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Der Städtebund von Tangara => Brega => Thema gestartet von: Vanion am 29. Okt 13, 12:41

Titel: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 29. Okt 13, 12:41
Langsam schritt Vanion durch die doch noch recht warme Herbstsonne. Die Straßen und Gassen Bregas, wo immer sie nicht gepflastert waren, waren glitschig und klebrig von Schlamm und Matsch. Die letzten Tage waren voller Regen gewesen, und Vanion genoss die letzten noch langen, sonnigen Tage des Herbstes. Bald würde der Winter kommen, die Tage noch kürzer, noch dunkler, noch kälter werden.

Fast sehnsüchtig dachte er daran, dass sein Vater wohl jetzt grade fluchend die Ernte einfuhr (oder eher schon eingefahren hatte..), seine Mutter gutes, festes Brot backte und seine Schwestern vermutlich im Matsch spielten. Auch an jemand anderen dachte er, jemand, der auch bei seinen Eltern lebte.

Die Schritte des jungen Knappen waren ziellos, in den letzten Wochen hatte er Brega kennen und fast schon lieben gelernt. Die Stadt wirkte frisch und jung, überall war Hektik, immer war irgendwo ein Hämmern oder Sägen zu hören. Hier ein neues Haus, dort das Abräumen der Überreste der alten Alchemiegilde, da wurde eine Mauer hochgezogen - Brega pulsierte geradezu vor Leben. Allein die Gerüche der Stadt; mal roch es nach altem, nassen, verbrannten Holz, dann nach seltsamen Chemikalien, dann wieder ein Duft wie von einer frisch geschnittenen Wiese! Der Schweiß der Bauleute vermischte sich mit dem leckeren Geruch eines Gewürzstandes vom Markt, die Parfums einiger weniger Frauen, die kichernd vor einem Goldschmiedsladen standen, wehten an Vanion vorbei.

Der junge Mann jedoch hatte nicht viel getan. Seine Übungen hatte er vernachlässigt, es hatte ihn mitgenommen, ständig auf's neue diese Geschichten von Lorainnes Tod erzählen zu müssen. In die Gesichter seiner Freunde zu sehen und genau zu wissen, dass er sie verletzen würde, wurmte ihn. Das hatten sie nicht verdient, doch hatte er eine Wahl gehabt? Wohl kaum.

Doch nun scheuchte Vanion diese Gedanken beiseite. Er hatte bei einem Krämer eine kleine Holzpuppe erstanden, deren Beine und Arme durch einen starken Faden verbunden waren und sich so bewegen ließen. Diese stellte er, als er im kleinen Bregaholz, wo er sich ein Zimmer genommen hatte, wieder angekommen war, auf seinen Nachtisch. Dann zündete er ein kleine, dicke Kerze an. Seine Gedanken schweiften zu Marie, und er betete für sie, wo immer sie nun war. Schließlich blies er die Kerze aus und legte sich auf sein Bett, nicht ohne einen Blick auf die Holzpuppe zu werfen:

Alles Gute zum Geburtstag.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 30. Okt 13, 13:51
Ein paar Tage später saß Vanion abends wieder im Bregaholz. Mäßig interessiert sah er von seinem Krug auf, als ein paar Bregaraner eine Prügelei anfangen. Der dicke Wachmann, den er schon länger kannte, griff ein und trieb den Pulk wieder auseinander. Schmunzelnd hob Vanion den Krug und prostete ihm zu.

Der Abend schritt weiter fort, und Vanion nutzte die Zeit, um sich ein wenig abzulenken. Der Knappe hatte eine einfache Tunika angezogen, eine bequeme braune Wollhose und nichts als ein Messer und seine Geldkatze am Gürtel. Obwohl ihn einige Leute gesehen hatten, als er mit 'alle den hohen Herren' im Bregaholz während des Knollenfestes getrunken hatte, war er nicht allzu besorgt, für wichtig gehalten zu werden. Eher im Gegenteil.

Je später es wurde, desto weiter brannte das Feuer herunter. Der Wachmann machte eine letzte Runde, dann half er dem Schankmädel dabei, ein paar schwere Bottiche rauszutragen. Vanion nutzte die Gelegenheit und stand auf. Sein Ziel waren ein paar zwielichtig aussehende Männer, die in einer Ecke des Bregaholzes saßen und sich leise unterhielten. Als diese aufsahen, änderte Vanion wie zufällig seine Richtung und setzte sich an den leeren Tisch neben ihnen. Auf ihre misstrauischen Blicke reagierte er nicht, vielmehr legte er die Füße auf den Tisch. Nun konnte jeder sehen, dass die Zehen durch das trockene, fleckige Leder herausragten.

Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Schimmi am 30. Okt 13, 19:57
irgendwann später betritt Ferdi Weidenfels das Bregaholz. Freundlich grüßt er die anwesenden Gäste. Schüttelt hier und da ein paar Hände, ein paar aufmunternde Worte dort und immer mal die Frage nach dem Befinden der Familie oder des Geschäfts. Auch sowas gehört zu den Pflichten eines Bürgermeisters. Nicht das ihm diese Dinge lästig wären, sie machen sogar Spass und lenken ab vom geschäftigen Treiben des Tages.

Bei seinem Rundgang durch das Bregaholz kommt Ferdi natürlich auch am Tisch vorbei wo Vanion sitzt. Erstaunt schaut er auf. "Vanion, Du hier? Was treibt Dich nach Brega? Gehts Dir gut?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 30. Okt 13, 20:10
Ach, der Weidenfels.. hmpf. Vanion freute sich zwar, Ferdi zu sehen, war aber trotzdem nicht erfreut über die Störung. Er ließ sich aber nichts anmerken.

"Abend, Ferdi!
Seit Simon -" Vanion sprach den Namen bewusst nicht caldrisch, sondern wirklich als 'Siehmonn' aus -"abgereist ist, fehlt mir die Beschäftigung." Der Knappe nickte mit dem Kopf leicht in Richtung des anderen Tisches, um Ferdis Aufmerksamkeit auf die Gestalten dort zu lenken. Etwas lauter fuhr er fort: "Du kennst nicht jemanden in Brega, der ein gutes Schwert für gutes Geld benötigt?"

Er hoffte, dass Ferdi schnell genug war um zu verstehen, was Vanion vorhatte. Aber wie gut ist er informiert, was Simons und meine Pläne bezüglich Roquefort angeht?! Zweifel überkamen den jungen Mann.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Schimmi am 31. Okt 13, 18:35
Ferdi überlegte kurz... "Die Stadtwache zahlt gut... und gute Leute können sie immer brauchen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Nov 13, 13:28
"Das ist mir ein wenig zu ortsgebunden, lieber Ferdi. Ich wollte doch schon immer in der Welt herumkommen, nicht in einer Stadt - auch wenn sie so schön wie Brega ist - versauern." Vanion zwinkerte mit einem Lächeln. "Nein, ich meine eher ein sicheres Auskommen, wo viel Geld einfach verdient wird." Der Knappe hoffte, dass er nicht übertrieb - Ferdi sollte mitbekommen haben, dass er nach wie vor in Simons Diensten stand. Wenn nicht, würden wieder Gerüchte die Runde machen, das würde schrecklich werden.
"Naja, lass uns das Thema wechseln." Der Knappe hob den Krug und prostete Ferdi zu. "Wie geht der Wiederaufbau voran? Ich sehe immer noch viele, viele Baustellen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Schimmi am 06. Nov 13, 13:37
"Zum Wohle". Auch Ferdi prostete Vanion zu. "Der Wiederaufbau ist fast abgeschlossen. Wir bauen derzeit noch den Hafen auf. Der wird größer und schöner als vorher. Die anderen Baustellen sind zum Teil schon wieder Vergrößerungen und Erneuerungen der Wiederaufbauten. Im Augenblick geht es der Stadt richtig gut."

Ferdi nahm sich einen Hocker und setzte sich zu dem Knappen. "Simon ist bereits abgereist und Du bist noch hier? Braucht er Dich im Augenblick nicht, oder hast Du hier etwas spezielles vor? Brauchst Du vielleicht Hilfe?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Nov 13, 13:53
"Tja, was soll ich sagen." Vanion senkte die Stimme. "Ich genieße die freie Zeit, hm? Es mag schlimm klingen, aber seit Lorainnes Tod.. ist nicht mehr soviel zu tun. Simon versucht herauszufinden, wem wir den Kopf abschlagen müssen, um Lorainne zu rächen." Vanion lachte bitter, dann sah er Ferdi eindringlich an. "Ich versuche dasselbe. Jede Hilfe ist dabei willkommen. Gehen wir vielleicht an die frische Luft? Ich glaub, ich möchte ein wenig schmauchen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Schimmi am 06. Nov 13, 14:36
Ferdi zieht die Augenbrauen hoch, steht dann wortlos auf und begibt sich in Richtung Ausgang.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 08. Nov 13, 14:38
Etwas müde ging Vanion Ferdi hinterher. Draußen angekommen, steckte er sich einen Glimmstengel an und paffte ein paar Züge, bevor er zu sprechen begann:
"Ferdi, du hast mitbekommen, was mit Lorainne geschehen ist." Als Ferdi zustimmend nickte, fuhr Vanion fort:
"Lass mich etwas weiter ausholen. An dem Abend, als wir sie fanden, hatte sich uns ein Führer durch den Forêt d'Artroux, der Wald oben in Caldrien, angeschlossen. Roquefort, Lorainnes Angetrauter, habe ihn geschickt, uns die Stellen im Wald zu zeigen, an denen laut Gerüchten schlimme Dinge geschehen würden. Er führte uns eine Zeitlang geschickt und sicher durch den Wald, doch zuletzt führte er uns in einen Hinterhalt. Er selbst hatte plötzlich ein Messer in der Hand und stach es jemandem in den Rücken. Doch wir konnten uns wehren und überlebten, und fanden schließlich einen Stück Papier. Es war kaum zu erkennen, was darauf stand, denn der verfluchte Regen hatte die Tinte verwischen lassen. Aber wir erkannten, dass es sich um eine Nachricht handelte. Man sollte uns töten, die Leichen verscharren. Unterschrieben war das Ganze mit 'R.'. Natürlich ist das kein Beweis! Es ist sogar fast schon zu offensichtlich! Aber wir können es uns nicht leisten, einen der wenigen Anhaltspunkte, die wir haben, außer Acht zu lassen."

Vanion nahm einen letzten, tiefen Zug, dann warf er den Stengel zu Boden und trag ihn mit seinen kaputten, löchrigen Stiefeln aus.
Ein leises Zischen erklang, als sich das dünne Papier mit Wasser vollsog, das vom Dach des Bregaholzes herabtropfte. Eine kurze Stille endstand, in der nur das Plätschern des Regens zu hören war. Der Knappe sah sich um, niemand außer Ferdi und ihm war zu sehen.

"Die Idee dahinter ist die Folgende: Söldner sollten uns töten. Diese Söldner werden bezahlt. Es waren nicht wenige, es waren viele. Also ist viel Geld im Spiel. Irgendwo muss dieses Geld herkommen. Irgendjemand muss diese Söldner anwerben. Ich selbst habe mich als Söldner verdingt, bevor ich mich dem Pilgerzug anschloss - ich kenne noch einige wenige Freunde, die jemanden kennen, und so weiter. Du ahnst, wo das hinführt, denke ich."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 12. Nov 13, 12:22
Im Plätschern des Regens fielen die leisen, leichten Schritte der kleinen Gestallt kaum auf die sich durch den aufgeweichten Boden einen Weg zur Tarverne bahnte.
Der braune Umhang ist schwer und etwas vollgesogen von dem Wasser, was darauf schließen lässt, dass der Besitzer wohl längere Zeit im Regen unterwegs war. Ein fröhlich gepfiffenes Lied kam über die Lippen der kleinen unscheinbaren Gestallt die ein kleines Grinsen zierte.
Leicht hob Anders den Kopf und strich sich die nassen Haare zurück in denen ihre Federn hängen. Ja hier war sie richtig. Zwar hatte es zum Knollenfest nicht geregnet, aber die Gegend erkannte sie wieder. Wie gut das sie sich nicht so schnell verlief.
Verschmitzt funkelten die Augen unter dem Rand der Kapuze hervor als sie den Weg zur Tarverne einschlug. Sie weiß, dass sie dort vorzügliches Essen und einen Schlafplatz finden wird, war sie doch schon zweimal hier.
Im Näherkommen erkannte sie zwei Gestallten vor der Tür.
Kurz blickt die junge Frau überrascht auf. Sie war kaum größer als Kind von etwa 12 Jahren, nicht besonders stark und auch kämpfen konnte sie nicht. Auch wenn es praktisch wäre es zu können. Das sollte sie auf jedenfalls ändern.
Schluterzuckend beschloss sie, dass sie im Zweifelsfall immer noch laufen konnte. Aber man würde ihr schon nichts tun. Grinsen richtete sie ihren Blick gen Himmel und ließ kurz den Regen darauf prasseln ehe sie ihre fröhliche Melodie wieder aufnahm. Dann stapfte sie zielstrebig auf die Tavernentür zu.
Irgendwie kam ihr eine der Gestallten bekannt vor.

Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Schimmi am 12. Nov 13, 12:56
Ferdi nickte und wirkte bedrückt bei den Worten Vanions. "Ja ja, traurige Geschichte das Ganze. Ich bin ja auch lange Monate mit Lorainne und Simon gereist. Also in letzter Zeit hat hier niemand auffällig Söldner angeworben. Aber ich bekomme auch nicht alles mit, was in den Gassen und Tavernen passiert. Ich wüsste hier in Brega auch niemanden, der solch einen Hass auf Lorainne haben könnte." Ferdi überlegt kurz und schüttelte dann den Kopf. "Nein... er kann es nicht sein. Dazu ist selbst ER nicht fähig." sagte er mehr zu sich selber als zu Vanion. Als er die junge Frau sieht, schweigt er und macht ihr Platz damit sie die Taverne betreten könne.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 13, 13:05
Vanion wartete kurz, bis das Mädchen vorüber war. Der Regen lief ihm in die Augen, und er wunderte sich, wen Ferdi meinen könnte.
"Er? Wer ist 'Er'?" Der Knappe fluchte, als er einen Schritt auf Ferdi zugehen wollte, sein kaputter Stiefel aber im kalten Matsch einsank. Eiskaltes Wasser sickerte hinein. 
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 12. Nov 13, 13:25
Als Anders an den beide vorbei ging kann sie einen kurzen Blick auf ihre Gesichter erhaschen. Moment war das nicht...
Auf einem halben Spitzen ihr hörte sie gerade noch die passende Stimme zu ihren Gedanken.
Zweifels ohne. Der Hauptmann, wie sie ihn gerne seit dem Forêt d'Artroux nannte. Das Vanion eigentlich Knappe war, spielte für sie da keine Rolle. Wichtig war nur, dass er sie gut an den Klubkisten vorbei geführt hatte.
Ihr Grinsen wurde noch breiter und sie wirbelte herum. Dabei rutscht ihr die Kapuze so tief ins Gesicht, dass sie für einen kurzen Moment genickst mehr sieht. Energisch schob sie sie nun ganz zurück um den jungen Mann genauer zu betrachten. Ja, kein Zweifel.
"Hauptmann?!"
Sie freute sich wirklich ihn wieder zu sehen. Er schien einer der wenigen zu sein, der nicht gleich die Nase gerümpft hatte, als er erfahren hatte das er eine junge Kenderin unter seinen Gefolgsleuten hatte. Auch konnte sie ihn ab und zu wunderbar aufziehen und er hatte ihr viel erklärt, über dieses Land welches sie nun regelmäßiger besuchte.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 13, 16:36
Erst Ferdi, jetzt Anders! Kann man denn nicht mal in Ruhe dumme Ideen haben?! Vanion hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, nur noch selten auszusprechen, was er dachte. Diesmal jedoch setzte er ganz bewusst einen Gesichtsausdruck auf, der nicht grade wohlmeinend aussah - bis ihm einfiel, dass Anders von Anfang bis Ende bei den Geschehnissen um Lorainne dabei gewesen war.

"Ferdi, darf ich dir diese junge Dame vorstellen? Ihr Name ist.. lautet Anders, sie kommt nicht von hier."

Nach der Vorstellung stellte Vanion fest, dass der Moment vorüber war. Anders mochte vertrauenswürdig sein, aber sie plapperte ein wenig zu viel, um sicher sein zu können. Kurzerhand schützte er also das miese Wetter vor und ging wieder Richtung Tür. Er hoffte, dass Anders grade nicht zuhörte (zumindest sah sie nicht in seine Richtung), also flüsterte er Ferdi zu: "Lass mich bloß wissen, was du eben meintest! Es ist wichtig!". Dann griff er wieder nach seinem Krug, den er auf der Theke hatte stehen lassen (war er nicht leerer als vorher?) und nahm einen tiefen Schluck.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 12. Nov 13, 17:34
Das er sie nicht begrüßte, beleidigte Anders schon etwas. Kurz überlegte sie ob sie irgendetwas falsch gemacht haben könnte. Aber ihr fiel nichts ein, von daher schüttelte sie den Gedanken wieder ab.
Immerhin stellte er sie dem anderen vor und sie strahlte ihn an.
"Hallo.", grinste sie und wedelte mit der Hand zum Gruß.
Vanion wannte sich zum gehen und murmelte noch etwas zu dem anderen Mann den sie auch von irgendwoher zu kennen glaubte, aber sicher war sie sich nicht und verschwand wieder in der Taverne.
Anders bließ die Wangen auf und ließ die Luft mit einem beleidigten zischen entweichen. Er schien heute ähnlich schlechte Laune wie Yorik zu haben.
Was ihm wohl wieder im Kopf rumgeisterte? Irgendwie hatte sie das Gefühl, das alle ständig mit irgendwelchen schweren Gedanken herumliefen, die sie so langsam und handlungsunfähig machten, dass sie komplett still zu stehen schienen.
Sorge war Anders nicht fremd, ganz im Gegenteil, allerdings verstand sie nicht wie man am düsteren brüten, hegen und pflegen von Sorgen gefallen finden konnte, obwohl man gerade gar nichts zu tun hatte.
Wahrscheinlich hingen seine Sachen wieder mit Lorainne zusammen. Kurz schweiften die Gedanken der Kenderin zu jeder Frau zurück die sie gesucht und gefunden hatten, aber nicht hatten retten können. Zumindest nicht alles von.
ihr. Sie selbst hatte bisher kaum ein Wort zu irgendwem verloren über die Geschehnisse im Forêt d'Artroux, zum einen da kaum einer wusste das sie dort gewesen war und zum anderen weil man um schweigen gebeten hatte um die arme Seelenlose und ihre Freundin zu schützen.
Bei dem Gedanken an Ranias leeren Blick der sie getroffen hatte, als sie neben der Frau kniete um sie zu versorgen schauderte die Kenderin.
Sie betrat auf die wohlige wärme der Taverne und streifte die Kapuze nun ganz ab. Sie konnte es kaum erwarten den Mantel los zu werden.
Auch ein Grund warum sie nicht über die Ereignisse sprach war, dass die meisten Leute mit denen sie zutun hatte ebenfalls dabei gewesen waren und alle wussten was passiert war. Von daher bestand keine Notwendigkeit die Geschehnisse zu wiederholen, zumal alle immer sofort beinahe depressiv wurden wenn man von ihnen sprach.

Die Taverne war ziemlich gut besucht, aber kaum einer schenkte der jungen Kenderin viel Beachtung als sie sich nun einen Weg durch die große Leute Welt bahnte. Geschickt wand sie sich zwischen den anderen Leibern hindurch bis zur Theke. Dabei vernahm sie von überall das verheißungsvolle Wispern der Dinge die sie umgaben.
Viele gesunde Dinge, die plapperten, kicherten und sich Geschichten von ihren Besitzern zuraunten. Aber auch hier und da war ein klägliches wimmern zu vernehmen, welches ihr im Herzen weh tat. Selbst tote gab es hier. Über die Ereignisse die zu dem Tod dieser Seelen geführt hatte wollte sie nicht nachdenken. Tote Gegenstände hatten wirklich keinerlei Wert.
Kurz überlegte sie ob sie sich der anderen, der wimmernden und flehenden Gegenstände annehmen sollte, verschob das ganze aber auf später und hoffte sie würden ihr verzeihen.
Vorerst kam sie an der Theke an und sah sich nach dem Besitzer der Taverne um, um nach einem Schlafplatz zu fragen. Vanion war auch dort.
"Hab ich dich geärgert? Oder hängst du wieder dunklen Träumen nach?", fragte sie und entledigte sich endlich ihres schweren nassen Umhangs. Viel besser.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 12. Nov 13, 19:46
"Dunkle Träume? Du scherzt." Der Abend versprach wohl doch noch, lustig zu werden. "Du hast mich nicht geärgert." Misstrauisch blickte Vanion sich um. Ob Boniface sich noch irgendwo hier befand? Der kleine Mann hatte ein wenig unter Vanion leiden müssen, aber das würde ihm nicht ganz schlecht bekommen. Dann warf er einen Blick in die Ecke, wo immer noch die Leute, neben denen er eben gesessen hatte, die Köpfe zusammensteckten. Heute Abend würde er wohl kaum noch mit denen ins Gespräch kommen, so sehr er das auch wollte. Er sah an sich herab. Die ausgeblichene, rissige braune Hose, die aufgebrochenen, nun verschlammten Stiefel mit den Löchern, dazu die lange Lederweste mit dem alten, schmutzigen Hemd und nicht zuletzt das scharfe, kurze Schwert, das er offen am Gürtel trug. Auch seinen Bart hatte er nicht länger gepflegt, kurz gesagt, er sah aus wie ein Landstreicher, dem keine Aufgabe zu schade war - der aus irgendeinem Grund aber sehr darauf achtete, sein Schwert keinen Rost ansetzen zu lassen. Er fragte sich, ob er nicht zu offensichtlich vorgegangen war. Dann schüttelte er die Gedanken ab.

