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Der Städtebund von Tangara => Hier und dort in Tangara => Thema gestartet von: Vanion am 02. Jul 13, 11:52

Titel: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 02. Jul 13, 11:52
Die ungleiche Gruppe erreichte nur wenige Tage nach den Geschehnissen im Arden die dunklen Stadttore Ulds. Als die Torwache sie anrief, hielt sich Vanion im Hintergrund und überließ es Kassos und Ysander, ihnen Einlass zu verschaffen. Mit einen Blick empfahl er Felix, einfach die Füße still zu halten. Nach kurzer Diskussion schwangen die Tore auf.

Vanion wand sich innerlich unter den misstrauischen Blicken der Ulder Wache. Kurz erklärte er dem diensthabenden Offizier, warum er hier war, woraufhin eine Wachabteilung die Gruppe zwar höflich, aber doch überaus bestimmt in die Mitte nahm und in die etwas höher gestellten Stadtviertel Ulds "begleitete". Es schien fast, als ob man sich einen Scherz daraus machte, Umwege zu nehmen - Vanion konnte sich nicht daran erinnern, dass der Weg vom Haupttor zu den Gerichtsgebäuden wirklich über den großen Marktplatz, durch ein Wohnviertel und schließlich an einer Binomi- oder Monteleone-Residenz vorbeiführte. Der Knappe erkannte auf Anhieb die Mentalität, die dahinter steckte, und wollte schon dem Befehlshabenden ein paar Kupferstücke in die Hand drücken, damit er den direkten Weg nehmen würde - aber ihm fiel ein, dass im Angesicht eines Prozesses es wohl unklug wäre, noch Bestechung auf die Liste der Anklagepunkte zu setzen.

So dauerte es zwar etwas länger, aber schließlich erreichte man das Gerichtsgebäude in Uld. Erwartungsgemäß ließ man sie warten, irgendwann brachte ein Diener ein paar Kelche mit verdünntem Wein sowie eine Schale mit Duftwasser, "um den Pferdegestank ein wenig zu mildern". Auch diese Stichelei ließ Vanion über sich ergehen. Endlich ging es weiter, ein weiterer Diener führte die vier Gefährten unter weiterer Bewachung in einen Vorraum, wo ein mürrischer, fetter Mann mit einer Feder in der Hand hinter einem wuchtigen Schreibtisch saß. Er erkundigte sich nach den genauen Namen, und nach der Funktion, die die Leute im anstehenden Prozess hatten, hielt diese auf Büttenpapier fest und stand schließlich auf. "Wartet hier. Wenn der Prozess beginnt, werden wir euch rufen. Die Dame Richterin ist auf dem Weg hierher." Aber wird sich mit Sicherheit Zeit lassen, schwang unausgesprochen mit.

Als sie (abgesehen von der ständigen Bewachung) im Vorraum allein waren, sagte Vanion mit aufgesetzter Fröhlichkeit, die seine Nervosität verbergen sollte, in die kleine Runde: "Na, setzen wir uns doch einfach. Was haben wir sonst schon zu tun?"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 02. Jul 13, 19:15
Felix schien die ganz Angelegenheit wieder einmal nicht zu gefallen, etwas mürrisch schaute er in die Gegend; riss sich dann aber zusammen und setzte einen etwas freundlicheren Gesichtsausdruck auf. Erstaunt bemerke er, dass man sich sofort auf den Weg zum Gericht machte.
„Vanion, wenn die sofort Beginnen wollen, sollte ich mich vielleicht auf den Weg machen und meinen Leumundszeugen auftreiben?“
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 03. Jul 13, 17:16
Und schon schien es schief zu laufen. Ungeduldig wedelte Vanion Felix davon. "Na los, dann mach! Verzeih mir, dass ich nicht daran gedacht habe."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 03. Jul 13, 18:28
„Bin schon unterwegs.“ Eilig machte Felix sich auf den Weg.
Wie war doch gleich die Adresse? Hoffentlich ist der Mann überhaupt zu Hause.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Charisturcear am 03. Jul 13, 20:28
Ysander hatte seit dem Einlass am Stadttor den gesamten Weg bis in das Vorzimmer, in dem sie nun zum Warten verdammt waren, kein einziges Wort gesprochen - einzig unterbrochen von seiner Vorstellung beim richterlichen Sekretär. Nun, nachdem sie alleine waren, ergriff er doch das Wort: "Du solltest gedanklich noch einmal in Ruhe alles durchgehen, was geschehen ist und irgendwie in diesem Prozess von Belang sein oder werden könnte. Vor allem alles, was man zu deinen Ungunsten auslegen kann." Er blickte Vanion an. "Rechne lieber damit, dass sie zu viel wissen als zu wenig. Und nach dem Empfang rechne auch damit, dass sie es gegen dich einsetzen wollen."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 04. Jul 13, 12:37
Nach einiger Zeit kehrte Felix etwas außer Atem zurück. Nicht in Begleitung eines Händlers, sondern eines jungen Mannes in der Kleidung eines Dieners. Dieser wand sich, mit einer leichten Verneigung, auch direkt an den Gerichtsschreiber.
„Verzeiht, mein Herr soll für diesen Mann hier eine Aussage machen, um seine Herkunft und seinen guten Leumund zu bestätigen.“ Bei diesen Worten deutete er auf Felix.
„Ich habe ein entsprechendes Empfehlungsschreiben dabei; sollte jedoch die persönliche Anwesenheit meines Herren erforderlich sein, bitte er das Gericht untertänigst einen genauen Zeitpunkt für sein Erscheinen festzulegen.“ Mein Herr ist ein viel beschäftigter Mann, schwang in diesen höflichen Worten ganz eindeutig mit.
Der Diener griff in seinen Wams und reichte seinem Gegenüber einen versiegelten Umschlag.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Dominic am 04. Jul 13, 20:40
Kassos, der an einem Fenster stand und abwesend in die Gegend sah, schien sichtlich genervt zu sein. Diese elende Warterei, nichts als Zermürbungstaktik und Politik. "Als ob wir alle nichts besseres zu tun hätten", murmelte er vor sich hin.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 04. Jul 13, 23:22
"Dennoch, es muss sein. Wir warten auf die Richterin." Vanion ging im kleinen Vorraum hin und her, die Hände auf dem Rücken verschränkt. Er hatte darauf geachtet, seine feineren Klamotten anzuziehen, dennoch kam er sich wie ein besserer Landstreicher vor. Abgewetzte Stellen an seinem Wams und sogar kleine Löcher in seiner Hose zeugten von den Strapazen, die seine Kleidung auf so mancher Reise schon mitgemacht hatte. "Versprecht mir nur, die Ruhe zu bewahren, Kassos. Keine Drohungen, keine.. tiorsgefälligen Handlungen." Nun musste der Knappe doch grinsen. "Selbst die Valkensteiner haben die Ulder Obrigkeit respektiert, und so ungern ich hier bin, dieses Spiel spielen wir nach ihren Regeln."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Dominic am 05. Jul 13, 04:30
Eine Augenbraue des Priesters wanderte ein Stück nach oben und der ein, oder andere Muskel in seinem Gesicht zuckte leicht.
"Den Intrigen des Dunklen, oder auch denen seiner sterblichen Diener, mit Loyalität zu seinen Waffenbrüdern gegenüber zu stehen, ist eine tiorsgefällige Hadlung. Ehre ist ebenso tiorsgefällig." Er machte einige Schritte auf den Knappen zu und blieb einen Schritt vor ihm stehen. "Ich bin kein Tier, Vanion", fügte er in einer gefährlichen Ruhe hinzu, "und du tätest gut daran, deine Worte der Richterin gegenüber weiser zu wählen als mir gegenüber."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 05. Jul 13, 10:57
Vanion sah Kassos nur kurz in die Augen. "Nimm meine Worte nicht so hart auf, sie waren in keinem schlechten Sinn gesagt. Ich befürchte nur, dass diese Leute versuchen werden, uns zu reizen, zu sticheln, dass vielleicht Zuschauer oder die Wache beleidigend werden. Wenn das nicht an dir abprallt und du auf diese Leute eingehst, haben wir verloren. Nochmal, verzeih meine Worte - ich wollte dich nicht als Tiorswolf hinstellen." Ein schwaches Grinsen fand seinen Weg auf das Gesicht des Knappen. "Der Mund ist heute wichtiger!"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Dominic am 05. Jul 13, 11:21
Lange starrte Kassos Vanion in die Augen, bevor auch er anfing zu grinsen. Der Priester drehte sich rum und ging wieder Fenster.
"Wenn sie beschlossen haben uns zu betrügen, werden wir mit allen schönen Worten nichts daran ändern."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Charisturcear am 05. Jul 13, 19:09
"Und genau damit werden wir rechnen müssen." versuchte Ysander das Gespräch wieder in seines Erachtens sinnvollere Bahnen zu lenken. "Wir dürfen uns auch in einer Hinsicht nicht vertun: Du stehst hier nicht nur angeklagt als Vanion, sondern das ganze kann unter Umständen als ein kleiner, symbolischer Akt einer tangarischen Obrigkeit gegen einen caldrischen Knappen und damit direkten Diener eines Adeligen gesehen werden. Und es wird garantiert welche geben, die es so sehen, denn wir sollten nicht vergessen, dass die caldrische Imperatorin immer noch Anspruch auf die Herrschaft über Tangara erhebt."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 05. Jul 13, 19:42
"Welch illustre Gesellschaft."
ertönte eine vor allem Vanion bekannte, etwas rauchige und amüsierte Stimme.
Als die Männer im Raum sich umdrehten  sahen sie eine rundliche Frau in kostbaren Brokatgewändern die gerade ihre Handschuhe auszog und ohne hinzusehen an einen neben ihr stehenden Gerichtsdiener weiterreichte bevor sie lange Nadeln aus ihrer Frisur zog um den keck seitlich auf einem Barett sitzenden Hut abzunehmen.
Sie trug die hier im Norden Tangaras übliche Mode: ein elegantes, hauptsächlich aus Brokatstoffen bestehendes Gewand mit einem eng sitzenden, fast schon korsettartigen Oberteil mit gepufften Ärmeln welches in einem weiten Rock auslief der von Reifröcken gestützt wurde. Kostbarer Schmuck schmückte Ohren, Hals, Handgelenke und Finger der Frau und glitzerten in einem satten, tiefen Rot: der Farbe des Hauses Falcone.
Man konnte ihr nicht ansehen ob sie die letzten Kommentare gehört hatte die gesprochen worden waren. Im Gegenteil, sie bedachte alle mit einem offenen Blick und nickte dem Tiorsgeweihten grüßend zu.
"Meister Bachlauf."
Ihr Blick blieb schließlich an dem Knappen hängen: "Wie erfreulich das mein Vertrauen sich ausgezahlt hat. Ich vermisse einen Abgeordneten der Valkensteiner... nun denn."
Sie nickte noch einmal grüßend und verließ den Raum um den Korridor herunter zu dem eigentlichen Sitzungssaal zu gehen. Der Gerichtsdiener mit ihren Sachen beeilte sich ihr hinterherzueilen ohne auf ihre schwingenden Röcke zu treten.

