Forum des Engonien e.V.

Die Gebiete in Caldrien => Engonia - die einstige Kaiserstadt => Thema gestartet von: Arienne am 26. Jun 18, 21:26

Titel: Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 26. Jun 18, 21:26
Der Schankraum des Gasthauses unweit der Ordenshäuser der Jeldriken war am frühen Nachmittag noch recht leer.
von den 5 Tischen war nur einer voll besetzt und an einem zweiten, der im hinteren Bereich nahe der Tür zum oberen Stockwerk, saß ein junge Frau mit einem Buch in der Hand. Sie trug ein bordeauxroes Mieder über einer beigen langärmeligen Bluse, ihre grüne Wickelhose sah man unter dem Tisch nicht. Vor ihr standen ein Krug Bier und ein Brett mit Wurst, Käse und Brot. Daneben lagen Schreibzeug und zwei versiegelte Briefe. Das Siegel zeigte einen Mühlstein mit dahinter gekreutzen Ähren. Der eine war etwas zerknittert der andere war besser gepflegt.

Sie hob den Kopf als sie die Türe hörte.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 26. Jun 18, 21:33
"Was für eine Scheiße", murmelte Vanion, als er das Gasthaus betrat. Sein Pferd hatte begonnen zu lahmen, es hatte den ganzen Tag über geregnet, er hatte keine Antwort von Lorainne vorgefunden, und sämtliche Hinweise auf alte Legenden und Geschichten, denen er bisher auf der Suche nach Jeldriks Mantel nachgegangen war, hatten sich als Fantastereien herausgestellt. In dem Regen hatte er sein Pferd alleine versorgen müssen, und seine gute Kettenhaube würde durchrosten, wenn er sie nicht bald trocknen und einölen können würde. So hatte der Ritter sich die hehre Queste, auf die er geschickt worden war, nun wirklich nicht vorgestellt.

Als er tropfnass das Gasthaus betrat, musste er sich zunächst über die Augen wischen, um den nachmittäglichen Schankraum begutachten zu können. Ein heimeliges Räumchen, kaum gefüllt, und ein warmes Feuer. Lob sein Lavinia, dachte er, bestellte einen warmen Kräutertee und setzte sich dann kurzerhand an den Tisch, der dem warmen Feuer am nächsten war.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 26. Jun 18, 21:46
Arienne war erstaunt als sie einen Ritter hereinkommen sah. Er war druchnässt und sie nun doch froh hier in der warmen Schankstube zu sein anstatt in einer alten muffigen wohlmöglich kalten Bibliothek zu sitzen.
Sie wollte grade ihr Buch wieder auf nehmen, als sie sah, dass der Ritter ihren Tisch, der dem Feuer am nächsten stand ansteuerte. Legte sie ihr Buch weg und zog die Briefe näher zu sich heran, denn der zerknittere hatte mitten auf dem Tisch gelegen.

Sie lächelte: "Den Göttern zum Gruße Herr Ritter. Ihr seid aus Voranenburg oder?" Mehr wagte sie aufgrund seiner düsteren Miene nicht zu sagen. Sie kannte es von ihrem Vater, dass dieser dann leicht reizbar war.

Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 26. Jun 18, 21:55
Vanion, der zwar höflich, aber insgesamt doch sehr aufgeräumt lediglich zur Begrüßung genickt hatte und sich dann hinsetzen hatte wollen, hielt überrascht inne, dann warf er einen Blick auf die Gestalt, die ihn überraschend direkt angesprochen hatte. Innerlich seufzte er, dann warf er noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick auf das warme Feuer und wünschte der Ruhe und dem Frieden, die er hier gefunden zu haben glaubte, noch einen schönen Abend.
"Das bin ich tatsächlich, gute Frau. Was hat mich verraten?"
Er machte keinerlei Anstalten, seine mürrische Miene zu verbergen.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 26. Jun 18, 22:03
Ariennes Lächeln verschwand als sie feststellte, dass der Ritter tatsächlich so mürrisch war wie er aussah.
"Ich habe euer Wappen im Frühjar im Saal des Grafen von Voranenburg gesehen, als ich dort mit meiner Familie zu Besuch war."

Sie nahm einen Schluck aus dem Bierkrug und verzog das Gesicht. Der Rest im Krug war mittlerweile warm geworden.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 26. Jun 18, 22:12
"Das hätte ich wohl erraten können", sagte Vanion trocken - und schmunzelte ein wenig. In einer der Hallen der Voranenburg war ein Platz an der Wand für seinen Wappenschild reserviert, inmitten der Schilde der anderen Ritter des Grafen. Wenn er sich am Hof aufhielt, dann ließ man seinen Wappenschild dort hängen, um allen anzuzeigen, dass der Herr Vanion de Roquefort daheim war.

"Also wisst Ihr, dass ich einer der Ritter des Grafen bin. Vanion Bachlauf ist mein Name, aus Roquefort. Ihr wisst nun meinen Namen, und gewiss verratet Ihr mir geschwind den Euren, denn ist auch der Courtois stets genüge zu tun, so möchte ich doch auch der Verité die Ehre geben und nicht verheimlichen, dass es mich nach Ruhe, einem bequemen Sitz und ebenjenem Feuer verlangt, dem dieser Tisch hier so nahe steht."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 26. Jun 18, 22:31
Arienne kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, fing sich aber wieder.
"Es freut mich euch kennen zu lernen Herr Ritter Vanion. Mein Name ist Arienne von Mühlenbruch aus Mühlental. Mein Vater ist Herr Ritter Johann von Mühlenbruch. Sein Wappen sind drei goldene Garben und ein goldener Mühlstein auf rotem Grund getrennt von einem blauen Fluss.
Entschuldigt, ich möchte euch nicht vom Feuer fernhalten, das Wetter draußen ist echt unpassen für diese Jahreszeit.
Aber auch ich möchte ehrlich sein, ich habe euch angesprochen, da ich hoffe, dass ihr mir helfen könnt.
Wobei genau, das erzähle ich euch, natürlich nur wenn ihr wollt, gerne später, wenn ich euch besser fühlt."

Der Wirt kam an den Tisch und stellte den Becher mit dampfendem frischem Kräutertee vor Vanion auf den Tisch.
Arienne hielt ihn auf: "Entschuldigt, könnt ihr mir bitte auch einen Kräutertee bringen."
Er nickte, nahm den leeren Bierkrug und ging wieder zum Tresen.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 26. Jun 18, 22:43
"Von Eurem werten Herrn Vater hab ich gehört, und nur Gutes."
Echte Überraschung stand nun in Vanions Gesicht geschrieben. Endlich setzte er sich, nahm einen Schluck von seinem Tee und genoss die warme Flüssigkeit.
Das Feuer wärmte ihn auf, und schon bald stieg sogar ein wenig Dampf aus seiner feuchten Kleidung auf. Dass Arienne seine Hilfe wollte, interessierte den Ritter zunächst nicht. Zu erschöpft war er vom Tag, und zu dankbar für die Gelegenheit, endlich ein wenig auszuruhen.

Erst nach einer ganzen Weile fiel ihm auf, dass die Frau, die ihm gegenüber saß, keine Anstalten machte, zu verschwinden, und ihn sogar verstohlen zu mustern schien. Geduldig ist sie jedenfalls, befand er. Er leerte den letzten, mittlerweile nur noch lauwarmen Schluck seines Tees, dann ließ er sich einen Becher Wein bringen, verdünnt mit einem Schluck Wasser. Endlich brach er die Stille.
"Dann erzählt, Arienne: was führt Johanns Tochter nach Engonia, und wie kann ich ihr helfen?"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 26. Jun 18, 23:11
Arienne wurde ob des Lobes auf ihren Vater leicht rot im Gesicht und senkte kurz den Blick. "Ah, ja. Das freut mich", erwiederte sie und griff nach dem Buch "Einige Berichte aus den Zeiten Jeldriks" und nickte dem Wirt danken zu, als er ihr den Tee brachte.

Hin und wieder schaute sie, wenn sie nach dem Tee oder ihrem Essen griff, etwas verstohlen zu Vanion, der sich dem Feuer zugewandt hatte und die Stille sichtlich genoss.