"Was treibt dich her? Ich dachte, du wärst schon wieder sonst wo unterwegs auf der Suche nach deinem - was auch immer." Er zwinkerte.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 12. Nov 13, 19:58
"Nein tue ich garnicht!", protestierte Anders und lehnte sich an die Theke. Sie machte sich wenn, ein bisschen Sorgen. Wer zu viel nachdachte bekam Falten, zumindest hatte man das ihr gesagt. Selbst ausprobiert hatte sie es noch nicht, aber wenn sie sich so manchen alten Menschen ansah musste diese Leute in ihrem Leben sehr, sehr, seeeeeehr viel nachgedacht haben. Wahrscheinlich waren sie deshalb auch so griesgrämig. Hatten vor denken vergessen zu Leben.
Ob man durch denken das Atmen vergessen konnte?
Konnte man sich tot überlegen?
Interessanter Gedanke.
Sie bemerkte wie Vanions Blick an sich hinab glitt und musterte ihn nun ihrer seits. Er sah verwahrloster aus als sie ihn in Erinnerung hatte. War das Absicht? Vielleicht sollte sie mal ein paar neue Sachen für ihn finden.
Ob er sie annehmen würde? Oder wie Boniface unter den nächsten Tisch springen, wenn sie ihm was schenken wollte.

Auf seine Frage hin hob sie wieder den Blick. Eine Feder war in ihr Sichtfeld gefallen und sie pustete sie zurück an Ort und Stelle. "Mich? Nichts besonderes. Im Moment vor allem ein Schlafplatz. Ich bin zwar Wetterfest aber weder Frosch noch Eule, von daher ziehe ich heute lieber einen trockenen Schlafplatz vor. Und auf der Suche bin ich doch immer, das weiß du doch. Vor ein paar Tagen dachte ich wirklich ich hätte eine gute Spur gefunden, aber ich hab mich geirrt. War alles falsch."
Sie seufzt und lächelt dann. "Und sonst wo treibe ich mich auch nicht herum. Im Moment wandere ich halt vor allem zwischen Engonien und Vahrym herum."
Sie kicherte. "Viel Wald zum durchforsten, auch wenn es langsam kalt wird."
Kurz schweifen ihre Gedanken ab. Das Wandern wird im Winter ein Problem werden. Sie sollte überlegen ob sie sich irgendwo ein Winterquatier aussuchen sollte.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 12. Nov 13, 20:48
Die Tavernentür öffnete sich. Ein junger Mann trat herein. Er war in rot und blau gekleidet, während ein grüner wollener Mantel ihn vor dem Wetter schützte. Der Mantel hing locker und nach vorne heraus, stand der Griff eines in diesem Lande unüblichen Schwertes.
Mit einem offensichtlich geübten Blick, begann der Mann den Raum mit Blicken abzusuchen. Dabei begann er in den dunkleren Ecken und lies ihn erst später zur Theke schweifen, während er die Tür schloss um zu verschleiern, dass er den Raum absuchte.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 14. Nov 13, 20:14
Als er sich Vanion auf ein paar Schritte genähert hatte, sprach er ihn direkt an. "Vanion!"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 15. Nov 13, 12:41
Vanion, der grade angehoben hatte, Anders eine ausführliche Antwort zu geben, stutze kurz. Dann begrüßte er Wassilij herzlich und packte ihn am Unterarm. Wenn Gorix das sehen würde.. Der Knappe erinnerte sich an das Gespräch mit Gorix und Balerian, das zwei Tische weiter stattgefunden hatte. Wieder verdüsterten sich seine Gedanken.

Nichtsdestotrotz zog er Anders, die grade nach einem Metallöffel auf der Theke gegriffen hatte, unauffällig davon weg und stellte sie vor. "Ich weiß, ihr kennt euch. Aber einmam muss man doch höflich sein, nicht wahr? Sonst vergessen wir noch alle unsere Umgangsformen. Und die unterscheiden uns von all diesen Barbaren!" Nun grinste er.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 15. Nov 13, 12:58
Als Wassilij die Taverne betreten hatte, hatte Anders das nur am Rande mitbekommen. Nun aber als er sich zu ihnen gesellte schnellten ihre Augen über den Mann. Er war groß, größer als sie, aber das hieß nichts, hager und wirkte irgendwie... teilnahmslos? Ja so konnte man das wahrscheinlich nennen. Er trug wieder die weiten Gewänder die sie so merkwürdig fand. 
Während Vanion den Mann begrüßte wurde ihre Aufmerksamkeit von einem blinkenden Löffel in Anspruch genommen, dessen Stimme hektisch auf sie einflüsterte. Genaueres konnte sie nicht verstehen von daher beugte sie sich näher.
Es ging wohl um einen Freund der Hilfe brauchte? Drei Tisch...
Vanion packte sie und zog sie von ihm weg. Sie war einen entschuldigenden Blick über die Schulter und sah dann zu dem großen Mann auf der nun vor ihr stand.
Ja in der Tat sie kannte ihn, hatte ihn schon oft gesehen. Aber er schien immer mehr Schatten als Anwesender zu sein. Eine Fähigkeit die sie an ihm bewunderte. Sie fragte sich ob er ihr die beibringen würde. Sie selbst konnte auch wenn sie es wollte in einer Menschenmenge oder der Umgebung untertauchen, aber nicht so perfekt wie er.
Als Vanion geendet hatte musterte sie ihn nochmal mit einem für sie untypisch scharfen Blick.
"Ja. Ich erinnere mich an dich. Ich hab dich schon oft gesehen. Du bist der den ich schon immer was fragen wollte, aber alle sagen ich soll dir diese Frage nicht stellen, weil du mir dann wahrscheinlich weh tun würdest.", sagte sie leicht nachdenklich, grinste dann aber wieder. "Nicht das mich das abhalten würde, aber schön deine Bekanntschaft zu machen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 15. Nov 13, 18:00
Wassilij lächelte, ein wenig abwesend. "Schön Euch hier zu sehen!", seine Worte wirkten wie eine Floskel, obwohl er es ernst meinte.  Er deutete eine ernstgemeinte Verbeugung vor Anders an. "Ich freue mich auch über Eure Bekanntschaft. Welche frage habt ihr? Ich versichere euch, dass ich Euch kein Leid deswegen zufügen werde, aber die antwort, verspreche ich nicht!"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 15. Nov 13, 18:14
Das er sich vor ihr verbeugte, wenn auch nur angedeutet irritierte den Kender etwas. Sowas kannte sie sonst nicht.
Zumal sie dem Mann vor sich zutraute zu wissen was sie war auch wenn sie es ja nicht so offen zur schau stellt. Die meisten die erkannten was sie war, sahen sie mindestens schief von der Seite an wenn sie nicht sofort nach einem Kenderschänder riefen.
Zum Glück machte es ihr nichts aus.
Als Wassilij ihr nochmal bestätigte was sie eh schon vermutet hatte ließ sie ein helles Lachen hören, wobei sich ein grinsen auf ihrem Gesicht ausbreitete.
"Wusste ich doch das du nicht so böse bist wie andere meinen.", kicherte sie und unterdrückte einen Freudigen Hüpfer.
"Eigentlich sind es mittlerweile zwei Fragen, aber die dringlichste zuerst. Wieso trägst du ein Kleid?" Die Frage war vollkommen ernst gemeint und so war auch ihr Blick, ernst aber auch interessiert etwas neues zu erfahren und voller überschwänglicher Neugier.
So war sie immer. Direkt und ehrlich.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 15. Nov 13, 18:26
Wassilij, prustete kurz vor Lachen. Hätte er gerade einen Schluck getrunken, so wäre sowohl Anders, als auch Vanion mit dem Getränk bespritzt gewesen.

"Das Ist kein Kleid," sagte er mit einem Lächeln, "dies ist eine sehr weite Hose." Er stellte die Beine ein gutes stück auseinander, um es ihr zu zeigen. "Dann eine Klappenjacke und darüber einfach nur eine lange, rote Weste. Der Rest ich ja selbst erklärend..."

Belustigt, warf er einen Blick zu Vanion. Doch in diesem blick lag weder Häme, noch sonst eine Arglist gegenüber Anders.

"Und die zweite Frage?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 15. Nov 13, 18:41
Auch Anders kicherte los als Wassilij ihr ihre Frage beantwortet. Also doch kein Kleid, sah wohl wirklich nur so aus. Wäre auch etwas komisch gewesen wenn ein Mann freiwillig ein Kleid angezogen hätte. Gut jeder war anders, sie war schließlich das beste Beispiel dafür aber trotzdem.
Natürlich war es auch in gewisser Sicht schade so konnte sie nicht mit ihm darüber scherzen aber gut. Er schien wirklich sehr nett zu sein.
Irgendwie mochte sie ihn auf Anhieb.
Als er allerdings auf die zweite Frage zu sprechen kann hörte sie auf zu Kichern und stellte sich ein Stück gerader hin um ihm in die Augen sehen zu können. Das mit Augenhöhe konnte sie natürlich vergessen, aber sie wollte immerhin das man sie ernst nahm.
"Ich hab dich ab und zu beobachtet wenn ich dich gesehen habe und ich finde deine Fähigkeit unauffällig zu bleiben echt beeindruckt. Ich hab auch gelernt mich zu verstecken oder in Menschenmengen unterzutauchen, aber so gut wie du bin ich noch lange nicht und ich wollte fragen ob du mir da vielleicht da was bei bringen kannst. Vielleicht auch im Schleichen oder ähnlichem."
Sie blickte ihn nochmals an und fuhr dann fort. "Das ist wichtig für mich, da ich nicht kämpfen kann. Ich lerne zwar hier und da durch beobachten etwas dazu, aber wirklich wehren kann ich mich nicht und von daher muss ich schnell laufen können und zur Not auch verschwinden können. Und du bist in meinen Augen ein Meister der bewussten Unauffälligkeit."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 15. Nov 13, 19:08
Wassilij runzelte die Stirn. Bin ich das noch? Fragte er sich selbst. Er kratzte sich am Kinn. Eine düstere Erinnerung schlich sich in seine Gedanken, sein Blick verfinsterte sich. Doch scließlich schüttelte er gedankenvoll den Kopf und verscheuchte die Erinnerung an ein gewisses Jahr.

"Anders, um die Wahrheit zu sagen, Ich weiß es nicht. Das habe ich schon lange gekonnt und mir wurde beigebracht, mich darin zu verbessern. Ich weiß nicht, ob ich das jemanden lehren kann. Und zur Zeit habe ich andere Dinge zu regeln. Vielleicht in ein paar Monden. Ich habe mich auch noch nicht entschieden, wenigstens für eine Weile Kassos Angebot anzunehmen und an seiner Kriegerakademie zu unterrichten. Doch vorher muss ich noch ein paar Dinge in die Wege leiten und hinter mich bringen. Deswegen, breche ich in wenigen Tagen auf und reise nach Fanada."

Mit einem Blick zu Vanion fügte er hinzu: "Oder ich kehre für eine Weile nach Tailon Orikos zurück!"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 15. Nov 13, 19:17
An seinem Gesicht konnte die Kenderin ablesen, dass sie wohl einen empfindlichen Nerv getroffen hatte. Was ihm dabei wohl durch den Kopf ging.
Als er ihr dann seine Antwort gab nickte sie.
"Ist gut. Versteh ich. Dann frage ich in ein paar Monden nochmal nach wenn ich darf. Hab ja nicht vor sobald abzudanken."
Sie grinste und spielte an einem der Zöpfchen in ihrem Haar herum.
Jedes stand für einen Guten Grund am Leben zu beleiben. Jedes für einen Teil aus ihrer Vergangenheit.
"Trotzdem danke das du mich angehört hast. Nicht jeder nimmt sich die Zeit dafür." Sie lächelte den großen Mann herzlich an.  Dann drehte sie sich wieder zu Vanion um und strahlte ihn ebenfalls an.
"Und was machst du heute noch so?", wollte sie wissen.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 17. Nov 13, 16:17
"Ich bin mir sehr sicher, dass ich Wassilij auffordern werde, bei mir zu bleiben, anstatt Kassos' Angebot anzunehmen. Ich bin mir genauso sicher, dass es eine dumme Idee ist, nach Tailon Orikos zurückzukehren. Dazu ist die Zeit noch nicht reif, schätze ich."

Vanion schüttelte den Kopf. "Lass alten Wunden Zeit, zu heilen! Ich würde eher sagen, wir beide lassen uns eine Zeitlang bezahlen für das, was wir recht gut können. Du noch besser als ich." Der Knappe ging davon aus, dass Wassilij seinen Aufzug gesehen hatte, und auch die Männer, die in der Ecke saßen. "Zwei Abenteurer, die für Geld ihre Arme hinhalten. Die sonst keine Verpflichtungen haben." Für einen Kender war da wohl kaum Platz, dachte Vanion - und stellte mit Erstaunen fest, dass er Anders vermissen würde. Nochmal sah er sich um, ob ihnen keiner lauschte - und senkte die Stimme.
"Genug Heimlichkeit für jetzt. Aber das muss unter uns bleiben. Ich will irgendeinen Beweis finden, der Roquefort mit Lorainnes.. Tod in Verbindung bringt. Wir wurden doch als Söldner angeheuert, richtig? Genau wie der Trupp, der uns überfallen sollte. Irgendwo sitzt irgendjemand, der Geld von Roquefort bekommt. Diesen jemand möchte ich finden. Also werde ich wohl, da meine Rittermutter tot ist, wieder, sagen wir, freischaffend arbeiten, und das rein zufällig in Caldrien tun. Ich könnte jemanden gebrauchen, der mir den Rücken deckt. Jemanden, der an Kassos' Kriegerschule überflüssig ist, jemand, der gut und schnell reisen kann - und der weiß, wen man fragen kann, um an die richtigen Stellen zu gelangen. Jemanden, der Stillschweigen bewahren kann, und jemandem, dem ich voll und ganz vertraue." Auch wenn Gorix und Balerian mich deswegen für dumm halten. "Jemanden wie dich, Wassilij."

Als er sah, dass Wassilij überlegte, wandte er sich Anders zu. "Jemanden, der unterwegs Löffel stiehlt und Gegenständen zuhört, ist da nur im Weg." Die harten Worte taten ihm fast Leid. "Aber jemand, der spitze und gute Ohren hat, kann auf andere Art helfen. Wenn dieser jemand nicht grade auf Kleider und Hosen schaut, sondern die wichtigen Details erfassen kann. Und wenn dieser jemand" - und daran wird es wohl scheitern.. - "an der richtigen Stelle den Mund halten kann." Gewisse Völker litten unter gewissen Klischees - und auch wenn Vanion die junge Kenderin anders kennengelernt hatte, so war er doch noch lange nicht so vertrauensselig wie früher. Er vertraute ihr, gewiss, und bis zu einem gewissen Grade auch ihre Verschwiegenheit - aber sie ließ sich so auf einfach ablenken. Schielte sie nicht grade schon wieder auf den Holzanhänger mit dem Namen seiner Tochter, der an einem dünnen Lederband an seinem Hals hinabbaumelte?
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 17. Nov 13, 20:35
Wassilij dachte gut nach, während er Vanion und Anders zuhörte und sich Tee bestellte.

Was sollte er tun? Früher war alles so einfach. Seine Meister hatten ihm Aufträge gegeben, ansonsten konnte er tun, was er wollte. Dann löste er sein Versprechen ein und schützte Jelena. Doch dieses Versprechen konnte er nicht mehr einhalten. In seinem Innersten war ein Loch. Gefühle von früher, waren nur noch Erinnerungen. Was war richtig und was war falsch? Seine Prinzipien hatten ihn früher bestimmt. Doch jetzt? Er erinnerte sich, ja, aber das war alles eine Erinnerung. Galoria und Freunde aus der Vergangenheit hatten begonnen ihm zu helfen. Ja, einen Teil seines alten Selbst hatte er zurück gewonnen. Zumindest glaubte er das.

Er schloss die Augen und trank einen Schluck heißen Tee. Ruhe, das war der Schlüssel. Er atmete kurz tief ein und aus.

Kassos Angebot hatte er annehmen wollen um Fehler zu vermeiden. Kassos wäre im Stande gewesen ihn im Notfall von Dummheiten fern zu halten. Doch wollte er wirklich unterrichten? Seine Künste weiterreichen? Eigentlich war es das nicht. Und dann könnte er nicht gut unterrichten. Und was dann? Nein, später könnte er vielleicht darauf zurück kommen. Also müsste er Kassos bescheid geben und das würde er in jedem Fall tun. Kassos würde verstehen, dass er Vanion helfen wolle. Das wusste Wassilij.

Erneut nahm er mit einem tiefen Atemzug einen Schluck Tee.

Tailon Orikos. er war so weit, das wusste er. Aber wollte er das wirklich? Hatte er durch seine Tat nicht die Aufgabe beendet? Andererseits seine Fähigkeiten könnten nützlich sein. Doch was wusste er schon darüber? Nichts, also musste er das alles erst lernen, lernen hieß Wissen finden und einen Lehrmeister. Das würde Zeit kosten. Möglicherweise würde er wieder für ein paar Jahre verschwinden und wieder seine Freunde zurücklassen müssen, was er wiederum nicht wollte. Und wo würde er anfangen? Wen fragen? Bei den falschen Ohren, würde er das Geheimnis lüften und alles wäre vergebens. Wassilij wurde sich darüber im klaren, dass er Hilfe von anderen Hochrangigen Klerikern brauchen würde. Nun davon kannte er genug. Auch hochrangige Magier. Doch seit seiner Rückkehr, hatten sich ihre Einstellungen ihm gegenüber scheinbar geändert. Das spielte keine Rolle. Sein Geheimnis, würden sie immer noch für sich behalten.

Ein weiterer Schluck, ein weiteres mal atmen.

Vanion. Wassilij hatte das Gefühl, ihm etwas zu schulden. Ebenso Simon und Lorainne. Es würde gut tun. Er könnte Freundschaften pflegen. Seinen Körper wieder in Form bringen und wieder zu seinen alten Leistungen zurück finden. Ja, diesen Weg musste er nun einschlagen.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 17. Nov 13, 22:26
Weder von Vanions noch von Wassilijs regem Innenleben bekam die Kenderin viel mit. Auch stierte sie gerade nicht auf Vanions Anhänger, wie es allerdings wohl durchaus den Anschein haben konnte. Nein. Ihr Blick ging ins Leere und das obwohl der Anhänger die ein oder andere gute Geschichte zu erzählen hatte.
Einige kannte sie schon, hatte sie ihm doch hier und dort einmal zugehört wenn sie in seiner Nähe stand, aber andere waren neu.
Dennoch waren all diese Geschichten gerade nicht Von Belang, denn wenn man genau hinsah merkte man, dass die Kenderin zwar durchaus konzentriert, aber in die Ferne blickte.

In Gedanken war sie an jenen Abend zurück gekehrt wo sich die Angeheuerten eben hier in der Taverne zusammen gefunden hatten um Lorainnes "Tod" zu betrauern. Besonders gingen ihre Gedanken zu dem Gespräch in der Runde zurück.

Sie hatten dieses Problem schon von mehreren Seiten beleuchtet.
Zum einen war da der Weg des Geldes den Vanion so eben beschrieben hatte. Es schien so als sei eine Menge Geld von A nach B verschoben worden und das immer wieder. Selbst der Kenderin war klar, dass das irgendwo Spüren hinterlassen haben musste, allerdings war sie sich nicht sicher ob der Söldnerweg der richtige Ansatz war um dabei etwas heraus zu bekommen. In ihren Augen wäre es besser Kontakte zum Haushalt von Roquefort zu knüpfen, zu den Mägden und Ähnlichem. Häuslicher Klatsch und Tratsch war immer ein guter Ansatz. Vor allem konnte man sich durch ihre Beredheit gut ein Bild vom Gebäude machen um eventuell persönliche Nachforschungen anzustellen. Allerdings war sich die Kenderin nicht sicher ob sie geschickt genug war um das hin zu bekommen. Sie war Gelegenheitsfinder, aber so ein Schachzug erforderte einen großen Taktischen Plan mit viel Nachforschung. Eventuell würde ihr sogar nur ein Gegenstand aus Roqueforts Haushalt genügen der weitergereicht worden war, oder sich noch in seinem Haus befand um etwas über das verschieben von Wertsachen herauszubekommen. Auf jeden Fall ein Gedanke wert.

Ein andere Weg über benannt worden war, war der Weg der Magie gewesen. Jemand hatte angemerkt, dass es möglicher Weise hinweise bei dem Hexenkult geben könnte den Roquefort  unterstützt hatte. Da die Kenderin sich aber nicht auf Magie verstand war dieser Weg auf keinen fall etwas für sie. Auch auch Magischen Gegenständen wär wenig heraus zu bekommen. Da würde sich vielleicht Stella drum kümmern.

Anders überlegte ob sie etwas wichtiges vergessen hatte, aber mehr kam ihr nicht in den Sinn. Von daher klärte sich ihr Blick wieder als Vanion sie so unverhofft hart ansprach. Einen Moment spiegelte sich tatsächlich eine leichte Verletztheit in den Augen der Kenderin, allerdings verdrängte sie sie schnell. Sie war so etwas schon gewöhnt. So war es nun einmal und wenn sie ehrlich war würde sie sich wahrscheinlich auch nicht für sich verbürgen.
Dennoch straffte sie die Schultern und machte sich wieder Größer.
"Ich weiß sehr wohl, dass ich keine Große Hilfe bin bei Sachen die größer sind als ich. Aber ich bin auch kein Kind mehr! Ich habe fast sechs Jahre allein in einem Wald gelebt!", erklärte sie in einem für sie auffallend ruhigem Ton. Sie hatte ihre Stimme von der Lautstärke an Vanions angepasst und beugte sich nun unauffällig näher. "Aber seit ihr sicher, dass es klug ist, Informationen auf dem selben Weg heraus bekommen zu wollen wie wir in die Sache hinein geschlittert sind? Jeder der weiß, dass du auf der Suche nach Lorainnes dabei warst wird dir mit doppelter Vorsicht begegnen zumal du dich jetzt wieder als Krieger für jeden Herrn anbietest. Was wenn du Roquefort  und seinen Männern gerade Wegs in eine Fälle tapst die sie für gerade diesen Fall ausgelegt haben? Du weißt doch wie es mit unserem "Fremdenführer" gelaufen ist."
Nachdenklich hatte sich die Stirn der Kenderin in leichte Falten gelegt und sie spielte wieder an einem ihrer Zöpfe und der dazugehörigen Feder herum. "Ich keine ich habe keine Ahnung von solchen Dingen aber ich mache mir schon so meine Gedanken.
Könnte man nicht versuchen Kontakte zu Roqueforts Bediensteten zu knüpfen? Wenn etwas im Haushalt passiert kursieren darüber meistens Gerüchte unter den Angestellten und selbst wenn nicht würde ich wetten das einige Gegenstände aus seinem persönlichen Besitzt etwas darüber wissen. Allerdings weiß ich nicht ob ich überhaupt in so ein Haus reinkommen würde. Ich bin zwar klein und Falle nicht so auf aber... Ich hab nicht sein Geschick."
Sie nickte zu Wassilij. Dann blickte sie Vanion an und drehte sich dann nochmal zu dem, was war er überhaupt;ein Waldläufer?; um.