Ein tattriges altes Männlein trat an ihre Stelle und räusperte sich hinter vorgehaltener Hand. Dieser Greis schien bereits zu Jeldriks Zeiten hier angestellt gewesen zu sein: Kataraktische Augen blinzelten aus einem nahezu vollständig in Falten liegendem Gesicht aus dem die spitze Nase wie der Bug eines sinkenden Schiffes hervorstach. Seine Arme und Beine waren so dürr das man das Gefühl haben konnte sie würden wir Bregahölzer brechen wenn sie angestupst wurden. Er bewegte sich mit einer behäbigen Langsamkeit wie eine Schildkröte mit der er eine erstaunliche Ähnlichkeit hatte.
Als er schließlich sprach traten alle verblüfft einen Schritt zurück:
"DIE EHRENWERTE RICHTERIN DER STADT ULD; IHRE RICHTERLICHE GNADEN DIE FRAU MARIETTA ELISABETTA FALCONE SETZT DEN BEGINN DES PROZESSES IN DER SACHE MORD UND LEICHENSCHÄNDUNG DURCH DEN DELINQUENTEN VANION BACHLAUF, VORMALS BÜRGER FANADAS, JETZT KNAPPE DER RITTERIN LORAINNE DE LA FOLLYE DES JOUX, AUF DIE HEUTIGE ZWEITE STUNDE DES NACHMITTAGES AN. WER ZU DIESEM FALLE BEITRAGEN MÖCHTE FINDE SICH ZU GEGEBENER ZEIT IM SAALE EIN UND LASSE SEINE PERSONA BEIM SCRIPTOR VERZEICHNEN. WER ZU SPÄT KOMMT WIRD MIT STRAFEN IN HÖHE DER IN DER PROZESSORDNUNG VERZEICHNETEN SUMMEN BELEGT WERDEN."
Dieses alte, verhutzelte Männchen hatte die Stimme eines geübten Gerichtsrufers der wahrscheinlich über einen tosenden Marktplatz gehört werden konnte!
Nachdem er seine Ankündigung los geworden war räusperte er sich wieder in seine Faust und machte sich quälend langsam schlurfend auf den Weg Richtung Saal.