Sie zuckte zusammen als er sie ansprach, so sehr war sie in das Buch vertieft gewesen. "Eh.." Sie griff nach den Briefen und legte sie in das Buch ehe sie dem Ritter antwortete: "Ich bin hier in Engonien, weil ich auf der Suche nach Informationen zu Jeldrik bin. Und ich hoffe ihr könnt mir helfen, dass ich Zugang zur den Archiven der Jeldriken bekommen."

Sie lächelte verlegen und wartere gespannt auf die Reaktion des Ritters.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 26. Jun 18, 23:27
Vanion runzelte erstaunt die Stirn.
"Geschichten über Jeldrik? Zieht es Euch zu diesem Orden, oder wollt ihr die Sagen und Legenden, die sich um diesen Mann ranken, erfahren? Und wozu das Ganze?"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 27. Jun 18, 22:42
Arienne leerte ihren Tee und winkte dem Wirt zu ihr noch einen zu bringen.
"Nein,der Orden intessiert mich nicht, jedenfalls zur Zeit nicht. Ihr liegt richtig: Ich möchte mehr über Jeldrik und die Sagen und Legenden die sich um ihn ranken erfahren. Das Buch hier", sie tippte ihre Lektüre an, "ist doch sehr trocken, aber ein paar Stellen machen mich neugierig. Ich habe auf dem Ball am letzten der Maultage Anfang Mai einige der älteren Knappen, die mit ihren Rittern bei uns waren, über die Suche nach Reliquien von Kaiser Jeldrik reden gehört. Sie waren darüber geteilter Meinung. Mir gefällt der Gedanke die Vergangheit zu erkunden und mehr darüber zu erfahren. Dazu möchte ich Engonien bereisen. Ich habe einiges über das Land während des Unterrichts erfahren, aber es hat mich schon immer gereizt das Land zu erkunden", sie pausierte um vom frischen Tee zu trinken, "ich habe dann vor... gut zwei Wochen meinen Mut zusammen genommen und bin hier nach Engonia gereist. Ich hoffe hier mehr über Jeldrik zu erfahren und Hinweise zu Reliquien zu finden um diesen dann nachzugehen."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 28. Jun 18, 11:41
Vanion erinnerte sich nur zu gut an seine eigene Reliquiensuche. Das war Jahre her, damals hatte er im Auftrag der Kirche Alamars nach den Gebeinen der Flamina Agathe gesucht - und sie auch gefunden. Sein Ziel war gewesen, sich beweisen zu können, um Lorainnes Knappe werden zu dürfen. Er musterte Arienne zweifelnd, aber den Verdacht, den er hatte, sprach er nicht aus.
Stattdessen sagte er in unverbindlichem Tonfall: "Nun, Schriften über das Leben und die Erhebung Jeldriks gibt es viele. Einer der bekanntesten Historiker unserer Zeit, Avernius von Barebury, hat Berichte aus verschiedenen Quellen zusammengetragen."
Er zog das Buch, das Arienne gelesen hatte, zu sich heran. "Tatsächlich, das ist einer der Bände aus seiner Feder. Die Schriften, die diesem Buch zugrunde liegen, hoffe auch ich hier zu finden. Wart Ihr schon dort?"

Der Ritter fragte sich, ob die Jeldriken ihn überhaupt noch kannten. Als er das letzte Mal bei ihnen gewesen war, hatte er keine guten Neuigkeiten gebracht, er war Knappe gewesen und das Ganze lag Jahre zurück.

Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 28. Jun 18, 20:03
Ariennes Blick ruhte aufmerksam auf Vanion. Sie ahnte, dass im ein paar sachen durch den Kopf gingen, beschloss aber nicht darauf einzugehen, denn sie wollte nicht zu neugierig erscheinen.

Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Tee ehe sie dem Ritter anwortete: "Das es viele Schriften gibt kann ich mir vorstellen. Allein mein Vater hat mindestens zwei Dutzend. Einige davon sind wie das hier", sie deute auf das Buch, "von Averius von Barebury. Bei den anderen weiß ich es nicht. Ah, ihr sucht auch nach Texten über Jeldrik, was für ein Zufall. Ja ich war schon zweimal, nein mit heute sind es dreimal dort und habe um Zutritt zu den Archiven gebeten, aber sie haben micht jedesmal abgewiesen."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 28. Jun 18, 20:24
"Nun, es ist eben keine öffentliche Bibliothek, und wenn Ihr den Jeldriken dasselbe gesagt habt, wie mir, dann wundert mich ihre Antwort überhaupt nicht."
Vanion verkniff sich jedes Grinsen. Er hatte es früher gehasst, wenn jemand ihn angegrinst hatte, weil er voller Begeisterung für das eigene Vorhaben Hals über Kopf gegen eine Wand gerannt war. Also, im übertragenen Sinne.

"Aber ja, ein ziemlicher Zufall ist das, und eine schöne Überraschung! Andererseits begeben sich schon seit Jahrhunderten fahrende Ritter auf die Suche. Es ist viel Ehre zu gewinnen mit solchen Taten, und auch, wenn manch einer nicht zurückkehrt von seinen Fahrten, so bringen die meisten doch wenn schon nicht den Mantel selbst, dann doch gute Geschichten mit, die am winterlichen Hofe erzählt werden können."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 28. Jun 18, 20:39
Arienne verzog verlegen das Gesicht und zuckte mit den Schultern. "Nunja ich habe mit sowas leider noch keine Erfahrungen," sie machte eine Pause um noch einen Schluck Tee zu trinken und fuhr dann fort: "Ah es gehen also immer mal wieder Ritter auf die Suche nach Reliquien die Jeldrik zugeordnet werden. Mir kam es beim Gespräch der Knappen so vor als wäre das etwas Neues. Dieser Mantel von dem ihr gesprochen habt ist also so eine Reliquie??"
Ihr Blick wahr fragend.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 28. Jun 18, 20:55
"Ja, so kann man ihn wohl bezeichnen. Aber dieser Mantel ist nicht irgendeine Reliquie. Es handelt sich um den Mantel, der Jeldrik um die Schultern gelegt wurde, nachdem er Engonien geeint hat. Sein Kaisermantel. Als Jeldrik erhoben wurde, da ließ er viele Dinge zurück, und die meisten Dinge stellten sich als zwar zweifelsohne edle, aber im Grunde vergängliche Gegenstände heraus. Sein Schwert ging verloren, vermutlich ist die einst scharfe Klinge längst verrottet. Auch die Krone, die sein Haupt geziert hat, ist in den bald drei Jahrhunderten, die seitdem vergangen sind, verschwunden. Angeblich sollen in der Krone Caldriens noch edle Steine aus Jeldriks Krone verarbeitet sein, aber wer weiß schon, was an solchen Geschichten dran ist."

Vanion nahm einen tiefen Schluck aus seinem Kelch.

"Der Mantel hat die Zeiten jedoch überdauert, so heißt es. Immer wieder haben sich Ritter auf die Suche gemacht, diesen Mantel zu finden, und haben so manches Abenteuer auf ihren Fahrten erlebt. Eine Zeitlang hieß es sogar, der Mantel sei gefunden worden, aber der Rittersmann, der das behauptete, hatte lediglich einen Mantel von feinstem Purpur erstanden. Der Betrug flog auf, und in Schimpf und Schande wurde der Kerl vom Hof seines Lehnsherrn gejagt. Den Rest seines Lebens hat er dann der Suche gewidmet, um seine Ehre zurück zu erlangen, aber er starb nur wenige Monate später."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 28. Jun 18, 21:25
Arienne lauschte aufmersam den Worten des Ritters und aß ein paar Happen.