"Du passt doch auf den Hauptmann auf oder?"

Dann drehte sie sich wieder zu Vanion um. "Ich helfe euch natürlich wo ich kann. Wenn ihr mich wollt."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 18. Nov 13, 16:56
Amüsiert sah Vanion in das Feuer, das plötzlich in Anders' Augen zu glimmen schien. Er hatte sie nie für dumm gehalten, aber tatsächlich den Fehler gemacht, sie als Kind zu sehen. Trotzdem, ihre Worte waren nicht unerwartet. Er hatte, als er im stillen Kämmerlein Advocatus Diaboli gespielt hatte, eben jene Argumente gegen sein Vorhaben vorgebracht. Ruhig ging er in Gedanken noch einmal die Punkte durch, die ihn zu seiner Entscheidung geführt hatten. Er musste Anders nicht überzeugen, das war ihm klar, aber sie einfach stehen zu lassen war ebenso wenig eine Option.

"Jeder, der weiß, dass ich auf der Suche nach Lorainne dabei war, wird sich wohl wundern, weshalb ich dort bin. Da hast du Recht. Aber lassen wir die Schweine erstmal im Stall: wer kennt wirklich mein Gesicht? Vergiss nicht - ich bin nicht von Stand, jedenfalls nicht durch Geburt. Nie gewesen. Roquefort ist ein caldrischer Adliger, der nicht einmal persönlich mein Gesicht kennt. Und woher sollte irgendein Anwerber wissen, dass sich hinter dem Stoppelbart, der löchrigen Hose und der weiten Weste ausgerechnet Vanion Bachlauf, Knappe der Chevalière Lorainne de la Follye des Joux, verbirgt? Gehst du wirklich davon aus, dass ich mich mit meinem wirklichen Namen anwerben lasse? Dazu kommt auch noch, dass in den Wirren des Bürgerkrieges viele Leute vertrieben wurden, ihre Heimat verloren haben, und nun vagabundieren, ohne noch etwas zu haben, was sie verlieren können. Eben so jemand werde ich sein, und glaub mir, ich habe genug verloren, um glaubhaft zu sein." Unbewusst umfasste der Knappe den Holzanhänger um seinen Hals, dann bemerkte er seine eigene Bewegung und zog die Hand rasch wieder fort.
"Ich habe zwar durchaus noch jede Menge zu verlieren, aber ich kann auf mich aufpassen. Roquefort müsste mittlerweile wissen, dass Lorainne nicht aus dem Forêt d'Artroux zurückgekehrt ist. Jetzt ist der Moment, wo er unaufmerksam sein müsste. Er wird Vorbereitungen treffen, aus Angst vor der Rache von Lorainnes wichtigen und mächtigen Freunden. Glaubst du wirklich, er lässt da Bilder von Lorainnes Knappen verteilen, der als tangaranischer Bauer geboren wurde? Nein. Wohl kaum. Du nennst mich Hauptmann, aber das bin ich nicht, nie gewesen. Ich bin immer nur gefolgt, und habe euch geführt."

Vanion wollte sich Wassilij zuwenden, sah aber, dass dieser tief in Gedanken versunken schien. Er hoffte dennoch, dass der Waldläufer ihn begleiten würde - allein um seines Versprechens Willen, dass er Gorix gegeben hatte.

"Anders - wie willst du Kontakte zu Roquefort knüpfen?" Zeit, den Argumenten eines Kenders auf den Zahn zu fühlen. So richtig ernst nahm Vanion die Diskussion immer noch nicht (er fragte sich tatsächlich, was ihn ritt, einem Kender in einer halbwegs gefüllten Pinte von seinen Plänen zu erzählen), aber er war gespannt auf die Antwort.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 18. Nov 13, 21:08
Wassilij zog eine Augenbraue hoch.

"Verzeiht dass ich euch unterbreche..." sagte Wassilij, als anders gerade ihren Mund öffnete. "Also zuerst einmal, ich bin dabei! Und du wirst mich brauchen. Zweitens dein Name und dein Gesicht war bereits in der Tangara Postille und dein Name steht so wie ich das sehe immer noch auf irgend jemandes Liste. Wenn ich dich jagen würde, wäre es recht wahrscheinlich von der Sache mit deinem Bild Wind bekommen zu haben und würde alles daran setzen, diese Ausgabe in die Finger zu bekommen. Schlagbaum stünde ebenfalls auf meiner Liste. Ich würde dorthin reiten und unter einem Vorwand den Leuten möglichst viele Details über dein Äußeres entlocken. Und dabei möglichst von vielen verschiedenen Leuten, um ausschließen zu können, dass ich viele falsche Informationen bekomme. Und noch ein wenig mehr. Jetzt habe ich ein wenigstens Brauchbares Bild von dir. Der Rest ergibt sich auch. Jetzt ist die frage, wie hoch ist das Kopfgeld, also wer wird sich auf deine fersen heften. Ist es Hoch, wissen die was zu tun ist. Wenn nicht, macht Gelegenheit Sold... Drittens ist das Problem, Informationen im Norden zu bekommen. Zu viele Fragen, werfen Gegenfragen auf und man fällt unweigerlich auf! Vierten ist das hier nicht unbedingt die Richtige Umgebung, um darüber zu sprechen."

Während er sprach, achtete er darauf, dass niemand seine Lippen beobachten konnte und zwischen zeitlich tank er kurze Schlucke und nutzte die Zeit um sicher zu sein, dass niemand in Höhrweite war.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 18. Nov 13, 22:40
Anders, die gerade Luft geholt hatte, hielt diese an als Wassilij zu sprechen begann.
Während er fort fuhr ließ sie sie langsam aus den Lungen entweichen. Sie sah ein, dass der Waldläufer recht hatte. Hier war wirklich nicht der richtige Ort für eine solche Unterhaltung.
Wie zur Bestätigung ruckte ihr Kopf kurz herum, als sie ein warnendes Flüstern aus einer der Ecken der Taverne vernahm. Ihr Blick begegnete den dunklen Augen eines Mannes der sie mit einem... für sie undeutbaren Blick ansah, aber nur kurz ehe er wieder weg sah. Ein wenig zu hastig wie sie fand. Sie blickte noch einen Augenblick länger hin und drehte sich dann wieder zu den beiden Männern um.
"Wassilij hat recht. Allerdings fällt mir im Moment nichts besseres ein wo wir weiter sprechen könnten. Wenn ich mittlerweile ein Zimmer hätte würde ich ja vorschlagen wir verlagern das Gespräch dahin, aber dem ist nicht der Fall.", raunte sie und ließ schnell die Haare wieder über die spitzen Ohren fallen die für einen kurzen Augenblick hervor gelugt hatten.
Sie blickte in die Runde. "Vorschläge? Oder genug ernste Themen für heute."
Ihr Blick huschte wieder zu Vanion, seinem Gesicht, dann zum Anhänger, dann über den Rest seiner Gestalt und wieder zu seinem Gesicht.
Sie machte sich wirklich sorgen um ihn. Dieser verfluchte Wald hatte nicht nur ihn, sondern auch Yorik verändert und das nicht zum Guten! Sie konnte nur hoffen, dass er nichts Dummes tat und das Wassilij auf ihn aufpasste. Er erschien ihr netter als so manch einer behauptete. Sie wusste nicht was mit ihm geschehen war, aber warum man ihr geraten hatte sich von ihm fern zu halten verstand sie gar nicht. Sie mochte ihn. Das tat sie zwar bei den meisten denen sie begegnete, aber nicht jeden mochte sie von Anfang an gleich gern. Aber ihn mochte sie gern. Er war nett und auf seine eigene Art eigenartig.

Das sie Vanion die Antwort auf seine Frage schuldig blieb wusste sie, hatte aber beschlossen nach Wassilijs Antwort damit zu warten. Außerdem hatte sie keinen Plan. Sie kannte sich in solchen Dingen nicht aus, geschweige denn war jemals in so etwas verwickelt gewesen.Wahrscheinlich war es besser, dass Vanion ihr nicht vertraute. Denn wenn er ihr nicht vertraute konnte sie ihn nicht enttäuschen und das letzte was sie wollte war einen ihrer Freunde zu enttäuschen, auch wenn es in Sachen war von denen sie nichts verstand. Allgemein zeigte sie Züge und Interesse an Dingen die zu groß und zu auffällig für ihren allgemeinen Geschmack waren. Normalerweise wollte sie sich lieber bedeckt halten. Aber jetzt? Wollte sie ihre Nase wirklich in Dinge stecken die sie direkt eigentlich nichts richtig angingen?

Die Antwort war ja. Und irgendwie gingen sie sie ja auch etwas an. Wieder ging ihr Ranias Blick durch den Kopf und brachte sie leicht zum frösteln. Sie brauchte auf jeden fall Hilfe und ihre Freundin Lorainne war auch nicht besser dran gewesen. Außerdem hatte Roquefort etwas getrennt, was zusammen gehörte und nie getrennt werden durfte. Damit hatte er sich ohne zu wissen den Hass der Kenderin aufgeladen. Für die meisten wohl lächerlich, aber auch für Anders eine neue Erfahrung.

Ihr Blick glitt nochmal aufmerksam über den jungen Mann und kehrte dann in den raum zurück. Jetzt lächelte sie wieder.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 19. Nov 13, 11:08
"Ich hab ein Zimmer oben, gehen wir dorthin." Vanion bezahlte die Getränke und legte noch ein Kupferstück Trinkgeld auf die Theke, dann bat er die anderen, ihn zu folgen. Auf dem Weg nach oben redeten sie über belangloses Zeug, bis sie die Kammer erreichten, in der Vanion schlief. Rasch räumte der Knappe einige Papiere von einem niedrigen Tisch, dann bot er Wassilij und Anders die einzigen Stühle in dem Raum an. Natürlich verneinte Wassilij und blieb lieber stehen, Vanion lehnte sich an den grade freigeräumten Tisch.
Dann kam er zur Sache.
"Wassilij, ich verstehe deine Bedenken. Aber in der Postille war ein unscharfes Bild, in Verbindung mit einem tangaranischem Verbrechen. Da stand kein Name bei." Doch nun fragte sich Vanion, ob er nicht etwas übersah. Er erinnerte sich an die Zeit vor einem - oder waren es schon zwei? - Jahren, als er sich mit seinen Eltern versöhnt hatte - und dort erfahren hatte, dass Roquefort bereits nach ihm gesucht hatte. Er ging davon aus, dass er gesucht worden war, da Lorainne ein gewisses Findelkind unter ihren Fittichen hatte - dann durchfuhr es ihn wie einen Schlag. "Das Kind!", rief er laut aus. "Das verfluchte Kind, wie konnte ich das vergessen?!"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 19. Nov 13, 17:56
Wassilij fixierte Vanion mit einem kalten und eisernen Blick: "Welches Kind?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 19. Nov 13, 18:30
Anders die sich bis zu dem Zeitpunkt interessiert im Zimmer umgesehen hatte blickte ebenfalls bei Vanions Ausruf erstaunt auf.
Obwohl Wassilij es schon gesagt hatte stellte sie die selbe Frage ebenfalls nochmal.
"Welches Kind?"
Konnte Vanion sein Kind meinen? Er hatte auf dem Knollenfest sein Kind zwar kurz erwähnt aber... das wäre doch zu Abwegig.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 19. Nov 13, 19:26
Sein Kind. Roqueforts Kind.

Doch das sprach er nicht aus. Angestrengt versuchte der Knappe sich zu erinnern. Wo war dieses Kind grade? Noch in Blanchefleur, in diesem Kloster? Oder.. wo hatte Lorainne das kleine Mädchen untergebracht? Sie hatte sie nicht mitgenommen auf ihre Hochzeitsreise, aber - sie hatte immer im Hinterkopf, das Kind gegen seinen Vater zu benutzen. Doch das ging weder Wassilij noch Anders etwas an. Und wie konnte er es nur vergessen? Hingabe war großartig, um jemanden zu finden, der entführt worden war. Aber der Blick für das große Ganze, der fehlte dem Knappen noch. Trotzdem war er sich fast sicher, Wassilij nichts erzählen zu wollen. Natürlich vertraute er ihm, aber Wassilij hatte keine Skrupel. Für ihn zählte das Ziel, glaubte Vanion, nicht der Weg. Jedes in diese Richtung gehende Gespräch, dass er mit dem Waldläufer geführt hatte, hatte von Messern im Dunkeln gehandelt, von Meuchelei und Ausnutzen. Aber ein Kind gegen jemanden zu nutzen, die eigene Tochter? Niemals. Anders würde er es wohl erzählen können - aber auch sie hatte einen zu leichten Blick auf die Welt. Begriff sie überhaupt die Ungeheurlichkeit dessen, was Lorainne begonnen hatte? Vanion stellte sich nur kurz die Frage, ob Lorainne tatsächlich so weit gegangen wäre, dann beantwortete er sie mit einem entschiedenen - vielleicht.

"Nun, meine Tochter natürlich. Sie.. sie könnte als Druckmittel gegen mich verwendet werden, solange sie bei meinen Eltern vor Fanada lebt. Also.. " Vanion druckste herum. "..also ist meine Idee wohl wirklich dumm, ja."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 19. Nov 13, 20:15
Wassilij atmete durch. "Fanada ist nicht zu weit. Und dort gibt es mehrere wirklich sichere Orte. Schreib Jelena, Sasha oder Gorix an! Sie werden sich um sie kümmern und dort wird sie sicher sein. Aber auch deine Eltern sollten gehen. Ein caldrischer Ritter, wird kaum einen Diplomatischen Zwischenfall zwischen Tangara und Caldrien wegen dir riskieren. So viel ist das alles nicht wert. Aber was willst du danach tun? Beweise gegen Roquefort sammeln und dann? Dabei kann ich dir ohne Zweifel helfen. Hat er mit den Szivars Kultisten zu tun, um so besser. Dann können sich die Alamariten darum kümmern. Auch wenn er sich sonst etwas mit den ganzen Geschehnissen dort zu tun hatte, dürfte ihn das vor einem Gericht Alamars oder der Imperatorin teuer zu stehen kommen. Aber dafür brauchen wir wirkliche Verbündete, die die Beweise vorlegen. Uns würde sie kaum glauben und wie stehen wir da? Ein ehemaliger Knappe, der vorher ein niemand war, eine kleine Heilerin und ein angeblich gestorbener Held, der urplötzlich und zum Teil gebrochen wieder auftaucht? Ich sage dir, ich weiß was zu tun ist. Aber wir müssen uns auf ein Ziel einigen. Ihn zu töten, wäre nicht klug. Auch wenn es wie ein Unfall aussehen würde. Schließlich weiß niemand, mit wem er zusammen hängt. Und selbst wenn dies nicht das Problem wäre, ein Attentat, würde nichts ändern. Einzig das Lorainne gerächt wäre. Aber sie verdient das so einfach nicht. Nein, wir müssen ihn öffentlich vor Gericht stellen, wenigstens Lorainnes Namen wieder reinwaschen und wenn möglich, den des Vaters ebenfalls!" Wassilij schüttelte den Kopf. "Ich kann deine Gedanken nicht lesen. Aber ich kenne dich, ich beobachte deine Haltung und deine Blicke. Ich glaube, dass du die Wahrheit verdienst. Als ihr mich gerettet habt, weiß ich nun, das Teile in mir gestorben sind. Ich arbeite daran, dass sie wieder zurückkehren. Ich habe auch früher schnell und heimlich getötet, wenn es nötig war. Nach meiner Rettung, fehlte mir eine Hemmung. Doch diese kehrt langsam aber sicher zurück."

Wassilij atmete tief durch und bedachte Anders mit einem durchdringenden Blick. "Vor meinem Sprung, war ich kein eiskalter Mensch. Ich war kein kalter Assassine. Und das bin ich auch jetzt nicht. Zumindest kein Assassine, über den Rest musst du dir dein eigenes Urteil bilden, Vanion. Ich hoffe, du weißt das."

Er ging zum Fenster und sah hinaus, als er leise hinzufügte: "Und ich habe einigen Leuten das Leben gerettet..."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 19. Nov 13, 20:54
Hatte sie doch recht behalten?

Anders blick hatte auf Vanion geruht während er die Antwort gegeben hatte, und es schien alles so zu sein. Aber irgendwas fühlte sich komisch an.
Vielleicht war ihr auch einfach nur kalt.
Dann ergriff Wassilij wieder das Wort. Langsam wurde ihr klar wie er dachte. Er schien einen unglaublich großen und weite Blick auf die Welt zu haben, so als hätte er immer den Überblick wie ein Vogel der von Oben auf die  Welt guckt und weiß was mit wem in Verbindung steht.
Von ihm konnte sie wirklich noch viel lernen und auch wenn er abgelehnt hatte sie irgendwie in die Leere zu nehmen beschloss sie für sich ihn genau zu beobachten. So konnte sie immerhin ein bisschen für sich lernen, so wie sie es bis jetzt immer getan hatte.

Dann wechselte das Thema zu den Gerüchten die den, Anders beschloss für sich ihn zunächst Waldläufer zu nennen, Waldläufer kreisten. Sie selbst wusste eigentlich gar nichts über den Vorfall.
Der Blick den Wassilij ihr zuwarf fuhr bis in ihr Innerstes und sie wusste nicht was er ihr damit sagen wollte, aber immerhin kam nun etwas Licht ins Dunkle.

Ihr Blick schweifte wieder zu Vanion dessen Blick auf Wassilij ruhte. Was auch immer die beiden Verband es stand ungesprochen im Raum.

Was zusammen gehört findet zusammen. Ich bin sicher das die beiden ein gutes Team sind.

"Also... wenn ich nochmal zusammen fassen darf. Da mein eigener Vorschlag wahrscheinlich großer Unsinn war stehen wir im Moment auf folgendem Standpunkt. Ihr beide wollt euch als Söldner anheuern lassen und hoffen, dass ihr von Männern angeheuert werdet die zu Roquefort Kontakt haben um dort Beweise für seine Vergehen an Lorainne und ihrem traurigen Schicksal zu sammeln. Diese Beweise wollt ihr dann an ein Gericht leiten und Roquefort gefangen nehmen. Soweit hab ich doch alles verstanden oder?"

Sie seufzte leise, man könnte fast meinen Niedergeschlagen. "Das ist wirklich eine sehr große und gefährliche Sache. Wahrscheinlich habt ihr Recht und ich kann nicht wirklich helfen."
Sie nagte an ihrer Lippe. Irgendwie wurmte sie das. Jetzt wollte sie schon mal helfen und konnte nicht.  Schnell schüttelte sie diese Gedanken ab und wannte sich an Wassilij.

"Ich kenne dich und deine Gesichte war nicht, aber mein Vertrauen hast du. Egal wer du früher warst ich mag deine Art wie du im Moment denkst, zumindest das was ich so mitkriege. Du denkst großflächig und nicht beschränkt.", sie lächelte wieder. Dann blickte sie wieder zu Vanion. Auch er schien alles zu bedenken. Und er kümmerte sich um sein Kind.
Beide waren wirklich große Männer. Sie wirkte dagegen wirklich wie ein Kind auf das man acht geben musste, ungeachtet dem was auch sie schon alles erlebt hatte.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 19. Nov 13, 21:00
Wassilij wandte sich um. "Warum ist deine Idee dumm, Anders? Als Söldner sehe ich sogar größere Schwierigkeiten. Vermutlich würde man uns erstmal als "Kanonenfutter" einsetzen. was sollten wir dann erfahren? Aber unter einer anderen Identität zu nächst im Umfeld von ihm und später an seinem Hofe... Aber danke erst einmal für deine netten Worte, Anders"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 19. Nov 13, 21:19
Anders blcikte auf. "Naja dumm weil ich keine Ahnung von solchen Dingen habe, geschweige denn ob ich an einem Hof nicht doch auffallen würde wenn ich es versuchen würde. Ich kenne das höfische Leben nicht, allerdings habe ich bei meinen Streifzügen durch die Städte bemerkt, dass man sich gut mit Mägten unterhallten kann. Vor allem wenn sie geschwätzig sind."

Als er sie auf ihre Worte ansprach lächelte sie. "Ich hab das nicht so gesagt. Ich meine das auch so wie ich das sage."
Es stimmte, dass Lügen dem Kender zum größten Teil Fremd war. Sie log so gut wie nie und wenn nur in Gefahrensituationen.

"Aber zurück zum Thema. Wäre es nicht klüger jemanden mit einzuspannen der vertrauenswürdig ist und Ahnung von solchen Dingen hat? Zumal ich mit meinen Ohren immer ein größeres Auffallrisiko berge. Ich trag meine Haare ja nicht um sonst offen."
Sie begann wieder an einem ihre Zöpfchen zu spielen.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 19. Nov 13, 21:23
Wassilij zuckte mit den Schultern. "Warum? Es gibt viele Halbelfen oder Elfen. Und warum dich nicht offen, vor aller Augen verstecken? Am Hofe eines Adeligen, wer ist der auffälligste, lauteste, der mit den meisten Freiheiten, der auch bei "geheimeren" Gesprächen dabei sein kann und den doch niemand beachtet? Darüber hinaus fast tun kann, was er will und die buchstäbliche Freiheit genießt? Der Narr! Für jeden gibt es etwas geeignetes."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 19. Nov 13, 21:26
"Bei den Göttern, was ist das hier? Ein Kender, ein Knappe ohne Adelsblut und ein - ein - ein Wassilij?" Vanion grinste breit. Er war froh, dass er die beiden offensichtlich abgelenkt hatte.
"Ich halte es nach wie vor für eine gute Idee, uns als Söldner zu verdingen. Aber irgendwie scheine vielleicht grade ich der Falsche dafür zu sein, wegen - naja, wegen meines überaus hübschen Gesichts offensichtlich." Zeit, nett zu sein. "Die Idee von Anders wiederum finde ich gut. Ein flinkes Küchenmädchen in Roqueforts Heim? Warum nicht?" Oder ein Kindermädchen.. nein, das ist undenkbar.
"Ich glaube, ich muss ein wenig auf ein Kind aufpassen. Allein."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 19. Nov 13, 21:40
Wassilij schaute verwundert drein. "Und das bedeutet für dich? Du passt auf ein Kind auf und wir beide," er zeigte auf Anders und sich, "besorgen die Informationen und Beweise?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 19. Nov 13, 21:50
Anders Augen wurden groß. "Du denkst auch das ist eine gute Idee?", fragte sie Vanion und die Freude stand ihr wirklich ins Gesicht geschrieben.
Vielleicht konnte sie ja doch helfen.