(http://images2.fanpop.com/image/photos/9800000/Anne-of-Cleves-4th-Queen-of-Henry-VIII-tudor-history-9858387-829-1106.jpg)
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 05. Jul 13, 21:50
Der Diener, der Felix begleitet hatte, nickte diesem kurz zu und machte sich auf den Weg seinem Herrn Bescheid zu geben. Eilig verließ er das Gebäude.
Felix selbst sah sich etwas eingeschüchtert um und folgte der Gruppe um sich für den Prozess Eintragen zu lassen.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Jul 13, 14:41
Eingetragen hatte sich die Gruppe schon, also gab es nicht mehr viel zu tun. Vanion nickte den anderen zu, dann ging er voran in Richtung Gerichtssaal. Ja, ein Abgeordneter der Valkensteiner fehlt. Naja, nicht mein Problem, eher Maugrims. Hoffe ich. Die Flügeltüren zum Saal standen offen, vor dem Eintritt wurde Vanion jedoch von seinen Freunden getrennt und von zwei Wachmännern in den Saal geführt. Vanion wartete gespannt, was nun geschehen würde.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Charisturcear am 07. Jul 13, 21:01
Da auch Ysander bereits vermerkt worden war, blieb ihm nicht viel mehr als abzuwarten und den Saal pünktlich zu betreten. Das man Vanion zuvor noch von ihnen trennte gefiehl ihm zwar nicht sonderlich, war aber wohl zu erwarten gewesen. Blieb nur noch zu hoffen, dass alle Beteiligten einen kühlen Kopf behielten und es nicht noch irgendetwas gab, von dem das Gericht erfahren hatte, was ihnen entfallen war und sie in Bedrängnis bringen konnte. Zwar kannte sich Ysander grundlegend mit Recht und Gesetz aus, dass er es aber mit einem waschechten Advokaten aufzunehmen in der Lage sein würde, wenn er auf Unvorbereitetes traf, wagte er zu bezweifeln.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 07. Jul 13, 21:24
Rechtzeitig zum Beginn des Prozesses traf noch ein weiterer Beteiligter ein. Ein älterer Mann, bei dem es sich anscheinend um den Händler handelte, der als Felix Leumundszeuge auftreten sollte.
Der Man trug edle Kleidung, aber nicht zu edel, teuren Schmuck, aber nicht zu teuren und hatte den Ausdruck eines wichtigen, aber wiederum nicht zu wichtigen, Mannes im Gesicht. An den Farben seiner Kleidung konnte ein Kundiger zudem seine Unterstützung des Hauses Monteleone ablesen. Der schon bekannte Diener drei Schritte hinter ihm vervollständigte den Eindruck. Alles in allem befolgte der Mann die inoffiziellen Verhaltensvorschriften für einen mittelmäßig erfolgreichen Händler auf den Punkt genau.
Nachdem er die Formalitäten mit dem Gerichtsschreiber erledigt hatte, begrüßte er Felix kurz, zog sich dann aber zurück um auf den Beginn des Prozesses zu warten.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: gerhardt am 08. Jul 13, 23:28
In einer Ecke des Raumes hielt sich eine Person auf die leicht übersehen werden konnte, ein Mann mittleren alters mit kurzgeschorenen blonden Haaren und schlichter pragmatischer dunkler Kleidung und einer Dokumententasche.
Er machte keinerlei anstalten mit einer der anwesenden Personen kontakt aufzunehmen oder auf irgendeine Weise auf sich aufmerksam zu machen.
Nachdem der ältere Mann aus dem Hause Monteleone fertig war beeilte sich der blonde die Formalitäten bei dem Gerichtsschreiber zu erledigen und gab als Namen Jülas Finnen an, wohnhaft Port Valkenstein, Reichsfeld.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 09. Jul 13, 23:35
Der Saal war groß genug um 50-60 Menschen fassen zu können und zeigte in angemessener Art und Weise den Prunk und Reichtum Ulds. An der rückwärtigen Wand war ein farbenprächtiges Mosaik aus bemalten Fayencekacheln angebracht worden welches das Wappen der Stadt Uld umgeben von den Wappen der alteingesessenen Familien zeigte.
Wer Muße hatte zu zählen fand 15 Wappen unmittelbar um das Stadtwappen herum und weitere 45 Wappen in einem äußeren Ring drumherum.
Die restlichen Wände waren weiß verputzt und mit Wandteppichen verziert die bedeutende Szenen der engonischen, aber insbesondere der Ulder Geschichte zeigten. Am prominentesten schien ein Teppich mit einer üppigen Maskenballszene auf der man mehrere Männer in Wappenröcken des Lupus Umbra blutüberströmt auf dem Boden liegen sah.
Ein überaus exquisites Stück Handwerkskunst.
Vor der Wand mit dem Mosaik war eine Richterbank errichtet worden mit einem einzelnen, thronähnlichen Stuhl. Der Tisch davor war leer bis auf ein relativ schmuckloses Breitschwert mit kurzem Griff. Am linken Ende der Bank war offensichtlich der Arbeitsplatz des Schreibers mit mehreren Stapeln Papier und allerlei Schreibgerät. Der Schreiber selbst war ein junger Mann in der schmucklosen Kutte der Gerichtsdiener der die vor ihm stehenden Bittsteller etwas kurzsichtig anblinzelte. Seine rechte Hand wies die charakteristischen Tintenflecke auf und er fuhr sich damit immer wieder durch die Haare bis sie in alle Richtungen von seinem Kopf abstanden.
Neben dem Schreiber waren noch einige weitere Gerichtsdiener und Büttel im Raum unterwegs. Die Gerichtsdiener trugen schmucklose schwarze Kutten über ihrer normalen Kleidung, die Büttel Wappenröcke in den Ulder Farben, bewaffnet mit kurzen Schlagstöcken von denen sie auch ihren Namen bekommen hatten.
Außer der Gruppe um Vanion schienen noch weitere Verfahren in die Prozessordnung aufgenommen worden zu sein, denn nach und nach trafen weitere kleine Gruppen von unterschiedlichen Menschen ein. Die Delinquenten wurden von ihnen getrennt und zu einer hinter einer hüfthohen hölzernen Absperrung stehenden Bank gebracht.  Der restliche Saal war bis auf die sprichwörtliche Anklagebank unmittelbar vor dem Richterplatz leer, so dass die Wartenden sich in mehreren kleinen Gruppen im Saal verteilten.

Der alte Gerichtsrufer hatte Stellung auf einem kleinen Podest in einer der Ecken des Saales bezogen und man hörte mehrfach ein verhaltenes *hem hem* bevor er tief Luft holte und seine Stimme ertönen ließ:
"DIE EHRENWERTE RICHTERIN DER STADT ULD, IHRE RICHTERLICHE GNADEN DIE FRAU MARIA ELISABETTA FALCONE ERÖFFNET DEN GERICHTSTAG WELCHER SICH DA BEFASSEN WIRD MIT DEN UNTATEN UND DEN DELINQUENTEN DIE DA NICHT GEBOREN SIND IN ULD. HEUTE, AM 20. TAG DES 7. MONATS IM JAHRE 263 NACH JELDRIK, WIRD RECHT GESPROCHEN WERDEN IM NAMEN DER WOHLWOLLENDEN SECHS, ZUR IHRER EHRE UND DER EHRE DER STADT ULD!"
Eine im Mosaik verborgene Türe öffnete sich und die Richterin trat in den Saal. Sie hatte eine Robe aus schwarzem Samt übergeworfen und trug eine schwere Amtskette die seltsam einfach und schmucklos erschien. Sie ging gemessenen Schrittes zu ihrem Platz und nahm dort das Schwert in die Hand. Während sie sprech ließ sie ihren Blick durch den Saal und über die Delinquenten schweifen. Ihre Stimme war klar und gut verständlich ohne überbordend zu wirken:
"Ich, Maria Elisabeta Falcone, Angehörige des Hauses Falcone und in dieser Eigenschaft die siebte Richterin der Stadt Uld werde heute im Namen der Sechs Götter Recht sprechen und die Dinge entscheiden die vor dieses Gericht gebracht wurden. Dies ist das Zeichen meiner richterlichen Gewalt und meiner Pflicht im Namen Alamars, Tiors, Lavinias, Nadurias, Aines und Szivars Recht zu sprechen. So jemand hier ist um dagegen Einspruch zu erheben spreche er jetzt."
Die Richterin hielt das Breitschwert in beiden Händen und wartete eine angemessene Zeit bevor sie es wieder ablegte. Offensichtlich war niemand bereit ihr etwas unerstellen zu wollen.
Sie nahm Platz und wandte sich mit einem Nicken an den Schreiber. Dieser stand auf und rief mit unsicherer und etwas quietschender Stimme den ersten Delinquenten auf. Es handelte sich offenbar um einen jungen Mann dem man Heiratsschwindel unterstellte.
Was auch immer man von Frau Falcone halten mochte, sie war eloquent und effizient. Sie stellte kluge Fragen und schien mit dem Schreiber ein eingespieltes Team zu bilden. Der Fall wurde zügig aber genau von allen Seiten beleuchtet, die Zeugen und der Angeklagte gehört und nach einer kurzen Bedenkzeit ein strenges Urteil gefällt.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 10. Jul 13, 11:39
Der Knappe hatte Geschichten über die 'Blutnacht' gehört. Er hätte jedoch keinen Wandteppich erwartet, der ein so prunkvolles und doch stilles und warnendes Zeugnis der Geschehnisse war. Ironischerweise erinnerten die Familienwappen zwar nicht von den Motiven, aber zumindest von der Anordnung und Aufhängung an manche Caldrier, die ebenfalls ihre Wappen, wenn auch meist die ihrer Ritter und Fürsten, in Friedenszeiten an die Wände ihrer Hallen hingen. Na, hast du dich wieder zu wichtig genommen? neckte eine leise Stimme Vanion in Gedanken. Tatsächlich war der junge Mann davon ausgegangen, dass allein für ihn ein Prozess anberaumt gewesen wäre. So konnte man sich täuschen. Ich stehe hier neben Heiratsschwindlern, Betrügern, vielleicht Dieben und Mördern, vielleicht Schlimmerem. Vanion ließ seinen Blick die Reihe seiner Nachbarn abwandern. Kein gutes Gefühl. Wie sah man in so einem Falle aus? Was für einen Eindruck machte er grade? Die Blicke seiner Freunde lasteten schwer auf Vanion, in so manchem Blick konnte er Mitleid erkennen. Er fühlte sich wie am Pranger, und alleine in dieser Reihe zu sitzen gab Vanion ein schlechtes Gewissen und das Gefühl, schuldig zu sein. Hart riss er sich zusammen. Du hast nichts getan, vergiss das nicht! Lass dich von all der Pracht nicht beeindrucken. Selbst die 'richterliche Gnaden', die hier doch die Gerechtigkeit ist, hat sich von den Valkensteinern bestechen lassen! Der Knappe wusste nur nicht, ob diese Bestechlichkeit sich zu seinen Gunsten oder Ungunsten ausdrücken würde. Wie objektiv würde eine Falcone urteilen, wenn sie einen Caldrier vor sich hatte? Wie objektiv würde irgendein Tangarer urteilen?