"Ah, sein Kaisermantel. Ja der ist sicher keine einfache Reliquie. Mit erhoben meint ihr seine Gottwerdung oder? Das ist das was die Jeldriken glauben, oder? Dem kann ich nicht soviel abgewinnen. Für mich sind Götter etwas, das ein Mensch nicht erreichen kann.
Der Mantel soll die Jahrhunderte überdauert haben? Das klingt ja unglaublich, aber was war beziehungweise soll daran anders sein als an Jeldriks anderen Besitztümern? Die Suche nach diesem Mantel und von Informationen über diesen scheint ja eine ehrbare Aufgabe zu sein", ein Leuchten erhellte kurz Ariennes Augen.
"Jemand hat behauptet den Mantel gefunden zuhaben und es war eine Fälschung?! Dieser Ritter schien ja wirklich nur nach Anerkennung gestrebt zu haben und das um jeden Preis. Das es ihn schlussendlich sein Leben gekostet hat ist bedauerlich."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 28. Jun 18, 21:46
"So viele Fragen!"
Nun musste er doch grinsen.
"Ihr gefallt mir, Arienne. Offen gesagt, wollte ich mich lediglich hier am Feuer ein wenig trocknen, einen Bissen essen und mich dann ausruhen. Die Reise hierher war lang. Jetzt sitzt Ihr aber hier vor mir, und obwohl ich mich nach Kräften bemüht habe, grimmig dreinzuschauen, muss ich noch doch lachen. Also, einige Eurer - Deiner - Fragen will ich beantworten."

Prüfend warf Vanion einen Blick auf die junge Dame vor ihm, um zu sehen, wie sie darauf reagierte, dass er nun die persönlichere Ansprache wählte.

"Natürlich ist der Gedanke, dass ein Mensch es einem Gott gleichtun kann, vermessen und völlig abwegig. Wenn überhaupt, dann sind es die Götter, die den Menschen in ihre Ränge erheben können. Das glauben zumindest die Jeldriken, soweit ich es weiß. Ich hab von Kindesbeinen an gehört, dass Jeldrik zwar von den Göttern berührt wurde, aber nicht Gott geworden ist. Ich verehre ihn als Heiligen, und so tun es viele in Voranenburg. Du weißt mit Sicherheit, dass Loenna von Donnerheim, die Königin Caldriens, den Anspruch auf das alte engonische Kaiserreich erhebt. Sie sieht sich als die legitime Nachfolgerin auf den Kaiserthron, den Jeldrik vakant hinterlassen hat."

Der Becher war leer, stellte Vanion ernüchtert fest.
"Gleich morgen wollte ich die Jeldriken selbst aufsuchen, aber mein Pferd hat begonnen, zu lahmen und ich muss noch einige Besorgungen erledigen. Wenn du mir dabei zur Hand gehst, dann nehme ich dich mit. Du hast so viele Fragen, die kann ich gar nicht alle beantworten. Schließlich stehe ich selbst ganz am Anfang meiner Suche."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 28. Jun 18, 23:05
Arienne musste ebenfalls grinsen und wurde etwas rot ob der Worte Vanions und noch mehr bei dessen "Kompliment".
Als er ihr das Du anbot war sie erstaunt, nickte aber dann und musste sich bevor sie eine Anwort gab auf Zunge beißen um nichts anmaßendes zu sagen. Stattdessen sagte sie: "Ich bin erstaunt dass ihr,... du mir so schnell die persönliche Ansprache anbietest. Ich kenne das so nicht, es freut mich und ich nehme an." Sie schon ihm das Brett mit dem Essen rüber: "Nehmt euch... ehm ich meine nimm dir wenn du möchtest, ich schaffe das glaube ich eh nicht alles. Und ich kann dich ja nicht auch noch vom Essen abhalten", sie grinste erneut.
Auf dem Brett lag noch ein Messer zum Schneiden von Wurst und Käse, das Brot lag in Scheiben dabei.

Danach lies den Ritter sprechen und trank den letzten Schluck Tee.
Da ihre beiden Becher leer waren fasste Arienne einen Entschluss, hörte aber erstmal weiter zu ehe sie antwortete:
"Ich frage mich ehrlich gesagt warum die Götter einen Menschen sich gleichstellen sollten und welche Gründe die Jeldriken anführen. Auch in meiner Famlilie wir Jeldrik als Heiliger verehrt und ich habe wie du gelernt, dass die Götter ihn gesegnet haben sollen. Was sich mir nicht ganz erschließt ist was die Königin Caldriens damit zu tun hat? Ich weiß viele", sie etwas die Stimme, " sind nicht gut auf sie zu sprechen. Aber darüber können wir auch später noch reden." Sie machte kurz Pause und aß eine kleine Ecke von der Wurst. "Euer Pferd lahmt? Das ist nicht gut, klar das das vor dem Besuch bei den Jeldriken erledigt werden muss. Ich habe bei meiner Reise hierher selbst gemekrt, das ein gutes und gesundes Pferd wichtig ist. Gerne gehe ich dir bei deinen Erledigungen zur Hand denn dabei sehe nebenbei noch noch mehr von Engonia und kann sicher auch schon etwas von dir lernen," sie lächelte leicht verschmitzt und sah sich kurz im Schankraum um ehe sie weiter sprach: "Ich habe gestern Vormittag, nachdem ich bei den Jeldriken war, das trockene Wetter genutzt um mir die Stadt anzusehen. Ein paar Straßen weiter habe ich einen Schmied gesehen, der auch damit wirbt Pferde einrenken zu können. Dort kann ich dich morgen hinbringen, vielleicht kann er helfen. Naja ich bin wie du auch erst am Anfang und weiß wage ich zu behaupten weniger über Jeldrik als du."

Sie winkte der mittlerweile eingetroffenen Schankmaid zu.
Und sah dann wieder Vanion an: "Wie ich sehe ist dein Becher auch leer. Darf ich dich einladen?" sie lächelte schief und fuhr dann fort: "Zum einen möchte ich damit auf unser Kennenlernen und die kommende Zusammenarbeit anstoßen... zum anderen hatte ich gestern Geburstag und naja habe ihn alleine gefeiert", ihr letzen Worte wirkten niedergeschlagen. Sie zog das Buch wieder zu sich herüber und ihre Hand bliebt einen Augenblick länger darauf liegen als man es erwartet hätte.

Die Schankmaid kam zum Tisch und lächelte: "Was darf es sein die Dame? Der Herr?"

"Für mich bitte einen Becher verdünnten Rotwein", anwortet Arienne und sah zum Ritter.
 
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 29. Jun 18, 10:55
Vanion bestellte ebenfalls einen Becher, und als diese dann gebracht worden waren, sagte er: "Mögen die Götter dir noch viele glückliche Jahre schenken!"
Der Ritter stieß mit Arienne an. Der Anflug von Melancholie, der sie beschlichen hatte, blieb ihm nicht verborgen. Sie schien ihre Familie aufrichtig zu vermissen, aber als sie ihre Becher klirrend einander berührten, war der Anflug schon wieder verschwunden.

"Ob ein Mensch zu einem Gott werden kann oder nicht, das mögen klügere Köpfe beantworten als ich. In den Tempeln Voranenburgs findest du jedenfalls findige und schlaue Gottesdiener, die dir da weit mehr drüber erzählen können. Ich erzähle dir gerne, woher der Anspruch Ihrer Majestät, Loenna von Donnerheim, kommt - aber nicht mehr heute. Wenn du dich morgen um mein Pferd kümmerst, dann will ich dich zu den Jeldriken mitnehmen. Und wenn mein Weg und deiner danach immer noch über dieselben Straßen führen, dann will ich dir von Jeldrik und seinem Mantel erzählen. Wer weiß, vielleicht bist du ja dazu berufen, ihn zu finden."

Vanion lächelte zwar, ließ aber erkennen, dass er den letzten Satz durchaus ernst meinte.
"Das heißt, natürlich vorausgesetzt, du bist damit einverstanden."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 29. Jun 18, 16:37
Arienne lächelte und nickte: "Danke, das wünsche ich dir auch!" Sie nahm einen guten Schluck vom Wein und dachte mit einem Lächeln an ihren Bruder.

"Ah ja. Aber ehrlich gesagt plane ich nicht so schnell wieder nach Voranenburg zurück zu reisen. Nicht desto trotz hast du natürlich Recht die Gottesdiener und Dienerinnen wissen da sicherlich mehr als unsereins. Das du mir heute noch von Ihrer Majestät, Loenna von Donnerheim erzählt habe ich auch nicht erwartet.
Ich kann mich gerne morgen um dein Pferd kümmern, wobei ich denke dass es sinnvoll ist, wenn du auch mit zum Schmied kommst. Ich habe die Erfahrung gemacht, das Tiere ruhiger bei sowas sind, wenn jemand dabei ist den sie kennen.
Das wäre toll wenn ich mit dir zu den Jeldriken gehen darf. Ich werde also mein bestes geben", sie grinste breit und prostete Vanion erneut zu.