"Sieht zumindest so aus.", sagte sie zu Wassilij. Dann blickte sie aber zu Vanion. "Ich finde allerdings nicht, dass du der Falsche für dieses Unterfangen bist zumal es deine Idee war. Und jemand müsste mir noch schnell erzählen wie man sich an einem Hof so benimmt. Den Rest kann ich mir aneignen durch beobachten und nachahmen, denn das kann ich gut aber den Rest... Und... sollten wir nicht diesem... na. Gor... goro.. ne... Gorix ja genau dem oder irgendwem anderen Höheren bescheid sagen. Nur für den Fall das wir was finden? Oder sollten wir nichts sagen bis wir was finden."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 20. Nov 13, 08:30
"Ja, das halte ich für die beste Idee. Du, Wassilij, kannst dich doch wunderbar unter Leute mischen, und diese Söldnergeschichte ist für dich nur halb so gefährlich wie für mich. Anders wiederum kann sich dem Haushalt Roqueforts anschließen, während Stella und Yorik mit Gorix zusammenarbeiten." Ich wiederum muss Roqueforts Tochter auftreiben. Aber wem erzähle ich davon? Jules? Was würde er vom Verhalten.. von Lorainnes Verhalten denken? Und wenn die Kleine erstmal in Vanions Händen war, was würde er selbst tun? Er wusste, dass das Mädchen unglaublich wertvoll gegen Roquefort sein konnte. Ein Druckmittel, und zwar ein immenses. Aber er könnte dieses Kind niemals gegen seinen Vater einsetzen - oder? Vanion sah nicht glücklich aus, man sah im deutlich an, dass ihn etwas bedrückte. Auch wunderte es ihn, dass die beiden ihm seine Worte so schnell glaubten. Tatsächlich machte sich der Knappe weniger Sorgen um die eigene Tochter.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 20. Nov 13, 18:22
Wassilij nickte. "Gut, wenn es dein Wunsch ist, werde ich Morgen mit den nötigen Vorbereitungen beginnen. Matsch muss ich sicher versteckt irgendwo unterbringen und mir ein neues Pferd besorgen. Waffen und Kleidung werde ich mir ebenfalls neue besorgen müssen. Am besten leicht gebraucht. Was schwebt dir vor? in Kopfgeldjäger oder lieber nur ein guter Söldner?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 20. Nov 13, 19:13
Anders lauschte den beiden Männern, wurde aber ihr komisches Gefühl nicht ganz los. Dieses... komische Gefühl halt, das etwas nicht stimmte. Nachdenklich beobachtete sie Vanion, dann Wassilij.
Dann allerdings kreisten ihre Gedanken schnell wieder um den Plan und sie.
Sie sollte als Magd in Roqueforts Burg.
Wo stand die überhaupt? Gut das ließ sich rauskriegen und mit Sicherheit auch wie man Teil des Haushalts wurde.
Könnte spaßig werden. Allerdings durfte sie sie nicht vergessen das sie sich mitten in das Nest der Feinde begab, auch wenn sie nicht glaubte, dass man sich überhaupt an sie erinnern würde. Aber Kender waren nunmal nicht überall willkommen.
Plötzlich fiehl ihr noch etwas ein.

"Ich werde schon wieder einen neuen Namen brauchen.", warf sie einfach mal so in die Runde. Sie hatte irgendwann mal Vanion gegenüber erwähnt, dass sie sich den Namen Anders selbst gegeben hatte um ihren alten Namen abzulegen. Auf die Frage wie ihr richtiger Name war, hatte sie ausgewichen.

"Wie heißen Menschen denn so wenn sie unauffällig bleiben wollen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 20. Nov 13, 19:26
Wassilij sah Anders an. Sein Blick schätze sie ab. "Du solltest nicht versuchen, dich als Mensch auszugeben. Sei, was du bist! Eine Halbelfe. Ein Windstoß, eine Handbewegung lassen dich auffliegen. Dein Name sollte zu deiner Heimat passen. Ich würde dir als Heimat eine der großen Handelsstädte hier in Tangarra empfehlen. welche kennst du am besten? Sollte jemand selbst aus dieser Stadt stammen und dich etwas fragen, kannst du weitestgehend wahrheitsgemäß antworten. Das macht es dir leichter."

Wassilij kratzte sich am Kinn. es gefiel ihm nicht, sie alleine in die Höhle des Löwen gehen zu lassen. Das könnte zu riskant werden. Für ihn selbst, nun ja, andere Kleidung, ein anderes Pferd und Waffen, dann würde ihn wohl keiner der Söldner erkennen. Und wenn doch, war er sich sicher, entkommen zu können. Aber Anders, es machte ihm wirklich Sorgen. Langsam schlichen sich ein paar Sorgenfalten in sein Gesicht.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 20. Nov 13, 20:05
Wenn Anders Angst empfinden könnte hätte sie wahrscheinlich welche, so hatte sie eher eine Kribbelige Unruhe in sich die sie normalerweise immer verspürte wenn mehr als drei Orks in ihrer Nähe waren.
Einer war noch okay.
Zwei.. gut den konnte man aus dem Weg gehen.
Drei waren nervig.
Aber mehr... ein Alptraum, vor allem wenn sie heraus fanden was sie war.

"Ich... eine Halbelfe?", jetzt musste sie leicht kichern. "Ich glaub mit denen hab ich es mir letztens in Vahrym etwas verscherzt. Aber das tut wohl nichts zur Sache. Dennoch kann ich dir da keine Namen nennen, da ich mich an sie nicht erinner."

Nachdenklich runzelte sie die Stirn. "Am besten kenne ich mich wohl mittlerweile in Brega aus, hier bin ich am längsten unterwegs gewesen. Die anderen Städte hab ich wenn überhaupt nur geschnitten..." sie unterbrach sich kurz als sie Wassilijs Stirnrunzeln sah.
Irgend etwas sagte ihr, dass es nicht mit ihrem gesagten zu tun hatte und so macht sie zwei schnelle Schritte auf ihn zum um ihn prüfend anzusehen.
"Alles in Ordnung? Hast du Schmerzen?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 20. Nov 13, 20:13
"Mhm?" Wassilij zuckte aus den Gedanken heraus, welche in ihm dunkle Erinnerungen weckten. "Nein, keine Schmerzen. Erinnerungen an eine nicht allzu weit entfernte Vergangenheit. Ich mache mir Sorgen dich alleine dort hin gehen zu lassen. Bist du keine Halbelfe?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 20. Nov 13, 20:24
Anders sah ihn aus großen Augen an.

"Du.... du machst dir Sorgen um mich?", fragte sie nun vollkommen erstaunt. Das war ihr neu. Das war ihr wirklich neu, dass sich überhaupt jemand um sie sorgte. Sie wusste nicht genau wie sie darauf reagieren sollte und beschloss von daher ihre leichte Verwirrung zu überspielen und auf den Rest zu antworten.
"Ähm... dann denk nicht dran, wenn es dich traurig macht. Die Vergangenheit ist vergangen und nichts kann sie ändern. Und für mich zählt Vergangenheit wenig, eher das was jetzt ist.", sie grinste wieder zu ihm hoch.
"Und nein ich bin keine Halbelfe.", bei den Worten musste sie wieder kichern.
"Ich bin ein Kender."
Jetzt sah sie ihn allerdings schnell wieder prüfend an. Würde er sie jetzt nicht mehr mögen und sich keine Sorgen mehr machen.
Nein das glaubte sie nicht. Er war doch so nett.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 20. Nov 13, 20:31
Wassilij überlegte kurz. "Nein, das kann ich nicht vergessen und darf es nicht. Falls du darüber mehr wissen willst, kann Vanion es dir erklären. es ist besser, wenn es ein anderer neutral erklärt, als ich selbst. Also du bist ein Kender, eine Kenderin? Von diesem Volk habe ich noch nichts gehört."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 20. Nov 13, 20:42
Mit einem Mal waren dort tiefe Falten in Anders Gesicht.
"Wenn ich eines Gelernt habe, dann das es keine Neutralen Erzähler gibt. Es gibt immer verschiedene Versionen einer Geschichte, deine, meine, die der Anderen und die Wahrheit liegt immer irgendwo dazwischen. Von daher würde ich auch gerne irgendwann deine Version hören. Natürlich nur wenn du willst." Sie lächelte und nickte dann bestätigend auf seine Zweite Frage.
"Ja eine Kenderin. Auch über uns gibt es so viele verschiedene Meinungen... die meisten sind nicht gerade gut gemeint, aber ich mach mir da nichts draus. Wir sind so eine Art Kobold, aber wirklich nur eine Art. Ich für meinen Teil bin ein guter Finder von Dingen und ich kann auch mit Gegenständen sprechen auch wenn mir das keiner glaubt."
Sie zuckte gleichgültig mit den Achseln.
"Aber auch das ist mir egal denn ich kenne die Wahrheit von daher. Ich wette Balerian hat auch eine Interessante Ansicht auf Kender, kannst ist ruhig danach fragen, oder Vanion. Deine Wahrheit musst du dir dann selbst zusammen bauen. So wie ich bei anderen auch."
Sie streckte kurz die Arme und grinste. "Die meisten Kender tragen immer sehr bunte Sachen mit vielen Glöckchen und glitzernden Dingen. Und sie zeigen ihre Ohren ganz offen, aber ich bin nicht wie die. Ich bin Anders."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 20. Nov 13, 20:54
"Ein passender Name! Aber dennoch von Kendern habe ich noch nicht wirklich etwas gehört. Und ich bevorzuge es, mir von neuen Bekannten und möglichen Freunden eine eigene Meinung zu bilden. Meine Geschichte ist dann schnell erzählt. Vor etwa zweieinhalb Jahren, wurde endlich heraus gefunden, was der Schwarze Mond ist. Ein Portal, dass es Szivar erlauben würde, seine Welt mit der unseren zu verbinden. Das wollten wir verhindern. Wir hatten einige Kämpfe zu schlagen und ein alter Eremit stand uns bei. Wie er sagte, suche er einen Helden. Seine Wahl, auch wenn es nicht die meine gewesen wäre, da andere, größere Menschen als ich dort waren, fiel auf mich. Also unterwies er mich darin, wie ich einem Artefakt widerstehen konnte, welches der Hohepriester Szivars dort trug. Eben jenes Artefakt musste durch das Portal geworfen werden. Im dichten Kampfgetümmel, sprang ich selbst dort hinein um das Portal zu verschließen. Vor etwa einem Jahr, schafften es meine freunde, unter anderem Vanion, mich dort heraus zu holen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 20. Nov 13, 21:02
Anders runzelte angestrengt die Stirn. Sie hatte keine Ahnung von Magie, wusste aber ungefähr was ein Portal war. Eine Tür die nach beiden Seiten geöffnet werden konnte und durch die man hindurch gehen konnte.
Wo man raus kam hing wohl vom Portal ab.
Sie musste sich eingestehen, dass sie nicht alles verstanden hatte was Wassilij ihr gesagt hatte aber den Kernpunkt hatte sie wohl begriffen.
"Aber du bist keiner der 'Klubkisten' geworden oder?", hakte sie nochmal vorsichtig nach. "Ich meine nicht das ich damit ein Problem hätte aber die anderen mögen die nicht so besonders." Sie musterte ihn nochmal und kam zu dem Schluss das er keiner der Klubkisten war, dazu war er zu angezogen und auch nicht blutüberströmt.
Dann blickte sie zu Vanion und lächelte wieder. "Ich finds schön, dass sie dich da wieder rausgefischt haben. Ich hab zwar keine Ahnung was du ein Jahr da gemacht hast, aber so wie du das eben beschrieben hast scheint es ein harter Kampf gewesen zu sein. Schön das du wieder da bist und für den Fall das es noch keiner Gesagt hat Willkommen zurück." Mit diesen Worten wannte sie sich wieder Wassilij zu und grinste breit.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 20. Nov 13, 22:15
Vanion sah auf. Überraschend scharf sah er erst Anders, dann Wassilij an.

"Niemand weiß genau, was mit Wassilij geschehen ist, seit er.. seit Tailon Orikos. So hieß der Ort, die Tempelanlage, durch die die Wächter, angeführt von Nicolas, sich hindurchkämpften. Seltsame Dinge geschahen dort, Leute verschwanden, Stimmen waren allgegenwärtig.. sie wisperten in Ohren, in Gedanken, versprachen das höchste Glück und die schlimmsten Qualen. Dieses Portal, das dort geöffnet stand, stieß Alpträume aus. Ekelhafte Gestalten, menschlich anzusehen, tierisch anzusehen, Perversitäten der Natur. Jahre-, wenn nicht jahrezehntelang hatte so mancher Kerl und manches Weib versucht, herauszufinden, was der 'Schwarze Mond', nach dem die Wächter sich benannt hatten, überhaupt war. Ich für meinen Teil weiß es selbst jetzt nicht. Anders - Wassilij hat die unselige Angewohnheit, Erlebnisse sehr nüchtern zu berichten. Lass mich es erzählen, sonst verstehst du nichts.

Also.. es herrscht Bürgerkrieg in Engonien. Barad Konar, Auserwählter Tiors, hat den Kaiserthron an sich gerichtet, den Senat entmachtet und das Kaiserreich Engonien unter seiner Kontrolle. Das Land blutet, Bruder kämpft gegen Bruder, Schwester verrät Schwester, Vater kämpft gegen Sohn. Und inmitten dieses Chaos, das Tiors Herz erfreut, spinnt der Täuscher selbst seine Fäden. Er lässt den Sohn den Vater töten, bringt Freunde dazu, einernander aufs Blut zu hassen, zerreisst Familien. Lavinias Hand wird jedem gereicht, der bereit ist, sie anzunehmen, doch kann selbst die Göttin all die Wunden, die Tior und Szivar schlagen, kaum heilen. Inmitten dieses Chaos - ein Pilgerzug. Der Widerstand, gegen den Ursurpator, endlich geeint! Freunde, hohe Herren, Familien, Priester, Bauern, Händler, Soldaten, Söldner, Magier, Schreiber, Dirnen, Barden, alles, was du dir vorstellen kannst! Ein zusammengewürfelter Haufen, angeführt von Rittern und Klerikern, von hohen Herren eben. Und mittendrin Wassilij, als Leibwächter und Freund Jelenas. Jelena Jakovljeva, Inhaberin des größten Handelskontors, den Fanada zu bieten hat. Freundin von Flamen Magnus Alamariani Damian, im Bunde mit Chevalier Simon de Bourvis, Ritter der Königin Caldriens, und seiner Knappin, Lorainne de la Follye de Joux, Erzmagier Gorix Feuerklinge, das Rudel der Askarier, der Freundesverbund von Luthor, Temris und Wydh. Kadegar Sonnenwende, Lyra, Kassos - der einst als Albert bekannt war - und irgendwo auch Vanion, die unwichtigste Figur dieser Geschichte.

Und in diesen Wirren - oder war es kurz danach? - Tailon Orikos. Dieses Portal, dieses schreckliche Portal! Tagelang wurden Vorbereitungen getroffen, es zu schließen. Seltsame Wege wurden gegangen, magische Wege. Doch Wassilij, der vor Ort war, war auserwählt worden. Wie, warum? Das frag' wen anders.
Wofür er auserwählt war? Was weiß ich? Doch er war derjenige, auf dem Hoffnung ruhte. Er, der Stille, der nie im Vordergrund stand, war plötzlich im Mittelpunkt. Es galt, ihn zu schützen, ihn, der doch sonst andere schützte. Und was tut er? Er springt! Im entscheidenen Moment, als man sich durch all die Fallen, all die Kinder des Täuschers, durch Illusionen gekämpft hat, manchem Leid getrotz hat und schwere Verluste erlitten hat - da springt er mittenhinein. Mit diesem, diesem Ding! Er springt, rollt sich durch alles, was zwischen ihm und diesem Tor steht, huscht nach links, nach rechts, und mit einem Satz - ist er weg.

Und dann? Trauer. Wir hielten ihn für tot. Dann hofften wir, ihn wieder zu uns holen zu können. Und wir taten das. Es steht nicht mir zu, dir Einzelheiten zu erzählen, dass kann er selber tun, wenn er es denn möchte. Aber - " Vanion richtete seine Worte direkt an Wassilij. "- es ist nicht derselbe zurückgekehrt, der hineingesprungen ist. Er ist kälter als zuvor, er ist..." Der Knappe wählte seine Worte sehr sorgfältig und sah dem Waldläufer in die Augen. "Er ist unberechenbar. Man vertraut ihm nicht. Man erwartet, dass er im schlimmsten Moment das Messer zückt und es einem Freund in den Rücken treibt. Er ist nicht mehr der Wassilij, der als integrer Mann bekannt war, der effizient, aber nie.. eiskalt war. Er ist jemand, der ohne zu zögern tötet, jemand, der die Mittel dem Zweck unterordnet." Jemand, dem ich niemals sagen werde, dass Roqueforts Tochter in unserer Reichweite ist, bei Lavinia. "Ich vertraue darauf, dass all das, was ich grade gesagt habe, nicht wahr ist. Dass er der Alte ist, oder zumindest niemand, der Szivars Ketten trägt, niemand der einen Handel abschloss, um in unsere Welt zurückzukehren. Gorix und Balerian halten mich für dumm, sie halten mich für naiv, weil ich ihm vertraue! Na und?! Das ist doch Vertrauen! Es gibt keinen Beweis, aber ich vertraue Wassilij voll und ganz. Ich vertraue ihm mein Leben an." Nur meines. Nicht das Lorainnes oder von Roqueforts Tochter.

"Das heißt nicht, Anders, dass ich dir dasselbe anrate."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 21. Nov 13, 17:34
Wassilij hielt Vanions Blick stand. Auch wenn es ihm offensichtlich schwer fiel. seine Stimme klang ein wenig gebrochen.

"Vanion, du hast recht. Ich bin Eiskalt geworden. Vieles ist mir egal geworden. Dinge, die mir wichtig waren, sind mir gleichgültig! Aber es gibt auch gute Nachrichten. Auf meinen wunsch hin, hat Galoria mir einen Fluch auferlegt, der mich erblinden ließ, wenn ich mich zuweit von meinem wahren Ich entferne. Mehrere Monde bin ich als Blinder Bettler durch Engonien geirrt. Doch kurz vor unserem letzten Wiedersehen hier in Brega hatte sie mich aufgespürt und Unterstützung mitgebracht. Drei meiner Brüder, welche mir bei der Erholung meiner Seele helfen und bereits während meiner Blindheit, hat sich mein selbst wieder gefestigt." Er legte Vanion eine Hand auf die Schulter und sah ihm fest, mit einem aufrichtig warmen und freundlichen Blick in die Augen. "Vanion, es bessert sich! Ich werde wieder der Alte. Nur werde ich vermutlich eine wichtigere Aufgabe haben, der ich folgen muss."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 21. Nov 13, 22:10
Anders Gesicht war während der Geschichte immer ernster geworden, was weniger mit der Geschichte an sich zusammen hing als damit, dass es in ihrem Kopf gerade unglaublich arbeitete.
Sie war durch den raum gegangen und hatte sich einfach erstmal auf Vanions Bett gesetzt, die Handflächen aneinander gelegt und mit den Fingerspitzen immer wieder leicht gegen die Lippen tippend während sie ins Leere starrte.

So saß sie meistens wenn sie intensiv über irgendetwas brütete. Vanion hatte ihr viel Stoff zum ortnen und nachdenken gegeben und sie versuchte die Geschichte jetzt für sich aufzurollen.
Soweit sie das verstanden hatte, war also beim zurückholen von Wassilij was schief gelaufen? Oder nicht?

Auf jeden fall schien er ähnlich wie Rania und Lorainne einen Teil seiner Seele verloren zu haben. Etwas was Anders immer wieder in große Verwunderung stürzte. Wie konnte man mit nur einer halben Seele leben? Und vor allem wie konnte etwas getrennt werden das so unmissverständlich zusammen gehörte wie eine Seele.
Dennoch fragte sie lieber nochmal zur Sicherheit nach.

"Also... ist ein Teil deiner Seele weg und du bist gerade dabei ihn wieder zu finden oder?", meinte sie langsam und bedächtig und blickte zu den beiden herüber. "Ich meine wenn ich das richtig verstanden habe. Aber das ist doch ein gutes Zeichen oder?"
Langsam begann sie wieder zu lächeln. "Ich meine ich mag Wassilij jetzt schon, aber wenn er noch am genesen ist kann es ja nur besser werden."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 22. Nov 13, 11:42
"Nicht jeder verliert seine Seele, Anders." Vanion überlegte kurz, ob er einen Erklärungsversuch unternehmen sollte, doch er entschied sich dagegen. Der Knappe verstand von solchen Dingen nichts, und wenn er es genau nahm, waren solche Gespräche ihm selbst mehr als unheimlich.

"Wer weiß schon, was die Seele ist? Wassilij hat einfach nur zuviel erlebt, würde ich sagen. Belassen wir es dabei. Fakt ist, dass man ihm nicht vertrauen sollte, er vertraut sich nicht einmal selbst." Die offenen Worte taten Vanion nicht Leid, Wassilij würde das vertragen, da war er sich sicher.