Vanion war in Tangara, genauer gesagt, in Norodar geboren. Diesem Umstand verdankte er überhaupt die Anklage. Natürlich hätte er sich dem Prozess entziehen können, aber zu was hätte das geführt? Ein caldrischer Ritter, schlimmer noch, eine Chevalière, entzog ihren Knappen der tangarischen Gerichtsbarkeit. Was hätte sich der Geldadel Fanadas die Hände gerieben, was hätte der Adel Caldriens aufgeschrien. Vanion war sich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Lieber ein Freispruch als Tangarer, als einen Restmakel in Tangara durch ein mildes Urteil in Caldrien. Ysanders Worte klangen ihm in den Ohren. Er durfte sich nicht in regionale Dispute hereinziehen lassen. Der Tangarer Vanion Bachlauf stand hier vor Gericht, nicht der Knappe Vanion.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 10. Jul 13, 21:23
Nun ging es also los. Oder es ging zumindest weiter. So wie Felix das beurteilte könnte es auch noch etwas länger dauern. Anscheinend wurden heute eine ganze Menge Prozesse veranstaltet. Neugierig betrachtete er den Gerichtssaal. Erstaunt registrierte Felix, dass die Blutnacht so ein populäres Thema war. Hätte nicht gedacht, dass die so was ausstellen; verdammt ich weiß einfach zu wenig über die Engonische Geschichte und jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Fragen.
Beeindruckt wand Felix sich schließlich dem Prozessgeschehen zu um für seine Aussage gut vorbereitet zu sein und schon mal das Protokoll zu verstehen.

Ganz anders indes verhielt sich Felix Leumundszeuge. Prozesse gegen Fremde interessierten ihn anscheinend wenig und die Bilder betrachtete er mit einem Blick, der wohl „alles schon mal gesehen“ sagen sollte. Insgesamt schien er die Veranstaltung wohl für eine Verschwendung seiner kostbaren Zeit zu halten. Der Mann war allerdings zu höflich um sich dies wirklich anmerken zu lassen, oder zumindest nicht bedeutend genug um seine Unmut öffentlich zur Schau zu stellen.
Ein aufmerksamer Beobachter dagegen konnte eine gewisse Unruhe hinter der Fassade bemerken, insbesondere Vanion wurde immer wieder aus den Augenwinkeln gemustert; möglicherweise enthielten einige der wohl verhüllten Blicke Richtung Richterbank sogar so etwas wie Neid.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Charisturcear am 10. Jul 13, 22:10
Während die anderen Fälle verhandelt wurden schweifte Ysanders Blick immer wieder zu dem übergroßen, protzigen Wandbehang, der den Saal schmückte. Man konnte über den Lupus Umbra sagen, was man wollte - und er wusste, dass die Engonier da sehr gespaltener Meinung waren - aber ein Ereignis, dessen Geschehnisse derart von Szivars Wirken, von Betrug und Heimtücke durchwoben waren, öffentlich so als Aushängeschild für die eigene Stadt zu nehmen und derart 'ruhmreich' zu präsentieren war ein schlag in das Gesicht jedes ehrlichen Menschen, fand er. Aber was sollte man in einer Stadt wie Uld schon anderes erwarten, in der Gerichtsfälle auch im Namen Szivars beurteilt und 'Recht' gesprochen wurde...
Nichts desto trotz wartete er ungeduldig, wenn auch beherrscht, darauf, dass Vanions Prozess endlich eröffnet wurde. Zwar war es von Vorteil, wenn er 'nur' einer von vielen Fällen des Tages war, aber trotzdem war er froh, wenn sie ihn hinter sich gebracht hatten.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Dominic am 11. Jul 13, 01:03
Nachdem auch Kassos sich hatte eintragen lassen, saß er nun im Saal bei den anderen. Nur halbherzig lauschte er den anderen Verhandlungen. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu möglichen Wegen, auf denen sie sich aus diesem Gebäude und der Stadt kämpfen konnten. Das war natürlich völliger Unsinn, aber der Priester machte sich immer noch Sorgen, dass sie zum Narren gehalten werden würden.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: gerhardt am 11. Jul 13, 12:46
Jülas nutzte die Zeit um die anwesenden Personen mit den Beschreibungen in seinen Unterlagen abzugleichen, die meisten hatte er noch nie gesehen.
Den eigentlichen Angeklagten hatte er einmal kurz in Brega gesehen und mit Kassos hatte er die Ehre gehabt ihn bei zwei Schlachten
erleben zu dürfen.
Als Valkensteiner hatte Jülas die Angewohnheit Menschen nach ihren Leistungen zu beurteilen, deshalb hatte er auch grösste Achtung gegenüber Kassos die anderen waren ihm kaum geläufig und was konnte man schon gutes über die Ulder sagen? Es gibt nun mal nicht viele Heldengesänge die von Korruption und Ehrlosigkeit handeln.
Man konnte diesem Vanion ansehen daß er sich an einen anderen Ort wünschte, was verständlich war, aber auch die anderen, Er identifizierte einen gewissen Felix und einen Mann namens Ysander, schienen nicht begeistert.
Bei dem Tiorpriester hatte Jülas sogar das gefühl er wolle sich notfalls nach draussen prügeln.
Auch er selbstwar alles andere als erfreut und das er hier hin geschickt wurde war zweifellos eine disziplinarische Maßnahme seitens seines Hauptmanns.
Nun ja! Man würde sehen.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 12. Jul 13, 17:16
Die Fälle wurden zügig abgearbeitet und alle Angeklagten hatten den Anstand sich würdevoll in ihre Rolle zu fügen. Nicht das die großgewachsenen und bewaffneten Gerichtsbüttel was anderes gedultet hätten aber einige Schaulustige kamen nicht umhin über diesen Umstand zu fachsimpeln und ihn auch ein klein wenig zu bedauern.
Während einer kurzen Pause tauschten zwei alte Mütterchen angeregt den neuesten Klatsch und Tratsch aus während die Richterin Wasser und Wein gereicht bekam und mit dem Schreiber über einigen Schriftstücken zu brüten schien. Ein Bote in den Farben des Hauses Binomi betrat etwas atemlos den Saal und schritt zügig auf die Richterbank zu.
Eine Wache versperrte ihm den Weg aber er zog etwas aus seinem Tabbert hervor und konnte nach kaum einer Verzögerung passieren. Er blieb unmittelbar vor dem Platz der Richterin stehen und wartete bis sie ihn zur Kenntnis nahm. Nach einem kurzen Nicken trat er näher und überreichte ihr mit einer überschwenglichen Verbeugung ein gesiegeltes Schriftstück um sich unmittelbar danach rückwärtsgehend zu entfernen. Er bezog Stellung unmittelbar neben dem Saalausgang, offensichtlich sollte er beobachten und sich anschließend so schnell wie möglich wieder auf den Weg zu seinem Herrn machen.
Die Frau Falcone zerbrach das Siegel und überflog rasch das Schreiben. Anschließend ließ sie ihren Blick über die Anklagebank schweifen bis er schließlich an Vanion hängenblieb. Sie wirkte nachdenklich und klopfte sich mit dem Schreiben mehrfach gegen das Kinn bis sie offensichtlich zu einem Entschluß gekommen war. Sie flüsterte ihrem Schreiber etwas zu und reichte ihm das Papier, woraufhin er es sorgfältig wieder zusammen legte und in einer kostbar verzierten und bestickten Brieftasche verstaute die offensichtlich die persönlichen Papiere der Richterin beinhaltete.
Sie gab dem Gerichtsrufer ein Zeichen worauf dieser mit einem kurzen Aufruf die Pause beendete.
Während der ganzen Zeit ließ sie Vanion nicht aus den Augen.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 14. Jul 13, 10:56
Was hat das nun wieder zu bedeuten? Die Farben der Binomis hatte der Knappe auf Anhieb erkannt. Er hatte versucht, einen Blick auf das Siegel an der ominösen Botschaft zu erhaschen, aber er vermutete, dass ihn das ohnehin nicht weitergebracht hätte. Was für eine Nachricht würde ein Bote der Binomi einer Richterin der Falcone übergeben? Und warum musterte diese Frau ihn die ganze Zeit? Wenn man tatsächlich versucht, mich in Politik hineinzuziehen.. Unwillkürlich erinnerte sich Vanion an Jelenas Meditationstechniken. Zwar nicht so ganz, und es würde wohl äußerst lächerlich wirken, wenn er jetzt irgendwelche Figuren mit Händen und Füßen zu formen begann - aber gab es da nicht eine Atemtechnik? Ach, was soll's. Tief durchatmen wird reichen. Gedacht, getan: langsam und tief sog der Knappe die langsam stickig werdende Luft des Gerichtsaals ein. Er zwang sich zur Ruhe, die durch die anderen Verhandlungen hervorgerufene Verzögerung stellte sich als wohltuender Dämpfer seiner Nervosität heraus. Zum bestimmt einhundertsten Mal ging Vanion im Geiste die Liste seiner Zeugen, Beweise und Argumentationen durch, bis er schließlich, ohne ängstlich, schuldbewusst oder aufsässig zu wirken, sich im Sitzen aufrichtete und den Blick der Richterin erwiderte. Es wurde Zeit, anzufangen.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 14. Jul 13, 11:24
"In der Sache das hohe Gericht gegen Knappe Vanion Bachlauf bitten wir den Delinquenten auf der Anklagebank Platz zu nehmen. Ihm wird vorgeworfen Mord und Leichenschändung an einem Mitglied des Orden des heiligen Jeldrik sowie der Versuch sich der Gerichtsbarkeit zu entziehen. Die Zeugen welche da aussagen wollen in dieser Sache mögen sich bereit halten!"
ertönte die leicht quietschende Stimme des Schreibers.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 14. Jul 13, 11:32
Wenn ich's mir recht überlege, könnten wir noch warten... einhundert Jahre würden genügen., schoss Vanion durch den Kopf. Trotzdem stand er auf und verließ die Anklagebank, mit den Blicken der Zuschauer und auch seiner Freunde im Nacken. Eine ekelhafte Situation, für den Knappen war es fast, als würde er am Pranger stehen. Zügig durchschritt er den plötzlich riesig erscheinenden Saal, bis er die Anklagebank erreichte und sich dort hinsetzte.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 17. Jul 13, 08:16
Der Schreiber fuhr fort die Anklageschrift zu verlesen und entsprechende Berichte vorzuzeigen. Dazu gehörten unterschriebene Zeugenaussagen, der bezeugte Bericht des Schreibers der Tangara Postille, der Bericht aus der Zeitung selbst und nicht zuletzt das Fahndungsplakat.
Offensichtlich hatte die Richterin ihren Beruf gemacht, denn die Anklage war gut vorbereitet und keineswegs reisserisch. Es war klar, sollte der Angeklagte es nicht schaffen seine Unschuld lückenlos zu beweisen standen ihm harte Zeiten bevor.
Frau Falcone betrachtete abwechselnd den Knappen vor ihr und die Zeugen die sich hinter ihm bereit stellten. Ihr Gesichtsausdruck war etwas rätselhaft.
Nachdem der Schreiber verstummt war war es eine Zeit lang so still im Saal das eine Stecknadel hätte fallen hören.
"Was habt ihr gegen diese Anklage vorzubringen, Meister Bachlauf?"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 18. Jul 13, 19:19
Vanion straffte sich. "Hohe Richterin Falcone, sämtliche Anschuldigungen sind nicht wahr." Ein Raunen ging durch den Saal. "Es hat kein Mord stattgefunden. Ich habe die Leiche des Ritters nicht ausgeraubt, noch habe ich sie unter einem Misthaufen verscharrt, wie die Schreiberlinge behaupten." Er legte die Hände auf den Tisch.