"Ich habe bisher meinen Weg nur bis nach Engnonia geplant und möchte meine weiteren Weg dann von dem anhängig machen was ich hier erfahre. Aber dein Angebot mir mehr über Jeldrik und den Mantel zu erzählen, wenn wir zusammen reisen klingt gut, daher möchte ich mich dir gerne anschließen." Seinen vorletzten Satz nahm sie mit Skepsis auf lies ihn aber nicht unbeantwortet: "Du meinst ich könnte vielleicht berufen sein den Mantel zu finden? Wer weiß schon was die Götter für einen geplant haben. Ich werde jedenfalls versuchen möglichst viel über dessen Verbleib heraus zu finden."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 05. Sep 18, 21:03
Was bisher geschah... (http://larpverein.de/forum/index.php/topic,6738.0.html)

Die beiden aßen schweigend, und als sie fertig waren, gesellten sie sich für eine Weile zu dem anderen Volk im Schankraum. Gemeinsam lauschten sie einigen Geschichten, bis Vanion schließlich eine Karaffe Wein bestellte und den Wirt anwies, Becher in seine Kammer zu bringen. Dort, im Obergeschoss, saßen Arienne und Vanion nun, und Vanion nahm einen tiefen Schluck Wein.

"Am besten hältst du Feder und Tinte schon bereit, Arienne. Das wird noch ein langer Abend werden. Die Geschichte von dem Jeldriken, den ich erschlug, ist gar nicht so kurz, fürchte ich."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 05. Sep 18, 21:23
Arienne war auf dem Rückweg vom Schankraum kurz in ihr Zimmer verschwunden um ihr Schreibkistchen zu holen.
Dann war sie Vanion in seine Kammer gefolgt.
Währen der Ritter einen Schluck vom Wein trank, packte sie die Schreibsachen aus: Ein tönernes Tintenfass, einige Blätter Papier und ihre Glasfeder. Sie nippte an ihrem Becher Wein ehe sie dass Tintenfass öffnete, die Feder benetzte und sie abstrich. Dann malte sie auf einem Schmierpapier ein paar geschwungene Linien um weitere überschüssigte Tinte loszuwerden.
Dann legte sie den Stapel frisches Papier vor sich und sah Vanion an: "Meinetwegen könnt ihr anfangen, aber bitte nicht zu schnell. Es soll ja noch leserlich sein hinterher." Sie grinste und nahm noch einen Schluck Wein.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 05. Sep 18, 21:33
"Beschränke dich auf Notizen. Schön schreiben kannst du es gewiss später. Und höre zu!"

Vanion lehnte sich zurück und schloss die Augen.
"Ich erinnere mich noch gut an diesen Abend. Vor fünf Jahren war ich in einem Dorf, gar nicht weit von hier. Wir saßen in der Schänke - wo auch sonst."
Ein Grinsen stahl sich auf Vanions Gesicht.
"Ein alter Mann saß in einer Ecke, angetan mit einem ausgeblichenen Wappenrock. Blau und gelb, die Farben des alten Kaiserreiches. Mochte es ein Reichsgardist sein, oder gar ein Jeldrike? Von denen hatte ich schon viel gehört, und im Krieg auch schon welche gesehen, aber abseits von ein paar berühmten Namen kannte ich keinen, und persönlich war ich diesen hohen Herren damals nie nahe gekommen. Richard Brin von Fingara, der heute Baron in Middenfelz ist, oder auch Tannjew von Norngard, der sich im Krieg einen Namen machte, oder auch ein Ralf von Krähenbroich, das waren allesamt Jeldriken oder Reichsgardisten. Der dort saß jedoch - das war keiner von diesen großen Namen. Aber nichtsdestotrotz eine eindrucksvolle Gestalt. Wir kamen ins Gespräch, wohl weil er bemerkte, wie ich ihn anstarrte. Er stellte sich als Konrad von Hirschsprung vor."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 05. Sep 18, 21:42
Arienne nickte und brachte die ersten Zeilen zu Papier. Sie konnte sich ein Lachen nicht verkneifen als Vanion von seiner ersten Begegnung mit Konrad von Hirschsprung erzählte: "Das erinnert mich an gestern... Hast du einen Namen zu dem Dorf??"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 05. Sep 18, 21:47
"Man sollte es kaum glauben, aber tatsächlich kommen Menschen in Tavernen miteinander ins Gespräch."
Vanion grinste immer noch. "Das Dorf heißt Schlagbaum, meine ich. Nun, wir saßen also dort, und unterhielten uns. Konrad wunderte sich, dass ich mich als Knappe, aber mit einem tangaranisch klingenden Namen vorgestellt hatte, und erriet sofort, dass ich in der Schlacht zum Knappen genommen wurde. Wegen meiner Taten. Das schien ihm zu gefallen, denn auch Jeldrik, so erzählte er mir, sei wegen seiner Taten in den Ritterstand erhoben worden, und nicht wegen seiner Geburt. Noch heute suchen Gelehrte nach Anhaltspunkten über Jeldriks Herkunft, nach seinem Geschlecht. Die Jeldriken tun das nicht. Sie interessieren sich nicht für Jeldriks Herkunft, ist für sie doch vor allem eines wichtig: seine Gottwerdung."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 05. Sep 18, 21:52
Wieder musste Arienne grinsen. Sie notierte den Namen des Dorfes und sah Vanion fragend an: "Die Details eures Gespräches finde ich jetzt nicht so wichtig.. Gespräch über Jeldrik reicht oder?"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 05. Sep 18, 21:58
"Für jemanden, der auf der Suche nach einem Mantel ebenjenes Mannes ist, bist du erstaunlich wenig an seiner Geschichte interessiert."
Das Grinsen war verschwunden.
"Das steht dir nicht gut an. Der Orden gewährt uns nur Zutritt zu seinen Archiven, weil er unsere Suche respektiert, die auch unter dem Zeichen Jeldriks steht - nach Ordensdoktrin also eines Gottes."

Vanion legte eine Pause ein und schenkte Wein nach.
"Jeldrik hat viele Heldentaten vollbracht, und von vielen wissen wir. Konrad erzählte mir von einer solchen. Willst du sie hören?"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 05. Sep 18, 22:11
Arienne wurde rot. "Hmm... Ich wollte damit nicht ausdrücken, das mich Jeldrik nicht interessiert. Ich bin sehr an Geschichten über Jedrik interessiert also bitte erzähl mir was Konrad dir erzählte.
In dem Schriftstück, das wir der Ritterin von Eichental vorlegen sollen, sollen wir doch die Lebensgeschichte von dem ehrenwehrten Konrad von Hirschsprung niederschreiben... oder habe ich die Aufgabe falsch verstanden?
Ich kann meine Notiz "Gespräch über Jeldrik" gerne vertiefen wenn du das wünscht."
Sie trank nochmal vom Wein und sah Vanion wieder an.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 05. Sep 18, 22:15
"Es wäre angemessen, festzuhalten, dass Konrad von Hirschsprung fest im Glauben wahr und einem jungen Knappen das Wesen Jeldriks näher bringen wollte. Er erzählte mir die Geschichte der Marthilda von Rappenau, schreibe zumindest das, und wenn du willst, erzähle ich dir von ihr."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 05. Sep 18, 22:24
"Ah, ja entschuldige. Daran habe ich gar nicht gedacht. Da hast du natürlich vollkommen Recht."
Sie notierte Vanions Worte und sah dann wieder auf.
"Ja bitte erzähle mir die Geschichte."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 05. Sep 18, 22:39
"Also gut. Vor über 250 Jahren lag Engonien brach. Es hatte einen großen Krieg gegeben, den Brüderkrieg. Die meisten Dörfer und Städte kämpften für sich selber ums Überleben. Räuberbanden, Wegelagerer, all das Gesindel, was sich in einem kriegsversehrten Land wächst, machten dem Volk zu schaffen. Das alte caldrische Imperium lag in Trümmern. Zu dieser Zeit geschah es, dass ein Heerzug von Orken aus dem Süden heranzog.