"Was Lorainne oder Rania angeht - auch das ist etwas, was mir zu hoch ist. Meine Verantwortung war es, Lorainne zu finden, oder ihre Leiche zu begraben. In gewisser Weise habe ich beides getan, mal mit mehr, mal mit weniger Hilfe. Seelen zu heilen, Seelen zu finden, das ist etwas für die Priester, für heilige Männer und Frauen." Dieses Mal beschloss Vanion, seine Sorgen und Gedanken nicht für sich zu behalten.
"Rania liegt mir sehr am Herzen. Genau wie Lorainne. Doch beide haben ihre eigenen Probleme, Probleme, bei denen ich keine Hilfe bin. Ich habe meine Probleme gelöst, glaub mir das - ich war nach dem Ende des Bruderkrieges zerrüttet, und danach kam noch so mancher Schicksalsschlag, an dem ich fast zerbrochen bin. Es gab Momente, da wollte ich einfach wieder zu meinen Eltern zurückkehren und Bauer werden, so wie mein Leben ursprünglich verlaufen sollte. Selbst jetzt noch ist das nicht die schlimmste Zukunftsaussicht." Vanion gab sich ein wenig diesem Gedanken hin. Ein dralles Mädel heiraten, mit gesunden Hüften und großen Brüsten, blonden Haaren und einem breiten Lächeln? Noch mehr Kinder zeugen, ein wenig Land bestellen, in Frieden und Freiheit, nur ab und an die Abgaben an die Stadt bezahlen und von all dem Leid und der Last der Ereignisse unberüht sein Leben leben.. das hatte was!
"Das Seltsame ist, Anders, dass ich in den zwei, drei Jahren, in denen ich nun im Knappenstand bin, rein gar nichts gelernt habe, was einen Knappen auszeichnet. Im Gegenteil - erst der Bruderkrieg, dann die heilige Agathe, dann Lorainnes Verschwinden. Normalerweise wird man mit fünf, sechs, sieben Jahren zum Pagen, dann zum Knappen, dann zum Ritter. Ich bin ein später Knappe, weißt du? Und ich weiß noch nicht mal, wie man sich bei Hof benimmt. 'Hauptmann' ist vielleicht gar nicht die schlechteste Bezeichnung für mich."

Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 22. Nov 13, 21:37
Das man Wassilij nicht trauen sollte tat die Kenderin mit einer Handbewegung ab. Ob sie jemandem vertraute oder nicht fand sie in der Regel erstmal selbst heraus und so würde es bei Wassilij nicht anders sein. Grundsätzlich vertraute sie erstmal jedem bis er sie vom Gegenteil überzeugte. Da halfen auch alle gut gemeinten Worte nicht.
Na gut, Orks vertraute sie nicht und auch bei Magie war sie meistens eher vorsichtig. Aber das hier war was anderes.

Als Vanion geendet hatte blickte sie ihn mit schief geneigtem Kopf an.
"Dann hast du den falschen Lehrer!", stellte sie fest und nickte nochmal wie um ihre Worte zu bestätigen. "Wenn du in den Jahren nichts gelernt hast, dann liegt das meistens immer zuerst am Lehrer, dann am Schüler und dann an der Umwelt. Immerhin hast du Ahnung wie man Leute führt und zusammen hält, das ist doch schon mal was oder? Weißt du noch was du nach dem Überfall der Söldner zu uns gesagt hast? Du hast gesagt, dass es dir aber jetzt nicht mehr um das Geld geht sondern nur noch darum Lorainne zu finden, eigentlich ja schon von Anfang an und das alle die Auf Geld aus sind verschwinden sollen. Du hast aus einem einfachen Job eine Ehrensache gemacht und alle sind geblieben. Du weißt wie man mit Leuten Umgeht, und das ist viel wichtiger als der Höfische Seiltanzakt."
Das letzte hatte sie mal irgendwo aufgeschnappt und beschlossen es genau jetzt zu verwenden.
"Von daher bist du ein Hauptmann. Zumindest für mich und das ist für mich das einzige was zählt. Was deine Zukunft betrifft, wenn du was ändern willst dann tu es doch auch. Wie willst du alles vorhersehen. Kannst du Hellsehen? Ich jedenfalls kanns nicht. Wenn du unglücklich bist musst du was verändern. Nicht die Welt sich selbst.  Ihr Erwachsenen denkt immer so viel nach, lebt immer in der Zukunft.. ich versteh bloß nicht wieso?"
Sie zuckte wieder die Achseln und zupft kurz an einem ihrer Ohrläppchen.
"Ich meine Wassilij schafft es doch auch. Sich verändern meine ich. Und wenn mir was nicht passt änder ich es auch.

Das war nun wieder die ernste Seite die aus dem Kender sprach, jene die in ihrer Isolation im Wald entstanden war, jene die es ihr erlaubte klar und konzentriert nachzudenken und ihr so manches mal das Leben gerettet hatte.

Jetzt wannte sie sich wieder an Wassilij und der Kindliche Schalk kehrte in ihre Augen zurück.
"Mit seiner Laune macht er langsam Yorik Konkurrenz. Ich weiß nicht ob du ihn kennst aber du wirst ihn erkennen wenn du ihn mal siehst. Ihm folgen immer die schlecht Wetter Wolken." Sie kicherte leise vor sich hin bei dem Bild.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 22. Nov 13, 21:55
Wassilij schaute wieder zum fenster hinaus. Beide konnten sein Gesicht und somit keine Regung darin sehen. Als er zu sprechen begann, war seine Stimme zwar leise, doch schnitt sie durch den kleinen Moment der Stille.

Kurz antwortete er Anders: "Ich kenne Yorik und habe ihm einen guten Rat gegeben. was daraus wird, liegt bei ihm."

Nach einer kurzen Pause sprach Wassilij weiter:

"Weißt du Vanion, du hast gelegentlich die Eigenschaft, in Selbstmitleid zu versinken. Sei glücklich mit dem, was du hast. Wie oft sind wir und vor allem du wieder aufgestanden? Du bist nicht weniger Wert als sonst jemand! was ist ein König oder Kaiser oder Imperator wert, der aus nichtigen Gründen in den Krieg zieht? Wie viele Menschen sterben dann? Wie viele Leben oder Freunde hast du gerettet? Mir hast du auch schon den Hintern gerettet! Männer wie wir, sind gut in dem, was wir tun.  Mein Meister lehrte mich viel. Weißt du was das schöne an Kindern ist? Sie sind so wunderbar einfach! Schenk einem Jungen einen Stock in Form eines Schwertes. Er wird diesen Stock lieben, Ritter spielen oder Krieger. Er wird von etwas in dieser Richtung träumen. Du hast es beinahe geschafft, diesen Traum eines Kindes zu voll enden! Freu dich über das, was du hast. Du hast eine Tochter, du wurdest geliebt. Das ist mehr, als die meisten in ihrem Leben erwarten können. Heiratet ein Adeliger aus Liebe? Wohl eher selten. Hör auf das zu betrachten, was du an Rückschlägen erlitten hast, sondern betrachte deine erfolge und arbeite an weiteren. Davon hast du genug. Mein Meister lehrte mich, dass das Leben eines Kriegers erst im Alter beginnt, wenn er das Schwert weg legt. Und daran ist viel wahres. Bleib dir selbst treu!"

Wassilij atmete kurz durch. "Anders, du hast dein Herz am rechten Fleck. Aber ich glaube nicht, dass du so weit bist, am Hofe Roqueforts zu spionieren. Du bist gut herzig, aber ein wenig zu leichtmütig. Deswegen befürchte ich, dass es dir nicht bekommen wird. Egal, wie mutig du  bist, kann dir genau das zum Verhängnis werden. Einen Augenblick der Unbedarftheit. Eine Frage zu viel, eine Antwort am falschen Ort und es kann dein Verhängnis sein."

Der Krieger schüttelte den Kopf und drehte sich um. "Wenn Roquefort dahinter steckt, werden wir das heraus finden. Aber nicht auf diese Weise. Und du Vanion, musst dir selbst ersteinmal darüber im Klaren werden, wer du bist! Ich weiß, wer ich war. Ich weiß, was ich in Szivars reich erlebt habe. Ich weiß, wer ich wieder sein will und werde. Darauf arbeite ich hin und ich mache einen Schritt nach dem Anderen und werde Stück für Stück der Alte. Was willst du Vanion? Wenn du Blut an den Händen hast, musst du damit Leben und mit den Gründen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 23. Nov 13, 17:04
"Ho, nun mal langsam. Ich versinke nicht in Selbstmitleid!" Vanion grinste breit. "Im Gegenteil! Ich sag nur, dass diese Seelengeschichte etwas ist, wo ich keine große Hilfe bin. Das war ich schon nicht, als wir - naja, als wir dich da rausgeholt haben. Ich rede nicht davon, alles sausen zu lassen, wenn das so wäre, würde ich wohl kaum hier in einem Hinterzimmer sitzen und Verschwörer spielen. Ich weiß sogar noch besser, wer ich bin, als du jemals wusstest, wer du warst. Du bist derjenige, der philosophisches Abschweifen mit Selbstmitleid verwechselt." Nun zwinkerte der Knappe. "Ich mache mir nur Gedanken wegen Rania und Lorainne. Aber, ganz im Gegensatz zu Yorik, bin ich da tatsächlich optimistisch. Und ich akzeptiere die Möglichkeit, dass es eben nicht funktionieren wird, und versuche, auf meine Art etwas zu bewegen. Ich halte es für eine sehr gute Idee, Anders an Roqueforts Hof unter zu bringen. Vielleicht nicht gerade morgen, aber wenn Simon ohnehin dabei ist, mir Sachen beizubringen, und dabei noch Boniface und den kleinen Mann ein wenig erzieht, warum sollte sich nicht auch noch ein Kender an seinen Rockzipfel hängen? Ich meine, wir sollten ihn nicht gerade 'Kindermädchen' nennen, aber.."

Ein herzhaftes Lachen erfüllte den Raum. Vanion ging rasch zu dem kleinen Kamin hinüber und legte ein paar Scheite Holz nach, dann schürte er die schwach glimmende Glut, bis ein warmes Feuer den Raum erwärmte.

"Manche Ideen sind dümmer als andere, wohl war. Wassilij ist wohl kaum jemand, um einfach mal ein Bier trinken zu gehen, aber ich schon. Immer gewesen, nur in seltenen Momenten nicht. Aber eines gilt trotzdem: wenn Lorainne nicht geheilt werden kann - dann werde ich wieder Bauer."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 23. Nov 13, 17:26
Wassilij's gesicht blieb ausdruckslos. "Vanion, du weißt, welchen Weg du später einschlagen willst. Aber du wirfst gerade Ideen hin und her. Wenn du über Roqueforts Beteiligung etwas heraus finden willst, muss das geschehen, bevor sich die Spur im Sande verliert. Wenn Simon euch alle in höfischen und kämpferischen Dingen unterweist, ist das hervorragend! Aber dann kann es zu spät sein. Meine Empfehlung ist es, entweder jetzt zu handeln und zu versuchen etwas heraus zu finden, denn selbst jetzt kann ich dir keine Garantie auf Erfolg geben. Aber dann läuft die Sache auf meine Art, weil ich davon mehr als genug verstehe, oder wir warten ab, was mit Lorainne geschieht und schlagen dann im Zweifel offen gegen Roquefort los. Letzteres heißt jedoch, dass wir heute kein Wort mehr darüber verlieren und einfach so mal ein Bier trinken!"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 23. Nov 13, 20:10
"Was bei der trockenen Wüste findet ihr bloß alle an Bier? Ich kann das nicht begreifen.", meldete sich nun auch die Kenderin wieder zu Wort.
Sie hatte den Wortwechsel interessiert verfolgt und war geteilter Ansicht, was ihre Rolle in dieser Geschichte betraf.

Zum einen war sie unglaublich neugierig auf Roqueforts Burg und auf die Geschichten in seinem Gemäuern. Sicher würde es auch die ein oder ander Sache zum finden geben die ihr mehr erzählen konnte, allerdings wüste sie genau, das sie keine Ahnung von höfischen Sitten hatte.
Sie war zwar zuversichtlich, dass sie nach ein zwei Tagen intensiver Beobachtung zumindest die Kenntnisse erworben hatte um sich unauffällig bewegen zu können, aber in ein zwei Tagen konnte viel passieren.
Natürlich könnte sie auch einen geplanten "Findergang" starrten, aber sie war ebenfalls noch nie.... Wie sagten die großen Leute "eingebrochen"?
Was für ein unsinniges Wort schließlich fiehl man ja nicht einfach so durch Böden und stürtzte in Treppen herum.

Sie wusste selbst keinen Rat aus sie nun tun sollte und entschied, dass es eine Bauchentscheidung werden sollte. Dies waren bei ihr immer die Besten. Auf jedenfall würde sie nicht untätig herum sitzen! In diesemfall widersprach das nämlich tatsächlich ihren Prinzipien.

"Ich meine alle schwärmen immer so von diesem Gebräu aber was ist so toll daran?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 25. Nov 13, 10:21
"Großartig, Wassilij. Du sagst, entweder jetzt oder erstmal gar nicht. Und wohin soll das führen, wenn meine Ideen doch offenkundig nicht die besten sind? Wenn du dich alleine als Söldner verdingen willst, bitte! Ich halte dich nicht auf, im Gegenteil, ich halte das sogar für eine gute Idee. In derselben Zeit werde ich mit Anders nach Caldrien reisen. Ohne Simon. Ich kann ihr mehr als genug beibringen, und ich selbst habe noch jemanden zu besuchen. In Blanchefleur, um genau zu sein, in einem Lavinia-Kloster dort."

Dort müsste die Kleine sein, wenn ich mich recht entsinne. Es wäre sehr gut, wenn Anders mich begleiten würde, aber auf Wassilij kann ich verzichten. Vanions Entschluss stand fest. Er würde Wassilij auf keinen Fall etwas von Roqueforts Tochter erzählen. Mochte er selbst Wassilij vertrauen, so konnte er wohl kaum ein kleines Kind in seine Hände legen. Vertrauen war eine Sache, Naivität eine ganz andere.

Nachdenklich warf Vanion einen Blick auf den Kender. Ihre letzte Frage deutete auf jedes Klischee hin, das ihr Volk kultiviert hatte, und nach wie vor regte sich in ihm etwas, das es für eine sehr, sehr dumme Idee hielt, mit einem Kender überhaupt zu reden. Aber hinter ihrer Stirn schien sich etwas Flinkes und Intelligentes zu verstecken. Sollte er sie nun tatsächlich mitnehmen? Oder sie bei Simon lassen, oder sie einfach ihrer Wege gehen lassen? Simon wird sich bedanken. Boniface und seinen Freund, und dann noch ein Kender? Vanion konnte einfach nicht umhin, sich Simon mit einer Schürze als Kindermädchen vorzustellen. In diesem Moment war er sehr froh darüber, dass der caldrische Chevalier nicht im Raum war. Bei den Göttern, was ist das hier? Ein später Knappe, ein kaputter Waldläufer, und ein Kender? In welchem Märchenbuch steht das?!

Eine rationale Entscheidung ist so einfach: Bier trinken, alles abblasen, jemanden finden, der kein Kender ist und der kein verschwundener Waldläufer ist. Nun - es würde halt eine Bauchentscheidung werden.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 25. Nov 13, 19:27
Als Vanion ihren Namen erwähnte horchte die Kenderin sofort auf.
Als  sie hörte was er sagte, begannen auch ihre Augen zu leuchten. "Du würdest mich echt mitnehmen?", fragte sie nun hell auf Begeistert. Sonst lud sie immer Leute ein mit ihr zu reisen. Selbst war sie noch nie gefragt worden.

Gut Vanion hatte sie nicht gefragt, aber er hatte gesagt, dass er mit ihr nach Caldrien wollte. Das Lavinia Kloster dämpfte ihre Stimmung natürlich wieder etwas, sie hatte halt kein besonders gutes Verhältnis zu ihrer Mutter, aber eigentlich war sie auch neugierig auf die Priesterinnen dort. In Engonien gab es so viele verschiedene Götter und Vanion selbst hatte versucht ihr zu erklären, dass Lavinia nicht nur die Göttin der Mütter war. Oder wie eine Mutter war... oder... was auch immer.
Von daher erschien es Anders doch ganz lohnenswert sich diese Menschen nochmal genauer anzusehen. Denn sie schienen ebenso fest von ihrem Glauben überzeugt zu sein, wie Anders von ihren Überzeugungen.
Wer wusste, vielleicht würde sie auch irgendwann einen Gott für Finder finden.

"Das find ich sehr nett von dir.", fügte sie hinzu und blickte zu Vanion, "allerdings finde ich nicht, dass wir alles in den Sand setzen sollten ehe wir irgendetwas versucht haben.  Ich meine können wir denn wirklich nur Abwarten? Hat Roquefort denn keinen Schwachpunkt? Ich meine Jeder hat doch einen... oder?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 25. Nov 13, 21:19
Wassilij stand wieder am fenster und sah hinaus. Seine Gedanken kreisten. Etwas tief in seinem Innersten wehrte sich, sich hier und jetzt zum Teil zu offenbaren. Aber etwas anderes, etwas verloren gegangenes  trat der Verborgenheit entgegen. Und es siegte.

Unvermittelt und beinahe aprupt drehte er sich um. "Vanion, du kennst meine Heimat. Wenigstens dem Namen nach. Du vertraust Anders, also werde ich dir und somit ihr vertrauen. Ich bin im Moment mehr denn je auf Freunde angewiesen. Deswegen will ich offen sein. Ich bin nicht der Einzige, der eine solche Ausbildung genossen hat. Galoria hatmeine Brüder und Meister zu hilfe gerufen. Drei sind gekommen und in der Nähe. Ich werde mich mit ihnen beraten und dann werden wir tun, was zu tun ist. Es mag sein, dass Roqueforts einziges Vergehen ist, sich Lorainnes Länderein an eignen zu wollen und der Rest jemandes anderen, wenn nicht gar Szivars Tat war. Wir können das möglicher Weise heraus finden. Aber das kann ich dir nicht garantieren. Das wird dich oder Simon nichts kosten. Es gibt nur zwei Dinge die ich als Gegenleistung erwarte. Erstens Euer beider Versprechen, über das hier besprochene Stillschweigen gegenüber jedem ausser Simon zu bewahren und zweitens muss ich alles wissen! Jedes Detail kann wichtig werden. Unser genaues Vorgehen, ist dabei unsere Sache. Wir werden jedoch niemanden Unschuldiges zu schaden kommen lassen und auch kein attentat an Roquefort durchführen."

Es traf Wassilij wie ein Schlag. Kurz taumelte er, doch er erkannte es. Ein teil seiner Selbst. War er wieder da? Nur ein Aufflammen oder was war geschehen? Doch das gute, richtige Gefühl blieb.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 26. Nov 13, 17:58
Es war schon dunkel als das kleine Bregaholz endlich vor ihm auftauchte. Seine Füße Schmerzten vom langen laufen und ihm war kalt. Immerhin hatte er eine ordentliche Strecke geschafft und war tatsächlich wieder in Tangara. Mit neu erwachter Energie nährte er sich der Taverne.

Ich muss mich langsam mal entscheiden, ob ich erst zur AydOwl gehe oder vorher doch noch meine Familie besuche. Naja ich sollte noch genug Zeit dafür haben. Jetzt erstmal ein heißes Getränk.

Die Taverne war noch genauso einladend wie er sie in Erinnerung hatte. Erfreut ging er zum Tresen und begrüßte die Bedienung.
„Seid gegrüßt, ich brauche ein heißes Getränk, ein Abendessen und ein Zimmer für die Nacht,“ sagte er und legte die Bezahlung auf den Tresen.

Mit einem dampfenden Getränk in der einen Hand und einer der vorzüglichen Brotplatten in der Anderen setze er sich an einen leeren Tisch und wärmte erst einmal seine Hände an dem Krug. Langsam pustete er auf das dampfende Getränk um dann vorsichtig einen Schluck zu trinken. Mit einem zufriedenem Lächeln im Gesicht machte Felix sich ans Abendessen.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 26. Nov 13, 23:38
"Offenheit?! Das nennst du offen? Wieviel wissen diese Leute? Wer ist dein Meister?"

Wütend fuhr Vanion Wassilij an. Er war von dem Tisch, an den er sich das Gespräch über gelehnt hatte, aufgesprungen und hatte dabei Anders angerempelt, die recht nah bei ihm gestanden hatte. Das bemerkte der Knappe jedoch gar nicht.

"Du bist auf Freunde angewiesen und spuckst auf deren Geheimnisse! Ich hatte dein Wort, Stillschweigen zu bewahren, und doch hast du deine, deine.. deine was auch immer eingeweiht! Und du verlangst von mir, dir alles zu erzählen und ganz nebenbei alles, was du mir sagst, für dich zu behalten? Hast du zuviel getrunken?!"

Mühsam zügelte Vanion sich. Er war zornig, und er hatte über das letzte Jahr kaum Gelegenheit gehabt, seinen tief sitzenden Zorn über die Ungerechtigkeit der Ereignisse, die unter anderem ihm widerfahren waren, zum Ausdruck zu bringen. Als er sah, dass Wassilij zum Sprechen anhob, kam er ihm zuvor.

"Nein, mein Freund." Er betonte das Wort und zog es unangenehm in die Länge. "Ich durfte mir schon im Forêt d'Artroux von Kassos anhören, was für ein Risiko du seist! Was meinst du, warum er wollte, dass du an seiner Schule unterrichtest?! Weil er dich im Auge behalten will! Gorix und Balerian haben mir davon abgeraten, dir zu vertrauen, doch hab ich mich gefreut als wär mein seliger Großvater aus seinem Grab gestiegen, als ich dich in diesem dreifach verfluchten Wald vor den Kultisten fliehen sah! Du hast viele Worte verloren, über Lorainne, über dich, über Simon, die Götter wissen, über wen noch! Was geht es deine seltsamen Freunde oder Lehrer an, was mit Lorainne geschieht? Es hat einen Grund, dass wir nicht an jede Tür klopfen und nach Neuigkeiten fragen! Es hat einen Grund, weshalb Damian mir fast das Gesicht zu Brei geschlagen hat, als ich ihm sagte, dass Lorainne tot ist! Du kannst nicht in caldrische Ehrenhändeln mit mysteriösen Attentätern eingreifen! Du kannst nicht, mögen die Götter verhüten, dass es tatsächlich so sei, dass Roquefort mit dem Täuscher im Bunde steht, einen Zwist mit dem Täuscher durch eben das verhüten - durch Täuschung, Verstecken und dergleichen mehr! Ich weiß, dass du Roquefort liebend gern ein stilles Messer zwischen die Rippen jagen willst, doch es hat Gründe, weshalb Simon und auch ich dagegen sind! Lorainnes Zustand erlaubt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass Roquefort doch nicht gewonnen haben könnte - denn genau das glaubt er doch! Natürlich, der Söldnertrupp, der den Wald betrat, lebt noch - na und?! Es gibt keine Beweise für eine Schuld von irgendjemandem an irgendetwas! Es gibt bloß Menschen, die Schutz brauchen, Menschen, die noch nicht aus dem Schatten getreten sind, um für ihre Familie einzustehen! Die Mühlen drehen sich vielleicht langsam, Wassilij, aber sie drehen sich! Und jedes Lebewesen, dass von diesen Mühlen überhaupt erfährt, ist ein potenzieller Stein in dieser Mühle!"