"Im letzten Winter befand ich mich in einem Dorf namens Schlagbaum, recht abgelegen im Westen Fanadas. Ich war fast das ganze letzte Jahr dort gewesen. An einem kalten Winterabend saß ich in der Dorfschänke und trank mein Bier, als ein alter Ritter hereinkam. Irgendwann entwickelte sich ein Gespräch, ich erfuhr seinen Namen: Konrad von Hirschsprung. Aus dem Gespräch wurde ein Streitgespräch um die Geschehnisse des Pilgerzuges, um meine Rittermutter, um die Götter selbst. Wir argumentierten immer schärfer gegeneinander, bis er schließlich eine Herausforderung aussprach. Er sei bereit, über meinen Stand als Knappen hinwegzusehen. Also kämpften wir. Ich gewann." Der Saal war totenstill.

"Ein Mann namens Felix Tauler, der auch hier als Zeuge anwesend ist, ist nach Schlagbaum gereist. Er hat mit dem Wirt gesprochen, mit anwesenden Gästen, und er kann wiedergeben, was sich wirklich zugetragen hat." Vanion beschloss, direkt weiterzumachen. Er hoffte, dass man Felix Glauben schenken würde. Zur Not schien Felix aber noch etwas in der Hinterhand zu haben.
"Er kann ebenfalls bestätigen, dass die Leiche des Herrn Ritter auf dem Friedhof in Schlagbaum beerdigt wurde. Ich selbst sprach in Lavinias und Alamars Namen die letzten Worte für seine Seele." Jetzt wurde es schwierig. "Konrad von Hirschsprung wurde mit all seinen wenigen Habseligkeiten, mit seinem Schwert auf der Brust bestattet. Einzig seinen Wappenrock nahm ich an mich, um ihn dem Orden Jeldriks in Engonia zu überreichen, mit Nachricht von diesem unseligen Duell. Auch dafür habe ich Bürgschaft." Der Knappe zog den Brief hervor, den Kassos' Bote ihm gebracht hatte und überreichte ihm einem Gerichtsdiener, der ihn zur Richterin brachte.

"Knappe Vanion,

wir möchten Euch danken dafür, den Heiligen Orden der Jeldriken (ehemals zu Ahrnburg) zu Engonia vom ehrenvollen und doch verfrühten Tode des Streiters, Ritters und bescheidenen Dieners Jeldriks Konrad von Hirschsprung zu unterrichten. So sehr der Orden es bedauert, ein altgedientes Mitglied verloren zu haben, so sehr weiß er jeden zu schätzen, die Jeldrik und die Seinen mit Respekt und Anstand begegnen.

Daher soll dieses Schriftstück bezeugen und bestätigen, dass Ihr, Vanion Bachlauf, Knappe der Chevalière De La Follye, keinesfalls ein Leichenschänder oder gar Grabräuber seid, sondern vielmehr ein aufrechter Mann, der dem Orden den Wappenrock eines seiner Streiter zurückbrachte.

Wir hoffen, dass Jeldriks Geist Euch stets begleite und über Eure Taten wache, im Guten wie im Schlechten, als Beschützer und auch als Richter.

Unterzeichnet:

Lirion Alstrom,

Schreiber und Sekretär des Heiligen Ordens der Jeldriken zu Engonia,
im Namen des Ordens und des Schutzpatrons Jeldrik,
verfasst zu Engonia im Juni 263 n.J.
"

Ermutigt durch seine eigenen Worte schloss Vanion mit fester Stimme:
"Ich bin kein Szivarspaktierer, kein mordender Kultist, wie es in diesem Schmutzblatt steht. Im Gegenteil! Ich kämpfte für die guten Pilgerzügler, ich war dabei, als Engonia an die Rebellen fiel und Konar starb. Ich war dabei, als der Schwarze Mond, ein Artefakt des Täuschers, zerstört wurde! Ich kämpfte im Arden gegen Kreaturen des Täuschers! Freunde von mir sind gefallen, die Geschichte der Sturmrufer sei hier nochmal benannt!
Und sollte mein Wort angezweifelt werden, so sind hier namhafte Männer anwesend, die für meinen guten Leumund bürgen: Ysander, ein Priester und Schwertbruder im Namen der Göttin Elja, sowie der Priester Kassos Blutklinge, Geweihter Tiors, einer der Priester, der den Pilgerzug gegen den Ursurpator Konar ausgerufen hat." Und nicht zuletzt spreche ich hier als Knappe einer caldrischen Chevalière. Aber das wäre nun wirklich unklug.. "Dazu kommt das Vertrauen der Valkensteiner Gardisten, die eine nicht unbeträchtliche Kaution für mich hinterlegten. Auch sie vertrauen auf mein Wort und meine Unschuld."




Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 29. Jul 13, 13:46
"Die Leichtgläubigkeit von Kriegern ist vor Gericht nicht beweisend, Meister Bachlauf."
lautete die ruhige aber dennoch bestimmte Antwort der Richterin.
Sie verschränkte ihre beringten Hände und stützte das Kinn darauf während sie den von Vanion vorgelegten Brief selbst durchlas. Als sie fertig war gab sie ihn an den Schreiber weiter.
"Nun denn, Meister Teuber? Trete er vor und sage Namen, Herkunft und Profession!"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 29. Jul 13, 15:06
Felix sah sich verwirrt um. Er schien wohl gemeint zu sein. Vorsichtig trat er nach vorne.
„Verzeiht euer Ehren, meint ihr mich? Felix Tauler mein Name, ich stamme aus Tangara. Mein Vater ist der Händler Bernhard Tauler, mich selbst muss ich im Moment wohl als Tagelöhner oder gelegentlich auch als Söldner bezeichnen.“
Felix machte eine kurze Pause um zu sehen, ob er wirklich die gemeinte Person war. Dies schien der Fall zu sein, also fuhr er fort:
„Da ich in Uld ein Fremder bin, habe ich einen Geschäftspartner meines Vater gebeten meine Herkunft und meinen guten Leumund zu bestätigen.“
Mit einer respektvollen Geste verwies er dabei auf den älteren Händler aus Uld.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 29. Jul 13, 18:05
Die Richterin warf einen Blick auf das Papier vor sich und dann einen weiteren, ziemlich vernichtenden, auf den Schreiber neben sich. Offensichtlich war es seiner Handschrift geschuldet das Felix mit einem falschen Namen aufgerufen worden war.
Der Schreiber sah betreten auf den Tisch vor sich und bekam rote Ohren. Frau Falcone sah Felix entschuldigend an und bedeutete ihm weiter zu sprechen.
Nachdem er geendet hatte warf sie dem Leumundszeugen einen neugierigen Blick zu:
"Nun denn, trete er vor und nenne Name, Herkunft und Profession."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 29. Jul 13, 21:23
Leichtgläubigkeit von Kriegern?! Diese verfluchte.. Still zwang Vanion sich zur Ruhe. Dieses Sich-Ereifern half nicht weiter, hier ging es einzig um klare Argumente. Wen meint diese Frau? Die Jeldriken? Oder Kassos, vielleicht sogar Ysander, als meine Leumundszeugen? Das kann nicht sein, Felix hat sich als einfacher Söldner vorgestellt, und das Wort eines Priesters, der den Pilgerzug mit initiiert hat, gilt doch wohl mehr - selbst hier, in Uld. Nervös wibbelte Vanion mit seinem Bein. Eine Verurteilung hier bedeutete - nun, kurz und knapp gesagt, sein Ende. Egal ob die Strafe auf den Tod lautete oder nicht. Schweigend, mit verschlossenem Gesicht, verfolgte er Felix' Worte.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Dominic am 30. Jul 13, 01:47
Leichtgläubigkeit eines Kriegers? Kassos Gesichtszüge wurden bei diesen Worten hart und seine Haltung angespannt. Er hatte nicht übel Lust diesen Schuppen in Schutt und Asche zu legen und diese Farce damit zu beenden.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Charisturcear am 30. Jul 13, 11:48
Leichtgläubigkeit? Nichts von seinen Gedankengängen spiegelte sich auf Ysanders Gesicht wieder, während er die Verhandlung verfolgte. Egal ob sie die Jeldriken oder einen der unseren damit meint, es ist kein guter Anfang wenn sie bereits so früh in der Verhandlung die Glaubwürdigkeit unserer Seite derart in Frage stellt.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 31. Jul 13, 17:56
Auf die Aufforderung der Richterin hin trat der benannte selbstsicher vor; zumindest vermittelte er recht erfolgreich diesen Eindruck.
„Mein Name ist Leonardo Rodari, Händler aus Uld.“
Er machte eine kurze Pause um dem Schreiber Gelegenheit zu geben alles zu notieren.
„Wie der junge Herr Tauler schon erwähnte, bin ich ein Geschäftspartner seines Vaters Bernhard Tauler. Dieser hat mich gebeten hier in Uld die Herkunft und den guten Leumund seines Sohnes zu bezeugen. Ich hatte bei einigen Verhandlungen Gelegenheit auch den jungen Herrn Tauler kennen zu lernen, weshalb ich mich in der Lage sehe seine eben vorgebrachten Angaben zu bestätigen. Meiner Kenntnis nach handelt es sich bei Felix Tauler um einen ehrbaren Bürger seiner Heimatstadt, was ich hiermit bezeuge.“
Wieder folgte eine kurze Pause.
„Ich möchte noch hinzufügen, das ich seit Jahren eine gute Geschäftsbeziehung mit Bernhard Tauler pflege und ich ihn in all den Jahren als ehrlichen Mann kennen gelernt habe. Zu dem Prozess gegen den hier Anwesenden Vanion Bachlauf kann ich dagegen nichts weiteres beitragen.“
Nachdem Leonardo Rodari geendet hatte sah er die Richterin an und wartete ob noch Fragen an seine Person gerichtete würden.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 01. Aug 13, 14:33
Der Blick der Richterin schweifte über die Farben der Monteleones die am Gürtel des Händlers hingen und da war es wieder, dieses seltsame Halblächeln welches nichts gutes verhieß.
Sie blickte Vanion noch einmal interessiert an bevor sie sich dem Mann vor sich zuwandte:
"Schreiber, notiere er den anwesenden Händler Leonardo Rodari als unbescholtenen Büger Ulds und unzweifelhaften Leumund des Zeugen. Damit ist Meister Taulers Glaubwürdigkeit erwiesen. Meister Tauler? Fahre er fort mit seiner Aussage!"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 01. Aug 13, 22:34
Nachdem er seinen Teil erledigt hatte zog sich Felix Leumundszeuge wieder nach hinten zurück. Ihm schienen die Blicke der Richterin nicht so recht zu gefallen.
Felix hingegen trat wieder in den Zeugenstand und holte einmal tief Luft.
„Euer Ehren, wie schon erwähnt, habe ich eine Reise in das Dorf Schlagbaum unternommen, um die Wahrheit über die dortigen Ereignisse zu erfahren. Ich konnte in der dortigen Schänke mit drei Augenzeugen der Ereignisse sprechen. Alle berichten übereinstimmend, dass sich Vanion Bachlauf mit einem älteren Mann im Wappenrock eines Jeldriken in der Taverne unterhielt. Die beiden gerieten in Streit und sie verließen die Taverne. Einer der Zeugen berichtete Vanion Bachlauf und seine Herrin wären von dem Jeldriken als Szivarpaktierer beschimpft worden. Vor der Taverne hielt der Ritter eine kurze Ansprache, daß sie sich jetzt Duellieren würden. Nach einem kurzen Kampf lag der Jeldrike Tod am Boden. Am nächsten Morgen begruben Vanion Bachlauf und ein Gefährte ihn auf dem Friedhof des Dorfes.“
Felix machte eine kurze Pause.
„Das Grab habe ich selbst gesehen. Es handelt sich im ein einfaches Grab, mit einer Steinplatte darauf, in die "Konrad von Hirschsprung, 263 n.J." gekratzt worden ist.“
Mit diesen Worten schloß Felix seinen Bericht und wartete ab wie die Richterin darauf reagieren würde.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: gerhardt am 01. Aug 13, 23:05
Jülas zog die Stirn kraus, er verstand nicht genau was hier vorging aber Wahrheitsfindung in einem Mordfall war es nicht.
Die Richterin zog fast sämmtliche Register der subtilen Manipulation..... nur wozu?
Irgend etwas wurde hier gespielt, leider hatte keiner Finnen die Regeln erklärt und es stank.
Ganz offensichtlich existierten hier noch anderweitige Interessen denn eigentlich gab es als Anklagepunkt lediglich die Schmierereien eines drittklassigen Schreiberlings, dubiose Aussagen von ein paar verlausten Bauern und der Zorn eines alkoholisierten Mobs.
Es blieb zu hoffen daß jemand endlich mit der Sprache rausrückte um was es wirklich ging sonst könnte das hier eine sehr langwierige Sache werden.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 01. Aug 13, 23:53
"Schwört er die Wahrheit zu sagen, die reine Wahrheit und nichts als die lautere Wahrheit sowahr ihm die Sechse helfen?"
Als Felix nickte und den Schwur bekräftigte, machte sich die Richterin einige Notizen und fragte noch einmal nach:
"Das Grab welches er gesehen hat ist also unversehrt und eines Jeldriken würdig?"
Auch hier nahm sie das Nicken zur Kenntnis und schien eine Weile zu grübeln.
"Wenn ich das recht verstehe hat er mit Augenzeugen des Zweikampfes gesprochen und aus ihrem Munde gehört das der Verstorbene von sich aus ein Duell angekündigt hat. Entspricht dies der Wahrheit?"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 02. Aug 13, 01:12
Bei den Göttern, versau es nicht. Bitte, versau es nicht. Was immer da vor sich ging, Vanion hatte von vorneherein gewusst, was eine Ulder Gerichtsbarkeit bedeutete. Ekelhaftes Sezieren, Bohren, Bohren, Bohren, bis ein Schuldiger gefunden war.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 02. Aug 13, 14:09
„Ja Euer Ehren das entspricht der Wahrheit. Ich muss allerdings hinzufügen, das einer der Männer, mit denen ich gesprochen habe den Zweikampf selbst nicht gesehen hat. Nachdem der Jeldrike das Duell angekündigt hatte, wurde dem Mann die Sache zu unheimlich und er ging in die Taverne zurück, eh der Kampf begann.“
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 04. Aug 13, 00:20
"Habe ich das richtig verstanden, das niemand außer dem Verstorbenen und dem Angeklagten den eigentlichen Kampf beigewohnt haben?"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 04. Aug 13, 16:44
„Nein, Euer Ehren, die anderen Dorfbewohner haben den Kampf gesehen. Nur einer der Männer mit dem ich gesprochen habe, ging vor Beginn des Kampfes. Es handelte sich, nach übereinstimmenden Berichten, um einen Zweikampf.“
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 05. Aug 13, 20:07
"Ich verstehe.  Seine Aussage ist zur Kenntnis genommen und schriftlich niedergelegt worden. Er möge sich für weitere Fragen zur Verfügung halten."
Die Richterin machte sich einige Notizen und rief den nächsten Zeugen auf: "Kassos Feuerklinge, Lupus der Kirche Tiors. Tretet vor, nennt euren gesamten Namen, eure Herkunft und Profesion."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Dominic am 05. Aug 13, 20:30
Kassos erhob sich, strich seine Kleidung glatt und trat gemessenen Schrittes zum Zeugenstand. Er verneigte sich leicht vor der Richterin und sprach dann laut und deutlich:
"Kassos Blutklinge, Priester Tiors aus Bourvis in Nord-Caldrien. Ich bitte das hohe Gericht, dies so fest zu halten und den Namen Feuerklinge -wie zuvor im Aufruf genannt- zu streichen."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 05. Aug 13, 20:46
War der Blick an den Schreiber vorher strafend gewesen, so war er jetzt geradezu vernichtend.
Der Schreiber wurde kreidebleich und versuchte einer Schildkröte ähnlich den Kopf in seine Kutte zu ziehen. Offensichtlich schwante ihm fürchterliches, denn die Augen der Richterin sprühten förmlich Blitze. Gnade dem Armen Mann sollte so etwas noch einmal geschehen!
"Lupus, bitte nehmt meine Entschuldigung an. Bitte berichtet uns eure Sicht der Dinge über diesen Fall, ihr wünscht für den Angeklagten zu Bürgen?"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Dominic am 05. Aug 13, 21:03
Der Priester nickte der Richterin bei ihren entschuldigenden Worten zu und damit schien die Sache für ihn erledigt.
"Nun, ich war an besagtem Tag nicht dabei und kann dementsprechend nichts zu diesem Vorfall berichten. Allerdings stehe ich mit meinem Wort und meiner Ehre als Priester Tiors für die Echtheit des Schriftstückes ein. Sowie ich auch bezeuge und bei Tior schwöre, dass der junge Knappe Vanion Bachlauf mein vollstes Vertrauen besitzt und an seiner Redlichkeit, sowie an seiner Götterfürchtigkeit nicht der geringste Zweifel bestehen kann. Er hat sich im Pilgerzug für dieses Land eingesetzt und sich seinen guten Namen und das Vertrauen der hier anwesenden Fürsprechen verdient."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 05. Aug 13, 21:13
"Das Gericht hat die Bürgschaft durch Lupus Kassos Blutklinge zur Kenntnis genommen und es ist schriftlich niedergelegt worden. Bitte haltet euch für weitere Fragen zur Verfügung."