Heute gibt es in Engonien keine Orks, aber damals stellten sie eine gewaltige Gefahr für alle guten Menschen dar. Denn der Krieg hatte einen hohen Blutzoll gefordert. Jeldrik machte sich also auf den Weg von Dorf zu Dorf, um zu bewaffnen, wer zu bewaffnen war. Jedes Dorf sollte zumindest einen Kämpfer stellen. So kamen sie in auch in die Baronie Halen, und dort gab es ein kleines Dorf, wo der Großbauer Torfmann der Dorfvorsteher war. Torfmann hatte zwei junge Burschen, grade alt genug, um in den Krieg zu ziehen. Alle anderen waren zu jung, oder zu alt, vielleicht bis auf Marthilda, die hagere Tochter eines Tagelöhners. Weil im Imperium immer nur die Männer in den Krieg zogen und alle caldrischen Kämpfer bis auf den letzten Männer waren, wusste der schlaue Torfmann schon, wer zu den Waffen gerufen werden sollte und weil er seine Söhne nicht in den Krieg ziehen lassen wollte, besann er sich einer List: Er holte sich den Tagelöhner an den Hof und versprach ihm abends, ihn fest anzustellen, wenn er seine Tochter für die Armee Jeldriks melden würde. Der Tagelöhner wollte zuerst nicht, aber Wein und gutes Zureden taten ihr übriges.

Als nun der Tag gekommen war, da Jeldrik mit seiner Armee von dem Dorf stand um zu sehen, welchen Kämpfer dieses Dorf stellen würde, da versteckten sie die beiden Söhne im Wald und schickten Marthilda vor. Ausgehungert, dürr und in den abgetragendsten Kleidern stand sie vor Jeldrik, als man sagte, dass sie der beste Kämpfer sei, den das Dorf aufzubringen hatte.

Die anderen Ritter um Jeldrik hoben an, dass das nicht wahr sein könne man sich nicht betrügen lasse, eine Frau doch nicht kämpfen könne und überhaupt!
Aber Jeldrik stieg von seinem Ross und ging zu dem Mädchen, blickte sie an und sprach:
"Euer Dorf ist in großer Gefahr. Wenn aus dem Süden die Orken einfallen, dann wird sich keine Stadt und kein Dorf und keine Burg ihrer erwehren können. Die einzige Möglichkeit, dieses Dorf zu beschützen, ist es, den Orken entgegenzureiten, sie am Eisenwall zu stellen und ihnen den weiteren Weg zu verwehren. Das werden wir machen und wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen können. Sollten uns nicht genug helfen, dann werden wir scheitern und ihr und wir werden sterben.
Doch zwinge ichh niemanden, zum Schwert zu greifen. Deshalb frage ich dich, Marthilda: Willst du uns begleiten, als der beste Kämpfer dieses Dorfes?"

Marthilda dachte an all die Menschen im Dorf. Die paar Male, da man ihr, der zerlumpten Tochter des Tagelöhners, etwas Gutes getan hatte, konnte sie an einer Hand abzählen. Ihre Mutter war tot, ihr Vater ein Säufer, der sie gerade verkauft und dem sicheren Tode überantwortet hatte, und so sagte sie mit fester Stimme:

"Nein, Herr Jeldrik, ich möchte nicht in den Krieg ziehen, ich möchte nicht kämpfen und ich möchte nicht sterben. Aber, Herr Jeldrik, ich werde mitkommen und helfen so gut ich kann, denn ich kann helfen und daher muss ich helfen, die Menschen zu beschützen."

Jeldrik nickte und erwiderte: "Wahr gesprochen und auch mutig, vor allem mutig! Knie nieder!"
Und vor allen Anwesenden, vor dem ganzen Dorf und dem ganzen Heer schlug er das Lumpenmädchen zum Ritter, zum ersten weiblichen Ritter, den das Land jemals gesehen hatte. Dann wandte er sich zum Dorfvorsteher und sprach:
"Ihr ehrt uns, guter Mann. In diesen Zeiten habe ich noch kein so kleines Dorf gesehen, das einen wahren Ritter stellen konnte. Aber ich fürchte, sie trägt noch nicht all ihre Ausrüstung am Leibe! Ein jeder Ritter hat doch ein Pferd, das beste des Dorfes. Und eben habe ich doch noch diesen schwarzen Rappen gesehen. Kleider taugen auch nicht, sie braucht gute wollene Hosen, die warm sind, so wie eure. Gute Schuhe, ein dickes Wams und Mantel, Brot und Schinken und Rüben und Zwiebeln, als Verpflegung und einen guten Gürtel."

Dann wandte sich Jeldrik an seine Knappen, von denen er mehr als ein halbes Dutzend hatte, da jeder Adlige um die Ehre buhlte, seinen Sohn in die Knappschaft bei Jeldrik zu geben.
"Ein Ritter braucht einen Knappen. Du, Arnd von Hanekamp, du wirst der Knappe von Marthilda von Rappenau sein und ihr alle kleidet sie ein! Gestepptes Wams, die Brust von diesem Junker hier, und sein Schwert ebenfalls. Hopp hopp, zack zack!"

Als sie Marthilda gekleidet und gegürtet hatten und sie auf dem besten Pferd des Dorfes saß, mit den besten Kleidungsstücken des Dorfes und fast all seinen Vorräten versehen, sah sie immer noch wie eine kleine Feldmaus aus, die in Sachen steckte, die ihr viel zu groß waren. Jeldrik dankte erneut dem Dorfvorsteher, der nun ohne Hosen vor der versammelten Ritterschaft stand, und zog mit dem Heer weiter.

Was aber in dem Dorf geschehen war, das sprach sich schneller herum, als das Heer reiten konnte, und jeder Bursche hob nun an, mitzukommen und auch die beiden Söhne des Dorfvorstehers Torfmann liefen den Rittern hinterher. Auch hätte vorher nie jemand gedacht, was nun passierte, denn nicht nur die jungen Burschen schlossen sich dem Heer an, sondern auch viele Mädchen und junge Frauen. In den Burgen des Adels nahmen die Töchter die Rüstungen und Waffen ihrer Väter und Brüder, die tot im Brüderkrieg geblieben waren, und zogen auch aus und nannten sich Ritter und trugen stolz die Farben ihrer Häuser und Geschlechter in die Schlacht."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 06. Sep 18, 20:05
Arienne legte die Feder zur Seite, und hörte Vanion aufmerksam zu. Ab und zu trank sie einen Schluck Wein.
"Das ist eine wundervolle, inspiriende Geschichte. Jedlrik war wahrlich ein weiser Mann", sagte sie als Vanion zu Ende erzählt hatte, "Ich würde gerne wissen wie die Geschichte weiterging. Aber es ja schon recht spät und ich würde sagen, ihr erzählt mir morgen Abend mehr, sonst fürchte ich werde ich mit meinem Bericht zum Ritter von Hirschsprung nicht rechtzeitig fertig."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 08. Sep 18, 20:59
"Da hast du Recht. Also - nachdem Konrad mir diese Geschichte erzählt hatte, da philosophierten wir drauflos, was wohl dahinter steckte, was die Moral dieser Erzählung sei. Rasch sprachen wir über die Göttlichkeit Jeldriks. Konrad erklärte mir den Kern des Jeldrikentums: den Aufstieg eines Menschen zum Göttlichen. Ein seltsamer Gedanke, nicht wahr?

Konrad sprach damals von den sechs Göttern Engoniens. Tior und Szivar, die bösen. Aine und Alamar, die  guten. Und natürlich Aine und Naduria, die keine Seite bevorzugen. Barad Konar war ein Auserwählter Tiors. Ein Auserwählter des Alten Weges, so hieß es: Krieg als Selbstzweck, Blut und Tod und ewiges Schlachten zu Ehren des Herrschers über Blut und Feuer. Von Hirschsprung sagte, die Götter hätten Engonien verlassen, der Pilgerzug hätte dem Reich den Todesstoß versetzt.