Mit einem wütenden Schnauben drehte Vanion sich zu Anders um. Er hoffte nur, ihr nicht allzusehr wehgetan zu haben, als er sie beiseite gestoßen hatte. Bei den Göttern, Wassilij! Ich hätte eher erwartet, dass du mir ein Messer in den Rücken stößt und 'Heil Szivar' dabei brüllst, als dass du so etwas ..Dummes! tust. Kurz überlegte er, dann traf er eine Entscheidung.

"Wir reiten morgen los, Anders. Nach Blanchefleur. Und danach reiten wir zu Kassos' Burg. Ich muss dort jemanden besuchen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Wassilij am 27. Nov 13, 19:38
Wassilijs Miene blieb ausdruckslos. Als er sprach, war seine Stimme frei von jedwedem Gefühl und schnitt eiskalt durch den Raum.

"Was weißt du schon, Vanion. Du weißt nicht einmal, mit wem ich gesprochen habe und ich hab mit niemandem über die wahren Ereignisse im Foret d'Artroux gesprochen. Offensichtlich bin ich in euer aller Augen ein Attentäter. Aber wirklich, wisst ihr nichts darüber." Wassilij drehte sich zum Fenster um und öffnete die Läden, um die kühle Nachtluft herein zu lassen. Er nahm einen tiefen Zug, bevor er mit den Schultern zuckte und noch leiser sprach ohne sich um zu drehen.

Seine Stimme schien nun völlig gefühlskalt zu sein. " Ich hab nie jemanden verraten. Ich war länger dort, als nur ein Jahr. Hier war es ein Jahr. Dort eine halbe Ewigkeit. Trotz der Folter dort, habe ich nie nachgegeben und habe trotz aller Angebote nie 'Ja' gesagt."

Mit einem schnellen durchstrecken der Beine, zog er sie unter den auf dem Sims ruhenden Armen hindurch und sprang gewandt aus dem Fenster. Da sie im ersten Stock waren, war der Sprung problemlos. Unten angekommen, rollte Wassilij geübt ab und verschwand in den Schatten, bevor jemand wirklich begriff, was gerade geschah.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 28. Nov 13, 17:31
Anders ging es soweit gut. Sie war zwar unsaft auf den Boden geplumpst hatte sich aber nichts getan. Wer hatte denn auch damit rechnen können, dass Vanion so Böse wurde. Sie sicher nicht.
Verwirrt beobachtete sie den Schlagabtausch der beiden Männer und dann Wassilijs verschwinden. Inzwischen hatte sie sich längst wieder aufgerappelt, aber auch das hatte nicht geholfen zu verstehen was gerade passiert war.

Hier griff nun wieder eine Tatsache, die oft vergessen wurde, vor allem von Anders selbst. Die Tatsache, dass sie vollkommen neu in Engonien war und dementsprechend keine Ahnung von seiner Geschichte hatte, oder den Ländern um es herum. Von daher war es nicht verwunderlich, dass sie nun nicht mehr mitkam.

Aber Wassilijs Stimme... er klang wie ein Stein, ganz leblos, oder wie Eis, ganz kalt. Zumindest wenn sie sich die Stimme von Eis und Stein vorstellte klangen sie so.

Kurz nachdem er gesprungen war, war sie schon am Fenster gewesen und hatte ihn verschwinden sehen.
"Jetzt hast du ihn verjagt!", sagte sie mit einer Stimme die sich nicht entscheiden konnte ob sie verwirrt, anklagend oder traurig klingen sollte. "Ich versteh überhaupt nicht was los ist! Ich dachte Jelena wäre sein Meister, zumindest haben die anderen gesagt sie sei seine Herrin und... hat er überhaupt was gesagt.?"
Ihre Stimme entschied sich für leicht hilflos und verwirrt.
Die großen Leute machten alles immer so furchtbar kompliziert. Hilfesuchend suchte ihr Blick Vanions. Vielleicht konnte er ihr erklären was passiert war.
So wie es sich abgespielt hatte, schien es ein großes Missverständnis gewesen zu sein aber sicher war sie sich nicht.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 28. Nov 13, 20:05
Auch Vanions Mund stand offen. Ja, er hatte Wassilij angefahren, aber diese Reaktion hatte er nicht erwartet.

"Ich habe ihn verletzt, mehr, als ich dachte, glaube ich. Ich weiß nicht und wusste nie, wie es nun geistig um ihn bestellt war, aber ich hätte mir denken können, dass er nicht alles hinnehmen würde, was ich sage."

Der Knappe schwieg, sein Zorn war verraucht. Es war fast, als hätte Wassilij ihn mitgenommen. Eine gewisse Leere erfüllte ihn. Das Vertrauen, das Wassilij ihm entgegen gebracht hatte, war zerstört, von jetzt auf gleich.

"Du bist noch nicht lange in Engonien, aber über Wassilij weißt du genau so viel oder wenig wie ich. Vielleicht habe ich ihn ein wenig besser kennengelernt, aber wirklich kennen - das tut niemand. Jelena vielleicht. Ich.. ich bin so wütend geworden, weil ich genug davon habe, dass über meinen Kopf hinweg Leute einbezogen werden. Lorainne ist lebendig, aber wer weiß, wie lange, in ihrem Zustand? Ich mache mir auch nur Sorgen, um sie, und auch um Rania. Und ich fühle mich nunmal machtlos, da Dinge geschehen, auf die ich keinen Einfluss habe." Vanion bemühte sich, nicht selbstmitleidig zu klingen. Er wollte Anders wirklich vermitteln, was los war, ihr erklären, dass die Dinge, die sie immer so einfach sah, unglaublich kompliziert waren.
"Fangen wir von vorne an. Wassilij war, als ich ihn kennenlernte, Jelenas Leibwächter, ja. Aber das ist er auch nicht immer gewesen. Er ist kein Engonier, hat seine Fähigkeiten woanders gelernt, in fremden Landen." Nach einer weiteren Pause fuhr er fort: "Frag mich einfach, was du nicht weißt. Das ist besser, als wenn ich versuche, Geschichten aus dem Blauen zu erzählen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 28. Nov 13, 20:19
Anders blickte Vanion an. Jetzt sah er nicht mehr wütend sondern niedergeschlagen aus.
"Hey.", sagte sie nun sanfter. "Ich bin sicher er wird dir vergeben wenn du dich entschuldigst."
Sie lächelte vorsichtig überlegte aber dann.
"Also er ist auch ein Fremder wie ich hier, also eigentlich. Ich verstehe nur nicht wieso du plötzlich so wütend geworden bist? Das ist alles. Ich meine... diese ganzen Dinge sind schließlich nicht passiert um dir eins auszuwischen. Wer wird über deinen Kopf hinweg einbezogen? Ich schätze Lorainne so ein, aus dem was ihr erzählt, dass sie ganz genau wusste was sie tut, aber nicht jeder Plan geht auf und...", sie unterbrach sich, da sie irgendwie befürchtete ihre Worte würden in die falsche Richtung gehen und fing von vorne an.
"Ich meine das ganze ist nicht deine, meine oder seine Schuld und wir machen uns alle Sorgen, aber im Moment können wir nichts für die beiden tun außer schweigen und das haben wir doch alle drei getan soweit ich das verstanden hab. Ich weiß nur nicht was grade der Auslöser für deine Wut war. "
Sie war wieder näher an ihn getreten und legte ihm vorsichtig die Hand auf die Schulter. "Weder du noch ich können im Moment etwas für Lorainne oder Rania tun, das ist Magier Sache und auf gegen Roqufort haben wir nichts außer Vermutungen. Was wir brauchen sind Beweise. Aber das hatten wir ja alles schon. Hey.... guck nicht so traurig. Es wird alles gut, das wird es am Ende immer sonst ist es noch nicht vorbei."
Sie drückte ihn vorsichtig und schwieg eine Weile.

"Ich bin keine wirklich große Hilfe was?", kam es irgendwann halb laut geseufzt von ihr. War sie nie bei großen Dingen, aber das war okay. Solange sie irgendwas tun konnte kam sie damit klar.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 28. Nov 13, 22:05
"Doch, bist du." Vanion ging zu seinem Tisch hinüber, griff eine Tonkaraffe und zwei Zinnbecher und schenkte sich und Anders etwas Wein ein. Es war nicht der beste Tropfen, aber solide. Er hatte ihn auf Ferdis Empfehlung gekauft, das beste Preis-/Leistungsverhältnis, das Brega zu bieten hat. Den vollen Becher bot er Anders an.

"Ich bin so wütend geworden, weil ich Knappe werden wollte! Seit dem Pilgerzug hab ich alles daran gesetzt, den Knappenstand zu erreichen. Ich bin nicht von Stand, ich bin kein Caldrier! Das.. das geht nicht! Das ist nicht vorstellbar! Es war schon schlimm genug, dass Lorainne.. gut, ich fange von vorne an. Wunderst du dich nicht, dass Lorainne eine Chevlière, eine Ritterin ist? Du magst noch nicht viel herumgekommen sein, aber ist dir ein anderer weiblicher Ritter begegnet? Ich denke doch, dass dem nicht so ist." Nun stieß Vanion an und nahm einen tiefen Schluck. "Lorainne gab sich vor Jahren als 'Antoine', als ihr kleiner Bruder aus, um von Simon de Bourvis in den Knappenstand erhoben zu werden. Sie schnitt sich die Haare, band ein Tuch um ihre Brüste und ritt breitbeinig auf einem Pferd, sehr undamenhaft von ihr. Das ging lange gut, sie wurde lange nicht erkannt - doch irgendwann zog sie sich im Kampf eine böse Verletzung am Oberkörper zu. Stell dir das Gesicht des Heilers vor, als er ihr Gewand aufriss und er sah, dass Antoine nicht gänzlich männlich war." Luthor muss wirklich verdutzt ausgesehen haben.. was wäre ich gerne dort gewesen. Andererseits.. war das nicht vor Caer Conway? Egal. "Nun, Simon war an seinen Eid ihr gegenüber gebunden, ganz so, wie sie ihrem Eid Folge leisten musste. Also beschloss Simon, ihre Ausbildung zu Ende zu bringen - und schwor, sie in dem Moment, in dem er sie zum Ritter schlagen würde, er eine Herausforderung zum Duell aussprechen würde, um ihrer beider Ehre wiederherzustellen. Weißt du, Anders, das ist schon ein paar Jahre her - ich selbst hab damals noch meines Vaters Felder bestellt und kannte keinen dieser hohen Herren, mit denen ich jetzt zu tun habe."

Vanions Gedanken schweiften ab, zu den Erlebnissen vor und auch während des Pilgerzuges. Im Geschichtenerzählen fühlte er sich wohl, merkte er. Fast wie früher, dachte er mit einem inneren Grinsen.

"Nachdem Engonia erobert war und Konar tot, schlug Simon Lorainne zum Ritter. Und dann warf er ihr seinen schweren Panzerhandschuh ins Gesicht und schritt ohne ein Wort zu verlieren hinaus. Andere Herren versuchten ihn umzustimmen, von seinem Eide abzulassen, doch Simon, der dereinst Lorainne dazu gezwungen hatte, sich mit dem Knappen eines seiner besten Freunde zu duellieren, .." Vanion unterbrach sich, als er Anders' fragenden Blick sah. "Nun, diese Geschichte kennst du auch nicht? Versprich mir, Simon danach zu fragen. Er weiß besser, wie das geschehen ist, als ich. Jedenfalls - wo war ich? Genau. Also, das Duell fand statt. Auf einer der Grenzwacht-Feierlichkeiten, und frag mich nur nicht, warum diese Feste 'Grenzwacht' heißen - die beiden schlugen wild aufeinander ein, bis Simon blutend am Boden lag, Lorainne weinend über ihm. Er hatte sich gegen Lorainnes letzten, tödlichen Schlag nicht gewehrt. Du musst wissen - " Seine Stimme senkte sich. Er sprach laut genug, um verständlich zu sein, aber man merkte dem Knappen an, dass er grade nicht Anders ansah, sondern seine Augen nach innen gerichtet hatte - auf den Moment, den er selbst miterlebt hatte. Er selbst hatte Lorainne von dem erkaltenden Körper Simons weggezogen, und auch das nur mit Hilfe zahlreicher Freunde. "- dass Simon für Lorainne wie ein Vater war. Ihr eigener Vater, so hieß es, war als Verräter an der Königin gebrandmarkt und gehängt worden, wie ein räudiger Mörder. Und sie selbst hatte das Schwert in Simons Brust gestoßen! Irgendjemand erklärte das Duell für beendet, und Simon verlor das Bewusstsein. Für immer, wie ich erst dachte, doch war noch ein Funken leben in ihm. In diesem ausgebrannten, alt gewordenen Ritter, der alles für seine Ehre, seine Familie, seine Königin und auch für sein Land geopfert hatte, steckte noch Leben! Doch wochenlang schlug er die Augen nicht auf, monatelang lag er darnieder, und Lorainne wich kaum eine Sekunde von seinem Krankenbett. Schließlich.. schließlich fanden fähige Heiler heraus, was ihm fehlte." Ich habe geschworen, nie ein Wort über diese Geschehnisse zu verlieren - und das werde ich auch nicht tun. Es tut mir Leid, Anders. Der Knappe griff zu einer kleinen, aber stimmigen Lüge. "Er wurde geheilt.

Zwischenzeitlich hatte Lorainne mich zum Knappen genommen, und damit meinen Traum erfüllt. Ich hatte im Pilgerzug meine ersten Kämpfe überhaupt, meine ersten wirklichen Schlachten geschlagen, und hatte mich dort wohl bewiesen, so perfide das auch klingt. Ich war nicht nur gut darin, Feinde zu töten und selbst zu überleben, ich schien auch schnell denken zu können. Auch konnte ich lesen und schreiben, sodass ich einen gewissen Wert für die Kommandanten des Zuges besaß. Über kurz oder lang konnte ich jedenfalls, wenn auch als Waffenknecht und Bote, an der Seite oder eher zwei Schritte hinter all den hohen Herren und Damen meinen Teil leisten. Doch ein Bauer aus Tangara, geboren ohne jeden Stand, ohne auch nur einen Tropfen adeligen Blutes, ein Knappe? Das ging nicht. Also bekam ich eine Aufgabe gestellt: die Gebeine einer Heiligen Frau, einer Flamina, einer Priesterin des Alamar, zu suchen und zu finden. Das kostete mich zwei Jahre, aber schließlich und endlich bewältigte ich diese Aufgabe, und mit der Anerkennung der Priesterschaft Alamars wurde ich zum Knappen Ohnestand und Ohneland - aber zum Knappen."

Nun gönnte er sich eine Pause, trank seinen Wein aus und füllte gleich nach. Er wollte sich nicht betrinken, aber das Reden trocknete seinen Mund aus. Zumal Vanion die Ereignisse, von denen er erzählte, im Geiste nochmal erlebte.

"Und dann - Achtung, jetzt kommen wir zu dem Teil, der mein Verhalten erklärt - denke ich, dass endlich meine wirkliche Ausbildung zum Knappen losgehen kann. Das Land ist vielleicht nicht friedlich, aber befriedet, die Krieger sind zu ihren Frauen zurückgekehrt, Tailon Orikos, dieser verfluchte Ort, ist zerstört, und es scheint so, als ob das Leben endlich wieder in normalen Bahnen verläuft. Ich hatte mich mit meinem Vater versöhnt - auch das eine Geschichte für einen anderen Abend -, und fast ein Jahr in Abgeschiedenheit in einem kleinen Dorf namens Schlagbaum verbracht, wo ein Knecht Lorainnes mich in der Waffenkunst und auch ein wenig in höfischem Benimm unterwiesen hatte. Irgendwann sollte ich jedoch Lorainne begleiten, in ein gewisses Lavinia-Kloster in der Baronie Blanchefleur, wo sie nach Beweisen suchte - nach Beweisen für die Unschuld ihres Vaters und die Schuld Roqueforts, den sie doch schließlich heiraten wollte. Den Rest der Geschichte kennst du."

Anders machte nicht den Eindruck, als ob Vanions Geschichte sie erhellt hätte. Also fuhr er fort:

"Der Krieg war vorbei! Der Szivarskult war in seine Schranken verwiesen, wenn auch nicht ausgerottet! Die Toten des Krieges, Freunde, Kumpanen, beerdigt, betrauert, und endlich in Frieden! Normalität war in unser aller Leben zurückgekehrt, und ich wollte nur noch eines: wirklich Ritter werden! Den Idealen des Rittertums hinterhereifern. Ich wollte mich nicht im Schlamm eines caldrischen Waldes wiederfinden, mit einem aufgeschlagenen Schädel. Ich wollte nicht Lorainne hinterherjagen, ich wollte völlig egoistisch sein und einfach nur mein neues Leben leben, dass ich mir hart erarbeitet habe!" Kurz kam dem Knappen der Gedanke, dass doch genau das die Essenz des Rittertums war - das Beste zu leisten, egal, was man selber wollte. Aber so weit war er einfach noch nicht, trotz seiner Ideale. Er schüttelte den Gedanken ab.

"Es ist schlimm genug, Freunde zu verlieren. Wie die Sturmrufer, damals in Tiefensee, gelobt sei ihr Andenken. Aber Lorainne zu verlieren? Sie war immer meine Bezugsperson, sie war diejenige, der ich gefolgt bin. Sie.. sie hat mich einmal verprügeln lassen, weil ich einen ihrer Kelche auf einer Feierlichkeit verloren hatte. Jacques, dieser Knecht, von dem ich eben sprach, hat mich körperlich durch die Hölle gejagt in diesem Kaff, und abends ließ er mich noch caldrische Poesie - und glaub mir, dieser Schmutz hat den Namen 'Poesie' nicht verdient - lernen lassen. Ich hab im Pilgerzug getan, was ich musste und was ich konnte. Aber ist es zuviel verlangt, ein wenig Frieden zu wollen?" Nun klang er definitiv selbstmitleidig.
"Versteh mich nicht falsch. Ich möchte, dass es Lorainne wieder gut geht, und ich glaube fest daran, dass wir Roquefort, so er der wirkliche Schuldige ist, seiner gerechten Strafe zuführen werden. Aber egal, was geschieht, immer ist irgendwo irgendwer, der es versaut! Es ist mir egal, ob Wassilij seinen ominösen Meister oder seine Schüler bereits eingeweiht hat oder nicht. Er weiß, worum es geht, er weiß, was Lorainne mir bedeutet. Ich habe Angst, sie zu verlieren, und auch, wenn ich genau weiß, dass ich nicht an ihrem Schicksal Schuld trage, so frage ich mich doch, ob ich nicht schneller - oder langsamer, aber beherzter und ruhiger - diesen Hügel hätte hochlaufen können. Ich bin ein Knappe, und trotzdem nennst du mich Hauptmann, trotzdem hab ich euch angeführt. Und das gewiss nicht schlecht, ihr lebt alle noch, und wir haben Lorainne wieder. Ich bin so wütend, weil - einfach weil ich schlucke, und schlucke, und schlucke, was immer geschieht. Ich handle nach bestem Wissen und Gewissen, aber es wird nicht besser. Und wenn dann Wassilij, der bisher eher ein Klotz am Bein als eine Hilfe war, auf solche hinverbrannten Ideen kommt, dann ist das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt. Auch wenn es mir Leid tut, schon jetzt."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 01. Dez 13, 20:46
Anders hatte sich zu Vanion gesetzt und gelauscht.
Nicht das hibbelige unaufmerksame Lauschen, dass ihre Art meistens an den Tag legte, sondern aufmerksam.
Vanion war ein guter Geschichtenerzähler und sie hörte ihm gern zu.

Dazwischen hatte sie ihren Becher gelehrt und ließ die letzten Tropfen nun nachdenklich auf dem Boden rotieren indem sie den Becher in Händen drehte. Dieser, es musste wohl Wein sein, schmeckte komisch, aber auch nicht so schlecht, dass sie den Becher hätte stehen lassen wollen.

Sie konnte Vanions Meinung zu Wassilij weder teilen noch abstreiten, dazu war sie zu wenig beteiligt gewesen an den Geschehnissen die so wichtig zu werden schienen. Für sie stand auf jedenfall fest, dass sie den Waldläufer mochte und ihm vertraute und zwar so wie er war.
Genau so wie Vanion. Ob der eine nun ein Klotz und der andere ein Gewitter oder umgekehrt war spielte für sie da keine Rolle.
Allerdings wusste sie selbst, dass es eine große Rolle spielen würde wenn das Gelingen bei der Geschichte um Lorainne gewährleistet sein sollte.

"Eine Entschuldigung hat Wassilij auf jedenfall verdient. Ich schätze wir haben alle an einander vorbei geredet, eben weil keiner von uns weiß wie man mit der Situation und den Gegebenheiten umgehen soll."

Sie begann den Becher in die andere Richtung zu drehen. Ob jemals jemandem in den Sinn gekommen war das Wein wie Blut aus sah und sich auch so ähnlich verhielt? Wahrscheinlich, schließlich war Wein rot.
"Und ich sehe keinen Grund warum du nicht egoistisch dein Leben leben solltest und die nehmen solltest was du willst. Das das ganze im Moment mit Lorainne zusammen hängt, mag vielleicht wie ein Hindernis erscheinen ist aber im Moment nicht vermeidlich. Nur nicht den Kopf hängen lassen, auch das wird sich wieder geben da bin ich mir sicher."

Sie hob den Blick von dem Tropfen und lächelte Vanion an. "Du bist übrigens ein guter Geschichtenerzähler.", fügte sie dann noch hinzu und stellte den Becher ab.
"Ich hab schon viele Geschichten gehört auf meinem Weg aber nur wenige Erzähler können es gut. Du aber gehörst dazu."