Der Blick der Richterin fiel auf Ysander. Sie konsultierte ihre Liste und entschied sich dann wohl für die sichere Route:
"Bitte, der Laienbruder Eljas möge vortreten. Bitte nennt euren Namen, eure Herkunft und Profession. Ihr wünscht ebenfalls für den Angeklagten zu Bürgen?"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Charisturcear am 05. Aug 13, 22:03
Nun denn... Ysander trat in den Zeugenstand, verneigte sich dem Protokoll entsprechend vor der Richterin und begann mit der Selbstvorstellung: "Ich bin Bruder Ysander, Ordensbruder im Range eines Novizen im 'Ordo Defensoris Scientiae ad Eljae Gloriam' mit Sitz in Eljasfried. Ich bin hier um für den Angeklagten Bürgschaft abzulegen." Ysander blickte kurz zu Vanion, dann wandte sich sein Blick wieder der Richterin zu. "Auch ich war bei besagtem Duell nicht anwesend und kann nicht für oder wider jene Ereignisse sprechen, doch auch ich bezeuge und bürge mit meinem Wort und meiner Ehre als Diener Eljas, dass der Knappe Vanion Bachlauf unzweifelhaft ein redlicher und götterfürchtiger Mensch ist, an dessen Integrität und Treue niemand zweifeln sollte. Er hat mir, seit wir uns kennen, stets treu und unverbrüchlich zur Seite gestanden und auch seine bekannten Taten im Pilgerzug festigen mich in dieser Ansicht!" Abwartend sah Ysander die Richterin an.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 06. Aug 13, 10:08
"Eure Aussage ist von diesem Gericht zur Kenntnis genommen und schriftlich niedergelegt worden. Bitte haltet euch für weitere Fragen bereit."
Sie warf einen erneuten Blick auf ihre Papiere und machte sich einige Notizen.
"Ist noch jemand in diesem Saal der eine Aussage zu dieser Sache machen möchte?"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 06. Aug 13, 16:40
Wenn jetzt nicht noch jemand aus dem Keller springt, dann wohl nicht. Wir haben alles gesagt. Es war nicht mehr in seiner Hand. Mit einem Schlag fiel die Spannung von Vanion ab. Es war ein seltsames Gefühl, machtlos zu sein und nur auf sein Schicksal warten zu können. Andererseits war es - entspannend? Das falsche Wort.. Der Knappe ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ein Schreiberling saß mit Tinte und Feder bewaffnet etwas abseits, wohl einer derer, die es kaum erwarten konnten, ihn schuldig zu sehen und entsprechende Berichte über ganz Tangara zu verteilen. Die Zuschauer wirkten gespannt, einige sahen ihn abwertend an, ein paar schienen ihn bereits vorverurteilt zu haben. In dem Gesicht einer jungen Frau konnte er Bewunderung sehen. Bestimmt ein junges Ding, das Geschichten über den Pilgerzug gehört hat. Wer weiß, vielleicht sieht sie in mir ja einen großen und starken Helden. Vanion unterdrückte grade noch ein Grinsen, als er sah, dass ein alter Mann in der letzten Reihe eingeschlafen war. Sein Kopf war auf die Schulter seines Nachbarn gefallen, aus seinem Mund lief ein Sabberfaden herunter. Das Schnarchen war auf der Anklagebank so grade noch zu hören.