Und all das sei geschehen, weil dieser Kriegszug nur fünf, nicht sechs engonischen Gottheiten gedient hätte, denn der Täuscher war ausgeschlossen worden. So war es nicht verwunderlich, sagte Konrad, dass weltliche Mächte sogleich versuchten, den Pilgerzug für eigene Kräfte zu missbrauchen."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 10. Sep 18, 19:55
Arienne machte sich fleißig Notizen und schrieb noch als Vanion geendet hatte.
Sie nippte an ihrem Wein und sah dann den Rittter an: "Eure Diskussion über die Geschichte war sicher sehr intensiv. Über die Geschichte möchte ich auch gerne mit dir sprechen.... Ja das ein Mensch zum Gott geworden sein soll ist seltsam. Für mich sind Götter etwas das vor uns da war und noch nach uns da sein wird. Nicht greifbar und doch immer da", sie machte eine kurze Pause in der sie etwas verlegen den Mund verzog, ehe sie weiter sprach: "Du hast Aine zweimal genannt. Du meintest sicher beim ersten Mal: Lavinia und Alamar, die Guten, während sich Aine und Naduria enthalten."
Wieder machte sie eine Pause und nippe nachdenklich am Wein: "Konrad von Hirschsprungs Glaube an die alten Götter hatte also durch die Geschehnisse rund um Barad Konar und den Pilgerzug an Kraft verloren? Er vertraute nur noch auf Jeldrik? Habe ich dich da richtig verstanden? So wie du es geschildert hast war für ihn auch Szivar ein wichtiger Teil des Pantheos?"
Die junge Frau zog fragend die Augenbrauen hoch und wartete auf eine Antwort.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 10. Sep 18, 21:22
"Habe ich das?" Etwas zerstreut blickte Vanion auf, dann wanderte sein Blick schuldbewusst zu der schon recht leeren Karaffe. "Ich meinte natürlich Lavinia, richtig."
Dennoch griff er erneut zu, leerte die Karaffe in seinen Becher.

"Konrad glaubte, dass der Krieg ausgebrochen war, weil Tior beiden Seiten gleichermaßen seinen Segen erteilt hatte. Der Segen eines Kriegsgottes, eines blutdürstigen Schlächters. Verbittert, wie er mir erschien, machte er den Geschwistern Tiors Vorwürfe, dass sie ihm nicht Einhalt geboten hatten. Und dann erzählte er mir von einem Priester Alamars, der kurz vor dem Ausruf des Pilgerzuges von den Toten wiederkehrte."

Vanion legte eine Kunstpause ein.
"Eine überraschende Wende, n'est-ce pas? Aber während ich mich damals noch mühte, zu fassen, was der alte Ritter da von sich gegeben hatte, machte er schon weiter: wie Jeldrik war dieser Priester von den Toten wiedergekehrt, und wie in Jeldrik setzten die Jeldriken, oder zumindest dieser eine Jeldrike, ihre Hoffnungen in ihn. Hoffnung, das Reich zu einen, wieder zu altem Glanz zu führen, zu Frieden und Wohlstand.

Und dann rief dieser Priester den Pilgerzug aus, gemeinsam mit einem Priester Tiors, mit einer Dienerin der Lavinia, und auch in Nadurias und Aines Namen wurden Eide geschworen. Doch der Täuscher, der blieb außen vor. Verstehst du, warum das Konrad zuwider war?"

Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 10. Sep 18, 21:47
Arienne konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen: "Das passiert bestimmt jedem mal!" Sie schob ihren Becher zu Vanion, der aber die Karaffe in seinen Becher leerte, woraufhin sie den Becher wieder zurückzog.
'Naja vielleicht besser so, dann kann ich besser zuhören und bin morgen frischer.'
Sie schwieg dann eine ganze Weile und ließ sich Vanions Worte durch den Kopf gehen.
"Also war Konrad enttäuscht von den Göttern, dann hat er die Hoffnung durch den Alamar-Priester wiedererlangt, wenn ich deine Worte "dieser eine Jeldrike" richtig deute. Aber wie der Täuscher da jetzt reinpassen soll ist mir schleierhaft."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 10. Sep 18, 22:45
"Nun, ganz einfach. Zwei böse Götter, wie ich eben sagte. Konrad gab Tior die Schuld, und machte dem Pilgerzug den Vorwurf, im Namen ebendieses Gottes zu streiten - und dann kommt dieser Alamarpriester daher, ruft den Pilgerzug aus - und verdammt im Namen des Herrn des Lichts den Gott des Schattens dazu, abseits des Bundes seiner Geschwister zu lauern. So war der Pilgerzug von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wie sollte das Land geeint werden, wenn Tior weiterhin wüten würde? Wie ein Gleichgewicht finden, einen Frieden, wenn der Herr Alamar seinen finsteren Bruder Szivar jagte?

Konrad hatte Jeldrik selbst in diesem Priester gesehen. Die Jeldriken warten auf des Kaisers Rückkehr, und Konrad gehörte zu denen, die dachten, dass es nun soweit wäre. Umso härter muss es ihn getroffen haben, als sich herausstellte, dass es wohl nicht Jeldrik war, der da auf andarranischem Boden wandelte."

Nun griff Vanion zum Becher und trank einen beherzten Schluck. Der Wein breitete sich wohlig in seinem Magen aus. "Vielleicht hätte ich damals einfach den Mund halten sollen. Dann wäre es nicht zu diesem unseligen Duell gekommen." Er schloss kurz die Augen und atmete tief durch.
"Was hilft es, diese Frage zu stellen? Es ist gekommen, wie die Götter es gefügt haben, und nun sitze ich hier, um zu berichten.

Nun, du musst wissen, dass ich in besagtem Pilgerzug selbst fleißig gekämpft hatte. Ich war zwar nur ein Knecht, nichts weiter als eine weitere Klinge in des Herrn Simon Gefolge, aber in diesem Krieg bin ich vom Bauern zum - naja, zum Knappen gereift, wenn man das so ausdrücken kann. Stell dir vor, ein Junge verschwindet vom elterlichen Hof, um Heldentaten zu begehen, und landet in einem blutigen Schlachtgetümmel. Mit der Zeit weichen der Durst nach Heldentaten einem Durst nach Frieden, denn vom Töten hat der Junge rasch genug. Aber er verrichtet seinen Dienst, tut, was er für das Richtige hält, und auf dem Felde wird ihm das Tor zum Knappenstand geöffnet. Dieser Knappe, stolz auf seine Taten, wissbegierig und forsch, hört den Herrn Konrad so über den Pilgerzug reden. Und närrisch, wie dieser Knappe eben war, geigt er dem Herrn Ritter die Meinung. Der Krieg sei kein Werk Tiors gewesen, predigte ich. Allein Szivar sei es gewesen, der seine Geschwister täuschte und einen gegen den anderen ausspielte. Für jedes Götterwirken fand ich ein Beispiel, wahrlich, man hätte mich für einen Prediger gehalten, hätte ich Lorainnes Wappen nicht getragen.

Konrad sagte nichts dazu. Er fragte mich lediglich eines: ob ich Zeuge von Konars Tod geworden war, vor den Mauern Engonias."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 11. Sep 18, 22:23
Arienne machte sich zu Anfang notizen, dann wurde ihr die Erzählung zu wirr um gleichzeitig zu schreiben und aufmerksam zuzuhören.
"Ah ja das verstehe ich. Also Konrad war unzufrieden damit das der Pilgerzug nicht wie die Jeldriken alle Götter um Beistand bat sondern Szivar außen vor ließ...Was mich verwirrt ist Konrads Aussage, dass dadurch der Pilgerzug zum Scheitern verurteilt gewesen ist. Aber der Pilgerzug war doch erfolgreich und hat das Land von Barad Konar befreit, auch wenn es seit dem kein vereintes Engonien wie vor Barad Konar mehr gibt. Ist es ein geeintes Kaiserreich Engonien, dass sich Konrad vom Pilgerzug erhofft hat?"
Sie machte eine Pause und trank den letzten Schluck Wein aus ihrem Becher.
"Ah du warst also auch im Pilgerzug, es war für meinen Bruder der erste Krieg als Knappe, er kam verändert wieder..... Du hast dich also mit Konrad angelegt weil du anderer Meinung warst als er? Und bist du dabei gewesen?"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 20. Sep 18, 21:38
"Konrad sah den Pilgerzug zum Scheitern verurteilt, weil der dazu genutzt wurde, die weltlichen Interessen vieler, allen voran der Imperatorin, durchzusetzen. Etwas Heiliges, entweiht durch schnöde Machtspiele. Und das, was wir einen Frieden nennen, nannte er Zerfall. Und gewissermaßen hat er Recht: das Kaiserreich gibt es nicht mehr. Wie heißen die Reiche nun alle? Middenfelz, Hanekamp, Tangara, das Protektorat, Silvanaja, und natürlich das Imperium, das aber nur noch einen Bruchteil seines früheren, vorjeldrikischen Glanzes besitzt."