Sie hatte ein Bein auf den Stuhl gezogen und stützte das Kinn nun auf das Knie.
"Eine Frage hätte ich da aber noch. Wo krieg ich bis morgen ein Pferd her? Ich meine ich hab zwar dieses mal kein Palaver das mich verfolgt, aber... Pferde finden ist nicht einfach. Die haben ihren ganz eigenen Kopf und wer bin ich, dass ich ihnen  meinen Willen aufzwinge."
Sie hob den Kopf wieder und grinste nun breiter.
"Ich freu mich wirklich, dass du mich mit nimmst. Kann ich noch irgendwas tun um deine Laune zu heben? Dir auch eine Geschichte erzählen?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 01. Dez 13, 21:33
Vanion lächelte über das Kompliment. Freundlich dankte er Anders. 

Dann dachte er kurz nach. Hatte Wassilij tatsächlich eine Entschuldigung verdient? Vanion hatte das Gefühl, dass er mit seinen Worten eher eine von Wassilijs schlechteren Seiten hervorgebracht hatte, wenn auch unabsichtlich. Der Knappe war sich sicher: er hätte bedachter reden können, doch war auch Wassilijs Reaktion nicht gerade die ruhigste gewesen. So oder so, es war geschehen. Der Waldläufer würde nicht zurückkehren, aber dennoch war Vanion sich sicher, ihn nicht zum letzten Mal gesehen zu haben.

"Was das Pferd angeht, so bin ich sicher, dass Ferdi noch ein zweites für mich auftreiben kann. Ich werd gleich hinunter gehen und ihn fragen. Eine Geschichte erzählen, das klingt doch spannend - vielleichst singst du auch nochmal? So oder so, lass uns wieder in den Schankraum hinunter gehen. Mir ist zwar nicht nach Feiern zumute, aber vielleicht ist ja ein guter Sänger da, der uns auf andere Gedanken bringt."

Während die beiden die Treppe hinuntergingen und den immer noch lauten, aber mittlerweile etwas leereren Schankraum betraten, brachte Vanion das Gespräch auf höfliches und höfisches Verhalten, auf Benimmregeln und auf gewisse Normen, Titel und dergleichen mehr. Er erzählte Anders vieles von dem, was Jacques ihm beigebracht hatte, und versuchte sich, so gut es nur ging, an all die Lektionen von Lorainne zu erinnern. Der Sinn des Ganzen war schnell erklärt: Anders sollte nicht gänzlich unvorbereitet sein. Zwar sollte sie nicht gerade als Zofe anfangen, vielmehr sollte sie als Dienstmagd arbeiten - aber Wissen konnte nie schaden. Auch erzählte er ihr von dem Kloster in Blanchefleur, zu dem sie aufbrechen würden. Noch wollte der Knappe ihr nicht sagen, dass er nach Savaric de Roqueforts Tochter sehen wollte, und, so sie noch in dem Kloster wäre, sie mitnehmen wollte. Dazu wäre später, vielleicht auch morgen, noch mehr als genug Zeit.

Irgendwann gähnte er nur noch, das Feuer im Kamin war niedergebrannt, der Wirt nirgendwo zu sehen. Auf den Tischen stand noch ein wenig schmutziges Geschirr, man machte sich ans Aufräumen. Nun zog Vanion seinen Tabak hervor und zündete sich einen Glimmstängel an. Schmauchend lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. "Also, Anders - deine Geschichte, die du mir erzählen wolltest. Wie lautet sie?" Er lächelte sie friedlich an. Ich mag sie. Sehr gerne sogar, fuhr ihm durch den Kopf.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 01. Dez 13, 23:11
"Sehr gut, dann kann ich ihn auch gleich nach einem Zimmer für mich fragen."

Anders versuchte wirklich sich alles zu merken, was Vanion ihr erzählte, aber das Höfische Gedudel war reichlich trockener Stoff. Dennoch war sie zuversichtlich sich an alles erinnern zu können, vor allem in Situationen in denen sie in Gefahr war arbeitete ihr Gehirn auf Hochtouren.
Dennoch war sie froh als sie das Gespräch auf etwas anderes lenkten.
Im Grunde war es alles sehr einfach, wenn auch widernatürlich für sie.
Nicken, höflich sein, nach unten gucken gehorchen....
Nein... sie würde wohl nie an einem Hof anfangen zu arbeiten.

Das Laviniakloster war auch ein Thema für sich. Gut die eine Priesterin damals auf dem Knollenfest hatte nicht wirklich eine gute Vorarbeit geleistet, indem sie sagte Lavina sei wie eine Mutter, aber sie konnte ja nicht wissen, das Anders bei allem das irgendwie mit Familie oder Eltern zu tun hatte reiß aus nahm. In diesem Bezug schien sie ihre Vergangenheit wirklich immer wieder einzuholen. Während des Gesprächs war ihre Hand einmal kurz zu dem Beutel an ihrer Hüfte gewandert wo sie den einzigen kleinen Gegenstand verwahrte, den sie sich erlaubt hatte aus ihrer Heimat mit zu nehmen.

Der Abend wurde später, die Gäste weniger und die Runden geselliger. Anders fühlte sie wohl vor dem Kamin und auch allgemein in der Taverne. Mit einem Wald konnte sie es zwar nicht direkt aufnehmen, aber sie war auf ihre eigene Art gemütlich. Als Vanion nun wieder das Wort ergriff und eine ganz andere Richtung anschlug leuchtete es kurz erfreut in ihren Augen auf. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus und sie legte die Stirn in nachdenkliche Falten. "Hm...", sagte sie und klapperte ihr Gedächtnis nach einer Geschichte ab die Vanion vielleicht hören würde wollen.
"Nun es handelt sich um eine merkwürdige Geschichte, die ich hörte als ich einige Zeit mit einer Gruppe Händler reiste. Es war eine Gruppe auf die ich Traf als ich den Wald verließ und sie waren wirklich sehr nett zu mir, da sie mich für ein verirrtes Kind hielten. Es waren drei Händler die mit ihren Waren und auch tatsächlich mit ihren Familien unterwegs waren in die nächste große Stadt und sie luden mich ein sie auf ihrem Weg zu begleiten."
Sie hatte wieder nach einer ihrer Haarsträhnen gegriffen und begann wieder an ihr zu spielen.

"Nun. Eines Abends hatten wir unser Nachtlager aufgeschlagen. Es war im Begriff zu dämmern und wir hatten ein Feuer entzündet. Sie sagten Feuer in der Nacht zu entzünden wäre sehr dumm und in dieser Beziehung muss ich ihnen recht geben.
Wir saßen also alle zusammen um das Feuer und die großen Leute unterhielten sich, die Frauen beschäftigten sich miteinander und ihren Kindern und da hörte ich es."
Ihr Blick schien in eine leichte Ferne zurücken als sie sich erinnerte und ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen.
"Ein feines Wispern aus einem der Wagen der Händler. Da war etwas, etwas sehr gesprächiges. Keineswegs unzufrieden sondern eben nur gesprächig so wie es manche Leute nach ein zwei Bier zu viel sind.

Es war eine große milchig schimmernde Kugel und sie blubberte wie ein kleiner See. Und ihre Geschichte ist wirklich erzählenswert."

Jetzt machte sie eine kurze Pause und grinste Vanion an der ruhig an seinem Glimmstängel zog.
"Es ist die Geschichte eines Sees. Nun eigentlich die eines Sees und eines Dorfes zusammen denn das Dorf lag an diesem See. Es war ein kleines Dorf, mit kleinen Häuschen und wenigen Bewohnern, aber denen ging es gut. Sie lebten von ihrer Feldarbeit und von dem was Leute sonst so tun um zu Leben und es ging ihnen erstaunlich gut. Was auch mit diesem See zusammen hing denn in diesem See, so sagte man lebe ein Wassergeist der das Dorf beschütze. Die Kugel stammte aus einem Haus einer etwas reicheren Familie und war schon mehrere Generationen in ihrem Besitzt. Ursprünglich stammt sie aus einer großen Muschel auf dem Grund des Meeres, aber irgendwie hat sie ein Fisch verschluckt, der von einem Seeman gefangen und ausgenommen wurde. Die Kugel wanderte also sehr ziellos und verwirrt durch mehrere Mägen und Hände und gelangte schließlich als Preis für ein Tunier zu der Familie wo sie schließlich blieb. Diese glaubte allerdings sie sei ein Stück vom Mond was sie sehr lustig fand, aber nie wirklich aufzuklären versuchte denn sie hatte bemerkt, dass die Menschen sie nicht verstanden.
Nun in diesem Haus erzählte man sich auch von dem Wassergeist. Es hieß, dass wenn man etwas von ihm wollte man zum See gehen musste und seinen Wunsch in die Wogen flüstern sollte. Dann musste man sich am Ufer schlafen legen und wenn man erhört wurde stieg nachts der Geist aus dem See und nannte seinen Preis.
War man bereit zu bezahlen, so tat er seinen Dienst und verschwand wieder im See. Erstaunlicher Weise diente er aber jedem aus dem Dorf nur einmal.

Nun wie dem auch sei, dass Dorf verlor sein Glück. Woran es schlussendlich lag weiß keiner so genau, aber in einer kurzen Zeit wurde es von mehreren schweren Seuchen heimgesucht und zweimal überfallen. Die Leute beteten viel zu dem Geist aber keine Bitte und kein Wunsch schien es wert erhört zu werden.
Dann kam es, dass eine Gruppe von Gesetzlosen das Dorf zerstören und zu ihrem Hauptsitz machen wollten. Das Dorf war gebeutelt, eine schwere Krankheit hatte fast die Hälfte des Dorfes befallen und schwarze Geschwüre auf ihnen wachsen lassen die furchtbar schmerzhaft waren.

Nun in jedem Fall wurde eine Vorderung gestellt. Wenn man aufgeben würde würde man sie nur versklaven und weiterverkaufen aber nicht töten. Die Bewohner wollten nicht darauf eingehen und so töten sie ein paar von ihnen aus Mahnung."

Anders Blick war wieder zum Feuer geglitten und sie schien nun ganz ruhig. Ehe sie weiter sprach legte sie die Fingerspitzen aneinander und tippte sich leicht an die Lippen.

"Nun in der Nacht beschloss ein Kind aus der Familie den Wassergeist ein letztes Mal aufzusuchen. Als Bezahlung nahm er die Mondkugel mit , denn etwas wertvolleres hatte es nicht.
Am Ufer angekommen, bat es weder um Genesung noch um die Rettung seines Dorfes vor dem Feind, sondern um währenden Frieden für sein Dorf und die gleiche Machtlosigkeit die sie Heimsuchte den Gesetzlosen. Mit der Mondkugel in der Hand schlief es also ein.

Nun in der Nacht stieg tatsächlich der Geist aus dem See, aber die Kugel als Bezahlung wollte er nicht. Stattdessen lies er das Wasser aus dem See steigen und über das Dorf schwemmen und über dessen grenzen hinaus. Das Kind ließ die Kugel nach einigerzeit los die es gegen das Wasser gekämpft hatte und sie merkte nur noch wie es im Schlamm des Sees versank.

Nun sie wurde aus dem Dorf gespült wo der Händler sie später fand und mitnahm.
Ich habe ihn natürlich nach dem Dorf gefragt, aber er meinte,dass es schon Jahre verlassen sein musste, denn überall waren Pflanzen an den Wänden gewachsen und Tümpel und Morast auf dem Boden gewesen, ganz so als ob die Natur es sich zurück erobert hätte. Aber auffallend wäre gewesen, dass es unglaublich viele Libellen gegeben hätte die Motten fraßen."

Ein langsames Grinsen schlich sich auf Anders Gesicht und sie blickte zu Vanion auf. "Deswegen sollte man vorsichtig sein, wenn man etwas von Magiern verlangt man weiß nie was man bekommt. Aber die Kugel und ich sind uns einig, dass wir wissen wer die Libellen und wer die Motten waren.", kicherte sie leise.

"Das wars."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 02. Dez 13, 14:25
Schläfrig öffnete Felix die Augen. War er tatsächlich in der Taverne eingedöst? Es war wohl doch ein langer Tag gewesen. Der Schankraum hatte sich gelehrt und auch Felix beschloss zu Bett zu gehen. Er rieb sich die müden Augen und bemerkte, dass er wohl doch nicht so ganz alleine war. Zwei Gestalten saßen noch beisammen und führten ein scheinbar ernsthaftes Gespräch. War das nicht...   
Felix erkannte Vanion und kurz darauf auch Anders. Das letzte mal hatte er die Beiden in genau diesem Schankraum gesehen. Erfreut trat er auf die beiden zu, um sie zu begrüßen; standhaft versuchte er dabei ein Gähnen zu unterdrücken
„Vanion, Anders guten Abend, wir haben uns lange nicht gesehen.“
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 02. Dez 13, 19:36
"Verfluchtes Mistwetter!" Die Tür knallt auf und der breite Mann, der durch die Tür marschiert, flucht. "Wenn das so weitergeht, habe ich bald wieder Eiszapfen im Bart!" Den roten Umhang hinter sich schleifend, der den roten Wappenrock eines Tiorsritters und den darunter blitzenden Brustpanzer nicht verdecken kann, marschiert Arius zum Tresen. Dem Trio schenkt er nicht richtig Beachtung, stellt nur seine Mordaxt ab und meint barsch: "So, Herr Wirt, ein kaltes Bier und eine heisse Suppe, wenn noch da ist, das wäre genau richtig. Und eine warme Stelle, auch wenns vorm Feuer ist, wäre perfekt." In seinem Bart murmelt er: "Pah, Ritterdasein ist auch nicht so toll. Ich bräuchte noch einen Knappen, das wäre es."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 04. Dez 13, 19:23
"Eine gefährliche Geschichte. Bedrohlich, eher etwas, um Kindern Angst einzujagen, findest du nicht?" Vanion legte nun frech die Beine auf Anders' Sessel. "Ich hoffe nur, du bist diese Kugel wieder los geworden. So etwas trägt man nicht leichtfertig mit sich herum, da bin ich mir sicher. Eher im Gegenteil, egal, wieviel von dieser ..Geschichte nun tatsächlich wahr ist. Aber - " In diesem Moment trat Felix an den Tisch. Erfreut, den jungen Söldner zu sehen, stand Vanion auf und bot ihm die Hand zum Gruß. Kräftig schüttelten die beiden ihre Hände, doch bevor Vanion etwas sagen konnte, knallte die Tür auf, und mit einem kalten Luftzug stapfte Arius heran.

Vanion starrte dem Tiorssöldner hinterher, der schien ihn jedoch nicht bemerkt zu haben. Also setzte der Knappe sich wieder hin, nicht ohne sich eine gewisse Anspannung anmerken zu lassen.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 04. Dez 13, 19:34
Anders blickte verwirrt. "Wer sagt das die Geschichte was für Kinder ist? "

Zu der Kugel und das sie sie hoffentlich wieder losgeworden war sagte sie nichts, dachte nur still an den kleinen Milchigen Gegenstand der in ihrem Beutel schlummerte. Na der Geschichte war die Kugel nicht mehr so gesprächig gewesen, fast so als hätte sie sich leer geplaudert. Zuerst war Anders ernstlich besorgt gewesen, aber sie hatte schnell erkannt das sie wohl nicht krank sondern nur Müde war. Seit dem war sie bei ihr und sie suchte nach einem neuem Heim für sie.

In dem Moment als Felix an sie herantrat um sie zu begrüßen fing sie noch breiter an zu Grinsen. Es tat gut alte Gesichter zu sehen, aber wie hieß er noch gleich... Seinen Vornamen wusste sie noch aber der Nachname, Tau... taule... ne.. taula.. auch nicht.... Tauge.. Ach ja Taugenichts.
Felix Taugenichts. Ein ungewöhlicher Nachname aber das war ihr egal.
"Hallo Felix Taugenichts", kam es den Bruchteil eines Moments später und sie grinste ihn an.


Dann passierte noch etwas unerwartetes. Die Tür flog auf und ein großer Mann betrat die Taverne. Er führte eine riesige Axt mit sich und schien gerade wegs aus dem Regen zu kommen.

"Die ist ja fast genau so groß wie ich."
Das sie sich nicht die Mühe machte die Stimme zu senken, musste wohl nicht erwähnt werden. Auch das Vanion irgendwie düster wirkte registrierte sie nur so halb, ihr blick hing am funkelnden Klingenblatt der Axt ehe sie sich schaudernt abwanndte um nicht dem Singen nach Blut und Kampf zuhören zu müssen.
Sie hatte schon mal eine Axt wie diese getroffen, aber die hatte die meiste Zeit geschlafen.
Die Lichtreflexe auf der blanken Klinge sie faszinierten, es war  schwer den Blick ab zu wenden.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 04. Dez 13, 19:55
Arius trank einen tiefen Schluck und seufzte. "Aaah. Das tat gut."
Er ließ seinen Blick durch den Schankraum schweifen und blieb bei Vanion hängen. Kurz schien er zu überlegen, dann schien ihm ein Licht aufzugehen. Er hievte sich hoch, packte seine Axt und marschierte zu dem Tisch der drei rüber.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 04. Dez 13, 20:17
Noch ehe er den Tisch erreichen konnte war Anders aufgesprungen, schlängelte sich gekonnt zwischen Vanions Sessel und Felix hindurch und stand kurze Zeit der imposanten Gestallt gegenüber.
Er war wirklich groß, zumindest aus ihrer Perspektive und die Rote Robe kannte sie von dem einäugigen Tiors Priester vom Knollenfest. Rot schien wohl die Farbe des Gottes zu sein, was in Anbetracht dessen, dass es viel mit Blut zu tun hatte nur logisch erschien.

Die kleinen Flammen die noch im Kamin leckten glitzerten auf dem Schneideblatt der Axt, aber die Kenderin störte es garnicht, dass dieses so nah vor ihrem Gesicht schwebte.

"Die ist wirklich unglaublich groß.", sagte sie und blickte zu dem Mann auf.
"Und wer bist du? Möchtest du dich auch zu uns setzen?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 04. Dez 13, 21:19
Arius grinst. "Ja, ist sie. Kannst sie gerne mal halten." Er streckt sie ihr entgegen. "Mein Name ist Arius, Ritterbruder im Orden des Tiors. Den jungen Mann da drüben kenne ich," er zeigt auf Vanion, "aber dich und den da nicht. Und ja, ich würde mich gerne setzen, auch wenn er," wieder deutet er auf Vanion, "das sicher mit gemischten Gefühlen sieht."
Er drückt jetzt endgültig der noch zögernden Anders die Mordaxt in die Hand und lässt sich auf einen protestierenden Stuhl fallen.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 04. Dez 13, 21:55
Die Axt wog schwer in ihren Händen und Anders musste erstmal einen Schritt zurück gehen und sie auf dem Boden absetzen. Das Gewicht überraschte sie schon etwas, dafür strahlte sie über das ganze Gesicht als ob Arius ihr gerade das tollste Geschenk der Welt gemacht hätte.

Von daher hiefte sie die Axt so gut es ging auf den warmen Boden vor den Kamin und ließ sich dort im Schneidersitz nieder.
Dann sah sie Vanion fragend an, der sich wirklich Unwohl zu fühlen schien. Auch Felix schien in Anwesenheit des  großes Mannes eingeschüchtert. Was hatten die denn bloß? Ihr Finger strichen vorsichtig über das blanke Blatt, tanzten mit den Lichtreflexen und malten unsichtbare Muster. Das singend er Waffe war hier lauter. So ein lebendiges Stück fand man selten und auch wenn das was sie sang Anders nicht unbedingt zusagte war es doch schön ihre Lebendigkeit zu fühlen.
Ja die Axt gefiel ihr, was man auch deutlich merkte.
Was ihr weniger gefiel war das Stöhnen des Sessels, aber sie befand, dass man da im Moment nichts machen konnte.
"Hallo Arius. Schöner Name. Ich bin Anders. Woher kennst du Vanion?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 05. Dez 13, 00:33
Arius grinste noch breiter. Ihm schien die Situation zu gefallen. "Och, der junge Mann und ich, wir hatten ein ... Missverständnis. Er schien es lustig zu finden, mich zu reizen und damals war ich noch deutlich unausgeglichener als jetzt. Es endete damit, dass ich ihm den Bauch ein wenig mit einem Schwert verzierte."
Er lehnte sich gemütlich zurück. "Aber das wollen wir doch mal Vergangenheit sein lassen. Nicht wahr, Vanion? Mich würde viel mehr interessieren, warum du, junge Anders, so begeistert bist von meiner Axt. So ein junges, hübsches Ding, oder ist dir doch eine Kriegerin?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 05. Dez 13, 06:20
Anders blickte zunächst etwas erstaunt auf ihn, dann auf die Axt, dann auf ihre Hände.
Sie betrachtete sie eine Weile, die geschickten kleinen Hände die wie geschaffen waren sich lautlos und unbemerkt in anderseits Sachen zu schieben, wie man so schön sagte.
Auch sie selbst war nicht besonders stark, sondern eher flink und im Umgang mit Waffen hatte sie keine Erfahrung. Das einzige was sie Tat war hier und da mal was aufzuschnappen und es für sich zu verwerten um später zu prüfen ob es für sie anwendbar wäre.

Sie Strecke Arius beide Hände mit den Handflächen nach vorne entgegen. "Sehen die aus wie Kriegerhände? Ich glaube kaum das ich im Moment besonders geschickt mit irgend einer Art von träfe wäre.", schmunzelte sie und legte eine Hand wieder auf den Griff der Axt.

"Aber warum sie mich so fasziniert ist schnell erklärt. Es ist selten, dass man einen so in sich ruhenden und glücklichen Gegenstand findet. Ich hab es selbst nicht glauben wollen, das Gegenstände für Schlachten erschaffen wurden , aber das ist hier schon der zweite und er liebt sein Handwerk."
Sie zuckte sie Achseln und fuhr fort.
"Außerdem mag ich wie sich die Flammen auf dem Klingenblatt brechen. Es sieht so aus als ob sie brennen würde ohne zu verbrennen."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 05. Dez 13, 11:18
Vanion mochte Arius nicht, das war kein Geheimnis. Aber nun war dieser Arius ein Ritter. Was tun? Er konnte schlecht einfach aufstehen, weggehen, aber ignorieren konnte er ihn auch nicht. Erleichtert bemerkte Vanion, dass Arius mit Anders ins Gespräch kam.
Dennoch stand er auf, bevor Arius etwas auf Anders' letzten Satz erwidern konnte, und verbeugte sich leicht.