Der Knappe wollte seine Aufmerksamkeit grade wieder auf die Richterin lenken, als ihm der Blick des Mannes auffiel, der den Sabber abbekam. Er war direkt auf die Richterin gerichtet, und es war klarer Abscheu darin zu erkennen. Kurze Haare.. kein Bart.. aber alt genug, um beides etwas länger zu haben. Die eng anliegende, dunkel gehaltene Kleidung verriet einen recht muskulösen Körper. Wer mag das sein?
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 06. Aug 13, 17:46
Recht erleichtert hatte Felix sich aus dem Zeugenstand verabschiedet. Die Aussagen der anderen waren deutlich schneller erledigt. Jetzt wartete er gespannt auf den Ausgang der Verfahrens. Er hatte alles für Vanion getan, was er konnte. Hoffentlich würde es reichen.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Engonien NSC am 07. Aug 13, 14:49
Nachdem eine angemessene Zeit verstrichen war und sich niemand mehr zu Wort meldete sammelte die Richterin ihre Notizen ein und steckte kurz den Kopf mit dem Schreiber zusammen. Die beiden tuschelten eine Zeit lang und der Gesichtsausdruck der Richterin verfinsterte sich zusehends.
Schließlich nickte sie und wandte sich wieder der Anklagebank zu.
Ihr Blick schweifte über Vanion, die Zeugen und schließlich über den Boten der immer noch abwartend neben der Tür stand. Sie schien einen Augenblick mit sich selbst zu debatieren, aber schließlich lächelte sie und griff nach dem Breitschwert welches vor ihr auf dem Tisch lag.
Das Lächeln war so kalt das einem Blut in den Adern gefror.
"In der Sache das hohe Gericht gegen Meister Vanion Bachlauf, Knappe der Ritterin Lorainne de la Follye des la Joux betreffend Mord, Leichenschändung und Flucht vor der Gerichtsbarkeit sind wir zu einem Urteil gekommen."
Sie erhob das Schwert und schien den Boten mit einem herausfordernden Blick zu betrachten, fast so als ob sie ihn herausfordern würde auch nur daran zu denken etwas wagen zu wollen.
Ihr Blick kehrte zurück zu Vanion und nagelte ihn förmlich fest, vor ihm stand keine lebende, fühlende Frau mehr sondern die eiskalte, neutrale Gerichtsbarkeit der Stadt Uld.
"Wir sind überzeugt das der Angeklagte ausreichend Beweise vorgelegt hat die die Anklage widerlegen. Dies und seine über alle Zweifel erhabenen Leumundszeugen der Kirchen Engoniens waschen ihn von jeder Schuld bezüglich der genannten Vorwürfe frei."
Sie nahm das Schwert nun in beide Hände und erhob es so das alle Anwesenden es sehen konnten:
"Damit schließt dieser Gerichtstag des hohen Gerichtes der Stadt Uld. Das Recht ist im Namen der Sechs gesprochen und vernommen worden. "

Sie wandte sich um und verließ den Saal während der Schreiber alle Papiere zusammenlegte und dem Ausrufer ein Zeichen gab.
Das verhutzelte Männchen räusperte sich und ließ seine Stimme erneut erschallen:
"SO GILT NUN DER GERICHTSTAG DES HOHEN GERICHTES DER STADT ULD ALS BEENDET! DIE HEUTE VERKÜNDETEN STRAFEN SIND UNVERZÜGLICH ZU BEGLEICHEN ODER ES IST MIT DER VOLLEN HÄRTE DES GERICHTES ZU RECHNEN! BÜRGSCHAFTEN KÖNNEN BEI DEM SCHREIBER DES GERICHTES EINGELÖST WERDEN SOFERN DIE NOTWENDIGEN PAPIERE VORLIEGEN. DIE NOTWENDIGEN GEBÜHREN KÖNNEN VOR VERLASSEN DES SAALES BEGLICHEN WERDEN!"

Ein Gerichtsdiener näherte sich Kassos und Ysander und sprach die beiden nach einer Verbeugung an: "Lupus Kassos? Bruder Ysander? Die Frau Falcone würde euch gerne persönlich sprechen sofern eure Zeit es zulässt."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Dominic am 07. Aug 13, 18:56
Kassos blickte kurz Ysander und nickte dem Alten dann zu. "Ich werde Euch gerne folgen."
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 07. Aug 13, 19:42
Frei! Rasch stand Vanion auf. Niemand hielt ihn auf. Rasch ging er, mit einem breiten Lächeln auf dem Gesicht, zur Zeugenbank hinüber und dankte jedem, der für ihn eingetreten war, persönlich. Selbst diesen Händler, der für Felix eingestanden war, bedachte er mit einem festen Händedruck. Als er sah, dass der Schreiber schon Anstalten machte, den Raum zu verlassen, trat Vanion an diesen heran, um die Formalitäten der Bürgschaften zu regeln. Natürlich ließ der Schreiber sich nicht lumpen, umständlich erklärte er Vanion, weshalb er einen Teil zu den Gerichtskosten beizutragen hatte - jedoch erhielt der Knappe nach zäher Diskussion schließlich einen Schrieb, der ihn autorisierte, an entsprechender Stelle in Uld die Bürgschaft der Valkensteiner und auch die Dokumente von Kassos, abzüglich ein paar Silberstücke für Gerichtskosten, abzuholen.

Bevor Kassos den Raum verlassen konnte, steckte Vanion ihm rasch die ihm gehörenden Dokumente zu.

Aus dem Augenwinkel sah er, dass der Mann, den er vorhin beobachtet hatte, sich am einzigen Ausgang des Saals postiert hatte. Er schien auf ihn zu warten, und nach den Blicken der Richterin war Vanion sich so gut wie sicher, dass der Kerl zu den Valkensteinern gehörte. Sie hatten schließlich nicht wenig Geld auf ihn gesetzt - und außerdem gab es da noch eine andere Formalität zu klären.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Johannes am 08. Aug 13, 15:22
Felix war verdammt erleichtert. Endlich war diese blöde Sache aus der Welt. Mit festem Händedruck gratulierte er Vanion zu seinem Freispruch. Auch sein Leumundszeuge sprach Vanion seine Glückwünsche aus, allerdings etwas zurückhaltender.
Nachdem sich der Saal zu lehren begann wandte er sich an Felix:
„Bitte richtet eurem Herrn Vater meine Empfehlung aus. Ich muss mich jetzt wieder meinen Geschäften widmen.“
Nach diesen Worten winkte er knapp seinem Diener ihm zu folgen und verließe das Gerichtsgebäude.
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: gerhardt am 09. Aug 13, 21:28
Jülas drückte sich an den Leuten vorbei auf Vanion zu.
"Herr Bachlauf?! Ich bin Jülas Finnen aus Reichsfeld, ich bin hier um sie zu begleiten. Würden sie mir bitte folgen?"
Titel: Re: Die Stunde der Wahrheit - Sommer 263 n.J.
Beitrag von: Vanion am 09. Aug 13, 21:33
Dachte ich's mir doch. "Natürlich. Ich verabschiede mich noch, dann kann es los gehen." Rasch ging Vanion zu Felix hinüber. "Richte den Leuten aus, dass jeder, der weiter bei der Suche nach Lorainne helfen möchte, sich in Fanada einfinden soll. Ich werde etwas länger brauchen, aber auch dort sein. Bis dann." Der Knappe ließ den etwas verwirrten Felix einfach stehen und folgte dann dem Valkensteiner aus dem Gerichtssaal hinaus.