Der Ritter legte eine Pause ein, bevor er Ariennes letzte Frage beantwortete.
"Ja, das war ich."
Vanion sah kurz auf, sein Blick begegnete den neugierigen Augen Ariennes. Kurz zögerte er, ob er es erzählen sollte, aber dann gab er sich einen Ruck.
"Als der Pilgerzug vor den Mauern Engonias eintraf, wussten wir, dass wir uns auf eine monate-, vielleicht jahrelange Belagerung einstellen mussten. Wenn das geschieht, beginnt das Volk zu leiden. Essen und Wasser wird knapp, Krankheiten breiten sich aus, tagsüber wird gekämpft und nachts brennen die Dächer. Am wichtigsten ist es, die Kämpfer zu versorgen, und die Schwachen, allen voran die Alten und die Kinder, müssen das Schlimmste ertragen. Ganz davon ab, dass die eigenen Toten kaum zu bestatten sind, man verbrennt sie oft, um Seuchen zu vermeiden. Dieses Leid galt es, kleinzuhalten. Wir waren schließlich die Guten, verstehst du? Wir wollten die Stadt, das Land befreien. Also gab es einen Plan. Stauffer, der Kanzler der Ayd'Owl, hatte vor Jahren die magischen Verteidigungsanlagen der Stadt entworfen, wenn ich mich recht entsinne. Und er kannte eine Schwachstelle, die wir zu nutzen gedachten.

Also entsetzten wir einen kleinen Trupp unter dem Kommando des Herrn Simon de Bourvis. Auch ich war Teil dieser Gruppe, als Knecht in seinem Gefolge. Viele, wenn auch nicht alle der Gesichter, die heute als Helden Engoniens gefeiert werden, waren schon damals dabei. Zwei Tage dauerten die Kämpfe dort, und am zweiten gelang es uns, mithilfe - tja, ich weiß auch nicht, wie genau das funktioniert hat. Es gab einen mächtigen Zauber, vermischt mit Gebeten an Tior, und diese Beschwörung ließ Barad Konar in unserer Mitte auftauchen. Er wurde - teleportiert."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 28. Sep 18, 20:55
Arienne machte sich Notizen als Vanion die Meinung Konrads zum Pilgerzug weiter ausführte und erklärte. Sie nickte als Vanion pausierte: "Ah ja jetzt blicke ich da mehr durch."

Die junge Frau hatte die Feder in der Hand behalten, legte diese aber ab als Vanion von den Geschehnissen vor dern Toren Engonias erzählte. Aufmerksam folgte sie seiner Erzählung und ihr Blick am Ende als Vanion von Konars plötzlichem erscheinen berichtete war erstaunt und fragend zu gleich.
"Konar wurde teleportiert? Na Magie ist schon so eine Sache." Sie pausierte kurz und nahm dann die Feder wieder auf: "Kannst du mir mehr zu dir und Konrad erzählen? So gerne ich weitere Berichte vom Schlachtfeld hören würde, wir haben den Bericht zu Konrad morgen Nachmittag abzugeben. Ich möchte mich beim Schreiben morgen nicht beeilen müssen, sonst kann das niemand lesen." Zum Beweis hob sie ihren Notizzettel an und grinste. Die Schrift darauf war unsauber und an manchen Stellen schwer zu lesen auch wirkte die Schrift eher wie von einem Mann, denn von einer jungen Adligen.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 12. Okt 18, 17:04
Vanion machte eine unwirsche Handbewegung, und seine Miene verfinsterte sich.
"Das ist keine Geschichte, die Leichtigkeit verdient! Es mag ja sein, dass die Jeldriken einen Bericht fordern, aber das heißt nicht, dass wir nur geschriebene Worte abgeben. Aus der Geschichte lässt sich lernen, und lernen tut nur, wer mit wachem Verstand und offenem Herzen sieht. Der Ritterstand ist nicht wie das Soldatentum, das aus der wortgetreuen Erfüllung gegebener Befehle besteht. Es ist eine Ehre und eine Pflicht, eine Bürde, die ihresgleichen sucht, und die soviel Feinfühligkeit und Sanftheit wie Mut und Kraft erfordert. Konzentriere dich nicht auf's Schreiben, sondern auf's Hören, und lass die Feder dann die Bilder malen, die sich in deinem Kopfe formen."

Der Ritter atmete kurz durch. Man sah ihm an, dass er sich nur ungern an jenen Schicksalstag erinnerte. Mit leiser Stimme fuhr er fort, Ariennes Einwand nicht weiter beachtend: "Ich erzählte Konrad von Konar und jenem unseligen Abend, so, wie ich es nun hier dir berichte. Acht Jahre ist es her, als diese Gestalt hervortrat, und noch heute schauert es mich, wenn ich mich erinnere. Hochgewachsen, beredt und wortgewandt war er, und er verhöhnte uns, die wir es nicht vermochten, zu Konar vorzubringen, der hoffnungslos unterlegen durch die Magie in unsere Mitte verbracht worden war. Sein Wort allein erzeugte einen Barriere, die der gerechte Zorn von Kassos Blutklinge nicht durchdringen konnte, und auch niemand sonst besaß eine Macht, die diese Magie gebrochen hätte. Und er sprach zu uns, und mir war, als hörte ich ferne Glocken, hell und frisch, aber doch behaftet mit ... mit ... einem Unterton, in dem Böses schwang.

Damals dachte ich, der Täuscher selbst sei auf der Welt gewandelt, um uns zu verhöhnen. So mächtig erschien mir diese Gestalt, so sprachgewaltig war sie. Heute? Heute überlasse ich solche Fragen den Priestern, und die Wahrheit werden wir wohl nie erfahren, solange wir auf den grünen Wiesen dieser Welt wandeln. Doch damals war ich so gebannt wie ein jeder, und untätig sahen wir zu, wie Konar von dieser Gestalt erschlagen wurde."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 21. Okt 18, 17:37
Arienne senkte kurz beschämt den Kopf als Vanion seine mahnenden Worte sprach.
Dann legte sie die Feder ab und hörte seinem Bericht weiter aufmerksam zu.

Als der Ritter fertig war, sah sie ihn fragend und verwirrt an. Die junge Frau beschloss aber ihre Frage etwas zu verschieben und aus dem fragenden Gesichtsausdruck wurde ein verlegener: "Ich möchte entschuligen. Ich nehme deinen Bericht ernst und bin mir bewusst, dass die Geschichte nicht leicht genommen werden darf. Ich war nur zu sehr auf den Bericht für die Jeldriken über Herrn Konrad fokussiert.  Ich verstehe jetzt warum du so weit ausgeholst hast. Ohne deinen Bericht von der Schlacht um Engonia würde sich mir der Grund deines Duells mit Herrn Konrad nicht erschließen. " Sie machte ein Pause ehe sie weiter sprach: "Ich habe zum letzten Teil deines Berichts und zum Herrn Konrad ein paar Fragen: Ihr habt also Konar "beschworen", aber bevor ihr ihn angreifen konntet ist einen seltsame Gestalt aufgetaucht, die euch nicht an Konar rangelassen und ihn getötet hat?! .....Die Frage zu Herrn Konrad ist: War er bei diesem Ergeignis dabei wie du, oder hat er nur Berichte gehört, durch die er sich eine Meinung gebildet hat?"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 30. Okt 18, 11:47
"Damals wusste ich nicht, was ich heute weiß, und meine Erinnerung ist verschwommen. Kassos war und ist ein Priester des Neuen Wegs, und seine Gebete zu Tior sind anders als die von Konar es waren. Er war es, der eine Zeremonie begann, an deren Ende der Kaiser vor uns erschien. Sprich mit ihm, wenn du darüber etwas wissen möchtest - ich kann dir nichts dazu berichten. Und zu Konrad ... er hatte nur Gerüchte vernommen bis zu dem Tag, an dem wir uns begegneten. Plötzlich wirkte dieser alte Ritter unglaublich wach, und ich erzählte ihm, was geschehen war. Hätte ich das nur nicht getan! Denn als mein Bericht geendet war, stellte er mir eine einzige, verhängnisvolle Frage."

