das Warten ein Ende finden, und wir werden unseren Beitrag leisten. Die Krone, das Reich, und Eure Familien können stolz auch euch sein. Ich für mein Teil bin es schon jetzt." Sein Blick streifte jeden einzelnen der Angetretenen. "Heute Abend begrüßen wir gemeinsam einen Streiter des Grafen von Voranenburg und seine Begleitung aus Lodrien. Ich stelle mit Genugtuung fest, dass wir uns nicht werden nachsagen lassen müssen, Lichttal stünde nicht zu seinem Wort, oder auf seinem Posten. Chevalier Vanion Bachlauf, Sir Iriann von der Falkenwacht, "hier wand er den Angesprochenen den Kopf zu, "Neu-Weltenend grüßt Euch. OHNE FURCHT!"

"VORAN!!!" Bei der gebrüllten Antwort schlugen sich die Gerüsteten mit der Faust vor die Brust. Dann legte sich Stille auf das Lager. Berengar ließ die Situation kurz auf die Gäste wirken, dann nickte er Hauptmann Trutzschliff zu, und beendete somit seinen Antritt. Der Abend war mild und die Sonne bereits im Untergehen begriffen, doch noch war es hell genug draußen, um auf den Wall zu steigen, und den Blick über das Umland schweifen zu lassen. "Eure Unterkünfte sind bald bereit und ihr werdet euch ausruhen können." Sein Blick reichte bis an den Horizont. "Ich werde den Tag feiern, an dem all dies hier wieder unter einer einzigen Blutlinie legitimer Herrschaft vereint ist."

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