"Guten Abend, Herr Ritter."

Der Knappe wusste, dass er wohl unter Arius stand, zeitgleich wusste er nicht, woran er nun war. Er war in Kassos neuen Orden aufgenommen worden, offensichtlich.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 05. Dez 13, 12:40
Arius zog eine Augenbraue hoch. "Einen Moment, Anders."
Er stand ebenfalls auf. "Guten Abend," er zögert kurz, wirft einen Blick auf Vanions Kleidung, "Vanion. Warum so förmlich? Du siehst aus wie derselbe Haderlump wie früher. Aber lass uns wieder setzen und vor allem, nicht streiten. Ich habe nichts gegessen, du bist nicht bewaffnet, und dieses junge Mädchen verdient eine Antwort."
Er drehte sich wieder zu Anders und setzte sich wieder hin. "Also, Anders. Ich finde es faszinierend, wie du über meine Axt sprichst. Aber ja, sie ist zum Töten gemacht worden, vom Axtblatt bis zu dem Hammerkopf. Und ja, sie ist gut dadrin, ohne jede Frage." Er fasst ihre Hände und packt zu. "Und wenn ich mir diese Hände angucke, dann sehe sie nicht anders aus als die der letzten zehn adeligen Mädchen, die in die Löwenburg geschickt wurden und sich von mir Lektionen im Kampf anhören mussten." Er lässt Anders Hände wieder los. "Wenn du also gerne mit solchen Waffen umgehen möchtest, sag es."
Er schaut wieder Vanion an, der sich kurz gesammelt hatte.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 05. Dez 13, 13:17
"So förmlich, weil es sich doch so gehört, nicht wahr? Du bist jetzt Ritter, also begegne ich dir mit Respekt und Anstand, ebenso mit Höflichkeit." Vanion setzte sich wieder, ein wenig versöhnlicher gestimmt. Es bereitete dem Knappen immer noch Kopf-..nein, Bauchschmerzen, mit Arius an einem Tisch zu sitzen. Er wollte grade weitersprechen, aber Arius hatte sich bereits Anders zugewandt.
Bei dem letzten Satz des Tiorssöldners - nein, Tiorsritters! - musste Vanion jedoch schmunzeln. Er stellte sich die Kenderin kurz in einem schweren Plattenpanzer vor, mit einer eisenbeschlagenen Mordaxt in beiden Händen und einem Topfhelm auf dem Kopf.
Dennoch schwieg er, der Knappe wollte keinen Streit provozieren, indem er direkt nach der Begrüßung sich hämisch über Arius' Angebot äußerte. Um das Gespräch in eine unverfänglichere Richtung zu lenken, sprach er also: "Eine gute Axt, keine Frage. An und für sich bevorzuge ich jedoch ein Langschwert, oder eher noch einen Anderthalbhänder. Eine Schande, dass diese Waffen Rittern zugedacht sind." Er erinnerte sich an den Pilgerzug, dort hatte er ein Schwert geschwungen - einen Tangaraner betrafen solche Regelungen nun einmal nicht. "Ich war gar nicht schlecht am Schwert, aber meine Bardike leistet mir nun auch gute Dienste."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 05. Dez 13, 14:28
"Hm. Eine gute Begründung, hat mir Kassos auch mal so erklärt. Meinte, das hätte er von seinem früheren Herrn, diesem Simon. Ich wäre sicher kein guter Hofritter, denn sowas strengt mich immer an." Er grinst wieder breit. "Aber was ich mich frage: Wieso soll das Schwert eine ritterliche Waffe sein? Schwerter kann jeder nutzen, der sie nutzen kann. Nicht, dass eine Bardiche nicht eine schöne Waffe ist, je nach Können auch praktischer als ein Schwert."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 05. Dez 13, 14:41
"Na, versuch mal, ein gutes Schwert zu bezahlen, wenn du ein Feld bestellst, oder barbierst, oder vom Holzfällen lebst. Aber frag mich nicht nach der genauen Begründung. Ich muss Lorainne.. Simon danach fragen, schätze ich." Hüte deine Zunge, Idiot! Rasch setzte Vanion eine betroffene Miene auf, als hätte er sich grade an Lorainnes Tod erinnert. Allzu große Sorgen machte er sich aber nicht. Arius würde sich kaum für eine caldrische Chevalière interessieren. "Jedenfalls ist das Schwert auch ein Symbol. Ein Symbol des Rittertums, wenn ich mich nicht täusche, und wo kämen wir hin, wenn ein Bauer plötzlich ein Schwert tragen würde." Moment.. Nun grinste der Knappe breit ob der Ironie, die sich hier auftat. "Aber bei mir hat es noch einen ganz anderen, billigen Grund. Das Schwert, das ich hatte, ist bei einem Kampf gegen den Lupus zerbrochen. Das war vor Engonia. Ich griff mir also eine herumliegende Bardike, und seitdem.. Naja."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 05. Dez 13, 15:29
Mit Felix war an diesem Abend wirklich nicht mehr viel anzufangen. Kurz musste er Grinsen, als Anders ihn als „Felix Taugenichts“ begrüßte.
He immerhin eine der Wenigen die sich daran erinnert, dass ich überhaupt einen Nachnamen habe. Ob sie mich wohl wirklich für einen Taugenichts hält?
Seine müden Gedanken schweiften ab und dachte einen Moment über dieses Thema nach. Wie Vanion stand er zur Begrüßung von Arius auf und nickte ihm freundlich zu, während er sich vorstellte. Froh, dass man von ihm keinen großen Gesprächsbeitrag erwartete setzt er sich wieder, während er erneut ein Gähnen unterdrückte.
Ein Ordenbruder von Kassos also. Würde zu gerne wissen, was es mit ihm und Vanion auf sich hat. Kommt auch auf die Liste der noch zu erledigenden Dinge.
Ob Anders wohl wirklich mit Dingen reden kann? Würde mich nicht allzu sehr überraschen. Oder sie hat einfach eine gute Menschenkenntnis.

Eigentlich wäre dieses zufällige Treffen eine gute Gelegenheit Vanion zu berichten, was er herausgefunden hatte, oder präziser, dass er nicht herausgefunden hatte. Auch interessierte ihn, ob Vanion etwas neues wusste.
Wieder schweiften seine Gedanken ab. Würde seine Klinge in Caldrien wohl als Schwert zählen?
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 05. Dez 13, 15:36
"Simon?" Arius beugt sich interessiert nach vorn. "Was hast du mit Simon und Lorraine zu schaffen? Aber gut, unrecht hast du nicht. Ein Schwert ist teuer und meine erste Waffe war auch ein dicker Knüppel, später dann mit einem groben Eisenkopf."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 05. Dez 13, 18:35
Arius hatte ordentlich Kraft in den Fingern. Das bekam die Kenderin zu spüren als er ihre Hände packte. Wenn er wollte könnte er ihr wohl ganz schön weh tun, aber er hatte sich wirklich im Griff so wie er sagte. Und er schien wirklich freundlich zu sein.

Zu den Adligen war von der Kenderin nur ein helles Lachen zu hören, welches ungemein Amüsiert klang.
Dann allerdings verstummte sie schnell um dem Gespräch der beiden zu lauschen.
Ein teil ihrer Gedanken beschäftigte sich neben bei mit der Frage ob sie den Umgang mit einer Waffe erlernen wollte, was sie eindeutig mit Ja beantworten konnte. Dann ging er zu Frage über, ob sie dafür einem Orden beitreten musste. Das wusste sie nicht zu beantworten. Schließlich wanderten ihre Gedanken über zu Tior, von dem sie bis jetzt nur sehr wenig wusste. Wenn sie so überschlug wusste sie im Moment am meisten von Lavinia, da alle ständig von ihr redeten.
Dann wusste sie ein bisschen was über Tior, Allamah und Szivar. Gehört hatte sie des weiteren von Naduria und Equil, aber wirklich etwas anzufangen wusste sie mit ihnen nicht.
Auf jedenfall schien es keinen Gott der Finder zu geben. Was sehr Schade war wie sie fand.

Ein anderer Teil beschäftigte sich kurz mit Felix, aber er schien so müde, dass sie ihn lieber in Ruhe ließ und nur achtgab, dass er nicht einschlief und ins Herdfeuer kippte.

Der dritte Teil lauschte wie bereits gesagt gebannt und verglich die genannten Waffen. Keine schien wirklich zu ihr zu passen. Als sie das letzte mal ein Schwert in der Hand gehalten hatte, hatte man ihren Rumpf fast durch gehauen, aber sie hatte sich auch nicht besonders geschickt angestellt. Sie hatte es auch nur an sich genommen, damit der besessene Elf sie nicht mehr damit attakieren konnte.

Womit sie allerdings gute Erfahrungen gemacht hatte war ein kleiner Dolch. Der passte zu ihr, ließ ihr die Schnelligkeit und Wendigkeit die ihr bis jetzt das Leben gesichert hatte und ließ sich leicht verstecken.
In erster Linie war sie zwar Heilerin und Finderin, aber sie hatte schnell begriffen, dass es nur praktisch war wenn man sich auch wehren konnte.

Ansonsten musste sie halt wieder quer durch den Wald sprinten. Das war wenigstens etwas was sie konnte.

Die Axt summte zufrieden in ihrem Schoß vor sich hin und wenn man ein Auge auf sie hatte konnte man merken, dass die Kenderin leicht den Kopf neigte um ihr ihr spitzes Ohr zu leihen. Allerdings nicht zu stark, damit eben jene nicht unter den Haaren hervor lugten.

"Als ich das erste Mal ein Schwert in Händen hatte, hat man mich fast in zwei geschnitten. Aber mit einem kleinen Dolch hab ich tatsächlich helfen können.", brachte sie sich nun wieder in das Gespräch der Männer ein, und zwirbelte nachdenklich eine herabgefallene Haarsträhne zwischen den Fingern.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 05. Dez 13, 19:18
"Hm." Arius schien eher skeptisch zu sein. "Ein Dolch ist keine Hauptwaffe, er ist zu klein und leicht. Einem gerüsteten Gegner kann man damit kaum wehtun und einem bewaffneten Gegner kann man kaum nahekommen." Er überlegte kurz. "Anders, wir sollten das vielleicht mal austesten. Einfach mal ein paar gewichtete Holzwaffen in die Hand nehmen und damit ein wenig bewegen. Dann wirst du schon sehen, was wie funktioniert."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 05. Dez 13, 20:14
Die Kenderin zuckte die Achseln. "Du musst es wissen großer Mann. Du bist der Krieger von deiner Berufung her."
Sie grinste breit und nickte nachdenklich.

"Mir würde es schon reichen wenn man mir zeigt wie ich mich verteidigen kann. Ein bisschen hab ich mir schon gemerkt von den anderen wenn sie lernen aber wirklich geübt bin ich nicht."

Ihr Blick glitt zu Felix der wirklich fast einschlief. Wie spät es wohl war.
Um diese Zeit würde sie sicher kein Zimmer mehr bekommen. Gut würde sie sich halt in der Scheune einquartieren. Wäre nicht das erste mal, dass sie das irgendwo Tat.

"Aber auf das Angebot komme ich sicher gerne zurück. Du bist wirklich net weist du?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 05. Dez 13, 20:38
Arius fängt schallend an zu lachen. "Nett! Das hat mich noch niemand genannt!" Er scheint sich kaum noch einzukriegen, bis ihm schliesslich die Luft wegbleibt. "Ach, das war erfrischend." Er grinst Anders an. "Also gut, junge Frau, ich zeige dir Selbstverteidigung. Aber morgen früh. Jetzt wird es langsam was spät."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 05. Dez 13, 20:50
Anders stimmt in das laute Lachen ein. Aber ihres ist kaum zu hören so laut lacht er.

Als er allerdings das mit morgen sagt, verdüstert sich ihr Gesicht kurz.
"Tut mir leid. Aber Morgen werde ich einen Freund begleiten ich reise quasi ab. Aber mach dir keine Sorgen. Wenn ich zurück komme werde ich dich finden. Das ist nämlich eine meiner großen Stärken."
Sie grinst kurz entschuldigend.
Sie hat nicht vor Vanion zu versetzen und irgendwas schien an seiner Mission so geheimnisvoll zu sein, dass er Wassilij nicht dabei haben wollte, also wohl auch nicht Arius. Das ist sehr schade, denn er scheint ein lustiger Kerl zu sein und im Herzen wohl auch wirklich nett, aber sie hat nicht vor Vanion in den Rücken zu fallen.
Und da sie auch nicht vor hat sobald zu sterben, kurz kriecht ihre Hand zu ihrer Brust wo an einer Kette das kleine Fläschen ruht, wird sie danach noch alle Zeit der Welt haben Arius zu finden.

Jetzt hat sie schon einen vielleicht Lehrer für Schleichen und Geheime Dinge, nämlich Wassilij und einen Lehrer für Selbstverteidigung.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Jeremias am 05. Dez 13, 21:32
"Einverstanden. Dann mache ich mich morgen früh zur Löwenburg auf, dort wirst du mich wahrscheinlich auch später finden. Ich gehe jetzt aber schlafen." Arius steht auf, verabschiedet sich von Felix, Vanion und Anders und geht zum Wirt. Nach kurzem Gespräch mit diesem grunzt er und legt sich auf ein Sofa vor dem Kaminfeuer. Sehr schnell erfüllt ein Schnarchen die Taverne.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Dez 13, 13:56
"Ich denke, für uns wird es auch langsam Zeit." Vanion winkte dem Wirt, noch rasch drei Bier zu bringen, und bezahlte mit ein paar Kupferstücken die Rechnung für alle. "Felix, du siehst aus, als würdest du schlafen. Möchtest du zu Bett gehen, oder doch noch ein paar Geschichten mit uns teilen? Was hast du jetzt überhaupt vor? Du musst wissen, dass Anders und ich morgen früh schon wieder von hier aufbrechen werden, in Richtung Caldrien. Du kannst uns gerne ein Stück begleiten."
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 06. Dez 13, 18:29
Felix schüttelte kurz seinen Kopf um die Müdigkeit zu vertreiben. Es funktionierte nicht wirklich.
„Aus der Richtung komme ich grade. Eigentlich wollte ich runter zur Ayd´Owl mein Pferd abholen. Außerdem will ich mich da in der Nähe mit Lyra, Kadegar, und ich meine der Dritte heißt Ardor, treffen. Die haben mir eine recht interessante Arbeit angeboten. Wenn ihr allerdings Hilfe braucht, ein wenig Zeit hätte ich noch. Worum geht es denn?“
Felix machte eine Pause und blickte aus den Augenwinkeln auf die Nachbartische. Um diese Zeit saß dort niemand mehr, der sie belauschen konnte. Mit leiser Stimme fragt er:
„Gibt es irgendetwas neues? Ich muss zugeben, dass meine eigenen Nachforschungen leider nichts ergeben haben.“
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 08. Dez 13, 20:54
Anders Blick ruhte noch auf dem schlafendem Berg von Tiorsritter der sich so eben zum Schlafen gefällt hatte. Seine Axt lag immer noch in ihrem Schoß. Weggenommen hatte er sie ihr nicht, und sie hatte auch nicht vor sie mit zu nehmen.
Denn eins stand fest. Diese Axt war glücklich dort zu sein wo sie war und alles andere wäre gegen ihren Willen gewesen. Sie würde sie ihm später einfach vor seine Schlafstädte legen.
Außerdem mochte sie Arius und wenn etwas in seiner Gegenwart traurig gewesen wäre, hätte sie ihn drauf hingewiesen.

Dann wannte sie sich allerdings wieder den beiden anderen zu. Auch sie merkte langsam wie die Müdigkeit in ihre Knochen kroch. Schließlich war sie seit mehreren Tagen ununterbrochen auf Wanderschaft gewesen und nun mit der Wärme des Feuers im Rücken machte sich eine angenehme Schläfrigkeit breit.
Dennoch verfolgte sie interessiert das Gespräch der beiden Männer.
Als Felix nach Neuigkeiten fragte huschte ihr Blick fragend zu Vanion. Es war sein Plan und sie wusste nicht wie viel er davon preis geben wollte.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 09. Dez 13, 11:52
"Nun, Neuigkeiten gibt es nicht viele. Anders und ich werden wohl erstmal nach Fanada reisen, meine Tochter und meine Eltern besuchen. Danach geht's dann wieder hoch nach Caldrien, nach Blanchefleur, und zumindest ich werde dann weiter zur Löwenburg reiten und dort den Winter über bleiben. Ich hoffe, dass ich all das noch vor dem schlimmsten Schnee schaffe."

Entspannt trank Vanion einen tiefen Schluck Bier. Der Abend war ereignisreich gewesen, doch freute sich der Knappe, dass er Gesellschaft hatte. Wirklich grübeln wollte er heute nicht mehr, jedoch interessierte es ihn, was Felix mit Kadegar zu schaffen hatte.

"Hast du dich von Kadegar und seinen Freunden anstellen lassen?"
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 09. Dez 13, 16:55
Felix nahm den letzten Schluck aus seinem Bierkrug. Es war mittlerweile etwas schal geworden. Dann antwortete er Vanion:
„Ja habe mich von denen Anstellen lassen, beziehungsweise sie haben mir einen Ausbildungsplatz als Ritualwache angeboten. Ich und Magie“.
Felix rollte mit den Augen.
„Ist zumindest eine gute Chance für mich. Auch wenn ich mir leicht Sorgen mache dabei irgendwann in die Luft zu fliegen. Im Grunde war es doch sogar dein Vorschlag, dass ich mir Kadegars Akademie mal anschaue. Hoffe zumindest, dass das funktioniert. Ich helfe dir natürlich trotzdem bei der anderen Sache“.
Mittlerweile schaffte er es einfach nicht mehr es zu unterdrücken. Felix hielt sich eine Hand vor den Mund und gähnte ausgiebig.
„Also falls ihr erstmal nach Fanada wollt komme ich gerne mit. In Gesellschaft reist es sich besser. Ich habe nur halt im Moment kein Pferd, das will ich ja holen gehen.“
Felix gähnte erneut.
„Falls wir morgen zeitig aufbrechen wollen sollte ich mal langsam ins Bett. War ein langer Tag.“
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 09. Dez 13, 20:46
Vanion lachte herzhaft, nur um direkt danach ebenfalls zu gähnen. Das war nunmal ansteckend.

"Nun, ein zweites Pferd muss ich ohnehin noch morgen in der Frühe besorgen. Ich sehe Ferdi leider nicht mehr, ich zähle da ganz auf ihn. Aber ich bin mir sicher, dass wir verhindern können, dass du auf Schusters Rappen reiten musst." Auch Vanion trank aus, dann stand er auf und streckte sich. "Ja, gehen wir besser ins Bett."

Die Nacht verbrachte Vanion alleine in seinem Bett. Er lag noch etwas wach und dachte über die Geschehnisse des Abends nach. Vor allem Wassilijs Verhalten ging ihm nicht aus dem Kopf. Der Knappe verstand, dass er nicht grade alles richtig gemacht hatte - aber soviel hatte er auch nicht falsch gemacht! Wassilij war dünnhäutig geworden, ein Schatten seiner selbst, und er, Vanion, hatte ihn falsch eingeschätzt. Er war davon ausgegangen, dass der Waldläufer ein wenig besser wusste, wer er war, und irgendwie ahnte der Knappe, dass diese Geschichte noch nicht vorbei war. Er traute Wassilij durchaus zu, ihm ein Messer irgendwohin zu rammen, falls Gorix Recht behalten sollte. Beunruhigender Weise tat Gorix in der Regel genau das. Mit diesem unheilvollen Gedanken schlief er schließlich ein.

Mit der Sonne wachte er wieder auf, nur um rasch in den Stall des Bregaholzes zu laufen. Dort erfuhr er, dass noch ein zweites Pferd, ein alter, breiter Gaul, zur Verfügung stand. Also brachen Anders, Felix und er bald auf - Vanion zu Pferd, und die beiden anderen.. auch zu Pferd. Anders saß hinter Felix, sie schien ganz gut geschlafen zu haben.

Auf ging es nun, Richtung Fanada.
Titel: Re: Brega, 6. Tag des 10. Mondes, 263 n.J.
Beitrag von: Anders am 09. Dez 13, 22:16
Auch Anders war sehr müde, von daher hatte sie nichts dagegen, dass die Runde sich nun dem Ende neigte.

Während die Männer sich verabschiedeten stand sie allerdings nochmal auf und hier die Axt so leise wie möglich neben den schlafenden Berg von Mann. Dort legte sie sie sanft ab, flüsterte ihr leise noch ein paar Worte zu und kramte dann in ihrer Tasche bis sie einen kleinen Zipfel gefunden hatte den sie auf die Schneide stellte. Ein kleines Dankeschön für das Vertrauen des großen bärtigen Mannes ihr gegenüber. Dann machte so, dass sie in die Scheune auf den Heuboden kam. Ein kleines Nest war schnell gebaut und bald rollte sich die Kenderin eng in ihren zuhängen gewickelt in das duftende Heu. Unweit von ihr entfernt war eine Katze die leise schnurrend sich um ihre Junge gerollt hatte.
Kurz darauf war die kleine Kenderin eingeschlafen.

Am nächsten Tag weckten sie die Sonne und die jungen der Katze welche auf ihr spielten. Sie gähnte und steckte sich und grub sich dann aus dem Heu aus in dem sie geschlafen hatte. Kichernd kraulte und spielte sie mit den kleinen und klopfte sich schließlich, das Heu aus Haaren und Kleidung ehe sie den Heuboden ungesehen verließ.
Als Frühstück diente ihr noch ein Apfel und etwas Brot und Käse, welchen sie bei sich trug.
Leise vor sich hinsummend wartete sie also auf die beiden, mit denen sie nun reisen würde.

Vanion kam mit zwei Pferden und sie kletterte hinter Felix auf das Tier. Das war ihr schon ganz echt, denn wirklich Erfahrung mit solchen hatte sie nicht und so konnte sie sich an jemandem fresthallten wenns holprig würde. Aber sie stellte fest, dass man sich an die Bewegungen des Pferdes relativ schnell gewöhnte. Von daher schaute sie bald wieder vorwitzig, gut gelaunt und summend in die Welt. Gespannt was sie noch erwarten würde.