Vanion hielt inne, straffte sich, und fuhr dann fort:
"Der Täuscher war es, der Konar besiegt hatte. Und Konrad fragte mich: Sollten wir ihm dann nicht dankbar sein?"
Wieder hielt er inne und sah Arienne direkt in die Augen.
"Sag mir, Arienne von Mühlenbruch. Sollten wir dem Täuscher dankbar sein, dass er uns von dem Übel, das Tiors Avatar darstellte, erlöst hat?"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 02. Nov 18, 19:31
Aufmerksam hörte Arienne der Fortsetzung von Vanions Bericht zu an dessen Ende sie den Ritter ungläubig ansah. Seinem Blick hielt sie stand, sie machte ein paar tiefe Atemzüge ehe sie Vanion antworte: "Ich finde nicht das wir dem Täuscher dankbar sein sollten, deiner Schilderung nach hätte ihr Konar selbst richten können. Außerdem hätte man Konar noch befragen können und diese Möglichkeit wurde dem Pilgerzug genommen. Vielleicht hatte der Täuscher etwas zu verbergen?"
Sie machte eine kurze Pause und schüttelte dann den Kopf: "Konrad fand es gut, dass der Täuscher eingriffen hat?"
Sie zog ihre Notizen heran und ein paar Augenblicke las sie vertieft. Dann hob sie den Kopf und sah den Ritter mit einem grübelden Gesicht an: "Wenn ich meine Notizen so durchgehe ... ich will Konrad nicht verteidigen,... vielmehr seine Sichtweise versuchen zu verstehen. Also nachdem was du mir über Konrad und seine Sicht auf den Pilgerzug gesagt hast, dass es seiner Meinung nach nicht gut gewesen sei den Täuscher außen vor zulassen: Vielleicht hat Konrad im Erscheinen des Täuschers dessen Rache für die Nichtweihe des Pilzerzugs in seinem Namen oder eine ungefragte Legitimation des Pilgerzuges durch den Täuscher gesehen."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 04. Nov 18, 21:22
Vanion ließ nicht erkennen, ob die Antwort ihn zufriedengestellt hatte oder nicht.

"Konrad war der Überzeugung, dass der Pilgerzug Engonien nicht geeint, sondern zerissen hätte. Dass der Pilgerzug Schuld daran wäre, dass das alte Kaiserreich zerbrochen ist. Weder der Hundekaiser noch der Pilgerzug handelten nach hehren Idealen, sondern befriedigten nur ihre Gelüste nach Macht, Rache oder schlicht Blutdurst. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass die Person, von der der Ritter von Hirschsprung damals sprach, auch heute wieder hoch umstritten ist.

Weißt du, die Legende Jeldriks fußt auf seiner Wiederkehr von den Toten. Lass dir die ganze Geschichte von den Jeldriken erzählen, aber als Jeldrik aus dem Theater herabstieg, da einte er Engonien. Und vor einigen Jahren gab es auch jemand anderen, der von den Toten zurückkehrte. Den Flamen Magnus Solis Alamariani Damian, der im Elfenwald Lorinan auf der Jagd nach dem Schwarzen Keiler sein Leben gelassen hatte. Er war wiedergekehrt, und wie viele Jeldriken hoffte auch Konrad, dass Damian im Namen Jeldriks nun aufstehen würde, das Reich zu einen. Stattdessen rief Damian den Pilgerzug im Namen Alamars aus und schloss Szivar aus, und legte so den Grundstein für den Zerfall des Reiches. Und als er mir all das erzählt hatte, und ich ihm dann erzählt hatte, wie Konar sein Ende fand - da fragte mich Konrad, wem die all die Toten wirklich zur Last zu legen zu wären. "Szivar!", rief ich aus, denn des Täuschers Ränken war dieser Krieg und dieser Zerfall zur Last zu legen, das glaube ich noch heute mit jeder Faser meines Herzens. Doch Konrad sprach die Toten Tior, dem Herrn der Schlachten zu, und kein Wort vermochte es, ihn zu überzeugen. Und dann tappte ich in seine Falle."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 19. Nov 18, 21:07
Arienne hörte aufmerksam zu und versuchte dem Ritter in seinen Gedankengängen und seiner Schilderung zu folgen. Nachdem er geendet hatte, dachte sie noch eine Weile über das gehörte nach.
"Wer ist gemeint mit "der Person von der der Ritter von Hirschspruch damals sprach"? Ich kann dir da nicht ganz folgen." Sie machte eine Pause und überlegt nochmal, kam aber nicht weiter. "Hmm," sie zuckte mit den Schulter und sprach weiter: "Wenn ich dich bei deinen weiteren Ausführungen richtig verstanden habe gab der Herr Ritter von Hirschsprung nicht nur Tior die Schuld am Krieg sondern auch dem ehrenwerten Flamen Magnus Solis Alamariani Damian? Weil dieser nicht nach den Idealen der Jeldriken gehandelt und Engonien wieder geeint hat?" Mit einem fragenden Blick sah sie den Ritter an.
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 19. Nov 18, 21:36
"Er sprach von dem Flamen Damian aus Voranenburg."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 19. Nov 18, 21:57
Auf Ariennes Gesicht zeichenete sich Ungläubigkeit ab. Sie schüttelte den Kopf ob dieser Information. "Ah okay das war meine Vermutung. Der Herr Ritter Konrad von Hirschsprung hatte schon eine sehr spezielle Meinung." Sie machte ein kurze Pause und streckte sich. Dann Griff sie nach dem leeren Krug: Ich werde mal schauen ob ich unten noch einen Krug Wasser bekomme.  Soll für dich noch etwas Wein holen?"
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Vanion am 26. Nov 18, 14:11
"Nein, keinen Wein mehr. Danke dir!"

Als Arienne wiederkam, fuhr Vanion fort:
"Ich will mich kurz halten, schließlich musst du ja einen Bericht schreiben. Also - Konrad war anderer Meinung als ich, aber ich lastete all die Sünden des Krieges dem Pilgerzugs an. Er nahm mich beim Wort, bezeichnete die Imperatorin, meine Ritterin und mich als Diener des Täuschers."

Er grinste verschmitzt.
"Ja, so wie du hab ich auch ausgesehen. Er hat mich darüber gefordert, dass ich mich gegen seine Worte gewehrt habe, und hat über meinen Stand als Knappe hinweggesehen. Mein Herz klopfte damals bis zum Hals, und was blieb mir anderes, als mein Schwert zu ergreifen und mich dem Kampf zu stellen? Der Rest ist schnell erklärt: Wir kämpften, und er starb."
Titel: Antw:Ein Gasthaus in Engonia
Beitrag von: Arienne am 28. Nov 18, 22:15
Arienne hatte gerade die Türe hinter sich geschlossen und stand noch mitten im Raum als Vanion weiter sprach.
In ihrem Gesicht zeigte sich Verwirrtheit ab. Mit gerunzelter Stirn trat sie an den Tisch, stelle den Krug ab und sah Vanion an. Während sie sprach hantierte mit den Händen als würde sie ihre Gedanken nicht blos im Kopf sortieren: "Ehmm du hast mich abgehängt. Du hast doch vorhin noch gesagt, dass du dem Täuscher die Schuld gibst für den Krieg der zum Pilgerzug und dem Zerfall des Kaiserreiches geführt hat. Während es Konrad war der den Pilgerzug die Schuld gab.
Jetzt sagst du es genau anders herum?"
Fragend und etwas hilflos hog sie Hände und macht eine abwägende Bewegung: "Was stimmt denn jetzt?"

Resignierend seuftze sie und setzte sich. Sie griff nach dem Krug und wollte ihren Becher füllen, war aber noch so in Gedanken, dass sie ihn umstieß. Er rollte jedoch nicht weit ehe sie ihn zu fassen kam und wieder aufstellte. Den Becher festhaltend füllte sie ihren und danach Vanions.
Mit beiden Händen den Becher haltend wartete sie nachdenklich auf eine Antwort des Ritters.